DE19526006A1 - Verfahren zur Herstellung von hefetrüben Bieren - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von hefetrüben BierenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Her
stellung von hefetrüben Bieren, insbesondere von Weizen
bier, bei dem gehopfte Bierwürze durch Zugabe von Hefe ver
goren wird, wonach das so hergestellte Bier in geeignete
Behälter abgefüllt wird.
Derartige Verfahren sind zum Brauen von Weißbier bzw.
Weizenbier, Kräusenbier und anderen hefetrüben Bieren seit
langem bekannt und finden sehr verbreitete Anwendung. Da
die früher vorherrschende enge räumliche Bindung der Braue
reien an deren Umland durch die vorhandenen Lagerungs- und
Transportmöglichkeiten in weitem Maße aufgehoben ist, wer
den derartige Biere nun auch über längere Zeiten gelagert
und zum Teil sogar unter schwierigen klimatischen Bedingun
gen ins ferne Ausland geliefert.
Die damit neu geschaffenen Anforderungen an die Halt
barkeit und Keimfreiheit der Biere erfordern entsprechende
Maßnahmen, die den Anforderungen hinsichtlich der Ge
schmacksbeständigkeit zum Teil entgegenstehen.
Ein wesentliches Problem stellt der bei der Abfüllung
in den Behälter mit eingebrachte Sauerstoff der Luft dar.
Das sich im Behälter befindende Bier reagiert im Laufe der
Zeit mit diesem Sauerstoff, was zu einer Verminderung der
Geschmacksqualität führt. Daher ist man bei der Flaschenab
füllung dazu übergegangen, diese zu evakuieren, anschlie
ßend mit Kohlendioxid zu spülen, unter Kohlendioxidüber
druck zu setzen und dann das Bier einzufüllen. Die Flaschen
werden schließlich mit einem Kronkorken gasdicht abge
schlossen. Aber auch bei diesem Verfahren gelangt beim Ab
füllvorgang immer noch ein gewisses Ausmaß an Luftsauer
stoff in die Flasche.
Beim Abfüllen des Bieres in Dosen erhält dieses Problem
noch weitaus größere Bedeutung. Da die Dose während der Be
füllung aufgrund ihrer mangelnden Druckfestigkeit nicht op
timal evakuiert werden kann und überdies eine größere Ober
fläche bietet, gelangt noch wesentlich mehr Sauerstoff in
die Dose als beim Abfüllen in die Flasche.
In der Brauereitechnik ist ferner das Verfahren der
Flaschengärung weit verbreitet. Insbesondere bei Weizenbie
ren wird vor der Abfüllung das u. U. kurzzeiterhitzte Bier
nochmals mit Bierwürze und Hefe versetzt. In der Flasche
wird nun der zugesetzte Restextrakt vergoren, wodurch der
Sauerstoff im Behälter verbraucht wird. Bei dieser Nachgä
rung, die in der Regel über Wochen vonstatten geht, entste
hen aber auch Gärungsnebenprodukte und die verbrauchte Hefe
verbleibt im Bier, was zu einer Minderung der Geschmacks
qualität führen kann.
Für den Vertrieb von Bier in ferne Länder ist es ferner
von Bedeutung, daß nach dem Abfüllen eine thermische Abtö
tung von Keimen, z. B. durch Pasteurisierung, in den Behäl
tern vorgenommen wird, um die Keimfreiheit sicherzustellen
und Produktschädigungen, wie z. B. Geschmacksverschlechte
rungen, durch das Wirken von bierschädlichen Keimen zu ver
meiden. Dies hat allerdings den wesentlichen Nachteil, daß
zum Zwecke der Nachgärung eingebrachte Hefe ihre Wirkung
nicht mehr entfalten kann und somit der Sauerstoff im Be
hälter nicht abgebaut wird. Zudem wird der im Behälter vor
handene Sauerstoff durch die Temperaturerhöhung bei der Pa
steurisierung aktiviert, was zu einem beschleunigten
"Alterungsprozeß" des Bieres führt. Das Bier erfährt daher
durch die Wechselwirkung mit dem Sauerstoff eine sich mit
zunehmender Dauer vermindernde Geschmacksqualität, die noch
durch Temperatureinflüsse und Bewegungen verstärkt wird.
