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Verfahren und Vorrichtung zum Absteifen von Schlacke beim Betrieb
von kippbaren Frischgefäßen Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Absteifen von
Schlacke beim Betrieb von kippbaren Frischgefäßen, insbesondere vor dem Abgießen
des Stahls, der aus Roheisen durch Frischen mit Luft oder Sauerstoff hergestellt
wurde, und auf eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
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Bei Frischverfahren, z. B. den sogenannten Aufblaseverfahren, bei
welchen Sauerstoff oder sauerstoffreiches Gas dem Roheisenbad von oben zugeführt
wird, tritt eine Arbeitsphase ein, die man mit »Schlackensteifen« bezeichnet. Dieser
Arbeitsvorgang wird nach dem Abziehen der Schlacke über den Tiegelmund und vor dem
Abgießen des Stahls in die Gießpfanne durchgeführt Man geht dabei in folgender Weise
vor: Nachdem die Schlacke in gekippter Stellung des Tiegels zum größten Teil von
der Badoberfläche abgezogen wurde, muß in unmittelbarer Nähe des Tiegelmundes eine
Steifschlackenbrücke so hergestellt werden, daß der Stahl unter derselben in die
Gießpfanne rinnen kann, die auf dem Stahl schwimmenden Schlackenreste aber von dieser
Brücke zurückgehalten und aufgefangen werden.
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Die Herstellung der Steifschlackenbrücke ist ein schwieriger Arbeitsvorgang.
Bei Tiegeleinsätzen von etwa 30 t sind zur Bildung der Brücke etwa
600 kg
Zuschlagmaterial verschiedener Komgröße erforderlich. Dieses Material
wurde bisher von Hand aus mit Wurfschaufeln in den Tiegelmund geworfen. Da das Material
nicht unmittelbar am Tiegel gelagert werden kann, ist es notwendig, daß vier bis
fünf Mann mit den Schaufeln jedesmal einen Weg von etwa 10 in zurücklegen.
Mit diesen Schaufeln muß das brückenbildende Gut, wie Hochofenschlacke und Kalk,
mit großer Genauigkeit auf eine Entfernung von etwa 2 m zur entsprechenden Stelle
des Tiegelmundes geworfen werden. Es ist verständlich, daß dies ein sehr zeitraubender
und für die Bedienungsmannschaft sehr anstrengender Arbeitsvorgang ist. Außerdem
wird ein großer Teil der Arbeitsbühne während der gesamten Zeit des Absteifens zum
Hin- und Hergehen benutzt. Ein weiterer Nachteil dieser Arbeitsweise ist der verhältnismäßig
hohe Zeitaufwand, der die Chargendauer in unerwünschter Weise verlängert.
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Die zur Einführung von Schrott und ähnlichen Zuschlagstoffen bereits
bekannten heb-, senk- und kippbaren Rutschen, die an einem Kran hängen, sind zur
Bildung einer Steifenbrücke hinter der Tiegelmündung ebenso wenig geeignet wie ortsfeste,
abgewinkelte Rutschen; denn bei diesen Vorrichtungen besteht die Schwierigkeit,
daß das Material bei einem bestimmten Kippwinkel zu rutschen anfängt und aus verhältnismäßig
großer Höhe auf einmal auf das Bad auftrifft. Es ist nicht möglich, den Materialfluß
zu dosieren bzw. eine Rutsche oder Schurre so zu schwenken, daß eine gleichmäßig
starke, bogenförmige Brücke in den Tiegelmund gelegt wird.
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Die vorliegende Erfindung bezweckt die Vermeidung der beschriebenen
Nachteile und Schwierigkeiten. Es wird ein Verfahren zum Absteifen der Schlacke,
d. h. zur Herstellung der Steifschlackenbrücke, vorgeschlagen, welches die
bisherige zeitraubende und anstrengende Handarbeit überflüssig macht und als weiteren
Vorteil eine gewisse Gleichzeitigkeit des Materialeinbringens gewährleistet. Das
erfindungsgemäße Verfahren ist gekennzeichnet durch die Verwendung einer heb- und
senkbaren Rutsche, die in gekippter Stellung des Frischgefäßes in dessen Mündung
eingeführt, mit Absteifmaterial beschickt und in einem bogenförmigen Bereich geschwenkt
wird. Die Rutsche kann von einem Kran getragen werden; vorzugsweise wird das erfindungsgemäße
Verfahren jedoch mit einer besonderen Vorrichtung durchgeführt, bei der die Rutsche
auf einem Träger aufgehängt ist, der von einer ortsfesten Füllstellung zur Arbeitsstellung
schwenkbar ist. Die Rutsche kann aus einem abgewinkelten Rohr bestehen, dessen Mündung
mit einem Verschluß versehen ist. Nach oben zu kann das Rohr trichterförmig erweitert
sein.
