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Verfahren zur Herstellung von Saponin-Komplexen mit lipoidartigem
Löslichkeitscharakter Die im Handel vorkommenden und für technische oder pharmazeutische
Zwecke verwendeten Saponinpräparate, beispielsweise das sogenannte Saponnlum album,
sind nur in Wasser und in wäßrigverdünnten niederen aliphatischen Alkoholen löslich.
Ihre Anwendung ist daher auf die Fälle beschränkt, bei denen ein wäßriges Medium
vorliegt. Dagegen ließen sich diese bisher bekannten, nur wasserlöslichen Saponinpräparate
insbesondere nicht in einem Medium auflösen, das Fettlösungsmittel enthält.
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Die Erfindung beschäftigt sich nun mit der Aufgabe, dem Saponin diesen
bisher verschlossenen Anwendungsbereich zugänglich zu machen. Demgemäß besteht die
Erfindung aus einem Verfahren zur Herstellung eines Saponin-Komplexes mit lipoidartigem
Löslichkeitscharakter und kennzeichnet sich in erster Linie dadurch, daß man saponinhaltiges
Drogenmaterial oder Saponinkonzentrat in einem organischen Lecithinlösungsmittel
oder einer Mischung einer solchen mit geringen Anteilen eines niederen aliphatischen
Alkohols bei erhöhter Temperatur oder Saponinkonzentrat in Wasser bei normaler oder
erhöhter Temperatur mit - auf Saponingehalt bezogen -überschüssigem Lecithin umsetzt.
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Die Erfindung beruht auf der überraschenden und erfinderischen Beobachtung,
daß sich der Saponinkomplex mit dem Phosphatidkomplex, den man gemeinhin als Lecithin
bezeichnet; in den vorerwähnten Medien zu einem neuartigen Körper vereint, der nicht
mehr, wie der Ausgangs-Saponin-Komplex, nur hydrophil ist, sondern lipophil geworden
ist, also sich wie ein Fett oder Lipoid verhält und insbesondere in den typischen
Fettlösungsmitteln, wie z. B. Kohlenwasserstoffen oder Halogenkohlenwasserstoffen,
löslich ist. Als Beispiel für solche Lösungsmittel des neuartigen Saponin-Komplexes
seien unter anderem Benzol, Petroläther, Chloroform und Methylenchlorid genannt.
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Über den strukturellen Aufbau des neuartigen Saponin-Lecithin-Komplexes
und seine inneren Bindungsverhältnisse können zur Zeit noch keine Angaben gemacht
werden. Es hat sich aber herausgestellt, daß das Mengenverhältnis zwischen Saponin
und Lecithin auf das Ausmaß der Lipoidlöslichkeit Einfluß hat und sich auf die verschiedenen
Saponine unterschiedlich auswirkt.
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Wenn bei der vorstehend gegebenen Erfindungsdefinition die Gegenwart
von Wasser bei saponinhaltigem Drogenmaterial als Saponinquelle unerwähnt blieb,
geschah dies aus praktischen und wirtschaftlichen Erwägungen heraus, weil man bekanntlich
mit Wasser aus saponinhaltigem Drogenmaterial, z. B. Roß-
kastanienmehl u. dgl.,
nicht nur das Saponin, sondern auch große Mengen an Begleitstoffen, insbesondere
Zuckern, extrahiert, so daß die weitere Aufarbeitung des Extrakts recht schwierig
und daher unwirtschaftlich ist. Wenn aber das für die Erfindungsdurchführung verwendete
Ausgangsmaterial von solchen Begleitstoffen weitgehend oder praktisch frei ist,
wie es bei Saponinkonzentraten und insbesondere bei den handelsüblich reinen Saponinen
der Fall ist, dann stellt erfahrungsgemäß Wasser ein durchaus wirkungsvolles Reaktionsmedium
dar, das nicht einmal erhöhte Temperatur benötigt. Offenbar spielt bei Wasser als
Reaktionsmedium das kolloidale Verhalten des Lecithins eine Rolle.
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Als ausnutzbares saponinhaltiges Drogenmaterial seien von den handelsüblichen
Erzeugnissen Roßkastaniensamen, Quillariarinde, Saponariawurzel u. dgl. genannt.
Saponinkonzentrat und handelsüblich reines Saponin sind beispielsweise die Handelssorten
Saponium album, Digitonin, Ammoniumglycyrrhizinat, Aescin usw.
