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Verfahren zum Färben und Bedrucken von synthetischen Materialien Zusatz
zum Patent 950 545 Im Patent 950 545 wurde beschrieben, daß man durch gemeinsame
Anwendung der Alkalisalze der Schwefelsäureester von Leukoküpenfarl)stoffen mit
quaternären Ammonium-, Isothiuronium-, Sulfonium-oder Phosphoniumverbindungen, welche
außer der Oniumgruppe keine weitere wasserlöslich machende Gruppe besitzen, wesentlich
intensivere Färbungen auf vollsynthetischen Fasern wie Polyacrylnitril, Polyurethanen,
Polyamiden, Polyestern und deren Mischpolymerisaten sowie auch Acetylzellulose erhält,
als wenn ohne die genannten quaternä reu Salze gefärbt wird.
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Bei den weiteren Untersuchungen wurde nun gefunden, daß für den gleichen
Zweck auch organische Basen aus der Reihe des Guanidins, Semicarbazids und Phenyl.hydrazins
sowie Amine der aliphatischen, araliphatischen und heterocyclischen Reihe, die keine
wasserlöslich machenden Gruppen besitzen und deren Aminogruppe an mehr als 3 C-Atoine
enthaltende organische Reste geknüpft ist, oder deren Salze, zweckmäßigmäßig in
Gegenwart von Emulgierungs- und Quellungsmitteln, verwendet werden können. Die genannten
Amine bzw. organischen Basen bilden mit den Alkalisalzen der Schwefelsäureester
von Leukoküpenfarbstoffen wasserunlösliche oder zumindest in Wasser schwerlösliche
Aminsalze.
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Als geeignete Basen seien im einzelnen erwähnt: Guanidin, Aminoguanidin,
Biguanid, Guanylharnstoff und die verschiedenen Arylbiguanide. Auch Seinicarbazid
und Phenylhydrazin sowie Cyclohexylamin und Dicyclohexylamin zeigen eine beträchtliche
Affinitätssteigerung. Ähnliches gilt für Benzylamin und ac-Tetrahydro--ß- naphthylamin.
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Wie schon erwähnt, können die Amine sowohl in Form der freien Basen
als auch als Salze mit organischen Säuren oder Mineralsäuren angewendet werden.
Die Wahl der Säure ist dabei abhängig von der Basizität des zugehörigen Amins.
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Ein besonderer Vorteil der Verwendung der nunmehr vorgeschlagenen
Amine bzw. deren Salze im Vergleich zu den in dem Hauptpatent genannten quaternären
Verbindungen ist der höhere Schmelzpunkt der im Bad erzeugten Estersalze. Dadurch
besteht, selbst für den Fall, daß bei der praktischen Anwendung einmal zu wenig
Emulgiermittel angewandt wurde, nicht die Gefahr der Bildung von harzigen Ausscheidungen.
Bei unzureichender Konzentration an Emulgiermittel fällt das Aminsalz auch bei höheren
Färbetemperaturen - um 90° C und dariiber - lediglich als pulverförmiger Niederschlag
aus, ohne daß das zu färbende oder zu bedruckende Material verklebt und damit geschädigt
würde.
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Im übrigen ist die Anwendungstechnik ganz ähnlich der im Hauptpatent
beschriebenen. Einige Beispiele erläutern die Ausführung, ohne daß damit alle praktisch
in Frage kommenden Möglichkeiten erfaßt werden sollen.
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Beispiel 1 800 g des Natriumsalzes des sauren Schwefelsäureesters
der Leukoverbindung von Indanthrenbraun GR (Schultz, Farbstofftabel len, .7. Auflage,
Nr. 129'4) werden in 350 1 Wasser gelöst; dann werden 1,5 kg eines Fettälkoholsulfonats
von der Kettenlänge C1B_ls hinzugefügt. Ferner wird getrennt eine Lösung von 3,5
kg Guanidincarbonat zubereitet. Die zuerst angegebene Farbstofflösung wird im Chassis
eines Jiggers angesetzt.
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Inzwischen werden 100 kg eines aus Polyacrylnitrilfaser (endloser
Faden) hergestellten Gewebes aufgerüstet. Bei ansteigender Temperatur wird mit dem
Färben begonnen. Nach Erreichung von etwa 60° C wird die vorerwähnte Lösung von
Guanidincarbonat in mehreren Portionen zugegeben, wobei deutlich zu beobachten ist,
daß erst auf Zusatz dieses Produktes die Ware Farbstoff aufzunehmen beginnt. Wenn
alles Guanidincarbonat zugegeben ist und eine Temperatur von 80 bis 90° C erreicht
ist, färbt man noch eine '/z Stunde weiter, läßt dann das weitgehend erschöpfte
Färbebad ab, spült und entwickelt auf frischem Bade mit 15 ccm/1 konzentrische Schwefelsäure
und 1 g/1 Natriumnitrit. (Unter Entwickeln wird dabei im technischen Sprachgebrauch
die gleichzeitige hydrolytische Spaltung des Esters und die Oxydation zum freien
Farbstoff verstanden.)
