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Verfahren zum gleichzeitigen Herstellen mehrerer, nebeneinander; auf
Abstand voneinander angeordneter Gewebebahnen auf Webmaschinen mit durch Einlegen
von Schußfadenenden gebildeten Kanten und Webmaschine zur Durchführung des Verfahrens
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum gleichzeitigen Herstellen mehrerer,
nebeneinander, auf Abstand voneinander angeordneter Gewebebahnen auf Webmaschinen
mit Entnahme des Schußfadens von auf einer Seite der Webmaschine feststehend angeordneten
Vorratsspulen mittels in einer Richtung von dieser Seite her laufender Eintragsorgane,
wobei die einander zugekehrten Ränder benachbarter Gewebebahnen durch Einlegen von
Schußfadenenden gebildete Kanten aufweisen, und auf eine Webmaschine zur Durchführung
des Verfahrens.
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Verfahren dieser Art und Webmaschinen zur Durchführung dieser Verfahren
sind bekannt (Melliand Textilberichte, 1955, S. 629). Hierbei werden zum Einlegen
der Schußfadenenden Trennleistenleger verwendet, wie solche bei einem bekannten
Verfahren zum Herstellen eines durchgehenden, einteiligen Gewebes (deutsche Patentschrift
836 325) zur Anwendung kommen. Sämtliche Enden der abgeschnittenen Schußfäden werden
dabei nach Fachwechsel in das Fach eingelegt. Bei dieser Art von Kantenbildung ist
die Fadenzahl in der Kante durch das Einlegen des Schußfadenendes doppelt so groß
wie im Fond des Gewebes. Dadurch werden die Kanten in unerwünschter Weise dicker
und tragen auf.
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Ferner ist es bekannt (deutsche Patentschrift 679 464), daß, bevor
die Schußfäden angeschlagen werden, das am Austritt des Webfaches herausragende
Ende bei einem Teil der eingetragenen Schußfäden mittels einer Schußfaden-Rückziehvorrichtung
von der Eintrittsseite her bis nahe an den Austritt zurückgezogen wird. Der übrige
Teil der Schußfadenenden wird auf der Austrittsseite zur Kante umgelegt. Hierdurch
kann die Fadenzahl in der Kante verringert werden, was insbesondere bei dicht zu
schlagenden Geweben erwünscht sein kann. Auch dieses Webverfahren bezieht sich lediglich
auf die Herstellung eines durchgehenden, einteiligen Gewebes.
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Sollen jedoch mehrere Gewebe gleichzeitig nebeneinander gewebt werden,
so kann mittels dieses vorerwähnten bekannten Rückziehverfahrens an den Mittelkanten
der einzelnen Gewebe keine Verringerung der Schußfadenzahl erzielt werden.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Webverfahren der eingangs
genannten Art dahingehend zu verbessern, daß bei gleichzeitiger Herstellung mehrerer
nebeneinander angeordneter Gewebebahnen eine Kante gebildet wird, deren Fadenzahl,
wie bei den bekannten durchgehenden, einteiligen Gewebebahnen, nicht mehr doppelt
so groß ist wie im Fond des Gewebes, ohne dabei die Nachteile der Vorrichtungen
zur Kantenbildung bei den einteiligen Gewebebahnen in Kauf nehmen zu müssen. Dies
wird im wesentlichen dadurch erreicht, daß der mehreren Gewebebahnen gemeinsame
Schußfaden auf einen solchen Abstand zwischen zwei benachbarten Gewebebahnen frei
eingewebt wird, daß dieser Abstand etwa der Länge eines zur Kantenbildung dienenden
Fadenendes entspricht, und daß das Trennen des Schußfadensinnerhalb des Abstandes
an oder nahe dem Austrittsende des Webfaches der einen Gewebebahn bzw. dem Eintrittsende
des Webfaches der benachbarten Gewebebahn in einem mustergemäßen Wechsel im Takte
des Schußeintrages erfolgt. Hierdurch können auch die mittleren Kanten dünner gemacht
werden, denn das stehenbleibende Schußfadenstück zwischen zwei benachbarten Geweben
kann je nach dem gewünschten Rhythmus einmal am einen, ein anderes Mal am andern
Gewebe belassen und eingelegt werden. Ferner können die Gewebe näher aneinander
angeordnet sein, als wenn man die Schußfäden etwa in der Mitte zwischen zwei Geweben
abtrennt und die beiderseitigen Schußfadenenden so lang läßt, daß zwei normale mittlere
Kanten entstehen, von denen jede doppelt so viele Schußfäden enthält wie der Gewebefond.
