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Spritzbare bzw. streichbare Verschluß- oder Anschlußdichtung und Verfahren
zu ihrer Herstellung Die Erfindung betrifft spritzbare bzw. streichbare Verschl;iiß-
oder Anschlußdichtungen aus elastisch aushärtenden ferkstoffen für mindestens einseitig
von der Dichtung nachträglich ablösbare, beliebig geformte Teile. Außerdem betrifft
die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung derartiger Dichtungen.
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Abdichtungen dieser Art stellen ein technisches Problem
dar,
das mit den bisher bekannten Verfahren nur unbefriedigend gelöst werden konnte.
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Die Aufgabe, kompliziert gestaltete, bzw. unplane und/ oder nicht
parallele Flächen gegeneinander abzudichten, wobei die Dichtungsschicht ein- oder
beldseitig lösbar sein muß, besteht beispielsweise häufig im Apparate-, Anlagen-und
Fahrzeugbau; so beim Abdichten nicht paralleler oder unbearbeiteter, mit Nieten,
Schraubenköpfen und dergleichen durchsetzten Flächen, beim Abdichten von durch Sannung,
Stoß, Abnutzung oder sonstige äußere Einwirkung verformten Anschlußstücken sowie
beim Abdichten von nicht maßgerechten Klappen, Deckeln und sonstigen Verschlüssen.
Ähnliche Aufgaben mit einseitig lösbaren Dichtungen zwischen unpianen Flächen ergeben
sich auch an Fenstern und Türen.
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Bekanntlich neigen besonders aus Holz gefertigte Fenster und Türen
im Laufe der Zeit dazu, durch Schwund, Abnutzung usw. ihre Paßform und damit ihre
Dichtigkeit zu verlieren. Als Folge treten beträchtliche Raumwärmeverluste bei kühler
Witterung sowie Zuglufterscheinungen auf und in besonders kritischen Fällen kann
Regen an den undichten Fensterstellen eindringen Auch die Dichtigteit von Stahlfenstern
und -Türen ist im allgemeinen ungenügend, sofern diese nicht bereits bei der Herstellung
mit entsprechenden
Dichtungen versehen wurden. Besonders schwierig
gestaltet nich die Abdichtung solcher Stahlfenster, die sich durch den Transport
oder während der Montage verzogen haben.
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Das nachträgliche Anbringen von vorgefertigten Dichtung profilen
oder -streifen aus Gummi, Schaumstoff oder Filz ist umständlich und stellt - wie
auch dem Nichtfachmann gelaufig - wegen der oft unzureichenden Festigkeit der Klebeverbindung
in den seltensten Föllen eine Dauerlösung dar. Darüber hinaus scheitert dieses Abdichtungsverfahren
aus ZU-vorgenannten Gründen immer dann, wenn die Dimensionen des abzudichtenden
Zwischenraumes ungleichmäßig beschaffen sind.
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Statt der verwendung von vorgefertigten Dichtungen ist in der Deutschen
Patentschrift 907 343 und an anderer Stelle bereits vorgeschlagen worden, pastenförmige,
spritzbare Dichtungsmittel, bestehend aus gelösten Polymerisationsharzen mit Zusätzen
elastischer Füllstoffe, wie beispielsweise Gummi-oder PO-ehl bzw. -Schrot oder bestehend
aus elastisch auvhärtenden Reaktionsharzen auf Zweikomponenten-Basis für die genannten
Dichtungsaufgab£n zu verwenden, welche erst nach der handwerklichen Verarbeitung
infolge physikalischer rooknung oder durch Reaktion mit einem unmittelbar vor dem
Gebrauch zugemischten Härter in einen festen, elastischen bzw.
halb-elastischen
Zustand übergehen. Eine genaue Anpassung der Dichtung an die beliebige Form der
jeweils abzudichtenden Teile wird bei Verwendung der beschriebenen Dichtung massen
bekanntermaßen dadurch erzielt, daß diese Teile, nach Auftrag der noch pastenförmigen
Pichtungsmasse auf eines der beiden Teile, in der gewünschten Lage aufeinandergedrückt
werden, wobei die Dichtungsmasse den Zwischenraum zwischen den abzudichtenden Teilen
vollständig und genau ausfüllen soll.
