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Kollektiv-Reißverfahren Garne, Zwirne, Seiden, Litzen, Drähte usf.
aus natürlichen und synthetischen Fasern, Kunststoffen, Metallen usf. werden auf
Reißkraft und Reißdehnung hisher in der Weise geprüft, daß man jeweils nur einen
einzelnen Prüfling von genormter Länge einspannt und bis zum Bruch belastet und
hierbei Bruchlast und Bruchdèhnung feststellt. Da die Brudilast und Bruchdehnung
von der Belastungsgeschwindigkeit abhängen, wird eine bestimmte Reißgeschwitndigkeit
vorgeschrieben. Da das auf einem einzelnen Cop befindliche Garn, ebenso das Garn
von Cop zu Cop beachtliche Schwankungen in Reißkraft und Reißdehnung aufweist, müssen,
um zu brauchbaren Mittelwerten zu kommen, zwanzig und mellr, in Spezialfällen hunderte
von Reißversuchen durchgeführt werden. Diese Prüfungen sind zeitraubend und dadurch
kostspielig.
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Seit Neuestem sind nun Geräte auf dem Markt, die diese Prüfung (Einzelprüfungj
voll automatisieren, um Arbeitskräfte zu sparen. Der Nachteil dieser automatisierten
Einzelprüfung ist jedodh, daß wegen der vorgeschriebenen Reißgeschwindigkeit nur
rund hundertzwanzig Reißversuthe pro Stunde möglich sind.
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Arbeitet das Gerät ohne Aufsicht, so reißt es kontinuierlich und zieht
deshalb vom Cop fortlaufend h4aterial ab. Bei hundertzwanzig Prüfungen je Stunde
und einer Prüflänge von 50 cm sind dies nur 60 m, während ein Cop bis zu 5000 m
Garnlänge haben kann und die Reißfestigkeit und Reißdehnung über diese 5000 m oft
sehr schwankend ist.
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Die Amerikaner und Engländer bevorzugen deshalb nach wie vor die
Strangreißprüfung (Gebindeprüfung), bei der achtzig Windungen, also hundertsechzig
Einzelfäden gemeinsam eingespannt und gemeinsam bis zum Bruch belastet werden. Infolge
der unterschiedlichen Dehnung bei den hundertsechzig Einzelfäden reißen diese aber
nicht im selben Zeitpunkt. Die Fäden mit geringster Dehnung reißen zuerst, die mit
höchster Dehnung zuletzt Die Bruchlast bei der Gebindeprüfung liegt deshalb bis
zu 30 O/o und mehr unter der Summe der Reißkräfte der einzelnen Fäden. Die Höhe
der Bruchlast ist von der Dchnungsschwankung der hundertsechzig Einzelfäden abhängig.
Dies bringt eine unliebsame Unsicherheit in die Qualitätsbeurteilung.
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Hier setzt die Erfindung ein. Wie man sieht, ist heim gemeinsamen
Reißen vieler Fäden die Bruchdehnung und nicht die Bruchlast des Gebindes maßgegend.
Die Erfindung besteht darin, daß eine Vielzahl von Prüflingen, die je nach Belastbarkeit
der Reißmaschine und geforderter statistischer Sicherheit gewählt wird und zehn,
hundert oder gar tausend betragen kann, gemeinsam, aber sich gegenseitig nicht berührend
eingespannt und in an sich bekannter Weise gemeinsam einer steigenden Zugbelastung
unterworfen werden und hierbei in Abhängigkeit von der durch die
Zugkraft ausgelösten
Dehnung fortlaufend die Zahl der gerissenen oder der noch nicht gerissenen Prüflinge
und gleichzeitig die für jeden Dehnungszustand jeweilige Belastung registriert werden.
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Bei der Gebindeprüfung liegt die Bruchlast um so niedriger unter
der Summe der Einzelreißkraft der Fäden und ebenso die Dehnung bei der Bruchlast
um so weiter unter der mittleren Reißdehnung der Einzelfäden. je größer die Dchuuugsschwankungen
innerhalb der einzelnen Fäden des Gebindes sind.
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Da bei den üblichen Reißmaschinen vermittels der Prüflingsfäden das
Belastungsgewicht (Hebelwaage) gehalten werden muß, reißt das ganze Gebinde bei
der Erreichung der Älaximallast schlagartig, da bei gleicher Gesamtlast die Zahl
der nicht gebrochenen Fäden rapid abnimmt und dementsprechend die spezifische Belastung
im Einzelfaden rapid steigt.
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Bei der vorliegenden Erfindung wird deshalb Vorsorge getroffen, daß
die spezifische Belastung der restlichen Fäden unter Kontrolle bleibt.
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XVie stark der Unterschied zwischen Gebindebruchlast und Summe der
Einzelreißkräfte, ferner zwischen der mittleren Reißdehnung und der Dehnung bei
Bruchlast sein kann, ersieht man aus folgender Überlegung: Hätten alle Einzelfäden
gleiche Reißkraft, z. B. 1 kg, und hätten alle Reißfäden genau dieselbe Reißdehnung.
z. B. 10°/o, so würden alle Fäden des Gebindes gleichzeitig bei Erreidhung von 10°/o
Dehnung brechen und in diesem Falle die Bruchlast des Gebindes gleich der Summe
der Reißkräfte der Einzelfäden sein, ferner wäre die mittlere Reißdehnung
gleich
der Dehnung bei Bruchlast. also gleich 100/o Bei hundert Prüflingsfäden wäre in
vorliegendem Falle die Bruchlast 100 kg. die Summe der Einzelreißkräfte ehenfalls
100 i 1 100 kg.
