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Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von gepreßten Formkörpern
aus span-oder faserförmigen, schüttfähigen, nicht oder nur- schwer fließfähigen
Preßmassen mit geringem Bindemittelgehalt DieErfindung betritt ein Verfahren zur
Herstellung von gepreßten, insbesondere hochwandigen Formkörpern aus span- oder
faserförmigen, schüttfähigen, nicht oder nur schwer fließfähigen Preßmassen, z.
B. Holzspänen od. dgl., mit geringem Bindemittelgehalt mittels einer als Fertigpresse
dienenden Heißpresse, der die Preßmasse vorgeformt übergeben wird, ferner eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens.
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Das Verfahren bezieht sich insbesondere auf die Herstellung von hochwandigenFormkörpern,
wie z.B.
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Kisten, Fässern, Schubladen, Gefäßen, Sarghälften usw., aus Preßmassen,
dieaus faserigen oderspanförmigen Füllstoffen, z. B. dünnflächigen Holzspänen, Flachsschäben,
Zuckerrohr- oder Baumwollabfällen, Asbestfasern, Glas- oder Steinwollefasern usw.,
mit nur geringem Bindemittelanteil gepreßt werden. Dieser Bindemittelanteil beträgt
beispielsweise etwa 5 bis iSOle Festharz, bezogen auf den Füllstoff, wozu z. B.
ein Phenol- oder Harstoff-Formaldehyd-Vorkondensat in Form einer wäßrigen Lösung
oder Dispersion verwendet werden kann. Dabei haben die faserigen oder spanförmigen
Füllstoffe vorzugsweise einen Feuchtigkeitsgehalt zwischen etwa 8 und 12 0/o. Das
Verfahren ähnelt insofern dem sogenannten »Trockenverfahren« in der Spanplattenfabrikation,
nach welchem ebenfalls eine praktisch trockene, aus verfilzten Spänen aufgeschüttete,
nicht fließfähige Masse zu Platten gepreßt wird.
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Verfahren zur Herstellung von Formkörpern aus feuchten Massen, wie
z. B. Papierfaserbrei oder mit wäßrigen Kunstharzlösungen getränkte Holzspäne, sind
schon länger bekannt. Es ist auch bekannt, aus praktisch trockenen Massen Formkörper
zu pressen, z. B. Schüsseln, wobei jedoch der Kunstharzgehalt über 200/0, meist
gegen 30°/o Festharz beträgt. Eine derartige Preßmasse ähnelt weitgehend den unter
dem Warenzeichen »Bakelite« bekannten Preßmassen, bei denen Holzmehl als Füllstoff
dient, während im angezogenen Fall vorzugsweise Holzspäne verwendet werden. Durch
den verhältnismäßig hohen Kunstharz gehalt wird die Preßmasse unter Druck und Hitze
in gewissen Grenzen fließfähig, da die vorkondensierten »Duroplaste«, z. B. Resole
oder Novolake, noch thermoplastische Eigenschaften aufweisen und infolge der hohen
Konzentratioft zwischen den Spänen als Gleitmittel wirken können.
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Es ist ferner bekannt, flache Formkörper, z. B.
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WC-Sitze, Stuhlsitze, Stuhllehnen usw., aus praktisch trockenen Spanpreßmassen
mit geringem Kunstharzgehalt zu erzeugen. Bei einem vorteilhaften Verfahren zur
Herstellung derartiger flacher Formkörper werden die mit Kunstharz beleimten Späne
in Blechformen gefüllt und mit diesen Blechformen in die Formpresse eingesetzt.
Nach dem Preßvorgang wird der fertige
Preßling mit der Blechform aus der Presse entnommen.
Dieses Verfahren entspricht also weitgehend der Spanplattenfabrikation, bei der
ebenfalls der Formling, nämlich das geschüttete Spänevlies, auf einem Preßblech
in die Plattenpresse emgeschoben wird. Zusammen mit dem Preßblech wird auch die
fertige Platte wieder aus der Presse entnommen. Das Einfüllen der Preßmasse sowie
das Entformen des Preßlings geschieht also außerhalb der Presse, so daß die Pressenkapazität
besser ausgenutzt werden kann.
