DE104102C - - Google Patents
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Classifications
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- D06P—DYEING OR PRINTING TEXTILES; DYEING LEATHER, FURS OR SOLID MACROMOLECULAR SUBSTANCES IN ANY FORM
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- D06P—DYEING OR PRINTING TEXTILES; DYEING LEATHER, FURS OR SOLID MACROMOLECULAR SUBSTANCES IN ANY FORM
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Das seither übliche und allgemein bekannte Verfahren zum Färben mit Substantiven Farbstoffen
bestand darin, dafs die Waare längere Zeit unter Umziehen im Jigger mit der heifsen
Farbflotte in Berührung gelassen wurde, welcher gewisse Salze, wie Soda, Borax oder
phosphorsaures Natron, zugesetzt waren.
Demgegenüber besteht das Wesentliche des neuen (von J. Frühling in Iwanowo-Woznessensk
herrührenden) Verfahrens darin, die Waare bei gewöhnlicher Temperatur mit einer schwach ätzalkalischen Farbstofflösung zu tränken
und die so getränkte Waare in diesem Zustande dann gleichfalls bei gewöhnlicher Temperatur
einige Zeit liegen zu lassen. Während dieses Liegens in feuchtem Zustande werden
von der Faser die Farbstoffe vollkommen aufgenommen ; ihre Fixirung ist wesentlich vollständiger
als bei den seither üblichen Färbemethoden, bei welchen, namentlich bei schwer ziehenden Farbstoffen, erhebliche Mengen in
der Flotte zurückbleiben. Nach dem Liegen der Waare hat man nur noch nothwendig,
den Alkaliüberschufs durch Auswaschen vor dem Trocknen zu entfernen.
Ein derartiges Verfahren zum Färben mit Substantiven Farbstoffen bei gewöhnlicher
Temperatur ist bisher noch nicht beschrieben und angewendet worden. Es. ist wohl beobachtet
worden, und zwar zuerst durch Mercer, dafs die Baumwollfaser durch Einwirkung der
Natronlauge erhebliche Veränderungen erleidet (vergl. Parnell, Life and labours of John
Mercer, London 1896, S. 181; ferner Knecht,
Rawson und Löwenthal, Färberei der Spinnfasern, S. 584). Auf dieser Beobachtung beruht bekanntlich das Verfahren des Merceri-·
sirens, welches im Anschlufs an die Arbeiten von Mercer selbst in neuerer Zeit von den
verschiedensten Seiten bearbeitet'worden ist und erhebliche technische Bedeutung erlangt hat.
Obgleich es durch diese Arbeiten bekannt geworden ist, dafs durch Einwirkung von
Natronlauge die Anziehungskraft der Baumwollfaser für Farbstoffe erheblich erhöht wird,
so hat doch noch Niemand auf diese Beobachtung ein eigentliches Färbeverfahren ohne
gleichzeitige Mercerisirung und dergl. gegründet. Man hatte vielmehr nur die Baumwolle
mit Natronlauge behandelt und alsdann festgestellt, dafs das so bearbeitete Material,
welches entweder infolge von Einschrumpfung kreppartige Effekte aufwies oder aber den der
mercerisirten Baumwolle eigenartigen Glanz erlangt hatte, beim nachherigen Färben
nach den üblichen Methoden den Farbstoff leichter aufnimmt.
Der Grund hierfür mag wohl der gewesen sein, dafs die Mercerisirung die Anwendung
einer sehr concentrirten Natronlauge nothwendig machte und infolge dessen das Hantiren
mit der Waare erschwerte. Dieser Umstand, verbunden mit der Schwerlöslichkeit der meisten
Farbstoffe in stark alkalischen Flüssigkeiten, ist wohl Veranlassung gewesen, dafs die gleichzeitige
Behandlung der Faser mit ätzalkalischen Laugen und Farbstofflösungen zum Zweck des Färbens allein und ohne Merceri-
siren noch nicht ausgeführt und beschrieben worden ist. Es findet sich zwar in der
Litteratur die Angabe, dafs auch schwächere Lösungen als solche von 54 bis 55 ° Tw. die
Baumwolle verändern und ihre Aufnahmefähigkeit für Farbstoffe erhöhen. In diesem
Falle mufs aber die Behandlung der Baumwolle mit der alkalischen Lösung eine sehr
lang andauernde sein. Geht man mit der Concentration der Natronlauge auf io° Tw.
(also auf eine verdünnte Natronlauge von etwas über 4 pCt. Na O H-Gehalt) zurück, so soll
eine 42stündige Behandlung bei gewöhnlicher Temperatur nur noch sehr geringe Veränderung der Baumwolle bewirken (vergl.
bei Parnell, S. 183 und 320).