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Zu den erfindungsgemäß verwendbaren Lecithinmaterialien gehören insbesondere
das aus der Sojabohne gewonnene Sojalezithin, das bekanntlich im allgemeinen aus
etwa 300/o Cholinphosphatid, etwa 120wo Colaminphosphatid, etwa 30 0/, Serinphosphatid
und etwa 16010 Inositphosphatid besteht. An Stelle von Sojalecithin sind auch andere
phosphatidhaltige Materialien, wie etwa Ei-, Raps-, Maislecithin u. dgl., geeignet.
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Als organische Lecithinlösungsmittel sind, wie bereits erwähnt, aromatische
Kohlenwasserstoffe, wie Benzol, oder Halogenkohlenwasserstoffe, wie Chloroform,
Methylenchlorid
usw., geeignet. Sie werden zwecks Ausbeuteerhöhung und Verkürzung der Umsetzungszeit
bei erhöhter und insbesondere bei Rückflußtemperatur angewendet. Sie können als
solche oder in Mischung mit geringen Anteilen eines niederen aliphatischen Alkohols,
wie Methanol, Äthanol usw., angewendet werden.
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Brauchbare Mischungsverhältnisse liegen zwischen 4 und 10 Volumeinheiten
Ledfflinlösungsmittel auf 1 Volumeinheit Alkohol. Bei der Wahl des Mischungsverhältnisses
spielt wiederum die Erkenntnis eine Rolle, daß insbesondere bei der Aufarbeitung
von saponinhaltigen Drogenmaterial durch zu viel Alkohol unerwünschte, weil die
Verarbeitung erschwerende Ballaststoffe mit extrahiert werden.
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Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform. des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, daß saponinhaltiges Drogenmaterial, z. B. Roßkastaniensamen,
in einer Mischung aus überwiegend Chloroform und wenig Methanol, beispielsweise
einer
Mischung aus 9 Volumteilen Chloroform und 1 Volumteil Methanol, bei Rückflußtemperatur
mit - auf Saponingehalt bezogen - der 10fachen oder noch höheren Menge Lecithin
behandelt wird.
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Die nachstehende Tabelle 1 gibt einen Überblick über eine Versuchsreihe,
bei der trockenes, entfettetes, schalenfreies Roßkastanienmehl als Ausgangsmaterial
mit Sojalecithin in einem aus Lecithinlösungsmitteln bestehenden, flüssigen Medium
je 5 Stunden lang bei Rückflußtemperatur behandelt wurde. Aus der Tabelle sind Art
und Menge der Reaktionsbestandteile und die Ausbeuten an extrahiertem Aescin ersichtlich.
Man erkennt, daß in Gegenwart des - etwa 25fachen Lecithlnüberschusses mit reinem
Chloroform eine über 500/0ige und in Gegenwart von wenig Methanol sogar eine fast
quantitative Aescinausbeute erzielbar ist. Fernerhin ist beachtlich, daß bei einem
nur zehnfachen Lecithinüberschuß der Aescingehalt im benzollöslichen Trockenextrakt
auf über 70/0 steigt.
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Tabelle I Herstellung von Aescin-Lecithin-Verbindungen mit organischen
Lösungsmitteln (je 5 Stunden am Rückfluß gekocht)
Aus dem |
Aescingehalt Kastanienmehl |
Roßkastanienmehl Lecithin im Benzol CH3OH Iöslichen extrahiertes |
trocken, entfettet, ohne Schalen Lecithin CHCl3 Benzol CH30H
löslichen benzollösliches |
Aescin Aescin |
g ml ml ml % % |
50 g, enthaltend 1,2 g Aescin 30 500 2,19 55 |
50 g, enthaltend 1,2 g Aescin 25 250 1,5 28 |
50 g, 1,2 g Aescin .......... 30 450 50 3,9 91,7 |
50 g, 1,2 g Aescin .......... 30 400 100 4,0 91,7 |
50 g, 1,2 g Aescin .......... 12 450 50 7,15 83,4 |
Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über eine Versuchsreihe, bei der als
Ausgangsmaterial vier verschiedene Saponinpräparate, als Lecithinquelle wiederum
Sojalecithin und als Reaktionsmedium reines Wasser verwendet wurde. Alle angewandten
Saponine sind in Benzol praktisch unlöslich. Die verschiedenen Reaktionsmischungen
wurden je eine Stunde lang bei Raumtemperatur unter Umrühren
digeriert und anschließend
auf dem Wasserbad zur Trockne gebracht. Bei jedem Trockenprodukt wurde durch Kaltextraktion
mit Benzol der Gehalt an benzollöslichem Saponin bestimmt. Man erkennt aus der Tabelle,
daß je nach dem Saponinausgangsmaterial ein verschieden hoher Lecithinüberschuß
angewendet werden muß, um das Saponin durch diese Lecithinbehandlung quantitativ
benzollöslich zu machen.