In
der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung an Hand eines Ausführungsbeispieles
schematisch dargestellt. Es zeigt F i g. 1 die Hauptteile einer Webmaschine, F i
g. 2 bis 4 die Antriebsvorrichtung für die Trennorgane, F i g. 5 und 6 Ausschnitte
der Gewebe mit verschiedenen, nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gebildeten Kanten.
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Von einer Webmaschine, die zur gleichzeitigen Herstellung mehrerer
nebeneinander angeordneter Gewebebahnen eingerichtet ist, sind in F i g. 1 Kettenbäume
10, 11, von denen Ketten 12,13 abgezogen und über einen Streichbaum 14 geführt
werden, dargestellt. Die Kettenfäden sind durch Schäfte 15_ und ein Riet 16 gezogen.
Durch die Betätigung der Schäfte 15 wird ein in zwei Webfächer 17 a,17b aufgeteiltes,
an sich einheitliches Webfach gebildet. Die Kettenfäden bilden zusammen mit Schußfäden
18 Gewebebahnen 19, 21, die auf Warenbäume 22, 23 aufgewickelt werden. Der Schußfaden
18 wird von einer auf einer Seite der Webmaschine feststehend angeordneten Vorratsspule
24 abgezogen und mit Eintragsorganen in die Webfächer 17a, 17b eingetragen.
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Es sind nicht nur verschiedene Arten des Eintragens, sondern außerdem
verschiedenartige Eintragsorgane bekannt. Von einer Darstellung solcher Organe kann
deshalb abgesehen werden, weil das erfindungsgemäße Verfahren bei allen angewendet
werden kann. Deshalb ist hauptsächlich die Vorrichtung zum Abtrennen des Schußfadens
18 eingezeichnet, die an den mittleren Enden der Webfächer 17a und 17 b vorgesehen
ist. Da der Abstand C (F i g. 5) zwischen dem Webfach 17 a und dem Webfach 17 b
der zum Bilden der Kante erforderlichen Fadenlänge entspricht, ist die Stelle c
gleichzeitig. die dem Austritt aus dem Webfach 17a nahe gelegene und die dem Eintritt
in das Fach 17 b entfernt gelegene, desgleichen die Stelle d im umgekehrten Sinne.
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Die Trennvorrichtung 26 hat ein Trennorgan 34, das mittels einer Steuervorrichtung
im vorgeschriebenen Wechsel von der einen Stelle c zur anderen Stelle d verschoben
und im Takt des Schußeintrages betätigt wird. Bei der Trennvorrichtung 26 zwischen
dem Webfach 17 a und dem Webfach 17 b liegen die beiden Trennstellen c und d nahe
dem Austritt von 17 a bzw. nahe dem Eintritt von 17 b.
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Da nun an dem mittleren Ende des Webfaches 17a und 17b in beliebigem
Wechsel ein Schußfaden 18 an einer Stelle c getrennt wird, ein anderer Schußfaden
18 an einer von der ersteren verschiedenen Stelle d, wobei letztere in einem solchen
Abstand gelegen ist, daß die aus dem Webfach 17a bzw. 17b vorstehende Fadenlänge
zur vorbestimmten Kantenbreite genügt, wird die Kante nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren gebildet.
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Die Trennvorrichtung 26 kann auch entsprechend einer der beiden Außentrennvorrichtungen
25, 27 ausgebildet sein, deren wechselweise Trennstellen jeweils bei a und
b liegen und zwei Trennorgane 73, 74 enthalten. Diese können mit Hilfe einer
Steuervorrichtung im vorgeschriebenen Wechsel im Takt des Schußeintrages betätigt
werden. Im Takt des Schußeintrages bedeutet, sowohl daß die Bewegung der Trennorgane
in einem bestimmten Verhältnis 1: 1, 1: 2 usw. zur Hauptwellendrehung steht, als
auch daß sie innerhalb eines dem Trennvorgang zugeteilten Winkelbereichs dieser
Drehung von einem Schußeintrag zum nächsten erfolgt.
