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Herstellen von Formteilen oder Überzügen Formmassen, also durch Polymerisation
härtbare Gemische, die als wesentliche Bestandteile enthalten: 1. wenigstens eine
polymere, mehrfach äthylenisch ungesättigte, polymerisierbare Verbindung, 2. wenigstens
eine monomere, ein- oder mehrfach äthylenisch ungesättigte, anpolymerisierbare Verbindung
und 3. gegebenenfalls Härtungsmittel, sind in einer Anzahl von Varianten bekannt.
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Bekannte polymere Verbindungen (1) sind z.B.
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Polymerisate, die noch freie polymerisierbare Gruppen enthalten, wie
Vorpolymerisate aus Diallylphthalat oder Butadien und Styrol. Mit diesen Vorpolymerisaten
hergestellte Formmassen sind bei Normaltemperatur nicht oder nur ungenügend schnell
auszuhärten.
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Andere bekannte polymere Verbindungen (1) sind z. B. polymerisierbare
Gruppen enthaltende Polyester, wie Polykondensate aus a-äthylenisch ungesättigten
Dicarbonsäuren und Diolen. Mit diesen Polykondensaten hergestellte Formmassen sind
zwar bei Normaltemperatur relativ schnell härtbar, haben aber den Nachteil, daß
ihre während der Härtung mit Sauerstoff bzw. Luft in Berührung stehenden Oberflächen
weich bleiben. Dieses Verhalten kann zwar durch besondere Maßnahmen verhindert werden,
doch müssen dafür andere Nachteile in Kauf genommen werden, z. B. ungenügender Glanz,
Lösungsmittelempfindlichkeit, mangelnde Härte oder Sprödigkeit der Formteile oder
Überzüge.
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Bekannte monomere Verbindungen (2) sind Verbindungen mit endständigen
H2C=C<-Gruppen, z. B. Vinylverbindungen, wie Styrol, Vinylester und Acrylester,
a-Methylvinylverbindungen, wie Methacrylsäureester und a-Methylstyrol, sowie Allylverbindungen,
wie Allylester und Allyläther.
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Erfindungsgegenstand ist ein Verfahren zum Herstellen von Formteilen
oder Überzügen durch Härten von Formmassen, die 1. wenigstens eine polymere, Acetalgruppen
aufweisende, mehrfach äthylenisch ungesättigte Verbindung, 2. wenigstens eine monomere,
ein- oder mehrfach äthylenisch ungesättigte, anpolymerisierbare Verbindung und 3.
gegebenenfalls übliche Härtungsmittel enthalten. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet,
daß man Formmassen härtet, die als polymere, Acetalgruppen aufweisende Verbindungen
(1) enthalten: acyclische, polymere Acetale aus oder im wesentlichen aus
a) einem
oder mehreren einwertigen Aldehyden, wovon wenigstens einer a-äthylenisch ungesättigt
ist, und b) einer oder mehreren Verbindungen mit zwei alkoholischen Hydroxylgruppen,
wovon wemgstens eine dieser Verbindungen ein Ester ist, der zwei alkoholische Hydroxylgruppen
sowie n Reste zweiwertiger Carbonsäuren, wovon wenigstens einer der Rest einer a-äthylenlsch
unge sättigten zweiwertigen Carbonsäure ist, und n+l Reste zweiwertiger Alkohole
(n=ganze Zahl von 1 bis 15) aufweist.
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Eine Ausgestaltungsart dieses Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet,
daß man Formmassen härtet, die als eine weitere Komponente enthalten: 4. übliche
äthylenisch ungesättigte, polymerisierbare Polyester, die, esterartig verkniipft,
Reste mehrwertiger Carbonsäuren und mehrwertiger Alkohole sowie gegebenenfalls zusätzlich
Reste einwertiger Carbonsäuren und/oder Reste einwertiger Alkohole und/oder Reste
von Hydroxycarbonsäuren aufweisen, wobei wenigstens ein Teil der Reste über äthylenisch
ungesättigte, polymerisierbare Gruppen verfügen muß, in einer Menge, die nicht mehr
als 90 Gewichtsprozent - bezogen auf das Gesamtgewicht der polymeren, Acetalgruppen
aufweisenden Verbindungen (1) und Polyester (4) - ausmacht Das erfindungsgemäße
Verfahren zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß nach ihm nicht nur bei Normaltemperatur
- auch in Berührung mit Sauerstoff bzw. Luft einschließlich der Oberflächen -schnell
härtende Formteile oder Überzüge erhalten werden können, sondern daß dabei auch
glänzende, lösungsmittelbeständige, harte und zugleich elastische Produkte erhältlich
sind.
