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Desinfizierende Feinwaschmittel Es ist bekannt, daß mit den üblichen
Feinwaschmitteln unter den im Feinwaschprozeß gebräuchlichen Bedingungen kein ausreichender
hygienischer Effekt erzielt werden kann. Nach einer derartigen Wäsche sind oft noch
Bakterien und Hautpilze auf dem Waschgut in großer Zahl nachweisbar.
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Man hat dieses Problem durch Kombination von anionaktiven Waschmitteln
mit Desinfektionsmitteln, wie z. B. chlorierten Salicylsäureamiden oder organischen
Quecksilberpräparaten, zu lösen versucht. Wegen unerwünschter Nebenwirkungen, wie
zu starker Giftigkeit oder Allergieerscheinungen, hat dieses Verfahren aber keine
Bedeutung erlangt.
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Die grenzflächenaktiven und mikrobiziden quartären Ammoniumverbindungen
vom Typ Dodecyldimethyl - benzyl - ammoniumchlorid, Cetyl - pyridiniumbromid, Octadecyl
- trimethyl - ammoniumbromid, p-Diisobutyl-phenoxy-äthoxy-äthyl-dimethylbenzyl-ammoniumchlorid
usw. oder analoge Phosphonium- oder Arsoniumverbindungen zeigen dagegen diese Nachteile
nicht. Sie besitzen eine verhältnismäßig geringe Giftigkeit. In den erforderlichen
Anwendungskonzentrationen sind sie ungiftig und zeigen eine gute Hautverträglichkeit.
Eine Waschwirkung ist bei diesen Substanzen allerdings nicht vorhanden; nach der
Veröffentlichung von W.Kling, »Angewandte Chemie«, Bd. 62, S. 310 (1956), wird vielmehr
im Verglich zu reinem Wasser ein negativer Wascheffekt beobachtet. .
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Man hat ferner bereits nichtionogene Waschmittel mit mikrobiziden
quartären Ammoniumverbindungen zusammen verwendet. Auch kationaktive Waschrohstoffe
sind zusammen mit quaternären Ammoniumverbindungen bereits eingesetzt worden. Es
zeigte sich jedoch, daß derartige Kombinationen im praktischen Keimträgerversuch
in der Waschmaschine keine ausreichende Desinfektionswirkung aufwiesen. Bringt man
beispielsweise zusätzlich zu einer 3-kg-Beladung aus etwa gleichen Teilen verschmutzter
Woll-, Baumwoll- und Synthesefasergewebe noch mit staph. aureus bzw. bact. coli
oder bact. pyocyaneus infizierte Textilien ein und wäscht im Feinwaschgang etwa
10 bis 15 Minuten mit einer der vorstehend genannten bekannten Desinfektionswaschmittelkombination,
so stellt man fest, daß staph. aureus zwar noch mit Sicherheit, bact. coli dagegen
nur noch recht unsicher und die Pyocyaneusbakterien überhaupt nicht abgetötet werden.
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Es wurde nun gefunden, daß man eine völlige Abtötung derartiger Bakterien
erzielen kann, wenn man Waschmittel verwendet, die a) nichtionogene bzw. kationaktive
Anlagerungsprodukte von etwa 5 bis etwa 30 Mol Athylenoxyd an organische Sauerstoff
oder Stickstoffatome enthaltenden Verbindungen neben b) mikrobiziden quartären Ammoniumverbindungen
oder analogen Phosphonium- oder Arsoniumverbindungen sowie c) mikrobiziden N-Alkylguanidiniumverbindungen,
gegebenenfalls in Mischung mit mikrobiziden Isothiuroniumverbindungen, enthalten.
Das Verhältnis der einzelnen Komponenten untereinander soll 99 bis 30 Gewichtsprozent
der unter a) genannten nichtionogenen Waschrohstoffe und 1 bis 70 Gewichtsprozent
der unter b) und c) aufgeführten Desinfektionsmittel betragen. Die unter b) und
c) genannten desinfizierend wirkenden Komponenten sollen etwa im Verhältnis 1 :
3 bis 3 : 1 nebeneinander vorliegen.
