DE1085664B - Kunstharzpressmischungen - Google Patents
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Description
- Kunstharzpreßmischungen Die Erfindung bezieht sich auf Kunstharzpreßmischungen, die wärmehärtbare Harze enthalten und durch Druck und Hitze zu harten Körpern verformbar sind.
- Von Formgebilden, die aus solchen Preßmassen hergestellt werden sollen, muß man für sehr viele Zwecke gute mechanische Eigenschaften fordern, wie Zähigkeit, Stoßfestigkeit und eine gewisse Elastizität. Man versetzt zu diesem Zweck die Kunstharzmischungen mit Füllstoffen.
- Hierfür sind eine Reihe von Materialien vorgeschlagen worden. Unter anderem hat man versucht, ein stets und billig zu beschaffendes Material, nämlich Holzmehl, zu verwenden. Die bei seiner Verwendung aus den Kunstharzmischungen thermisch härtbarer Harze hergestellten Erzeugnisse besitzen aber nur eine verhältnismäßig niedrige Stoß festigkeit und sind auch ziemlich brüchig.
- Mit Baumwollflocken als Füllmaterial erhält man Körper, die eine genügende Stoßfestigkeit besitzen und weitgehend bruchfest sind. Indes beschränkt sich die Verwendung des Baumwollmaterials auf Gemische für wertvollere Zwecke, da das Füllmaterial verhältnismäßig teuer ist. Von den Vorzügen, z. B. Metall zu ersetzen, kann man daher aus wirtschaftlichen Gründen nicht den erwünschten Gebrauch machen.
- Es ist ferner bekannt, tierische und pflanzliche Faserstoffe, ebenso anorganische Stoffe, zum Verstärken von Preßmassen zu verwenden, indem man sie mit Cellulosetriacetat überzieht. Für derartige Füllstoffe wird geltend gemacht, daß sie durch die Behandlung weitgehend dem Cellulosetriacetat angeglichen werden in den Eigenschaften oder diese erreichen, so daß sich die geformten Gegenstände insbesondere durch eine gute Isolierfähigkeit und Formbeständigkeit, d. h. Beständigkeit gegenüber Quellung oder Schrumpfung, auszeichnen.
- Auch diesem Verfahren hängt als Nachteil an, daß es verhältnismäßig teure Formkörper liefert, sofern man als Füllmaterial Baumwollfasern verwendet. Man will sich andererseits aber auch die natürlichen guten Eigenschaften eines Materials, wie es in der Baumwollfaser zur Verfügung steht, in der Reihe der verschiedenen, hier in Frage kommenden Materialien zunutze machen.
- Hier setzt nun die Erfindung ein. Danach gelingt es, beiden Forderungen gleichzeitig zu entsprechen, nämlich einmal Baumwollfasern als Füllstoff zu verwenden und trotzdem billig zu arbeiten. Ein solches Rohmaterial für die Füllmassen sind die Filterrückstände, die man aus der Reinigung von Celluloseestern bei der Herstellung von Celluloseesterlacken oder in Spinnereibetrieben vor Zuführung zu den Spinndüsen oder anderen Betrieben zur Erzeugung von Gellulosefabrikaten erhält.
- Gekennzeichnet wird demnach die vorliegende Erfindung durch die Verwendung solcher Rückstände als Füllstoffe für Kunstharzmischungen mit einem Gehalt wärmehärtbarer Harze. Das aus den Rückständen an- fallende Material weist je nachdem, was die Filterpackungen passiert hat, Imprägnierungen der verschiedensten Ester auf. Es kann sich sowohl um Celluloseester organischer und anorganischer Säuren sowie um gemischte Ester handeln. Als Beispiele seien genannt: Celluloseacetat, -propionat, -butyrat, Celluloseacetylbutylester, -acetylpropylester, Cellulosenitrat.
- Nach üblichen Arbeitsweisen läßt man beispielsweise Lacke im Dauerbetrieb durch mit Gaze überzogene Vliese oder Filterpackungen laufen und wechselt aus, sobald sich mit der Zeit die Filterschicht mit zurückgehaltenem Lack vollgesetzt hat. Die vollgesetzten Filterkuchen hat man bisher für nichts mehr verwenden können, sondern sie als unbrauchbaren Rückstand wegwerfen müssen.
