DE19523860A1 - Ionenfallen-Massenspektrometer mit vakuum-externer Ionenerzeugung - Google Patents
Ionenfallen-Massenspektrometer mit vakuum-externer IonenerzeugungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallen-Massenspektrometer mit Ioni
sierung der Substanzmoleküle außerhalb des Vakuumsystems.
Die Erfindung besteht darin, für die Erzeugung des Vakuums nur eine einzige Hochvakuum
pumpe ohne Differenzpumpstufen zu verwenden, und die zum Betrieb des Massenspektrome
ters notwendigen Druckstufen durch eine Folge von Öffnungen mit abgestimmten Leitwerten
zu erzeugen. Die dadurch notwendigerweise sehr kleine Einlaßöffnung in das Vakuumsystem
kann im Gasstrom nur kleine Mengen an Ionen der Untersuchungssubstanzen transportieren,
die aber für den Betrieb des Massenspektrometers ausreichen, zumal wenn die als Massenspek
trometer verwendete Ionenfalle in der Lage ist, Ionen über längere Zeiten zu sammeln.
Die Erzeugung von Ionen für die massenspektrometrische Untersuchung innerhalb des Vaku
umsystems ist mit dem Nachteil verbunden, daß die Substanzmoleküle in großem Überschuß in
das Vakuumsystem eingebracht werden müssen. Dabei besteht einerseits die Gefahr der Ver
schmutzung des Vakuumsystems durch Kondensation von Substanzmolekülen an den Wänden,
andererseits ist die Ausbeute an Ionen durch vakuum-interne Ionisierungsverfahren im allge
meinen sehr gering. Daher geht man zunehmend dazu über, die Ionen außerhalb des Vakuum
systems von Massenspektrometern zu erzeugen, und mit geeigneten Methoden in das Vakuum
system zu überführen.
Zu dieser Art vakuum-externer Ionenquellen gehört beispielsweise das Elektrosprühen (ESI),
mit dem Substanzen außerordentlich hoher Molekulargewichte ionisiert werden können. Das
Elektrosprühen wird häufig mit modernen Trennverfahren wie Flüssigkeitschromatographie
oder Kapillarelektrophorese gekoppelt. Aber auch Ionenquellen durch Ionisierung mit induktiv
gekoppeltem Plasma (ICP), die für die anorganische Analytik gebraucht werden, gehören zu
der Gruppe von Ionenquellen mit vakuum-externer Ionenerzeugung. Schließlich gibt es die
chemische Ionisierung bei Atmosphärendruck (APCI) mit einer primären Ionisierung der Re
aktantgase durch Corona-Entladungen oder durch Beta-Strahler mit niedriger Energie der aus
gesandten Elektronen. APCI wird unter anderem für die Analyse von Schadstoffen in Luft ein
gesetzt, und eignet sich daneben in besonderer Weise für die Kopplung der Massenspektrome
trie mit der Gaschromatographie. Weitere Arten von vakuum-externen Ionenquellen wie
Grimmsche Hohlkathoden-Entladungen werden noch untersucht und entwickelt.
Nach bisherig üblicher Praxis werden die Ionen dieser Ionenquellen zusammen mit großen
Mengen an Umgebungsgas in das Vakuum des Massenspektrometers eingelassen. Dazu wer
den feine Öffnungen von etwa 30 bis 300 Mikrometer Durchmesser oder 10 bis 20 Zentimeter
lange Kapillaren mit etwa 500 Mikrometer innerem Durchmesser benutzt. Das überschüssige
Gas muß durch differentiell arbeitende Pumpstufen entfernt werden; bei kommerziell erhältlichen
Massenspektrometern werden zwei oder sogar drei differentielle Pumpstufen mit einer
entsprechenden Anzahl von Kammern vor der Hauptkammer des Massenspektrometers einge
setzt. Es werden also drei bis vier Pumpen eingesetzt. Die Kammern stehen nur durch sehr
kleine Öffnungen miteinander in Verbindung, und die Ionen müssen durch diese kleinen Öff
nungen durchgeschleust werden.