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Als nichtionogene bzw. kationaktive Anlagerungsprodukte kommen solche
Verbindungen in Betracht, die Waschmitteleigenschaften besitzen und durch Anlagerung
von etwa 5 bis etwa 30 Mol Äthylenoxyd an aktive Wasserstoffatome enthaltende Verbindungen
gewonnen werden können. Als solche aktive Wasserstoffatome enthaltende Verbindungen
seien Hydroxyl-, Amino-, Imino-, Carboxyl-, Carbonamid-und Sulfhydrylgruppen enthaltende
Produkte genännt. Beispielsweise kommen in Betracht: Die Anlagerungspsodukte von
etwa 5 bis etwa 30 Mol Äthylenoxyd an Sauerstoffatome aufweisende Verbindungen,
wie Alkylphenole mit einem bis drei Alkylsubstituenten;wobei die Summe der Anzahl
der Kohlenstoffätome der drei' Substituenten etwa 8 bis 20 betragen soll, oder primäre,
sekundäre oder tertiäre Alkohole mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen oder organische
Carbonsäuren mit '8 bis 22 Kohlenstoffatomen.
Ferner eignen sich
die entsprechenden Anlagerungsprodukte an Stickstoffatome enthaltende Verbindungen,
wie an primäre oder sekundäre Amine mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen oder Carbonsäureamid
mit 8 bis 22 Kohlenstoffatomen.
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Als mikrobizide quartäre Ammoniumverbindungen kommen solche in Betracht,
die am Stickstoffatom wenigstens einen höhermolekularen Rest, der für die oberflächenaktiven
Eigenschaften des Gesamtmoleküls verantwortlich ist, tragen. Beispielsweise seien
genannt: Dodecyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchlorid, Cetyl-pyridiniumbromid, Octadecyl-trimethylammoniumbromid,
p - Diisobutyl - phenoxy - äthoxyäthyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchlorid.
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An Stelle der vorstehend genannten Ammoniumverbindungen können auch
die entsprechenden Phosphonium- oder Arsoniumderivate eingesetzt werden.
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Als N-Alkylguanidiniumverbindungen eignen sich solche der allgemeinen
Formel
in der R einen Alkylrest mit 10 bis 20 Kohlenstoff atomen, einen Alkylarylrest mit
8 bis 16 Kohlenstoff atomen in der Seitenkette oder auch einen Alkylbenzylrest mit
8 bis 16 Kohlenstoffatomen in der Seitenkette darstellen kann.
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Die Alkylreste können auch verzweigt sein, wie sie beispielsweise
im Tetrapropylen-benzyl-isothiuronium-chlorid vorliegen. X bedeutet ein lösliche
Verbindungen ergebendes Anion, z. B. Chlorid-, Bromid-, Jodid-, Sulfat-, Methosulfat-,
Acetat-, Lactat- und Hydroxylion.
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Gegebenenfalls kommen zusammen mit den N-A1-kylguanidiniumverbindungen
mikrobizide Isothiuroniumverbindungen der allgemeinen Formel
in Betracht, in der R und X die obengenannte Bedeutung, mit Ausnahme von X = OH-,
haben.
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Die Kombination der Desinfektionsmittel mit den nichtionogenen bzw.
kationaktiven Waschrohstoffen führt zu einem synergistischen Effekt bei der Wäsche
von angeschmutzten Polyamid-, Polyester- und insbesondere Wolltextilmaterialien.
Insbesondere die erzielbaren Aufhellungen von mit Talg, Mineralöl und Straßenstaub
künstlich angeschmutzten Wollgeweben liegen wesentlich über denjenigen, die mit
üblichen Waschmittelkombinationen, selbst bei einer größeren Menge an waschaktiver
Substanz erzielt werden können.
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Das Wirkungsoptimum liegt bei Verbindungen mit Alkylresten mit 12
bis 14 Kohlenstoffatomen. Die Tetradecylverbindungen sind etwa gleich in der Wirkung
wie die Dodecylverbindungen. An Verbindungen aus der Alkylreihe sei das Umsetzungsprodukt
von Butylanilin und Cyanamid genannt.
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Da desinfizierende Feinwaschmittel hauptsächlich für die Wollfeinwäsche
verwendet werden, beispielsweise für die Desinfektion von Wolldecken in Krankenhäusern,
ist es vorteilhaft, die Waschflotten durch geeignete Zusätze etwa neutral einzustellen.
Für diesen Zweck können den vorstehend genannten Kombinationen beispielsweise Alkalitripolyphosphate
und bzw. oder saure und neutrale Pyro- und Orthophosphate, Alkalisilikate und andere
üblicherweise verwendete Verschnitt- oder Füllmittel, die mit kationaktiven Stoffen
keine Fällungen ergeben, wie Natriumsulfat, Alkaliborate, Celluloseäther, Harnstoff,
Polyvinylalkohol, Polyglykole oder Bleichmittel, zugesetzt werden.
