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Zubereitungen zum Färben von Haaren Beim Färben des menschlichen Haares
müssen im Vergleich zum üblichen Färben von anderen Faserstoffen wie Wolle, Baumwolle
und synthetischen Fasern niedrige Temperaturen angewendet werden. Viele der Farbstoffe,
die z. B. bei Wolle verwendet werden, erfordern viel höhere Temperaturen, als es
beim Färben des Haares möglich ist, um zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.
Folglich war die Zahl der bis heute zum Färben des menschlichen Haares verfügbaren
Farbstoffe im Vergleich zu jenen, die sich fiir das Färben von Textilfasern im großen
und ganzen eigneten, verhältnismäßig gering.
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Aus der deutschen Auslegeschrift 1 003 401 ist ein Verfahren zur
Herstellung eines Mittels zum Färben menschlicher oder tierischer Haare bei gewöhnlicher
Temperatur bekannt, bei welchem äquimolekulare Mengen eines anionischen Farbstoffes
und einer kationenaktiven Verbindung miteinander umgesetzt werden und das Umsetzungsprodukt
in einem nichtionogenen mit Wasser mischbaren Lösungsmittel gelöst wird. Infolge
der Verwendung eines mit Wasser mischbaren Lösungsmittels und eines fertigen Reaktionsproduktes
aus äquimolekularen Mengen von anionischem Farbstoff und kationenaktiver Verbindung,
also eines erheblichen Anteiles an der letzteren, entstehen jedoch in dieser Weise
nur Färbungen von mäßiger Qualität, indem der Farbstoff zu leicht herausgewaschen
wird.-In der französischen Patentschrift 1 159 331 ist ein Verfahren zur Herstellung
einer bei normaler Temperatur verwendbaren wäßrigen Haarfärbezubereitung beschrieben,
bei welchem als gegenüber dem Farbstoff und den Haaren inerte Lösungsmittel unter
anderem auch mit Wasser nicht unbeschränkt mischbare organische Verbindungen verwendet
werden. Es ist jedoch keine Rede von der erfindungsgemäß erfolgenden Verwendung
eines kationenaktiven Mittels, so daß auch in diesem Fall schlechte Färbungen erzielt
werden.-Ferner ist aus der österreichischen Patentschrift 198 431 ein Mittel zum
Färben von tierischen Fasern bekannt, welches aus wäßrigen Farbstofflösungen mit
einem zusätzlichen Gehalt an indifferenten organischen Lösungsmitteln besteht, die
mit Wasser vollkommen mischbar sind, wobei als Farbstoff Direktfarbstoffe in wäßriger
Lösung und als organisches Lösungsmittel Verbindungen der allgemeinen Formel R-
(OCH2CH2) oOH worin R einen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit höchstens 8
Kohlenstoffatome enthaltender gerader oder verzweigter Kette und n einen Wert von
1 bis einschließlich 4 bedeutet, verwendet werden. Es ist
hierbei keine Rede von
der Verwendung eines kationenaktiven Mittels. Daher sind auch die mit diesen Mitteln
erzeugten Färbungen nicht zufriedenstellend.
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Die Nachteile der Mittel und der Verfahren des Standes der Technik
werden durch die Erfindung behoben.
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Die Erfindung betrifft Zubereitungen zum Färben von Haaren, die in
einer wäßrigen Flüssigkeit, einen in Wasser löslichen anionischen Farbstoff und
bis zu 20 Volumprozent, bezogen auf das Gesamtvolumen der Zubereitung, einer organischen
Verbindung, die bei unterhalb 49 ° C liegenden Temperaturen ein Lösungsmittel für
den anionischen Farbstoff darstellt, enthalten, wobei der Farbstoff in der organischen
Verbindung löslicher ist als in Wasser, welche Zubereitungen dadurch gekennzeichnet
sind, daß sie 0, 007 bis 1 g pro Liter einer kationenaktiven Verbindung, insbesondere
Octadecylpyridiniumbromid, enthalten, die mit dem anionischen Farbstoff einen wasserunlöslichen
anionisch-kationischen Komplex bildet, und daß die organische Verbindung in Wasser
unlöslich oder mäßig löslich ist. Vorzugsweise beträgt der Gehalt an der in Wasser
unlöslichen oder mäßig löslichen organischen Verbindung 3 bis 8 Volumprozent, bezogen
auf das Gesamtvolumen der Zubereitung.
