DE115049C - - Google Patents
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Classifications
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- C14—SKINS; HIDES; PELTS; LEATHER
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- C14C3/00—Tanning; Compositions for tanning
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Bekanntlich hat man das Gerben in der Weise zu beschleunigen versucht, dafs man
den Blöfsen zuerst Gerbstofflösungen von sehr geringer Concentration und dann continuirlich
stärker werdende Brühen zuführte. -Man hatte nämlich die Beobachtung gemacht, dafs, wenn
die Blöfsen gleich anfangs mit sehr gehaltreichen Gerbstofflösungen zusammengebracht
wurden, sich die an der Oberfläche liegenden Enden der Fasern mit einer dichten, compacten
Gerbstoffschicht überzogen, durch welche die Zwischenräume der Fasern derart angefüllt wurden, dafs der Eintritt neuer Gerbstoffmengen
sehr erschwert wurde.
Die infolge dieser Beobachtung vorübergehend zur Anwendung gelangten Methoden
der Schnellgerberei glichen in der Hauptsache dem bekannten Berenger'schen Verfahren,
nach welchem die Häute in einer Reihe offener Gefäfse der Einwirkung der die Gerbgefäfse
nach einander durchlaufenden Brühe derart unterworfen wurden, dafs sie zuerst mit
schwacher und dann immer stärkerer Gerbstofflösung in Berührung gelangten. Die Thatsache
jedoch, dafs die auf diese Weise erzeugten Leder in Bezug auf ihre Güte den durch Grubengerbung erhaltenen weit nachstanden,
liefs darauf schliefsen, dafs bei letzterer noch andere Umstände mafsgebend sein
müssen, welche die bessere Qualität des durch die langwierige Grubengerbung erzeugten Leders
bedingen. Zunächst vermuthete man, dafs der Sauerstoff der atmosphärischen Luft hierbei
eine grofse Rolle spiele, und versuchte deshalb, die Blöfsen während des Gerbens abwechselnd
der Einwirkung der Luft auszusetzen. Hierbei zeigte sich aber, dafs das Eindringen des Gerbstoffes in die Blöfsen
durch diese Mafsnahme bedeutend erschwert wurde, indem sich während der Gerbung vorn zwischen den Hautfasern eine bräunliche,
harte Kruste bildete, durch welche die inneren Theile der Blöfse für die weitere Gerbstoffaufnahme
unzugänglich gemacht wurden, so dafs die mittleren Hautschichten eine Durchgerbung
überhaupt nicht erfuhren. Deshalb wurde diese Art des Gerbens auch sogleich wieder aufgegeben und nunmehr dazu übergegangen,
die sauerstoff haltige Luft unter Benutzung aller nur erdenklichen Mittel von den
zu gerbenden Blöfsen fernzuhalten.
Der Erfinder des vorliegenden Verfahrens hat nun die Beobachtung gemacht, dafs die
Gerbsäuren unter der Einwirkung des Sauerstoffes grofse Neigung besitzen, in Wasser sehr
schwer lösliche Oxyde, sogen. Anhydride, zu bilden, welche die Eigenschaft haben, erst
ganz allmählich nach monatelanger Berührung Wasser aufzunehmen und nur in ganz verdünnten
Lösungen in die Blöfsen einzutreten. Diese Anhydride spielen bei der durch den Gerbvorgang bedingten Umwandlung der
Blöfsen in Leder eine Hauptrolle; denn sobald es gelingt, die Anhydride in reichlicher
Menge zwischen die Hautfasern zu führen, so dafs sie sich im Inneren derselben ablagern
können, ist das durch die Gerbung erzeugte Leder von besonders guter Beschaffenheit, was
sich dadurch zu erkennen giebt, dafs dasselbe beim Fallen in horizontaler Lage auf den Fufsboden
nicht einen dumpfen Schall, wie das bisherige Leder, zur Folge hat, sondern einen
hellen, fast metallischen Klang zeigt.