Zur genauen Einstellung der Rutsche kann eine zusätzliche
Führungseinrichtung, z. B. eine Führungsstange, vorgesehen sein, die an dem unteren
Ende des Absteifrohres befestigbar und von einem sicheren Platz auf der Bühne betätigbar
ist.
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Die Erfindung wird in der Zeichnung, die ein Ausführungsbeispiel wiedergibt,
näher erläutert.
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F i g. 1 zeigt eine Seitenansicht, F i g. 2 eine Draufsicht
auf die erfindungsgemäße Vorrichtung, bei gekipptem Tiegel.
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In der dargestellten Stellung des Tiegels 1 soll an der Stelle
2 eine bogenförmige Schlackenbrücke gebildet werden, die auf dem Stahlbad
3 schwimmende Schlackenreste beim Abgießvorgang zurückhält. Oberhalb der
Mündung des gekippten Tiegels ist eine Rutsche 4 vorgesehen, die aus den einen stumpfen
Winkel einschließenden Rohrstücken 5, 6 und einem trichterförmig erweiterten
Stück 7 besteht. An dem unteren, schräg abgeschnittenen Rohrstück
6 ist ein Verschluß 8 schwenkbar gelagert, der in Normalstellung das
Rohrende verschließt. Mittels einer Stange 9 und eines Handgriffs
10 kann der Verschluß so angehoben werden, daß, das im Rohr befindliche Absteifmaterial,
wie Hochofenschlacke und Kalk, dosiert auf das Bad fällt. An dem unteren Rohr
6
ist eine Führungsstange 11 befestigt, mit der die Rutscheninündung
auf einen gewünschten Punkt einstellbar ist; die Treffgenauigkeit wird dadurch erhöht.
Der Handgriff 10 und das Ende der Führungsstange 11 sind so angeordnet,
daß sie von einem einzigen Mann bedient werden können.
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Die Rutsche 4 ist an einem um die vertikale Achse 15 schwenkbaren
Träger 12 mittels eines Seilzuges 13,
der über die Rolle 14 und die Winde
14' läuft, heb-und senkbar aufgehängt. Der Träger 12 besitzt einen Ausleger
16, auf den ein (nicht dargestellter) Schwenkantrieb angreift.
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Wie aus der Zeichnung ersichtlich ist, ist die vertikale Schwenkachse
15 gegenüber der Kippebene des Tiegels um das mit X bezeichnete Stück versetzt.
Diese Anordnung hat folgenden Zweck: Wegen einer eventuellen Bärenbildung am Tiegelmund
- in der Zeichnung ist ein Bär mit 17 bezeichnet - und wegen
der Notwendigkeit, mit der Mündung des Absteifrohres 6 möglichst tief in
den Tiegelmund eindringen zu können, ist es erwünscht, daß man auf dem Schwenkweg
mit der Mündung des Rohrstückes 6
dem Tiegelmund ein Stück ausweichen kann.
Dieses Stück ist mit Y bezeichnet.
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Die Funktion der Einrichtung ist folgende: Nach Kippen des Tiegels
und Abziehen des größten Teils der Schlacke wird die Rutsche in der Füllstellung
A aus einem Vorratsbehälter 18 mit genau dosierten Mengen beschickt. Der
Träger 12 wird dann in die Absenkstellung B gebracht, die Rutsche abgesenkt
und in abgesenkter Stellung in die Arbeitsstellung C
geschwenkt, wobei keine
Gefahr besteht, daß die Mündung des Rohres 6 mit einem eventuell vorhandenen
Mündungsbären in Berührung kommt. Die Versetzung der Schwenkachse hat auch den weiteren
Vorteil, daß der zum Schwenken des Trägers 12 bestimmte Ausleger 16 und dessen
Antrieb außerhalb des Bereiches der größten Wärmestrahlung des Tie-C aels liegt,
wodurch die Bedienung erleichtert wird.
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Nachdem das Absteifrohr in den Tiegelmund in beschriebener Weise eingeführt
wurde, wird die Führungsstange 11 in das Rohr 6 eingesteckt, beispielsweise
mittels einer Bajonettverschlußverbindung, und die Steifschlackenbrücke kann mit
großer Genauigkeit gebildet werden. Anschließend wird der Stahl abgegossen.