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Verfahren zur Herstellung eines Badepräparates
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Badepräparates aus fein zerkleinerter Braunkohle und Wasser. Das aus diesem Präparat hergestellte Bad kann in jeder gewöhnlichen Badewanne mit üblicher Ablauföffnung, in jedem Krankenhaus, in Polikliniken, in Ambulatorien und zu Hause gebraucht werden, ohne dass die Gefahr des Verstopfens der Abflussleitungen besteht.
Es ist bekannt, Schlammbäder und Moorbäder als Wannenbäder zu verwenden. Früher war das für die Moorbäder benötigte Rohmaterial, d. h. der für Badezwecke geeignete Torf als ortsgebundenes Heilmittel Im Oit selbst bzw. in unmittelbarer Nähe vorhanden. Allmählich schwanden aber die Torflager. Heute ist in vielen und gerade in den bekanntesten "Moorbädern" die Situation derart, dass geeignetes Bademoor von auswärts, oft von weither unter erheblichen Transportkosten herangeschafft werden muss. Mit dem Antransport des Bademoores sind verschiedene Nachteile verbunden. Nur bei verhältnismässig wenigen Mooren ist eine Haldenlagerung vor der Verarbeitung zu Moorbädern notwendig und vorteilhaft.
In den Moorbädern, die über eigene, ortsgebundene Moorlager nicht mehr verfügen, ist eine Lagerung aber aus verständlichen Gründen unumgänglich, denn es verlohnt sich nicht, nur die für einen oder mehrere Tage benötigten Mengen heranzuschaffen. Um die Eigenschaften des Moores durch die Lagerung nicht allzusehr zu verändern, sind besondere Lagerschuppen notwendig, in denen die Moormassen vor direktem Sonnenlicht geschützt werden und Berieselungsanlagen eingebaut werden müssen. Die hie und da in einigen Moorbädern noch übliche Haldenlagerung grösserer Moorbestände im Freien ist unrichtig und von Nachteil.
Die Herstellung von Moorbädern, bei denen selbstverständlich nur besondere, geeignete Moorsorten Verwendung finden können, erfordert eine Reihe vorbereitender Massnahmen, die erhebliche Kosten beanspruchen, selbst dann, wenn eigene Moorlager im Ort oder in der Nähe zur Verfügung stehen.
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Je nach der Beschaffenheit des Moores erfolgt alsdann die Zerkleinerung mittels zum Teil komplizierter Maschinen mit Hilfe von Brech-, Reiss-, Schneide-, Mahl-, Raspelmaschinen ("Moormühlen").
Die Kosten für Anschaffung, Verschleiss und Betrieb dieser Apparaturen sind jeweils verschieden, mitunter verhältnismässig hoch. Nach dieser vorbereitenden Prozedur erfolgt das Mischen des Badernoores mit Wasser, das Rühren und die Erwärmung in besonders konstruierten Bottichen während einer bestimmten Zeit, etwa 25 Minuten-60 Minuten, entsprechend der Konstruktion der Rührbottiche und der Beschaffenheit des Moores.
Dann wird die fertig zubereitete Moorbademasse nach verschiedenen Methoden in die Mcorbadewannen befördert.
Für ein Moorbad werden im Durchschnitt etwa 150 - 250 kg Moor benötigt.
In der Badekabine muss ausser der Moorbadewanne noch eine Badewanne mit Nutzwasser vorhanden sein, damit sich der Patient nach dem Moorbade von den anhaftenden Moorpartikelchen reinigen kann.
Die Moorbadewannen müssen eine grosse Ablaufvorrichtung besitzen und das gesamte Abflussröhrensystem muss einen weiten'Durchmesser haben, falls nicht fahrbare Moorbadewannen benutzt werden, die nach dem Bade aus der Kabine ins Freie gefahren werden.