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Damit unterscheiden sich die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältlichen Produkte insbesondere
hinsichtlich der Vereinigung
von Härte und Elastizität sowie der Lösungsmittelbeständigkeit auch vorteilhaft
von Produkten aus Formmassen, die auf der Grundlage von Polymerisaten, Polyaddukten
oder Polymerisaten/Polyaddukten einwertiger a-äthylenisch ungesättigter Aldehyde
aufgebaut sind, etwa styrolischen Lösungen, gegebenenfalls mit Alkoholen, Phenolen
oder Epoxyharzen modifizierter Polymerisationsprodukte des Acroleins.
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Die Herstellung der für das erfindungsgemäße Verfahren kennzeichnenden
acyclischen polymeren Acetale ist nicht Gegenstand der Erfindung.
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Als Ausgangsstoffe zur Herstellung der kennzeichnenden Acetale eignen
sich seitens derAldehydkomponente a-äthylenisch ungesättigte einwertige Aldehyde
der allgemeinen Formel
und Gemische solcher Aldehyde. In der Formel können, R", R2 und R3 gleich oder verschieden
sein und für Wasserstoff, Halogen oder solche organische Reste stehen, die die Fähigkeit
der Aldehydgruppe zur Bildung von Acetalen nicht aufheben. Acrolein und Methacrolein
sind besonders gut geeignet. Neben den a-äthylenisch ungesättigten einwertigen Aldehyden
lassen sich bei der Herstellung der kennzeichnenden Acetale auch einwertige Aldehyde
anderer Art oder Gemische solcher Aldehyde, z. B. gesättigte oder aromatisch ungesättigte
einwertige Aldehyde, mitverwenden. Als bevorzugt sind Formaldehyd, Acetaldehyd,
Propionaldehyd sowie n- und i-Butyraldehyd zu nennen. Bei der Herstellung der kennzeichnenden
Acetale können weiterhin zusätzlich zu den einwertigen Aldehyden auch zweiwertige
Aldehyde in untergeordneten Mengen mitverwendet werden, wodurch mehr oder minder
stark verzweigte Acetale zu erhalten sind. In den kennzeichnenden Acetalen wird
das Molverhältnis der a-äthylenisch ungesättigten einwertigen Aldehyde zu den anderen
einwertigen Aldehyden vorzugsweise meist 100: 0 bis 70 : 30 betragen.
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Neben den Aldehyden dienen als weitere Ausgangsstoffe zur Herstellung
der kennzeichnenden Acetale Ester, die (im Mittel) zwei alkoholische Hydroxylgruppen
sowie n Reste zweiwertiger Carbonsäuren, wovon wenigstens einer der Rest einer a-äthylenisch
ungesättigten zweiwertigen Carbonsäure ist, und n + 1 Reste zweiwertiger Alkohole
(n=ganze Zahl von 1 bis 15) aufweisen.
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Als a-äthylenisch ungesättigte zweiwertige Carbonsäuren zum Aufbau
der Ester eignen sich vorzugsweise Fumarsäure, ferner Maleinsäure sowie schließlich
auch Mesaconsäure, Citraconsäure und Itaconsäure bzw. die Anhydride dieser Säuren.
Es lassen sich auch Gemische der genannten Carbonsäuren und/oder Carbonsäureanhydride
verwenden. Neben den a-äthylenisch ungesättigten zweiwertigen Carbonsäuren können
zum Aufbau der Ester zusätzlich zweiwertige - Carbonsäuren bzw. Carbonsäureanhydride
anderer Art mitverwendet werden, z. B. solche, die beim Herstellen von Polyestern
üblich sind.
