Die Erfindung bezieht sich auf eine Radaufhängung für ein
lenkbares Fahrzeugrad mit mindestens einem Lenker, dessen
radseitiges Gelenk eine Schwenkbewegung des Fahrzeugrades
um eine Lenkungsdrehachse zuläßt.
Diese Art von Radaufhängungen sind schon in Vielzahl be
schrieben worden. Grundsätzlich besteht das Problem, ein
möglichst günstiges kinematisches Verhalten der Radauf
hängung sicherzustellen. Um dies zu erreichen, sind eini
ge Forderungen zu erfüllen, die sich u. a. auf die Lage
der Lenkungsdrehachse (King Pin) beziehen. Diese soll
möglichst nahe am Radmittelpunkt vorbei führen, damit die
am Rad angreifenden Störkräfte nur über einen kleinen
Störhebel auf die Lenkung rückwirken. Außerdem soll bei
einem nicht zu kleinen Sturz der Lenkrollhalbmesser mög
lichst negativ sein.
Diese Forderungen konstruktiv zu erfüllen, bereitet eini
ge Schwierigkeiten. Besteht die Radaufhängung z. B. aus
zwei übereinanderliegenden Lenkern, die jeweils über ein
einzelnes Gelenk am Radträger befestigt sind, können die
Bedingungen nur dann erfüllt werden, wenn diese Gelenke
in einem möglichst nahe an der Radmittelebene liegenden
Bereich angeordnet werden. Dort ist aber häufig schon die
Radbremse angeordnet.
Um dieses Problem zu lösen, wurde unter anderem in der DE 37 14 688 C2
vorgeschlagen, jeden Querlenker aus zwei
Einzellenkern zu bilden, die über je ein Gelenk am Rad
träger befestigt sind. Auf diese Weise entsteht ein vir
tueller Drehpunkt, der für kleine Schwenkbewegungen des
Rades im Schnittpunkt der Verlängerungen der Einzellenker
liegt. Bei dieser Anordnung sind die realen Anlenkpunkte
der Lenker von der Radmittelebene entfernt, während sich
der auf den jeweiligen Querlenker bezogene virtuelle
Drehpunkt nahe an der Radmittelebene befindet.
Diese Anordnung hat allerdings den Nachteil eines erhöh
ten Bauaufwandes, da für jeden Querlenker vier Kugelge
lenke (zwei je Einzellenker) vorzusehen sind. Darüber
hinaus sind die einzelnen Kugelgelenke stabiler auszule
gen, da wegen des Abstandes zur virtuellen Drehachse auf
sie erhöhte Kräfte einwirken.
Die Erfindung geht von dem eingangs erwähnten Problem
aus, möchte aber eine Lösung zur Verfügung stellen, die
nicht mit den o. g. Nachteilen behaftet ist.
Dazu wird vorgeschlagen, daß das radseitige Gelenk eines
Lenkers eine gebogene, am Radträger befestigte Schiene
und einen von der Schiene geführten, am Lenker befestig
ten Führungskörper aufweist, wobei der aktuelle Krüm
mungsmittelpunkt der Schiene die Lage der Lenkungsdreh
achse definiert.
Der aktuelle Krümmungsmittelpunkt ist der Krümmungsmit
telpunkt des Schienenabschnittes, auf den sich der Füh
rungskörper befindet.
Damit der Fahrzeugkörper gegenüber den Rädern einfedern
kann, ist es notwendig, daß die radseitigen Gelenke eine
Drehung des Rades gegenüber dem Lenker um eine horizon
tale Achse zulassen. Dies kann in zweierlei Weise reali
siert werden. Eine Lösung besteht darin, daß der Füh
rungskörper mittels eines horizontalen Drehgelenks mit
dem Lenker verbunden ist und der Führungskörper nicht
drehbar auf der Schiene gelagert ist. Diese Anordnung
vereinfacht zwar den Aufbau des Führungskörpers, macht es
andererseits aber notwendig, ein gesondertes Gelenk vor
zusehen.