War somit dem Verfahren Mercer's gegenüber die gleichzeitige Behandlung mit
Natronlauge und einer Farblösung zum Zweck des Färbens in der Kälte an und für sich neu,
so ist der Effekt, welcher durch diese Behandlung erzielt wird, gerade mit Hinsicht auf die
letztcitirte Litteraturstelle ein völlig unerwarteter. Denn bei dem neuen Verfahren gelangt — wie
weiter unten gezeigt wird — eine Natronlauge zur Anwendung, welche wesentlich verdünnter
ist als diejenige, welche obigen Angaben zufolge die Grenze für die Einwirkungsfähigkeit
auf Baumwolle darstellt. Dazu tritt ferner die auffallende Thatsache, dafs bei der gleichzeitigen
Behandlung der Faser mit Farbstofflösung und einer derartig verdünnten Natronlauge
die Zeitdauer, welche erforderlich ist, um die Faser aufnahmefähig zu machen und
den Farbstoff zu fixiren, nicht etwa den erwähnten Versuchen Mercer's gegenüber ver-.
längert, sondern im Gegentheil ganz aufserordentlich abgekürzt wird. Wie das weiter
unten stehende Beispiel zeigt, kann bei dem neuen Verfahren eine alkalische Lösung von
nur etwa i,ß pCt. Gehalt an NaOH angewendet
werden, während die Mercer'sche Vorbehandlung der Baumwolle zur Erzielung
eines guten Resultates eine Natronlauge von mindestens 20 pCt. zur Voraussetzung hatte
(vergl. bei Parnell, S. 321); beim Verdünnen der Lauge auf einen Gehalt von iopCt. soll
zwar die Aufnahmefähigkeit der Baumwolle für Farbstoffe gleichfalls noch eine gesteigerte
sein, aber bei einer Lauge von etwa 4 pCt. soll, wie gesagt, die Wirkung so gut wie ausbleiben.
Auch von dem Verfahren des D. R. P. Nr. 83314 unterscheidet sich die neue' Erfindung
wesentlich sowohl was den Zweck, als auch die zur Erreichung desselben angewendeten
Mittel betrifft. Zweck des Verfahrens des D. R. P. Nr. 83314 ist eine Mercerisirung
der Baumwolle, welche in dem durch Anspruch 3 jenes Patentes gekennzeichneten Theil
verbunden ist mit einem gleichzeitigen Ausfärben der Faser mit Substantiven Farbstoffen.
Das Mittel zur Erreichung dieses Zweckes ist die Anwendung einer stark concentrirten Natronlauge
(5oprocentig), unter deren Einflufs die Faser zusammenschrumpft und die kreppartigen
Effecte erzielt werden.
Die für das Verfahren gemäfs Patent Nr. 83314 charakteristische Mercerisirung bezw.
Einschrumpfung findet nun bei dem neuen Verfahren nicht statt und soll auch gar nicht
stattfinden; vielmehr handelt es sich hier nur um ein einfaches Ausfärben. Während zur
Erreichung dieses Zweckes bei dem neuen Verfahren eine ganz verdünnte· Natronlauge
zur Anwendung gelangt, wird der andersartige Zweck des D. R. P. Nr. 83314 durch Benutzung
einer ca. 5oprocentigen Natronlauge erreicht. In einer Lauge solcher Concentration
lösen sich überhaupt nur wenige Farbstoffe; von denjenigen Farbstoffen, welche unter solchen
Verhältnissen löslich sind, können aber angesichts der im D. R. P. Nr. 83314 vorgeschriebenen
geringen Wassermengen nur äufserst kleine Quantitäten angewendet werden. Jenes Verfahren würde also überhaupt nur die Herstellung
einer ganz beschränkten Anzahl von Nuancen gestatten und auch bei diesen nur in
ganz hellen Ausfärbungen.
Völlig anders liegt die Sache bei dem neuen Verfahren. Gerade weil hier die Farblösung
eine verdünntere sein kann und die Menge der angewendeten Natronlauge eine sehr geringe
ist, lassen sich bei dem neuen Färbeverfahren nicht nur unter Benutzung der mannigfaltigsten Farbstoffe zahlreiche Nuancen
aller Art herstellen, sondern auch wesentlich stärkere Färbungen erhalten, als bei der im
D. R. P. Nr. 83314 beschriebenen Mercerisirung gemäfs Anspruch 3 überhaupt möglich ist.
In ähnlicher Weise wie vom D. R. P. Nr. 83314 unterscheidet sich das vorliegende
Verfahren auch von demjenigen, welches in der Patentschrift Nr. 99337 beschrieben ist.
Bei letzterem ist, wie schon der Titel des Patentes zeigt, der Zweck ebenfalls wieder ein
gleichzeitiges Mercerisiren der Faser. Das Mittel, welches zur Erreichung dieses Zweckes
angewendet wird, ist eine Alkalilauge von mindestens 10 pCt. Gehalt an festem Aetzalkali.
In dieser concentrirten Alkalilauge erfolgt das Ausfärben mit Katigenschwarzbraun bezw.
einigen anderen durch Verschmelzen organischer Substanzen mit Schwefel und Schwefelalkalien
entstehenden Farbstoffen.
Im Gegensatz zu dem eben besprochenen Verfahren findet bei demjenigen der vorliegenden
Erfindung eine gleichzeitige Mercerisirung nicht statt und kann auch in Anbetracht- der
vorgeschriebenen Verdünnung der Natronlauge nicht stattfinden.
