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Verfahren zur Herstellung eines Badepräparates Gegenstand der Erfindung
ist ein Verfahren zur Herstellung eines Badepräparates. Das aus diesem Präparat
hergestellte Bad kann in jeder gewöhnlichen Badewanne mit üblicher Ablauföffnung,
in jedem Erankenhaus, in Polikliniken, in Ambulatorien und zu Haus gebraucht werden,
ohne daß die Gefahr des Verstopfens der Abflußleitungen besteht.
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Es ist bekannt, daß Schlammbäder bereits im Altertum beliebt waren.
Weniger gebräuchlich waren früher Moorbäder. Ursprünglich wurden sie im »natürlichen
Lager« benutzt, z. B. in Saint Amand les Eaux und in Hoviz (Ungarn). Verhältnismäßig
spät wurde Moor (Torf) in Form von Wannenbädern verwendet, und zwar Anfang des 19.
Jahrhunderts.
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Im Jahre 1834 begannen die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen
über Moorbäder durch Wisch in Franzensbad und Cartellieri in Marienbad. In den genannten
Heilbädern und in den später gegrün-- deten Moorbäderkurorten war das für die Moorbäder
benötigte Rohmaterial, d. h. der für Badezwecke geeignete Torf, als ortsgebundenes
Heilmittel im Ort selbst bzw. in unmittelbarer Nähe vorhanden. Allmählich schwanden
aber die Torflager. Heute ist in vielen und gerade in den bekanntesten »Moorbädern«
die Situation derart, daß geeignetes Bademoor von auswärts, oft von weither und
unter erheblichen Transportkosten, herangeschafft werden muß. Mit dem Antransport
des Bademoores sind verschiedene Nachteile verbunden. Nur bei verhältnismäßig wenigen
Mooren ist eine Haldenlagerung vor der Verarheitung zu Moorbädern notwendig und
vorteilhaft.
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In den Moorbädern, die über eigene, ortsgebundene Moorlager nicht
mehr verfügen, ist eine Lagerung aber aus verständlichen Gründen unumgänglich; denn
es verlohnt sich nicht, nur die für einen oder mehrere Tage benötigten Mengen heranzuschaffen.
Um die Eigenschaften des Moores durch die Lagerung nicht allzusehr zu verändern,
sind besondere Lagerschuppen notwendig, in denen die Moormassen vor direktem Sonnenlicht
geschützt sind und in die Berieselungsanlagen eingebaut werden müssen. Die hie und
da in einigen Moorbädern noch übliche Haldenlagerung größerer Moorbestände im Freien
ist nachteilig.
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Die Herstellung von Moorbädern, bei denen selbstverständlich nur
besondere, geeignete Moorsorten Verwendung finden können, erfordert eine Reihe vorbereitender
Maßnahmen, die erhebliche Kosten beanspruchen, selbst dann, wenn eigene Moorlager
im Ort oder in der Nähe zur Verfügung stehen.
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Der »Torfstich« wird entweder manuell durchgeführt oder mit Hilfe
teurer, komplizierter Maschinen, die je nach der Art des »Torflagers« individuell
konstruiert sein müssen.
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Je nach der Beschaffenheit des Moores erfolgt alsdann die Zerkleinerung
mittels zum Teil komplizierter Maschinen mit Hilfe von Brech-, Reiß-, Schneide-,
Mahl-, Raspelmaschinen (»Moormühlen«). Die Kosten für Anschaffung, Verschleiß und
Betrieb dieser Apparaturen ist jeweils verschieden, mitunter verhältnismäßig hoch.
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Nach dieser vorbereitenden Prozedur erfolgt das Mischen des Bademoores
mit Wasser, das Rühren und die Erwärmung in besonders konstruierten Bottichen während
einer bestimmten Zeit, etwa 25 bis 60 Minuten, entsprechend der Konstruktion der
Rührbottiche und der Beschaffenheit des Moores.
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Dann wird die fertig zubereitete Moorbademasse nach verschiedenen
Methoden in die Moorbadewannen befördert.
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Für ein Moorbad werden im Durchschnitt etwa 150 bis 250 kg Moor benötigt.
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In der Badekahine muß außer der Moorbadewanne noch eine Badewanne
mit Nutzwasser vorhanden sein, damit sich der Patient nach dem Moorbad von den anhaftenden
Moorpartikelchen reinigen kann. Die Moorbadewannen müssen eine große Ablaufvorrichtung
besitzen, und das gesamte Abflußröhrensystem muß einen weiten Durchmesser haben,
falls nicht fahrbare Moorbadewannen benutzt werden, die nach dem Bad aus der Kabine
ins Freie gefahren werden.