Eine andere Möglichkeit, ein horizontales Drehgelenk zu
realisieren, besteht darin, den Führungskörper fest mit
dem Lenker zu verbinden, ihn aber so auszubilden, daß er
auf der Schiene um die jeweils aktuelle Längsachse der
Schiene gedreht werden kann. Dies läßt sich besonders
leicht realisieren, wenn die Schiene einen runden Quer
schnitt aufweist und der Führungskörper mittels Rollen
auf der Schiene gelagert ist.
Wie allgemein bekannt ist, kann es sinnvoll sein, die
Lage der Lenkungsdrehachse in bezug auf das Rad während
einer Schwenkbewegung des Rades zu ändern, um die Fahr
eigenschaften des Fahrzeuges an die veränderten Bedingun
gen einer Kurvenfahrt anzupassen. Dies kann dadurch er
reicht werden, daß die Schiene auf einen von der Kreis
form abweichenden Bogen verläuft, so daß sich der jeweils
aktuelle Krümmungsmittelpunkt mit einer Veränderung der
Position des Führungskörpers auf der Schiene ändert.
Wenn aber der virtuelle Drehpunkt während einer Schwenk
bewegung des Rades unverändert bleiben soll, ist die
Schiene so auszubilden, daß sie einen kreisförmigen Bogen
beschreibt. Dies hat den Vorteil, daß die Führungshülse
einfacher aufgebaut werden kann, da sie sich während ei
ner Schwenkbewegung des Rades nicht an unterschiedliche
Bogenformen anpassen muß.
Die Erfindung soll im folgenden anhand von drei Zeichnun
gen näher erläutert werden. Dabei zeigen die
Fig. 1 eine Prinzipdarstellung eines Doppelquerlen
kers mit radseitigen Gelenken gemäß der Er
findung;
Fig. 2 die konstruktive Ausgestaltung eines Sichel
gelenks und
Fig. 3 einen Querschnitt entlang der Linie III-III
eines Sichelgelenks.
Zunächst wird auf die Fig. 1 Bezug genommen. Diese zeigt
einen unteren Querlenker 1 und einen oberen Querlenker 2,
deren Grundseiten 3, 4 an einem nicht dargestellten Fahr
zeugkörper um eine in etwa horizontal zum Fahrzeugkörper
verlaufende Achse verschwenkbar angelenkt sind. Das je
weils andere Ende eines Querlenkers 1, 2 ist mittels ei
nes Sichelgelenks 5, 6 an einen in Fig. 1 ebenfalls
nicht dargestellten Radträger 21 angelenkt. Jedes Sichel
gelenk 5, 6 besteht aus einer sichelartig gebogenen
Schiene und einem die Schiene hülsenartig umgreifenden
Führungskörper. In Anlehnung an die jeweilige Form sollen
im folgenden die Schienen als Sicheln 7, 8 und die Füh
rungskörper als Sichelhülsen 9, 10 bezeichnet werden. Die
Sichelhülsen 9, 10 sind wie oben erläutert entweder fest
oder um eine horizontale Achse verschwenkbar mit dem je
weiligen Querlenker 1, 2 verbunden. Jede Sichel 7, 8 be
steht aus einen einen Halbkreis bildenden Ring, dessen
freie Enden mit dem Radträger 21 verbunden sind. Wird nun
der Radträger 21 um einen unteren Drehpunkt 11 und einen
oberen Drehpunkt 12 verschwenkt, die beide vom Mittel
punkt der jeweiligen Sichel 7, 8 gebildet werden und die
Lenkungsdrehachse 13 bestimmen, so durchläuft jede Sichel
7, 8 ihre Sichelhülse 9, 10. Dabei ist die Lage der Len
kungsdrehachse 13 so gewählt, daß ihr Abstand zur Rad
mitte 14, der sogenannte Störkrafthebel 15, möglichst
klein ist.
