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Verwendung von Formmassen, die Polydioldiglycidyläther enthalten,
zum Herstellen von Schleifgeweben Die Herstellung von Schleifgeweben besonders Schleifleinen
geschieht im allgemeinen so, daß ein vorbehandeltes, durch einen Appreturprozeß
versteiftes Gewebe mit einem geeigneten Leim oder synthetischen Bindemittel beschichtet,
alsdann die Schleifkörnung aufgetragen und nach dem Trocknen oder dem Abbinden eine
zweite sogenannte Nachleimungsschicht über die bereits fixierten Körner gelegt wird.
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Die hauptsächlich angewandten Appreturmittel für Schleifgewebe sind
z. B. Leime, Stärke, Dextrin. Im Falle einer geforderten Wasserfestigkeit des Gewebes
waren es zunächst Leinölfirnis, der später durch gesättigte, fettsäuremodifizierte
Polyester, Phenol-Resole, Phenol-Novolake bzw. den von Melamin und Harnstoff und
deren Derivaten sich ableitenden polymeren Stoffen ersetzt wurde. Auch verschiedene
thermoplastische und/oder elastische synthetische Polymere wurden vorgeschlagen.
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Bei der Herstellung von wasserfestem Schleifgewebe ist nun peinlich
darauf zu achten, daß das harte und steife, meistens aus Phenolharz bestehende Kornbindemittel
nicht in die Gewebeunterlage eindringt, denn das Gewebe soll trotz der Forderung
nach Dehnungsfreiheit möglichst »gesund« und flexibel bleiben.
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Man war daher gezwungen, die Kornseite, d. h. die der Schleifkörnung
zugekehrte Seite des Gewebes mit anderen, meist synthetischen thermoplastischen
und/oder elastischen Bindemittelfilmen zu versehen, die eine gegen Phenolharz absperrende
Wirkung haben sollen. Das ist aber vom mechanischen Standpunkt aus vollkommen verkehrt,
weil ein starres Gebilde wie das Kornbindemittel nicht auf einem plastisch verformbaren
Untergrund befriedigend zur Haftung zu bringen ist.
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Viel richtiger ist es, Wenn die Gewebeunterlage bei normaler Flexibilität
eine befriedigende Steifheit hat und die dem Kornbindemittel benachbarte Zone eine
härtere Struktur hat als das übrige Gewebe, worauf sich dann das Kornbindemittel
mit der noch größeren Härte besser verankern läßt. Bei einem solchen, schichtweise
nach der Korn seite härter werdenden Aufbau entstehen dann die geringsten Haftschwierigkeiten.
Tatsächlich ist aber eine solche Abstufung mit Phenolharzen oder den anderen bisher
üblichen hitzehärtbaren Kunstharzen nicht möglich, weil es keine Plastifizierungsmittel
gibt, die diesen Harzen einverleibt deren Härte in einer der zugesetzten Menge proportionalen
Weise vermindern können.
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Erfindungsgegenstand ist nun die Verwendung von Formmassen, die eine
aus Bisphenolen hergestellte Epoxydgruppen enthaltende Verbindung, Polydioldiglycidyläther
der Formel
(worin n eine Zahl größer als 10 ist), übliche Härter sowie gegebenenfalls chemisch
reines, hochdisperses Siliciumdioxyd und Ätzkali enthalten, zum Herstellen von mit
Schleifkörnern versehenen imprägnierten Schleifgeweben, wobei eine zunächst mit
dieser Form masse imprägnierte Gewebeunterlage beiderseitig mit mindestens einem
Überzug der gleichen Formmasse aber mit unterschiedlichem Gehalt an Polydioldiglycidyläther
beschichtet und daraufhin mit einer üblichen Bindemittelschicht für die Schleifkörner
versehen wird.
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Der sich durch die Erfindung ergebende technische Fortschritt ist
wie folgt darzustellen: 1. Das Gewebe wird, um die Zugkräfte ohne Dehnung aufnehmen
zu können, mit einem härtbaren »Harz« versteift.
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2. Das Gewebe wird mit diesem »Harz« möglichst vollkommen durchtränkt,
ohne daß dadurch eine »Verbrettung« eintritt, damit die anschließend auf die Schleifkornseite
und eventuell auf die Rückseite aufgetragene Beschichtung nicht in das
Gewebe
eindringen kann, sondern auf ihm einen zusammenhängenden Film bildet.
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3. Die auf das voll imprägnierte Gewebe zur Kornseite hin aufgetragene
Beschichtung wird härter als die Gewebeimprägniermasse und schafft einen guten,
mechanischen Übergang zum harten und steifen Kornbindemittel.
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4. Die Geweberückseite wird mit einer Masse beschichtet, die eine
ausreichende Wasserfestigkeit garantiert, und die einen mechanischen Abschluß des
Gewebes bewirkt, damit die Geweberückseite nicht vom Schleifschuh oder der Kontaktscheibe
aufgerauht werden kann.
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5. Die Rückseitenschicht bekommt genügend Haftungstendenz zum Klebstoff,
der später zur Endlosverleimung aufgebracht wird.
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Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, als Epoxydgruppen enthaltende
Verbindung eine solche zu verwenden, die durch Umsetzung von 4,4'-Dihydroxydiphenylalkanen
mit Epichlorhydrin hergestellt worden ist. Als Polydioldiglycidyläther der angegebenen
Formel wird zweckmäßig ein solcher verwendet, der durch Umsetzung von Polyäthylenglykolen
und/oder Polypropylenglykolen mit Molekulargewichten von etwa 400 bis 6000 mit Epichlorhydrin
hergestellt worden ist.