Die Vortheile, welche das neue Verfahren im Uebrigen den seitherigen Färbemethoden
für Substantive Farben gegenüber bietet, liegen auf der Hand.
Da der Fä'rbeprocefs sich durchweg bei gewöhnlicher Temperatur vollzieht, so entfallen
in erster Linie die gesammten bei der seitherigen Färbemethode unumgänglichen Kosten
für Dampf. Die Imprägnirung der Faser erfordert aufserordentlich wenig Zeit und kann
mechanisch und continuirlich vorgenommen werden; der ganze.Färbeprocefs wird infolge
dessen wesentlich abgekürzt.
Es erfolgt fernerhin bei dem neuen Verfahren eine vollkommene Ausnutzung des angewendeten
Farbstoffes, der sich, wie bereits erwähnt, auf der Faser vollständig fixirt, während
bei dem seitherigen Färbeverfahren mit Substantiven Farbstoffen stets Farbstoff verloren
ging, da die Färbeflotten bekanntlich nie vollständig ausgezogen werden.
Ein weiterer Vorzug des neuen Verfahrens ist der, dafs die Bieichfiecke, welche durch unvollkommenes
Entfetten etc. der Waare beim Färben leicht entstehen, hier viel besser gedeckt
werden. Aufserdem enstehen bei dem neuen Färbeverfahren keine ungleich gefärbten Enden.
Schliefslich kann mit dem Färben gleichzeitig ein Kupfern der Färbungen verbunden werden,
insofern der Farblösung eine alkalische Kupferlösung zugesetzt werden kann.
Folgendes Beispiel möge zur Erläuterung des Verfahrens dienen:
Man bereitet eine Lösung, welche pro Liter ίο g Chicagoblau 6 B. und ioo g Natronlauge
von 22° B. enthält. Mit dieser Lösung wird der Stoff geflatscht, nafs aufgerollt und eine
Stunde in gerolltem Zustande liegen gelassen. Nach dieser Zeit wird gut ausgewaschen und
schliefslich getrocknet.
Falls das Färben nicht auf Stückwaare, sondern auf Garn erfolgen soll, werden die Garne
mit der Farbstoff lösung imprägnirt, dann centrifugirt, feucht eine Stunde liegen gelassen
und schliefslich ausgewaschen und getrocknet.
Das Verfahren ist für alle Substantiven Farbstoffe das gleiche, wie es in dem vorstehenden
Beispiel beschrieben wurde, und kann natürlich auch auf Mischungen dieser Farbstoffe
Anwendung finden. Das Maximum der Intensität der zu erzielenden Nuance ist abhängig von
der Löslichkeit der betreffenden Farbstoffe in alkalischem Wasser.
Mit den erhaltenen Färbungen lassen sich selbstverständlich alle diejenigen Nachbehandlungen,
wie Diazotiren und Entwickeln, Behandeln mit Nitrodiazobenzol und dergl.,
vornehmen, welche mit den nach dem seither üblichen Färbeverfahren hergestellten Färbungen
ausgeführt werden konnten.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren zum Färben vegetabilischer Textilstoffe mit Substantiven Farbstoffen ohne gleichzeitige Mercerisirung, darin bestehend, dafs man die zu färbende Waare bei gewöhnlicher Temperatur mit einer1 nicht mehr als 4 pCt. Aetzalkalihydrat enthaltenden Farbstofflösung fiatscht bezw. imprägnirt, nafs aufrollt bezw. centrifugirt , darauf kurze Zeit bei gewöhnlicher Temperatur liegen läfst und schliefslich auswäscht und trocknet.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE104102C true DE104102C (de) |
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Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE104102C (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0013922A2 (de) * | 1979-01-19 | 1980-08-06 | CASSELLA Aktiengesellschaft | Verfahren zum Färben und Bedrucken von hydroxylgruppenhaltigen Fasermaterialien |
EP0013919A2 (de) * | 1979-01-19 | 1980-08-06 | CASSELLA Aktiengesellschaft | Wässrige Farbstoffzubereitung und Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zum Färben und Bedrucken |
-
0
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Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0013922A2 (de) * | 1979-01-19 | 1980-08-06 | CASSELLA Aktiengesellschaft | Verfahren zum Färben und Bedrucken von hydroxylgruppenhaltigen Fasermaterialien |
EP0013919A2 (de) * | 1979-01-19 | 1980-08-06 | CASSELLA Aktiengesellschaft | Wässrige Farbstoffzubereitung und Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zum Färben und Bedrucken |
EP0013922A3 (de) * | 1979-01-19 | 1981-01-07 | CASSELLA Aktiengesellschaft | Verfahren zum Färben und Bedrucken von hydroxylgruppenhaltigen Fasermaterialien |
EP0013919A3 (en) * | 1979-01-19 | 1981-01-14 | Cassella Aktiengesellschaft | Aqueous dyestuff preparation, process for its production and its use in dyeing and printing |
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