Der Druck in der ersten Differenzpumpkammer handelsüblicher Massenspektrometer beträgt
meistens einige Millibar, in der zweiten Differenzpumpkammer sind es etwa 10-3 bis 10-1 Milli
bar, wenn nur zwei Differenzpumpkammern benutzt werden, und erst in der Hauptvakuum
kammer sind es 10-8 bis 10-4 Millibar. In der Hauptvakuumkammer befindet sich das Massen
spektrometer. Die Ionen müssen durch die Differenzpumpkammern und die kleinen Öffnungen
zwischen den Kammern hindurchgeschleust werden, dabei entstehen große Verluste an Ionen.
Zur Überführung der Ionen durch diese Kammern werden häufig Hochfrequenz-Multipol-
Ionenleitvorrichtungen verwendet, die aber nur bei Drucken unter einigen 10-2 Millibar einge
setzt werden können, da es sonst zu elektrischen Entladungen kommt. Die Ionenleitvorrich
tungen können daher nur in der zweiten Differenzpumpkammer oder in der Hauptvakuum
kammer benutzt werden. Sie werden vorteilhaft in einem Druckbereich von einigen 10-3 Milli
bar betrieben, da sie dann sowohl die radialen Schwingungen wie auch die longitudinalen Be
wegungen der Ionen schnell dämpfen und so gute Voraussetzungen für den weiteren Trans
port der Ionen und für deren Analyse im Massenspektrometer bieten.
Wie bereits aus dieser Beschreibung hervorgeht, sind die bisher verwendeten differentiell arbei
tenden Pumpstufen nachteilig. Sie erschweren die Überführung der Ionen zum Massenspek
trometer, machen den Betrieb des Massenspektrometers komplex und erfordern den Einsatz
mehrerer teuerer, groß dimensionierter Vor- und Hochvakuumpumpen.
Im Folgenden wird die Betrachtung auf Massenspektrometer unter Benutzung von Quadrupol-
Hochfrequenz-Ionenfallen nach Wolfgang Paul eingeschränkt. Diese bieten den Vorteil höch
ster Empfindlichkeit, und die Möglichkeit der Tandem-Massenspektrometrie in der Zeit
(MS/MS oder MSn) zur Aufnahme von Tochterionenspektren oder Enkelionenspektren aus
gewählter, fragmentierter Elternionen. Diese im Folgenden kurz mit "Ionenfallen" bezeichneten
Massenspektrometer haben für das Ziel dieser Erfindung, mit nur einer Hochvakuumpumpe
auszukommen, drei entscheidende Vorteile: Einerseits arbeiten sie optimal, wenn sie mit einen
Bremsgasdruck zwischen 10-4 und 10-2 Millibar in ihrem Inneren betrieben werden. Das kommt
einem Betrieb mit nur einer Hochvakuumpumpe entgegen. Andererseits können diese Massen
spektrometer mit sehr kleinen Ionenströmen auskommen, da sie die Ionen auch über längere
Zeiten zu sammeln vermögen und erst nach der Füllung mit genügend vielen Ionen die massen
spektrometrische Untersuchung der Ionen zu beginnen erlauben. Dritterseits arbeiten sie au
ßerordentlich schnell, die Spektrenaufnahme dauert nur etwa 20 Millisekunden.
Die Ionenfallen bestehen im wesentlichen aus einer rotationshyperbolisch geformten Ringelek
trode und zwei rotationshyberbolischen Endkappenelektroden. Für gewöhnlich wird die Ring
elektrode mit der notwendigen Hochfrequenzspannung zur Erzeugung des quadrupolaren
Hochfrequenzfeldes versorgt, während die Endkappenelektroden nahe am Erdpotential gehal
ten werden. Die Hochfrequenzspannung wird auch häufig als "Antriebsspannung" der Ionenfal
le bezeichnet. Die Ionen werden in der Ionenfalle durch die Wirkung des quadrupolaren Hoch
frequenzfeldes in quasiharmonisch rücktreibenden Kraftfeldern festgehalten und gespeichert.
Durch ein Bremsgas läßt sich ihre quasiharmonische ("sekulare") Schwingung abbremsen, sie
sammeln sich dann in einer Wolke im Zentrum der Ionenfalle.