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Der bezeichnete Polydioldiglycidyläther ist in der Lage, die Härte
der ausgehärteten Formmasse proportional der zugesetzten Menge herabzusetzen, so
daß eine genaue Einstellung der Filmeigenschaften möglich ist.
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Die beiden erfindungsgemäß zu verwendenden Äther können dabei in
Mischungsverhältnissen von 95: 5 bis 5 : 95 verwendet werden.
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Als übliche Härter sind mehrwertige Amine, mehrwertige Amide und/oder
die Anhydride von mehrbasischen Carbonsäuren anzusprechen.
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Es ist bekannt, die Härte von polymeren Glycidylpolyäthern durch
Zusatz von Weichmachern auf Basis Phthalsäure-, Sebazinsäure- oder Adipinsäure ester
zu beeinflussen. Jedoch sind diese Körper als inerte Weichmacher anzusehen. Sie
bleiben nach der Härtung unlöslich und )?schwitzen« aus. So verursachen sie die
besonders bei Schleifmitteln gefürchteten Haftschwierigkeiten der Kombindemittelschicht.
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Die erfindungsgemäß zu verwendenden Polydioldiglycidyläther dagegen
haben an sich elastifizierende Eigenschaften, wie die meßbare Abhängigkeit der Elastizität
von der Zusatzmenge beweist. Außerdem werden sie chemisch in den »Harzverband« eingebaut,
indem die endständigen Äthylenoxydgruppen in bekannter Weise mit dem Amin reagieren.
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Dadurch wird es erstmalig ermöglicht, zwei Kunstharzfilme, die aus
gleichem Grundmaterial bestehen. aber in der Flexibilität deutlich voneinander abweichen,
unverändert in dauerndem Kontakt miteinander zu halten, um so die notwendige Härteabstufung
zwischen der flexiblen Gewebeunterlage und dem spröden Kornbindemittel zu erreichen.
Bei Verwendung der obengenannten inerten Weichmacher dagegen würde zwischen den
Filmen eine Wanderung des Weichmachers im Sinne des Konzentrationsgefälles ein-
setzen,
die die gewollten Härteunterschiede der beiden Schichten wieder aufhebt.
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Beispiel Ein zur Herstellung von Schleifgeweben üblicherweise benutztes,
bereits entschlichtetes und gefärbtes Körpergewebe mit der Fadenstellung 32,5/19
pro Zentimeter, 20/28 m wird zunächst mit einer Masse imprägniert, die aus einem
Gemisch von 70 Gewichtsteilen eines aus Bisphenol A und Epichlorhydrin hergestellten
polymeren Glycidyläthers mit einem Epoxydgruppengehalt von etwa 0,2 Molprozent und
30 Teilen eines aus Polyäthylenglykol (Molgewicht 600) und Epichlorhydrin hergestcllten
Polydioldiglycidyläthers mit einem Epoxydgruppengehalt von ebenfalls 0,2 Molprozent
besteht. Das Gemisch wird in einem Lösungsmittelgemisch aus 50 Teilen Methyläthylketon,
40 Teilen Methylisobutylketon, 8 Teilen Toluol und 2 Teilen Butanol gelöst. Zu 100
Teilen der fertigen Lösung werden kurz vor der Verwendung 3,5 Teile Diäthylentriamin
zugesetzt. Anschließend wird die Kornseite mit einer Masse überzogen, die aus 90
Teilen desselben polymeren Glycidyläthers und 10 Teilen desselben Polydioldiglycidyläthers
besteht, wie bei der Imprägnierungsmasse beschrieben. Auch die Lösungsmittelzusammensetzung
ist dieselbe, jedoch ist der Festkörpergehalt auf 65°/o erniedrigt, wodurch sich
die Menge des Amins auf 3,3 Teile für 100 Teile Beschichtungsmasse vermindert. Schließlich
wird die Geweberückseite ebenfalls beschichtet, und zwar mit einer gleichaufgebauten
Masse, die aber 80 Teile polymeren Glycidyläther und 20 Teile Polydioldiglycidyläther
enthalten. Der Aminanteil ist dabei 3,3 Teile auf 100 Teile fertige Formmasse.
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Für den Fall, daß das imprägnierte Gewebe noch eine gewisse Saugfähigkeit
hat, so daß beim Aufbringen der Korn- und Rückseitenmasse die Ausbildung einer zusammenhängenden
Schicht dadurch nicht zustande kommt, daß die Massen zu weit ins Gewebe einschlagen,
ist der Zusatz von etwa 20Vo einer Mischung von Kaolin und Schlemmkreide im Verhältnis
1:1, auf Lösungsmittelhaltigen Ansatz gF rechnet, empfehlenswert.
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Die Formmassen lassen sich durch Zusatz eines pyrogen in der Gasphase
gewonnenen Siliziumdioxyds verdicken.
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Die Trocknung der Beschichtungen erfolgt bei etwa 80"C, wobei besonders
darauf zu achten ist, daß die Kornseitenbeschichtung den Endzustand erreicht hat.
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Das fertig behandelte Gewebe wird nun kalandert und mit einem Phenolharz
üblicher Zusammensetzung überzogen, indem ein Korundschleifkorn der Nr. 120 gestreut
wird.
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Nach der bei 90 bis 120°C durchgeführten Härtung des Kornbindemittels
wird das gleiche, aber verdünnte Phenolharz als Nachleimungsschicht auf das bereits
fixierte Schleifkorn aufgebracht und ebenfalls gehärtet.