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Tabelle II Herstellung von benzollöslichen Saponin-Lecithin-Verbindungen
am wäßrigem Medium.
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Die Ausgangsmenge betrug bei jedem Versuch 200 mg Saponin (in Wasser
bzw. in wäßrigem Alkohol gelöst).
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Ausbeute an benzollöslich gewordenem Saponin.
Lecithin Saponium album Digitonin Aescin NH4-glycyrrhizinat
Saponin |
g mg mg mg mg olo |
0,025 0 0 1 3 89 Bereich |
0,05 1 1 1 4 80 Kobert |
0,1 4,3 2 1 7 |
0,2 4,3 76 33 9 |
0,5 22 200 60 43 |
1,0 40 200 90 191 17 |
2,0 100 200 180 198 9 # Bereich |
3,0 135 200 200 200 6 Dziengel |
4,0 200 200 200 200 5 |
Die oberen horizontalen Reihen der Tabelle II dienen der Abgrenzung der Erfindung
gegen die von K o b e r t (Saponinsubstanzen, Stuttgart, 1904, S, 48 bis 50) beschriebenen
Saponin-Lecithin-Verbindungen.
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Koberts Verbindungen enthalten mindestens 80% Saponin, sind wasserlöslich
und in verdünnter Säure stabil. In Lipoidlösungsmitteln sind sie - wie die Zahlen
zeigen - unlöslich. Der Bereich der vorliegenden
Erfindung dagegen
liegt bei höchstens 2001, Saponin und umfaßt die völlig benzollöslichen Saponin-Lecithin-Verbindungen.
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Die erfindungsgemäß gewonnenen Saponinpräparate mit lipoidartigem
Charakter sind nicht nur technisch, sondern auch pharmazeutisch verwendbar. So zeigte
es sich bei Vorarbeiten auf klinischer Basis, daß in Puder eingemischtes Aescinkonzentrat
hervorragende Heilwirkungen auf Unterschenkelgeschwüre (Ulcus cruris) entfaltet.
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Mit dem gewöhnlichen, nämlich wasserlöslichen Aescinkonzentrat treten
aber in der Regel während der ersten beiden Behandlungstage Reizwirkungen und Schmerzen
in solcher Stärke auf, daß die Behandlung womöglich abgebrochen werden muß. Wenn
man aber an Stelle des gewöhnlichen Aescinkonzentrats mit einem erfindungsgemäßen,
z. B. mit siebenfachem Lecithinkomplex arbeitet, so treten von Beginn der Behandlung
an niemals Schmerzen auf, und es wird meist sogar eine bessere therapeutische Wirkung
erzielt.
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Die erfindungsgemäßen Saponinkomplexe lassen sich auch in der Weise
zu therapeutischen und kosmetischen Zwecken ausnutzen, daß man sie in Fettlösungsmitteln
auflöst, die gemeinhin als ätherische Öle bezeichnet werden. Die neuen Verbindungen
sind ungewöhnlich stabil und lassen sich mit den üblichen präparativen Methoden
nicht in die beiden Komponenten zerlegen.
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50 g trockenes, entfettetes Roßkastanienmehl wird mit einer Lösung
von 12 g Lecitinpulver in 450 m Chloroform und 50 ml Methanol 5 Stunden lang am
Rückfluß extrahiert. Der aus der filtrierten Extraktlösung durch Eindampfen gewonnene
Trockenextrakt besitzt einen Aescingehalt von 7,15 0/o (bezogen auf Aescinsäure).
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5 g dieses Trockenextraktes in 20g Eukalyptusöl gelöst gibt eine
jahrelang haltbare Lösung. Die gleiche Eigenschaft zeigt eine Lösung von 5 g Trockenextrakt
in 20 g Fichtennadelöl.
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20 g Lecithinpulver werden mit 2g Saponium purum album Erg. B 6 gemischt
und mit 40 g Wasser angeteigt. Die zähviskose Masse wird in offener Schale auf dem
Wasserbad zur Trockne gebracht.
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Die Trockensubstanz läßt sich sowohl in Eukalyptusöl als auch in Fichtennadelöl
rückstandsfrei zu 300/0eigen klaren, haltbaren Lösungen lösen.