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Dieses für die Spanplattenfabrikation übliche Verfahren kann jedoch
nicht ohne weiteres angewendet werden, wenn hochwandige Formteile aus nicht oder
nur schwer fließfähigen Preßmassen, insbesondere mit parallelen Seitenwänden, hergestellt
werden sollen.
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Für die Herstellung derartiger hochwandiger Formteile, z. B. Kisten,
sind bereits Verfahren vorgeschlagen worden, nach denen das beleimte Spangut direkt
in eine mehrfach wirkende Presse eingefüllt wird.
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Hierbei weist die Oeffnung des Formteils nach unten.
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In der geöffneten Presse befindet sich also in der Mitte der gegebenenfalls
beheizte Kern, der der Innenform des zu pressenden Formteils entspricht. Um diesen
Kern herum ist der Füllraum angeordnet, in den die zu verpressende Spanpreßmasse
eingefüllt wird. Dieser Füllraum hat ein gegenüber der endgültigen Wandstärke
des
Formteils mehrfach vergrößertes Volumen.
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Auch auf den Kern wird eine entsprechend dicke Schicht Spanpreßmasse
aufgeschüttet, die beim Pressen den Boden des Formteils ergibt. Beim Preßvorgang
schieben sich die seitlichen Preßflächen zwischen beispielsweise an den Ecken derselben
angeordneten Gleitflächen auf den mittig angeordneten Kern zu, und von oben senkt
sich sodann ein Preßstempel herab, so daß die Behälterform von allen Seiten um den
Kern herum gepreßt wird. Die Bewegung der Seitenpreßflächen kann dabei durch je
einen gesonderten Preßkolben erfolgen, wobei sämtliche auf die Seitenpreßflächen
wirkenden Preßkolben mechanisch oder hydraulisch synchron gesteuert werden.
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Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, die Seitenpreßflächen nur
über Kniehebel von dem oberen Preßkolben her zu bewegen. Nachteilig an dieser Vorrich
tung ist jedoch die Tatsache, daß das Einfüllen der nicht oder nur schwer fließfähigen
span- oder faserförmigen Preßmasse in die geöffnete, heiße Presse umständlich und
zeitraubend ist und daß es auch sehr schwer ist, die Preßmasse wirklich gleichmäßig
einzufüllen. Ein weiteres Problem bei der Herstellung von hochwandigen Formteilen
besteht darin, daß gegenüber Platten oder flachen Formteilen immer nur ein Preßling
bei einem Preßvorgang hergestellt werden kann. Während bei der Herstellung von Platten
in einer Preßzeit von 10 Minuten bis zu zwanzig oder mehr Platten auf einmal in
einer Mehretagenpressehergestellt werden können, würden zur Erzeugung der gleichen
Anzahl hochwandiger Formkörper bei gleicher Preßzeit so viele Pressen benötigt,
wie die Etagenpresse Heizplatten hat.
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Die Nachteile, die sich aus einem derartigen Vorgehen ergeben würden,
sind offensichtlich.
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Es muß deshalb angestrebt werden, für hochwandige Formteile aus billigen
Holzspanmassen und ähnlichen Preßmassen eine äußerst kurze Preßzeit zu erreichen.
Einen maßgeblichen Zeitfaktor übt dabei das Füllen der Preßform mit der Preßmasse
aus. Ein weiteres Problem bei der Herstellung derartiger Formteile aus Preßmassen
mit geringem Bindemittelgehalt der beschriebenen Art besteht darin, den Formteilen
eine genügende Beständigkeit und Unempfindlichkeit gegen Feuchtigkeit zu geben.
Aus diesem Grunde ist eine Veredlung der mit Feuchtigkeit in Berührung kommenden
Oberflächen der Formteile erwünscht.
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Hierzu sind zwar in der Plattenfabrikation bereits Verfahren bekannt,
jedoch lassen sich diese nicht ohne weiteres auf die Herstellung von hochwandigen
Formkörpern übertragen. Die gewünschte Oberflächenveredelung macht den Einsatz eines
wertvolleren Bindemittels, z. B. Kunstharz, nötig, das aber nur in möglichst dünner
Schicht angebracht werden soll.
