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Verfahren zum Erzeugen von Mustern auf textilen Flächengebilden Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum kontinuierlichen Erzeugen von Musterungseffekten
auf textilen Flächengebilden, insbesondere Geweben, der nachstehend beschriebenen
Art, und sie beruht darin, daß Flächengebilde mit besonderen Eigenschaften unter
beiderseitig einwirkendem Druck in Längsrichtung auf mechanischem Weg überschrumpft
werden und hierdurch mindestens einem Teil der in der Längsrichtung zur Stoffbahn
verlaufenden Fäden eine wellenlinienartige, in der Gewebeebene liegende Auslenkung
aus der Geraden erteilt wird, ohne daß die Welligkeit der gleichen Fäden senkrecht
zur Gewebeebene wesentlich zunimmt.
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Im besonderen besteht das neue Verfahren darin, daß auf mindestens
einen Teil der parallel zur Stoffbahn verlaufenden Fäden (im folgenden Kettfäden
genannt) in der Längsrichtung auf mechanischem Weg eine Stauchwirkung ausgeübt wird,
die ein ,vechselweises Auslenken der betreffenden Kettfäden aus der Geraden nach
links und rechts bewirkt, so daß der ursprünglich 90° betragende Winkel, den das
Kettfadensystem mit den quer zur Stoffbahn verlaufenden Fäden (im folgenden Schußfäden
genannt), einschloß, für alle oder mindestens einen Teil der Kettfäden in einen
schiefen Winkel übergeht, dessen Wert in mehr oder weniger regelmäßiger Weise zwischen
den Werten 90° + x und 90° - x abwechselt, wobei x jeden Winkel
zwischen 0 und 60° darstellen kann.
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Die Welligkeit bzw. die Krümmung der Kettfäden in der i)arallel zu
den Kettfäden und senkrecht zur Stoffbahn liegenden Ebene ändert sich, wie erwähnt,
nicht wesentlich. Es tritt somit auch keine wesentliche Vergrößerung der Amplitude
der Kettfadenkrümmung ein, und auch der Umschlingungswinkel der Kettfäden um die
Schußfäden erfährt keine wesentliche Änderung, oder anders ausgedrückt, die Distanz
zwischen den Kreuzungspunkten eines bestimmten Kettfadens mit benachbarten Schußfäden
bleibt im wesentlichen erhalten. Das Flächengebilde wird bei der verfahrensgemäßen
Behandlung keineswegs wellig aufgeworfen, sondern bleibt glatt, d. h., die Musterbildung
vollzieht sich in der Ebene des Flächengebildes.
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Die erfindungsgemäße Behandlung- verleiht dem behandelten textilen
Flächengebilde in auffälliger Weise das Aussehen eines in Schußrichtung gefältelten
oder plissierten Gewebes, was um so überraschender ist, als sich ja, wie oben erwähnt,
die Musterung in der Gewebeebene vollzieht und keineswegs auf einem welligen Aufwerfen
oder gar einer Faltenbildung beruht.
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Die Durchführung des Verfahrens gestaltet sich wie folgt: Auf die
Stoffbahn wird in Längsrichtung eine Stauchwirkung ausgeübt, indem sie auf mechanischem
Weg kompressiv beträchtlich überschrumpft wird, wobei gegebenenfalls vor und/oder
während, mindestens aber unmittelbar nach Auslösung der Stauchwirkung die Stoffbahn
durch beiderseitig senkrecht einwirkenden Druck glatt gedrückt wird.
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Als mechanische Stauchmittel kommen beispielsweise irgendwelche der
in der deutschen Patentschrift 644 905 beschriebenen Vorrichtungen in Frage, bei
denen eine Verkürzung von Gewebebahnen dadurch erzielt wird, daß die Stoffbahn auf
einen Mitläuferfilz oder ein mitlaufendes Gummiband u. dgl. gepreßt wird, welche
einer solchen Krümmungsänderung unterworfen werden, die ein Zusammenschieben der
Mitläuferoberfläche und damit auch der Gewebebahn bewirkt. Das beiderseitige Einwirken
von Druck auf die Stoffbahn gegebenenfalls vor und/oder während, mindestens aber
unmittelbar nach Auslösung der Stauchwirkung kann beispielsweise durch die Anwendung
von Anpreßwalzen, Preßblöcken oder durch stark angepreßte Mitläuferbahnen oder durch
Kombinationen solcher Vorrichtungen geschehen.