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Die Verwendung spezieller Schmutzträger ist nicht erforderlich, da
unter den Bedingungen der Feinwäsche Schmutz nicht wieder auf der Faser abgelagert
wird.
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Beispiel 1 Eine Waschlösung, die 5 g der nachstehend unter A angegebenen
Mischung pro Liter enthält, wird zur Feinwäsche von Woll-, Polyester- und Polyamidgeweben
im Launderometer bei 40°C und 20 Minuten Waschzeit verwendet und mit Waschlösungen
verglichen, die die nachstehend unter B und C genannten Mischungen ebenfalls in
einer Konzentration von 5 g pro Liter enthalten. Es wurde Leitungswasser von 15°
dH verwendet: A. 5% N-Dodecyl-guanidiniumbromid, 5% Dodecyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchlorid,
10% Anlagerungsprodukt von 10 Mol Athylenoxyd an Laurylalkohol, 80% Harnstoff.
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B. 20% Anlagerungsprodukt von 10 Mol Athylen-Oxyd an Laurylalkohol,
80% Harnstoff.
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C. 10% N-Dodecyl-guanidiniumbromid, 100/a Dodecyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchlorid,
80% Harnstoff.
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Gemessen wurde die jeweils erzielbare Aufhellung: Die Ergebnisse sind
in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt:
Waschmittel % Aufhellung für |
10 g/1 Wolle Polyestergewebe Polyamidgevebe |
A 73 78 59 |
B 18 26 47 |
C 0 31 34 |
Beispiel 2 Unter Verwendung einer Waschflotte, die 10 g der nachstehend beschriebenen
Mischung D pro Liter enthält, wurden in einer Miele-AutomatiG 505-Waschmaschine
3 kg Textilien bei niedrigstem Flottenstand (etwa 101) gewaschen. Zum Vergleich
wurden Waschflotten herangezogen, die unter den gleichen Bedingungen eingesetzt
wurden und die 10 g der nachstehend unter E bzw. F beschriebenen Mischungen im Liter
enthielten.
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D. 2,5% N-Tetrapropylen-benzyl-guanidinium-Chlorid, 2,5% Dodecyl-dimethyl-benzyl-ammonium-Chlorid,
50% des Anlagerungsproduktes von 12 Mol Athylenoxyd an Oleylalkohol, 15% Wasser,
30% Natriumtripolyphosphat,
15% saures Natriumpyrophosphat, 30%
Natriumsulfat.
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E. 50% N-Tetrapropylen-benzyl-guanidiniumchlorid, 5% Dodecyl-dimethyl-benzyl-ammoniumchlorid,
15% Wasser, 300% Natriumtripolyphosphat, 15% saures Natriumpyrophosphat, 30% Natriumsalz.
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F. 10% des Anlagerungsproduktes von 12 Mol Athylenoxyd an Oleylalkohol,
15% Wasser, 30% Natriumtripolyphosphat, 15% saures Natriurilpyrophosphat, 30% Natriumsulfat.
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G. 2,5% Dodecyl-dimethyl-ammoniumchlorid, 2,5% Dodecyl-guanidiniumchlorid,
5% Additionsprodukt von 10 Mol Athylenoxyd an 1 Mol Nonylphenol, 90% destilliertes
Wasser.
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Mit der Mischung D wurde unter Praxisbedingungen eine Aufhellung von
90% bei angeschmutztem Wollgewebe erzielt. Unter den analogen Bedingungen wurde
bei Einsatz der Mischung E lediglich eine Aufhellung von 15%, bei Einsatz der Mischung
F eine solche von 60% und mit Rezeptur G keine Aufhellung erzielt.
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Beispiel 3 Die im Beispiel 1 unter A aufgeführte Mischung wurde im
Keimträgerversuch auf ihre Desinfektionskraft geprüft. Hierbei wurden mit bact.
coli, bact. pyocyaneus und staph. aureus imprägnierte Baumwollappen zusätzlich zu
der 3-kg-Beladung mit den im Beispiel 1 genannten Textilmaterialien eingebracht
und eine 20 Minuten dauernde Desinfektionswäsche bei 40°C durchgeführt. Nach Beendigung
des Waschvorgangs keimten keine Bakterien mehr auf den spezifischen Nährböden aus,
während im Blindversuch sowohl die Waschflotte wie auch sämtliche Textilmaterialien
stark mit bakteriellen Keimen besiedelt waren.