Gut geformte Ionenfallen können die Ionen sehr lange gespeichert halten. Zerfallen die Ionen
nicht, so können sie viele Stunden ohne Verluste gespeichert bleiben. Damit wird ein Betrieb
möglich, bei dem Ionen über viele hundert Millisekunden, ja sogar über viele Sekunden oder
Minuten gesammelt werden und erst dann massenspektrometrisch untersucht werden, obwohl
eine solche Betriebsweise nicht erstrebenswert ist.
An den Endkappenelektroden kann eine Hochfrequenzspannung angelegt werden, die im Ver
gleich zur Antriebsspanung eine niedrigere Frequenz und eine viel kleinere Spannung hat. Mit
dieser "Anregungshochfrequenzspannung" lassen sich Ionen, deren sekulare Schwingung in der
Achsenrichtung der Ionenfalle gerade mit der Anregungsfrequenz übereinstimmen, resonant zu
Schwingungen anregen und im Grenzfall durch Ionenauswurflöcher in einer der Endakappen
aus der Ionenfalle auswerfen. Die Ionen lassen sich dann außerhalb der Ionenfalle mit einem
Ionendetektor als Ionenstrom messen. Da die sekulare Schwingung der Ionen eineindeutig von
ihrem Massen-zu-Ladungs-Verhältnis abhängig ist, lassen sich mit dieser Methode Massen
spektren aufnehmen. Der massenselektive Auswurf der Ionen läßt sich in vielfältiger Weise
verbessern, beispielsweise durch die Einbeziehung nichtlinearer Resonanzen durch höhere
Multipolfelder, oder durch Überlagerung weiterer Quadrupolfelder mit anderen Frequenzen.
Die dipolare Anregung der Ionenschwingungen kann auch in bekannter Weise für die Isolation
einzelner Ionensorten und für deren Stoßfragmentierung benutzt werden. In dieser Weise ist es
möglich, Tochterionenspektren ausgewählter Elternionen aufzunehmen.
Die Endkappenelektroden werden im allgemeinen sehr präzise relativ zur Ringelektrode justiert
und fixiert, wobei gewöhnlich isolierende Abstandsstücke verwendet werden. Werden hierfür
Ringe aus Glas, Keramik oder Kunststoff benutzt, so entstehen Ionenfallen in Form dichter
Kammern, die mit dem umgebenden Vakuum nur über die Ioneneingangslöcher und die Ionen
auswurflöcher in Verbindung stehen.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Vorrichtung zu finden, mit denen Ionen aus einer vaku
um-externen Ionenquelle mit einem Ionenfallen-Massenspektrometer gemessen und analysiert
werden können, ohne für das Massenspektrometer mehr als eine Hochvakuumpumpe zu benut
zen. Vorteilhaft, aber nicht unbedingt notwendig, wäre dabei eine zwischenzeitliche Speiche
rung der Ionen im Vakuumteil des Massenspektrometers, um die Ionen auch in den Zeiten zu
sammeln, in denen die Ionen in der Ionenfalle analysiert werden.
Es ist der Grundgedanke der Erfindung, den ionenführenden Gasstrom in das Vakuumsystem
so klein zu machen, daß die verwendete Hochvakuumpumpe ausreicht, in der Gegend des Io
nendetektors das für diesen notwendige notwendige Hochvakuum zu erzeugen. Der Ionende
tektor wird dazu zweckmäßigerweise direkt vor der Hochvakuumpumpe installiert.
Moderne Sekundärelektronen-Vervielfacher (SEV oder Multiplier) kommen mit einem Ar
beitsdruck von 10-5 Millibar aus, manche Multiplier sogar mit noch schlechterem Vakuum bis
zu 10-4 Millibar. Benutzt man eine kleine Turbomolekularpumpe von nur 70 Litern pro Sekun
de Saugleistung, so kann man zur Aufrechterhaltung eines Vakuumdrucks von 10-5 Millibar
vor der Mündung der Pumpe einen Gaseinstrom von 0,7 Kubikmillimeter Gas pro Sekunde
verkraften, also etwa 40 Mikroliter pro Minute. Solche Hochvakuumpumpen mit Saugleistun
gen von 70 Litern pro Sekunde werden handelsüblich von mehreren Firmen angeboten. Sie
sind jeweils mit einer Dragstufe ausgerüstet und können mit einfachen Membranvorpumpen
betrieben werden. Diese Kombination bildet eine sehr preiswerte und platzsparende Lösung der
Vakuumerzeugung für das kleine Massenspektrometer.
