DE1300822B - Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von ZellstoffInfo
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Description
1 2
Die Erfindung bezieht sich auf ein Sulfit-Kochver- als gewöhnlicher Sulfit-Zellstoff, aber immerhin etwas
fahren zur Herstellung von chemischem Zellstoff. schwächer als nach dem Kraft-Verfahren gewonnener
Es wurde bereits ein Verfahren bekannt, bei dem Zellstoff.
eine relativ reine Kochlauge auf Magnesiumbasis mit Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das
einem ziemlich hohen Gesamtgehalt an Schwefel- 5 Sulfit-Zellstoff-Gewinnungsverfahren auf Magnesiumdioxyd,
aber ohne freies Schwefeldioxyd, verwendet basis, d. h. das Magnefitverfahren, hinsichtlich der
wird. Der Anfangs-pH-Wert liegt zwischen 2,5 und Festigkeit des gewonnenen Zellstoffes zu verbessern.
5,0. Das Verfahren umfaßt die Schritte der Tränkung Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch
von Holzschnitzeln bei überatmosphärischem hydro- ein Verfahren zur Herstellung von chemischem Zellstatischem
Druck, der Abführung überschüssiger 10 stoff aus Rohmaterial auf Zellulosebasis, welches mit
Kochlauge, bis ein gewünschtes Laugenverhältnis er- einer Magnesiumbisulfitlösung, die praktisch keine
reicht ist, der raschen Erhitzung der Schnitzel auf eine freie schwefelige Säure enthält, während einer ersten
hohe Kochtemperatur von zwischen 160 bis 2000C Kochstufe bei einem pH-Wert im Bereich von 3,0 bis
und der gesteuerten Ableitung des während des Koch- 4,0, gemessen bei Raumtemperatur, aufgeschlossen
Vorganges aus der schwefeligen Säure gebildeten SO2 15 wird, in der die hauptsächliche Sulfonierung des
zur Aufrechterhaltung eines pH-Wertes der Koch- Lignins und Auflösung der Zellulose stattfindet, das
lauge in der Gegend von 3,0 bis 4,0, bei Zimmer- dadurch gekennzeichnet ist, daß der pH-Wert der
temperatur gemessen. Dieser letztere Schritt erfolgt in Lösung, gemessen bei Raumtemperatur, während der
der Periode, in der der größte Teil der Sulfonierung zweiten Stufe der Aufschlußperiode durch Zusatz von
des Lignins und der Auflösung des Holzes vor sich 20 Magnesiumhydroxyd oder -oxyd zur Lösung im
geht. Bereich von 4,75 bis 6,5 gehalten wird.
Ein derartiges Verfahren ist in der deutschen Aus- Diese Bedingungen werden während des gesamten
legeschrift 1 249 666 beschrieben und als »Magnefit«- Verlaufes der zweiten Stufe im wesentlichen aufrecht-Verfahren
bekanntgeworden. Dieses Verfahren ermög- erhalten. Der entstehende Zellstoff hat sich als wesentlicht
es, den Holzaufschluß in geringerer Zeit und bei 25 Hch fester erwiesen als ein Zellstoff, bei dessen Herwesentlich
höheren Temperaturen durchzuführen, als stellung der gesamte Kochprozeß bei einem pH-Wert
dies früher bei Sulfitverfahren möglich war, und führt von 3,0 bis 4,0 durchgeführt wird,
zu relativ hellem, ungebleichtem, chemischem Zeil- Die Figuren erläutern die Erfindung. Es stellt dar
stoff. Dabei können als Ausgangsstoffe die verschieden- F i g. 1 das Schema eines Zellstoffkochers mit
sten Hart- und Weichhölzer und alle anderen Zellulose- 30 Chemikalien-Rückgewinnungsanlage,
rohstoffe Verwendung finden, die für Papierherstellung F i g. 2 den Ablauf des erfindungsgemäßen Ver-
und chemischen Zelluloseaufschluß überhaupt in Frage fahrens, verglichen mit einem früheren Sulfit-Verfahren
kommen. Die Ausbeute bei diesem Verfahren ist höher, auf Magnesiumbasis.
