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Die
Erfindung betrifft einen Fahrgastsitz für ein Personennahverkehrsmittel
mit einem eine Rückenschale
und eine Sitzschale aufweisendem Mittelabschnitt und jeweils an
den Seiten des Mittelabschnittes angeordneten Tragholmen nach der
im Oberbegriff von Anspruch 1 näher
definierten Art.
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Derartige
Fahrgastsitze sind als einteilige Kunststoffschalensitze in der
Praxis aus Omnibussen, Straßenbahnen
und anderen Personennahverkehrsmitteln hinlänglich bekannt.
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Diese
Fahrgastsitze, welche komplett einstückig in einer Spritzgießmaschine
hergestellt werden, erfordern einen minimalen Montageaufwand, haben allerdings
hinsichtlich ihrer Herstellung den Nachteil, dass auf der Rückseite
ihres Rückenteiles
ein umschließender
Holm gespritzt werden muss, wozu ein entsprechend großes und
teures Werkzeug erforderlich ist.
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Des
weiteren ist es nachteilig, dass mit dem Werkzeug lediglich ein
Standardsitz hergestellt werden kann und zur Herstellung von Sitzen
mit besonderer Sitz- und Rückenschale
oder Sonderbreiten, wie z. B. einem extrabreiten Mutter-Kind-Sitz
oder einem besonders schmalen Sitz an Engstellen in einem Fahrzeug,
ein eigenes Werkzeug erforderlich ist.
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In
der
EP 0 677 421 A2 ist
ein gattungsgemäßer Fahrgastsitz
beschrieben, dessen Tragholme durch geschlossene Kammern gebildet
sind und der durch ein relativ aufwändiges Blasformverfahren hergestellt
wird.
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Die
WO 97/10968 A1 beschreibt
einen Fahrgastsitz für
ein Nahverkehrsmittel mit einer Trägerstruktur aus Metallholmen
und einem Kunststoffsitzkörper.
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Aus
der
DE 296 01 935
U1 ist ein Fahrgastsitz für ein Nahverkehrsmittel bekannt,
bei dem der Mittelabschnitt und daran seitlich anbringbare L-förmige Tragholme
als separate Teile gefertigt und nachträglich miteinander verbunden
werden.
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Mit
dieser Lösung
wird zwar eine flexible Gestaltung der Sitze, auch hinsichtlich
der Sitzbreite, ermöglicht,
jedoch müssen
sämtliche
Elemente auf eigenen Werkzeugen hergestellt und anschließend aufwendig
montiert werden, wodurch hohe Herstellungskosten und vor allem hohe
Werkzeugkosten anfallen.
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Des
weiteren ist die Festigkeit der Tragholme im Bereich des Überganges
von Rückenteil
zu Sitzteil nicht ausreichend, weshalb zur Verstärkung der Tragholme in aufwendiger
Weise Metallversteifungselemente eingefügt werden müssen.
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Aus
der
DE 296 16 360
U1 ist ein Fahrgastsitz für ein Personenbeförderungsfahrzeug
bekannt, bei dem das Sitzgestell aus zwei in einem Abstand zueinander
angeordneten Längsholmen
besteht, welche Aufnehmungen aufweisen, in die am Rückenteil
befestigte Fixierelemente eingreifen.
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Aus
der
FR 2 333 663 A2 ist
ein weiterer Fahrzeugsitz bekannt, dessen zwei Halbschalen an ihren
vorderen und hinteren Rändern
einen Falz in Richtung der Innenseite des Sitzes aufweisen, der
so ausgeführt
ist, dass der gefaltete Teil der vertikalen Ebene der Sitzsymmetrie
angepasst ist. Der Zusammenbau der zwei Halbschalen wird dadurch
erreicht, dass eine gegen die andere fixiert wird, beispielsweise
durch Schweißen,
Verschrauben oder Vernieten, wobei die gefalteten Teile den zwei
Halbschalen entsprechen.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Fahrgastsitz
für ein
Personennahverkehrsmittel bereitzustellen, der bei Beibehaltung einer
einfachen und sicheren Konstruktion mit möglichst geringem und kostengünstigen
Werkzeugaufwand mit unterschiedlichen Gestaltungen oder Breiten
hergestellt werden kann.
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Erfindungsgemäß wird diese
Aufgabe durch die im Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst.
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Durch
die erfindungsgemäße Ausgestaltung des
Fahrgastsitzes lässt
sich derselbe mit einem auf sehr effektive Weise durchführbaren
Spritzgießverfahren
herstellen, wobei die erforderliche Steifigkeit durch die erfindungsgemäß verlaufenden
Rippen erreicht wird.