- Um das Filtermaterial für die erfindungsgemäße Verwendung vorzubereiten, wird es getrocknet und zerkleinert, z. B. gemahlen oder geschrotet, so daß man daraus eine Masse aus kurzen Fasern oder kleinen Spänchen erhält, die mit Celluloseester beladen sind. Die Länge der Fasern beträgt zweckmäßig zwischen 0,5 und 1 mm. Die so erhaltene Füllmasse ist billiger als die üblichen Baumwollflocken und im Preis günstiger selbst als ein so wohlfeiles Material wie Holzmehl, demgegenüber es aber den Vorteil besitzt, daß die aus der Kunstharzpreßmischung erzeugten Körper eine wesentlich größere Festigkeit und vor allem Stoßfestigkeit besitzen.
- Die Kunstharzpreßmischungen, die einen gewissen Gehalt an dem erfindungsgemäßen Füller als Hauptfüllstoff haben, können auch noch andere Materialien als Hilfsfüller enthalten. Für diese kommt eine Reihe von verschiedensten Stoffen in Betracht, deren Auswahl sich nach dem jeweils verfolgten Zweck richtet.
- Als bindend wirkende, wärmehärtbare Harze, die als Vorkondensat oder Teilpolymerisat verwendet werden und in an sich bekannter Weise Formkörper ergeben, kommen in Betracht: Phenolformaldehydharze, Harnstoffformaldehydharze, Melaminformaldehydharze u. dgl., die sich für eine Herstellung von Preß- oder Spritzerzeugnissen eignen. Harze aus Phenol und Formaldehyd stehen dabei an erster Stelle der wärmehärtbaren Harze.
- Statt Phenol kann man aber auch andere Phenolhomologe oder Phenolabkömmlinge verwenden, wie z. B.
- Kresol, Xylenol, Amylphenol, Resorcin oder deren Homologe, Derivate oder Mischungen. An Stelle von Formaldehyd kann man andere Aldehyde und Ketone verwenden, die eine reaktionsfähige Methylengruppe oder eine substituierte Methylengruppe enthalten, wie etwa Paraformaldehyd, Furfurol, Acrolein oder deren homologe Polymere oder Derivate.
- Als Hilfsfüller seien die nachstehend aufgeführten Materialien genannt: Baumwoliflocken oder Baumwollzeug, Alphacellulose, Holzpülpe, Flachs, Jute, Kapok, Wolle, Haar, Seide, künstliche Fasern einschließlich Cellulosefasern, wie Hydratcellulose, Celluloseester, gemischte Celluloseester, Celluloseäther, gemischte Celluloseäther, Cellulosehydroxyalkyläther, Cellulosecarboxyalkyläther, Celluloseätherxanthogenate, Cellulosexanthogenat-Fettsäuren, natürlicher oder künstlicher Kautschuk und deren Derivate, auch Fasern aus Alginsäure, Gelatine oder Kasein, mineralische Fasern, wie z. B. von gesponnenem Glas, Asbest oder Mineralwolle; schließlich kann man auch Fasern natürlicher oder synthetischer Harze venvenden, soweit sie während ihrer Verwendung nicht klebrig werden, sowie Fasern und Fädchen, die man durch Zerschleißen nichtfaseriger Filme, z. B. solcher aus regenerierter Cellulose, erhält.
- Die Wahl der anderen Hilfsfüllmaterialien wurde durch den Verwendungszweck des Fertigproduktes bestimmt.
- Der Füller kann allein dazu dienen, den Raum zwischen den Fasern auszufüllen und dadurch die Dichte des Artikels und ebenso seine mechanische Stoßfestigkeit zu erhöhen, kann aber ebenso die Eigenschaften des Artikels in anderer Hinsicht verbessern oder verändern, wie z. B. die Wärme- oder Stromleitfähigkeit, die Widerstandsfähigkeit gegen Schläge, chemische oder mechanische Korrosion. Die Hilfsfüllmasse kann aus einem Pigment bestehen, wie z. B. Chromoxyd, Titanoxyd, Eisenoxydpigment, Bariumsulfat, Ruß, Graphit, Zinkoxyd, oder sie kann eine besonders absorbierende Substanz sein, wie z. B. aktiviertes Magnesiumsilikat, Aktivkohle, Silikagel, aktiviertes Aluminium, Fullererde, aktivierte Bleicherde, aktivierter Bauxit, Kreide. Der Hilfsfüller kann ebenso aus Asbestpulver, Glimmer, Sand, Steinmehl, Ton, Ziegelstaub, Diatomeenerde, Talkum oder Schiefermehl bestehen.
