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Detonationsfähiges, wasserhaltiges Sprenggemisch Man hat schon zu
gelatinösen Sprengstoffen Wasser gegeben, wobei Leim, Dextrin und Stärke zugesetzt
wurden, um das beigefügte Wasser zu binden. Man hat auch schon gesättigte Salzlösungen
zu Nitroglycerin zugesetzt und hierdurch wasserhaltige Sprengstoffe erhalten. Späterhin
sind Emulsionen aus flüssigen Salpetersäureestern und Wasser nur im Hinblick auf
Transportprobleme von Interesse gewesen. Bekanntlich besteht eine Möglichkeit des
gefahrlosen Transportes von Sprengöl - allgemein von flüssigen Saipetersäureestern
- in Rohrleitungen darin, daß man eine Emulsion mit Wasser erzeugt, die, wie ausgedehnte
Versuche ergeben haben, nicht mehr imstande ist, eine Detonation fortzupflanzen.
Da diese Emulsionen nur unter ganz bestimmten Strömungsverhältnissen stabil zu halten
sind, wie sie beispielsweise bei einer Strömung in einer Rohrleitung mit Gefälle
vorliegen, wurde auch schon vorgeschlagen, die Stabilität derartiger Emulsionen
durch Emulgatoren und gegebenenfalls durch weitere Emulsionshilfsmittel zu erhöhen.
Unabhängig von der Art der Herstellung ist aber ein für die Möglichkeit des gefahrlosen
Transportes entscheidendes Kennzeichen der Sprengöl-Wasser-Emulsion, daß sie keinen
Sprengstoffcharakter mehr hat, d. h., sie ist nicht mehr fähig, eine an einer Stelle
initiierte detonative Umsetzung fortzupflanzen. Bei den bekannten Emulsionen gibt
es die Öl-in-Wasser-Emulsion und die Wasser-in-Öl-Emulsion.
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Gegenstand der Erfindung ist eine detonationsfähige wäßrige Emulsion,
bei der die wäßrige Phase in Form feiner Tröpfchen in der Sprengstoffkomponente
emulgiert ist. Diese Wasser-in-Öl-Emulsion wird mit Hilfe von Emulgatoren aus Wasser
und flüssiger oder fester Sprengstoffkomponente hergestellt. Die Sprengstoffkomponente
kann flüssig oder fest sein, sie muß aber auf jeden Fall schmelzbar sein. Solche
Emulsionen werden in an sich bekannter Weise durch die Verwendung von Emulgatoren
hergestellt, wie sie zu Herstellung von Wasser-in-Öl-Emulsionen eingesetzt werden.
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Als ionogen aufgebaute Emulgatoren können die Erdalkali-, Magnesium-,
Aluminium- und Zinksalze der Paraffinfettsäuren, der Ölsäure und der langkettigen
Oxysäuren Verwendung finden (Lithium, Calcium, Magnesium, Aluminium und Zinksalze
der Stearinsäure, Palmitinsäure, Oxystearinsäure, Ölsäure und andere langkettige
Säuren).
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Als nicht ionogene Emulgatoren können Verwendung finden: Glycerinstearate,
Abietinsäure und Abietinsäurederivate, Polyglykoläther aus Äthylenoxyd, Abdukte
aus höheren Fettaminen und Äthylenoxyd, Polyvinylalkohole und Ester langkettiger
Fettsäuren mit höheren Alkoholen (Lanolin). Derartige Wasser-in-Öl-Emulsionen können
bis zu 720/0 Wasser enthalten, wobei die Konzentration des Emulgators im Bereich
von 0,05 bis 5 °/o, vorzugsweise bei 10/, liegt, bezogen auf die Emulsion. Hierdurch
ist es möglich, die Menge des in der Emulsion enthaltenen Wassers im weiten Bereich
zu variieren. Die Haltbarkeit der Wasser-in-Öl-Emulsionen wird durch den Zusatz
von Stabilisatoren, wie beispielsweise Collodiumwolle, verbessert.
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Der Unterschied bezüglich der Sprengstoffeigenschaften der Emulsion
(Typ W/0) gegenüber der bekannten Emulsion Sprengöl/Wasser (Typ 0/W) wird sehr eindringlich
durch die folgenden Versuche belegt Beispiel 1 Es wird eine Wasser-in-Öl-Emulsion
aus 50 cm3 Sprengöl, 50 cm3 Wasser und 0,5 g Zink-Oxystearat hergestellt. Als Stabilisator
werden 0,5 g Collodiumwolle zugesetzt. Diese detonationsfähige wäßrige Emulsion
zeigte im Bleiblock nach Trauzl mit 10 g eine Ausbauchung von 225 cm3 und war mit
der Kapsel Nr. 8 zur Detonation zu bringen; sie hat also durchaus den Charakter
eines Sprengstoffes.
