DE1610814C3 - Verfahren zum Entfernen eines Reißoder Heftfadens aus einem Stoff mittels eines Lösungsmittels - Google Patents

Verfahren zum Entfernen eines Reißoder Heftfadens aus einem Stoff mittels eines Lösungsmittels

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Description

Bei der Herstellung verschiedenartiger Strick- oder Wirkstoffe wird häufig ein sogenannter Reißfaden verwendet, der bestimmte Teile des Stoffes so lange zusammenhalt, bis diese Teile getrennt werden müssen. Zum Trennen der Teile wird der Reißfaden in üblicher Weise von Hand oder mechanisch entfernt. Auch bei der Herstellung von Spitzengeweben oder gewirkten Spitzenwaren werden üblicherweise eine Anzahl Spitzenstreifen mit Hilfe eines Reißfadens entlang einander zugekehrter Seitenkanten miteinander verbunden. Wenn später die Spitzenstreifen getrennt werden müssen, kann der Reißfaden auf chemische oder andere Weise entfernt werden.
Das Problem eines nachträglichen Entfernens von Fäden aus Stoffen stellt sich ebenfalls bei der Fertigung von Kleidungsstücken, wo in größerem Maße Heftfäden verarbeitet werden, die im fertigen Kleidungsstück nicht mehr erwünscht sind.
Aus der US-PS 25 39 244 ist bekanntgeworden, Heftfäden durch Auflösen mittels einer wäßrigen Säure aus Stoffen zu entfernen. Hierzu werden die Heftfäden vor ihrer Verarbeitung mit der wäßrigen Säure getränkt. Dies bedingt aber, daß die Heftfaden innerhalb einer kurz bemessenen Zeitspanne verarbeitet werden müssen. Es besteht auch die große Gefahr, daß die Säure das Gewebe des Kleidungsstückes beschädigt oder dessen Farbe beeinträchtigt. Nicht aufgelöste Fadenreste müssen durch zusätzliches Reiben des Kleidungsstükkes entfernt werden.
Das Entfernen eines Heftfadens durch Auflösen ist außerdem in der US-PS 21 58 456 im Zusammenhang mit einem Verfahren zur Verlängerung eines Kleidungsstückes beschrieben. Gemäß diesem Verfahren wird z. B. in einem Hemdärmel eine Falte gebildet und diese mit einem in einem Lösungsmittel auflösbaren Faden vernäht Mit diesem Lösungsmittel wird der Faden bei Bedarf benetzt, so daß er sich auflöst und der Hemdärmel um die Faltenlänge verlängert werden kann. Als Lösungsmittel ist beispielsweise Aceton genannt.
Diese Art des Auflösens eines Fadens wäre für das Entfernen eines Reiß- und Heftfadens aus einem Stoff bei der Kleiderherstellung wenig geeignet. Auf Grund der sehr zahlreichen Nähte wäre der Benetzungsvorgang zeitraubend und umständlich. Außerdem würde das Aceton eine starke Geruchsbelästigung für das Per
sonal bedeuten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Entfernen eines Reiß- oder Heftfadens aus einem Stoff mittels eines Lösungsmittels zu schaffen, bei dem das Entfernen des Reiß- bzw. Heftfadens auf eine Weise erfolgt, die mit keinem zusätzlichen Arbeitsaufwand verbunden ist und eine Beschädigung des Stoffes durch das Entfernen des Fadens ausschließt. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einem Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst.
Das Wesen der Erfindung besteht somit darin, das sich an die Kleiderherstellung üblicherweise anschließende Trockenreinigungsbad zum Entfernen der Reißbzw. Heftfäden mitzubenutzen. Dies ist möglich durch die geeignete Auswahl eines Fadenmaterials derart, daß ein Faden aus einem solchen Material in Gegenwart eines Trockenreinigungslösungsmittels in Stücke zerfällt. Ein geeignetes Fadenmaterial ist Polykarbonat mit orientierter Molekularstruktur, während das Trokkenreinigungslösungsmittel Perchloräthylen ist. Durch die Bewegung des Stoffes während der Trockenreinigung lösen sich die Fadenstücke, so daß diese mit dem Trockenreinigungslösungsmittel weggespült werden können. Die Fadenstücke werden dann in einem üblicherweise in Trockenreinigungsautomaten vorgesehenen Fangfilter aus dem Lösungsmittel abgeschieden. Da die Reiß- bzw. Heftfäden in dem Trockenreinigungslösungsmittel nicht in Lösung gehen, sondern in Bruchstücke zerfallen, wird das Trockenreinigungslösungsmittel durch die Fäden nicht verunreinigt. Es ist nur erforderlich, den Fangfilter von Zeit zu Zeit zu reinigen.
Worauf das in Stückezerbrechen eines Fadens aus Polykarbonat mit orientierter Molekularstruktur beim Umwälzen in einem Perchloräthylen enthaltenden Trockenreinigungslösungsmittel beruht, ist letztlich unbekannt. Die Wirkung des Trockenreinigungslösungsmittels ist aber offenbar in einer Versprödung des Fadenmaterials zu sehen. Die nachfolgend an Hand eines Beispiels entwickelte Theorie soll dies verdeutlichen.
Beispiel