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Der erfindungsgemäßen Veredlung sind solche Gewebe zugänglich, in
denen sich die Kettfäden im wesentlichen nicht berühren, vorzugsweise aber einen
Abstand voneinander von mindestens 1/s des Garndurchmessers aufweisen, und bei welchen
die Kett-und Schußfadensysteme eine erhebliche Beweglichkeit gegeneinander aufweisen.
Einen günstigen Einfluß haben dabei Garne, die an sich oder durch besondere Vorbehandlungen
eine relativ hohe Steifigkeit, d. h. eine verhältnismäßig geringere Biegeelastizität
aufweisen, z. B. Garne mit hoher Drehung. Die Beweglichkeit der Fadenkreuzungen
und die Garnsteifheit können gegebenenfalls durch weitere Maßnahmen auf
chemischem
und/oder mechanischem Wege vor der erfindungsgemäßen Behandlung in geeigneter Weise
reversibel oder irreversibel beeinflußt werden, beispielsweise durch Brechen, d.
h. Weichermachen der textilen Flächengebilde mittels mechanischer Vorrichtungen,
welche ein wiederholtes Biegen oder sogar Knicken der Einzelfäden bewirken, Ausstoßen
in gespanntem Zustand d. h. wechselweises Verändern des Schnittwinkels der beiden
Fadensysteme von 90' + x auf 90° - _r, herbeigeführt auf mechanischem
Wege durch wechselweises Parallelverschieben der beiden Webekanten, durch mechanische
Verformung, insbesondere Kalandrierung, oder durch geeignete Appreturen oder Fasermodifikationen,
d. h. Reaktionen mit funktionellen Gruppen der betreffenden Faser. Im allgemeinen
sind Garne besonders geeignet, die z. B. im Falle von Baumwolle feiner sind als
\m 85 bzw. .Ne 50. Die optische Wirkung des erfindungsgemäßen Effektes ist besonders
auffällig bei feinen Wäschestoffen mit Leinwandbindung, wie z. B. Mousseline, Batist,
Voile, Toile usw., die Quadratmetergewichte unter 100 g aufweisen. Die textilen
Flächengebilde können aus regenerierten oder nativen Cellulosefasern, aus regenerierten
oder nativen Proteinfasern, aus Cellulosederivatfasern sowie aus Fasern, gesponnen
aus thermoplastischen oder nicht thermoplastischen synthetischen makromolekularen
Stoffen, hergestellt durch Polykondensation, Polymerisation oder Polyaddition geeigneter
Monomerer, oder aus Mischungen der genannten Fasern bestehen, sei es in Form von
Mischgarnen, Mischzwirnen oder in Form von Mischungen verschiedenartiger Garne.
Die Garne können aus Stapelfasern gesponnen sein oder aus endlosen Fäden bestehen.
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Besondere Effekte werden erhalten, wenn sich die Stoffbahn in ihrem
Verhalten gegenüber der Stauchwirkung nicht gleichförmig verhält, d. h. wenn sich
mustermäßig angeordnete Flächen der Stoffbahn efektmäßig verschieden verhalten,
sei es, da,ß durch webtechnische Maßnahmen oder durch Verwendung verschiedenartiger
Garne beim Weben oder aber durch mustermäßige, d. h. örtliche Anwendung von Veredlungsmitteln,
wie permanenten oder nicht permanenten Appreturen (z. B. örtliches Fixieren der
Fadenkreuzungen, örtliches Versteifen, örtliches Schiebfestmachen u. dgl.) oder
schließlich durch örtliche mechanische Verformungen (örtliche Prägeeffekte) das
Verhalten gegenüber der Stauchwirkung an den betreffenden Stellen beeinflußt wurde.
