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Verfahren zur Herstellung von Masten für den Freileitungsbau, insbesondere
für Fernmeldeleitungen, einschließlich Traversen, Isolatorstützen und Isolierkörpern
Im Freileitungsbau bei Fernmelde- und Niederspannungslinien verwendet man im allgemeinen
Masten aus Kiefern- oder Fichtenholz, die durch besondere Tränkungsverfahren gegen
Fäulnis, Befall von holzzerstörenden Insekten usw. haltbar gemacht sind. Trotz derartiger
Präparierung faulen die Masten, insbesondere an der Eingrabstelle, nach kürzerer
oder längerer Zeit und werden auch sonst von Schädlingen befallen, wodurch Unfälle
beim Besteigen der Masten zu Instandsetzungsarbeiten auftreten oder bei Unwetter
Teile der Linien umbrechen. Zur Aufnahme des Leitungsmaterials bringt man an den
Masten in bestimmter Höhe mit Hilfe von Ziehbändern, Vorlegeplatten, Stiften, Schrauben
und Muttern Querträger aus Eisenprofil an, die auf Eisenstützen Porzellan-oder Glasisolatorglecken
tragen. Die Montagearbeiten, die Lagerhaltung des umfangreichen verschiedenartigen
Bauzeugs, der Aufwand zum Transport des Materials an die Baustelle usw. sind ziemlich
kostspielig. Die Freileitungslinien müssen zudem in bestimmten Zeitabschnitten überholt
werden, wobei Masten ausgewechselt, die der Witterung ausgesetzten Eisenteile gesäubert
und mit Rostschutzfarbe versehen, die Querträger neu gerichtet und andere Arbeiten
ausgeführt werden. Alle diese Arbeiten beanspruchen viel Zeit und sind mit erheblichen
Kosten verbunden. Man hat deshalb bereits versucht, statt Holzmasten solche aus
Kunststoff zu verwenden.
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Der mit Glaswolle verstärkte Polyesterkunststoff weist eine Reihe
von Eigenschaften auf, die ihn gerade zum Herstellen von Freileitungsmasten besonders
geeignet erscheinen lassen. Fr besitzt hohe Festigkeit gegen mechanische, chemische
und elektrische Beanspruchung, geringes spezifisches Gewicht, Formbeständigkeit
und ausreichende Elastizität, Maßhaltigkeit und leichte Bearbeitbarkeit, um hier
nur die wichtigsten anzuführen. Abweichungen in bezüg auf Zusammensetzung und Maße
lassen sich in engen Grenzen halten. Masten aus glasfaserverstärktem Polyesterkunststoff
können daher in großer Gleichmäßigkeit gefertigt werden.
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Bei der Frage, ob Masten aus diesem Kunststoff für Bodenlinien verwendet
werden sollen, darf die Wirtschaftlichkeit nicht außer acht gelassen werden. Der
Preis dürfte dabei eine ausschlaggebende Rolle spielen. Ein Mast aus dem vorerwähnten
Kunststoff kostet heute etwas mehr als das Dreifache eines Mastes aus Kiefern- oder
Fichtenholz. Sollen trotz des hohen Preises die unbestreitbaren Vorzüge dieses Kunststoffes
für den Bau von Bodenlinien ausgenutzt werden, so muß danach getrachtet werden,
die höheren Preise für Maste aus glasfaserverstärktem Polyesterkunststoff durch
andere Maßnahmen auszugleichen. Das gelingt dadurch, daß nicht nur die Masten, sondern
auch die übrigen Teile, wie Traversen, Stützen, Isolatoren, aus glasfaserverstärktem
Polyesterkunststoff bestehen. Dann lassen sich nämlich die Kosten für den Aufwand
für Transport, Lagerhaltung und vor allem an Arbeitslöhnen ganz erheblich senken,
so daß die Gesamtausgaben für eine Bodenlinie mit Masten und Ausrüstungen aus Kunststoff
nicht nur denjenigen für eine gleiche Linie mit Masten aus Holz und herkömmlicher
Ausrüstung angeglichen, sondern sogar unterschritten werden können. Das Ziel, die
Bauarbeiten erheblich zu vereinfachen, wird sich allerdings nur dann erreichen lassen,
wenn mit dem Ersatz der Werkstoffe für die herkömmliche Ausrüstung (Eisenquerträger,
Ziehbänder, Vorlegeplatten, Stifte, Schrauben, Muttern, Stützen, Porzellan- oder
Glasisolierglocken usw.) durch glasfaserverstärkte Polyesterkunststoffe auch die
äußere Form und die Anordnung der Ausrüstungsteile geändert wird, wobei jedoch durch
diese Maßnahme freilich die elektrischen und magnetischen Eigenschaften der Freileitungslinien
keineswegs verschlechtert werden dürfen.
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Die Erfindung hat ein Verfahren zur Herstellung von Masten für den
Freileitungsbau, insbesondere für Fernmeldeleitungen, einschließlich Traversen,
Isolatorstützen und Isolierkörpern zum Gegenstand, die alle dargelegten Nachteile
des bisher gebräuchlichen -Freileitungsbaues vermeidet.