Die z. T. bei anderen Getränken praktizierte Zugabe von
Wirkstoffen, wie z. B. Ascorbinsäure oder Vitamin C, kann
diese Probleme zwar eindämmen, wird aber angesichts des
deutschen Reinheitsgebotes für Bier nicht angewendet.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur
Herstellung von hefetrüben Bieren zu schaffen, bei dem der
weitestgehende Abbau des Sauerstoffes im Behälter möglich
wird und trotzdem eine thermische Abtötung von Keimen im
Behälter durchgeführt werden kann.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß dem Bier vor der
Abfüllung erneut Hefe sowie Bierwürze zugegeben wird, und
daß die Hefe in dem in einem Gebinde befindlichen Bier bin
nen 24 Stunden nach der Abfüllung, insbesondere durch Pa
steurisierung, abgetötet wird.
Wie sich überraschenderweise ergeben hat, reicht die
relativ kurze Zeit zwischen der Abfüllung und der thermi
schen Abtötung aus, damit der sich im Behälter befindende
Sauerstoff nach einer definierten Zugabe an Hefe und Bier
würze abgebaut werden kann. Damit kann die Gefahr einer Ge
schmacksminderung aufgrund der Wechselwirkung des Sauer
stoffes mit dem Bier gebannt werden.
Zudem liegt die zugegebene Hefe nach dem Pasteurisieren
stabil im Produkt vor und beeinträchtigt so nicht die Ge
schmacksqualität des Bieres. Darüber hinaus kann der Wachs
tumsprozeß der Hefe rechtzeitig abgebrochen werden, bevor
die Gärung intensiv einsetzt und vermehrt Nebenprodukte
entstehen. Diese würden zusammen mit der verbrauchten Hefe
eine Geschmacksverschlechterung herbeiführen, wie sie nach
einer gewissen Zeit bei der Flaschengärung auftritt.
Ferner können die Anforderungen hinsichtlich der Keim
freiheit dieses Lebensmittels auch bei einem Export in
ferne Länder erfüllt werden. Das hierbei auftretende Risiko
einer Geschmacksverschlechterung und sogar eines Zerber
stens des Behälters aufgrund einer Kontamination mit bier
schädlichen Keimen kann durch die Pasteurisierung vermieden
werden.
Dem deutschen Reinheitsgebot für Bier wird durch dieses
Verfahren ebenfalls Rechnung getragen.
Mit diesem gezielten Abbau des Sauerstoffes im Behälter
wird ferner der Verfahrensschritt des Evakuierens der Be
hälter vor dem Befüllen nicht mehr zwingend notwendig. Dar
über hinaus kann auch auf die Kohlendioxidvorspülung und
-vorspannung der Behälter verzichtet werden. Auch die in
herkömmlichen Verfahren vor der Abfüllung durchgeführte
Kurzzeiterhitzung kann so unterlassen werden.
Ferner läßt sich das bei der thermischen Abtötung stu
fenweise vorgenommene Anwärmen des Bieres dazu nutzen, daß
die Hefe ihre optimale Wirkung entfalten kann, die sie in
einem Temperaturbereich zwischen 16 und 25°C hat. Die zur
Abtötung notwendige Erwärmung kann somit nebenher zur
Steuerung des Sauerstoffabbaus während dem Wachstum der He
fe genutzt werden. Somit läßt sich ein geschmackstabiles
Bier herstellen, bei dem alle Keime durch die abschließende
thermische Abtötung abgestorben sind.
Von weiterem Vorteil ist es, wenn das Abtöten innerhalb
eines kürzeren Zeitraums vorgenommen wird. Damit kann der
Zeit- und Platzbedarf für eine Zwischenlagerung wesentlich
verringert werden.
Dadurch, daß das Abtöten durch einen in der Abfüllan
lage integrierten Durchlaufpasteur vorgenommen wird, kann
der Verfahrensablauf wesentlich beschleunigt und zudem voll
automatisiert werden.
Damit wird es möglich, das Abtöten innerhalb einer hal
ben Stunde nach Abfüllung vorzunehmen, wodurch sich der
weitere Vorteil ergibt, daß auf eine Zwischenlagerung bzw.