Leider wurde bisher die Aufnahme der Gerbsäureanhydride seitens der Blöfsen nur
durch die Grubengerbung erreicht, da bei derselben infolge der überaus langen Gerbdauer
die Anhydride allmählich nach monatelanger Berührung Wasser aufnahmen und so in eine lösliche Form übergingen, in welcher
ihre Aufnahme durch die Häute ermöglicht wurde. Bei den bisherigen Verfahren der
Schnellgerberei jedoch konnte sich dieser Hydratationsvorgang bei Bereitung der Lohbrühen
nicht vollziehen, weil ihm nicht die genügende Zeit gelassen wurde.
Der Erfinder hat nun gefunden, dafs die Anhydride auch im ungelösten Zustande in
die Blöfsen einzudringen vermögen, sobald der Gerbsäure erst in dem Moment ihres Eintretens
zwischen die Hautfasern Gelegenheit gegeben wird, je nach dem Grade der vorhandenen
Blöfsenschwellung Anhydride zu bilden. Gerade diese Beobachtung, nach welcher die
Fähigkeit der Anhydride, zwischen die Blöfsen zu dringen, als von der Stärke der gegenwärtig
bestehenden Schwellung der letzteren abhängig erkannt wurde, bildet die Grundlage
des vorliegenden Verfahrens und läfst zugleich erkennen, weshalb die oben angedeuteten,
früheren Versuche, die Blöfsen während der Gerbung der sauerstoff haltigen Luft auszusetzen,
nur ungünstige Ergebnisse zur Folge haben konnten, worauf noch weiter unten näher eingegangen
werden soll.
Das vorliegende Verfahren besteht demnach im Wesentlichen darin, dafs die Bildung von
Anhydriden in den die Häute durchdringenden Brühentheilchen durch geeignete Mittel begünstigt,
in dem Mafse aber, als infolge der adstringirenden Einwirkung seitens der Brühe die ursprüngliche Schwellung abnimmt, die
Anhydridbildung ebenfalls verringert, ja schliefslich gänzlich aufgehoben wird. Denn je mehr
unter Einwirkung seitens der Gerbbrühe die ursprüngliche Schwellung der Blöfsen schwindet
und die Hautfasern sich enger an einander legen, um so mehr verringert sich zwischen
denselben der Durchgangsquerschnitt für die Anhydride, weshalb die Bildung derselben
nunmehr entsprechend verringert werden mufs. Denn im entgegengesetzten Falle würde ein
Anhäufen der Anhydride gleich vorn zwischen den Hautfasern erfolgen, wodurch, wie bei
den früheren Versuchen, unter Hinzuziehung des Sauerstoffes der Luft gleichsam eine Kruste
gebildet wird, welche auf den weiteren Verlauf des Gerbprocesses ungünstig einwirken würde,
wie dies bereits oben ausgeführt worden ist.
Der zur Bildung von Oxyden nothwendige Sauerstoff kann im gasförmigen Zustande entweder
ohne fremde Beimengungen oder auch mit anderen indifferenten Gasen mechanisch vermengt verwendet werden, in welch letzterem
Falle als das wohlfeilste Gasgemenge sich sauerstoffhaltige, atmosphärische Luft darbietet,
deren Sauerstoff eventuell in bestimmten Fällen ozonisirt werden kann.
Um ferner die Oxydbildung je nach der Abnahme der Schwellung in dem oben angedeuteten
Sinne regeln zu können, emfiehlt es sich, das Gerbgefäfs allseitig zu schliefsen und
nur einen Theil desselben mit Brühe und 'Häuten zu füllen, während der übrige zur
Aufnahme des Oxydationsmittels zur Verfügung stehen mufs, so dafs dann die mit Brühe benetzten Häute stets der Einwirkung nur ein
und derselben abgeschlossenen Menge des Oxydationsmittels ausgesetzt werden. In dem Mafse,
als dann der Gerbprocefs fortschreitet und die Schwellung der Häute infolge der adstringirenden
Wirkung der stetig concentrirter werdenden Gerbsäurelösungen schwindet, wird auch das
Oxydationsmittel infolge der vorangegangenen Oxydbildung verbraucht und deshalb continuirlich
schwächer werden.