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Nach der Erfindung können zum Färben des menschlichen Haares die
für die Wollfärbung eingesetzten herkömmlichen Farbstoffe bei Zimmertemperatur verwendet
werden.
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Die Erfindung ist auf die überraschende Feststellung gegründet, daß
die Übertragung von Farbstoffen aus wäßrigen Mitteln auf und in das menschliche
Haar durch die Gegenwart von verhältnismäßig geringen Mengen angewissen organischenVerbindungen
imwwäßrigen Mittel in hohem Grade erleichtert werden kann.
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Ferner wurde überrasehenderweise festgestellt, daß bei vielen Farbstoffen
die für eine wirksame, d. h. gegenüber der Haarwäsche im wesentlichen beständige
Färbung erforderliche Temperatur durch die Gegenwart derartiger organischer Verbindungen
beträchtlich herabgesetzt wird. Durch die Verwendung dieser organischen Verbindungen
ist es deshalb möglich, zum Färben des menschlichen Haares Farbstoffe zu verwenden,
die bis jetzt wegen der zur Erzielung einer wirksamen Färbung notwendigen verhältnismäßig
hohen Temperaturen nicht brauchbar waren. Außerdem wurde festgestellt, daß die Anwesenheit
derartiger organischer Verbindungen die Verwendung von wasserunlöslichen farbigen
organischen Verbindungen zum Färben des menschlichen Haares ermöglicht.
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Es wurde festgestellt, daß der brauchbare Konzentrationsbereich der
kationenaktiven Mittel 0, 007 bis 1, 0 g je Liter Zubereitung ist. Die Verwendung
von mehr als 1, 0 g je Liter an kationenaktiver Substanz verursachte eine unerwünschte
Niederschlagung des Farbstoffkomplexes an der Oberfläche des Haares.
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Auf dem menschlichen Haar ergibt der aus den anionischen Farbstoffen
und den kationenaktiven Mitteln gebildete in Wasser spärlich lösliche anionischkationische
Komplex der erfindungsgemäßen Zubereitung eine ausgezeichnete und gegenüber der
Haarwäsche im wesentlichen beständige Färbung, so daß die Erfindung gegentiber dem
Stand der Technik einen erheblichen technischen Fortschritt mit sich bringt.
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Die erfindungsgemäßen Haarfärbezubereitungen können die üblichen
Zusätze enthalten, die bei derartigen Zubereitungen verwendet werden, z. B. Waschmittel,
Verdickungsmittel usw. Unter Waschmitteln werden normalerweise Reinigungsmittel
und Mittel zur Schaumbildung verstanden. Bei Abwesenheit von Waschmitteln hat das
gefärbte Haar auf Grund der Anwesenheit eines Farbüberzuges an der Oberfiäche des
Haares ein matteres Aussehen. Die Anwesenheit eines Waschmittels verhindert die
Bildung dieses Überzuges und ergibt einen Glanz. Bei den erfindungsgemäßen Zubereitungen
haben sie jedoch auch die Wirkung eines Emulgiermittels und bewirken die Emulgierung
der organischen Verbindung. Die meisten anionenaktiven Waschmittel können erfindungsgemäß
verwendet werden, obwohl ihre Einverleibung das Ausmaß der Färbung in einem gewissen
Umfang herabmindert. Nichtionogene Waschmittel können Die genauen Zusammensetzungen
waren wie folg
für die erfindungsgemäßen Zubereitungen ebenfalls verwendet werden.
Die Waschmittelmenge soll höchstens 12 Gewichtsprozent, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Zubereitungen, betragen. Ein bevorzugtes Waschmittel ist das Natriumsalz des
Monoschwefelsäureesters des Anlagerungsproduktes von 2 Molekülen Äthylenoxyd an
Laurylalkohole der Formel C12H25(OC2H4)2OSO3Na Das Waschmittel wird vorzugsweise
in einer Konzentration von 2 bis etwa 12 Gewichtsprozent, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Haarfärbezubereitung, eingearbeitet. Finir eine gegebene Konzentration des Farbstoffes
hängt die Menge des zugesetzten Waschmittels von der gewünschten Farbtönung ab.