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Die erfindungsgemäße Behandlung kann in irgendeinem Veredlungszustand
des Textilgutes erfolgen. Insbesondere ist es ohne weiteres möglich, das erfindungsgemäß
behandelte Textilgut irgendwelchen an sich bekannten Sachbehandlungen zu unterwerfen,
wie z. B. Färben, Appretieren, Fixieren, Behandlung mit thermoplastischen oder hitzehärtbaren
Kunstharzen (Knitterfrei- oder Schrumpffrei-Ausrüsten), mechanischen Verformungen
(Kalandrieren, Prägen) u. dgl. Obwohl der erfindungsgemäße Effekt auf einer mechanischen
Einwirkung beruht, ist er überraschenderweise gegen nachträgliche mechanische Einwirkungen,
wie Kalandrieren, Prägen, Plissieren, Bügeln, weitgehend beständig.
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Es ist erfindungsgemäß auch möglich, die verfahrensgemäße Behandlung
mit anderen Veredlungsmaßnahmen zu koppeln. So kann man auf die Stoffbahn beispielsweise
vor der Behandlung Vorkondensate hitzehärtbarer Harze aufbringen, die Bahn gegebenenfalls
ganz oder teilweise trocknen und die verfahrensgemäße Behandlung unter Hitzeeinwirkung
(z. B. durch Verwendung beheizter Trommeln als Preßwalzen) erfolgen lassen, wobei
gleichzeitig mit der Auslenkung der Keafäden eine Kondensation oder mindestens teilweise
Kondensation des Kunstharzvorkondensates stattfindet, welche gegebenenfalls auch
in einer zusätzlichen Hitzebehandlung vervollständigt werden kann. Auf diese Weise
kann nicht nur die Beständigkeit des erfindungsgemäßen Effektes, insbesondere gegen
energische Wäsche, ganz erheblich verbessert werden, sondern man erhält gleichzeitig
weitere Effekte, wie Knitterarmut, Dimensionsstabilität, rasches Trocknen nach dem
Waschen und verbesserte Trageigenschaften, vor allem Formbeständigkeit in dem Sinn,
daß auch nach mehrmaligem Tragen und Waschen kein oder nur leichtes Bügeln erforderlich
ist. Im Fall von Stoffbahnen, die aus thermoplastischen Fasern bestehen oder wesentliche
Anteile solcher enthalten, kann eine Erhöhung der Beständigkeit des erfindungsgemäßen
Effektes gegebenenfalls auch dadurch herbeigeführt werden, daß entweder während
der verfahrensgemäßen Behandlung oder im Anschluß daran Bedingungen angewendet werden,
welche zur Fixierung der thermoplastischen Fasern genügen, wobei gegebenenfalls
bei Nachbehandlungen Hitzeeinwirkung mit mechanischer Verformung (Prägung, Kalandrierung)
kombiniert werden kann. Ferner kann die verfahrensgemäße Behandlung in analoger
Weise gegebenenfalls mit einem Trockenprozeß verbunden werden oder, mit anderen
Worten: Die Behandlung kann ohne weiteres auch auf nassen oder feuchten Stoffbahnen
erfolgen. Ein Feuchtigkeitsgehalt der Ware hat sogar in vielen Fällen einen gewissen
Vorteil, indem die Effekte oft stärker oder auch gleichmäßiger auftreten als bei
ungequollenen Fasern.
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Schließlich sei noch die Möglichkeit erwähnt, die erfindungsgemäße
Behandlung auf der gleichen Stoffbahn zu wiederholen, sei es in gleicher Weise oder
in abgewandelter Form (z. B. ein erstes Mal ganzflächig, beim zweiten Male nach
vorgängigem örtlichem Aufdrucken eines Hilfsmittels, das Gruppen von Fadenkreuzungen
verklebt, wodurch das Auftreten des erfindungsgemäßen Effektes örtlich verhindert
oder mindestens stark zurückgedrängt wird).