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Schließlich ist es möglich, untergeordnete Mengen drei-, vier- oder
höherwertiger Carbonsäuren mitzu-
verwenden, um gewünschtenfalls mehr oder minder
stark verzweigte Ester zu erhalten. Hierbei ist es meist zweckmäßig, gleichzeitig
einwertige Alkohole mitzuverwenden, um den Grad der Verzweigung einzustellen.
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Als zweiwertige Alkohole zum Aufbau der Ester eignen sich ebenfalls
die beim Herstellen von Polyestern üblichen Verbindungen mit zwei alkoholischen
Hydroxylgruppen. Insbesondere sind die Mono- und Bis-(ß-oxyäthyl)-äther des Äthandiols
und Propandiols-(1,2) sowie die Mono- und Bis-(ß-oxypropyl)-äther des Äthandiols
und Propandiols-(1,2) zu nennen. Schließlich ist es möglich, untergeordnete Mengen
drei-, vier- oder höherwertiger Alkohole mitzuverwenden, um gewünschtenfalls mehr
oder minder stark verzweigte Ester zu erhalten. Hierbei ist es meist zweckmäßig,
gleichzeitig einwertige Carbonsäuren mitzuverwenden, um den Grad der Verzweigung
einzustellen.
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Die Ester, die zwei alkoholische Hydroxylgruppen enthalten, können
durch Schmelzkondensation, azeotrope Veresterung oder nach anderen üblichen Methoden
aus den Komponenten hergestellt worden sein. Die Veresterung wird im allgemeinen
so weit getrieben, daß das Reaktionsprodukt eine Säurezahl unter 10, vorzugsweise
unter 5, hat.
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Zur Herstellung der kennzeichnenden, acyclischen polymeren Acetale
werden vorzugsweise Ester verwendet, in denen das Molverhälmis der a-äthylenisch
ungesättigten zweiwertigen Carbonsäuren zu den zweiwertigen Carbonsäuren anderer
Art 100:0 bis 50: 50 beträgt. Es hat sich ferner gezeigt, daß bei sonst gleichen
Ausgangsstoffen zur Herstellung der kennzeichnenden Acetale relativ kurzkettige
Ester zu bevorzugen sind. Im allgemeinen sind Ester, die (im Mittel) einen bis drei
Reste einer zweiwertigen Carbonsäure und zwei bis vier Reste eines zweiwertigen
Alkohols enthalten, solchen Estern vorzuziehen, die vier bis sieben Reste einer
zweiwertigen Carbonsäure und fünf bis acht Reste eines zweiwertigen Alkohols enthalten.
Diese Ester sind wiederum den Estern vorzuziehen, die acht bis fünfzehn Reste einer
zweiwertigen Carbonsäure und neun bis sechzehn Reste eines zweiwertigen Alkohols
enthalten.
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Die Herstellung der kennzeichnenden Acetale kann nach üblichen Methoden
erfolgen. Man kann die Komponenten z. B. in Gegenwart eines Acetalisierungskatalysators
und gegebenenfalls eines inerten Lösungsmittels, wie Benzol, Toluol, Xylol oder
Petroläther, bei Siedetemperatur in einer Rückfiußapparatur oder einer Apparatur
zum Auskreisen des bei der Reaktion entstandenen Wassers während 1112 bis 10 Stunden,
vorzugsweise 2 bis 5 Stunden, polyacetalisieren. Da die Polyacetalisierung stets
eine endotherme Reaktion ist, muß dem Reaktionsgemisch hierbei von außen Wärme zugeführt
werden. Zweckmäßigerweise acetalisiert man in einer Inertgasatmosphäre (etwa Stickstoff
oder Kohlendioxyd) und in Gegenwart geringer Mengen (etwa 0,1 bis 0,001 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Ester) üblicherPolymerisationsinhibitoren,
z. B. phenolischer Stoffe.