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Nachteiligerweise sind alle diese bekannten Verfahren dadurch gekennzeichnet,
daß die Verwendung eines T.rennmittels zwischen Dichtungsmasse und abzudichtender
Fläche unumgänglich ist, so zum Beispiel in Form dünner Folien oder einer Trenn-
bzw. Abziehiacktschicht, um das ohne diese Vorkehrung unvermeidlich eintretende
Verkleben zwischen der im frischen, noch verformbaren Zustand äußerst haftungsfreundlichen
Dichtungsmasse und anzudichtender Fläche zu verhindern, mit der Absicht, gegebenenfalls
nachträglich beide oder einen der durch die Dichtung verbundenen Teile wieder lösen
zu können, wie es zum Beispiel der Praxisfall einer Tür- oder Yensterabdichtung
erforderlich macht.
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Obwohl dieses bekannte Abdichtungsverfahren seinem Grundgedanken
nagh einen Fortschritt gegenüber der Verwendung
vorgeformter Dichtungen
bedeutet, läßt es sich, in der beschriebenen Weise und mit den vorgeschlagenen Dichtungsmateralien
kaum oder nur äußerst schwierig und umständlich in die Praxis umsetzen. Der Problematik
liegt insbesondere das Erfordernis zugrunde, die Dichtung nachträglich ein- oder
beidseitig wieder lösen zu können.
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Nichtlösbare Abdichtungen mit spritzbaren Dichtungsmassen lassen sich
demgegenüber ohne besondere Schiwerigkeiten ausführen und können als Stand der Technik
betrachtet werden.
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Geht man zur Schaffung einer wieder lösbaren Dichtung in der schon
beschriebenen Weise vor, indem man eine Trennschicht - biespielsweise bestehend
aus einem Folienmateripil oder einem Trenn- oder Abziehlackauftrag - zwischen Dichtungsmasse
und anzudichtender Fläche aufbringt, so scheitert dieses Verfahren im ersteren Falle,
abgesehen von der umständlichen Ausführungsart im allgemeinen daran, daß es äußerst
schwierig ist, auf komplizierterem Untergrund eine glatte, faltenfreie Folienabdeckung,
die für die genaue Anpassung der Dichtungsmasse on die Unebenheiten der abzudichtenden
Fläche notwendig ist, zu bewerkstelligen.
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Der Trenneffeict wiederum vo Trennlack- oder Abziehlackschichten
und dergleichen hat sich in der Abdicht-Praxis
als sehr unsicher
erwiesen. Die Erfolgsrate hiermit schwankt je nach Art der abzudichtenden Körper
und je nach Sorgfalt der Ausführung, liegt im Durchschnitt aber kaum über 60 %.
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Das bedeutet daß in ca. 40 o/o der Fälle eine nachträgliche Lösung
der Dichtung nicht gelingt. Die Unsicherheit dieses Verfahrens beruht vor allem
darauf, daß sich der Lack je nach den Untergrundvoraussetzungen sehr unterschiedlich
verhält. Liegt beispielsweise ein poröser, saugfähiger Untergrund, wie z. B. Holz,
vor, so wird in der Regel der Lack in das Holz eindringen und dadurch seine Trennfunktion
nicht mehr voll ausüben können. Auf glatten, dichten Untergründen ist die Trennwirkung
von Abziehlacken verhältnismäßig gut; kritische Stellen sind jedoch scharfe Kanten
an der abzudichtenden Fläche, die von dem Lack häufig nicht zuverlässig abgedeckt
werden und an denen es zu einer partiellen Haftung des Dichtungsmittels kommen kann.
Unsichere Verhältnisse liegen auch bei Anstrichuntergründen vor, weil diese je nach
Art des Anstrichmaterials von dem lösungsmittelhaltigen Trenn- oder Abziehlack angelöst
werden können, wodurch dessen Trenn- oder Abziehfähigkeit unter Umständen verlorengeht.
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Die aufgezählten Gründe machen es verständlich, daß den bisher bekannten
Abdichtungsverfahren ein wirtschaftlicher Erfolg versagt geblieben ist.