Warteschleifen und Pufferstrecken der Zuführbänder weitest
gehend verzichtet werden kann. Der Zeitbedarf für den Ver
fahrensablauf kann somit optimal niedrig gehalten werden.
Indem die Bierwürze im leicht angegorenen Zustand zuge
setzt wird, kann die Vermehrung der Hefe sehr schnell in
Gang gesetzt werden, was einen schnellen Abbau des Sauer
stoffes ermöglicht.
Von weiterem Vorteil ist es, wenn die Hefe als assimi
lierte Hefe zugesetzt wird. Diese assimilierte Hefe ist auf
die Reaktion mit dem Sauerstoff eingestellt und kann diesen
sehr schnell abbauen.
Dadurch, daß sich die zugesetzte Hefe in der logarith
mischen Phase befindet, entfaltet diese ihre optimale Wir
kung und kann den Sauerstoff in schnellstmöglicher Weise
abbauen.
Eine Zugabe an Hefe-Würze-Gemisch von weniger als
3 Vol.-%, vorzugsweise weniger als 2 Vol.-%, und insbesondere
weniger als 1 Vol.-%, dient dazu, den Sauerstoffabbau mög
lichst exakt steuern zu können. Die nach der Pasteurisie
rung im Bier verbleibenden Hefeanteile und das Ausmaß der
produzierten Nebenstoffe werden auf einem Minimum gehalten
und die daraus resultierende Geschmacksminderung bleibt äu
ßerst gering. Die so durch die erfindungsgemäße Nachgärung
im Bier verbleibenden Reststoffe beeinträchtigen daher die
Qualität des Bieres nicht.
Ist das zugegebene Hefe-Würze-Gemisch einer kontinuier
lichen Hefekultur entnommen, so bietet dies weitere Vortei
le hinsichtlich der ständigen Verfügbarkeit eines Gemisches
mit gleichbleibender, hoher Qualität. Das Verfahren läßt
sich zudem leicht automatisieren.
Die Erfindung wird nachstehend in Ausführungsbeispielen
anhand den Figuren der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 ein Fließschema eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Herstellung von hefetrüben Bieren;
Fig. 2 den Wachstumsverlauf von Hefezellen;
Fig. 3 den Temperaturverlauf zwischen der Abfüllanlage und
dem Pasteur;
Fig. 4 den Verlauf des Sauerstoffgehaltes im Behälter ent
sprechend Fig. 3;
Fig. 5 den Verlauf des Restextraktgehaltes im Behälter ent
sprechend Fig. 3; und
Fig. 6 den Verlauf des Kohlendioxidgehaltes entsprechend
Fig. 3.
Gemäß der Darstellung in Fig. 1 wird bei einem Verfah
ren zur Herstellung von hefetrüben Bieren ein Hefe-
Substratgemisch in der logarithmischen Phase zu einer ge
hopften Bierwürze aus dem Sud- bzw. Kühlhaus zugegeben.
Anhand Fig. 2 kann die Bedeutung der sogenannten
"exponentiellen" oder "logarithmischen Phase" aufgezeigt
werden. Fig. 2 zeigt anhand einer statischen Kultur die An
zahl der Hefezellen in der Bierwürze in Abhängigkeit von
der Zeit. Ausgangspunkt ist dabei eine Stammwürze von
12,5%, in der sich die Bierwürze in unvergorenem Zustand
befindet. Die Hefe wird als sog. "Reinzuchthefe" einge
bracht und die Anzahl der Hefezellen steigt in der Anlauf
phase zunächst langsam an, um anschließend sehr große Zu
wachsraten mit einem in dieser Darstellungsweise fast li
nearen Verlauf aufzuweisen. Dieser Bereich wird als die
"exponentielle" bzw. "logarithmische Phase" bezeichnet. Sie
ist durch eine konstante maximale Teilungsrate der Hefezel
len gekennzeichnet.
Anschließend tritt die stationäre Phase auf, in der die
Wachstumskurve zunehmend verflacht. Bis zu diesem Bereich
liegt die "aerobe Phase" der Hefe vor, in der eine Vermeh
rung der Hefezellen bei Sauerstoffverbrauch auftritt.