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In
einer besonders vorteilhaften Ausführung des erfindungsgemäßen Fahrgastsitzes
kann vorgesehen sein, dass die Tragholme in ihrem Querschnitt annähernd C-förmig und
in Längsrichtung
im wesentlichen L-förmig
ausgebildet sind.
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Insbesondere
die Ausbildung der Tragholme mit Rippen trägt bedeutend zur Versteifung
von diesen bei, so dass keine weiteren Versteifungselemente in den
Tragholmen erforderlich sind.
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Eine
besonders hohes Widerstandsmoment der Tragholme lässt sich
erzielen, wenn die Rippen im wesentlichen senkrecht zu der Fläche der
Rückenschale
und entgegen deren Krafteinwirkung angeordnet sind, wobei die Rippen
in Richtung des Mittelabschnittes verkürzt ausgebildet sein können.
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Die
Ausrichtung der Rippen entgegen der Rückenschale verleiht den Tragholmen
eine so große Festigkeit, dass sämtliche funktionalen Teile
an den Tragholmen befestigt werden können, da diese bei Gewährleistung
einer hohen Betriebssicherheit auch in Unfallsituationen zur Aufnahme
aller Kräfte im
Stande sind.
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Weitere
Vorteile und Ausführungen
des erfindungsgemäßen Fahrgastsitzes
ergeben sich aus den weiteren Unteransprüchen und den nachfolgend anhand
der Zeichnung prinzipmäßig beschriebenen Ausführungsbeispielen.
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Es
zeigt:
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1 eine
perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäß hergestellten Fahrgastsitzes
mit Standardbreite,
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2 eine
Explosionsdarstellung eines erfindungsgemäß hergestellten Fahrgastsitzes
mit einer Sonderbreite, und
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3 einen
Querschnitt durch seitliche Tragholme der Fahrgastsitze gemäß 1 oder 2
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Bezugnehmend
auf 1 ist ein einstückig aus Kunststoff gegossener
Fahrgastsitz 1 für
ein Personennahverkehrsmittel äußerst schematisiert
dargestellt, welcher einen Mittelabschnitt 2 mit einer
Rückenschale 3 und
eine Sitzschale 4 aufweist. Seitlich des Mittelabschnittes 2,
welcher in 1 ohne Polsterauflage dargestellt
ist, schließt
sich jeweils ein Tragholm 5 und 6 an, welcher
in seinem Querschnitt annähernd
C-förmig und
in Längsrichtung
im wesentlichen L-förmig
ausgeformt ist und Rippen 7 aufweist, welche in 3 ersichtlich
sind.
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Der
einen Standardsitz darstellende Fahrgastsitz 1 gemäß 1 wird
als eine geschlossene Schale mit einer vordefinierten Standardbreite
B_1 gegossen, wobei im Bereich der Sitzschale 4 beim Gießen ein
Kern eingelegt wird, durch den eine mittige Aussparung 8 gebildet
wird, an deren Rändern
ein in 1 nicht näher
dargestellter Polsterträger
durch eine Clip-Verbindung bzw. Schnappverbindung oder eine andere
geeignete Verbindungsart befestigt wird. Durch die mittige Aussparung 8 ist
es möglich,
das Gewicht des Fahrgastsitzes 1 ohne nennenswerte Minderung
der Festigkeit deutlich zu reduzieren.
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In 2 ist
eine stark schematisierte Explosionsdarstellung eines Sondersitzes 1' ersichtlich, welcher
eine von der Standardbreite B_1 des Standardsitzes 1 abweichende
Sonderbreite B_2 aufweist.
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Der
Sondersitz 1',
welcher eine Überbreite im
Falle eines "Eineinhalb-Sitzes" für Mütter mit
Kindern oder eine schmälere
Sitzbreite aufweist, setzt sich eben falls aus einem Mittelabschnitt 2' mit einer Rückenschale 3' und einer Sitzschale 4' und den seitlichen
Tragholmen 5, 6 zusammen, wobei die Tragholme 5, 6 in
der selben Spritzgussmaschine wie der Standardsitz 1 gegossen
werden. Hierzu wird in dem Werkzeug im Bereich des Mittelabschnittes 2 des Standardsitzes 1,
welcher in 1 durch die gestrichelten Linien 9 angedeutet
ist, ein Gusskern eingelegt.