Diese Hochvakuumpumpe mit 70 Litern pro Sekunde soll aber nur als ein besonders günstiges
Beispiel dienen. Für eine Ionengetterpumpe mit einer Saugleistung von 20 Litern pro Sekunde
läßt sich ein nur geringfügig ungünstigerer Fall konstruieren. Selbst mit einer winzigen Ionen
getterpumpe von nur 2 Litern pro Sekunde läßt sich ein interessantes Massenspektrometer für
die Schadstoffanalyse entwerfen. Im Folgenden soll jedoch das Massenspektrometer mit der
Pumpe von 70 Liter pro Sekunde im Vordergrund der Betrachtung stehen.
Um in dem kleinen Gasstrom von 0,7 Kubikmillimeter pro Sekunde eine möglichst große An
zahl von Ionen transportieren zu können, muß die Gasgeschwindigkeit während des Einstroms
in das Vakuumsystem möglich groß gemacht werden. Nur dann werden die Raumladungsbe
schränkungen im Gasfluß klein. Es kommt also darauf an, eine handhabbare und leicht herstell
bare Einströmdüse mit günstigen Eigenschaften zu finden, mit der die Ionen in das Vakuum
überführt werden können.
Es ist daher ein weiterer Grundgedanke der Erfindung, handelsübliche Kapillaren für diesen
Einstrom zu benutzen, die allerdings extrem kurz gehalten werden.
Beispielsweise erzeugt eine handelsübliche Glaskapillare von 10 Mikrometer Durchmesser, die
auf einen Millimeter Länge gekürzt ist, einen Gasstrom von 0,64 Kubikmillimeter Normalluft
ins Vakuum. Dabei wird im Einlaßbereich der Einlaßkapillare eine Gasgeschwindigkeit von
etwa 13 Metern pro Sekunde erzeugt, vakuumseitig ist die Geschwindigkeit in der Kapillare
sehr viel höher. Nimmt man an, daß (a) die Ionen mit einem Abstand von 2 Mikrometern in die
Einlaßkapillare hineinfliegen, (b) etwa 10 000 Ionen pro Füllung gebraucht werden, und (c) die
Ionenfalle nur 5% der eingeführten Ionen wirklich einfängt, so kann unter diesen Verhältnissen
die Ionenfalle in 40 Millisekunden gefüllt werden. Die hierzu erforderlichen Plasmen einer
Dichte von 5 000 000 Ionen pro Kubikmillimeter (entsprechend 10 Attomol ionisierter Sub
stanz in 30 Nanomol Luft, oder einer Konzentration von 0,3 ppbm) kann man durchaus herstel
len, allerdings nur dann, wenn das Plasma positive und negative Teilchen gleichzeitig enthält
Da man für die Analyse nur 20 Millisekunden braucht, können unter diesen Annahmen etwa 14
Spektren pro Sekunde aufgenommen werden.
Ist der Abstand größer, mit dem die Ionen im Einlaßbereich der Kapillare hintereinander her
fliegen, beispielsweise nur ein Ion alle 10 Mikrometer, so reicht es immer noch für vier bis fünf
Spektren pro Sekunde.
Auch handelsüblich Metallkapillaren mit sehr geringen Kapillardurchmessern lassen sich in die
ser Weise verwenden.
Die Erfindung soll sich allerdings nicht unbedingt auf gekürzte Kapillaren beschränken, auch
sehr enge Lochdüsen, die beispielsweise durch Elektronenstrahl- oder Laserlichtbohren herge
stellt wurden, lassen sich hier verwenden. Kurze Lochdüsen haben eine noch höhere Einstrom
geschwindigkeit, und können, oberflächlich betrachtet, mehr Ionen in das Vakuum leiten. Das
trifft allerdings dann nicht mehr zu, wenn die Debye-Länge des ionisierten Plasmas, das in das
Vakuum geführt werden soll, deutlich kleiner wird als der Loch-Durchmesser. Es gibt daher in
aller Wahrscheinlichkeit ein Optimum für das Verhältnis aus Durchmesser zu Länge der Ein
laßöffnung, das experimentell bestimmt werden muß.