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Die Erfindung hat sich daher zur Aufgabe gesetzt, eine zuverlässig
von einem bzw. von beiden abzudichtenden Teilen nachträglich wieder lösbare, spritzbare
bzw. streichbaxe, leicht und sauber herzustellende Verschluß- oder Anschlußdichtung
zu schaffen.
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Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch an sich bekannte, elastisch
aushärtende Dichtungsmassen auf ganz neuartige Weise gelöst Die Erfindung besteht
hauptsächlich in der Lösung des Trennprobems und zeichnet sich durch den Vorteil
aus, daß ein äußeres Trennmittel zur nachträglichen Lösung der Dichtung nicht mehr
erforderlich ist.
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Die gemäß der Erfindung als Dichtungsmittel verwendeten streichbaren
bzw. spritzbaren Massen enthalten als Bindemittelbasis synthetischen Kautschuk,
und erhärten oberflächlich durch LuSteinwirkung innerhalD weniger Minuten bis mehrerer
Tage unter Ausbildung einer schwer verletzlichen Haut und härten in einem nachfolgenden
Zeitraum, der zwischen einem Tag und drei Wochen betragen kann, vollständig zu einem
elastischen Material. Nach dem Erfindungsgedanken werden die verschiedenen Härtungsstadien
für das Verfahren ausgenutzt, indem man die auf einen abzudichtenden Körper gespritzte
Dichtungsmasse zunächst eine klebfreie,
selbsttrennende Haut bilden
läßt, bevor der entsprechende Gegenkörper aufgedrückt wird. Bei nachfolgendem Aufdrücken
des Gegenkörpers aul die noch weiche und nachgiebige Haut entsteht - ohne- -daß
eine Verklebung zwischen den Grenzflächen einttritt - auf der Dichtungsschicht ein
genauer Abdruck- der abzudichtenden Grenzfläche, welcher im Maße der Durchhärtung
fixiert und auch nach Lösung der Dichtung beibehalten wird.
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Es werden auf diese Weise Dichtungen erhalten, die der liebig komplizierte
Zwischenräume zwischen zwei zu dichtenden Flächen einwandfrei ausfüllen- und abzudichten
vermögen.
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Die Vorteile der Erfindung gegenüber den bisherigen Verfahren bestehen
hauptsächlich in ihrer sichereren uno. wesentlich einfacheren Ausführungsweise,
welche vor lldurch den Wegfall des Trennmittels erreicht wird.
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Für den erfindungsgemäßen Zweck einen sich verschiedeine, als sogenannte
lufthärtende Kautschukmassen bekannte Polymersysteme, beispielsweise auf der 3csis
von Organo-Polysiloxanen oder Polysulfidharzen.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Dichtungsmassen enthlten außer dem
Kautschukpolymer in der Regel geeignete
Härterreagenzien; außerdem
können im Maße der Verträglichkeit Verschnittharze, Weichmacher, Verdickungsmittel
und.
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Füllstoffe zugesetzt werden.
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Im folgenden wird die Erfindung durch die Beschreibung einiger, erfindungsgemäßer
Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Beispiel 1 Zunächst wird die Erfindung an dem Beispiel der Herstellung
einer Fensterabdichtung erklärt, bei welcher die Dichtung am Fensterstock haften,
vom Fensterrahmen jedoch wieder ablösbar sein soll.
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Für diese einseitig ablösbare Dichtung eignet sich ein synthetischer
Kunststoff auf Polysulfid-Basis, dessen Zusammensetzung erfindungsgemäß so gewählt
ist, daß er unter dem Einfluß der umgebenden Luft fortschreitend von außen nach
innen durchhärtet.
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Dieser Polysulfid-Kautschuk wird als zähflüssige bzw. pastenförmige
Dichtungsmasse beispielsweise mit einer geeigneten Spritzvorrichtung auf die abzudichtenden
Balzflächen des betreffenden Fensterstocks aufgebracht und verbindet
sich
mit diesem dauerhaft aufgrund des guten Haftvermögens der noch nicht ausgehärteten
Polysulfid-Dichtungsmasse.
