-
Es ist bekannt, zur Behandlung von Eisen- und Stahlschmelzen, insbesondere
zur Herstellung von Gußeisen mit Kugelgraphit durch Zusatz von Magnesium zur Gußeisenschmelze,
magnesiumhaltige Vorlegierungen zu verwenden, die bis zu 40% Magnesium, verschieden
hohe Anteile an Calcium und als Rest im wesentlichen Silicium und gegebenenfalls
Eisen enthalten. Es ist außerdem bekannt, Gußeisenschmelzen, aus denen Gußeisen
mit Kugelgraphit hergestellt werden soll, Seltene Erdmetalle, insbesondere Cer-Mischmetall,
zuzusetzen. So soll durch den Zusatz von Seltenen Erdmetallen in größeren Mengen
die Kugelgraphitbildung, ebenso wie durch den Zusatz von Magnesium, herbeigeführt
werden, jedoch haben sich diese Verfahren in der Praxis nicht eingeführt. Außerdem
werden Seltene Erdmetalle in geringeren Mengen, zusammen mit Magnesium eingesetzt,
wobei das Magnesium die Kugelgraphitbildung herbeiführt, während die Metalle der
Seltenen Erdmetalle dazu dienen, die Wirkung von Störelementen, z. B. Titan, die
in gewissen Fällen der Kugelgraphitbildung entgegenwirken, aufzuheben. Es ist schließlich
bekannt, zur Herstellung von Gußeisen mit Kugelgraphit Vorlegierungen zu verwenden,
die sich aus 5 bis 30 % Magnesium, 1 bis 10 % Seltene Erdmetalle, 40 bis 80% Silicium,
Rest Eisen zusammensetzen. In diesen vorbekannten Zusatzlegierungen ist jedoch Calcium
als Legierungselement nicht enthalten (britisches Patent 827166).
-
Es wurden nun magnesiumhaltige Vorlegierungen gefunden, die besonders
vorteilhaft zur Behandlung von Eisen- und - Stahlschmelzen, insbesondere zur Herstellung
von Gußeisen mit Kugelgraphit eingesetzt werden können, bestehend aus 6 bis 9% Magnesium,
5 bis 7 % Seltene Erdmetalle, wobei das Verhältnis Magnesium zu Seltenen Erdmetallen
mindestens 1:1 beträgt, 1 bis 3 % Calcium, 0 bis 48 0/0 Eisen und/oder Mangan, Rest
mindestens 40% Silicium und/oder Nickel und/oder Kupfer. Dabei soll das Verhältnis
bei einem niedrigeren Magnesiumgehalt näher an 1:1 und bei einem höheren Magnesiumgehalt
näher an 2,5:1 heranreichen.
-
Die erfindungsgemäße Vorlegierung eignet! sich außer zur Herstellung
von Gußeisen mit Kugelgraphit zur Desoxydation und Entschwefelung von Gußeisen,
ohne daß eine Kugelgraphitausbildung angestrebt wird. Außerdem können mit dieser
Vorlegierung sogenannte Halbstähle mit einem Kohlenstoffgehalt zwischen 0,9 und
1,7% behandelt werden, um-den Graphit, der sich bei der Abkühlung im festen Zustand
ausscheidet, in Sphärolithenform zu bringen, wodurch die Festigkeitseigenschaften
und die Zähigkeit besonders verbessert werden. Schließlich kann die erfindungsgemäße
Legierung auch zur Desoxydation von Stählen, insbesondere von hochlegierten Stählen,
mit den üblichen hohen Nickel-und Chromgehalten verwendet werden. Die Magnesiumbehandlung
führt dabei zu einer besonders hohen Zähigkeit und damit zur besseren Verformbarkeit
und Schmiedbarkeit des Stahls. In diesem Fall ist die nickelhaltige Vorlegierung
besonders geeignet, weil sie gleichzeitig dazu dienen kann, den gewünschten Nickelgehalt
in den Stahl einzubringen.
-
Beim Einsatz der erfindungsgemäßen Vorlegierung hat sich überraschenderweise
gezeigt, daß durch die Anwesenheit von Metallen der Seltenen Erden auf Grund noch
nicht übersehbarer Zusammenhänge die Magnesiumausbeute in der Vorlegierung ganz
wesentlich gesteigert wird. Die. Steigerung der Magnesiumausbeute betrug in Einzelfällen
bis zu 80%. Im Durchschnitt lag sie zwischen 40 und 70 0/0. Dadurch wird es möglich,
mit einer wesentlich geringeren Menge an Vorlegierung für die Behandlung von Eisen-
und Stahlschmelzen auszukommen, als wenn die gleiche Legierung ohne den entsprechenden
Zusatz an Seltenen Erdmetallen verwendet würde. Durch die Verringerung der Legierungsmenge
wird außer den damit herbeigeführten Ersparnissen erreicht, daß sich auch der Temperaturverlust
durch den Zusatz der Vorlegierung verringert. Außerdem wird ein zu schnelles Abklingen
der Wirkung der Magnesiumbehandlung verhindert, und die Schmelze kann daher über
einen längeren Zeitraum hin vergossen werden.
-
Die Erhöhung der Magnesiumausbeute ist in allen Fällen von Vorteil,
in denen die Legierung angewandt werden kann. Das gilt auch dann, wenn, wie bei
der Desoxydation und Entschwefelung von Gußeisen bzw. Desoxydation von Stählen,
keine Sphärolithenbildung angestrebt wird, weil in diesen Fällen zur Erzielung des
gleichen Effekts eine geringere Menge Vorlegierung und damit eine geringere Menge
Magnesium benötigt wird, als wenn die Legierung den Zusatz an Seltenen Erdmetallen
nicht enthielte. Besonders bei der Behandlung von Halbstählen und bei der Desoxydation
von Stählen ist die Erhöhung der Magnesiumausbeute wegen der verhältnismäßig hohen
Behandlungstemperatur die über 1570° C liegt, von großer Bedeutung. Auf Grund des
hohen Gehaltes an Seltenen Erdmetallen ist das Magnesium stärker gebunden, was zur
Folge hat, daß die Magnesiumverdampfung besser unter Kontrolle steht, die Reaktion
damit kontrollierter verläuft und das Arbeiten im Betrieb wesentlich erleichtert
wird.