Bei Durchführung des soeben gekennzeichneten Verfahrens ist darauf zu achten, dafs die
geschwellten Blöfsen zuerst mit nur äufserst schwachen Brühen in Berührung gelangen, damit
die Schwellung möglichst langsam abnimmt und die sich bildenden Oxyde möglichst tief
in die Häute eindringen. Sodann wird die auf die Blöfsen wirkende Brühe zur schnelleren
Aufnahme der Gerbsäure in ihrer Concentration stetig zu verstärken sein. Es wird also das
vorliegende Verfahren am zweckmäfsigsten in Verbindung mit der Benutzung stetig stärker
werdender Brühen anzuwenden sein.
Der in diesem Falle zur Durchführung des Verfahrens dienende Apparat ist auf beiliegender
Zeichnung im Schnitt dargestellt und besteht aus einer Reihe, z. B. vier, drehbar gelagerten
Trommeln ABCD, welche mit den Zahnrädern K1 bezw. K'2 K3 i£* fest verbunden
sind. Letztere werden durch kleinere Zahnräder, deren Wellen ihren Antrieb durch
Riemenübertragung von der Transmissionswelle erhalten, mit den Trommeln in langsame
Drehung versetzt. Die Zuführung der Brühe zu den Trommeln findet durch Einlauf
al bezw. a2 as a* statt. Die Trommeln
sind daher stets nur bis zur Hälfte mit Brühe angefüllt, während ihr Raum oberhalb des
Brühenspiegels, welcher zu dem Gewicht der zu gerbenden Haut in einem bestimmten Verhältnifs
stehen mufs, von mehr oder minder sauerstoffhaltiger Luft eingenommen wird.
Jede Trommel ist ferner auf der Innenseite der hölzernen cylindrischen Wandung mit
Zapfen ^1 bezw. ^2 ^3 ^ versehen, mit welchen
die Haut während der Drehung der Trommel abwechselnd aus der Brühe herausgehoben
und, mit Brühe benetzt, der Einwirkung des Sauerstoffes der Luft ausgesetzt wird, um dann
schliefslich wieder in die Brühe zurückzufallen.
Um das vorliegende Verfahren noch klarer zu kennzeichnen, soll die Wirkungsweise des
Apparates im Folgenden kurz beschrieben werden, nachdem zuvor bemerkt sei, dafs von
den benutzten Gerbtrommeln stets eine behufs Herausnahme der fertig durchgegerbten Häute
und zur Beschickung mit neuen ausgeschaltet wird.
Es möge deshalb angenommen werden, dafs sich die Trommeln BCD im Betriebe befinden,
während Trommel A zu dem vorher angegebenen Zweck ausgeschaltet ist, und zwar möge Trommel B die beinahe fertig
durchgegerbten, Trommel C die mittelmäfsig durchgegerbten und Trommel D ganz frische
Blöfsen enthalten. Der Zuflufs von starker Brühe erfolgt bei geschlossenen Ventilen Q3 Q.4
Q.1 N und geöffnetem Ventil Q2 vom Behälter M
aus continuirlich durch Ventil Z, Rohr E, Zweigrohr e2, Ventil Q.2, Rohr d'2 und Einlauf ä2
zunächst in die Trommel B. · Von dort fliefst die infolge der Gerbstoffabgabe auf mittlere
Concentration gesunkene Brühe durch Ablauf b'2, Rohre g2 ft3, Ventil i?3, Rohr d% Einlauf a3
continuirlich in die Trommel C, um von dort als schwache Brühe durch Ablauf b3, Rohre
g-3ft4, Ventil i?4, Rohr J4 und Einlauf a4 nach
Trommel D zu entweichen, von wo sie, ihres Gerbstoffes entledigt, durch Abflufs &4, Rohr gA,
Ventil T, Rohr m* und Abflufsleitung L behufs
anderweitiger Verwendung hinweggeführt wird.