Für mittlere Farbtönungen sind etwa 6 bis 10 0/0 Waschmittel wünschenswert. Die
Zugabe von größeren Mengen von Waschmitteln, z. B. 12°/o, begünstigt die Erzeugung
von helleren Farbtönungen. Wenn tiefere Farbtönungen benötigt werden, dann soll
die Konzentration an Waschmittel unter 6°/o, vorzugsweise auf 2 bis 3 °/o, herabgesetzt
werden.
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Natriumalginat erwies sich als Verdickungsmittel als brauchbar, außer
wenn Essigsäure in der Zubereitung zugegen ist. Bevorzugt wird jedoch ein Derivat
der Cellulose, z. B. das unter dem Namen »Renose V Extra « bekannte Produkt, welches
die Mischung aus einem Celluloseätherderivat und Salzen ist und das auch in Gegenwart
von Essigsäure wirksam ist. Die Verwendung von Verdickungsmitteln fördert die Stabilisierung
der Zubereitung, erleichtert ihre Anwendung bei menschlichen Haaren und vermindert
die Trocknungsgeschwindigkeit.
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Zum Nachweis des durch die Erfindung gegenüber dem Stand der Technik
erzielten technischen Fortschrittes wurden Versuche durchgeführt. Zunächst wurden
hierzu drei Haarfärbezubereitungen herangezogen, von welchen zwei ein kationenaktives
Mittel enthielten, während die dritte Probe frei von kationenaktiven Mitteln war.
Die Lösungen waren wie folgt : (1) 10 g kationenaktives Mittel je Liter (Verhältnis
des anionischen Farbstoffes zum kationenaktiven Mittel = 1 : 1).
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(2) 0, 5 g kationenaktives Mittel je Liter (Verhältnis des anionischen
Farbstoffes zum kationenaktiven Mittel = 20 : 1).
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(3) kein kationenaktives Mittel (10 g anionischer Farbstoff je Liter).
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Tabelle 1
(1) 1 (2) 1 (3 |
Procion-Brillantrot 5BS (aufgeführt im Colour Index |
[Ausgabe 1957] unter der Bezeichnung » Reactive |
Red 2 « und klassifiziert als Monoazoreaktivfarbstoff ; |
Molekulargewicht : 1, 0 g 1, 0 g 1, 0 g |
Octadecylpyridiniumbromid (CHg-N'CgHg-Br' |
H20 ; Molekulargewicht : 430)................. 1, 0 g 0, 05
g- |
4, 4, 0 cm3 4, 0 cm3 4, 0 cm3 |
25°/Oige Lösung vom Natriumsulfonat des Hydroxy- |
diäthylenoxylauryläthers (C12H25[OC2H4]2OSO3Na ; |
Molekulargewicht : durchschnittlich 378)........ 2, 0 cm3 2,
0 cm3 2, 0 cm3 |
Natriumalginat... 5 g 0, 5 g 0, 5 g |
440/ge Milchsdurelosuiig........................ 2, 0 cm3 2,
0 cm3 2, 0 cm3 |
Mit Wasser aufgefüllt auf. * 100 cm3 100 cm3 100 cm3 |
* Sehr angenähert. |
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Die Probe (1) mit der gemäß dem Stand der Technik verwendeten zu
großen Menge an kationenaktivem Mittel ergab eine trübe Lösung, in welcher sich
unzweifelhaft eine beträchtliche Menge des nicht gelösten anionisch-kationischen
Komplexes befand, während die Proben (2) und (3) eine klare Lösung ergaben. Alle
drei Lösungen ergaben auf dem Haar vor dem Waschen die gleiche Farbstärke, bei der
Probe (1) bestand jedoch eine Neigung zu einer oberflachlichen Ablagerung auf dem
Haar. Durch das Waschen wurde bei der Probe (1) ein sehr beträchtlicher Anteil der
Farbe entfernt. Auch bei der Probe (3) gemäß dem Stand der Technik, welche kein
kationenaktives Mittel enthielt, zeigte sich ein Farbverlust, jedoch nicht so viel
wie bei der Probe (1).