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Zweck der Erfindung ist, ein Verfahren zur Herstellung von gepreßten,
insbesondere hochwandigen Formkörpern aus span- oder faserförmigen, schüttfähigen,
nicht oder nur schwer fließfähigen Preßmassen mit geringem Bindemittelgehalt zu
schaffen, welches die aufgezeigten Mängel vermeidet und eine möglichst günstige
Ausnutzung der Pressenkapazität gewährleistet.
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Das wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß außerhalb der Fertigpresse
in einer Hilfsform ein Vorformling aus Preßmasse gebildet, dieser mit höchstens
einem Teil der Hilfsform, der den Vorformling abstützt und die Endverformung nicht
beeinträchtigt, in die Preßform der Fertigpresse übergeben und darauf der Preßvorgang
in an sich üblicher Weise durchgeführt wird.
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Es kann aber auch so vorgegangen werden, daß der Vorformling aus
Preßmasse vorzugsweise kalt in der Hilfsform vorgepreßt und gegebenenfalls ohne
Hilfsform in die Preßform der Fertigpresse übergeben wird.
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Bei der Herstellung der Preßmasse können die verschiedensten Variationen
angewendet werden; z. B. kann die Preßmasse mit einem in kaltem Zustand bereits
weitgehend verklebenden Bindemittel beleimt werden, oder es kann der Preßmasse außer
dem in der Hitze aushärtenden Bindemittel in an sich bekannter Weise ein Haft- oder
Druckkleber, wie eine wäßrige Dispersion eines Natur- oder Kunstkautschukklebers
(Latex), klebrige Naturharze oder voroxydierte, härtbare vegetabilische Öle oder
bituminöse oder aus Teerpech hergestellte Stoffe, zugemischt werden.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren besteht aber auch die Möglichkeit,
mit Gewebe, Metallfolien od. dgl. ausgekleidete Formkörper in der Weise herzustellen,
daß der Kern der Hilfsform vor dem Vorformen mit Gewebe, Metallfolien od. dgl. belegt
wird, diese mit einem Bindemittel bestrichen werden und darauf diePreßmasse in dieHilfsform
eingefüllt wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren bietet weiterhin die Möglichkeit,
daß der Vorformling oder Vorpreßling vor der Übergabe in die Fertigpresse einer
an sich bekannten Veredelung, z. B. einer Vorwärmung und/ oder einer Nachtrocknung,
mindestens teilweiser Oberflächenbefeuchtung und gegebenenfalls einer Oberflächenveredelung
durch verdünnte wäßrige Lösungen oder Dispersionen von Kunstharzen od. dgl., durch
Aufbringen puderförmiger Kunstharze, Naturharze od. dgl. oder mindestens teilweiser
Besprühung mit einem wasser- und lösungsmittelfreien, flüssigen Kunstharz unterzogen
wird.
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Eine zur Durchführung des Verfahrens geeignete Vorrichtung sieht
vor, daß die Hilfsform einen Hilfskern, der in Form und Umriß annähernd den Innenmaßen
des endgültigen Preßlings entspricht, und einen abnehmbaren Mantel hat, der den
Hilfskern in einem der üblichen Füllschicht entsprechenden Abstand umgibt. Zweckmäßigerweise
ist der Hilfskern dünnwandig und weist innen konische Wände auf, die der Außenform
eines entsprechend ausgebildeten Formkernes der Fertigpresse angepaßt sind. Es besteht
aber auch die Möglichkeit, daß der Hilfskern mindestens teilweise spreizbar ist.
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Um Formkörper in der verschiedensten Gestalt herstellen zu können,
kann der Hilfskern auf einen massiven Kern in der Presse oder auf einen bekannten
aufspreizbaren Kern in der Presse oder auch auf einen bekannten zerlegbaren Kern
in der Fertigpresse aufsetzbar sein. Die zuletzt angeführte Möglichkeit eignet sich
insbesondere für die Herstellung bauchiger oder innen erweiterter Formkörper.