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Während das Molverhältnis der in die kennzeichnenden Acetale eingebauten
Aldehyde zu den eingebauten Verbindungen mit zwei alkoholischen Hydroxylgruppen
mehr oder weniger genau 1-1 beträgt, empfiehlt es sich meist, bei der Acetalisierungsreaktion
nicht von äquimolekularen Mengen der
Komponenten auszugehen, sondern
mit einem obere schuß an Aldehyden zu arbeiten. Dieser Überschuß soll im allgemeinen
nicht mehr als 500 Molprozent betragen und meist zweckmäßigerweise zwischen 150
und 250 Molprozent liegen. Im Hinblick darauf, daß die Polyacetalisierung eine reversible
Reaktion ist, wird man zumindest zu Ende der Reaktion für möglichst weitgehende
Entfernung des bei der Reaktion gebildeten Wassers Sorge tragen. Zur Isolierung
der kennzeichnenden Acetale können z. B. durch einfache Destillation oder Vakuumdestillation
etwa vorhandene nicht umgesetzte oder überschüssige Mengen der Ausgangsstoffe, Wasser
und gegebenenfalls das inerte Lösungsmittel entfernt werden.
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Als Katalysatoren für die Polyacetalisierung eignen sich die üblichen
Acetalisierungskatalysatoren, namentlich saure Katalysatoren, z. B. Benzolsulfonsäure,
Toluolsulfonsäure, Kampfersulfonsäure, Bortrifluorid, Eisentrichlorid, Zinntetrachlorid,
Phosphorsäure, Natriumhydrogensulfat und Natriumhydrogenphosphat. Die Katalysatoren
werden im allgemeinen in Mengen von 0,01 bis 1 Gewichtsprozent, vorzugsweise 0,05
bis 0,5 Gewichtsprozent, bezogen auf das gesamte Reaktionsgemisch, angewandt. In
praktisch allen Fällen empfiehlt es sich, die Katalysatoren nach der Acetalisierungsrealction
durch Behandeln mit neutralisierend wirkenden Stoffen unwirksam zu machen. Neutralisierend
wirkende Stoffe sind'z. B. Metalloxyde bzw. -hydroxyde, wie Natriumhydroxyd, Kaliumhydroxyd,
Calciumoxyd, ferner Carbonate, Bicarbonate und Acetate, wie Kaliumcarbonat, Natriumbicarbonat
und Natriumacetat.
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Bei der Herstellung der kennzeichnenden Acetale hat man es durch
Mitverwendung mehr oder minder großer Mengen an Verbindungen mit einer alkoholischen
Hydroxylgruppe in der Hand, durch Kettenabbruch acyclische, polymere Acetale mit
kleinerer oder größerer Kettenlänge und damit kleinerem oder größerem Molekulargewicht
herzustellen.
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Als monomere anpolymerisierbare Verbindungen (2) eignen sich zum
Durchführen des erfindungsgemäßen Verfahrens die bei Polyesterformmassen üblichen,
unter Normalbedingungen flüssigen, insbesondere Verbindungen mit endständigen H2C=C<-Gruppen.
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Zum Herstellen der beim erfindungsgemäßen Verfahren zu verwendenden
Formmassen können die polymeren, mehrfach äthylenisch ungesättigten Verbindungen
(1) und die monomeren, ein- oder mehrfach äthylenisch ungesättigten, anpolymerisierbaren
Verbindungen (2) in einfacher Weise gemischt werden. Dabei werden im allgemeinen
mehr oder minder viskose Flüssigkeiten erhalten.
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Die Gemische sollen 30 bis 90 Gewichtsprozent, vorzugsweise 50 bis
80 Gewichtsprozent, der polymeren Verbindungen(l) und 10 bis 70 Gewichtsprozent,
vorzugsweise 20 bis 50 Gewichtsprozent, der monomeren Verbindungen (2), bezogen
auf das Gesamtgewicht dieser Komponenten, enthalten.
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Es kann zweckmäßig sein, wenn in den Gemischen bis zu 90 Gewichtsprozent,
vorzugsweise bis zu 60 Gewichtsprozent, der kennzeichnenden acyclischen, polymeren
Acetale ersetzt werden durch übliche äthylenisch ungesättigte, polymerisierbare
Polyester, die, esterartig verknüpft, Reste mehrwertiger, insbesondere zweiwertiger
Carbonsäuren und mehrwertiger, insbesondere zweiwertiger Alkohole
sowie gegebenenfalls
zusätzlich Reste einwertiger Carbonsäuren und/oder Reste einwertiger Alkohole und/oder
Reste von Hydroxycarbonsäuren aufweisen, wobei wenigstens ein Teil der Reste über
äthylenisch ungesättigte, polymerisierbare Gruppen verfügen muß.