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Die Stärke des verfahrensgemäßen Effektes kann in verschiedener Weise
geändert werden: Die seitliche Auslenkung der Kettfäden läßt sich in erster Linie
durch das Ausmaß der Überschrumpfung steuern, wobei unter Überschrumpfung jede Stauchung
verstanden wird, die über das bloße Kompensieren allfällig in der Ware vorhandener
latenter Schrumpftendenzen, wie sie sich z. B. beim Waschen auswirken, hinausgeht.
Diese Überschrumpfung kann man in kontrollierter Weise steuern, indem einerseits
die mechanischen Verfahrensbedingungen geändert werden (z. B. durch das Ausmaß der
Stauchung, im Fall der Vorrichtungen nach der deutschen Patentschrift 644 905, einstellbar
durch Variation der Krümmungsänderung, welche ihrerseits gegeben ist durch die Dicke
des Mitläuferbandes und den Durchmesser der Umlenkrolle, ferner durch die Warenspannung
in Längs- und Querrichtung) und andererseits durch vorgängiges Beeinflussen der
Beweglichkeit der Fadenkreuzungen und/oder der Fadensteife durch chemische und/oder
mechanische Mittel. Als Beispiele für chemische Mittel seien genannt: Pergamentierung
von Cellulosefasern mittels Schwefelsäure von Transparentierstärke, permanente oder
nicht permanente Appreturen, Fasermodifikationen auf chemischem Wege; als mechanische
Mittel kommen beispielsweise
Trocknen unter hoher Spannung, mechanische
Verformung, Brechen, Ausstoßen naß oder trocken und Vorschrumpfen in Frage. Daraus
ergibt sich ohne weiteres die Möglichkeit, die Effektstärke auf durchaus homogenen
Stoffbahnen rein mechanisch zu ändern, indem nämlich die Verfahrensbedingungen örtlich
abgestuft werden, sei es in Musterform, sei es in Längs- oder Querrichtung. So kann
beispielsweise der Sta.uchgrad über die Warenbreite variiert werden, indem als Umlenkrolle
eine solche mit einem sich über die Länge ändernden Durchmesser verwendet wird.
Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, den Effekt überhaupt nur mustermäßig,
d. h. örtlich zu erzeugen, indem die Stauchwirkung nur örtlich ausgeübt wird, z.
B. durch Verwendung eines mit mustermäßigen Aussparungen versehenen Mitläuferbandes
oder durch nur partielles oder alternierendes Abdecken mit Preßblöcken, Mitläuferbahnen
u. dgl. während der Behandlung.
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Es ist bekannt, daß Gewebe, beiderseitig abgedeckt, in Längsrichtung
mechanisch zusammengeschoben werden können. Solche Behandlungen bezwecken das Vorwegnehmen
von Dimensionsänderungen bei der Wäsche. Geeignete Vorrichtungen hierzu sind beispielsweise
in der deutschen Patentschrift 644905 beschrieben. Das Verfahren ist unter dem geschützten
Namen »Sanfor« bekannt.
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Charakteristisch für das »Sanfor«-Verfahren ist es, daß die in der
Längsrichtung liegenden Garne gezwungen werden, eine stärkere Krümmung anzunehmen,
so daß die in der Breitenrichtung liegenden Garne dichter zusammengeschoben werden.