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Die
Tragholme 5, 6 des Standardsitzes 1 oder
des Sondersitzes 1' werden
so gegossen, dass ihre Rippen 7 im wesentlichen senkrecht
zur Fläche der
Rückenschale 4 bzw. 4' und entgegen
deren Krafteinwirkung angeordnet sind. Die Rippen 7 verlaufen
dabei parallel in Längsrichtung
der Tragholme 4, 5 und sind in Richtung des Mittelabschnittes 2 bzw. 2' verkürzt, womit
die Ausbildung der Rippen 7 der Verteilung des erforderlichen
Widerstandsmomentes entspricht.
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Um
eine hohe Festigkeit im Übergangsbereich
zwischen Rückenschale 3, 3' und Sitzschale 4, 4' zu gewährleisten,
werden die Tragholme 5, 6 derart geformt, dass sie
im Abwinkelungs- bzw. Übergangsbereich
von der Sitzschale 4, 4' zu der Rückenschale 3, 3' ihren maximalen
Querschnitt aufweisen, wobei sich die Dicke der Tragholme 5, 6 im
Bereich der Rückenschale 3, 3' nach oben verjüngt. Im
Bereich der Sitzschale 4, 4' nimmt die Dicke der Tragholme 5, 6 entgegen
dem vorderen Sitzende ebenfalls ab, jedoch bleibt der Querschnitt
der Tragholme 4, 5 bis in den Bereich einer ersten
Befestigung 10 an einem in 2 ersichtlichen
Sitzuntergestell 11 konstant. Das Sitzuntergestell 11 für den Standardsitz 1 oder
den Sondersitz 1' ist
von üblicher
Bauart und setzt sich aus einer Quertraverse 12, einer
Wandmontierung 13 auf einer ihrer Seiten und einem Stützbein 14 auf
ihrer anderen, einem Fahrzeuggang zugewandten Seite zusammen, wobei
die Quertraverse 12 auf ihrer dem Fahrzeuggang zugewandten
Seite einen Deckel 15 oder alternativ einen Abweisbügel (nicht
dargestellt) aufweist.
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Die
Tragholme 5, 6 für den Sondersitz 1' werden nach
dem Gießen
mit dem Mittelabschnitt 2' verbunden,
wobei die Rückenschale 3' und die Sitzschale 4' des Mit telabschnittes 2' einstückig oder
als separate Bauteile wie in 2 ausgebildet
werden.
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In
dem Ausführungsbeispiel
nach 2 ist die Rückenschale 3' mit einer ergonomischen
Rückenlehnenkontur
ausgeformt und erstreckt sich an ihrem unteren Ende bis über den
Abwinkelungsbereich von der Rückenlehne
zur Sitzfläche.
Die Rückenschale 3' und die Sitzschale 4' werden auf
den seitlichen Tragholmen mittels einer Schnappverbindung und/oder
Nietverbindung und/oder Schraubverbindung und/oder Schweißverbindung
befestigt, wobei sich die geeignetste Befestigungsart aus der zu erwartenden
Beanspruchung ergibt. Sämtliche
funktionalen Teile werden an den seitlichen Tragholmen 5, 6 befestigt,
da diese eine tragende Funktion haben und alle Kräfte aufnehmen
können.
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Am
oberen Ende der Tragholme 5, 6 werden diese mit
einem Querprofil 16 miteinander verbunden, wodurch eine
höhere
Verwindungssteifigkeit des Sondersitzes 1' erreicht wird.
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In
einem nicht näher
dargestellten Ausführungsbeispiel
kann die Querverbindung 16 auch einen sich über die
gesamte Sitzbreite erstreckenden Haltegriff aufweisen.
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Bei
der in 2 dargestellten Ausführung des Sondersitzes 1' werden die
seitlichen Tragholme 5, 6 am vorderen Sitzende
mit einer die Sitzschale 4' bildenden
Querverbindung 17 miteinander verbunden, wobei durch die
Reduzierung der Sitzschale 4' auf
die schmale Querverbindung 17 ein geringeres Gesamtgewicht
erzielt wird.
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Wie
ebenfalls in der Explosionszeichnung des Sondersitzes 1' in 2 zu
ersehen ist, wird zur Polsterung des Fahrgastsitzes an der Rückenschale 3' und der Sitzschale 4' jeweils ein
Polsterträger 18, 19 mit
einer darauf angeordneten Polsterung 20, 21 mittels
einer nicht näher
dargestellten Schnappverbindung befestigt.