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Solche Polyester sind vielfach und in vielen Varianten bekannt (vgl.
etwa das Buch von J. jorksten et al, »Polyesters and their Applications«, Reinhold
Publishing Corporation, New York, 1956).
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Es ist zweckmäßig, die Formmassen durch geeignete Polymerisationsinhibitoren
gegen vorzeitiges Polymerisieren zu stabilisieren. Hierfür eignen sich die üblichen
Inhibitoren, z. B. ein- oder mehrwertige phenolische Verbindungen, wie Hydrochinon,
Resorcin, Brenzkatechin oder 2,6-Ditertiär-butyl-p-kresol.
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Die Massen sollen 0,005 bis 0,1 Gewichtsprozent, vorzugsweise 0,01
bis 0,02 Gewichtsprozent, dieser Polymerisationsinhibitoren enthalten.
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Insbesondere bei der Herstellung von Überzügen empfiehlt es sich
oft, die Formmassen zusammen mit Metallsikkativen zu verarbeiten. Besonders geeignet
sind z. B. die Naphthenate der Metalle Eisen, Kobalt, Nickel, Mangan, Chrom, Blei,
Zink, Cer, Aluminium oder Calcium. Statt der Naphthenate können auch die entsprechenden
Resinate, Oleate, Linoleate oder Octoate oder sonstige in den härtbaren Gemischen
lösliche Metallverbindungen verwendet werden. Mitunter ist es günstig, Gemische
verschiedener Sikkative einzusetzen. Die zu verwendende Menge der Sikkative wird
im allgemeinen zwischen 2 und 0,01 Gewichtsprozent, vorzugsweise 1 und 0,1 Gewichtsprozent,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Massen, betragen.
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Die Formmassen können in üblicher Weise durch Polymerisation gehärtet
werden, z. B. durch Einwirkung von Licht, insbesondere ultraviolettem Licht, oder
mit Hilfe von Radikale bildenden Verbindungen, z.B. Peroxyden, wie Benzoylperoxyd,
Cyclohexanonperoxyd und Methyläthylketonperoxyd, oder Azoverbindungen, wie Azo-bis-isobuttersäurenitril.
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Soll bei Raumtemperatur gehärtet werden, ist es zweckmäßig, die üblichen
Aktivatoren, z. B. Schwermetallverbindungen, wie Kobaltnaphthenat, oder tertiäre
Amine bzw. Aminsalze, mitzuverwenden. Je nach der Zusammensetzung des Initiatorsystems
kann die Härtung bei Raumtemperatur oder auch bei erhöhter Temperatur - bis etwa
1600 C - durchgeführt werden. Die Formmassen werden zweckmäßigerweise durch Zusatz
von 0,2 bis 10 Gewichtsprozent, vorzugsweise 0,5 bis 5 Gewichtsprozent, der bezeichneten,
die Polymerisation auslösenden Stoffe gehärtet.
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Die Formmassen, die gewünschtenfalls auch nicht einpolymerisierbare,
flüchtige organische Lösungsmittel, z.B. Äthylacetat, Butylacetat oder Toluoyl,
zur Erniedrigung der Viskosität enthalten können, lassen sich insbesondere als Lacke
verwenden, aus denen auch in Gegenwart von Luft bzw. Sauerstoff klebfreie, schnell
härtende, nicht versprödende, pigmentierte und nicht pigmentierte Überzüge mit hohem
Glanz sowie großer Härte und Elastizität erhältlich sind. Das Aufbringen der Überzüge
auf die Unterlagen kann nach den üblichen Methoden erfolgen; es können insbesondere
solche Methoden angewandt werden, bei denen die Bestandteile des Lackfilms als zwei
Komponenten auf die Unterlage aufgebracht werden, wobei die eine Komponente das
Peroxyd
und die andere Komponente den Aktivator enthält.