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Die Trennvorrichtung 27 hat zwei Trennorgane 32 und 33, wie die Vorrichtung
25. Sie könnte auch nur ein Trennorgan aufweisen, das die in Betracht kommenden
Schußfäden nur an der Stelle 27a nahe dem Austritt des Webfaches 17 b trennt. Bei
den anderen Schußfäden, deren Ende zur Kantenbildung in das Fach zurückgelegt wird,
wird in einer z. B. für Greiferwebschützen bekannten Weise der Schützen so weit
zurückgeschoben, daß das aus dem Webfach vorstehende Fadenende eine solche Länge
hat, daß es zur Bildung einer Kante von vorbestimmter Breite dienen kann.
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In F i g. 2 und 3 sind in einem Gehäuse 40 auf einer Welle 41 Nocken
42, 43 befestigt, die mit Rollen 44 eines dreiarmigen Hebels 45 zusammenarbeiten
und den letzteren zwangläufig antreiben.. Der dreiarmige Hebel 45 dreht sich um
einen Zapfen 46 und betätigt mittels eines Lenkers 47 ein Kupplungsstück 48, welches
mit Klauen 49, 50 versehen ist und sich frei um eine Welle 51 dreht. Auf der Welle
51 ist drehfest durch einen Schiebekeil 52 ein Kupplungsstück 53 mit einer Klaue
54 gelagert, welches mit einer Gabel 55 verschoben werden kann.
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Auf einer Hohlwelle 56 ist ein Kupplungsstück 57 mit einer Klaue 58
ebenfalls drehfest, aber längs eines Schiebekeiles 59 verschiebbar gelagert und
wird von einer Gabel 61, die mit der Gabel 55 verbunden ist, verschoben. Ein Hebel
62 dreht sich um einen im Gehäuse 40 gelagerten Zapfen 63 und greift mit einem Zapfen
64 in ein Verbindungsstück 65 der Gabeln 55, 61 ein.
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Ferner ist auf der Hohlwelle 56 ein Zahnsegment 66 und auf der die
Hohlwelle 56 durchquerenden Welle 51 ein Zahnsegment 67 befestigt. Während das Zahnsegment
66 mit einer Zahnstange 68 zusammenarbeitet, greift das Zahnsegment 67 in eine Zahnstange
69 ein. An je einem der Querarme 71 und 72, die an dem aus dem Gehäuse 40 herausragenden
Teil der Zahnstangen 68, 69 befestigt sind, ist je ein Trennorgan 73 bzw. 74, z.
B. in Form von Scheren, gelagert, dessen Scherenblätter 75 mit Zapfen 76 versehen
sind, welche in Nuten 77, 78 gleiten.
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Die Nuten 77, 78 sind in Führungsplatten 79 jeder Schere 73 bzw. 74
eingefräst und die Führungsplatten 79 mittels Bolzen 80 an einer Schulter 81 am
Gehäuse 40 befestigt.
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Die Wirkungsweise ist folgende: Die Welle 41 ist mit der Hauptwelle
der Webmaschine verbunden. Während einer Umdrehung der Welle 41 machen sowohl der
dreiarmige Hebel 45 als auch die Wellen 51, 56 mit den Zahnsegmenten 66, 67 eine
Schwingung hin und her. Dadurch bewegen sich die Zahnstangen 68, 69 zwischen zwei
Stellungen @A und B
auf und ab.
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In F i g. 2 ist die Schere 74 in der höchsten Stellung, die Scherenblätter
75 sind geschlossen und haben den Schußfaden 18 abgetrennt, während in der tiefsten
Stellung (F i g. 4) die Zapfen 76 sich im unteren Teil der Nuten 77, 78 befinden,
wo der Abstand größer ist und infolgedessen die Scherenblätter 75 geöffnet sind.