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Bei der Probe (2), die gemäß einer zweckmäßigen erfindungsgemäßen
Ausführungsform zusammengesetzt ist, blieb eine viel stärkere Farbtiefe als bei
den anderen Proben erhalten, woraus der durch die Erfindung erzielte erhebliche
technische Fortschritt hervorgeht. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, daß
die Verwendung von gleichen Mengen des anionischen Farbstoffes und des kationenaktiven
Mittels, d. h. von großen Mengen an kationenaktiven Mitteln, wie es bei einem bekannten
mit in Wasser mischbaren Lösungsmitteln arbeitenden Verfahren der Fall ist, zu einem
Ergebnis führt, welches sogar im Vergleich zu dem in Abwesenheit eines kationenaktiven
Mittels schlechter ist. Auf Grund der bisherigen Erfahrung, daß mit einem anionenaktiven
Mittel allein (d. h. ohne kationenaktives Mittel) schlechte Ergebnisse erzielt werden,
und aus allgemeinen chemischen Überlegungen heraus war zu erwarten, daß mit gleichen
Mengen der Reaktionsmittel nahezu optimale Ergebnisse erzielt werden müßten. Es
ist daher völlig unerwartet und überraschend und konnte auf Grund des Standes der
Technik nicht mit der geringsten Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden, daß durch
Begrenzung der Menge des kationenaktiven Mittels auf 1 g je Liter der Zubereitung
oder weniger eine erhebliche Erhöhung der Farbtiefe erreicht wird, wie es erfindungsgemäß
festgestellt wurde. Überraschender-
weise können also gerade mit der ernndungsgemäßen
kleinen Menge an kationenaktivem Mittel die besten Ergebnisse erzielt werden. Die
erfindungsgemäß festgelegten Mengen der kationenaktiven Verbindung von 0, 007 bis
1 g je Liter liegen wesentlich unterhalb der äquimolaren Menge in bezug auf die
verwendete Farbstoffmenge, denn Farbstoffmengen von weniger als 5 g je Liter sind
unbrauchbar.-Es wurde festgestellt, daß die Reaktion zwischen dem Farbstoff und
dem kationenaktiven Mittel unter Bildung des in Wasser unlöslichen anionisch-kationischen
Komplexes bevorzugt stattfindet. Im Gegensatz zum erwähnten anionisch-kationischen
Komplex aus der kationenaktiven Substanz und dem Farbstoff ist nämlich der zwischen
dem anionenaktiven Waschmittel und dem kationenaktiven Mittel gebildete Komplex
in Wasser sehr leicht löslich. Darüber hinaus wurde festgestellt, daß eine Zubereitung
aus anionischem Farbstoff und Benzylalkohol in Wasser schlechte Färbungen ergab,
während nach Zugabe der erfindungsgemäß festgelegten kleinen Menge eines kationenaktiven
Mittels ausgezeichnete Färbungen erzielt werden konnten.
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Da nun die kationenaktive Substanz in bezug auf den Farbstoff erfindungsgemäß
in Unterschuß vorliegt, wird diese durch die Bindung an den Farbstoff vollkommen
beansprucht, so daß für eine Reaktion mit dem anionenaktiven Mittel nichts mehr
übrigbleibt.
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Weiterhin wurde nachgewiesen, daß auch ohne Verwendung eines bei
bestimmten erfindungsgemäßen Ausführungsformen zwecks Modifizierung der kosmetischen
Eigenschaften zugesetzten anionenaktiven Mittels in Übereinstimmung mit dem allgemeinen
Schutzbegehren gemäß dem erfindungsgemäßen Hauptanspruch im wesentlichen dieselben
Ergebnisse erzielt werden wie bei Verwendung eines anionenaktiven Mittels. Auch
die diesbezüglichen Versuche wurden unter Verwendung von drei Haarfärbezubereitungen
durchgeführt : (1) 10 g kationenaktives Mittel je Liter.
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(2) 0, 5 g kationenaktives Mittel je Liter.
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(3) kein kationenaktives Mittel.