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Dagegen war eine analog zusammengesetzte Emulsion, der an Stelle von
Zink-Oxystearat und Collodiumwolle die entsprechenden Mengen Na-Cetylsulfat und
Methylcellulose als Emulgierhilfsmittel zugesetzt war und die dem Emulsionstyp Öl-in-Wasser
entsprach, nicht mehr mit Kapsel Nr.8 zur Detonation zu bringen und zeigte auch
keine Bleiblockausbauchung,
ist also in Übereinstimmung mit den
bekannten Erfahrungen nicht mehr als Sprengstoff anzusprechen.
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Beispiel 2 Die Wasser-in-Öl-Emulsion _aus 75 cm' Sprengöl, 25 em3
Wasser, 0,5 g Polyvinylalkohol (Mowilith) und 1 g Collodiumwolle zeigte eine Bleiblockausbauchung
von 410 em3..
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Beispiel 3 Die Wasser-in-Öl-Emulsion aus 50 cm3 Sprengöl, 50 cm3 Wasser,
0,5 g Magnesiumoleat und 0,3 g Collodiumwolle zeigte eine Bleiblockausbauchung von
220 cm3. Beispiel 4 Die Wasser-in-Öl-Emulsion aus 75 cm3 Sprengöl, 25 cm3 Wasser,
0,5 g Ca-Stearat und 2 g Collodiumwolle zeigte eine Bleiblockausbauchung von 415
cm3. Beispiel 5 Die Wasser-in-Öl-Emulsion aus 45 cm3 Sprengöl, 55 cm3 Wasser, 0,5
g Zn-Stearat und 2 g Collodiumwolle zeigte eine Bleiblockausbauchung von 215 cm3.
Beispiel 6 Die Wasser-in-Öl-Emulsion aus 40 cm' Sprengöl, 60 cm3 Wasser, 0,5 g Polyglykoläther
(Peregal O) und 2 g Collodiumwolle zeigte eine Bleiblockausbauchung von 110 cm3.
Beispiel 7 Die Wasser-in-Öl-Emulsion aus 35 cm3 Sprengöl, 65 cm3 Wasser, 0,5 g langkettiger
Fettsäureester (Lanolin) und 1 g Collodiumwolle zeigte eine Bleiblockausbauchung
von 75 cm3.
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Beispiel 8 Die Wasser-in-Öl-Emulsion aus 30 cm3 Sprengöl, 70 em3 Wasser,
0,6 g Zn-12-Oxystearat und 1 g Collodiumwollezeigte eine Bleiblockausbauchungvon
25 Cm3. Beispiel 9 Bei 90°C wurden verschiedene TNT-H20-Emulsionen unter Zugabe
von 0,5 °/o Collodiumwolle und 10/, Ca-Stearat hergestellt und in Papprohre (30
mm lichte Weite) gegossen. Nach der Abkühlung wurden die stabilen festen Emulsionen
auf Bleiplatten von 6 mm Dicke gestellt und durch Zündung mit Tetrylkörpern (25
g) auf ihre Detonationsfähigkeit geprüft.
TNT H,0 Bemerkungen zur Detonationsfähigkeit |
°/a °/o bzw. Brisanz |
I |
77,5 21 Bleiplatte durchschlagen |
63,5 35 Bleiplatte noch eben durchschlagen |
46,5 52 Bleiplatte stark eingedrückt |
30,5 68 Bleiplatte noch eben eingedrückt |
Der große Vorteil der erfindungsgemäß hergestellten detonationsfähigen Emulsionen
liegt in der beinahe beliebig zu variierenden Konsistenz der Mischungen. Durch die
Wahl der beiden zu emulgierenden Flüssigkeiten und der Menge des Stabilisators lassen
sich gießfähige, sahne- oder cremeartige, schaumartige, Sirupöse, breiartige, gelatineartige,
pastenförmige, fett- oder wachsähnliche, bröcklige und massiv feste Massen herstellen.
Daher sind die detonationsfähigen Emulsionen im weitesten Rahmen in der Sprengpraxis
anwendbar. Ihre Schlag- und Reibempfindlichkeit kann durch Wasserzusatz in weiten
Grenzen variiert werden. Dies war nicht unbedingt zu erwarten, da das Sprengöl in
der Emulsion ja als unverteilte Phase vorliegt. So wird eine Gelatine aus 100 cm3
Sprengöl
(60: 40), 1 g Collodiumwolle und 0,5 g Zink-12-Oxystearat
unter dem Fallhammer nach K a s t bei 2 kg Gewicht und 60 cm Fallhöhe zur Detonation
gebracht. Wird die Hälfte des Sprengölvolumens dieser Gelatine aber auf Öl-in-Wasser-Emulsion
durch Wasser ersetzt, so ergibt sich selbst bei 10 kg Gewicht und 60 cm Fallhöhe
keine Reaktion.