und die Flüssigkeitswerte sind besser als bei den frühe- Bei dem gewöhnlichen Bisulfit-Kochverfahren ist
ren saueren Sulfitverfahren, wenn von einem vergleich- 35 das Bilsulfit nach einer vorbestimmten Zeit verbraucht,
baren Grad der Entholzung ausgegangen wird. Es bildet erst Thiosulfat und später elementaren
Bei dem Magnefitverfahren wird von einer Magne- Schwefel. Wenn einmal Thiosulfat in der Bisulfitsiumbisulfitlauge
ausgegangen, die entweder keine Lösung vorhanden ist, so wird weiteres Thiosulfat
freie schwefelige Säure oder nur eine geringe Menge kettenreaktionsartig sehr rasch gebildet, je nach der
davon enthält und deren pH-Wert bei 2,5 bis 5,0 liegt. 40 augenblicklichen Konzentration des Bisulfits und des
Es wird ein sehr rascher Temperaturanstieg auf vor- Thiosulfate. Es ist wichtig, daß eine ausreichende
zugsweise über 15O0C liegender Temperatur, insbe- Menge Bisulfit am Anfang des Kochvorganges vorsondere
auf Temperaturen zwischen 160 und 2000C handen ist, damit die Kochung vollständig durchgemit
Vorteil angewandt. Geringe Mengen an schwefeli- führt werden kann. Die Holzschnitzel müssen so gut
ger Säure entstehen aus der Reaktion des Magnesium- 45 imprägniert sein, daß das Bisulfit sofort für die Sulfobisulfits
und der in dem Holz während des Auf- nierung des Lignins verfügbar ist; andererseits darf
Schlusses gebildeten Säuren. Gekühlte Laugenproben, nicht mehr Bisulfit vorhanden sein, als tatsächlich
die während des Kochvorganges entnommen werden, während des Kochvorganges verbraucht wird, da
zeigen dann einen pH-Wert von 4,5 bis 5,0. Unter sonst die unerwünschte kettenreaktionsartig erfolgende
diesen Verhältnissen kann das Holz zwar aufgeschlos- 50 Thiosulfat-Bildung beschleunigt würde,
sen werden, man zieht es jedoch vor, den Druck um Erfindungsgemäß wird der zweite Teil des Koch-
etwa 0,35 bis 1,05 kg/cm2 über den Druck des reinen prozesses bei erhöhtem pH-Wert durchgeführt. Der
Wasserdampfes ansteigen zu lassen. So wird man bei pH-Wert liegt dabei bei einem Maximum, das nur
einer Kochung bei 166° C einen Druck von 6,72 bis wenig von dem Neutralisierungspunkt entfernt im
7,00 atü anwenden an Stelle eines Druckes von 55 saueren Bereich liegt. Es hat sich gezeigt, daß dann ein
6,30 atü, welcher dem Druck des gesättigten Dampfes Zellstoff höherer Festigkeit bei gleicher Ausbeute gebei
dieser Temperatur entsprechen würde. Unter diesen wonnen wird, und zwar für jeden beliebigen Grad der
Verhältnissen ist der pH-Wert einer Kochlaugenprobe, Entholzung, als wenn der Aufschluß bei einem pH-die
während des Kochens entnommen und auf Zimmer- Wert von 3,0 bis 4,0 nach dem bekannten Verfahren
temperatur abgekühlt wird, 3,0 bis 4,0. 60 zu Ende geführt wird. Dieses Ergebnis steht im Gegen-
Bei 16O0C dauert die Wärmeeinwirkung auf die ge- satz zu der Erfahrung, die bei Bisulfit-Kochungen
tränkten Schnitzel etwa 3 bis 4 Stunden, bei 1900C unter Verwendung von Sodalauge gemacht worden ist,
sind unter Umständen nur 10 bis 20 Minuten erforder- wenn der Aufschluß in einer zweiten Stufe bei alkalilich,
wenn der Druck in dem Kocher auf 0,35 bis sehen pH-Werten beendet worden ist; es ist dann
1,05 kg/cm2 über den Dampfdruck des reinen Wassers 65 nämlich eine erhebliche Ausbeuteminderung gegenbei
der jeweiligen Kochertemperatur eingestellt wird. über dem einstufigen Bisulfit-Verfahren eingetreten.