Andererseits unterliegen Lochdüsen auch verstärkt der Gefahr der Verstopfung durch winzige
Staubpartikel. Da bisher nicht bekannt ist, bei welcher Form der Einlaßdüse das Gebrauchsop
timum des Ioneneinstroms liegt, soll im Folgenden der Begriff "Kapillareinlaßöffnungen" die
feinen Lochdüsen mit umfassen.
Die Ionenfalle darf nur in der Füllperiode mit Ionen befüllt werden. In der Untersuchungsphase
der Ionen, also beispielsweise in der Phase der Spektrenaufnahme, hat die Befüllung zu unter
bleiben. Es ist jedoch schwierig, den Ionentransport vor oder in der Kapillardüse auf die Füll
periode der Ionenfalle zu beschränken. Weit einfacher ist es, den Ionentransport ins Vakuum
kontinuierlich vor sich gehen zu lassen, und die Ionen erst bei ihrem Eintritt in die Ionenfalle zu
schalten. Dazu ist ein Schaltglied erforderlich, das die Ionen trotz der hohen Geschwindigkeit,
die sie in dem ausströmenden Gas erhalten, am Eintritt in die Ionenfalle hindern kann.
Es ist daher ein weiterer Grundgedanke der Erfindung, die Ionen im Vakuum, aber noch vor
Eintritt in die Ionenfalle, zwischenzuspeichern und dabei zu thermalisieren, und nur in den Füll
zeiten in die Ionenfalle einzuführen. Die Zwischenspeicherung gelingt in einfacher Weise mit
einer Hochfrequenz-Ionenleitvorrichtung, in der die Ionen leicht durch beidseitig angebrachte
Ionenreflektoren gespeichert werden können. In der Ionenleitvorrichtung werden Ionen ther
malisiert, wenn sich die Ionenleitvorrichtung in einem Gebiet günstigen Drucks zwischen 10-2
und 10-3 Millibar befindet. Durch die Thermalisierung wird ihre Einfangwahrscheinlichkeit in
der Ionenfalle erhöht, und die Schaltbarkeit des Eintritts in die Ionenfalle erleichtert.
Die Befüllung der Falle mit Ionen aus der Ionenleitvorrichtung kann dadurch vorgenommen
werden, daß das Mittenpotential der Hochfrequenz-Ionenleitvorrichtung für die Befüllungszeit
über das Potential der Endkappe der Quadrupol-Ionenfalle angehoben wird, so daß die Ionen
in die Quadrupol-Ionenfalle hinein abfließen können. Die Befüllung der Ionenfalle kann aber
auch, ohne Veränderung des Mittenpotentials der Hochfrequenzspannung der Ionenleitvorrich
tung, durch eine schaltbare Ziehlinse zwischen Ionenleitvorrichtung und Ionenfalle erfolgen.
Die Befüllung aus der Ionenleitvorrichtung dauert etwa 20 Millisekunden, zusammen mit wei
teren 20 Millisekunden Analysezeit ergibt sich eine Aufnahmerate von 25 Spektren pro Sekun
de. Diese hohe Aufnahmerate setzt natürlich eine genügend hohe Ionendichte außerhalb des
Vakuums voraus, damit in 40 Millisekunden genügend Ionen für eine Spektrenaufnahme in die
Ionenleitvorrichtung eingeschleust und gespeichert werden können, wie oben bereits diskutiert.
Eine solch hohe Aufnahmerate für die Spektren ist aber häufig gar nicht notwendig. Auch bei
Ionisierungsverfahren, die geringere Ionendichten liefern, ist ein solch preiswertes Massenspek
trometer von Nutzen.
