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Verfahren zum Herstellen von Kunstholzplatten Die Erfindung betrifft
ein Verfahren zum Herstellen von Kunstholzplatten. Diese bestehen zur Hauptsache
aus groberen Holzteilchen, wie Hobelspänen, Sägespänen od. dgl., und einem oder
mehreren organischen, härtbaren Bindemitteln. Der Zusammenhalt der Platten kommt
durch Pressen mit Wärme und Druck zustande. Der Vorteil der Kunstholzpl,atten gegenüber
den Hartfaserplatten liegt vor allem in dem geringen Flüssigkeitsbedarf bei der
Herstellung. Die Hartfaserplatten benötigen nämlich bei ihrer Herstellung die Anwesenheit
einer im Verhältnis zur Holzmenge vielfachen Wassermenge. Diese muß nachträglich
wieder entfernt werden, wozu erhebliche Wärmemengen nötig sind. Es ist daher erwünscht,
den Wasseraufwand so klein wie möglich zu halten. Bei .dem Herstellen der Kunstbolzplatten
ist der Wasseranteil geringer, meist sogar nur ein Bruchteil der ztt verpressenden
Trockenmasse. Die verhältnismäßig große Trockenheit des zu mischenden Spänegutes
bringt nun auf der anderen Seite Schwierigkeiten mit sich. Es läßt sich nämlich
in vielen Fällen schwer eine gleichmäßige Mischung erzielen, da die Bindemittelteilchen
erheblichkleiner als die Holzteilchen sind. Je trockner dann die Gesamtmasse ist,
um so mehr haben die B.indemittelteilchen die Neigung, während des Mischvorganges
durch Abfallen von der Oberfläche der einzelnen Holzteilchen od. dgl. in tiefere
Schichten .des Spänegutes zu gelangen. Es besteht also eine Entmischungsgefahr,
die um so größer ist, je trockner das Spänegut gehalten wird.
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Man kann dieser Entmischungsneigung entgegenwirken, wenn man die Masse
anfeuchtet, da dann die Bindemittelteilchen eine bessere vorübergehende Haftung
an den Holzteilchen erlangen, so daß das Abfallen .der Bndemittelteilchen von den
Holzteilchen unterbunden wird. Geht man aber dazu über,
dem zu mischenden
Spänegut Wässer zuzusetzen, so rührt man damit an den Vorteil der Yunstholzplatten,
die zum Herstellen nur wenig Flüssigkeit benötigen. Es kommt darauf an, den Flüssigkeitsaufwand
für das vorübergehende Anhaften der Bindemittelteilchen an ,den Holzteilchen auf
ein Mindestmaß zu beschränken. Es ist bekannt, bei dem Herstellen von Kunstharzmischungen
den Füllstoff mit Wasser anzufeuchten. Auch hat man- sich bemüht, bei der Herstellung
von lockeren Füllmassen für Wärmeisolierungen die Masse dadurch nur schwäch anzufeuchten,
.daß man die Feuchtigkeit in Hebel- oder Dampfform aufbrachte. In allen diesen Fällen
findet jedoch die Anfeuchtung der Holz- oder Füll,stoffmasse vor der Durchmischung
mit dem Bindemittel statt. Infolgedessen läßt es sich nicht vermeiden, daß ein erheblicher
Teil der zugegebenen Flüssigkeit in .das Holz einzieht und ,damit für die erstrebte
Anhaftwirkwng unbrauchbar wird; :denn lediglich die an der Oberfläche der Holzteilchen
befindliche Flüssigkeit vermag,die B.indemittelteilchen an den Holzteilchen zu halten.
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Mit der Erfindung wird nun vorgeschlagen, die Flüssigkeit oder Aden
Dampf fein verteilt während des Mischens. der Holzteilchen reit den Bindemittelteilchen
auf :das. Spänegut aufzubringen. Soll die Flüssigkeit in tropfbarer Form der Masse
beigegeben werden, so kann die feine Verteilung in an sich bekannter Weise :durch
eine Zerstäubervorrichtung vorgenommen werden. Bei Zugabe des Wassers als Dampf
genügt zumeist schon eine geringere Menge als :bei Zugabe in flüssigem Zustande,
um alle Bindemittel oder Zutaten an die Holzteilchen zu binden. Die Zugabe von Dampf
ist also bes.on-,ders dort am Platze, wo die zu binderndon Holzteilchen, wie z.