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Das abgebadete Moor muss natürlich irgendwohin weggeschafft werden. Entweder wird es mittels ge- eigneter Röhrensysteme, manchmal mit Transportfahrzeugen spezieller Konstruktion entweder in die durch den"Torfstich"in den natürlichen Lagerstätten freigewordenen Ablagerungsgruben befördert oder in eigens angelegte"Moortaschen", deren Bau erhebliche Kosten und ausserdem Schwierigkeiten wegen eines geeigneten Geländes bereitet. Wegen der Umständlichkeit der Zubereitung von Moorbädern, wegen der grossen Anschaffungskosten für die Moorzubereitungs- und Badeanlagen und wegen der räumlichen Anforderungen findet die Verabreichung von Moorbädern in Kurorten statt.
Selbstverständlich sind ebenso wie bei der Verwendung von Heilwässern auch bei Moorbädern physikalische, chemische und hygienische Untersuchungen notwendig.
Die physikalisch-chemischen Untersuchungen werden in Speziallaboratorien durchgeführt, um die Beschaffenheit der einzelnen Moorsorten auf ihre Eignung zu Badezwecken zu prüfen. Auch hygienische Untersuchungen sind erforderlich, denn die Lagerstätten können durch Ausscheidungen von Tieren und Menschen mit pathogenen Keimen verunreinigt sein.
Wie notwendig regelmässige hygienische Untersuchungen unter anderem auch der badefertigen Moormasse sind, zeigt folgendes Beispiel.
In einem Moorbad wurden in dem zum Baden zubereiteten Moor Kolibakterien festgestellt. Die Untersuchungen des an Ort und Stelle gestochenen Frischmoores ergab keine Beanstandungen. Nach zunächst vergeblichen Untersuchungen wurde festgestellt : Das abgebadete Moor wurde mittels Feldloren in die ausgeschachteten Stellen des in der Nähe befindlichen Torflagers befördert. Proben des abgebadeten Moores enthielten Kolibakterien. Partikelchen des abgebadeten Moores blieben an den Wänden der Loren haften.
Mit denselben Loren wurde Frischmoor in die Moorzubereitungsanlage geschafft, so dass dann die frisch zubereiteten Moormassen infiziert wurden. Nachdem für den Transport des abgebadeten Moores eigene Loren und für den Antransport von Frischmoor ebenfalls gesonderte Loren benutzt wurden, hat sich die Situation sofort geändert (Dr. Günther, Saalfeld).
Die Erfindung hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zu entwickeln, das auf einfacherem Wege und mit einem geringeren Materialverbrauch die Herstellung eines verwendbaren Badepräparates mittlerer bzw. verschieden hoher Aktivität ermöglicht und alle Nachteile der Zubereitung von Moorbädern entfallen lässt, als da sind :
a) der Abtransport des Bademoores in die Moorzubereitungsanlagen, b) Bauten für Moorbadehäuser und"Moorküchen", c) die. komplizierte Zerkleinerung des Moores, d) die umständliche Zubereitung des Bademoores, e) der Transport der fertigen Moorbademasse in die Moorbadewannen, f) besondere Konstruktion der Moorbadewannen mit weiten Abflussöffnungen, Abflussrohrsystemen mit grossem Durchmesser, g) die Notwendigkeit einer besonderen Wanne für die nach dem Moorbad erforderliche Reinigungs- prozedur, h) der Verbrauch von reichlicher Badewäsche, i) der Abtransport des abgebadeten Moores, k) die Anlage kostspieliger"Moortaschen".
Der Erfinder ist davon ausgegangen, dass man bereits vorgeschlagen hat, für Badezwecke fein gemahlene Braunkohle zu verwenden, wobei das Mahlprodukt mit Wasser gemischt und der erhaltene Brei zur Bereitung von Bädern verwendet wird. Es zeigte sich jedoch, dass ein wässeriger Kohlebrei nach einiger Zeit Zersetzungserscheinungen zeigt, weshalb er nicht längere Zeit aufbewahrt bzw. versandt werden kann und dass seine therapeutischen Wirkungen den "Moorbädern" keineswegs entsprechen.
Das Verfahren gemäss der Erfindung geht ebenfalls von zerkleinerter Braunkohle und Wasser aus, jedoch wird daraus nicht eine einfache Mischung hergestellt, sondern eine homogene gallertartige-Paste, die wesentlich andere Eigenschaften hat als der erwähnte Braunkohlebrei.
Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass ein Gewichtsteil im trockenen Zustande fein vermahlener Braunkohle, die von stenigen und holzartigen Beimengungen frei ist, mit einer Teilchengrösse
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drehungen/Min. zu einer homogenen gallertartigen Paste aufgearbeitet wird.
Das Endprodukt dieses Verfahrens ist nicht einblosses Gemisch von Braunkohlenstaub und Wasser, sondern ein neuartiger Stoff mit bisher für diese Ausgangsstoffe unbekannten physikalisch-chemischen und physiologischen Eigenschaften. Diese Eigenschaften sind auch nicht einfach die Summe der Eigenschaften der Komponenten, sondern entstehen aus einer chemischen Veränderung sowohl des Dispergenten als auch
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des Dispersionsmittels. Die chemische Veränderung des Dispergenten tritt nur dadurch ein, dass er mit Hilfe dieses Verfahrens in eine kolloiddisperse, oberflächenaktive Phase verwandelt wird, was äusserlich an der gallertartigen Konsistenz zu erkennen ist und wodurch ein erhöhter Lösungsdruck der molekulardispersen Kohlebestandteile erzeugt wird, unter denen sich ein spezifischer Wirkstoff oder eine Gruppe solcher befindet.
Auch die chemische Veränderung des Dispersionsmittels ist bei den bisher bekannten Präparaten nicht vorhanden. Gerade diese aber ist durch objektive physiologische Testmethoden, wie sie beim Nachweis von Hormonen etc. üblich sind, sichergestellt.
Der neue physikalisch-chemische und physiologische Charakter des neuen Produktes ist leicht daraus erkenntlich, dass sich das Präparat im Wasser nach mässigem Umrühren vollständig auflöst, was gewöhnlicher Braunkohlenstaub bekanntlich nicht tut. Bei einer einfachen Mischung bleibt das Braunkohlenpulver vielmehr auf der Oberfläche des Bades schwimmen und man würde vergeblich auf das volle Auflösen des Braunkohlenpulvers im Badewasser warten. Für die Erzielung des genannten Effektes ist es wesentlich, dass die Braunkohle die genannte Teilchengrösse besitzt und die beiden Komponenten in dem erwähnten quantitativen Verhältnis zueinander stehen, weil die Dispersion sonst nicht die erwähnten Eigenschaften annimmt..
Insbesondere hat sich das neue Badepräparat bei der Behandlung von chronischen"Rheumaleiden"bewährt, wofür es mindestens ebenso wirksam ist, wie die bisher üblichen "klassischen" Moorbäder.
Es wurde weiter gefunden, dass es nach Anwendung des neuen Badepräparates manchmal zu erheblichen Erhöhungen der Leukozyten kommt. Bei zu starker Reaktion müssen die Bäder in geringer Stärke verabreicht werden. Es ist also eine "Steuerung" der Dosierung und der Anzahl sowie Dauer der Bäder bzw. der Pausen zwischen den einzelnen Bädern notwendig, ähnlich wie allgemein in der Balneotherapie, um einen optimalen Erfolg zu erzielen und um unter anderem nach Möglichkeit eine Senkung der Blutsenkungsgeschwindigkeit zu erreichen. Es empfiehlt sich, die Stärke der Bäder allmählich zu steigern, im allgemeinen mit ca. 50 g des Badepräparates zu beginnen und die Menge allmählich bis zu 200 g pro Bad zu erhöhen. Für Patienten mit Herzleiden sind Moorbäder bekanntlich beschwerlich bzw. nicht verträglich.
Diese Nachteile fallen bei dem neuen Badepräparat meist fort, da Kranke, bei denen keine Gegenindikation besteht, diese wie gewöhnliche Nutzwasserbäder anwenden können.
Beispiel: 30 kg Braunkohle, aus der steinige und holzartige Beimengungen entfernt sind mit einer Teilchengrösse von etwa 50 jn werden in einer hochtourigenSuspensiermaschine (über 10 000 Touren) unter Zusatz von etwa 15 kg Wasser zu einer homogenen Paste verarbeitet.
In ein Wasserbad von gewünschter Temperatur werden nun 50 - 200 g dieser Paste zugesetzt. Nach mässigem Umrühren löst sich das so gewonnene Badepräparat im Wasser völlig auf.