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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung hoher Bauwerke
mittels eines auf Schienen. verfahrbaren, drehfähigen, mit seinem Ausleger das ganze
Bauwerk bestreichenden Baukrans sowie eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens.
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Hohe Bauwerke werden heute im allgemeinen mit Hilfe von Turmdrehkranen
gebaut. Diese Turmdrehkrane werden entweder neben dem Bauwerk auf Schienen fahrbar
oder innerhalb des Bauwerks - oft im Fahrstuhlschacht oder sonstigen Bauteilen
- als Kletterdrehkrane nicht fahrbar aufgestellt. Die fahrbaren Krane weisen
dabei den Nachteil auf, daß eine sehr große Ausladung benötigt wird, um von Schienenmitte
aus über die ganze Bauwerksbreite zu schwenken. Die Kletterkrane überspannen zwar
mit weniger als dem halben Auslegerdrehkreis die Bauwerksbreite, jedoch meistens
nicht die Bauwerkslänge, und es werden daher oft zwei oder noch mehr Kletterkrane
für ein Bauwerk benötigt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit zu schaffen,
durch die hohe Bauwerke erstellt werden können, wobei einerseits an sich bekannte
fahr- und drehbare Krane mit kleiner Metertonnenzahl Verwendung finden können und
andererseits einem Kran die ganze Länge und Breite eines Bauwerks überstreichbar
ist und für den Kran kein zusätzlicher Platz im Bereich des Bauwerks benötigt werden
soll.
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Diese Aufgabe wird bei einem Verfahren zur Herstellung hoher Bauwerke
mittels eines auf Schienen verfahrbaren, drehfähigen, mit seinem Ausleger das ganze
Bauwerk bestreichenden Baukrans dadurch gelöst, daß die Schienen der Kranbahn auf
einer hebbaren Tragbühne angeordnet werden, welche gegenüber sie abstützenden, mindestens
teilweise innerhalb des Bauwerks angeordneten, aus Einzelelementen zusammensetzbaren
und verlängerbaren Stützen so angehoben wird, daß sich die Tragbühne mit Fortschreiten
des Bauvorganges über der jeweiligen Bauwerksoberfläche befindet und daß die Stützen
nach Fertigstellung des Bauwerks gegebenenfalls entfernbar sind.
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Dadurch werden die Vorteile eines fahrbaren Drehkranes mit den Vorteilen
eines Kletterkrans verbunden. Ein weiterer Vorteil ergibt sich dadurch, daß der
bei dem Verfahren nach der Erfindung anzuwendende verfahrbare Kran zum Bestreichen
des ganzen Bauwerks einen kleineren Auslegerkreisradius und deshalb eine kleinere
Metertonnenzahl benötigt, somit auch konstruktiv und gewichtsmäßig einfacher und
leichter ausgebildet sein kann, als ein für dieselben Zwecke verwendbarer, neben
einem Bauwerk verfahrbarer Tumdrehkran. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht in der leichten Montage der Vorrichtung sowie in der leichten
Demontage des verwendeten Krans nach Herstellung des Bauwerks.
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Vorteilhaft können bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens
die Stützen mit dem Bauwerk oder mit Teilen des Bauwerks durch Keile, Streben od.
dgl. statisch verbunden werden. Dadurch wird ein Ausknicken der Stützen, beispielsweise
bei einer einseitigen Belastung durch den ausgeschwenkten und unter Last fahrenden
Kran, vermieden.
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Im Zuge des Baufortschrittes kann es notwendig werden, die Tragbühne
mit der Kranfahrt und dem Kran ganz oder zum Teil in bezug auf die erreichte Bauwerksoberfläche
relativ hoch anzuordnen. Um dabei ein Knicken der frei stehenden Stützenteile zu
verhindern, können Verstrebungen zwischen Stützen und Tragbühne angeordnet werden.