Für die Aufnahme von Tochterionenspektren werden etwa 80 Millisekunden gebraucht, damit
ergeben sich etwa 10 Tochterionenspektren pro Sekunde. Es ergibt sich dabei eine verlängerte
Sammelzeit der Ionen in der Ionenleitvorrichtung. Diese kann günstig für eine Überfüllung der
Ionenfalle vor der Isolierung der Elternionen eingesetzt werden, das ergibt Tochterionenspek
tren mit einem wesentlich besseren Signal-zu-Rausch-Verhältnis.
Die Sammlung der Ionen in der Ionenleitvorrichtung kann außerdem bereits dazu benutzt wer
den, unerwünschte Ionen unterhalb einer Schwelle für das Masse-zu-Ladungs-Verhältnis aus
zusondern, beispielsweise die Reaktantgasionen einer APCI-Ionisierung. Dazu wird die Ionen
leitvorrichtung mit einer Hochfrequenzspannung so betrieben, daß diese Ionen keine stabile
Speicherung erleben und so aus der Ionenleitvorrichtung entweichen.
Zum Betrieb der Ionenleitvorrichtung und der Ionenfalle sind Vakuumdrücke notwendig, die
weit über dem Betriebsdruck des SEV liegen. Es müssen also Druckstufen eingeführt werden,
die die optimalen Betriebsdrücke erzielen. Günstige Bremsgasdrücke in Ionenfalle und Ionen
leitvorrichtung liegen zwischen 10-4 und 10-2 Millibar. Wird Luft als Bremsgas verwendet, so
liegt der optimale Bremsgasdruck in der Ionenfalle zwischen 4×10-4 und 8×10-4 Millibar, in der
Vorkammer mit der Ionenleitvorrichtung liegt er bei etwa 5×10-3 Millibar. Bei Verwendung
von Helium liegen die optimalen Drücke etwa um einen Faktor 6 höher.
Es ein daher weiterer Grundgedanke der Erfindung, die Ionenfalle als dichte Kammer auszubil
den, den Gasstrom von der Kapillareingangsöffnung zur Pumpe im wesentlichen vollständig
durch die Ionenfalle zu leiten, und die Dimensionierung der Ioneneingangsöffnung (wenn vor
handen) und der Ionenauswurföffnung(en) dazu zu benutzen, die optimalen Druckverhältnisse
herzustellen.
Fig. 1 zeigt ein Massenspektrometer nach dieser Erfindung. Die vakuum-externe Ionenquelle
1 erzeugt eine Wolke 2 von Ionen vor der Kapillareinlaßöffnung 3 in der Wand 14 des Vaku
umsystems. Ein Gasstrom durch die Kapillareinlaßöffnung 3 bringt Ionen aus der Wolke 2 in
die Vorkammer 4 des Vakuumsystems. In der Vorkammer 4 befindet sich die Ionenleitvorrich
tung 5, die die im Gasstrom beschleunigten Ionen speichert und thermalisiert. Aus der Ionen
leitvorrichtung 5 wird die Ionenfalle befüllt, die aus den Endkappen 6 und 8 und dem Ring 7
besteht. In der Endkappe 6 befindet sich die Ioneneinlaßöffnung 10, in der Endkappe 8 sind die
Ionenauswurföffnungen 11. Die beiden Endkappen 6 und 8 und die Ringelektrode 7 sind über
zwei Glasringe 9 zueinander justiert und fixiert. Die Endkappe 8 schließt die Vorkammer 4 von
der Kammer ab, in der sich der Ionendetektor 12 vor der Hochvakuumpumpe 14 befindet.
Die besonders günstige Ausführungsform, die hier geschildert und in Fig. 1 dargestellt wird,
arbeitet erfindungsgemäß mit einer vakuumexternen Ionenquelle 1, einer Hochfrequenz-
Quadrupol-Ionenfalle aus zwei Endkappenelektroden 6 und 8 und einer Ringelektrode 7, die
als Massenspektrometer ausgebildet ist, und erfindungsgemäß mit nur einer einzigen Hochva
kuumpumpe 13. Dabei kann eine sogenannte Turbo-Drag-Pumpe von 70 Litern pro Sekunde
Saugleistung und 65 Millimetern Flanschdurchmesser zur Anwendung kommen, die mit einem
Vorvakuum von etwa 20 Millibar auskommt. Diese kann sehr preiswert durch eine 4stufige
Membran-Vorpumpe betrieben werden, die weniger als 800 Gramm wiegt. Als Besonderheit
enthält das Massenspektrometer eine Ionenleitvorrichtung 5, die zur Thermalisierung und Zwi
schenspeicherung der Ionen dient, die im Gasstrom der Kapillareinlaßöffnung 3 mitgenommen
und beschleunigt worden sind.