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Das erfindungsgemäße Verfahren besteht also in der Herstellung eines
Vorformlings oder Vorpreßlings vor dem eigentlichen Heißpreßvorgang in der Fertigpresse.
Dazu dient eine Hilfsform, die einen Hilfskern und einen abnehmbaren Mantel hat,
der den Hilfskern in einem der üblichen Füllschicht entsprechenden Abstand umgibt.
Die Hilfsform ist zweckmäßigerweise aus Blech hergestellt, so daß sie leicht zu
transportieren ist.
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Die vorbereitete Preßmasse wird außerhalb der Fertigpresse in die
Hilfsform eingefüllt, so daß der Hilfskern von außen mit der Preßmasse ummantelt
ist. Durch leichtes Schütteln oderAufstoßen der Hilfsform oder auch durch Anordnung
eines Vibrators innerhalb des Blechkerns kann die eingefüllte Preßmasse
in
eine etwas innigere Berührung der einzelnen Preßmassenteilchen gebracht werden,
wobei durch die Wahl eine geeigneten Bindemittels eine derartige Verbindung dieser
Preßmassenteilchen miteinander erfolgt, daß der Mantel der Hilfsform ohne weiteres
abgenommen werden kann.
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Der auf diese Weise außerhalb der Fertigpresse gebildete Vorformling
kann nunmehr zusammen mit seinem Hilfskern auf den Kern der Fertigpresse aufgesetzt
werden. Um das Einführen beim Aufsetzen auf den Kern der Fertigpresse zu erleichtern,
kann der Hilfskern beispielsweise Wände mit verschiedener Wandstärke haben, so daß
derHilfskern beispielsweise an seiner Außenseite parallele Wände und an seiner Innenseite
nach unten konisch sich erweiternde Wände aufweist. Der Hilfskern kann auch aufgeschlitzt
sein oder aus elastischem, hitzebeständigem Material bestehen. Weiterhin besteht
die Möglichkeit, daß der Kern der Fertigpresse als hydraulisches Kissen ausgebildet
ist, das erst nach dem Aufsetzen des Hilfskerns aufgebläht wird.
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Der in der vorher beschriebenen Weise als Ummantelung um den Hilfskern
hergestellte Vorformling kann zur Verbesserung der Manipulierfähigkeit auch kalt
oder mäßig warm vorgepreßt werden, ehe er in die Fertigpresse übergeben wird. Die
Vorpreßtemperatur liegt hierbei unter der Aushärtetemperatur des Kunstharzbindemittels.
Dabei dient der Hilfskern als Kern innerhalb einer zum Vorpressen geeigneten Vorrichtung.
In diesem Fall wird nach dem Vorpressen der Hilfskern aus dem Vorpreßling entfernt
und dieser in das Preßwerkzeug der Fertigpresse übergeben. Vorzugsweise hat der
Vorpreßling ein vergrößertes Innenmaß gegenüber dem des endgültigen Preßlings, oder
der Vorpreßling wird nach seiner offenen Seite hin konisch erweitert hergestellt,
damit ein leichtes Einführen in die Fertigpresse gewährleistet ist.
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Zur Herstellung von manipulierfähigen Vorpreßlingen wird zweckmäßigerweise
eine Preßmasse verwendet, die den durchzuführenden Maßnahmen angepaßt ist. So kann
beispielsweise bei der Beleimung der span- oder faserförmigen Bestandteile der Preßmasse
mit Bindemittel ein Druckkleber zugesetzt werden.