Die Gärung setzt im wesentlichen erst ein, wenn der
vorhandene Sauerstoff für die Wachstumszwecke der Hefezel
len verbraucht ist und stellt eine Art "Notstoffwechsel"
der Hefe dar. Die Hefezellen bevorzugen also eine aerobe
Umgebung und erzeugen dabei ein Vielfaches der Energie, wie
unter Sauerstoffausschluß. Diese Energie nutzen die Hefe
zellen zum exponentiellen Wachstum. Die Gärung findet
schließlich unter anaeroben Bedingungen statt und durch sie
entstehen der wesentliche Alkoholanteil und Gärungsneben
stoffe, wie höhere Alkohole, Ester etc.
Nach der stationären Phase der Wachstumskurve gemäß
Fig. 2 tritt eine Art "Selbstvergiftung" der Hefe durch
Stoffwechselprodukte aus der nun einsetzenden Gärung auf.
Dieser Bereich wird als Absterbe-Phase bezeichnet. Die An
zahl der aktiven Hefezellen nimmt nachfolgend ab und die
Zeitdauer für eine weitere Vergärung verlängert sich zuse
hends.
Der annähernd lineare Anstiegsbereich, die "logarith
mische Phase", kennzeichnet den Bereich, dem das Hefe-
Würze-Gemisch vorteilhafter Weise entnommen wird, damit ein
geschmacksstabiles Bier erreicht werden kann. Die Hefe
zellen befinden sich hier im größten Wachstum und können
daher ein großes Maß an Sauerstoff aufnehmen.
Nachdem das Hefe-Substrat-Gemisch bzw. Hefe-Würze-Ge
misch zur gehopften Bierwürze zugegeben ist, findet gemäß
Fig. 1 die Hauptgärung statt. Die in Zucker umgewandelte
Stärke des Malzes wird hier einer Vergärung unterzogen, wo
bei Alkohol, Kohlendioxid und Nebenprodukte entstehen.
Hierbei wird bei untergärigen Bieren in der Regel ein Tem
peraturbereich zwischen ca. 4°C und 10°C und bei obergäri
gen Bieren zwischen ca. 10°C und ungefähr 30°C eingehalten.
In der Praxis wird von diesen Grenzen z. T. auch abgewichen.
Nachfolgend wird die verbrauchte Hefe zentrifugiert und
anschließend gegen frische, gärkräftige Hefe ausgetauscht.
Damit kann in der sogenannten Warmphase bei ca. 20°C bis
25°C ein Diacetylabbau stattfinden. Diacetyl ist ein Gä
rungsnebenprodukt, das aus geschmacklichen Gründen nicht
erwünscht ist.
Bei einer Temperatur von in der Regel -2°C bis 8°C fin
det in der anschließenden sogenannten Kaltphase eine Stabi
lisierung bzw. Reifung des Bieres statt. Mittels der an
schließenden Zentrifuge und dem Mischtank bzw. der Misch
vorrichtung wird eine definierte Hefezellenzahl und Trübung
des Bieres eingestellt.
Anschließend erfolgt eine Kurzzeiterhitzung, die dem
Abtöten von eventuell vorhandenen Bierschädlingen und der
Hefe zur Stabilisierung der mikrobiologischen Haltbarkeit
dient. Auf diese Kurzzeiterhitzung könnte bei einer ab
schließend durchgeführten Pasteurisierung verzichtet wer
den.
Andererseits wird sie genutzt, um eine klar definierte
"Nachgärung" unter Zugabe eines Hefe-Substrat-Gemisches in
der logarithmischen Phase zu erreichen. Eine exakte Dosie
rung dieses Gemisches sorgt für eine gezielte Sauerstoffre
duzierung des Bieres und damit für eine Erhöhung der ge
schmacklichen Haltbarkeit.
Damit das zugegebene Hefe-Würze-Gemisch wie gewünscht
seine volle Wirkung im Behälter, z. B. der Dose, entfalten
kann, erfolgt die Zugabe erst kurz vor dem Abfüllen.