Im Anschluß an die Entwicklung wird gut gespült
und kochend mit verdünnter Seifenlösung oder einem synthetischen Waschmittel nachbehandelt.
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Auf die angegebene Weise erhält man auf Polyacrylnitrilgewebe eine
gleichmäßige braune Färbung. Führt man den gleichen Versuch unter denselben Bedingungen,
aber unter Weglassung des Guanidincarfionats durch, so bleibt die Faser praktisch
ungefärbt.
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An Stelle des Guanidincarbonats kann mit dem gleichen Erfolg auch
die freie Base, das Guanidinacetat, sowie andere Salze mit organischen Säuren angewandt
werden.
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Beispiel 2 50 kg eines Hemdenstoffes aus Polyacrylnitrilseide (endloser
Faden) werden auf einem mit zweimaliger Tauchung arbeitenden Dreiwalzenfoulard mit
einer Lösung geklotzt, die pro Liter folgende Zusätze enthält: 30 g des Natriumsalzes
des sauren Schwefelsäureesters der Leukoverbindung des Dimethoxydibenzanthrons -I-
200 g Tragant 60/1000 -I- 100 ccm Sprit (Äthylalkohol).
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Das geklotzte Gewebe wird ohne Zwischentrocknung auf einem jigger
behandelt, der auf 200 1 Flotte 5 kg des Perchlorats des ac-Tetrahydro-ß-naphtliy-lamin
-f- 2 kg des Kondensationsproduktes aus Dodecylpheno1 und 12 Mol Äthylenoxyd enthält.
Diese Behandlung wird bei 80 bis 85" C durchgeführt. Nach 20 Minuten wird das Bad
abgelassen, gespült und, wie unter 1 beschrieben, entwickelt.
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Beispiel 3 Wird im Beispiel 1 der darin genannte Farbstoff durch das
Natriumsalz des sauren Schwefelsäureesters der Leukoverbindung des Benzo-thio-naphthenindol-indigo
und Guanidincarbonat durch Biguanid (Base) ersetzt, so erhält man bei sonst gleicher
Arbeitsweise eine kräftige blaugraue Färbung.
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Beispiel -4 50 g des Natriumsalzes der Leukoverbindung des sauren
Schwefelsäureesters des Indanthrenrot FFB (Weiß, Küpenfarbstoffe, 1953, S. 73) -I-
600 g des Natriumsalzes des sauren Schwefelsäureesters der Leukoverbindung des Küpenfarbstoffes,
der durch Kondensation von 1 Mal Dihrombenzanthron mit 2 Mol a-Aminoanthranchinon
erhalten wird, werden mit 1000 g Thiodiglykol und 10 1 Wasser gelöst und einem jiggerbad
zugefügt, das 3 kg des Kondensationsproduktes aus Oleylalkohol und 20 Mol Äthylenoxyd
in 200 1 Wasser enthält.
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Es wird dann analog Beispiel 1 bei 60° C zu färben begonnen und bei
steigender Temperatur (endend bei 90° C) portio.nsweise auf 3- bis 4mal eine Lösung
von 2 kg Benzylamin -I- 200 g des Kondensationsproduktes aus Ole_vlalkohol und 20
Mol Äthvlenoxvd in 16 1 Wasser hinzugefügt. Nach dem letzten Zusatz wird noch etwa
1 Stunde nachziehen gelassen, dann gespült und entwickelt, wieder gespült und geseift.
Man erhält ein sehr gleichmäßiges neutrales Grau von hoher Allgemeinechtheit.
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Beispiel 5 50 kg eines Gewebes mit einer Kette aus Poly acrylnitrilseide
(endloser Faden) und einem Schuß aus Polyacrylnitril-Stapelfaser werden auf einem
mit zweimaliger Tauchung arbeitenden Dreiwalzenfoulard mit einer Lösung geklotzt,
die pro Liter enthält: 20 g des Natriumsalzes des Tetraschwefelsäureesters der Leukoverbindung
des 3,3-Dichlorindanthrons -I- 5 g des Natriumsalzes des sauren Schwefelsäureesters
der Leukoverbindung des Dichlorisodibenzanthrons -I-- 5 g Formamidsulfinsäure
-I- 250 g Britischgummi (gebrannte Maisstärke) -i- 50 ccm Aceton.
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Anschließend wird das. Gewebe auf einer Hotflue, einem Düsentrockner
(ohne Kantenführung) oder einem Düsenspannrahmen mit \Tadelkette zwischengetrocknet.
Das so vorbehandelte Gewebe ist gleichmäßig orangegelb gefärbt, wobei jedoch der
Farbstoff noch nicht fixiert ist.
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Dazu wird das Gewebe wieder auf dem Foulard bei etwa 80° C mit einer
Lösung von 50 g Pheny lbiguanid pro Liter geklotzt und ohne Zwischentrocknung auf
dem jigger, wie im Beispiel 1 beschrieben, entwickelt. Man erhält ein lebhaftes
rotstichiges Blau von hervorragender Echtheit.