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Hierfür kann ein Kleber auf synthetischer oder natürlicher Kautschukbasis
in Latexform der als Bindemittel dienenden Kunstharzlösung bzw. -dispersion zugesetzt
werden. Es können aber auch in einem gesonderten Arbeitsgang geschmolzene oder pulverisierte
Harze, z. B. Kolophonium, Wurzelharz od. dgl., auf die in einem Mischer umgewälzten,
span- oder faserförmigen Bestandteile der Preßmasse aufgebracht werden Vorzugsweise
finden dabei solche Druckkleber Verwendung, die auf die fertig gepreßte Masse eine
hydrophobierende Wirkung ausüben. Diese Wirkung kann beispielsweise auch durch die
Verwendung von voroxydierten, härtbaren vegetabilischen Ölen, bituminösen oder aus
Teerpech hergestellten Stoffen erreicht werden. Je nach dem verwendeten Kleber kann
dieser auch durch Aufdüsen im Heißspritzverfahren gleichzeitig mit oder getrennt
von der Beleimung der Preßmasse aufgebracht werden.
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Bei der Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens läßt sich eine
Beschleunigung der Heizzeit durch Vorwärmung des Vorformlings oder Vorpreßlings
und Übertrocknung der Preßmasse und Befeuchtung derselben an der Oberfläche des
Vorformlings durchführen. Die Vorwärmung des Vorformlings oder Vorpreßlings kann
z. B. in einem Trockenkanal, in einem Kanal mit Infrarotstrahlern oder in einem
hochfrequenten Kondensatorwechselfeld durchgeführt wer-
den. Diese Vorwärmung kann
auch mit der Oberflächenbefeuchtung oder einer folgenden Oberflächenveredelung kombiniert
werden. Es kann auch auf den vorgewärmten Vorformling oder Vorpreßling heißes Wasser
oder, wie später ausführlicher beschrieben, heiße Kunstharzlösung bzw. Kunstharzdispersionell,
Latexverdünnung usw. aufgespritzt werden. Die Vorformlinge oder Vorpreßlinge können
allseitig befeuchtet werden, in der Weise, daß entweder der abgekühlte Hilfskern
vor der Ummantelung mit neuer Preßmasse befeuchtet wird oder daß der gegebenenfalls
mit Haftkleberzusatz erzeugte manipulierfähige Vorpreßling direkt vor dem Einführen
in die Fertigpresse von innen und außen befeuchtet wird. Das Befeuchten geschieht
dabei zweckmäßig mittels einer Spritzdüse.
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Um die Widerstandsfähigkeit des fertigen Preßlings zu erhöhen, kann
mit der Oberflächenbefeuchtung gemeinsam oder an Stelle derselben eine Oberflächenveredelung
durchgeführt werden. Der einfachste Weg hierzu ist das Aufspritzen einer verdünnten,
wäßrigen Phenolharzlösung oder -dispersion auf die Oberfläche des Vorformlings oder
Vorpreßlings. Dies ist auch dann möglich, wenn die span- oder faserförmigen Bestandteile
der Preßmasse mit Harnstoff-Formaldehyd-Harzen beleimt wurden. Bei diesem zuletzt
angeführten Verfahren tritt sogar die vorteilhafte Wirkung ein, daß das bei höherer
Temperatur aushärtende Phenolharz an der Oberfläche des Preßlings bei Temperaturen
zwischen 160 und 2000 C schnell aushärtet, während die nach innen wandernde Feuchtigkeit
die Preßmasse im Innern schnell auf Temperaturen um und über 1000 C aufheizt, die
zur Aushärtung des Harnstoffharzes ausreichen: Es können hierbei kürzeste Preßzeiten
in der Fertigpresse von unter t Minute pro Preßling bei guter Durchhärtung desselben
und guter Widerstandsfähigkeit der Oberfläche des fertigen Preßlings auf wirtschaftlichste
Weise erzeugt werden.
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Zur Oberflächenbefeuchtung können aber auch andere Kunstharze oder
auch Naturkautschuk oder synthetische Kautschukarten in Form wäßriger Dispersion
aufgespritzt werden, wodurch die Oberfläche des fertigen Preßlings eine besonders
gute Wasserbeständigkeit erhält. Weiterhin können auch auf die nur mit Wasser oder
mit stark verdünnter wäßriger Kunstharzlösung oder Kunstharzdispersion besprühte
Oberfläche weitere Kunstharze in Form von Puder aufgebracht werden. Dabei kann der
Vorformling oder Vorpreßling entweder allseitig oder nur von einer Seite bepudert
werden. Es können auch andere Kunstharze in flüssiger Form durch Aufspritzen auf
den Vorformling oder Vorpreßling aufgebracht werden, wie z. B.