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Um
ein eventuelles Entwenden der Polsterung durch Fahrgäste zu verhindern,
kann in einer nicht darge stellten Ausführungsvariante vorgesehen sein,
dass an den seitlichen Tragholmen 5, 6 auf welchen
die Polsterträger 18, 19 seitlich
befestigt werden, Haken mit angespritzt werden, welche nach unten
geöffnet
sind und über
Schlitze auf der Unterseite der Polsterträger 18, 19 bis
in den Bereich der Polsterung 20, 21 bei der Montage
eingeführt
werden, wodurch die Polsterträger 18, 19 gegen
ein schnelles Entwenden gesichert sind. Selbstverständlich sind jedoch
auch andere Arretierungsmöglichkeiten
herkömmlicher
Art, wie zum Beispiel Schraubverbindungen anwendbar, um die Polsterträger 18, 19 zu
sichern.
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Um
die Polsterungen 20, 21 vor seitlichem Abrieb
an den Umfangskanten zu schützen,
werden die seitlichen Tragholme 5, 6 derart ausgeformt,
dass sie auf ihrer dem Mittelabschnitt 2, 2' abgewandten Seite
eine Seitenwand bzw. Seitenwange 22 aufweisen, welche die
Polster 20, 21 seitlich bis auf einen schmalen
freien Rand umfassen. Durch diese einfache Maßnahme kann der Erneuerungszyklus
für Textilpolster
erheblich verlängert
werden, was bei stark frequentierten Personennah verkehrsmitteln
zu einer deutlichen Reduzierung der Betriebskosten führt.
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Um
bei einer entgegengesetzten Anordnung von zwei Fahrgastsitzen 1, 1' mit einander
berührenden
Rückenschalen 3, 3' den aufgrund
der Neigung der Rückenschalen 3, 3' vorhandenen
Zwischenraum zwischen den Fahrgastsitzen seitlich durch eine nicht
dargestellte Platte abzudecken, werden die Tragholme 5, 6 auf
ihrer der Sitzfläche
abgewandten Seite jeweils mit einer Nut 23 ausgebildet,
in welche die als Sichtschutz dienende Platte einführbar ist. Somit
ist mit einer einfachen Montage eine dem gewählten Design angepasste Lösung auf
konstengünstiger
Ebene realisierbar.
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In
den vorliegenden Ausführungsbeispielen werden
die Tragholme 4, 5 und das Mittelteil 2, 2' jeweils aus
Kunststoffspritzguss geformt. Bei dem Sondersitz 1' werden das
Querprofil 16 am oberen Ende der Rückenschale 3' und die die
Sitzschale 4' bildende
Querverbindung 17 ebenfalls aus Kunststoffspritzguss hergestellt.
Selbstverständlich
können
diese Elemente in einer anderen Ausführungsform alternativ auch
aus Aluminium gegossen werden.
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Bei
der Herstellung des Sondersitzes 1', bei dem der Mittelabschnitt 2' ein separates
Bauteil darstellt, kann die Rückenschale 3' und Sitzschale 4' in weiteren
Ausführungen
auch aus anderen Materialien gebildet werden, wobei das Mittelteil 2' oder auch nur
die Rückenschale 3' aus einem Halbzeug,
z. B. Plattenware, in einem Umformverfahren wie z. B. Stanzen oder
Pressen hergestellt werden kann und das obere Querprofil 16 und
die Querverbindung 17 aus Stahl gebildet sein können.
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Durch
die Möglichkeit,
den Mittelabschnitt 2' aus
unterschiedlichsten Materialien wie z. B. preiswertem Blech oder
edleren Hölzern
zu gestalten, können
neben dem technischen Vorteil, den jeweiligen Brandschutzbestimmungen
optimal genügen
zu können,
auch unzählige
optische Designmöglichkeiten
verwirklicht werden.
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Zusammenfassend
kann festgestellt werden, dass das vorgestellte Herstellungsverfahren
für Fahrgastsitze
zum Einsatz in öffentlichen
Personennahverkehrsmitteln mit einem einfachen Werkzeugkonzept,
nämlich
einem Werkzeug zur Herstellung einteiliger Standardsitze 1 und
der Tragholme 5, 6 von Sondersitzen 1', eine Variantenvielfalt
in der Sitzanordnung mit Sitzen unterschiedlicher Materialien und Breite
zu niedrigen Kosten ermöglicht.
Der einfache Aufbau der Sitze 1, 1', welche im einfachsten Fall aus einem
Bauteil bei einem Standardsitz 1 und aus drei Bauteilen
bei einem Sondersitz 1' bestehen,
ermöglicht
zudem eine schnelle Montage. Die Fahrgastsitze 1, 1' welche sich
durch ein geringes Gesamtgewicht auszeichnen, weisen durch die Rippen 7 in
den Tragholmen 5, 6 zudem eine hohe Steifigkeit
und durch die Seitenwangen 22 einen Polsterkantenschutz
auf.