Das Bier wird in der Abfüllung in Behälter, in diesem
Beispiel in Dosen, abgefüllt. Anschließend werden die Be
hälter zu einem Durchlaufpasteur weitertransportiert, in
dem eine thermische Abtötung von Keimen stattfindet. Diese
Pasteurisierung findet vorwiegend bei Dosenbier und Export
bier statt.
Das vor der Abfüllung zugegebene Hefe-Substrat-Gemisch
reagiert im kurzen Zeitraum zwischen der Zugabedosierein
richtung und dem Pasteur mit dem Sauerstoff, der sich noch
im Behälter befindet. Da sich die Hefe in der logarithmi
schen Phase befindet, nimmt sie ein großes Ausmaß an Sauer
stoff auf und nutzt diesen zur Vermehrung der Hefezellen.
Der Temperaturverlauf in diesem Bereich ist in Fig. 3
dargestellt. Ausgehend von einer Abfülltemperatur von ca.
3°C erhöht sich diese in einem Zeitraum von bis zu ca. 20
Minuten nur unwesentlich auf ca. 6°C aufgrund der Raumtem
peratur. Dann gelangen die Behälter in den Pasteur und wer
den stufenweise durch ein Überströmen der Behälter mit war
mem Wasser erwärmt. Die Temperatur wird dabei zunächst auf
ca. 18°C erhöht. In diesem Temperaturbereich können die He
fezellen die optimale Wirkung entfalten und verbrauchen
vermehrt Sauerstoff.
Im Verlauf einer weiteren Temperaturerhöhung im Pasteur
auf ca. 35°C setzt sich das Wachstum der Hefezellen weiter
fort und die Sauerstoffmenge im Behälter verringert sich
zunehmend. Dabei wird die optimale Wachstumstemperatur von
28°C durchlaufen.
Ab einem Temperaturniveau von ca. 40°C während einer
weiteren Erwärmung im Pasteur auf ca. 48°C stellen die He
fezellen ihr Wachstum ein und sterben unter der Endtempera
tur von ca. 65°C im Pasteur vollständig ab. Die Temperatur
für die thermische Abtötung im Pasteur wird in diesem Bei
spiel in einem Zeitraum von ca. 20 Minuten erreicht.
Aufgrund der günstigen Bedingungen während der Erwär
mungsphase im Pasteur und der genau dosierten Menge des He
fe-Substrat-Gemisches kann der Sauerstoff im Behälter ent
sprechend der Darstellung in Fig. 4 so nahezu vollständig
abgebaut werden.
Da die zugesetzten Hefezellen durch die Pasteurisierung
im wesentlichen abgetötet werden, bevor die stationäre Phase
ihres Wachstumsverlaufes (vgl. Fig. 2) erreicht ist, tritt
kaum Gärung auf und die Entstehung von unerwünschten Neben
produkten kann somit größtenteils verhindert werden.
Durch die Pasteurisierung stirbt die Hefe noch in der
Wachstumsphase ab und liegt so in stabiler Form im Bier
vor. Eine Verschlechterung der Geschmacksqualität durch
verbrauchte, vergorene Hefe, deren Zersetzungsprodukte und
eventuelle Nebenprodukte der Gärung kann somit verhindert
werden.
Nach der Pasteurisierung wird die Temperatur gemäß Fig. 3
wieder stufenweise abgesenkt.
Wie Fig. 5 entnommen werden kann, sinkt der Anteil an
Restextrakt während diesen Vorgang von ca. 2,58 g/100 ml auf
ca. 2,50 g/100 ml ab. Gemäß Fig. 6 steigt der Anteil an Koh
lendioxid, das bei der Gärung entsteht, gleichzeitig nur
geringfügig von ca. 5,0 g/l auf ca. 5,3 g/l.
Der Kohlendioxidanteil im Behälter ist insbesondere bei
der Dose problematisch, da es unter ungünstigen Umständen
bei zu hohen Werten zu Ausbeulungen und im Extremfall zu
einem Platzen der Dosen im Pasteur kommen kann.
Wie aus den Diagrammen der Fig. 3 bis 6 ferner ent
nommen werden kann, wird die Maximaltemperatur im Pasteur
von ca. 65°C etwa 40 Minuten nach dem Abfüllen erreicht.