Der nach dem Magnefitverfahren auf Magnesium- Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Erhöhung des
basis gewonnene Zellstoff ist zwar wesentlich stärker pH-Wertes erfolgt durch Zusetzung von Magnesium-
hydroxyd Mg(OH)2 in den Kocher, nachdem etwa
30 bis 45 % des Holzgewichtes aufgeschlossen worden sind. Vorzugsweise wird eine Suspension von Magnesiumhydroxyd
in die Kochlauge injiziert, während diese umgewälzt wird. Diese Suspension von Magnesiumhydroxyd
reagiert mit etwa vorhandener freier schwefeliger Säure, und es entsteht Bisulfit und weiter
Magnesiumsulfit. Gleichzeitig tritt auch Reaktion mit vorhandener Essigsäure ein, wobei Magnesiumazetat
entsteht, so daß der pH-Wert, gemessen bei einer abgekühlten Probe, die aus dem Kocher entnommen ist,
auf einen maximalen Wert von etwa 6,5 ansteigt. Unter diesen Bedingungen wird der Aufschluß zu Ende geführt.
Bei dem bekannten Magnefit-Verfahren arbeitet man mit einer Kochlauge, die eine Konzentration von
ungefähr 4°/o Gesamt-SO2 und einen pH-Wert von
2,5 bis 5,0 besitzt. 5,0 ist dabei annähernd die obere Grenze wegen der geringen Löslichkeit des Magnesiumsulfits
bei hohen pH-Werten und wegen der nahezu vollständigen Unlöslichkeit von Magnesiumoxyd und
Magnesiumhydroxyd. Die Löslichkeit von Magnesiumbisulfit ist 0,615 %, bezogen auf das Magnesiumsulfit
oder 0,38 %, bezogen auf Schwefeldioxyd bei einer Temperatur von 95°C, während die Löslichkeit von
Magnesiumhydroxyd nur 0,000042% bei 1000C beträgt.
Es ist somit ausgeschlossen, die Schnitzel mit genügend Magnesiumhydroxyd und/oder Sulfit zu
tränken, um eine alkalische Kochung durchzuführen.
Versuche haben ergeben, daß während der Anfangsstufe des Aufschlußvorganges die Holzfaser gegen
einen Abbau geschützt ist, so daß die Vorteile der relativ raschen Reaktionen, die bei pH-Werten von
3 bis 4 zur Entholzung führen, ausgenutzt werden können. Damit ist aber die Verwendung von Magnesiumbisulfit
möglich, welches bei diesen pH-Werten eine gute Löslichkeit besitzt, so daß eine für den Holzaufschluß
ausreichende Menge in Lösung geht. Es hat sich weiter gezeigt, daß im Anschluß an diese anfängliche
Bisulfit-Behandlungsstufe der weitere Aufschluß des sulfonierten Lignins in praktisch tragbarer Zeit
auch bei durch Zusatz von Magnesiumhydroxyd Mg(OH)2 erhöhtem pH-Wert erfolgen kann und daß
die so zustande kommende zweistufige Behandlungsweise einen Zellstoff von höherer Festigkeit ergibt. Die
höhere Festigkeit wird darauf zurückgeführt, daß die Faser, bezogen auf das Ausmaß der gleichzeitig stattgefundenen
Entholzung, einem geringeren Eingriff ausgesetzt ist, als wenn der Aufschluß bei geringerem
pH-Wert durchgeführt würde. Weiter hat sich gezeigt, daß die Magnesiumhydroxyd-Behandlung der zweiten
Stufe keine zusätzliche Auflösung von Zellstoff oder Halbzellstoff mit sich bringt, die eine Ausbeuteverminderung
zur Folge hätte.