Es wird auf diese Weise in Trommel D. deren frische Häute der Einwirkung äufserst schwacher
Brühe ausgesetzt sind und daher ihre Schwellung noch nicht eingebüfst haben, die Bildung
von Oxyden der Gerbsäure unter dem Einflufs der sauerstoifhaltigen Luft begünstigt, so dafs
hier die Häute die sich bildenden Anhydride begierig aufnehmen, während die Luft der
Trommel C, deren Blöfse durch die mittelmäfsig concentrirte Brühe sich bereits bis zu
einem gewissen Grade zusammengezogen hat, infolge der vorher erfolgten Bildung von Anhydriden
bedeutend sauerstoffärmer geworden ist und deshalb auch nur in geringem Mafse
zur Anhydridbildung beiträgt. In Trommel B, woselbst infolge der starken, frisch zufliefsenden
Brühe die Fasern der Blöfse sich fest an einander gezogen haben, wird die nunmehr
schädliche Bildung von Anhydriden vollständig unterdrückt sein.
Sobald die Haut der Trommel B fertig durchgegerbt ist und letztere aus- sowie die
mit frischer Haut beschickte Trommel A in den Betrieb eingeschaltet ist, gelangt die starke
Brühe aus Behälter M durch Rohr E, Abzweigrohr e3, Ventil Q3, Rohr d3, Einlauf a3 in die
Trommel C, entweicht aus derselben als Brühe von mittlerer Concentration durch Ablauf £>3,
Rohr g3 ft4, Ventil R\ Rohr d\ Einlauf al
nach Trommel D und tritt aus derselben durch Ablauf £4, Rohr g·4 in die Umgehungsleitung U,
gelangt aus dieser bei geöffneten Ventilen W und V durch Rohr ft1, Ventil R\ Rohr dl
und Einlauf al in die Trommel A. Nachdem die Brühe hier den Rest an Gerbstoff abgegeben
hat, wird sie durch Ablauf b1, Rohr g1,
Ventil S1, Rohr m1 und Leitung L zum Abflufs
gebracht, so dafs nunmehr die in Trommel A befindliche frische Haut mit der
schwächsten Brühe und der sauerstoffreichsten Luft in Berührung gelangt.
Wünscht man eine Trommel nach Ausschaltung aus dem Betriebe ihrer Brühe vollständig
zu entledigen, so geschieht dies zweckmäfsig durch Druckluft, welche nach Oeffnung
des Ventils N aus der Druckluftleitung G durch Leitung E über den Brühenspiegel der Trommel
gelangt und das Herausdrücken der Brühe besorgt.
Nach dem vorliegenden Verfahren ist es möglich, ein Leder herzustellen, welches nicht
allein alle bisher durch Schnellgerbung, sondern auch durch die langwierige Gruben-.
gerbung erzeugten Leder um ein Bedeutendes in ihrer Festigkeit und sonstigen Qualität übertrifft.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren zum continuirlichen Gerben von Häuten unter Benutzung geschlossener, rotirender Gerbtrommeln, dadurch gekennzeichnet, dafs die in den einzelnen Trommeln der Reihe nach mit continuirlich stärkeren Brühen in Berührung befindlichen Blöfsen zuerst der Einwirkung sauerstoffreicher und dann immer sauerstoffärmer werdender Luft ausgesetzt werden, so dafs die durch den Sauerstoff bedingte Bildung von Anhydriden der Gerbsäure mit Zunahme der Brühenconcentration und der durch letztere bewirkten Zusammenziehung der Hautfasern schwächer wird.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE115049C true DE115049C (de) |
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ID=384496
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DENDAT115049D Active DE115049C (de) |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE115049C (de) |
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