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Die Formmassen können darüber hinaus auch zum Herstellen von Formkörpern,
wie glasfaserverstärkten Schichtstoffen, Verkittungen, Imprägnierungen, Beschichtungen
und Verklebungen verwendet werden.
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Den Formmassen können für die angegebenen Zwecke übliche Füllstoffe,
Farbstoffe und Pigmente sowie andere Lackbindemittel zugesetzt werden.
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Aus der deutschen Auslegeschrift 1 112628 sind Formmassen bekannt,
die a) polymerisierbare, monomere Verbindungen und b) halbacetalisierte Polymere,
die unter Verwendung bestimmter Katalysatoren aus einem ungesättigten Aldehyd und
mehrwertigen Hydroxylverbindungen hergestellt sind, enthalten.
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Diese halbacetalisierten Polymeren (b) sind aber von den acyclischen
polymeren Acetalen, die erfindungsgemäß zu verwenden sind, wesensverschieden.
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Dies gilt unbeschadet der Tatsache, daß die beiden Polymerarten aus
den gleichen Ausgangsstoffen hergestellt sind. So haben die Polymeren der Auslegeschrift
die Struktur von Halbacetalen und sind in Gegenwart nicht saurer Katalysatoren durch
Polyaddition - also ohne Wasserabspaltung - aus den Komponenten entstanden. Dagegen
haben die Polymeren der Erfindung die Struktur von Vollacetalen und sind in Gegenwart
saurer Katalysatoren durch Polykondensation - also unter Wasserabspaltungentstanden.
Unabhängig davon beweist auch ein anderes Kriterium, daß die Polymeren der Auslegt
schritt und die der Erfindung voneinander grundlegend verschieden sein müssen. Während
sich - aus gleichen Ausgangsstoffen - die erstgenannten in exothermer Reaktion bilden,
bilden sich die letztgenannten in endothermer Reaktion. Da der Gegenstand der Auslegeschrift
von dem der Erfindung mithin wesensverschieden ist, kann er diesen nicht nahelegen
und mit diesem nicht verglichen werden.
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Aus der USA.-Patentschrift 2957843 und der deutschen Patentschrift
923392 sind Massen bekannt, die als kritische Stoffe spezielle gesättigte Polyäther
enthalten, nicht aber ungesättigte Polyacetale. Abgesehen davon, daß die einen Stoffe
gF sättigt, die anderen Stoffe dagegen ungesättigt sind, unterscheiden sie sich
noch wesentlicher in ihrer chemischen Struktur. Während bei den Polyäthern Alkandiolreste
durch Alkandiolreste über Ätherbrücken miteinander verknüpft sind, sind bei den
acyclischen, polymeren Acetalen Esterdiolreste durch Aldehydreste über Acetalbrücken
miteinander verknüpft. Diese Unterschiede sind von so grundlegender Art, daß der
Gegenstand der genannten Patentschriften den Gegenstand der Erfindung ebenfalls
nicht nahelegen und mit diesem auch nicht verglichen werden kann.
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Die in den Beispielen genannten Teile und Pro zente beziehen sich
- wenn nicht anders vermerkt -auf das Gewicht.
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Beispiel 1 a) Herstellen der Formmasse, auf das an dieser Stelle
kein Schutz beansprucht wird Ein Gemisch aus 292 Teilen Fumarsäure-bisdiäthylenglykolester,
185 Teilen Acrolein, 0,46 Tei len p-Toluolsulfonsäure und 0,03 Teilen Hydro chinon
wird in einem heizbaren Gefäß mit Rührer,
Rückflußkühler und Stickstoffeinleitung
nach Ver drängen der Luft durch Stickstoff zum Sieden erhitzt und unter Durchleiten
eines schwachen Stickstoffstroms durch Erhitzen von außen 21/2 Stunden am Sieden
gehalten. Man destilliert dann das überschüssige Acrolein zusammen mit dem größten
Teil des während der Reaktion abgespaltenen Wassers ab.
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Dabei erhöht sich die Viskosität der Masse, zu der man schließlich
bei Raumtemperatur eine Lösung von 0,221 Teilen Natriumcarbonat. in 6 Teilen Wasser
sowie 100 Teile Benzol gibt. Nach lSminfitigem Rühren wird die Mischung bei Raustempe
ratur im Vakuum (12 mm Hg-Säule) von den flüchtigen Bestandteilen befreit. Als Rückstand
verbleiben 345 Teile des acyclischen, linearen, ungesättigten polymeren Acetals
als helles hochviskoses ProdLkt.
