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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Färben von Mischgeweben
aus Keratinfasern, insbesondere Wolle, und Fasern aus Polyacrylnitril oder aus Copolymeren
von Acrylnitril und anderen mono-olefinischen, polymerisierbaren Monomeren.
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Es ist bekannt, daß man Mischungen aus Wolle und Acrylfasem gleichzeitig
färben kann. Dieses Färbeverfahren bietet jedoch beträchtliche Schwierigkeiten.
Insbesondere besitzt Wolle eine größere Affinität für die meisten Typen saurer Farbstoffe
als Polyacrylnitrilfasern, selbst wenn letztere durch einen wesentlichen Anteil
anderer polymerisierbarer Monomere modifiziert sind. Wegen verschiedener Affinität
für saure Farbstoffe von Acryl- tind Keratinfasern werden häufig unbrauchbare Färbungen
erhalten. Außerdem kommt es beim Färben von Mischungen aus Wolle und Acrylfasern
mit egal färbenden, sauren Farbstoffen häufig vor, daß die Farbstoffe ungenügende
Naßechtheiten auf dem Wollanteil der Mischung zeigen. Ein weiterer Nachteil beim
Färben von Mischungen aus Acrylfasern und Wolle besteht darin, daß bei Verwendung
metallisierter, saurer Farbstoffe keine lebhaften Färbungen erhalten werden. Ferner
ist aus der Patentschrift Nr. 21386 des Amtes für Erfindungs- und Patentwesen
in Ost-Berlin ein Verfahren zum Färben von Polyacrylnitrilgebilden, vorzugsweise
Fäden oder Fasern, die ganz oder teilweise aus Polyacrylnitril bestehen und sich
im Quellzustand befinden, mit Reaktivfarbstoffen bekannt, indem man die Formgebilde
zur Erzielung hoher Echtheiten vor, während oder nach dem Färben mit hydroxyl- oder
aminogruppenhaltigen Stoffen behandelt.
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Wird z. B. Texti-Imaterial, bestehend aus gleichen Teilen Polyacrylnitril-
und Wollfasern nach dem in dieser Patentschrift beschriebenen Verfahren, mit einem
Reaktivfarbstoff gefärbt, indem man das Textilmaterial während 45 Minuten bei 45'C
mit 20 Teilen einer Usung von 4 g71 Phenol behandelt, anschließend schleudert
und während 60 Minuten bei 45'C mit 3'/o Reaktivfarbstoff bei einem pH-Wert
zwischen 9 und 10 färbt und darauf spült und trocknet, so erhält man
im Vergleich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren sowohl auf dem Polyacrylnitril-
als auch auf dem Wollfaseranteil wesentlich farbschwächere, unbrauchbare Färbungen.
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Es wurde nun gefunden, daß die obengenannten sowie weitere Nachteile
vermieden werden können und egale farbstarke und leuchtende Ton-in-Ton-Färbungen
von guten Echtheiten auf Mischgeweben aus Keratin- und Polyacrylnitrilfasern erhalten
werden , wenn man die Fasermischung mit einem wasser löslichen Reaktivfarbstoff
färbt, der eine Halogenpyrimidylaminogruppe enthält.
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Gegenstand vorliegender Erfindung ist ein Verfahren zum Färben von
Mischgeweben aus Keratinfasern und Fasern aus Polyacrylnitril oder aus Copolymeren
von Acrylnitril und anderen mono-olefinischen, polymerisierbaren Monomeren aus einem
wäßrigen Färbebad, welches eine Säure und ein kationisches, oberflächenaktives Mittel
sowie gegebenenfalls zusätzlich ein nichtionogenes, oberflächenaktives Mittel enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß das Färbebad außerdem mindestens einen Reaktivfarbstoff
enthält, der eine Trihalogenpyrimidylaminogruppe und mindestens zwei Sulfonsäuregruppen
aufweist und der Azo-, Anthrachinon- oder Phthalocyaninreihe angehört.
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Eine zurn Färben nach dem erfindungsgemäßen Verfahren besonders geeignete
Acrylfaser besteht aus wenigstens 851/0 Polyacrylnitril und kleineren Anteilen von
copolymerisierten Stoffen.
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Zur Verwendung nach dem erfindungsgemäßen Verfahren geeignete Rektivfarbstoffe
sind solche, welche eine Trihalogenpyrimidylaminogruppe, wie die 2,5,6-Trichlor-4-pyrimidylamino-,
2,6-Dichlor-5-brom-4-pyrimidylamino-, 4,5,6-Trichlor-2-pyrirnidylamino oder 5-Brom-4,6-dichlor-2-pyrimidylaminogruppe
enthalten.