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Der Abstand C zwischen den Bahnen 19 und 21 (F i g. 5) entspricht
gerade der Fadenlänge, die zur Bildung von Kanten einer vorbestimmten Breite dient.
Werden die Schußfäden beim Eintritt des Webfaches 17 b der Gewebebahn 21 ebenso
wie beim
Austritt des Webfaches 17 a der Gewebebahn 19 abwechselnd
mit und ohne eingelegte Enden eingetragen, so wird der Hebel 62 in F i g. 2, 3 von
einer nicht gezeichneten Steuerung im Takte des Schußeintrages so betätigt, daß
einmal die Klaue 54 mit der Klaue 50, ein andermal die Klaue 58 mit
der Klaue 49 zum Eingriff kommt.
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Sind jedoch die Kanten verschieden, wie in F i g. 5 dargestellt, wo
der Schußfaden 89 sowohl am Austritt des Webfaches 17a der Gewebebahn
19 als auch am Eintritt des Webfaches 17 b der Gewebebahn 21 abgeschnitten
wird, so müssen beide Scheren 73, 74 gleichzeitig in die gehobene Stellung gehen.
Dies wird dadurch erreicht, daß die Gabeln 55, 61 nicht mehr gemeinsam von dem Hebel
62 verschoben werden, sondern daß jede derselben von einem Stellhebel betätigt
wird, welche getrennte Steuervorrichtungen aufweisen, die z. B. wie die Schäfte
bei komplizierteren Bindungen von einer Lochkarte gesteuert werden.
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In F i g. 5 ist ein Ausschnitt der Gewebebahnen 19,
21 in vergrößertem
Maßstab gezeichnet, um deren Kanten darzustellen, die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellt sind. Die Kettenfäden 83 haben nach dem Eintrag eines Schußfadens
84 das Fach gewechselt. Danach sind bei der Gewebebahn 19 die Enden 85 des Schußfadens
84 in das nächste Fach eingelegt worden. Bei der Gewebebahn 21 dagegen ist der Schußfaden
84 sowohl am Eintritt als auch am Austritt aus dem Webfach 17 b nahe diesen Enden
abgeschnitten worden.
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Beim Eintrag eines Schußfadens 87 wird der für die Gewebebahn 19 bestimmte
Teil nahe dem Eintritt und dem Austritt des Webfaches 17 a getrennt, während bei
der Gewebebahn 21 die Enden 88 des Schußfadens 87 in das Webfach 17b eingelegt werden.
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Obwohl bei der Gewebebahn 19 die Schußfäden aufeinanderfolgend, wie
die Schußfäden 84, 87, getrennt, d. h. bei jedem zweiten Schußfaden die Enden in
das Fach zurückgelegt werden, können, z. B. um ein anderes Muster für die Gewebebahn
19 zu erzeugen, bei der Gewebebahn 21 nach jedem Schußfaden 87 mit eingelegtem Ende
88 drei Schußfäden 89 in der Art des Schußfadens 84 aufeinanderfolgen, deren Enden
nahe den Enden des Webfaches 17b
abgeschnitten sind.
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In F i g. 6 werden die Kanten so gebildet, daß ein und derselbe Schußfaden
91 am linken Ende des Webfaches 17a an der nahe demselben gelegenen Stelle getrennt
ist, am anderen, dem rechten Ende des Webfaches 17a hingegen an der von demselben
entfernt gelegenen Stelle getrennt und in das Webfach 17 a eingelegt wird. Bei der
Gewebebahn 21 ist ebenfalls vom gleichen Schußfaden 91 ein Ende eingelegt - am rechten
Ende des Webfaches 17 b -und das andere Ende nahe dem linken Ende des Webfaches
17b abgeschnitten, jedoch sind zwischendurch Schußfäden mit an beiden Enden nahe
dem Webfach 17 b abgeschnittenen Schußfadenenden vorhanden, wenn man z. B. die Muster
in beiden Bahnen verschieden gestalten will.
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Alles, was in der Beschreibung über den Inhalt der Ansprüche hinausgeht,
ist nicht Gegenstand der Erfindung.