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Es wird bei 800 C in 148 Teilen Styrol gelöst und die Lösung filtriert
(Lösung 1). b) Das erfindungsgemäße Herstellen von Überzügen und Formteilen 100
Teile der filtrierten Lösung 1 werden st 2 Teilen einer 500/eigen Aufschlämmung
von Cydlohexanonperoxyd in Dibutylphthalat und 4 Teilen einer 1/oigen Lösung von
Kobaltnaphthenat ia Styrol versetzt. Man streicht die Lösung auf Glasplatten und
beläßt sie bei Zimmertemperatur an der Luft. Nach 2 Stunden sind die Überzüge staubtrocken
und klebfrei. Sie zeigen einen guten Verlauf und werden nach ihrer Durchhärtung
von Aceton, Benzol, Toluol usw. nicht angelöst. Ihre Schleifbarkeit und Polierbarkeit
ist gut.
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Weitere 100 Teile der filtrierten Lösung 1 werden ebenfalls mit 2
Teilen einer 50°/egen Aufschlä'nmung von Cyclohexanonperoxyd in Dibutylphthalat
und 4 Teilen einer 10elaigen Lösung von Kobaltnaphthenat in Styrol versetzt und
in Reagenzgllser gegossen. Nach etwa 20 Minuten geliert das Gemisch, worauf im Verlauf
von etwa einer Stunde die Polymerisation unter deutlicher Wårmeentwiclçlung abläuft.
Es werden harte und zähe Formteile erhalten.
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Beispiel 2 50 Teile der gemäß Beispiel 1 hergestellten, filtrierten
styrolischen Lösung des polymeren Acetals (I), 32,5 Teile eines ungesättigten Polyesters
mit der Säurezahl50 aus 1,05 Mol Fumarsäure und 1 Mol Diäthylenglykol und 17,5 Teile
Styrol werden miteinander vermischt, mit 4 Teilen einer 5O/oigen Aufschlämmung von
Cyclohexanonperoxyd in Dibutyl phthalat und 4 Teilen einer 100/eignen Lösung von
Kobaltnaphthenat in Styrol versetzt. Nach dem Aufstreichen der Lösung auf Glasplatten
erhält man überzüge, die nach 3 Stunden bei Raumtemperatur staubtrocken und klebfrei
sind. Sie zeigen einen guten Verlauf und werden nach ihrer Durchhärbang von Aceton,
Benzol, Toluol usw. nicht angelöst.
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Härte, Elastizität, Schleifbarkeit und Polierbarkeit der Überzüge
sind gut.
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Beispiel 3 a) Herstellen der Formmasse, auf das an dieser Stelle
kein Schutz beansprucht wird Ein Gemisch aus 204 Teilen Fumarsäurbisäthylenglykolester,
185 Teilen Acrolein, 0,92 Teilen p-Toluolsulfonsäure und 0,02 Teilen Hydrochinon
wird in einem heizbaren Gefäß in der im Beispiel 1
näher erläuterten
Weise behandelt. Das erhaltene hochviskose polymere Acetal wird in 125 Teilen Styrol
gelöst. Die Lösung wird filtriert. b) Das erfindungsgemäße Herstellen von Überzügen
100 Teile der filtrierten Lösung werden mit 4 Teilen einer 50zeigen Aufschlämmung
von Cyclohexanonperoxyd in Dibutylphthalat und 4 Teilen einer 100/oigen Lösung von
Kobaltnaphthenat in Styrol versetzt. Man streicht die Lösung auf Glasplatten und
beläßt sie bei Zimmertemperatur an der Luft. Nach 2 Stunden sind die Überzüge staubtrocken
und klebfrei. Sie werden nach ihrer Durchhärtung von Aceton, Benzol, Toluol usw.
nicht angelöst Härte, Elastizität, Glanz, Schleifbarkeit und Polierbarkeit der Überzüge
sind gut.