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Erfindungsgemäß werden der Mast und sämtliche vorgenannten Zubehörteile
der Mastausrüstung aus den gleichen glasfaserverstärkten Kunststoffen, z. B. Polyesterkunststoff
mit Glaswolleeinlage, hergestellt
und die Zubehörteile unter sich
und mit dem Mast unter Verwendung von Kunstharzbindemitteln durch Klebverbindungen
zu einem einheitlichen Ganzen unmittelbar am Montageort des Mastes vor seiner Aufstellung
miteinander verbunden.
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Am Mast selbst sind vorteilhafterweise an der Traversenbefestigungsstelle
Aussparungen vorgesehen, in die ein Traversenmittelstück mit einem den Aussparungen
entsprechenden -Querschnitt, vorzugsweise ein rechteckiges Traversenmittelstück
eingepaßt ist. Dieses Mittelstück besitzt beidseitig Ansatzstücke mit vorzugsweise
elliptischem Querschnitt, auf die rohrartige Traversenseitenstückemitentsprechendem,
ebenfalls elliptischem Querschnitt des Rohrhohlraumes mit-Paßsitz aufgesteckt und
verklebt sind. Die Ansatzstücke. des Mittelstückes sind -schräg gestellt, so -daß
die auf ihnen mit Pagsitz aufgebrachten Traversenseitenstücke eine Neigung von-
etwa 65° gegen den Mast erhalten. Durch diese schräge Lage der Seitenstücke wird
verhindert, dal3-die Leitungen im Spannfeld zusammenschlagen. Der Neigungswinkel
ist der gleiche, den auch ein Leitungsfeld bei der herkömmlichen Ausrüstung etwa
mit dem Mast bildet.
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Die elliptisch geformten rohrförmigen Seitenstücke der Traverse sind
auf der ngrh oben weisenden Schmalseite mit Einkerbungen- 6d': dgl. in bestimmten
Abständen, z. B. von etwa-170 mm, versehen, in denen die Stütz- und Befestigungsorgane
der Leitungsträger befestigt sind. Als Leitungsträger dienen -Kauschen in Form von
elliptischen Ririgeri entsprechender Breite, deren nach oben mit vergrößerter Wandstärke
ausgebildeter Teil (Kauschenhaube) einen Drahteinlegeschlitz aufweist, der durch
Wülste nach oben Vgrengt ist. Die Wülste verhindern ein Abgleiten des in den Schlitz
des Leitungsträgers eingelegten Leitungsdrahtes, wenn der Bindedraht sich gelockert
hat oder gerissen ist. Die Kausche trägt auf ihrer oberen Ringhälfte beidseitig
schirmartige Vorsprünge, die eine lufttrockene Oberflächenstrecke auf deren beiden
Seiten gewährleisten. Der Käuschenring hat an .seiner oberen Innenfläche eine Nase,
die in ihrer Form den Einkerbungen in den Seitenstücken der Traverse entspricht
und in diese beim Aufschieben eingreift. Dadurch sitzt die Kausche in. einer bestimmten
Lage auf der Traverse unverrückbar fest: Die Kauschen lassen sich fabrikmäßig aus
zwei genau gleichen Hälften herstellen, die zusammengeklebt werden. Diese Teile
aus glasfaserverstärktem Polyesterkunststoff, die mit Polyesterharz bestrichen und
dann zusammengefügt werden, haften nach kurzer Zeit so fest aneinander, daß sie
sich weder durch Wärmeeinwirkung noch durch chemische Lösungsmittel, sondern nur
durch mechanische Bearbeitung wie sägen, feilen, bohren usw., voneinander lösen
lassen.
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Der Gegenstand der Erfindung ist im folgenden an Hand des in den Abb.
1 bis 10 in schematischer Weise dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
Abb. 1 bis 3 zeigen Mastspitzen mit Ausrüstungen für jeweils acht Doppelleitungen.
In Abb. 1 ist die bekannte Mastausrüstung an einem Holzmast 12 dargestellt, die
aus Eisenquerträgern 13 besteht, auf denen mittels (-Stützen 14 und U-Stützen 15
Glas- oder Porzellanisolatorglocken 16 aufgebracht sind. Abb. 3 zeigt einen Mast
1 mit Querträgern 4 und aufgebrachten Kauschen 5 aus glasfaserverstärktem Polyesterkunststoff,
wobei die Träger gegen die Mastachse in einem Winkel von etwa 65° geneigt sind.
In Abb. 2 sind Querträger 4 mit Kaugchen 5 zum Mast 1 rechtwinklig angeordnet= wobei
alle Teile gleichfalls aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehen. Die Abb: 4
bis 6 zeigen den Ausschnitt eines rohrförmigen Mastes aus Kunststoff, an dem ein
Querträger befestigt ist, und zwar in Abb. 4 von der Seite gesehen mit Schnitt des
Mastes nach der Linie A-B der Fig. 6, in Abb. 5 in Ansicht in Richtung E der Abb.4
und in Abb.6 in Draufsicht mit Schnitt des Mastes nach der Linie C-D in Abb. 4.