Der Magnesiumhydroxyd-Zusatz der zweiten Behandlungsstufe macht vorzugsweise zwischen 0,5 und
4,0 kg (Magnesiumoxyd) pro 100 kg Holzschnitzel aus. Zusätze von mehr als 4% des Holzgewichtes
sollten vermieden werden, da sie zur Ablagerung von Magnesiumsulfitkristallen in dem Kocher und innerhalb des Zellstoffes führen würden. Der Zusatz von
Mg(OH)2 soll so langsam erfolgen, daß sich ein Gleichgewicht zwischen der in die Schnitzel hineindiffundierenden
Kochlauge höheren pH-Wertes und der aus diesen herausdiffundierenden Kochlauge geringeren
pH-Wertes ergibt. Die Entholzungsreaktionen
ίο gehen dann infolge des vergrößerten pH-Wertes langsamer
vor sich, und es muß eine längere Kochzeit und/oder vorzugsweise eine höhere Temperatur angewandt
werden, um den Aufschluß zu Ende zu führen. In F i g. 2 sind für ein übliches Magnefit-Verfahren
die Verfahrensbedingungen in ausgezogenen Linien dargestellt. Das Verfahren erstreckt sich über annähernd
4 Stunden, und am Ende des Verfahrens sind das Gesamt-SO2 und das gebundene SO2 praktisch
verschwunden. Erfindungsgemäß wird eine Magnesiumhydroxyd-Suspension oder ein Brei mit einem
MgO-Gehalt von 3%, bezogen auf das Holzgewicht, in die Kochlauge injiziert in einem Stadium, in dem
55 bis 70% der Gesamtausbeute erreicht sind. Die Injektion erfolgt vorzugsweise unmittelbar in die in
F i g. 1 dargestellte Umwälzleitung. Der pH-Wert der Kochlauge steigt rasch auf etwa 6,0 an und wird
auf diesem Wert während des Restes des Kochvorganges gehalten. Um die geringere Reaktionsgeschwindigkeit
bei höheren pH-Werten zu erhöhen, insbesondere bei Weichholzaufschluß, wird die Temperatur der
Kochlauge auf ungefähr 175° C erhöht und der Druck auf ungefähr 9,10 atü. Die Gesamtkochzeit ist ebenso
lang wie bei dem gewöhnlichen Magnefit-Verfahren. Der Gehalt an Gesamt-SO2 und an gebundenem SO2
ist am Ende des Kochvorganges wesentlich größer als bei dem Magnefit-Verfahren.
Die Möglichkeit, in der zweiten Stufe nur mit geringer Azidität auf Magnesiumoxydbasis zu arbeiten,
beruht darauf, daß die Bisulfit-Konzentration der Kochlauge von der ersten Stufe her weitgehend verbraucht
ist und daß deshalb die Neutralisation ausgeführt werden kann, ohne daß große Mengen von
Magnesiumsulfit entstehen, die andernfalls aus der Kochlauge abgeschieden würden. Wegen der beschränkten
Löslichkeit von Magnesiumsulfit wäre es unmöglich, so viel Sulfit-Chemikalien zuzuführen, daß
die gesamte Entholzung vom Anfang des Aufschlußprozesses an bei einem pH-Wert von 6,0 bis 6,5 durchgeführt
werden könnte.
In Tabelle I sind Verfahrensbedingungen zusammengestellt, die sich bei Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens zum Aufschluß für Fichten und Ulmen als brauchbar erwiesen haben. Außerdem befinden sich
dort die Eigenschaften des resultierenden Zellstoffes.
Zum Vergleich sind die entsprechenden Werte bei einem gewöhnlichen Magnefit-Verfahren danebengestellt.
Fichte
Gewöhnliches '<
Magnefit-Verfahren
Magnefit-Verfahren
2stufiges
Verfahren
Verfahren
Ulme
Gewöhnliches | Magnefit-Verfahren
2stufiges Verfahren
1. Stufe
Behandlungszeit bei 166°C
Behandlungszeit bei 166°C
Stunden
Ibis
i Stunde
i Stunde
3 Stunden
Ibis V2 Stunde
Tabelle I (Fortsetzung)
Fichte
Gewöhnliches Magnefit-Verfahren
2stufiges Verfahren
Ulme
Gewöhnliches Magnefit-Verfahren
2stufiges Verfahren
2. Stufe bei vergrößertem pH-Wert
Anfangs-pH-Wert (gekühlte Probe)
Behandlungszeit
Behandlungstemperatur
Fertiger Zellstoff
Chlorzahl nach Roe
Chlorzahl nach Roe
Ausbeute
Büttenfertiger Stoff
Grobstoff
Gesamtausbeute
Festigkeitsuntersuchungen bei einem Mahlungsgrad von 450 ecm Canadian Freeness
Berstdruck
Einreißfestigkeit
Berstdruck + V2 Einreißfestigkeit
Reißlänge nach der Instronmethode
7,4
52,0
0,5
0,5
52,5
69
90
114
12,4
90
114
12,4
6,3
2 Stunden
2 Stunden
17O0C
8,0
8,0
53,4
0,8
54,2
95
94
94
142
13,8
13,8
5,4
49,5
1,5 51,0
39 74 76 7,9
6,3 2 bis 2 Stunde 1660C
6,6
49,4
1,9
51,3
53 89 97 9,4
Vorstehende Tabelle I zeigt, daß durch den Zusatz von Magnesiumhydroxyd für die zweite, bei erhöhtem
pH-Wert durchgeführte Behandlungsstufe eine erhebliche Steigerung der Zellstoff-Festigkeit erreicht wird.
