DE19738484A1 - Verwendung von N-Propanoyl-Mannosamin als Medikament - Google Patents

Verwendung von N-Propanoyl-Mannosamin als Medikament

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Description

Die Erfindung betrifft die Verwendung eines N-Propanoylmannosamins, das bevorzugt synthetisch ist. Diese Substanz wird als Stimulator für Oligodendrozyten eingesetzt.
Stand der Technik
Synthetisch hergestellte Derivate der Neuraminsäure-Vorläufer, wie N- Propanoylmannosamin, werden von verschiedenen Zellen toleriert und metabolisiert. (H. KAYSER et al. (1992) J. Biol. Chem. Vol.: 267 (24), pp: 16934-16938).
Solche Neuraminsäure-Vorläufer sind in Keppler et al. (1995) J. Biol. Chem. Vol.: 270 (3), pp: 1308-1314 beschrieben. Darin wird auch über die Herstellung der Substanzen berichtet. Besonders ist die Substanz N- Propanoylmannosamin dabei von Interesse, jedoch werden auch die folgenden Substanzen als Vergleich für die Spezifität der erfindungsgemäßen Substanz hinzugezogen: N-Acetylmannosamin und N-Butanoylmannosamin.
Auch bei der Tumorgenese ist die Sialylierung der Glycoproteine auf der Zellmembran wesentlich. So scheint die Stärke der Sialylierung mit der Malignität eines Tumors zu korrelieren. (B.E. HARVEY et al. (1992) Cancer Res. Vol.: 52 (7), pp: 1775-1779) Durch derartige synthetische Neuraminsäure-Vorläufern konnte gezeigt werden, daß die zell-kontakt­ abhängige Hemmung des Wachstums von Zellen verändert wird. (J.R. WIESER et al., (1996) FEBS Letters, Vol 395, pp 170-173).
Die Sialylierung ist auch bei Zellen des Nervensystems untersucht worden. Dabei konzentriert sich die Forschung auf das polysialylierte neuronale Zelladhäsions-Molekül (polysialylated neural cell adhexion molecule = PSA- NCAM). (U. RUTISHAUSER (1996) Curr. Opin. Cell. Biol., Vol. 8, pp 679-684).
Aufgabe
Es stellt sich somit die Aufgabe, neue Substanzen anzubieten, die neben immunmodulatorischen Funktionen auch weitere modulatorische Funktionen aufweisen. Dabei soll eine funktionelle Spezifität und auch bestimmte Zelltypen aktiviert werden, die Myelinisierung und Remyelinisierung wesentlich sind.
Lösung
Die Aufgabe wird gelöst durch die Verwendung von N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin zur Herstellung eines Medikaments zur Myelinisierung und Remyelinisierung.
Am meisten ist die Substanz N-Propanoylmannosamin bevorzugt.
N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N- Cyclopropanoylmannosamin stimulieren die Präsenz von Oligodendrozyten- Vorläufern, die A2B5-Antigen und später O4-Antigen exprimieren, in Nähe von Nervenzellen und deren Axone.
Die Antigene sind beschrieben in der Publikation von R.S. CAMERON and P. RAKIC (1991, Glia Vol.: 4 (2), pp: 124-137.
Die Funktion des N-Propanoylmannosamins und seiner Derivate ist substanzspezifisch. Die erfindungsgemäße Funktion, als Stimulator auf spezifische Zellen zu wirken, unterbleibt, wenn ähnliche Substanzen, wie zum Beispiel ein N-Acetylmannosamin oder ein N-Butanoylmannosamin, in Versuchen eingesetzt werden. Allein N-Propanoylmannosamin, N- Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin haben die spezifische Wirkung als Stimulator. Allein die erfindungsgemäßen Substanzen haben die myelinisierende und remyelinisierende Wirkung.