Dieses Massenspektrometer kann für viele Zwecke eingesetzt werden, beispielsweise als sehr
preiswerter massenspektrometrischer Detektor für die Gaschromatographie, mit Fähigkeiten
zur Bestätigung zweifelhafter Identifizierungen durch die Aufnahme von Tochterionenspektren
ausgewählter Elternionen mit Hilfe verschiedener, aus der Literatur gut bekannter Methoden.
Unter Verwendung von Elektrosprüh-Methoden zur Ionisierung läßt sich dieser massenspektro
skopische Detektor auch für die Flüssigkeitschromatographie oder für die Elektrophorese ein
setzen.
Als Hochfrequenz-Ionenleitvorrichtung 5 können in bekannter Weise Quadrupolsysteme,
Hexapolsysteme oder noch höhere Multipolsysteme verwendet werden. Auch Pentapolsysteme
sind verwendbar, sie erfordern zum Betrieb eine fünfpolige Drehhochfrequenzspannung, wie in
Patentanmeldung BFA 20/95 beschrieben. Auch höhere ungerade Drehpolsysteme können
verwendet werden.
Durch ein Verändern des Achsen- oder Mittenpotentials der Ionenleitvorrichtung 5 gegenüber
den Potentialen der Wand der Vakuumkammer 4 der Endkappe 6 kann die Ionenleiteinrichtung
5 als Speicher für Ionen einer Polarität, also entweder für positive oder für negative Ionen,
verwendet werden. Das Achsenpotential ist identisch ist mit dem Nullpotential der Hochfre
quenzspannung an der Hochfrequenz-Ionenleitvorrichtung. Die gespeicherten Ionen laufen in
der Ionenleitvorrichtung 5 ständig hin und her. Da sie in der adiabatischen Beschleunigungsphase
der Gasausdehnung eine Geschwindigkeit von etwa 500 bis 1000 Meter pro Sekunde
oder mehr erhalten, durchlaufen sie zunächst die Länge der Ionenleitvorrichtung mehrfach pro
Millisekunde. Ihre radiale Oszillation in der Ionenleitvorrichtung hängt vom Einschußwinkel
ab.
Ein anderes Extrem einer günstigen Ausführungsform bildet ein winziges Massenspektrometer,
das mit einer sehr kleinen Ionenfalle von nur 0,5 Zentimeter Ringradius arbeitet und von einer
winzigen Ionengetterpumpe mit 2 Zentimeter Durchmesser bepumpt wird, mit einer Sauglei
stung 2 Liter pro Sekunde. Das ganze Spektrometer hat - ohne Elektronik - nur 2,5 Zentimeter
Durchmesser und 15 Zentimeter Länge. Die Ionen werden über eine Kapillare von 6 Mikrome
ter Durchmesser und 4 Millimeter Länge direkt in die Ionenfalle eingelassen, wobei durch die
sen Gaseinlaß ein besonders gutes Einfangverhalten von etwa 25% der Ionen erzeugt wird.
Am Multiplier herrscht ein Druck von 10-5 Millibar. Im Eingangsbereich der Kapillare beträgt
die Gasgeschwindigkeit etwa einen Meter pro Sekunde, bei einem Abstand der Ionen von 10
Mikrometern und einer optimalen Füllrate der Ionenfalle mit 5000 Ionen können damit in
günstigen Fällen 4 Spektren pro Sekunde aufgenommen werden. Die Ionisierung wird durch
einen ⁶³Ni-Betastrahler in einem staubfreien Raum vor der Einlaßkapillare erzeugt, der durch
eine sehr dünnen Silikonmembran mit der Außenluft in Verbindung steht. Verunreinigungen
dringen durch die Silikonmembran in den staubfreien Raum ein. Die Zufuhr von Ionen kann
durch eine winzigen mechanischen Verschluß des Kapillareneingangs unterbrochen werden,
beispielsweise durch die erwähnte Silikonmembran, die pneumatisch bewegt wird. Damit läßt
sich ein extrem kleines Massenspektrometer für die kontinuierliche Luftüberwachung bauen.