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Polyesterharze, Athoxylinharze oder Polyadditionsharze. Zur weiteren
Oberflächenveredelung können auch harzgetränkte Gewebe, z. B. Glasfasergewebe, die
mit Kunstharzen getränkt sind, über die Oberfläche des Vorformlings oder Vorpreßlings
gelegt werden.
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Auch die Innenauskleidung kann nach dieser Methode vorgenommen werden.
Dazu wird vorzugsweise auf den Hilfskern ein Trennmittel aufgebracht, darauf das
harzgetränkte Gewebe oder andere Harzträger, z. B. saugfähiges Papier, um den Blechkern
gelegt, worauf anschließend die Ummantelung des Hilfskerns mit Preßmasse erfolgt.
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Nach der gleichen Methode ist schließlich auch eine Auskleidung der
Formpreßteile möglich. Hierzu wird z. B. nach Aufbringung eines Trennmittels um
den Hilfskern eine entfettete Metallfolie gelegt, mit Polyesterharzen oder Athoxylinharzen
bestrichen, ferner auch Metallfolien über den Boden des Hilfskerns gelegt
und
in der gleichen Weise mit den genannten Kunstharzen bestrichen, bis die gesamte
Oberfläche des Hilfskerns mit Metallfolien bedeckt ist. Daraufhin wird die nunmehr
von den Metallfolien gebildete Oberfläche mit den genannten Kunstharzen bestrichen
und darauf die Ummantelung des auf diese vorbereiteten Hilfskerns mit Preßmasse
vorgenommen. Auf diese Weise können absolut flüssigkeitsdichte Behälter in Kasten-
oder Faßform hergestellt werden, die auch noch ähnlich wie bei der Thermosflasche
besonders gute Wärmeisoliereigenschaften für das Füllgut besitzen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren beschränkt sich keinesfalls auf die
nur beispielsweise angeführten Möglichkeiten. Wesentlich ist auf jeden Fall, daß
durch die Bildung eines Vorformlings oder Vorpreßlings außerhalb der Fertigpresse
eine wirtschaftliche Fertigung insbesondere großer und komplizierter Formkörper
erreicht wird, die eine volle Ausnutzung der Pressenkapazität gewährleistet, dadurch,
daß eine beschleunigte Füllung derartiger Pressen mit schüttfähigen, nicht oder
nur schwer fließfähigen Preßmassen durchgeführt wird.
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An Hand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele für
eine zur Durchführung des Verfahrens geeignete Vorrichtung wird dieses noch weiter
erläutert und weitere Vorteile aufgezeigt. Es veranschaulicht Fig. 1 eine Hilfsform
aus dünnwandigem Blech im Schnitt, Fig. 2 einen Schnitt durch einen Hilfskern mit
senkrechten Außen- und konischen Innenwänden, Fig. 3 eine perspektivische Ansicht
eines an den senkrechten Kanten geschlitzen Hilfskerns.
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Die in Fig. 1 gezeigte Hilfsform besteht aus dem dünnwandigen Hilfskern
z.B. z. B. aus Blech, der schräge Seitenwände hat. Die Seitenwände sind mit einem
nach außen gerichteten Rand versehen, der die Krempe 2 bildet. Auf den Außenrand
der Krempe2 ist der Schalmantel 3 aufsetzbar, der in diesem Fall ebenfalls schräge
Seitenwände aufweist, die an ihrem oberen Rand die Einfüllöffnung für die einzufüllende
Preßmasse bilden. Die Preßmasse 4 wird in diese Füllöffnung eingebracht und füllt
zunächst den Füllspalt 5 zwischen dem Hilfskern 1 und dem Schalmantel 3 und bei
weiterer Füllung in entsprechender Höhe auch die Fläche oberhalb des Bodens des
Hilfskerns 1 aus. Die auf diese Weise gefüllte Hilfsform wird in die Fertigpresse,
die in diesem Fall eine einfache Ober- oder Unterkolbenpresse sein kann, eingesetzt,
so daß der Hilfskern 1 auf dem Kern der Fertigpresse aufsitzt.