B. Sägespäne od. dgl., nicht völlig trocken sinn. Mit dem Vorgehen gemäß der Erfindung
hat man die Möglichkeit, die Flüssigkeit unter den günstigsten Bedingungen auf das
Spänegut zu bringen, nämlich jeweils dann, wenn Holzteilchen und Bindemittelteilchen
durch die Mischarbeit miteinander in Berührung kommen.
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Während des Mischens werden immer wieder neue Holzteilchen von feinzerteilter
Flüssigkeit getroffen, und diese bildet überall auf den Holzteilchen einen dünnen
Überzug. Dadurch erhalten die Holzteilchen ein gleichmäßiges Haftvermögen gegenüber
dem pulvrigen Bindemittel: Der Flüs,sigkeitsaufwan,d läßt sich sehr klein halten,
und es ist .daher nicht erforderlich, etwa nachträglich- wieder Wasser durch Verdampfung
unter Wärmeaufwand' aus :den Platten zu entfernen.
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Vorteilhaft werden zum Herstellen der Platten Holzteilchen benutzt;
die unterhalb der normalen Luftfeuchtigkeit getrocknet sind. In diesem Falle sorgt
man zweckmäßig dafür; daß zum Ankleben der- -Bindemittelteilcbeneine Flüs.sigkeits-
oder Dampfmenge beim Mischen zugegeben wird, welche den Flüssigkeitsgehalt des Spänegutes
auf ein solches Maß erhöht, Jas.. dem Flüssigkeitsinhalt der fertigen Platte bei
normaler Luftfeuchtigkeit entspricht. Dieser liegt etwa zwischen zo und 15 vom Hundert.
Bei Verwendung eines nicht selbsthärtenden Kunstharzes, wie eines @Harnstöfformul@dehydkondensationspro:duktes
als Bindemittel, wird flüss:nges Härtemittel zusammen mit dem Wasser fein verteilt
auf die zu mischende Masse gebracht.
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Das Verfahren gemäß der Erfindung ermöglicht es, bei kleinem Wasseraufwand
den Bindemittelanteil zu senken. Indem nämlich die Gefahr eines Entmischens durch
das feinverteilte Aufbringen von Flüssigkeit oder Dampf während de-s Mischens zuverlässig-
verhindert wird, wird die Gewähr geschaffen, daß alle Stellen der Platte :die nötige
Festigkeit haben, ohne daß es zu diesem Zweck erforderlich ist; zur Sicherheit wegen
der .durch ein Entmischen bedingten Ungleichmäßigkeit eine überschüssige Bindemittelmenge
zuzugeben. Da .das Bin:de,mittel, insbesondere wenn .es aus Kunstharz besteht, den
teueren Bestandteil der fertigen Platte bildet, ist es zur Erzielung billiger Platten
wichtig, den Bindemi :telaufwand soweit wie möglich zu senken. Das Verfahren gemäß
der Erfindung kommt insbesondere dann in Frage, wenn mit kleinem Bindemittelantei:l
gearbeitet werden soll; denn in diesem Falle würden Ungleichmäßigkeiten in der Mischung
leichter zutage. treten.
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Wenn gemäß der Erfindung die in .dem zu pressenden Spänegwt enthaltene
Flüssigkeitsmenge klein und insbesondere auf den Wassergehalt der fertigen Platte
bei normaler Luftfeuchtigkeit abgestimmt ist, so ist es erwünscht, -zu verhindern,
daß während des etwaigen Wärmverpressens ein größerer Teil der in der Masse enthaltenen
Flüssigkeit abdampft. Abgesehen von der Beeinträchtigung der Güte des Erzeugnisses
durch .die Dampfbildung würde -diese auch eine Klimatisierung der fertigen Platten
als besonderen Arbeitsgang erforderlich machen. Es wird:daher rnitder Erfindung
vorgeschlagen, zwecks Verhinderung :des Abdampfens der zugesetzten Flüssigkeitsmenge
,das. Pressen entweder unter roo° C vorzunehmen oder bei Pressung über roo° C -vor
.dem Öffnen der Presse bis unter zoo° C abzukühlen. Auf ,beiden Wegen wird eine
Dampfentwicklung beim Öffnen der Presse verhindert.
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Im nachstehenden werden zwei Ausführungsbeispiele für das Verfahren
gemäß der Erfindung angegeben Beispiel r Als Bindemittel soll ein K:unstharzpulver
verwendet werden, das. bei 13a° C abbindet. In eine Mischtrommel werden eingebracht:
3oo Gewichtsteile trockene Sägespäne, q.o Gewichtsteile Kunstharzpulver, 15 Gewichtsteile
Wachspulver.