Die Erfindung umfaßt weiterhin die Verwendung von N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin zur Herstellung eines Medikaments, welches ,eine Zusammensetzung (i) aus dem N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N- Cyclopropanoylmannosamin und (ii) aus pharmakologisch verträglichen Trägern und Zusatzstoffen. Solche Stoffe sind in Remingtons's Pharmaceutical Science, 15th ed. Mack Publishing Company, East Pennsylvania (1980) beschrieben. Die Zusammensetzungen können nach bekannten Verfahren hergestellt werden.
VERWENDUNG ALS ARZNEIMITTEL
N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N- Cyclopropanoylmannosamin (erfindungsgemäße Substanzen) besitzen pharmakologische Eigenschaften und sind deshalb als pharmazeutischer Wirkstoff verwendbar. Insbesondere N-Propanoylmannosamin, N- Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin zeigen eine stimulierende Wirkung gegenüber Vorläuferzellen der Oligodendrozyten. Die erfindungsgemäßen Substanzen zeigen eine Stimulation ab einer Konzentration von 0,5 mmol/l. Die Myelinisierung oder Remyelinisierung läßt sich im Test nach dem im weiteren folgenden Beispiel nachweisen, indem die Präsenz der A2B5-antigen-positiven Oligodendrozyten gemessen wird.
Dabei werden die Wanderungs-Distanzen vor und nach der Induktion gemessen. So sind N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin in Konzentration von 0,5 bis 100 mmol/l einsetzbar.
Die Versuchsergebnisse dieses in vitro-Tests zeigen, daß die erfindungsgemäßen Substanzen zur medizinischen Behandlung verwendet werden können. Diese Versuchsergebnisse lassen sich von dem in vitro- Testsystem auf ein in vivo-System problemlos übertragen. Die Literatur belegt, daß bei Transplantationen A2B5-antigen-positiven Oligodendrozyten wanderungsfähig sind. (A.E. WARRINGTON (1993), J. Neurosci. Res. Vol. 34 (1), pp 1-13 und M. GUMPEL et al. (1993) Dev. Neurosci, Vol. 11 (5), pp 603- 612). Um traumatische Läsionen von Nervengewebe bilden sich verstärkt A2B5-antigen-positive Oligodendrozyten (M. GUMPEL et al. (1993) Dev. Neurosci, Vol. 11 (5), pp 603-612).
Die Erfindung liefert weiterhin
  • (i) die Verwendung ein N-Propanoylmannosamin, N- Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin oder ein Gemisch davon zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung oder Prävention von Demyelinisierung oder drohender Demyelinisierung,
  • (ii) ein Verfahren zur Behandlung oder Prävention von Demyelinisierung oder drohender Demyelinisierung, welches Verfahren eine Verabreichung mindestens einer Substanz gemäß der Erfindung umfaßt, wobei die Menge die Krankheit unterdrückt oder die Vorsorge schafft, und wobei die Substanzmenge einem Patienten gegeben wird, der ein solches Medikament benötigt;
  • (iii) eine pharmazeutische Zusammensetzung zur Behandlung oder Prävention von Demyelinisierung oder drohender Demyelinisierung,
welche Behandlung oder Prävention N-Propanoylmannosamin, N- Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin oder deren Gemisch und wenigstens einen pharmazeutisch verträglichen Träger und Zusatz umfaßt.
Für diese therapeutische Wirkung sind unterschiedliche Dosen geeignet. Sie hängen beispielsweise von der verwendeten Substanz, von dem Wirt, von der Art der Verabreichung und von der Art und der Schwere der zu behandelnden Zustände ab.
Im allgemeinen sind jedoch bei Tieren zufriedenstellende Resultate zu erwarten wenn die tägliche Dosis einen Bereich von 5 bis 300 mg/kg Körpergewicht umfassen, bevorzugt 10 bis 200 mg/kg, mehr bevorzugt 20 bis 120 mg/kg am meisten bevorzugt 40 bis 70 mg/kg.