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Die genauen Zusammensetzungen waren wie folgt : Tabelle 2
(4) 1 (5) (6) |
Procion-Brillantrot 5 BS (aufgeführt im Colour Index |
[Ausgabe 1957] unter der Bezeichnung » Reactive |
Red 2 « und klassifiziert als Monoazoreaktivfarbstoff ; |
Molekulargewicht : 660*)...................... 1, 0 g 1, 0
g 1, 0 g |
Octadecylpyridiniumbromid |
(CH. N-C-Br-H. O ; |
Molekulargewicht : 430)....................... 1, 0 g 0, 05
g-- |
Benzylalkohol, 4, 0 cm3 4, 0 cm3 4, 0 cm3 |
Natriumalginat................................. 0, 5 g 0, 5
g 0, 5 g |
44°/oige 2, 0 cm3 2, 0 cm3 2, 0 cm3 |
Mit Wasser aufgefüllt auf 100 cm3 100 cm3 100 cm3 |
* Sehrangenähert. |
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Mit 1 g je 100 cm3 = 10 g je Liter des kationenaktiven Mittels Octadecylpyridiniumbromid
trat ein starker oberflächlicher Farbüberzug auf, welcher durch das Shampoonieren
ganz entfernt wird, wodurch die geringgradige echte Färbung der darunterliegenden
Faser gezeigt wird. Wie bei den mit den Proben der Tabelle 1 durchgeführten Versuchen
ergab hier nach dem Shampoonieren die ohne kationenaktives Mittel hergestellte Zubereitung
etwas bessere Ergebnisse als die Zubereitung mit einem Gehalt an 10 g je Liter (1
g je 100 cm3) kationenaktivem Mittel, während die mit 0, 5 g je Liter (0, 05 g je
100 cm3) hergestellte Zubereitung zu den bei weitem besten Resultaten führte. Nach
dem Shampoonieren war nämlich bei der Probe (4) der größte Teil des Farbüberzuges
entfernt, bei der Probe (6) zeigte sich ein gewisser Farbverlust, jedoch nicht so
viel wie bei der Probe (4).
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Bei der Probe (5) nach der Erfindung hingegen blieb eine viel stärkere
Farbtiefe erhalten als bei den anderen Proben. Es sei besonders betont, daß die
Abwesenheit des anionenaktiven Mittels zu keiner wesentlichen Beeinflussung der
Ergebnisse führte, woraus erhellt, daß das kationenaktive Mittel auch in Gegenwart
des anionenaktiven Mittels die Komplexbildung mit den anionischen Farbstoffen bevorzugt.
Es sei bemerkt, daß gewisse, in Wasser gut lösliche anionische Farbstoffe, wie Kiton-,
Procion-und Cibacronfarbstoffe für die Verwendung beim menschlichen Haar ohne den
erfindungsgemäßen Zusatz eines kationenaktiven Mittels, wie Octadecylpyridiniumbromid
bzw. eines Amides aus einer langkettigen Fettsäure und einem Polyamin, z. B. Tetraäthylenpentamin,
zu Haarfärbezubereitungen völlig unbrauchbar sind.-Ferner ergab sich durch Versuche,
daß der Ersatz der erfindungsgemäß verwendeten, in Wasser unlöslichen oder mäßig
löslichen organischen Verbindungen durch in Wasser leicht lösliche organische Verbindungen
zu unbefriedigenden Ergebnissen führte. Zu diesem Zweck wurde beispielsweise der
erfindungsgemäß verwendbare Benzylalkohol durch 1, 4-Butandiol ersetzt. Die mit
einer derartigen Zubereitung erreichte Haarfärbung war genauso schlecht wie die
ohne Verwendung einer organischen Verbindung erzielte.
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Die beim erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten organischen Verbindungen
müssen gewisse festgelegte Eigenschaften aufweisen : 1. Die organische Verbindung
muß bei der Färbetemperatur ein Lösungsmittel für den Farbstoff sein ; die Temperatur
beim Färben des Haares soll bei oder unter 49°C, vorzugsweise bei der Bluttemperatur
oder darunter, liegen.
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2. Der verwendete Farbstoff muß bei der Färbetemperatur in der organischen
Verbindung löslicher sein als in Wasser.
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3. Die organische Verbindung muß in Wasser unlöslich oder mäßig löslich
sein.
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Die organische Verbindung weist vorzugsweise eine gerade aliphatische
Kette oder einen Ring mit mindestens 4 Kohlenstoffatomen auf. Wenn die organische
Verbindung einen Benzolring, z. B. einen Phenyl-oder Phenylenrest, innerhalb einer
Arylalkylgruppe enthält, dann wird der Benzolring hinsichtlich des Erfindungszweckes
als gleichwertig mit einer geraden aliphatischen Kette mit 3 Kohlenstoffatomen angesehen.