Ein Überschrumpfen wird dabei jedoch schon deshalb peinlich vermieden, weil die
Ware sonst ja später im Gebrauch nicht dimensionsstabil wäre, indem sie bei der
Quellung sich dehnen würde, was vom Verbraucher ebenso unangenehm empfunden wird
wie das Eingehen. Zudem treten erfahrungsgemäß beim Überschrumpfen dicht geschlagener
Gewebe unregelmäßige und unkontrollierbare Veränderungen der Gewebestruktur auf,
die oft kaum mehr behoben werden können. Der grundsätzliche Unterschied zum Erfindungsgegenstand
ist offensichtlich: Bei dem üblichen Stauch-Krumpf-Verfahren handelt es sich darum,
unter Beibehaltung des ursprünglichen Gewebebildes ein gleichmäßiges Zusammenschieben
der Schußfäden dadurch zu erzeugen, daß durch das Stauchen die schon vorhandene
Welligkeit der Kettfäden verstärkt wird. Diese Welligkeit entsteht durch die in
jedem Gewebe vorhandene Umschlingung der Schußfäden durch die Kettfäden, d. h. durch
eine Krümmung, deren Ebene senkrecht zur Gewebeebene liegt und deren Wellenlänge
übereinstimmt mit dem Abstand entsprechender Schußfäden. Ganz anders wirkt die für
den Erfindungsgegenstand charakteristische, den erfindungsgemäßen Effekt bedingende
Überschrumpfung. Hier wird die vom Weben herrührende normale Welligkeit durch das
Stauchen nicht wesentlich beeinflußt und ist im übrigen für das Zustandekommen des
erfindungsgemäßen Effektes von keinerlei Bedeutung. Die durch das Stauchen herbeigeführte
wechselweise Auslenkung der Kettfäden nach links und rechts liegt im Gegensatz zur
normalen Wolligkeit der Kettfäden in der Ebene der Stoffbahn selbst und wiederholt
sich -ebenfalls im Gegensatz zur normalen Welligkeit - in durch die Verfahrensbedingungen
einstellbaren Abständen, die in jedem Fall ein Mehrfaches der Schußfadenabstände,
mit denen sie im übrigen in keinem direkten Zusammenhang stehen, betragen. Die an
das Zustandekommen des erfindungsgemäßen Effektes geknüpften Voraussetzungen in
bezug auf die Stoffbahn wurden schon erwähnt.
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Die Tatsache, daß durch die ausschließlich in der Ebene der Stoffbahn
liegende wechselweise Auslenkung der Kettfäden der Eindruck einer Fältelung in Form
von regelmäßigen, quer zur Stoffbahn verlaufenden Plissees in auffälligem Maß erweckt
wird, ist überraschend.
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Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß schon versucht worden
ist, durch Änderung der Kettfadenspannung beim Weben eine bogenförmige Lage der
Fadensysteme und damit eine gewisse Musterung ohne Wechsel der Bindungsart herbeizuführen.
Diese rein webtechnischen Verfahren unterscheiden sich nicht nur rein verfahrenstechnisch
grundsätzlich vom Erfindungsgegenstand, sondern auch effektmäßig.
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Es ist zu betonen, daß der Erfindungsgegenstand auch nichts gemein
hat mit gelegentlich bei mechanischen Behandlungen von Geweben örtlich und unregelmäßig
auftretenden Störungen in der gegenseitigen Anordnung der Fadensysteme.
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Auch unterscheidet sich das erfindungsgemäße Verfahren grundsätzlich
von solchen Verfahren, bei denen durch mechanische Überschrumpfung ein Gewebe in
einen schon gegen bloßes Netzen instabilen Zustand übergeführt wird, welcher örtlich
fixiert und an den nicht fixierten Stellen durch Naßbehandlungen wieder rückgängig
gemacht wird, wobei die beim Netzen sich längenden Gewebeteile durch die fixierten
Flächen an der Dimensionsvergrößerung in der Ebene des Gewebes gehindert werden
und sich daher mustermäßig aufwerfen, d. h. aus der Gewebeebene heraus treten.
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Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
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Beispiel 1 Ein Baumworll-Mousseline mit 24 Kettfäden und 19 Schußfäden
je 1/4 franz. Zoll und den Garnnummern IN.- e80 in der Kette und 120 im Schuß, der
in für Wäschestoffe normaler Weise vorbehandelt worden war (Sengen, Abkochen, Bleichen,
Merzerisieren), wird auf einer bekannten Stauchkrumpfmaschine unter folgenden Bedingungen
behandelt: Filzdicke 8,2 mm, Schrumpfwellendurchmesser 73,8 mm, Schrumpfeinstellung
8,3% plus 2,0°/o, Dampfdruck im ersten Palmer 2,8 kg/cm2 (der zweite Palmer wird
nicht benutzt). Die Ware wird vor dem Eintritt in die Schrumpfvorrichtung in üblicher
Weise auf 25% Feuchtigkeit eingesprengt und auf einem kurzen Kluppenrahmen gerade
geführt.