Der Wert der Einreißfestigkeit von 89 bei Ulmenholz ist besonders günstig im Hinblick auf die kurze Faserlänge
dieser Holzart. Beim Bleichen in einem 4-Stufen-Verfahren (1. Stufe 5°/0 CL2; 2. Stufe 2% NaOH;
3. Stufe 2°/0 CLO2, gemessen in Chlor; 4. Stufe 0,5%
Hypochlorit) stieg die Einreißfestigkeit auf 100, und der Weißgrad nach General Electric des gebleichten
Stoffes betrug 93,9. Das erfindungsgemäße Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff zeichnet sich also aus
durch hohe Verfahrensausbeute und durch hohe Festigkeit und einfache Bleichung bis zu hohen Weißgradwerten des gewonnenen Produktes.
In einer anderen Untersuchungsreihe unter Verwendung von Fichtenholz als Rohstoff ergeben sich folgende
Werte für die Größe »Einreißfestigkeit + V2 Berstdruck«, wenn Standardblätter nach einer
Mahlzeit von 50 Minuten in einem Standard-Valley-Mahlwerk hergestellt wurden:
MgO-Zusatz der
2. Stufe in %,
2. Stufe in %,
bezogen auf das
Holzgewicht
Holzgewicht
Maximaler pH-Wert
am Ende der
Kochung
Berstdruck + Va Einreißfestigkeit
Gewöhnliches Magnefit-Verfahren
2stufiges Magnefit-Verfahren
2stufiges Magnefit-Verfahren
1,22
3,09
3,52
4,75
5,80
4,75
5,80
128 133 143
Versuche haben gezeigt, daß nach dem 2stufigen Sulfitverfahren auf Magnesiumbasis ein Zellstoff gewonnen
wird, welcher sehr leicht bleichbar ist, ähnlich wie der nach dem gewöhnlichen Magnefit-Verfahren
gewonnene Zellstoff. Die Ergebnisse von Bleichversuchen sind in Tabelle II dargestellt. Diese Tabelle
zeigt, daß bei Hartholzstreifen die Menge des tatsächlich verwendeten Chlors, bezogen auf den Chlorbedarf,
ungefähr die gleiche ist als bei Sulfatzellstoff, daß aber die nach dem 2stufigen Verfahren hergestellten Zellstoffe
auf sehr viel höheren Weißgrad gebleicht werden können und daß die gebleichten Stoffe eine genngere
Reversion besitzen und ihre Viskosität besser beibehalten. Außerdem werden nach dem 2stufigen Verfahren
gewonnene Zellstoffe viel leichter chloriert, und ein hoher Anteil des Bleichmittels kann in Form von
Chlor angewendet werden, was die Bleichkosten herabsetzt. Die Ergebnisse bei der Bleichung von Weichholzstreifen
sind ähnlich. Während nach dem Kraft-Verfahren hergestellte Zellstoffe in dem 4-Stufen-Verfahren
nicht auf hohen Weißgrad gebleicht werden konnten, sondern vielmehr eine Natriumhypochlorit-Vorbleiche
erforderten, können die nach dem erfindungsgemäßen 2-Stufen-Verfahren hergestellten ZeIlstoffe
leicht bis zu einer niederen Permanganat-Zahl chloriert und in dem 4stufigen Bleichverfahren bis zu
einem Weißgrad nach General Electric von 90 und noch weiter gebleicht werden.