Selbst wenn sich die Aufnahmerate von 4 Massenspektren pro Sekunde nicht erreichen läßt,
und beispielsweise nur alle 10 Sekunden ein Spektrum aufgenommen werden könnte, wäre ein
solches Massenspektrometer von großem Interesse.
Dieses Massenspektrometer ist ebenfalls fähig, Tochterionenspektren aufzunehmen. In beson
ders einfacher Weise gelingt das dadurch, daß durch einen Teilscan nur die Ionen mit Massen
unterhalb der ausgewählten Elternionen entfernt und dann diese Elternionen zu stets leichteren
Tochterionen fragmentiert werden. Diese werden dann als Spektrum aufgenommen. Auf diese
Weise lassen sich sogar mehrere Elternionensorten verschiedener Massen ohne neue Beladung
der Ionenfalle untersuchen. Durch diese Möglichkeit der Identifizierung von Substanzen in
Gemischen läßt sich das Gerät auch ohne chromatographische Trennung für Überwachungs
zwecke einsetzen, selbst wenn mehrere Komponenten in einem Gemisch analysiert werden
müssen.
Claims (11)
1. Ionenfallen-Massenspektrometer, bestehend nebst elektrischen Versorgungseinheiten aus
- (a) einer Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfalle mit Ionenauswurföffnungen,
- (b) einem Ionendetektor außerhalb der Ionenfalle zur Messung der ausgeworfenen Ionen,
- (c) einem Vakuumsystem, das die Ionenfalle und den Ionendetektor umschließt,
- (d) einer Ionenquelle außerhalb des Vakuumsystems, und
- (e) einer Kapillareinlaßöffnung in der Wand des Vakuumsystems für den Einlaß eines Gasstromes, mit dem die Ionen ins Vakuum transportiert werden, dadurch gekennzeichnet,
- (1) daß das Vakuum innerhalb des Vakuumsystems nur durch eine einzige Hochvakuum pumpe erzeugt wird,
- (2) daß der Ionendetektor nahe zur Pumpöffnung der Hochvakuumpumpe angebracht wird, und
- (3) daß die Kapillareinlaßöffnung so dimensioniert wird, daß in der Umgebung des Ionen detektors ein für diesen genügend gutes Vakuum aufrechterhalten wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck in der Umgebung
des Ionendetektors unter 10-4 Millibar liegt.
3. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß daß
der Gasstrom von der Kapillareinlaßöffnung zur Hochvakuumpumpe im wesentlichen
durch die Ionenfalle führt und die Ionenfalle durch die Ionenauswurföffnungen verläßt, und
daß die Dimensionierung der Ionenauswurföffnungen den für den Betrieb der Ionenfalle
notwendigen Bremsgasdruck erzeugen.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Druck in der Ionenfalle zwischen 10-4 bis 10-2 Millibar gehalten wird.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kapillareinlaßöffnung direkt in die Ionenfalle mündet
- 6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapil lareinlaßöffnung in eine Hochfrequenz-Ionenleitvorrichtung mündet, die sich in einer Vor kammer vor der Ionenfalle befindet und die Ionen von der Kapillareinlaßöffnung zu einer Ioneneinlaßöffnung in der Ionenfalle führt.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Hochfrequenz-Ionenleit
vorrichtung durch reflektierende Potentiale an mindestens einem der Enden als Ionenspei
cher ausgebildet ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß durch die
Dimensionierung der Ioneneinlaßöffnung der Ionenfalle der Druck in der Vorkammer auf
einen Wert zwischen 10-4 bis 10-2 Millibar eingestellt ist.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kapillareinlaßöffnung aus einer kurzen Kapillare besteht, die in die Wand des Vakuumsy
stems eingedichtet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapillare aus Metall be
steht.
11. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapillare aus Glas oder
Quarzglas besteht.
12. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Kapillare zumindest auf
ihrer inneren Oberfläche hochohmig leitend ist.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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