Mit 1 ist dabei der Mast bezeichnet, durch dessen Aussparung das rechteckige Trägermittelstück
2 mit seinen elliptischen Ansatzstücken 3 hindurchgeführt ist. Ein Traversenseitenstück
4 mit elliptischem Rohrquerschnitt sitzt passend auf dem Ansatzstück 3.
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Abb. 7 bis 10 stellen eine auf dem elliptischen rohrförmigen- Traversenseitenstück
4 befestigte_Kausche 5 dar, wobei diese in Abb. 7 im Schnitt nach der Linie I-K
der Abb. 8, in Abb. 8 im Schnitt nach der Linie A-B in Abb. 7, in Abb. 9 in Draufsicht
(von oben) nach dem Schnitt E-F in Abb. 7 und, in Abb. 10 in Sicht von unten nach
dem Schnitt G-H in Abb. 7 zu sehen ist. Die Käusche 5 sitzt mit ihrer Nase 6 in
der ;Einkerbung 7 des Traversenseitenstückes 4. Mit 8 ist der Kauschenhals und mit
9- die Kauschenhaube bezeichnet, deren Wulst 10 ein Abgleiten des Leitungsdrahtes
verhindert. Der nach beiden Seiten ausladende Kauschenmantel 11 sorgt für eine lufttrockene
Oberflächenstrecke an seinen beiden Innenseiten. und damit für einen möglichst hohen
Ableitwiderstand.
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Die Montage der Ausrüstung auf einen neu aufzustellenden Mast geht
in folgender Weise vor sich: Als vprbereitende _Arbeit- werden, beispielsweise bereits
beim Fernmeldezeugamt oder beim Bautrupp, die Einkerbungen 7 der Traversenseitenstücke
und die Sitzflächen -der Nasen 6 der Kauschen mit Polyesterharz bestrichen und die
Kauschen auf den Trägerseitenteilen festgeklebt. An der Baustelle wird der Mast
1 auf den Boden gelegt, das Trägermittelstück 2 durch die Aussparungen im Mast gesteckt
und mit Polyesterharz festgeklebt. Dann werden die beiden Ansatzstücke 3 des Trägermittelstückes
und die damit in Verbindung kommenden rohrförmigen Enden der Traversenseitenstücke
auf ihrer Innenseite mit Polyesterharz bestrichen. Hierauf werden die Traversenseitenstücke,
auf denen bereits die Kauschen sitzen, auf die Ansatzstücke 3 -gesteckt, und zwar
so, daß die Kauschenhauben in Richtung Mastspitze weisen. Traversenseitenmittelstück
und. Kauschen bilden nunmehr mit dem Mast ein zusammenhängendes Ganzes. Wenn das
noch nicht geschehen ist, wird ferner am Fußende des rohrförmigen Mastes eine Standplatte
aus dem gleichen Ku_nstoff aufgeklebt, die ein Versinken des Mastes in den Boden
verhindert. Sobald das Polyesterharz etwas angezogen hat, kann der Mast aufgestellt
werden.
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Die Erfindung bringt eine Anzahl wichtiger Vor-=teile-gegenüber der
bisherigen Bauweise mit sich. Die Montage neuer Masten spielt sich auf dem Boden
ab. Das Zusammenfügen und Zusammenkleben der Ausrüstungsteile erfordert keine nennenswerte
körperliche Anstrengung. Ein 7 bis 8 m langer Rohrmast mit Zubehörteilen der vorerwähnten
Art für vier bis acht Doppelleitungen hat ein Gewicht von nur 25 bis 30 kg, kann
also von einem einzigen Mann getragen werden. Beim Linienneubau braucht der Mast
nur zum Aufbringen und Festbinden der Leitungsdrähte bestiegen zu werden. Die Arbeitszeit
zum Anbringen der Ausrüstungen ist erheblich kürzer. Die Unfallgefahr-wird bedeutend-
herabgemindert. Es brauchen nur wenige verschiedene Teile auf Lager gehalten zu
werden. Ihre Gewichte betragen nur einen Teil der bisherigen Ausrüstung. Es wird
nur wenig Arbeitswerkzeug benötigt.
Schadhafte Teile lassen sich
leicht, rasch und einfach auswechseln oder instandsetzen. Wenn keine außergewöhnlichen
Ereignisse eintreten, behalten die Träger ihre Form und Lage; sie verziehen sich
nicht. Schutzmaßnahmen gegen Rost und Oxydation entfallen, da die Ausrüstungen kein
Metall enthalten. Wegen des hohen elektrischen Isolationswertes von glasfaserverstärktem
Polyesterkunststoff - nicht nur längs der Oberfläche, sondern auch im Innern des
Kunststoffes - bleiben die Ableitungsverluste blanker Leitungen an den Abspannpunkten
überaus gering, und zwar sowohl die Verluste gegen Erde als auch die zwischen den
Leitungen untereinander. Verschlechterungen des Isolationswertes, wie sie bei Porzellan-
oder Glasglocken infolge von Haarrissen oder nach Beschädigung (z. B. durch Steinwürfe)
häufig zu beobachten sind, können nicht auftreten.