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Bei größerem Grundriß des Bauwerks ist es oft vorteilhaft die Kranfahrbahn,
ausgehend von der anfänglich errichteten Tragbühne, über eine größere Strecke hin
zu verlängern. Um eine ausreichende Festigkeit der Kranfahrbahn auch über größere
Längen zu erzielen, werden nach einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens nach
der Erfindung zusätzlich Stützen mit Querjochen für die Kranfahrbahn vorgesehen.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens ist
mit einer als Rahmentragwerk ausgebildeten Tragbühne mit Hülsen od. dgl. versehen,
welche die aus Einzelelementen mit Hilfe von Verbindungsmitteln zusammensetzbaren
Stützen umfassen, wobei zum Anheben der Tragbühne gegenüber den Stützen dienende
Mittel angeordnet sind.
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Bei einer bevorzugten Ausfühnmgsform der - Vorrichtung ist
die Tragbühne in Form eines Vielecks, vorzugsweise eines Vierecks, ausgebildet und
mindestens an den Ecken mit den die Stützen umfassenden Hülsen od. dgl. verbunden.
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Dabei sind zweckmäßig die obersten Teile der Stützen zum Anheben der
Tragbühne mit einer Rollenanordnung versehen, über die eine von einem Antriebsmotor
über Getriebe oder von einem Hydraulikzylinder bewegte Kette, ein Seil od. dgl.
läuft.
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Die Verbindungsmittel der stützenden Einzelelemente weisen vorzugsweise
einen Außenbund und Löcher oder Einkerbungen auf.
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An den Stützen 'können höhenverschiebbar angeordnete Querjoche als
Träger für Kranfahrbahnelemente vorgesehen sein. Die Tragbühne kann neben einem
Drehkran noch andere für die Erstellung des Bauwerks notwendiae Einrichtungen, wie
z. B. Material- oder Personenaufzüge, Arbeits- oder Lagerflächen oder Baugeräte,
tragen.
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Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung werden an Hand der Zeichnungen
näher erläutert. Dabei zeigt F i g. 1 eine erfindungsgemäße Vorrichtung in
der Seitenansicht, F i g. 2 die Vorrichtung in Richtung des Pfeiles
A
nach F i g. 1 gesehen, F i g. 3 ein Detail der Stützenanordnung
im Längshalbschnitt und F i g. 4 eine Draufsicht auf ein Bauwerk mit einer
erfindungsgemäß angeordneten Kranfahrbahn.
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Bei dem in den F ig. 1 und 2 dargestellten Ausführungsbeispiel
sind aus Stücken vorzugsweise gleicher Länge gebildete Stützen 1 vorgesehen,
die sich auf dem Baugrund bzw. dem Kellerboden abstützen. Die Stützen
1 bestehen vorzugsweise aus Rohren, können aber auch aus Profilträgem oder
Gitterkonstruktionen bestehen. Sie sind in ihrer Länge vielfach unterteilt, wie
aus F i g. 2 ersichtlich, und am oberen Ende können Stützenverlängerungsstücke
1 a
angesetzt werden. Auf den Stützen 1 ist höhenverschiebbar
eine Tragbühne 2 angeordnet. Diese Bühne kann drei-, vier- oder mehreckig ausgebildet
sein und ist an ihren Ecken mit runden oder eckigen Hülsen, Rohren 3 od.
dgl. verbunden. Die Tragbühne 2 ist in Form eines Gitterwerks 4 ausgebildet. Die
Tragbühne 2 kann durch Winden, Hydraulikpressen, Seile,
Ketten od.
dgl. angehoben werden. Innerhalb der Tragbübne 2 kann ein Antriebsmotor
5 vorgesehen sein, der über Getriebe 6 und 7 eine Rollenanordnung
8 betätigt, mit deren Hilfe eine an der Tragbühne 2 befestigte Kette oder
Seil 9 derart bewegt wird, daß die Tragbühne 2 sich gegenüber den Stützen
1 hebt oder senkt. Dabei ist die Kette oder das Seil 9 über eine Rollenanordnun-
10 am oberen Ende des letzten Verlängerungsstückes 1 a geführt. Auf
der Tragbühne 2 sind Schienen 11 bzw. eine Kranfahrbahn angeordnet. Auf diesen
Schienen ist ein dreh- und verfahrbarer Kran 12 vorgesehen.