Tabelle II Vergleich der Bleichanforderungen
Gewöhnliches Sulfatverfahren
Hartholz
2stufiges erfindungsgemäßes
Kochverfahren I mit Ulmenholz Gewöhnliches
Verfahren nach Kraft
mit Fichten- und
Kiefernholz
Weichholz
Erfindungsgemäßes
2-Stufen-Verfahren
mit Fichtenholz
Erfindungsgemäßes
2-Stufen-Verfahren
mit Kiefernholz
Chlorzahl
Viskositätimungebleichten Zustand
Natriumhypochloritvorbleiche in % Chlor
Chlor (%)
NaOH (%)
Chlordioxyd
(in % Chlor)
(in % Chlor)
Natriumhypochlorit
(% Chlor)
(% Chlor)
Gesamtbleiche
(in % Chlor)
(in % Chlor)
Endgültige Viskosität..
Endgültiger Weißgrad
Endgültiger Weißgrad
4,4 21,4
3,0 2,0
3,3 0,5
6,8 12,4 89,6
3,6 23,7
3,0 2,0
2,0 0,5
5,5 17,4 94,8
7,4
27,1
4,0
3,0
2,0
3,0
2,0
3,3
1,0
1,0
11,3
14,6
88,2
14,6
88,2
6,9
24,2
6,0
2,0
2,0
2,0
0,5
0,5
8,5
20,7
89,6
20,7
89,6
11,1
27,2
27,2
10,0
2,0
2,0
2,6
0,5
0,5
13,1
22,6
93,3
22,6
93,3
Das angegebene 2stufige Magnesiumbisulfit- Kochverfahren ist besonders als Teil eines einfachen und
billigen Kreislaufverfahrens geeignet, bei dem Wärme und Chemikalien in wirksamer Weise aus der Ablauge
des Kochers zurückgewonnen und die zurückgewonnenen Chemikalien zur Herstellung frischer Kochlauge
wieder vereinigt werden. Wie in F i g. 1 dargestellt, wird das Kochverfahren in einem Kocher 10 ausgeführt.
In diesen Kocher werden die Holzschnitzel und die Kochlauge in an sich bekannter Weise eingeführt.
Die Kochlauge wird über eine Pumpe 14 in einem äußeren Wärmeaustauscher 12 indirekt erhitzt. Eine
in ihrem Durchsatz regelbare Zuflußleitung 16 für die
Magnesiumhydroxyd-Suspension ist an die Saugseite der Pumpe 14 angeschlossen. Dadurch ist die Veränderung
des pH-Wertes der Kochlauge auf den für die zweite Verfahrensstufe gewünschten Wert möglich.
Der Inhalt des Kochers 10 wird nach Vollendung des 2stufigen Kochverfahrens durch einen Ausblasetank
20 in einen Wäscher 18 gegeben. Aus den Wäschern läuft die schwache Ablauge ab und wird in Mehrkörperverdampfern
22 auf eine Feststoff-Konzentration von 50 bis 7O°/o eingedickt. Die eingedickte Ablauge
wird sodann in das obere Ende einer Chemikalien-Rückgewinnungsanlage 24 zusammen mit Verbrennungsluft
eingesprüht und in Suspension unter Bedingungen verbrannt, unter denen sich die Verbrennung
selbst erhält. Die frischen Verbrennungsgase werden zusammen mit den von ihnen in Suspension
mitgetragenen MgO-Teilchen und mit dem frei gewordenen SO2 durch einen Dampferzeuger 26 und einen
Lufterhitzer 28 mit Sparfeuerung hindurchgeleitet. Die suspendierte Asche wird in Mehrfachzyklonen 30
abgeschieden und in einen Auffangtank 32 über einen Vakuumfilter 34 in einen Löschtank 36 gebracht. In
den Tank 36 wird außerdem neues MgO hinzugesetzt und Wasser beigemischt, um eine Suspension von
Mg(OH)2 zu bilden. Diese Suspension wird der Zuflußleitung
16 zugeführt.
Bei dem normalen Magnefit-Verfahren reagieren die aus dem Holz entstandenen Säuren bei fortschreitendem
Aufschluß mit Bisulfit und bilden schwefelige Säure. Um zu verhindern, daß die Kochlauge zu sauer
wird, läßt man den Kocher abblasen. Es kann deshalb die aus dem Bisulfit gebildete schwefelige Säure
Schwefeldioxyd abgeben, welches mit Wasserdampf aus dem Kocher ausgetragen wird. Das Schwefeldioxyd
kann relativ leicht durch Absorption in frischer Kochlauge zurückgewonnen werden, nachdem der Wasserdampf
kondensiert ist. Es wird jedoch zusätzliches Schwefeldioxyd während des Abblasens und Waschens
verloren, wo es mit Luft verdünnt und nicht leicht wiedergewonnen wird. Magnesiumoxyd oder Hydroxyd
kann der Lauge nach der Trennung von dem Zellstoff in dem Wäscher zugeführt werden, um die Abtrennung
des SO2 von der Lösung während der Verdampfung der Flüssigkeit zu vermindern. Beim vorliegenden Verfahren
werden Verluste von SO2 aus der Lösung nicht nur während der Endstufe des Kochvorganges vermieden,
da eine leichte Rückgewinnung möglich ist, sondern auch während der Abblas- und Waschstufen,
während welcher wegen der Verdünnung mit Luft eine wirtschaftliche Rückgewinnung äußerst schwierig ist.