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Das: Wachspulver dient dazu, die Platte wasserabweisen,d zu machen.
Während .des Durchmis,chens der im vorstehenden genannten Masse wird langsam Dampf
eingeblasen, bis die eingeblasene Menge einer Wassermenge von 3o Gewichtsteilen
entspricht.
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Die fertig :durchmi-schte Masse wird', wie üblich, auf ein Preßblech
mit Rahmen aufgeschüttet, gleichmäßig verteilt und: in eine auf 130° C geheizte
Presse ,gebracht. Nach einer Preßdauer von ro Minuten bei dieser Temperatur und
bei einem
Druck von 25 kg/cm= wird abgekühlt. Wenn beim Abkühlen
nie Temperatur von 95° C erreicht ist, wird die Platte herausgenommen und bis zur
völligen Abkühlung aufgestellt.
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Beispiel e In die Mischtrommel werden reingebracht: 300 Gewichtsteile
trockene Sägespäne, 2:!o GewichtsteileHarnstofformaldehydkondensationsprodukte in
Pulverform, io Gewichtsteile Wachspulver.
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Während des Durchmischens werden 2 Gewichtsteile flüssiger Heißhärter
und 3o Gewichtsteile Wasser zugegeben, und zwar werden das Wasser und .der Heißhärter
langsam durch einen Zerstäuber auf das Gut aufgebracht. Die fertige Masse wird wie
beim Beispiel i in die Presse eingefüllt, bei einer Temperatur von 96° C und bei
einem Druck von 15 k ,g/cm= io Minuten lang gepreßt und dann aus der Presse
genommen.
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Beispiel 3 In eine Mischmaschine werden 3oo Gewichtsteile trockene
Hobelspäne eingefüllt. Während der Mischarbeit werden langsam 3o Gewichtsteile feines
Dextrinpulver und 6 Gewichtsteile eines HarnstoffformaldehydI:ondensationsproduktes
in Pulverform zugegeben.
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Während der Durchmischung wird nun eine Flüssighzitsm@enge fein zerstäubt,
die wie folgt zusammengesetzt ist: 25 Gewichtsteile Wasser, i Gewichtsteil Heißhärter
flüssig, i Gewichtsteil Schutzmittel gegen Schimmel- und Pilzbefall in flüssiger
Form.
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Die Masse wird, in einem Rahmen vorgeformt, dessen Boden ein Preßblech
mit glänzender, harter Oberfläche bildet. Ein gleiches Blech wird oben auf die Masse
gelegt und .das Ganze in der Presse bei 110°C während 17 Minuten und einem
Druck von 20 h,-/cm= gepreßt. Nach kurzer Abkühlung der Presse auf 88='C kann die
Platte herausgenommen werden.
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Beispiel d.
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Die Mischmaschine enthält: iooo Gewichtsteile zerkleinerte Furnier-
und Sperrplattenabfälle mit 5 % Restfeuchtigkeit, 8o Gewichtsteile Kaseinpulver,
3o Gewichtsteile Montanwachs in Pulverform.
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Während der Durchmisch.ung werden 8o Gewichtsteile Flüssigkeit, die
aus io Gewichtsteilen Formaldehyd (4oo/oig) zum Härten des Kaseins und
70 Gewichtsteilen Wasser besteht, auf das Mischgut fein zerstäubt.
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Nach Ausbreitung im Formrahmen und Einbringung in die Presse, wie
unter Beispiel 3 beschrieben, wird während, 2o Minuten bei io2° C gepreßt und dann
die Presse vorteilhaft nach Abkühlung auf etwas unter ioo° C geöffnet.
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Ein Teil der Flüssigkeit verdunstet aus der Platte, so .daß dieselbe
in einer Klimaanlage anschließend auf etwa 12 bis 14°/o Feuchtigkeit gebracht wird.
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Wenn, wie es meistens der Fall ist, auf eine besonders glatte Oberfläche
der Platte Wert gelegt wird, so dient als PreßNech ein solches aus Glanzblech. Es
können sowohl einseitig als auch doppelseitig glatte Platten hergestellt werden.
Im letzteren Falle wird auch oben auf .den Preßrahmen ein Glanzpreßblech aufgelegt.
Außer Wasser und Härterflüssigkeitkönnen, wie an sich bekannt, auch Lösungen von
Chemikalien beigegeben werden, welche den Platten eine Widerstandsfähigkeit gegen
Schimmelpilzbefall oder gegen Feuer verleihen.