Der N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N- Cyclopropanoylmannosamin können daher zur Behandlung und Prävention von Krankheiten verwendet werden, bei denen die Myelinscheiden nicht ausreichend ausgebildet werden oder ganz oder teilweise zerstört werden oder sind. Krankheiten dieser Art sind beschrieben in
K.J. SMITH, (1994) Eye, Vol. 8, pp 224-237;
S.G. WAXMAN et al. (1995) in Waxman et al. (Eds.) The axon: Structure function and pathophysiology, Oxford: Oxford University Press;
F. SEIDELBERGER et al. (1996) Vol. 22, pp 559-579.
Insbesondere zählen zu den Krankheiten auch multiple Sklerose und traumatische Läsionen durch Nervenschnitte und Nervenrisse.
Beispiele 1. Nachweis der mangelnden Toxizität der Substanz N- Propanoylmannosamin
Sechs Ratten werden zweimal täglich 200 mg N-Propanoylmannosamin pro kg Körpergewicht über drei Wochen intraperitoneal verabreicht.
Der klinische Befund besagt, daß die Ratten alle normal waren. Der histologische Vergleich mit nicht behandelten Ratten zeigte keine Unterschiede bezüglich der Gewebe aus Leber, Niere, Milz und Gehirn.
2. Migrationsverhalten von Oligodendrozyten
Nach der Behandlung von Kleinhirnexplantaten mit N-Propanoylmannosamin wurden A2B5-positive Oligodendrozyten außerhalb der Explantate gefunden. In Kontrollexperimenten mit N-Acetyl- und N-Butanoylmannosamin, bzw. ohne Substanzzugabe, wurden diese Zellen nicht gefunden. Die Präsenz von A2B5- positiven Oligodendrozyten wurde bereits bei einer einmaligen Gabe von 0,5 mM N-Propanoylmannosamin beobachtet. Die Präsenz sowie die zurückgelegte Entfernung dieser A2B5-positiven Oligodendrozyten vom Explantatkern ist dosisabhängig, wie in Abb. 1 gezeigt.
Eine Akkumulation von A2B5-positiven Oligodendrozyten konnte auch beobachtet werden, nachdem aufgereinigte Oligodendrozytenvorläuferkulturen einmalig mit N-Propanoylmannosamin behandelt wurden. Der maximale Effekt wurde nach 24 Stunden erzielt. N-Acetyl Mannosamin hatte wiederum keinen Effekt. Die Zeitabhängigkeit der Anreicherung von A2B5-positiven Oligodendrozyten ist in Abb. 2 gezeigt.
Frühere Versuchsergebnisse haben ergeben, daß A2B5-positive Oligodendrozyten zur Wanderung befähigt sind (Schmidt et al., (1997) Glia 20 (4), pp 284-298) und es wurde eine Wanderung von transplantierten A2B5- positiven Oligodendrozyten zu geschädigten myelinisierten Nervengewebe beobachtet (Gumpel et al., (1993) Dev. Neurosci. 11 (5), pp 603-612; Warrington et al., (1993) J. Neurosci. Res. 34 (1) pp 1-13).
Die erfindungsgemäßen Stimulatoren können eine verbesserte Remyelinisierung von geschädigten Nervenbahnen bewirken und daher ein Verfahren zur medizinischen Behandlung bei Demyelinisierungskrankheiten darstellen.

Claims (4)

1. Verwendung von N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cycloropanoylmannosamin zur Herstellung eines Medikaments zur Myelinisierung und Remyelinisierung.
2. Verwendung von N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin zum Stimulieren der Präsenz von Oligodendrozyten-Vorläufern, die A2B5-Antigen und später O4- Antigen exprimieren, in Nähe von Nervenzellen und deren Axone
3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei N- Propanoylmannosamin verwendet wird.
4. Verwendung von N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin zur Herstellung eines Medikaments nach einem der vorherigen Ansprüche, welches eine Zusammensetzung ist
  • (i) aus dem N-Propanoylmannosamin, N-Isopropanoylmannosamin und/oder N-Cyclopropanoylmannosamin und
  • (ii) aus pharmakologisch verträglichen Trägern und Zusatzstoffen.
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