Aus Fig. 4 ist ersichtlich, daß der Sauerstoffgehalt aber
bereits nach ca. einer halben Stunde vollständig abgebaut
ist, nachdem der für das Wachstum der Hefezellen optimale
Temperaturbereich durchlaufen ist.
Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Zahlenbei
spieles zur Dosenabfüllung von Weizenbier verdeutlicht.
Abzufüllendes Bier:
CO₂-Gehalt: 5,0 g/l
Hefezellzahl: 1,0 Mio Zellen pro ml
Restextrakt: 2,5 g/100 ml
CO₂-Gehalt: 5,0 g/l
Hefezellzahl: 1,0 Mio Zellen pro ml
Restextrakt: 2,5 g/100 ml
Zugabe Hefe/Würze-Gemisch:
Hefezellzahl: 90 Mio Zellen pro/ml
Restextrakt: 10,0 g/100 ml
Hefezellzahl: 90 Mio Zellen pro/ml
Restextrakt: 10,0 g/100 ml
Nach Zugabe von 1 Vol.-% Hefe/Würze-Gemisch:
Hefezellzahl: ca. 1,9 Mio Zellen pro/ml
Restextrakt : ca. 2,58 g/100 ml
Hefezellzahl: ca. 1,9 Mio Zellen pro/ml
Restextrakt : ca. 2,58 g/100 ml
Anhand dem Verhalten einiger Alterungskomponenten kann
die Sauerstoffbelastung während des Produktionsverlaufes
aufgezeigt werden. Hieraus lassen sich Rückschlüsse auf die
geschmackliche Stabilität des Bieres ziehen. Typische Indi
katoren hierfür sind 3-Methyl-Butanal und 2-Phenyl-Ethanal,
wobei im folgenden Beispiel die Summe dieser Indikatoren
als Maß für die Geschmacksstabilität herangezogen wird.
Aus diesem Beispiel ist der deutlich geringere Anteil
an Alterungskomponenten bei einer Zugabe von Hefe/Würze-Ge
misch vor der Abfüllung erkennbar. Die geschmackliche Sta
bilität des Bieres ist daher wesentlich besser.
Die Erfindung erlaubt neben den hier aufgezeigten Aus
führungsbeispielen eine Reihe weiterer Gestaltungsansätze
für das Verfahren zum Herstellen von hefetrüben Bieren.
Das Hefe/Würze-Gemisch kann z. B. auch einer kontinuier
lichen Hefekultur entnommen werden. Während sich in der
statischen Kultur die Kulturbedingungen fortwährend ändern,
da die Hefedichte zunimmt und die Substratkonzentration ab
sinkt, werden die Bedingungen in einer kontinuierlichen
Kultur in einem gewünschten Bereich gehalten. Dabei wird
der gewünschte Bereich, in der Regel die logarithmische
Phase, durch wiederholte Übertragung der Hefezellen in ein
neues, frisches Würzesubstrat auf Dauer beibehalten. Die
neue Nährlösung bzw. Würze kann der Hefepopulation auch
kontinuierlich zugeführt und in gleichem Maße verbrauchte
Suspension abgeführt werden. Damit bleiben die Bedingungen
in der Hefekultur annähernd konstant und es kann ein Hefe/
Würze-Gemisch mit gleichbleibender Qualität erzielt werden.
Gleichzeitig wird das Wachstum der Hefezellen und damit
auch der Sauerstoffverbrauch im optimalen Bereich gehalten.
Der Verfahrensablauf kann daher weiter automatisiert wer
den.
In der Praxis kann der Zeitraum für die Strecke zwi
schen der Abfüllanlage und dem Pasteur auch wesentlich kür
zer sein, als die genannten 20 Minuten. Je nach Anordnungs
weise und Bauweise der Anlagen kann die Strecke z. B. auch
innerhalb von 3 Minuten bewältigt werden.
Das Verfahren beschränkt sich ferner nicht auf die Ab
füllung in Dosen, sondern kann auch bei Flaschen, Fässern
und sogar Containern Anwendung finden.