-
Es ist für die erfindungsgemäße Vorlegierung ferner wesentlich, daß
neben einem relativ hohen Gehalt an Metallen der Seltenen Erden auch noch Calcium
als Legierungselement anwesend ist, um der Vorlegierung die optimale Reaktivität
zu verleihen und eine verbesserte Magnesiumausbeute herbeizuführen. Unter dem erfindungsgemäßen
Bereich liegende Calciumgehalte haben praktisch keine nennenswerte Wirkung in Vorlegierungen
der erfindungsgemäßen Zusammensetzung, während den erfindungsgemäßen Bereich übersteigende
Calciumgehalte eine zu starke Reaktionsverzögerung und Bremswirkung zur Folge haben.
-
Es ist für die erfindungsgemäße Vorlegierung entscheidend, daß das
Verhältnis zwischen Magnesium und Seltenen Erdmetallen eingehalten wird. Wird dieses
Verhältnis unterschritten, d. h., ist der Anteil an Metallen der Seltenen Erden
im Verhältnis zum Magnesium zu hoch, so ist keine sichere und vollständige Kugelgraphitausbildung
mehr gewährleistet, insbesondere wenn Gußeisen mit einem hohen Schwefelgehalt behandelt
werden soll. Außerdem wird in allen Anwendungsfällen die Reaktion des Magnesiums
in der Schmelze, insbesondere bei großen Chargen, zu stark gebremst, wodurch die
Reaktionsprodukte nicht mehr sicher aus der Schmelze entfernt werden. Liegt der
Gehalt an Seltenen Erdmetallen unterhalb des angegebenen Verhältnisses, so treten
die obengenannten Vorteile, insbesondere die Erhöhung der Magnesiumausbeute, nicht
auf.
-
Die erfindungsgemäße Vorlegierung kann ohne
weiteres
dadurch in die Eisen- und Stahlschmelze eingebracht werden, daß sie entweder auf
die Schmelze geworfen wird oder daß sie in die leere Behandlungspfanne gelegt wird
und dann darauf die Eisenschmelze gegossen wird. Dies gilt besonders bei der Behandlung
von Stählen in großen Chargen.
-
Die Seltenen Erdmetalle liegen in der Legierung metallisch vor, und
zwar im allgemeinen als Lanthanide, vorwiegend als Cer und Lanthan. Sie werden am
besten in an sich bekannter Weise bei der Herstellung der Legierung durch Reduktion
aus den Verbindungen der Seltenen Erdmetalle eingebracht.
-
An folgenden Beispielen aus der Herstellung von Gußeisen mit Kugelgraphit
wird gezeigt, daß die erfindungsgemäße Legierung eine wesentliche Erhöhung der Magnesiumausbeute
herbeiführt.
-
In zwei Laboratoriumsversuchen wurde ein Roheisen mit der Zusammensetzung
3,6% C, 1,90/a si, 0,015 % S im Rinneneisen, 0,008 % Mn bei einer Temperatur von
1470° C in eine Gießpfanne gegeben, auf deren Boden eine Vorlegierung folgender
Zusammensetzung gelegt war und anschließend vergossen-7 % Magnesium, 6 %
Cer-Mischmetalle, 3 % Calcium, 35% Eisen, Rest Silicium.
-
Es wurden folgende Ergebnisse erzielt:
Die überlegenheit der erfindungsgemäßen, 1 bis 3 % Calcium enthaltenden Vorlegierung
über eine gleichartige, nur 0,4% Calcium als Verunreinigung enthaltende Vorlegierung
wird in den nachstehenden Vergleichsversuchen dargelegt. Hierzu wurden Gußeisenschmelzen
von jeweils 24 kg Gewicht und folgender Zusammensetzung hergestellt: 3,6 bis 3,8%
C, 0,05 bis 0,10/@ Mn, 0,005 bis 0,01% S, 1,0 bis 1,2 Si, Rest Fe.
-
Diese Schmelzen wurden bei 1500° C in eine Pfanne abgestochen, auf
deren Pfannenboden jeweils 1,8% Vorlegierung einer Körnung von 3 bis 10 mm lagen.
Die Vorlegierung hatte die Zusammensetzung 7% Mg, 5 % SE, 2,5 % Ca, 30% Fe, Rest
Si. Unter gleichen Bedingungen wurden Schmelzen hergestellt mit einer Vorlegierung
gleicher Zusammensetzung, jedoch mit einem Calciumgehalt von 0,40/0.
-
Im Serienversuch zeigte sich, daß die Mg-Gehalte der mit der calciumhaltigen
Vorlegierung behandelten Schmelze zwischen 0,042 und 0,052% lagen, während die Mg-Gehalte
der mit der calciumfreien Vorlegierung behandelten Schmelze zwischen 0,033 und 0,049
0/0 lagen.
-
Hieraus geht hervor, daß die calciumhaltige Vorlegierung zu einem
geringeren Streubereich auf Grund gleichmäßiger Reaktion führt und ferner, daß die
Magnesiumgehalte der mit der erfindungsgemäßen Vorlegierung behandelten Schmelzen
höher sind als die Magnesiumgehalte der mit einer calciumfreien Legierung behandelten
Schmelzen.