Mit 16 ist eine Spurstange bezeichnet. Mit ihrer Darstel
lung soll angedeutet werden, daß die Schwenkbewegung des
Radträgers 21 mittels einer vom Fahrer des Fahrzeuges be
tätigten Lenkeinrichtung eingeleitet wird.
Die Fig. 2 und 3 zeigen eine der möglichen konkreten
Ausführungen eines Sichelgelenks 5 bzw. 6.
Die die Schiene bildende Sichel 7 (8) besteht aus einem
zu einem Halbkreis gebogenen Rundstab 20. Die Enden der
Sichel sind am Radträger 21 befestigt. Die Sichelhülse 9
(10) besteht aus zwei Halbschalen 22, 23, in der mehrere
Wälzkörper 24, 24', 25, 25' drehbar gelagert sind. Die
Mantelflächen der Wälzkörper sind konkav nach innen gezo
gen, so daß sie sich flächig an den Rundstab 20 anlegen.
Ein mittleres Paar von Wälzkörpern 24, 24' ist fest in
der Sichelhülse 9 integriert, so daß sie für den Rundstab
20 eine horizontale Drehachse 26 bilden. Da damit im Si
chelgelenk 5 selbst eine Drehmöglichkeit gegeben ist,
können die Halbschalen 22, 23 fest mit dem jeweiligen
Querlenker 1 bzw. 2 verbunden werden. Die in Schwenkrich
tung neben dem mittleren Paar 24, 24' angeordneten Wälz
körper 25, 25' müssen bei dieser Ausführung, bei der die
Sichel bzw. der Rundstab 20 drehbar in der Sichelhülse 9
gelagert sein soll, nachgiebig gelagert sein, da die Si
chel bzw. der Rundstab 20 bei einer Drehung um die hori
zontale Drehachse 26 in den von den seitlichen Wälzkör
pern 25, 25' abgestützten Bereichen in Richtung auf den
Querlenker 1 verdreht wird.
Sollte eine Ausführung gewählt werden, bei der der Quer
lenker 1 bzw. 2 über ein gesondertes Gelenk mit der Si
chelhülse 9 (10) verbunden ist, können auch die äußeren
Wälzkörper 25, 25' unverrückbar in der Sichelhülse 9 ge
lagert werden.
In Fig. 2 ist nochmals dargestellt, daß das Sichelgelenk
5 (6) einen virtuellen Drehpunkt 11 aufweist, der nahe
dem Radmittelpunkt 14 (Fig. 1) und damit in die Nähe der
Bremsscheibe 30 gesetzt werden kann. Der gestrichelt dar
gestellte Kreis 31 deutet den Platzbedarf eines alterna
tiven Kugelgelenks an, das zur Realisierung eines realen
Drehpunktes in dem virtuellen Drehpunkt anzuordnen wäre.
Man erkennt, daß das Kugelgelenk mit der Bremsscheibe
kollidieren würde, also eine derartige Lage des Drehpunk
tes 11 für einen einfach an den Radträger 21 angelenkten
Querlenker 1 nicht möglich wäre.
Abschließend sei bemerkt, daß das vorgestellte Sichelge
lenk 5 sowohl, wie in Fig. 1 dargestellt, für beide Len
ker eines Doppelquerlenkers eingesetzt, als auch bei ei
ner Radaufhängung nach Mc-Pherson nur am unteren Querlen
ker verwendet werden kann.
Bezugszeichenliste
1
Querlenker
2
Querlenker
3
Grundseiten
4
Grundseiten
5
Sichelgelenk
6
Sichelgelenk
7
Sichel
8
Sichel
9
Sichelhülse
10
Sichelhülse
11
Drehpunkt
12
Drehpunkt
13
Lenkungsdrehachse
14
Radmitte
15
Störkrafthebel
16
Spurstange
20
Rundstab
21
Radträger
22
Halbschalen
23
Halbschalen
24
Wälzkörper
24
' Wälzkörper
25
Wälzkörper
25
' Wälzkörper
26
Drehachse
30
Bremsscheibe
31
Kreis