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Die Menge der in der Haarfärbezubereitung enthaltenen organischen
Verbindung soll höchstens
20 Volumprozent, bezogen auf das Gesamtvolumen der Zubereitung,
betragen. In den meisten Fällen ist eine beträchtlich geringere Menge, z. B. 3 bis
8°/o organische Verbindung, erforderlich.
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Im allgemeinen gibt es für einen gegebenen Farbstoff eine oder mehrere
organische Verbindungen, die die oben aufgeführten grundlegenden Eigenschaften aufweisen,
die erst dessen Brauchbarkeit in den erfindungsgemäßen Zubereitungen ermöglichen.
Analog gibt es für eine gegebene organische Verbindung eine Reihe von Farbstoffen,
die darin löslich sind und in wirksamer Weise für das erfindungsgemäße Färben von
menschlichen Haaren verwendet werden können.
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Die Menge der in der Haarfärbezubereitung enthaltenen organischen
Verbindung wechselt mit der Art der organischen Verbindung, der Art des Farbstoffes,
der erwünschten Konzentration innerhalb der Zubereitung und der angewandten Temperatur.
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Im allgemeinen gibt es jedoch für eine gegebene Temperatur und Farbstoffkonzentration
einen optimalen Wert der Menge der zu verwendenden organischen Verbindung, im allgemeinen
3 bis 8 Gewichtsprozent, bei welchem die maximale Wirksamkeit des Färbeverfahrens
erzielt wird. Wird für eine gegebene Farbstoffkonzentration die Menge der vorhandenen
organischen Verbindung erhöht, dann steigt die Wirksamkeit der Färbung bis zu einem
Maximum und vermindert sich dann wieder, wenn die Menge der vorhandenen organischen
Verbindung noch weiter erhöht wird.
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Ein zwar einfacher, aber nicht erschöpfender Versuch zur Ermittlung
der erfindungsgemäßen Brauchbarkeit einer organischen Verbindung besteht darin,
daß man die Verbindung im flüssigen Zustande mit einer wäßrigen Lösung oder Dispersion
des Farbstoffes schüttelt und die Verteilung des Farbstoffes zwischen den entstandenen
Phasen beobachtet. Wenn das Verteilungsverhältnis so ist, daß sich der Farbstoff
überwiegend in der Phase der organischen Verbindung befindet, dann ist die organische
Verbindung im allgemeinen in zufriedenstellender Weise erfindungsgemäß verwendbar,
vorausgesetzt, daß sie auch die anderen obigen Eigenschaften aufweist.
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In jedem Falle ermöglichen verhältnismäßig einfache Versuche im kleinen
Maßstab die Ermittlung der für das Färben mit einer bestimmten farbigen Substanz
am besten geeigneten organischen Verbindung.
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Wenn die verwendeten Farbstoffe in Wasser nicht vollständig löslich
sind, kann ein zweites Lösungsmittel oder ein Löslichmacher verwendet werden, um
die Farbstoffe vollständig in Lösung zu bringen. Geeignete Löslichmacher sind Äthylalkohol
(bis zu 10 Volumprozent) und Diacetonalkohol (bis zu 10 Volumprozent). Bevorzugt
ist Glycerinisopropylidenäther (bis zu 5 Volumprozent). Der letztere Löslichmacher
ist jedoch in saurer Lösung unbeständig, so daß der pH-Wert der Haarfärbezubereitung
über 7 gehalten werden soll, falls dieser Löslichmacher verwendet wird. Eine einfache
Methode zur Einstellung eines geeigneten p-Wertes besteht in der Zugabe einer geringen
Menge Borax zur Zubereitung.
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Die Zugabe von 10°/oiger Essigsäure in einer Menge von 0, 5"/o verbessert
die Färbewirkung in gewissen Fällen. Die Verwendung von Säure soll selbstverständlich
vermieden werden, wenn irgendein in saurer Lösung nicht beständiger Zusatz gebraucht
wird.