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Die Stützen 1 werden durch Decken oder andere fertiggestellte
Teile des Bauwerks 13 geführt und stützen sich auf einer Geschoßdecke, dem
Kellerboden, Fundamenten oder dem Baugrund ab. Die Geschoßdecken bzw. andere fertiggestellte
Bauteile können zur Aussteifung der Stützen 1 gegen Knicken herangezogen
werden. Dies kann beispielsweise durch die Anbringung von Keilen 14 zwischen den
Stützen 1
und den Bauwerksteilen erfolgen. Bei der Ausführung der Bauwerksteile
werden in den waagerechten Flächen Öffnungen für die Durchführung der Stützen
1 frei gelassen. Nach Fertigstellung des Baues und Demontage der erfindungsgemäßen
Vorrichtung werden diese Öffnungen in an sich bekannter Weise wieder verschlossen.
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Um einem Ausknicken der Stützen 1 bei sehr hochgestellter Tragbühne
2 entgegenzuwirken, können zusätzliche Verstrebungen 15 angeordnet werden,
die kurz vor dem Einbau weiterer Geschoßdecken oder Bauwerksteile wieder entfernt
werden.
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Ein- oder beidseitig der Tragbühne 2 können weitere Stützen
1 b angeordnet werden. Diese werden paarweise durch Querjoche 16 verbunden.
Das Anheben dieser Joche kann entweder durch den Drehkran 12 erfolgen oder durch
besondere Windwerke. Die Joche dienen als Stützen für eine verlängerte Kranfahrbahn
17. Durch Verlegen weiterer Träger der Kranfahrbahn 17 von der Tragbühne
2 zu den Querjochen 16 kann die Kranbahn beliebig verlängert und gegebenenfalls
auch kurvenartig verlegt werden.
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In F i g. 3 ist im Detail die Verbindung zwischen aufeinanderfolgenden
Teilen der Stützen 1 dargestellt, die durch Schraubrauffen 18 erfolgen
kann. Die Schraubmuffen 18 dienen zugleich als Abstützung für Verbindungsstücke
19, die in Form von Halbschalen ausgebildet sind und wahlweise auf die Schraubmuffen
18 auf gelegt und verschraubt werden können. Die Verbindungsstücke
19 weisen einen Außenbund 20 auf, der als Stütze für die Hülsen
3 dient.
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F i g. 4 zeigt schematisch ein Bauwerk von oben, mit vier Stützen
1 und der Tragbühne 2 sowie der schematisch dargestellten Kranfahrbahn
11 bzw. 17.
Zur Unterstützung bzw. Auflagerung der verlängerten Kranfahrbahn
17 sind eine Anzahl von Stützen 1 b
mit Querjochen
16 vorgesehen. In F i g. 4 sind außerdem schematisch die Kreise größter
und kleinster Ausladung R bzw. r des Kranes dargestellt, so daß ersichtlich ist,
daß der ganze Bereich des Bauwerks 13 durch einen einzigen fahrbaren Kran
bestrichen werden kann.
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Die Erfindung wurde an Hand eines hohen Gebäudes dargestellt und erläutert.
Sie ist jedoch nicht auf derartige Bauten beschränkt. Beispielsweise ist es auch
möglich, die erfindungsgemäße Vorrichtung und das erfindungsgemäße Verfahren bei
der Erstellung eines Staudammes anzuwenden, wobei die Stützen 1 innerhalb
des schon errichteten Staudammabschnittes angeordnet werden und die Kranfahrbahn
entlang der Staumauer oder des Staudammes geführt ist. Dadurch ergibt sich bei derartigen
Bauten eine erhebliche Einsparung an Kranen oder sonstigen Hebezeugen. Die Stützen
1 können, wie erwähnt, auch in Form von Gitterkonstruktionen ausgebildet
sein. Auch können Vierkantrohre oder ähnliche Querschnittsformen von Rohren Verwendung
finden. Dementsprechend sind auch die Hülsen 3 in ihrer Querschnittsform
angepaßt.