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Bevorzugte kationische, oberflächenaktive Mittel sind die basischen
Polyglykoläther, welche erhalten werden durch Umsetzen von 15 bis 20 Mol
Athylenoxyd mit den Kondensationsprodukten, die durch Reaktion von Athylenpolyaminen
im überschuß mit mineralsauren Ester'n gesättigter Fettalkohole von 16 bis
18 Kohlenstoffatomen entstehen. Vorteilhaft verwendet man die kationischen,
oberflächenaktiven Mittel in Mengen von 0,5 bis 10'/(), bezogen auf das Gewicht
des behandelten Fasermaterials.
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Geeignete nichtionogene, oberflächenaktive Mittel sind die Kondensationsprodukte
von Polyglykolen oder Polyalkylenoxyden mit höheren Fettsäuren, höheren Fettalkoholen
oder langkettig alkylsubstituierten Phenolen. Die Konzentration dieser Mittel im
Färbebad beträgt vorteilhaft 0,5110 bis ungefähr 5,0'10, bezogen auf das Gewicht
des behandelten Fasermaterials.
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Als Säure zur Bereitung des Färbebades für das erfindungsgemäße Verfahren
verwendet man vorteilhaft Schwefelsäure und stellt im allgemeinen das Färbebad auf
einen pH-Wert von 1,5 bis 4,0 ein. Bevorzugt wird das erfindungsgemäße Färbeverfahren
bei einem pH-Wert von ungefähr 2 ausgeführt.
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Die Färbetemperatur soll ungefähr zwischen 90 und
105'C liegen, und die Färbezeit beträgt bis 6 Stunden, vorzugsweise
jedoch ungefähr 2 bis 4 Stunden.
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In gewissen Fällen kann die Färbetechnik vorteilhaft variiert werden,
indem der Reaktivfarbstoff in Verbindung mit einem sauren Walkfarbstoff gefärbt
wird. Auf diese Weise werden Färbungen mit befriedigenden Licht- und Naßechtheiten
erzielt.
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Die mit dem durch Kupplung von diazotierter 1-Aminobenzol-6-sulfonsäuie
und 1-(2',5',6'-Trichlor-4'- pyrimidylarnino) - 8 - hydroxynaphthalin
- 3,6 - disulfonsäure erhältlichen, erflndungsgemäß verwendbaren Reaktivfarbstoff
erzielten Färbungen auf Mischgeweben aus Keratin- und Polyacrylnitrilfasern übertreffen
in der Ton-in-Ton-Färbung bezüglich Nuance und Farbstärke der beiden verschiedenen
Fasern sowie in der Dekaturechtheit diejenigen des ähnlichen durch Kupplung von
diazotierter 1-Ainino-benzol-6-sulfonsäure und 1-Benzoylamino-8-hydroxynaphthalin-3,6-disulfonsäure
erhältlichen, nicht reaktiven Farbstoffs.
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Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Erfindung, ohne sie einzuschränken.
Teile bedeuten Gewichtsteile.
C. I. bedeutet »Colour Index«. Beispiel
1
101)TeileeinesgewaschenenundbenetztenGewebes, welches zu gleichen Gewichtsteilen
aus Wolle und einer Acrylfaser besteht, wurden in einer Ha&pclkufe wie folgt
behandelt: Es wurde ein Färbebad bereitet, bestehend aus
Teile |
Wasser ......................... 3000 |
Schwefelsäure (168' Tw.) .......... 4,5 |
Teile |
Nichtionogenes, oberflächenaktives |
Kondensationsprodukt einer Mi- |
schung von Fettalkoholen, enthal- |
tend vorwiegend 14 bis 16 Kohlen- |
stoffatome, mit 9 Mol Athylenoxyd 3,0 |
Kationisches, oberflächenaktives Kon- |
densationsprodukt von Stearyldi- |
äthylentriamin mit 15 bis 20 Mol |
Athylenoxyd .................. 2,0 |
Das Färbebad wurde auf eine Temperatur von
50'C erhitzt und das zu färbende
Material bei dieser Temperatur während
10 Minuten durch die Flüssigkeit gezogen.
1 Teil des roten Reaktivfarbstoffes der Formel
wurde in Wasser gelöst und die Lösung dem Bad zugegeben, wobei langsam zum Kochen
erhitzt und während 2 Stunden gekocht wurde. Sodann wurde das Gewebe in warmem Wasser
gespült, ausgeschleudert und getrocknet. Sowohl der Acrylfaser- als auch der Wollanteil
des Gewebes sind gleichmäßig gefärbt. Ähnliche Resultate werden erhalten, wenn im
obigen Beispiel als Reaktivfarbstoff der orange Farbstoff der Formel
verwendet wird.