Ein einfaseriger Faden gewünschter Länge wurde mit einer kontinuierlich arbeitenden Spritzgußmaschine aus einer bestimmten Menge fließfähigem Polykarbonat-Ausgangsmaterial hergestellt. Dieser Faden wurde dann unter geeigneter Spannung bei gleichzeitiger Nachorientierung seiner Molekularstruktur gedehnt und verlängert, bis sich seine Länge annähernd verdoppelt hatte. Der so erhaltene Faden hatte einen Durchmesser von etwa 0,15 mm und eine Zugfestigkeit von etwa 21 kp/mm2. Es stellte sich heraus, daß die weitere Dehnbarkeit des erhaltenen Fadens beim Vernähen durch eine Nähmaschinennadel unwesentlich war, so daß der Faden niemals locker oder schlaff wurde.
Der Faden wurde als Reiß- oder Heftfaden bei der Herstellung von 54 Sakkos für Herrenanzüge verwendet. Die Kleidungsstücke wurden in Gruppen von etwa 10 Stück eingeteilt und jede Gruppe wurde dann in einer Trommelreinigungsmaschine mit einer Umwälzgeschwindigkeit von etwa 45 U/min unter gleichzeitiger Zuführung von Perchioräthylen bei einer Temperatur von etwa 24°C behandelt. Das Perchloräthylen kam mit den Kleidungsstücken in Kontakt und strömte durch eine Auslaßleitung kontinuierlich ab, die stromaufwärts mit einem herkömmlichen Knopffangfilter eines üblichen Diatomeenerdefilter versehen war.
20 sec nach dem Beginn des Umwälzvorganges für jede Gruppe begannen Bruchstücke des Heftfadens gegen das Fenster der Umwälzkammer zu schlagen. Nach einiger Zeit, nämlich nach 4 min Umwälzung für eine und 14 min Umwälzung für eine andere Gruppe, wurden die Kleidungsstücke unter schneller Drehung getrocknet und dann aus der Maschine genommen.
Etwa 95 Gewichtsprozent des ursprünglichen Fadens wurden als Bruchstücke im Knopffangfilter aufgefangen, woraus ersichtlich ist, daß nur ein geringer Anteil des Fadens im Perchloräthylen aufgelöst war. Darüber hinaus fielen einige Fadenbruchstücke während der Entnahme der Kleidungsstücke aus der Maschine von diesen ab. Bei Verwendung von Sprungheftfäden war die Länge der Fadenbruchstücke beträchtlich und betrug in manchen Fällen etwa 4 bis 5 cm.
Nach dem Trocknungsvorgang war der Stoff der Kleidungsstücke sauber und wies keine Fadenreste auf, wobei auch seine Farbe nicht beeinträchtigt war.
Es scheint an Hand der im obigen Beispiel beschriebenen Vorgänge, daß der Polykarbonatfaden in Anwesenheit eines geeigneten Trockenreinigungslösungsmittels zu einem glasartigen Netzwerkpolymerisat wird, wobei sich Moleküle des Lösungsmittels im Faden ausbreiten und der Faden infolge innerer Spannungen zerspringt bzw. reißt. Durch den Kontakt der Außenoberfläche des Fadens mit dem Lösungsmittel quillt anscheinend eine Fadenaußenhülle, die den glasartigen Fadenkern umgibt, auf, während eine Aufquellung des Fadens in Axialrichtung verhindert ist. Dadurch wird die Hülle einer Druckbeanspruchung unterworfen, während der Fadenkern einer Zugbeanspruchung unterliegt. Mit der fortschreitenden Aufquellung der Außenhülle nach innen steigt die Zugbeanspruchung, bis die Zugfestigkeit des Fadenkerns übertroffen wird und der Kern dann in Querrichtung zerspringt. Während der physikalischen Veränderung des Fadens wird dieser mechanisch bewegt, so daß das Zubruchgehen des Fadens gefördert wird. Darüber hinaus werden durch die mechanische Umwälzung die Bruchstücke des zersprengten Fadens vom Stoff abgeschüttelt.
Es wird ferner angenommen, daß beim Einnähen des Fadens in den Stoff die Nadelbewegung zu einer Beanspruchung des Fadens an entlang der Fadenlänge in Abstand voneinanderliegenden Punkten führt und daß' die Aufquellung der Fadenhülle an den Stellen ausgeprägt stattfindet,.an welchen die Nadel während des Nähvorganges einen Zug auf den Faden ausgeübt hat. Daher bricht oder reißt der Faden insbesondere an Stellen, an welchen der Faden zuvor Beanspruchungen durch die Nadel unterworfen worden ist.
Ein besonderer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, daß das Lösungsmittel nicht gekühlt werden muß, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, mit welcher der Faden zerspringt. Das Lösungsmittel kann bei einer Temperatur von zumindest 24° C verwendet werden, d. h. bei der für Trockenreinigungsverfahren üblichen Temperatur. Da die Fadenbruchstücke im in den Trockenreinigungsmaschinen gewöhnlich vorgesehenen Fangfilter aufgefangen werden und da das Lösungsmittel das erforderliche Zerspringen des Fadens bei normalen Lösungstemperaturen einleitet, und zwar innerhalb des Bereichs der bei derartigen Maschinen üblichen Kreislaufzeiten, braucht die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens gewählte herkömmliche Trockenreinigungsmaschine keine Abänderungen zu erfahren.