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Hierauf wird bis zur Hautbildung der aufgetragenen Dichtungsmasse
gewartet, welche Je nach der herrschenden Luftfeuchtigkeit nach ein bis fünf -Tagen
eintritt. Die Hautbildung kann durch oberflächliches BeSeuchten der aufgetragenen
Dichtungsmasse mit Wasser beschleunigt werden.
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Nunmehr wird das Fenster geschlossen und dicht gegen die Falzflächen
des Fensterstocks gedrückt, wobei die im inneren noch zähflüssige bzw. plastische
Dichtungsmasse verformt wird und sich genau dem abzudichtenden Spaltraum anpaßt,
ohne daß die Außenhaut aufreißt oder es-zu einer haftenden Verbindung zwischen der
Dichtungsmasse und dem betreffenden Fensterrahmen kommt.
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Nach Aufdrücken des Fensterrahmens auf die Falzflächen des Fensterstocks
wird die vollständige, elastische Durchhärtung des Polysulfid-Eautschuks abgewartet,
welche nach etwa drei Wochen abgeschlossen ist. Hiernach kann das Benster wieder
geöffnet werden, wobei sich die nun durchgehend elastische Dichtungsmasse ohne Schwierigkeiten
vom Fensterrahmen ablöst und in dauerhafter, genau den Falzflächen
des
Fensterrahmens angepaßter Form auf dem Gegenfalz des Fesnterstocks verbleibt.
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Beispiel 2 Soll eine von beiden gegeneinander abzudiclitenden Teilen
ablösbare Dichtung hergestellt werden, so findet hierzu erfindungsgemäß eine Dichtungsmasse
auf Organo-Polysiloxan-Basis Verwendung, welche unter dem Einfluß der Umgebungsatmosphäre
fortschreitend von außen nach innen durchhärtet, -wobei sich zunächst auf der Oberfläche
der Dichtung masse eine zähe, elastische Haut bildet. Die Dichtungsmasse wird wiederum
in der oben beschriebenen Weise, beispielsweise mitteis einer Spritzpistole, auf
die Fläche eines der gegeneinander abzudichtenden Teile, beispielsweise den Flansch
eines Lüftungskanales, aufgetragen. Danach wird wiederum die Bildung einer selbsttrennenden
Haut abgewartet, welche je nach Zusammensetzung des Polysiloxankaut--schuks bezüglich
des s Mischungsverhältnisses der Ausgangsstoffe füiif Minuten bis dreißig Minuten
zur Bildung benö--tigt, worauf der genannte Flansch gegen den benachbarten Flansch
des nächsten Lüftungskanalabschnittes gedrückt und hierauf die vollständige Durchhärtung
der Dichtungsmasse abgewartet ird, welche nach ein bis drei Tagen eingetreten ist.
hierauf können die Flansctln der Lüftungskanalabschnitte
voneinander
getrennt werden, wobei die Dichtung zunächst an demjenigen Flansch haften bleibt,
auf welchem sie im zähflüssigen bzw. pastenförmigen Zustand aufgebracht worten ist.
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Soll jedoch die Dichtung anschließend mit Rücksicht auf spätere Reparaturzwecke
oder dergl. auch von diesem Flansch abgelöst werden, so kann sie ohne Schwierigkeit
von diesem abgezogen werden, da die haftfähigkeit von Polysiloxankautschuk der erfindungsgemäßen
Art verhältnismäßig gering ist. Durch das Abwarten einer Hautbildung wird vermieten,
daß bei einer Trennung der abzudichtenden Teile nach elastischer Aushärtung der
Dichtung diese teils an dem einen, teils an dem anderen der abzudichtenden Teile
haften bleibt und dabei unter Umständen zerrissen wird.
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Soll jedoch eine erfindungsgemäße Organo-Polysiloxan-Dichtungsmasse
mit den soeben erwähnten verminderten Hafteigenschaften dauerhaft an einem der abzudichtenden
Teile -beispielsweise zum Zwecke einer Fensterabdichtung - haften, eo kann dieses
Teil mit einer entsprechenden Haftgrundierung versehen werden, welche sich mit der
zähflüssig aufgetragenen Dichtungsmasse dauerhaft verbindet.