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Beispiel 2 Es wurde entsprechend dem im Beispiell beschriebenen Verfahren
gefärbt, jedoch wurde das
Färbebad wie folgt bereitet: Teile |
Wasser ......................... 3000 |
Schwefelsäure (168' Tw.) .......... 6,0 |
Kationisches, oberflächenaktives Mit- |
tel, erhalten gemäß französischer |
Patentschrift 1261845 durch Um- |
setzung von Stearyldiäthylentri- |
amin mit Athylenoxyd und Styrol- |
Oxyd ......................... 4,0 |
Reaktivfarbstoff gemäß Beispiel 1 . . 1,6 |
Roter Reaktivfarbstoff der Formel . . 0,4 |
Bei spiel
3
Es wurde entsprechend dem im Beispiel
1 beschriebenen Verfahren
gefärbt, jedoch wurde das Färbebad wie folgt bereitet:
- Teil'
.
Wasser ......................... 3000 |
Schwefelsäure (168' Tw.) .......... 6,0 |
Nichtionogenes, oberflächenaktives |
Kondensationsprodukt einer Mi- |
schung von Fettalkoholen, enthal- |
tend vorwiegend 14 bis 16 Kohlen- |
stoffatome, mit 9 Mol Athylenoxyd 3,0 |
Kationisches,oberflächenaktives Kon- |
densationsprodukt von Stearyldi- |
Teile |
äthylentriamin mit 15 bis 20Mol |
Athylenoxyd .................. 2,0 |
Gelber Reaktivfarbstoff der Formel 2,0 |
Beispiel 4
100 Teile Garn, bestehend aus gleichen Gewichtsteilen
Wolle und einer Acrylfaser, wurden in einen Packapparat eingeführt und bei einer
Temperatur von 40 bis 45'C während 20 Minuten gewaschen. Nach gründlichem Spülen
des Garnes mit warmem Wasser wurde folgende Flotte bereitet:
Teile |
Wasser ......................... 1200 |
Schwefelsäure (168' Tw.) .......... 2,0 |
Nichtionogenes, oberflächenaktives |
Kondensationsprodukt einer Mi- |
schung von Fettalkoholen, enthal- |
tend vorwiegend 14 bis 16 Kohlen- |
stoffatome, mit 9 Mol Äthylenoxyd 3,0 |
Kationisches, oberflächenaktives Kon- |
densationsprodukt von Stearyldi- |
äthylentriamin mit 15 bis 20 Mol |
Äthylenoxyd .................. 2,0 |
Die Flotte wurde
15 Minuten bei einer Temperatur von
60'C zirkulieren
gelassen. Hierauf wurde der Flotte eine wäßrige Lösung, enthaltend lOTeil des Reaktivfarbstoffs
gemäß Beispiel
1 und
1,0 Teil des Farbstoffs
C. 1. Acid Red
111, Nr.
23 265, zugefügt und dann innerhalb 45 Minuten zum Kochen
aufgeheizt. Bei dieser Temperatur wurde 2 Stunden gefärbt, wonach das Material gründlich
in warmem Wasser gespült und getrocknet wurde. Es zeigt sich, daß die zwei Faserarten
im Garn gleichmäßig gefärbt sind. Beispiel
5
Es wurde, wie im Beispie14 beschrieben,
gefärbt, jedoch wurde das Färbebad wie folgt bereitet:
Teile |
Wasser ......................... 1200 |
Schwefelsäure (168' Tw.) ... ...... 2,0 |
Kationisches, oberflächenaktives Kon- |
densationsprodukt von Stearyldi- |
äthylentriamin mit 15 bis 20 Mol |
Äthylenoxyd .................. 4,0 |
Blauer Reaktivfarbstoff der Forinel 1,25 |
Beispiel
6
Es wurde, wie im Beispie14 beschrieben, gefärbt, jedoch war die
Zusammensetzung des Färbebades wie folgt:
Teile |
Wasser ......................... 1200 |
Schwefelsäure (168' Tw.) .......... 2,0 |
Nichtionogenes, oberflächenaktives |
Kondensationsprodukt einer Mi- |
schung von Fettalkoholen, enthal- |
tend vorwiegend 14 bis 16 Kohlen- |
stoffatome, mit 9 Mol Äthylenoxyd 3,0 |
Die erhaltene Färbung ist gleichmäßig und zeigt gute Licht- und
Naßechtheiten.