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Dann wird der Schalmantel 3 abgenommen und die Presse geschlossen.
Die Preßmasse 4 kann vor dem Einbringen der Hilfsform in die Fertigpresse noch durch
Rütteln, Stampfen oder leichten Vorpreßdruck vorverdichtet werden, aber auch ohne
Vorverdichtung bleibt bei derartigen nicht oder nur schwer fließfähigen, verfilzenden
Preßmassen die Ummantelung um den Hilfskern 1 stehen, wenn der Schalmantel 3 abgenommen
wird. Vorzugsweise wird der Schalmantel 3 bereits außerhalb der Fertigpresse abgenommen,
so daß der Vorformling lediglich zusammen mit dem Hilfskern 1 in die Fertigpresse
eingesetzt wird.
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Der in Fig. 2 dargestellte Hilfskern 6 hat parallel verlaufende Außenwände,
aber konisch verlaufende Innenwände. Mit einem derartig ausgebildeten Hilfskern
ist das Einbringen des Vorformlings in die Fertigpresse erleichtert, weil durch
die konisch ausgebildeten Innenwände ein leichtes Aufsetzen auf den Kern der Fertigpresse
gewährleistet ist. Trotzdem kann durch
diese Ausbildung ein endgültiger Formkörper
mit senkrechten Innenwänden hergestellt werden.
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Fig. 3 zeigt einen Hilfskern 7, der an den vier senkrechten Kanten
aufgeschlitzt ist. Diese senkrechten Schlitze 8 an den Kanten erlauben einerseits
ein leichtes Aufsetzen des Hilfskerns 7 auf den Kern der Fertigpresse auch bei einer
Preßform mit senkrecht ausgebildeten Seitenwänden und ergeben andererseits ein glattes
Anliegen der Blechwände des liilfskerns 7 am Kern der Fertigpresse unter Preßdruck.
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Die Hilfsformen können selbstverständlich auch in anderen Ausführungsformen
ausgebildet sein. Wesentlich ist, daß sie annähernd die Innenmaße des herzustellenden
Formkörpers haben und die Herstellung eines Vorformlings erlauben, der zusammen
mit dem Hilfskern der Hilfsform in die Fertigpresse übergeben wird. Wenn die Hilfsform
für die Herstellung von Vorpreßlingen verwendet werden soll, ist es zweckmäßig,
wenn die Hilfsform etwas größere Innenmaße als der endgültige Preßling aufweist,
damit der Vorpreßling leicht in das Preßwerkzeug der Fertigpresse übergeben werden
kann.
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Durch die Ummantelung des Hilfskerns mit Preßmasse, die unter Zuhilfenahme
des abnehmbaren Schalmantels durchgeführt wird, können große und komplizierte Preßteile,
insbesondere tiefgezogene Formkörper, nunmehr sehr wirtschaftlich hergestellt werden,
da zur Ausnutzung der Pressenkapazität lediglich eine entsprechende Anzahl Hilfsformen
zur Füllung mit Preßmasse außerhalb der Fertigpresse bereit gestellt werden muß.
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PATENTANSPRtJCHE: 1. Verfahren zur Herstellung von gepreßten, insbesondere
hochwandigen Formkörpern aus span-oder faserförmigen, schüttfähigen, nicht oder
nur schwer fließfähigen Preßmassen, z. B. Holzspänen od. dgl., mit geringem Bindemittelgehalt
mittels einer als Fertigpresse dienenden Heißpresse, der die Preßmasse vorgeformt
übergeben wird, dadurch gekennzeichnet, daß außerhalb der Fertigpresse in einer
Hilfsform ein Vorformling aus Preßmasse gebildet, dieser mit höchstens einem Teil
der Hilfsform, der den Vorformling abstützt und die Endverformung nicht beeinträchtigt,
in die Preßform der Fertigpresse übergeben und darauf der Preßvorgang in an sich
üblicher Weise durchgeführt wird.