- Zur Herstellung von Schleif- oder Poliereinrichtungen aus den Kunstharzpreßmischungen mit dem erfindungsgemäßen Zusatz kann man Schjeifmaterial als zusätzlichen Füllstoff verwenden. Dazu eignet sich jedes herkömmliche Schleifmittel, z. B. Siliziumcarbid, Borcarbid, geschmolzenes (gesintertes) Aluminiumoxyd, Bimsstein, Karborund,Schmirgel, Eisenoxyd und ähnliche Materialien. Die Größe der Schleifpartikeln kann von Polier- oder Schleifpulverfeinheit bis zu gröberen Mahlkörnungen variieren.
- Kunstharzpreßmischungen gemäß der Erfindung enthalten zweckmäßig an vorkondensiertem, wärmehärtbarem Harz 5 bis 50O/o. Der Gehalt an Hauptfüllmaterial, d. h. einem aus der Vereinigung von Celluloseestern stammenden, mit Ester vollgesetztem Baumwollfilter, soll aber mindestens 501, betragen, der Rest ist dann ein Hilfsfüllmaterial. Wenn neben dem Hauptfüllmaterial noch andere Hilfsfüllstoffe verwendet werden, so kann der Gehalt an Hauptfüllmaterial von der Gesamtgewichtsmenge der Mischung bis zu 5001, betragen. Zum Hauptfüllmaterial sind noch solche Hilfsstoffe zu rechnen, die als Formhilfsstoffe in kleinen Mengen gebräuchlich sind. Derartige Stoffe sind beispielsweise Formschmiermittel, Pigmente, Plastifizierungsmittel sowie Farbe, beispielsweise wie erwähnt, 20/o Zinkstearat und/oder 201o einer Farbe oder eines Pigments. Den Mischungen können auch noch andere wirksame Stoffe, z. B. Metallteilchen, zwecks Erzielung eines Dekors beigegeben werden. In dem erfindungsgemäßen Hauptfüller bewegt sich das Verhältnis von faseriger Cellulose zu nichtfaserigem Celluloseester zwischen 45: 55 und 55: 45. Der Anteil an Hilfsfüller kann von 0 bis 45 01, reichen.
- Ist die Preßmasse bestimmt für die Herstellung von nicht zum Schleifen verwendeten Erzeugnissen, so beträgt das Füllmaterial in jedem Fall mindestens 5001, des gesamten Mischungsgewichts und von diesem wieder der Hauptfüller mindestens 50 Gewichtsprozent. Dabei beträgt die Menge an Hauptfüller, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung, mindestens 45O1o, und der Hilfsfülleranteil kann gegebenenfalls auch bis auf 45°/0 gesteigert werden. Vorzugsweise enthält eine solche Preßmasse 10 bis 5001o Vorkondensat, mindestens 45 01, Hauptfüller und Rest Hilfsfüller.
- Zur Verwendung als Schleifmaterial, d. h. wenn ein Schleifmaterial als Hilfsfüller zugesetzt wird, kann der Hauptfüller von mindestens 5 bis zu 5001, betragen.
- Bevorzugte Mischungen haben einen Gewichtsanteil von 5 bis 15 ovo Harz, 5 bis 50°/0 Hauptfüller und Rest Schleifmittel.
- Die aus den Kunstharzpreßmischungen geformten Gegenstände lassen sich auf Grund ihrer durch den erfindungsgemäßen Zusatz erteilten Eigenschaften vorzüglich bearbeiten. Sie können jeder gewünschten oder notwendigen Nachbearbeitung unterworfen werden, worunter alle in der Fertigung von Kunststofferzeugnissen gebräuchlichen Bearbeitungen zu verstehen sind, die dem eigentlichen Formprozeß folgen oder ihn ergänzen, wie z. B. das Absanden, Lochen, Stanzen, Scheren, Räumen, Putzen, Hobeln, Glätten oder Polieren und bei Preßerzeugnissen das Abgraten druckgeformter Gegenstände.
- In den folgenden Beispielen, in denen unter »Teilen« Gewichtsteile zu verstehen sind, soweit nicht ausdrücklich angegeben, sind Standardnormen und Teste zugrunde gelegt, wie sie von der American Society for Testing Materials (ASTM) festgesetzt sind. Die Schlagfestigkeit wurde mit Hilfe der Izod-Kerbschlagprobe ermittelt.