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Würde nun bei gleicher Reißfestigkeit der Einzelfäden von ebenfalls
1 kg sich die Reißdehnung der hundert Fäden gleichmäßig von 0 bis bei0 Reißdehnung
verteilen. so wäre die mittlere Bruchlast des Gebindes nur 50 kg gegenüber der Summe
der Reißkräfte der Einzelfäden von 100 kg. Ferner würde die Bruchlast theoretisch
schon bei OO/o Dehnung erreicht, während die mittlere Reißdehnung der Einzelfäden
5% betragen würde. Je kleiner die Schwankungsbreite der Reißdehnung der Einzelfäden,
desto näher liegen Gebindebruchlast und Dehnung bei Bruchlast bei der Summe der
Reibkräfte der Einzelfäden bzw. bei der mittleren Reißdehnung.
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Spannt man. wie vorerwähnt. die hundert oder mehr Einzelfäden gemeinsam.
aber sich nicht berührend ein, belastet sie, wie bekannt, gemeinsam und versieht
jeden einzelnen Faden mit einem Fadenwäditer. so läßt sich für jeden Dehnungszustand
die Zabl der gerissenen oder ungerissenen Fäden und die zugehörige Belastung feststellen.
Man erhält also das I)ehnungshäuliglieitsdiagramm sämtlicher Fäden sowie aus Belastungskurve
und Dehnungskurve das gesamte Arbeitsvermögen. Aus mittlerer Reißdehnung, Zahl der
beteiligten Fäden und Arbeitsvermögen läßt sich die mittlere Reißkraft der Einzelfäden
nunmehr mit genügender Sicherheit errechnen.
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Während bei Einzelreißversuchen für 120 Prüflinge bei Vollautomatisierung
eine Zeit von etwa 1 Stunde erforderlich ist. lassen sich nunmehr mittlere Reißdellnung
und Reißkraft von beispielsweise 200 Einzelfäden mittels des Kollektiv-Reißverfahrens
in etwa 60 Sekunden ermitteln.
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Im folgenden sind an Hand von Zeichnungen Einr zelheiten des Verfahrens
bzw. der beispielsweise zur Durchführung des Verfafhrens vorgeschlagenen Vorrichtungen
beschrieben.
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Fig. 1 zeigt die Spannleisten 1. mittels der die Fäden 2 des Kollektivs
geklemmt werden. Die Pfeile AS zeigen die angreifende Zugkraft.
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Fig. 2 zeigt den Widelrahmen 3 und die Fäden 2, die mittels der strichpunktierten
Spannleisten 1 festgeklemmt werden. lii Fig. 3 ist im niagramm dargestellt, wie
das Reißdellnungsdiagramm beim Kollektiv-Reißverfahren aussrebt. wenn sämtliche
Einzelfäden gleiche Dehnung voll D0/O besitzen. Die Bruchlast des Kolldtis-s (=
50 kg) ist gleich der Summe der Reißkräfte der Einzelfäden. die mittlere Reißdehnung
gleich der Dehnung bei Rruchlast (= 5°/o). Bei den zweihundert beteiligten Einzelfäden
beträgt somit die mittlere Reißfestigkeit 750g. Z bedeutet im Diagramm die Anzahl
der Einzelfäden.
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Fig. 4 zeigt demgegenüber ein Kollektiv, bei dem die Dehnung der
200 Einzelfäden gemäß der Häufigkeitskurve zwischen 3 und 7% schwankt. Die mittlere
Reißdehnung beträgt 5 0/o, die maximale Last rund 35 kg. Aus der Fläche desArbeitsvermögens,
der Zahl der beteiligten Fäden und der mittleren Reißdehnung läßt sich die mittlere
Reißkraft rechnerisch ermitteln.
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Fig. 5 zeigt die Fadenwächterrollen 4 auf den Fäden 2 aufliegend
mit Rille und Kontaktstift 8, die exzentrische Bohrung 10, um die sich die Rolle
dreht, die gemeinsame Achse 10, auf der die Fadenwächterrollen sitzen. ferner den
vom Stift 8betätigten Federkontakt 6, der den Stromkreis 5, 6. 7 schließt. Stift
9 dient zum gemeinsamen Anheben der Fadenwächter-
rollen beim Aufsetzen auf die zu
überwachenden Fäden.
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Fig. 6 zeigt die Sammelschienen 11 und liga. zwischen denen die gleich
großen Widerstände 7 der einzelnen Fadenwächter liegen: 12 ist die Stromquelle,
13 das Amperemeter.
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Zur Durdiflihrung des Verfahrens dient ein Wickel rahmen, auf den
das Garn mittels Leitspindel und Mutter gleichmäßig aufgehaspelt wird. Das in der
Rahmenöffnung befindliche Garn wird nun, wie aus Fig. 2 und 1 hervorgeht. mittels
je zweier Spannleisten oben und unten festgeklemmt und in dieser Anordnung der Einzelfäden
in die Belastungseinrichtung (Reißmaschine) eingelegt.
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Als Fadenwächter zum Nachweis des Bruches der einzelnen Fäden dienen
beispielsweise an sich bekannte Tastrollen mit eingedrehter Rille, die bei 10 exzentrisch
gelagert sind und die auf die Fäden 2 aufgesetzt werden. Die Rille verhindert ein
Abgleiten der Rolle vom Faden.
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Beim Bruch eines Fadens senkt sich infolge der Schwerkraft die Rolle
und schließt mittels des Stiftes 8 den Stromkreis 5, 6, 7. Jedem Fadenwächter ist
ein Stromkreis mit gleichem Widerstand zugeordnet, der durch die Fadenwächterrolle
bei Bruch geschlossen wird. Die Stromkreise sämtlicher Fadenwäclhter sind parallel
geschaltet. Die Zahl der Fadenbrüche ist deshalb proportional dem Summenstrom in
der Sammelschiene 11.