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Das abgebadete Moor muß natürlich irgendwohin weggeschafft werden;
es wird entweder mittels geeigneter Röhrensysteme oder mit Transportfahrzeugen spezieller
Konstruktion in die durch den »Torfstich« in den natürlichen Lagerstätten frei gewordenen
Ablagerungsgruben oder in eigens angelegte »Moortaschen«, deren Bau erhebliche Kosten
und außerdem Schwierigkeiten wegen eines geeigneten Geländes bereitet, befördert.
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Wegen der Umständlichkeit der Zubereitung von Moorbädern und wegen
der großen Anschaffungskosten für die Moorzubereitungs- und Badeanlagen sowie wegen
der räumlichen Anforderungen findet die Verabreichung von Moorbädern im allgemeinen
in Kurorten statt. Selbstverständlich sind ebenso wie bei der Verwendung von Heilwässern
auch bei Moorbädern physikalische, chemische und hygienische Untersuchungen notwendig.
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Die physikalisch-chemischen Untersuchungen werden in Speziallaboratorien
durchgeführt, um die Beschaftenheit der einzelnen Moorsorten auf ihre Eignung zu
Badezwecken zu prüfen. Auch hygienische Untersuchungen sind erforderlich, denn die
Lagerstätten können durch Ausscheidungen von Tieren und Menschen mit pathogenen
Keimen verunreinigt sein.
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren, das auf einfacherem Wege und
mit einem geringen Materialverbrauch die Herstellung eines verwendbaren Badepräparates
ermöglicht und das alle Nachteile der Zubereitung von Moorbädern vermeidet, nämlich
a) den Abtransport des Bademoores in die Moorzubereitungsanlagen, b) Bauten für
Moorhadehäuser und »Moorküchen«, c) die komplizierte Zerkleinerung des Moores, d)
die umständliche Zubereitung des Bademoores, e) den Transport der fertigen Moorbademasse
in die Moorbadewannen, f) besondere Konstruktionen der Moorbadewannen mit weiten
Abfiußöffnungen, Ahfiußrohrsystemen mit großem Durchmesser, b) die Notwendigkeit
einer besonderen Wanne für die nach dem Moorbad erforderliche Reinigungsprozedur,
h) den Verbrauch von reichlicher Badewäsche, i) den Abtransport des abgebadeten
Moores, k) die Anlage kostspieliger »Moortaschen«.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß statt Moor Braunkohle
nach ihrer Vermahlung durch Zusatz von Wasser zu einer dunklen gallertartigen bzw.
pastenartigen Masse verarbeitet wird, von der pro Bad im Durchschnitt 50 bis 200
g dem Badewasser gewünschter Temperatur zugesetzt werden. Nach mäßigem Umrühren
hat sich das Badepräparat im Wasser gleichmäßig verteilt.
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Es wurde gefunden, daß sich das neue Badepräparat bei der Behandlung
von chronischen »Rheumaleiden« bewährt und daß es mindestens ebenso wirksam ist
wie die bisher üblichen »klassischen« Moorbäder.
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Es wurde weiter gefunden, daß es nach der Anwendung des neuen Badepräparates
manchmal zu erheblichen Erhöhungen der Anzahl der Leukozyten kommt. Bei zu starker
Reaktion müssen die Bäder in geringer Stärke verabreicht werden. Es ist also eine
»Steuerung« der Dosierung und der Anzahl sowie Dauer der Bäder bzw. der Pausen zwischen
den einzelnen Bädern notwendig, ähnlich wie allgemein in der Balneotherapie, um
einen optimalen Erfolg zu erzielen und um unter anderem nach Möglichkeit eine Senkung
der Blutsenkungsgeschwindigkeit zu erreichen. Es empfiehlt sich, die Stärke der
Bäder allmählich zu steigern, im allgemeinen mit etwa 50 g des Badepräparates zu
beginnen und die Menge allmählich bis zu 200 g pro Bad zu erhöhen. Für Patienten
mit Herzleiden sind Moorbäder bekanntlich beschwerlich bzw. nicht verträglich. Diese
Nachteile fallen bei dem neuen Präparat meist fort, da Kranke, bei denen keine Gegenindikation
besteht, diese wie gewöhnliche Nutzwasserbäder anwenden können.
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Beispiel 30 kg Braunkohle wurden nach Entfernung von steinigen und
holzartigen Beimengungen in einer hochtourigen Suspensiermaschine von iiber 10000
Touren/Min. unter Zusatz von etwa 15 kg Wasser zu einer homogenen Paste verarbeitet.
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Einem Wasserbad von gewünschter Temperatur werden nun 50 bis 200
g dieser Paste zugesetzt. Nach mäßigem Umrühren hat sich das so gewonnene Badepräparat
im Wasser gleichmäßig verteilt.