- Beispiel 1 Ein handelsübliches Celluloseacetat in Aceton enthaltendem Lack wurde durch mit Gazehülle umschlossene Baumwollwatte geschickt, bis die Watte vollständig von Lack durchtränkt war. Die imprägnierte umhüllte Baumwollwatte wurde getrocknet und zerkleinert zu einer Masse, die aus Linters und kurzen Fasern bestand, deren Länge zwischen 0,5 und 1 mm betrug und mit dem nichtfaserigen Celluloseacetat beladen waren. Durch Acetylbestimmungen wurden in der gemahlenen Masse festgestellt 50,7 01o faserige Cellulose und 49,4 Gewichtsprozent nichtfaseriges Celluloseacetat, dessen größter Teil von den Fasern und Fädchen aufgenommen war.
- 50 Teile der gemahlenen Masse und ungefähr 50 Teile vorkondensiertes Phenolformaldehydharz im B-Stadium, 2 Teile Zinkstearat und 2 Teile Ruß wurden in einer Kugelmühle innig vermischt. Abgewogene Portionen der Mischung wurden nach der ASTM-Bestimmung D 25643 T geformt, um so Preßteile zu erhalten, deren Abmessungen 12,7 1,27 1,27 cm betrugen, indem man die Masse in den nach dieser Methode vorgeschriebenen Formen auf eine Temperatur von 157"C unter einem Druck von 33 kg/cm2 erhitzte und die Masse 8 Minuten unter diesem Druck und dieser Temperatur hielt. Die Formen wurden dann gekühlt und geöffnet. Die durchschnittliche Schlagfestigkeit der geformten Artikel betrug 0,44.
- Beispiel 2 50 Teile der Hauptfüllmasse wie im Beispiel 1 und 50 Teile eines vorkondensierten Phenolformaldehydharzes wurden gemischt und geformt wie im Beispiel 1.
- Die geformten Teile hatten eine durchschnittliche Schlagfestigkeit von 0,38.
- Beispiel 3 50 Teile Hauptfüllmasse wie im Beispiel 1, ungefähr 50 Teile vorkondensiertes Phenolformaldehydharz, 2 Teile Ruß und 1 Teil Zinkstearat wurden gemischt und die Mischung unter den in der ASTM-Bestimmung Nr.
- D 651-42 T bei einer Temperatur von 1490 C und unter einem Druck von 33 kg/cm2 geformt. Die so erhaltenen Formartikel hatten eine durchschnittliche Schlagfestigkeit von 0,40.
- PATENTANSPROCHE: 1. Kunstharzpreßmischungen, die wärmehärtbare Harze und als Füllstoffe mit Celluloseester überzogene faserige pflanzliche Stoffe enthalten, dadurch gekannzeichnet, daß als Füllstoff die aus der Reinigung von Celluloseestern stammenden, mit Ester vollgesetzten Baumwollfilter verwendet werden.
Claims (1)
- 2. Kunstharzpreßmischungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sie 5 bis 500/o eines wärmehärtbaren Harzes enthalten und daß mindestens 50/o des Restes der Mischung aus einem Füllstoff gemäß Anspruch 1 bestehen.3. Kunstharzpreßmischungen nach denAnsprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Hauptfüller zu 45 bis 550/o aus faseriger Cellulose und zu 55 bis 450/o aus nichtfaseriger Celluloseester besteht.4. Kunstharzpreßmischungen nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie mindestens einen Hilfsfüller enthalten.5. Kunstharzpreßmischungen nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge des Hauptfüllers mindestens gleich der des Hilfsfüllers ist.6. Kunstharzpreßmischungen nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an wärmehärtbarem Harz mindestens 100/0 und der Gehalt an einem Füllstoff gemäß Anspruch 1 mindestens 50 «/o beträgt.7. Kunstharzpreßmischungen nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie höchstens 15 0/, wärmehärtbares Harz, höchstens 500/o Hauptfüller und 35 bis 700/o Schleifmittel als Hilfsfüllmittel enthalten.8. Kunstharzpreßmischungen nach den Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Hilfsfüller aus unzusammenhängenden Fasern eines zur Haftung befähigten Materials, vorzugsweise einem Mischpolymerisat aus Vinylchlorid und Vinylchlorid und Vinylacetat, besteht.In Betracht gezogene Druckschriften: Schweizerische Patentschrift Nr. 236237.
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