Claims (2)

Patentansprüche:
1. Verfahren zum Entfernen eines Reiß- oder Heftfadens aus einem Stoff mittels eines Lösungsmittels, dadurch gekennzeichnet, daß der einen Faden aus Polykarbonat mit orientierter Molekularstruktur enthaltende Stoff in einem ein Trokkenreinigungs-Lösungsmittel aus Perchloräthylen enthaltenden Bad so lange umgewälzt wird, bis der Faden in Stücke zerbricht, und daß anschließend diese Stücke mit dem Lösungsmittel aus dem Kleidungsstück entfernt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der den Reiß- oder Heftfaden enthaltende Stoff mindestens 4 Minuten lang bei einer Temperatur von wenigstens 24° C in dem Perchloräthylen enthaltenden Bad umgewälzt wird.
DE1610814A 1966-01-24 1967-01-20 Verfahren zum Entfernen eines Reißoder Heftfadens aus einem Stoff mittels eines Lösungsmittels Expired DE1610814C3 (de)

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US522365A US3373471A (en) 1966-01-24 1966-01-24 Method for removing temporarily emplaced threads from fabric material

Publications (3)

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DE1610814A1 DE1610814A1 (de) 1972-02-17
DE1610814B2 DE1610814B2 (de) 1975-04-03
DE1610814C3 true DE1610814C3 (de) 1975-11-13

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DE1610814A Expired DE1610814C3 (de) 1966-01-24 1967-01-20 Verfahren zum Entfernen eines Reißoder Heftfadens aus einem Stoff mittels eines Lösungsmittels

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