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Klebemittel für die Klebetrocknung von Leder Beim Klebetrocknungsverfahren
werden die gegerbten Leder auf Platten aus z. B. Glas oder Metall aufgeklebt und
in diesem gespannten Zustand bei erhöhter Temperatur getrocknet. Auf diese Weise
erhält man Leder mit großem Maßgewinn, welche einen glatten, festen Narben aufweisen.
Das verwendete Klebemittel muß verschiedene Voraussetzungen erfüllen, von welchen
der Erfolg des Verfahrens sowie die Qualität des Leders abhängen. Die Anfangshaftung
muß ausreichen, um ein Abfallen des Leders während des Trocknungsvorganges auszuschließen,
andererseits darf die Klebung während des Trocknens nicht so fest werden, daß die
Ablösung des getrockneten Leders nur unter Verletzung des Narbenbildes möglich ist.
Nach dem Ablösen des Leders soll die Hauptmenge des Klebstoffes auf der Platte verbleiben,
da Klebstoffreste auf dem Leder unter Umständen Zurichtungsschwierigkeiten verursachen.
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Es ist bekannt, als Klebemittel für das Klebetrocknungsverfahren in
den verschiedensten Kombinationen pflanzliche Klebstoffe, insbesondere Stärkearten,
mit verschiedenen Zusätzen, ferner wasserlösliche Acrylate, Cellulosederivate, Stärkeprodukte,
Pflanzenschleime, Glukose und Klebstoffe tierischen Ursprungs zu verwenden. Keines
von ihnen hat bisher allen Anforderungen genügt. Während z. B. die Verwendung der
Cellulosederivate wegen zu geringer Endhaftung Nachteile besitzt, weil sich die
Leder dann während des Trocknens leicht von der Platte lösen, entwickeln Klebemitteldösungen
auf Stärke- oder Dextrinbasis eine zu hohe Klebkraft, so daß beim Ablösen des Leders
der Narben beschädigt wird. Durch Zusatz von Stoffen wie Harnstoff oder sulfonierten
Ölen wird zwar die Klebkraft derartiger Verbindungen herabgesetzt, wodurch aber
auch die Anfangshaftfestigkeit ungünstig beeinflußt wird. Der Nachteil der ebenfalls
als Klebemittel vorgeschlagenen Pflanzenschleime liegt insbesondere in dem geringen
Trockensubstanzgehalt, der sie als Handelsprodukt unhandlich macht.
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Es wurde nun gefunden, daß sich mit kaltem Wasser angemachte Aufschlämmungen
von in kaltem Wasser unlöslicher, erst bei höherer Temperatur verkleisternder Stärke
bzw. von ebenso sich verhaltenden Stärkederivaten in Klebstofflösungen aus Cellulose-oder
anderen Polysaccharidabkömmlingen in lediglich zur Anfangshaftung des zu trocknenden
Leders an der Unterlage ausreichenden Mengen hervorragend als Klebemittel für die
Klebetrocknung eignen und die vorgenannten Nachteile -nicht zeigen. Voraussetzung
für das Gelingen des Klebetrocknungsverfahrens ist hierbei die Verwendung von Stärke
bzw. Stärkederivaten in unverkleistertem Zustand, so daß die Stärke erst unter dem
Einfluß der Trockentemperatur am Ort der Klebung verkleistert und erst dann unter
Entwicklung einer genügenden, aber im Hinblick auf die spätere Ablösung nicht zu
hohen Klebwirkung zur Haftung des Leders an der Platte beiträgt. Die gleichzeitige
Verwendung der Polysaccharidabkömmlinge ist für die Erzeugung der erforderlichen
Anfangshaftung notwendig, welche durch die unverkleisterte Stärke nicht gegeben
ist. Außerdem wirken sie als Trägersubstanz für die aufgeschlämmten unverkleisterten
Stärkeprodukte. Bei den bekannten Verfahren entsteht stets ein gleichförmiger Klebfilm,
der die Gefahr einer Oberflächenverletzung beim späteren Ablösen in sich birgt.
Dagegen bewirken erfindungsgemäß die erst beim Trocknen quellenden festen Stärkepartikeln
eine nur punktförmige Haftung zwischen Lederoberfläche und Platte. Ein weiterer
anwendungstechnischer Vorteil solcher Mischungen gegenüber üblichen Stärkeklebern
besteht darin, daß sie als trockene Pulvermischung hergestellt und durch einfaches
Anrühren in kaltem Wasser gebrauchsfertig gemacht werden können.
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Neben Stärke, z. B. Kartoffel-, Mais-, Weizen- und Reisstärke, kommen
als Stärkederivate für das erfindungsgemäße Verfahren z. B. abgebaute sogenannte
»lösliche« oder »dünnkochende« Stärke und Verätherungsprodukte der Stärke, welche
sich ebenso verhalten, in Betracht.
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Es ist zweckmäßig, die Verkleisterungstemperatur der Stärke bzw. ihrer
Derivate in bekannter Weise durch Zusätze von z. B. Borax, Soda oder Trinatriumphosphat
zu steuern, um gegebenenfalls den Verkleisterungsprozeß der jeweils erforderlichen
Trocknungstemperatur anzupassen.
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Als Celluloseabkömmlinge können z. B. Methylcellulose, Oxyalkylcellulose,
Celluloseäthercarbonsäuren,
als sonstige Polysaccharidabkömmlinge
z. B. Dextrine oder verkleisterte Stärke verwendet werden.
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Das - Mengenverhältnis der bereits mit kaltem Wasser Klebwirkung entfaltenden
zu den erst bei höherer Temperatur verkleisternden Komponenten richtet sich unter
anderem nach der Viskosität der ersteren und der Klebkraft der letzteren und liegt
zwischen 1 : 1 und 1 :20, vorzugsweise zwischen 1 : 3 und 1 : B. Beispiele -1. Es
wird eine Mischung aus 5 Teilen einer hochviskosen Methylcellulose und 25 Teilen
Reisstärke in die 20fache Menge kalten Wassers eingerührt. Man läßt nach kurzem
Anquellen etwa 30 Minuten bei Zimmertemperatur stehen und trägt dann die Klebmittellösung
sowohl auf ein chromgegerbtes Rindleder als auch auf die Trockenplatte auf. Es wird
dann unter den beim Klebetrocknungsverfahren üblichen Bedingungen getrocknet.
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2. Mit einer Mischung von 6 Teilen einer mittelviskosen Carboxymethylcellulose,
6 Teilen einer Quellstärke und 88 Teilen einer abgebauten Kartoffelstärke mittleren
Abbaugrades in 1500 Teilen Wasser wird gemäß Beispiel 1 ein kombiniertgegerbtes
Leder bestrichen. Das Leder haftet sehr gut an der Klebplatte. Es wird wie üblich
getrocknet. 3. Eine Mischung aus 50 Teilen Dextrin, 45 Teilen einer schwach abgebauten
Maisstärke, 5 Teilen Borax und 3000 Teilen Wasser eignet sich hervorragend als Klebemittel
für das Klebetrocknungsverfahren von Leder.