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Verfahren zur Beseitigung übelriechender Abgase aus Fischmehl-Fabriken
oder ähnlichen Betrieben Die Hauptquellen der Gerüche, die durch Fischmehl-Fabriken
oder ähnliche Betriebe, wie z. B. Abdeckereien, entstehen, liegen im Wrasen, der
bei der Trocknung des abgepreßten, gekochten Rohmaterials aus den Trocknern entweicht.
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Entsprechend der Zusammensetzung des Rohmaterials bestehen diese
Abgase neben großen Mengen an Wasserdampf aus Ammoniak, Trimethylamin und dessen
Oxyd, Guanidinabkömmlingen und anderen Aminen sowie aus flüchtigen, fettsauren Salzen
dieser Alkalien. Die Abgase reagieren infolgedessen stark alkalisch.
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Man hat bereits vorgeschlagen, diese Abgase im Gegenstrom durch Waschwässer
zu leiten, denen man auch bereits Chlor und das in manchen Fällen bedeutend wirksamere
Chlordioxyd zugegeben hat. Ferner ist es bekannt, dieAbgase nach Passieren derWäschen
mit gasförmigem Chlor zu versetzen.
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Durch all diese Maßnahmen wird zwar ein großer Teil, insbesondere
der fettsauren Salze sowie der flüchtigen Alkalien selbst entfernt, aber auch der
Zusatz vor Chlor usw. genügt keineswegs, um die penetranten und auch bei großer
Verdünnung noch stark riechenden alkalischen Geruchstoffe völlig zu entfernen, so
daß die Fischmehlfabriken trotz aller Maßnahmen auch heute noch eine Quelle des
ärger und der Belästigung der Nachbarschaft darstellen.
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Es hat sich nun im Laufe systematischer Untersuchungen gezeigt, daß
alle die genannten Geruchstoffe, welche ausschließlich alkaIisch reagieren, durch
Säuren zu geruchlosen Neutralsalzen umgewandelt werden. Man kann z. B. durch eine
Schwefelsäurewäsche diesen Prozeß durchführen und nach dieser Wäsche unter Umständen
Abgase erhalten, die völlig geruchlos sind.
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Auch in an-deren Industrien hat man bereits solche Schwefelsäurewäschen
zur Beseitigung übler Gerüche angewendet.
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Nach dem Verfahren der britischen Patentschrift 314 187 werden z.B.
die schwefelwasserstoffhaltigen Abgase der Kunstseidenindustrie durch Waschen mit
820/oiger Schwefelsäure desodoriert, wobei derSchwefel ausgeschieden und wiedergewonnen
wird.
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Eine solche Wäsche würde aber in der Anschaffung und im Betrieb sehr
kostspielig sein, so daß die Rentabilität des Betriebes ernsthaft gefährdet würde.
Zudem würde eine solche Anlage erheblicher Abnutzung durch Korrosionen ausgesetzt
sein, die ihre Lebensdauer sehr beschränken würde.
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Die vorliegende Erfindung arbeitet ebenfalls mit Säuren und umgeht
alle die Nachteile, die sich beim Arbeiten mit flüssigen Säuren ergeben, dadurch,
daß man die stinkenden, gegebenenfalls vorgewaschenen und mit Chlor vorbehandelten
Abgase mit den Rauch-
gasen der Kesselfeuerungen derart vermischt, daß die stinkenden
Alkalien durch die in den Rauchgasen enthaltenen Säuren, insbesondere die schweflige
Säure, neutralisiert werden. Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß selbst bei
einem geringen Uberschuß an Rauchgasen der fischige, üble Geruch der Wrasen aus
den Trocknern völlig verschwindet und daß auch beim Eintritt der Gasmischung in
die Atmosphäre kein irgendwie belästigender Geruch mehr zu bemerken ist.
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Nicht nur der Wrasen aus den Trocknern, der allerdings die Hauptquelle
aller Geruchsbelästigungen darstellt, sondern auch die über Dach gehenden Gerüche
aus den Fabrikationsgebäuden können auf diese Weise desodoriert werden. Da diese
Abgase sehr vieI weniger Wasser enthalten als die aus den Trocknern entweichenden
Wrasen, ist es möglich, sie aus den Räumen abzusaugen und in den Rauchgasschornstein
zu drücken, so daß bei dem großen Überschuß an sauren Bestandteilen des Gasgemisches,
insbesondere an SO2, die hier verhältnismäßig geringen Mengen an alkalischen Geruchstoffen
völlig neutralisiert werden.
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Die überraschende Wirkung der Rauchgase auf die Beseitigung der Gerüche,
die bereits durch lange Betriebsdauer entsprechender Anlagen in Großbetriel>en
erprobt wurde, ist, wie vorerwähnt, insbesondere auf den SO2-Gehalt der Rauchgase
zurückzuführen, der durch einen stets mehr oder weniger hohen Gehalt der Brennstoffe
an Schwefel bedingt ist.
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Heizöle haben z. 13. einen Schwefelgehalt von 2 bis 3 °/o, Kohle
einen solchen von 1 bis 2 O/o.