Auf die hier aufgezeigte Kurzzeiterhitzung vor der Ab
füllung kann auch vollständig verzichtet werden. Damit
könnte allerdings die abschließende Nachgärung vor der Pa
steurisierung nicht mit einer entsprechend hohen Präzision
durchgeführt werden.
Anstatt den verwendeten Zentrifugen nach der Hauptgä
rung bzw. der Kaltphase könnten auch Filter oder andere ge
eignete Trennsysteme eingesetzt werden.
Steht kein Hefe-Substrat-Gemisch in der logarithmischen
Phase zur Verfügung, wäre ein größerer Zeitbedarf notwen
dig, der durch Warteschleifen oder Verzögerungsbänder zwi
schen der Abfüllung und dem Pasteur erreicht werden könnte.
Die Erfindung schafft somit ein Verfahren zur Herstel
lung von hefetrüben Bieren, insbesondere von Weizenbier,
bei dem es möglich ist, den bei der Befüllung zwangsläufig
in den Behälter gelangten Sauerstoff nahezu vollständig ab
zubauen und trotzdem eine in der Abfüllanlage integrierte
Durchlaufpasteurisierung vorzunehmen. Damit kann keimfreies
und sehr geschmackstabiles Bier erzeugt werden, das sich
auch für den Vertrieb als Dosenbier und für den Export
selbst in ferne Länder eignet.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung von hefetrüben Bieren, insbe
sondere von Weizenbier, bei dem gehopfte Bierwürze durch
Zugabe von Hefe vergoren wird, wonach das so hergestellte
Bier in geeignete Behälter abgefüllt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Bier vor der Abfüllung erneut Hefe sowie Bierwürze zugegeben wird, und
daß die Hefe in dem in einem Gebinde befindlichen Bier bin nen 24 Stunden nach der Abfüllung, inbesondere durch Pa steurisierung, abgetötet wird.
daß dem Bier vor der Abfüllung erneut Hefe sowie Bierwürze zugegeben wird, und
daß die Hefe in dem in einem Gebinde befindlichen Bier bin nen 24 Stunden nach der Abfüllung, inbesondere durch Pa steurisierung, abgetötet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Abtöten innerhalb von 6 Stunden, vorzugsweise von 3
Stunden, und insbesondere innerhalb einer Stunde nach der
Abfüllung, vorgenommen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß das Abtöten durch einen in der Abfüllanlage inte
grierten Durchlaufpasteur vorgenommen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Abtöten innerhalb einer halben Stunde
nach der Abfüllung vorgenommen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Bierwürze im leicht angegorenen
Zustand zugesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Hefe als assimilierte Hefe zugesetzt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
sich die zugesetzte Hefe in der logarithmischen Phase be
findet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Zugabe an Hefe-Würze-Gemisch weniger
als 3 Vol.-%, vorzugsweise weniger als 2 Vol.-%, und insbeson
dere weniger als 1 Vol.-%, beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Zugabe an Hefe-Würze-Gemisch einer
kontinuierlichen Hefekultur entnommen wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995126006 DE19526006A1 (de) | 1995-07-17 | 1995-07-17 | Verfahren zur Herstellung von hefetrüben Bieren |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1995126006 DE19526006A1 (de) | 1995-07-17 | 1995-07-17 | Verfahren zur Herstellung von hefetrüben Bieren |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19526006A1 true DE19526006A1 (de) | 1997-01-23 |
Family
ID=7767039
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1995126006 Withdrawn DE19526006A1 (de) | 1995-07-17 | 1995-07-17 | Verfahren zur Herstellung von hefetrüben Bieren |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19526006A1 (de) |
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FR2829496A1 (fr) * | 2001-09-12 | 2003-03-14 | Aankoop En Financieringscie De | Biere et sa preparation |
BE1015089A3 (nl) * | 2001-09-12 | 2004-10-05 | Aankoop En Financieringscie De | Bier. |
BE1020273A5 (nl) * | 2012-09-19 | 2013-07-02 | Duvel Moortgat Nv | Werkwijze voor het behouden van de smaaksensorische kwaliteit in bier. |
-
1995
- 1995-07-17 DE DE1995126006 patent/DE19526006A1/de not_active Withdrawn
Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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