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Durch die Behandlung erhält man auf dem Mousseline einen überaus lebhaften
optischen Effekt, der den Eindruck einer regelmäßigen, in Schußrichtung verlaufenden
Plissierung oder Fältelung erweckt, obwohl das Gewebe absolut glatt und faltenfrei
liegt. Der Effekt beruht darauf, daß die Kettfäden durch die durch die Stauchwirkung
hervorgerufene überschrumpfung in regemäßiger Weise in der Gewebeebene wechselweise
nach links und rechts ausgelenkt wurden. Die Rapportlänge der Auslenkung beträgt
8 mm, die maximale Auslenkung 1,5 mm. Der Effekt ist bügel- und wasserbeständig.
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Beispiel 2 Das im Beispiel 1 beschriebene Gewebe wird nach der üblichen
Vorbehandlung in bekannter Weise mit kalter Schwefelsäure transparentiert (pergamentiert)
und anschließend zwecks Lösung der Fadenkreuzungen während des Trocknungsvorganges
mechanisch
ausgestoßen. Hierauf wird es unter den im Beispiel 1
beschriebenen Bedingungen verfahrensgemäß behandelt.
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Der optische Effekt ist der gleiche, doch beträgt die Rappo.rtlänge
der Auslenkung hier 17,8 mm, die maximale Auslenkung 4 mm. Unter sonst gleichen
Bedingungen ist somit infolge der durch die Transparentierung erzeugten Versteifung
der Garne auf der gleichen Warenqualität eine stärkere Auslenkung wen größerer Rapportlänge
entstanden, welche den Eindruck von breiten Plisseebanden in Schußrichtung erweckt.
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Beispiel 3 Ein Baumwoll-Batist (Fadeneinstellung 28/34 je 1/Q franz.
Zoll. Garnnummer Ne 80/90 (wird in normaler Weise vorbehandelt, gefärbt und durch
Stauchen gekrumpft.
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Das Gewebe wird hierauf mit der wäßrigen Lösung des Vorkondensates
eines hitzehärtbaren Kunstharzes (120g/1 eines 60°/oigen Methylolmelamins, 10g/1
primäres Ammoniumphosphat, 7g/1 eines kationaktiven Weichmachers) imprägniert, wobei
der Abquetscheffekt 68% beträgt, und schließlich bis auf eine Restfeuchtigkeit von
5%, getrocknet. Das so vorbehandelte Gewebe wird der im Beispiel 1 beschriebenen
Behandlung unterworfen und anschließend zur Auskondensation des Kunstharzvorkondensats
2 Minuten bei 160° C behandelt.
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Der Effekt entspricht optisch ungefähr dem im Beispiel 1 erhaltenen.
Er ist sehr gut waschbeständig und bügelecht. Außerdem ist das Gewebe knitterfrei
und zeigt keinen Eingang bei der Wäsche. Seine Trageigenschaften sind verbessert.
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Beispiel 4 Eine Mousseline aus Polyamidfäden (60 denier, Fadenzahl
je 1/a franz. Zoll 28/24) wird abgekocht und gebleicht. Hierauf wird es unter den
im Beispiel 1 beschriebenen Bedingungen verfahrensgemäß behandelt. Anschließend
prägt man bei 175 bis 180° C auf einem Riffelkalander, wobei einerseits eine Fixierung
der Faser eintritt und andererseits die Beständigkeit des erfindungsgemäßen Effektes
erhöht wird.
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Beispiel s Ein Fantasievoile aus Baumwolle, der in Kettrichtuna im
Abstand von 7 cm Satinstreifen von 0,5 cm Breite aufweist, wird nach der üblichen
Vorbehandlung derart kompressiv geschrumpft, daß sich nur für den Gewebeboden eine
Überschrumpfung ergibt, während infolge der flottierenden Kettfäden auf den Satinstreifen
lediglich die Schußfäden zusammengeschoben werden.
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Man erhält den erfindungsgemäßen optischen Effekt auf dem Gewebeboden,
unterbrochen durch die Satinstreifen. Das Gewebe wird anschließend mit Harnstoff-Formaldehyd-Harz
knitterarm ausgerüstet und kalandriert.