Erfahrungen bei saueren Sulfit-Verfahren auf Magnesiumbasis, bei denen die abgetrennte Ablauge im Anschluß
an die Zellstoffwaschung vor der Verdampfung neutralisiert wird, haben einen Erneuerungsbedarf von
25 kg Schwefel und 10 kg Magnesiumoxyd pro Tonne Zellstoff ergeben. Nach dem vorliegenden Verfahren
dürfte es möglich sein, den theoretischen Schwefelverlust von nur 16 kg Schwefel pro Tonne Zellstoff
annähernd zu erreichen, der aus einem Magnesiumoxyd-Verlust von 10 kg sich ergibt, wenn kein SO2 an
die Atmosphäre verlorengeht, wie dies bei den früheren Verfahren der Fall war. Selbst in Fällen, in denen es
auf die besondere Festigkeit des Zellstoffes nicht ankommt, bringt die Neutralisierung in dem Kocher
besondere Vorteile bei der Rückgewinnung gegen-
909532/253
über Verfahren, bei denen die Ablauge neutralisiert wird.
Darüber hinaus hat die teilweise Neutralisierung der Kochlauge während des Aufschlußvorganges die vorteilhafte
Wirkung, daß gegen Ende der Kochung gebundenes SO2 in dem Kocher verbleibt, zu einem Zeitpunkt
also, wo es infolge der Reaktion mit dem Lignin und auch infolge von Nebenreaktionen, wie z. B. der
Bildung von Thiosulf at, weitgehend verbraucht worden ist. Die Beibehaltung von diesem SO2 in dem Kocher,
welches sonst aus ihm entfernt würde, stellt eine ausreichende Zufuhr von Reagenz sicher, um den Aufschluß
bis zu dem gewünschten Grad durchführen zu können.
Die gasförmigen Verbrennungsprodukte und das frei werdende SO2 werden durch ein Gebläse 38 in
einen gepackten Gaskühlungsturm 40 eingeleitet, in welchem die hochsteigenden Gase mit einem herabrieselnden
Strom von zurückgeleiteter gekühlter Kochlauge, welcher ein Teil des Mg(OH)2-Breies aus dem
Tank 36 zugesetzt ist, in Berührung treten. Es tritt deshalb eine teilweise Absorption des SO2 aus dem
Gasstrom ein. Die aus dem oberen Ende des Kühlturmes 40 austretenden Gase treten durch eine Venturi-Gasberieselungsanlage
42, einen Sammeltank 44, eine ^5 zweite Venturi-Gasberieselungsanlage 46 und schließlich
durch einen Zyklonenscheider 48 hindurch nach einem Vorratsraum. In beiden Venturi-Gasberieselungsanlagen
42 und 46 treten die Gase mit versprühter zurückgeleiteter Lauge in Berührung, welcher Mg(OH)2
in kontrollierten Mengen zugesetzt ist. Dabei wird zusätzliches SOä aus den Gasen absorbiert. Die in
Suspension befindlichen Laugentröpfchen werden von dem Gasstrom durch Richtungsänderung und geringe
Geschwindigkeit in den Tanks 44 und 48 abgetrennt. Lauge aus dem ersten Absorptionssystem verläßt den
Sammeltank 44 und kommt über Leitung 50 nach dem Säure-Vorratstank 58, von welchem sie durch die
Venturi-Berieselungsanlage 56 zurückgeleitet wird.