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Erfindungsgemäß werden Amylalkohol, Amyllaktat und Alkylphenylpolyglykoläther,
z. B. das Handelsprodukt
Lissapol N, als organische Verbindungen
verwendet. Besonders bevorzugt ist der Gebrauch von Benzylalkohol. Die Konzentration
an dieser Verbindung in der Haarfärbezubereitung beträgt vorzugsweise 3 bis etwa
5 Volumprozent, bezogen auf das Gesamtvolumen der Zubereitung. Optimale Färbungen
werden mit 4 Volumprozent Benzylalkohol erzielt.
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Der pH-Wert der Benzylalkohol enthaltenden Lösung beträgt vorzugsweise
5 bis 8.
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Die Erfindung wird an Hand der folgenden Beispiele näher erläutert.
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Beispiel 1 Eine Haarfärbezubereitung wurde unter Verwendung der folgenden
Bestandteile hergestellt, wobei die Säure erst am Schluß hinzugegeben wurde, nachdem
sich ein Gel gebildet hatte.
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Dinatriumsalz der 1-Phenylazo-2-naphthol-6, 8-disulfonsäure- (Kiton-Echtorange
G)...................... 1, 0 g 2, 5°/Oige Lösung von Octadecylpyridiniumbromid............
0, 25 cm3 440/oigne Milchsäurelösung 2, 0 cm3 Benzylalkohol (technisch) .............
4, 0 cm3 C12H25(OC2H4)2OSO3Na (in 25%iger Lösung) 2, 0 cm3 Natriumalginat .................
0, 5 cm3 Mit Wasser aufgefüllt auf...... 100 cm3 Das zu färbende Haar wurde zuerst
gewaschen und dann gespült und mit einem Handtuch im großen und ganzen getrocknet.
Die Fdrbeflilssigkeit wurde dann gleichmäßig auf das Haar aufgebracht, welches mit
den Fingern bearbeitet wurde, um so viel Schaum wie möglich zu erzeugen. Dieser
soll die Flüssigkeit in enger Berührung mit dem Haar halten und verhindern, daß
sie mit der Kopfhaut oder dem Gesicht in Kontakt kommt. Nach 15 Minuten wurde das
Haar sauber gespült. Es wurde eine kräftige glänzende Orange-Farbtönung erzeugt,
die sich im wesentlichen als beständig gegenüber der Haarwäsche erwies.
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Beispiel 2 Eine Haarfärbezubereitung wurde unter Verwendung der folgenden
Bestandteile hergestellt : Dinatriumsalz der 4- [N- (3, 5-Dichlor-1-triazinyl)-N-methylamino]-phenylazo-2-naphthyl-6,
8-disulfonsäure (Procion-Farbstoff von der Art von Procion-Brillantrot 5 BS).........
1, 0 g 2, 5°/oige Lösung eines aus Tetraäthylenpentamin und einer langkettigen Fettsäure
gebildeten Polyamides.. 0, 25 cm3
44°/oige Milchsäure 2, 0 cm3 Benzylalkohol (technisch)..........
4, 0 cm3 Cl2H2l (o C2H4) 2 0 S 03Na (in 25°/Oiger Lösung) 2, 0 cm3 Celluloseätherderivat
mit Salzen vermischt (Renose V).............. 1, 0 g Mit Wasser aufgefüllt auf..........
100 cm3 Nach der Verfahrensweise des Beispiels 1 wurde eine kräftige glänzende bläulichrote
Farbtönung erzeugt, die sich gegentiber der Haarwäsche im wesentlichen als beständig
erwies.
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PATENTANSPRt} CHB : 1. Zubereitungen zum Färben von Haaren, die in
einer wäßrigen Flüssigkeit einen in Wasser löslichen anionischen Farbstoff und bis
zu 20 Volumprozent, bezogen auf das Gesamtvolumen der Zubereitung, einer organischen
Verbindung, die bei unterhalb 49 °C liegenden Temperaturen ein Lösungsmittel für
den anionischen Farbstoff darstellt, enthalten, wobei der Farbstoff in der organischen
Verbindung löslicher ist als in Wasser, dadurch gekennzeichnet, daß sie 0, 007 bis
1 g je Liter einer kationenaktiven Verbindung, insbesondere Octadecylpyridiniumbromid,
enthalten, die mit dem anionischen Farbstoff einen wasserunlöslichen anionisch-kationischen
Komplex bildet, und daß die organische Verbindung in Wasser unlöslich oder mäßig
löslich ist.