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Bei einem Brennstoffdurchsatz von z.B. 20& kg Heizöl pro Stunde
würde man etwa 3000 bis 4000 cbm Rauchgas mit einem SO2-Gehalt von 12 kg SO2 pro
Stunde erhalten. Aus einerFischmehlfabrik von eine diesem 13 rennstoffverbrauch
etwa entsprechenden
Durchsatz von 20 t Fischmaterial pro 24 Stunden
würden nach dem Waschen des Trocknerwrasens etwa 150 mg alkalische Geruchstoffe
pro 1 cbm Wrasen, bei einem Ausstoß von 1 bis 2 cbm Wrasen pro Sekunde etwa 1 kg
Geruchstoffe pro Stunde, in die Atmosphäre entweichen.
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Wenn man das Molekulargewicht dieser Geruchstoffe gleich dem des
Ammoniaks (NH3) setzt (was allerdings infolge des höheren Molekulargewichtes der
Amine etwas zu niedrig gegriffen sein dürfte), so würde die Neutralisierung und
Vernichtung des einen kg an Geruchstoffen, die in der Stunde anfallen, etwa 2 kg
SO2 pro Stunde erfordern, die von den Rauchgasen zu liefern wären.
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Da unter den genannten Verhältnissen durch die Rauchgase der Fabrik
etwa 12 kg SO pro Stunde anfallen, so ist nur etwa der fünfte Teil der Gesamtproduktion
an Rauchgasen, also etwa 800 cbm pro Stunde, mit dem Wrasen aus dem Fischmehltrockner
zu vermischen, um völlige Geruchlosigkeit zu erzielen.
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Die Wirkung des neuen Verfahrens wird in dem folgenden Beispiel unter
Beweis gestellt: Eine Fischmehlfabrik von 75 t Rohstoffdurchsatz pro 24 Stunden
(= etwa 3,0 bis 3,5 t pro Stunde) emittiert aus einem indirekten Fischmehitrockner
etwa 10 000 cbm/Stunde an Wrasen mit etwa 850 kg Wasserdampf und 5 kg an Geruchstoffen
(auf Ammoniak berechnet) bei einer Temperatur von 95 bis 100" C.
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Nach der üblichen Wasserwäsche enthält dieser Wrasen, der auf 400
C heruntergekühlt wurde, noch, etwa 2,5 kg Geruchstoffe/Stunde, d. h. pro 1 cbm
wasserdampfgesättigten Wrasen etwa 250 mg Geruchstoffe.
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Diese 10 000 cbm/Stunde an feuchtem Wrasen werden im unteren Teil
eines separaten Wrasenschornsteins mit 1250 cbm/Stunde Rauchgasen einer Heizölfeuerung
vermischt, wobei sich die Temperatur der Mischgase zwar auf etwa 700 C erhöht, aber
noch weit unter dem Taupunkt liegt.
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Wenn man den Geruch der aus dem Schornstein entweichenden Gase korund
nach der Zumischung der Rauchgase prüft, so stellt man fest, daß sich der penetrante,
äußerst üble~und auf weiteEntfernungen wahrnehmbare Geruch nach der Zugabe der Rauchgase
nicht mehr bemerkbar macht.
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Saugt man aus einer Öffnung im oberen Teil des Wrasenschornsteins
mittels einer kleinen Pumpe Wrasen durch eisgekühlte Vorlagen) so erhält man beim
Arbeiten ohne Rauchgaszusatz ein äußerst üblen riechendes Kondensat. Dagegen erhält
man nach Zusatz der Rauchgase ein saures Kondensat ohne jeg-
lichen üblen Fischgeruch,
der auch beim Kochen des Kondensates nicht auftritt.
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Wenn man die gleiche Versuchsanordnung wie oben anwendet und die
Vorlagen mit destilliertem Wasser versieht, so erhält man beim Arbeiten nach dem
erfinslungsgemäßen Verfahren ebenfalls einen sauren, aber keineswegs üblen Geruch,
der sich auch beim Kochen nicht ändert.
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Dagegen tritt in beiden Fällen beim Versetzen der Vorlagen mit starker
Natronlauge ein äußerst übler Geruch auf, der aus den in den Vorlagen aufgefangenen
alkalischen Geruchstoffen stammt, die an die schweflige Säure der Rauchgase als
geruchloses Salz gebunden sind und durch das stärkere Alkali aus diesen Salzen in
Freiheit gesetzt werden.
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Alle diese drei Versuche beweisen also die Wirksamkeit des neuen
Verfahrens. Sie zeigen insbesondere, daß die alkalischen Geruchstoffe von den Säuren
der Rauchgase so fest gebunden werden, daß auch beim Kochen ihrer wäßrigen Lösungen
keine Hydrolyse und somit keine Rückbildung von Fischgeruch eintritt. Die Gefahr
einer solchen an feuchter Luft dürfte daher auch ausgeschlossen sein.
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Es hat sich gezeigt, daß es zweckmäßig ist, dem Wrasen vor dem Einleiten
der Rauchgase in bekannter Weise gasförmiges Chlor beizumischen, weil dadurch ein
Teil der Geruchstoffe zerstört und so die Menge der beizumischenden Rauchgase noch
verringert wird.
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PATENTANSPRtJCHE: 1. Verfahren zur Beseitigung übelriechender Abgase
aus Fischmehl-Fabriken oder ähnlichen Betrieben, dadurch gekennzeichnet, daß die
Abgase mit einer zur Neutralisierung derselben ausreichenden Menge an Rauchgasen
aus Kesselfeuerungen vermischt werden.