Normalerweise enthält die das primäre Absorptions- 4"
system verlassende Lauge Magnesiumbisulfit und eine kleine Menge an Magnesiummonosulfit. Dadurch,
daß man einen Teil des zur Ergänzung notwendigen Schwefeldioxyds aus dem Schwefelbrenner 52 und
einem Gaskühler 54 kommend in die Venturidüse 56 zusetzt, kann man die Zusammensetzung der von dem
Tank 58 zurückgeleiteten Lauge steuern, d. h., man kann eine Lösung bereiten, deren chemische Zusammensetzung
annähernd der Formel Mg(HSO8)2 entspricht.
Das zur Erneuerung erforderliche SO2, welches notwendig ist, um das System im Gleichgewicht zu
halten, wird direkt in die Leitung eingeführt, in welcher
die Verbrennungsgase nach dem Kühlturm 40 strömen. Der Hauptzweck des Kühlturmes ist der, die heißen
Ofengase auf eine Temperatur von 4O0C abzukühlen,
d. h. auf eine für die Rückgewinnung von SO2 in dem Venturisystem geeignete Temperatur. Der Wasserdampf
wird aus dem Gas vorzugsweise vorher kondensiert und nicht in der ersten Venturi-Berieselungsanlage
42, da die Konzentration der Säure geringer würde. Die in dem Kühlturm gewonnene Flüssigkeit
läuft der nach der zweiten Venturi-Berieselungsanlage 46 zurückgeleiteten Flüssigkeit zu. Der Zusatz
von Mg(OH)2 in der zweiten Venturi-Berieselungsanlage gibt eine Flüssigkeit mit einem pH-Wert von
5,5 bis 6,0, wodurch der Verlust an SO2 in dem Vorratsgefäß vermindert wird. Die aus dem Tank 48 kommende
Flüssigkeit gelangt nach der Rückführungsleitung der ersten Venturi-Berieselungsanlage 42 und
erhält zusätzlich Mg(OH)2 in kontrollierter Menge zugesetzt,
so daß der gewünschte Gehalt an gebundenem SO2 eingestellt wird.
Die Kochsäure wird aus dem Lagerungstank 58 je nach Bedarf in den Kocher 10 abgezogen. Die Kochsäure
wird in dem Tank bei der gewünschten Temperatur und im wesentlichen ohne freie schwefelige Säure
aufbewahrt. So kann z.B. das Gesamt-SO2 5,04%
sein, das gebundene SO2 2,52 %, das lose gebundene und das freie SO2 2,52 %, d. h., es ist in Wirklichkeit
kein freies SO2 vorhanden.
Bei der Herstellung von chemischem Zellstoff aus Fichte nach dem Magnefit-Verfahren sind ungefähr
5 kg Magnesiumoxyd für die Herstellung des Bisulfits für einen Aufschluß von 100 kg Holzschnitzeln erforderlich.
Annähernd 3 bis 4 kg zusätzliches MgO pro 100 kg Holzschnitzel sind erforderlich, um die
Kochlauge in dem Kocher zu neutralisieren, d. h., der Bedarf an MgO ist um 60% oder mehr größer als
bei dem einstufigen Magnefit-Aufschlußverfahren. Die Rückgewinnung des MgO aus der Zellstoffablauge
ist deshalb bei dem zweistufigen Verfahren von noch größerer Bedeutung. Die Neutralisierung
während des Kochverfahrens und die Rückgewinnung der Ablauge stehen deshalb in einem engen Zusammenhang.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von chemischem Zellstoff aus Rohmaterial auf Zellulosebasis,
welches mit einer Magnesiumbisulfitlösung, die praktisch keine freie schwefelige Säure enthält,
während einer ersten Kochstufe bei einem pH-Wert im Bereich von 3,0 bis 4,0, gemessen bei
Raumtemperatur, aufgeschlossen wird, in der die hauptsächliche Sulfonierung des Lignins und Auflösung
der Zellulose stattfindet, dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert der Lösung, gemessen bei Raumtemperatur, während der
zweiten Stufe der Aufschlußperiode durch Zusatz von Magnesiumhydroxyd oder -oxyd zur Lösung
im Bereich von 4,75 bis 6,5 gehalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Aufschlußtemperatur während
des Zeitraums, in dem ein pH-Wert zwischen 3,0 und 4,0 aufrechterhalten wird, oberhalb 15O0C
liegt und während der Periode, in der der erhöhte pH-Wert aufrechterhalten wird, erhöht wird.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
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