DE10232288B4 - Verfahren zur Sprengung von Baukörpern, die unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurden - Google Patents
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Abstract
Verfahren
zur Sprengung von Baukörpern
(1), die unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet
wurden, bei welchem die Baustoffe vor der Sprengung und gegebenenfalls
während und/oder
nach der Sprengung mit Wasser benetzt werden, und bei welchem über ein
am Baukörper
(1) installiertes Leitungssystem dem Baukörper (1) Wasser zugeführt und über Injektorelemente
(19) in im Baukörper
vorhandene Hohlräume
(6) eingeleitet wird und die Sprengung nach weitgehender Befeuchtung
vor allem der gesundheitsgefährdenden
Baustoffe ausgelöst
wird.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sprengung von Baukörpern, mit welchem auch die Sprengung von Baukörpern möglich ist, die unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurden.
- Es ist bekannt, die bei Sprengungen durch die Zerteilung des Baumaterials verursachte Staubentwicklung einzudämmen, indem der Baukörper und das durch die Sprengung zerteilte Baumaterial vor, während und nach der Sprengung intensiv mit Wasser beregnet werden. So ist in dem Aufsatz von RÖHM, W.: „29. Internationale Informationstagung für Sprengtechnik 1998 in Linz/Donau" in der Zeitschrift „Tiefbau", Heft 1/1999, S. 34 – 36 die Sprengung des Schornsteins abgebildet, bei der zur Staubbekämpfung ein Wasserschleier gezündet wird.
- Bei Kollapssprengungen, bei denen die Baukörper in sich zusammenfallen, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, im größeren Abstand um den Baukörper einen ringförmigen Damm aufzuschütten, um dem bei Zusammenfallen des Bauwerkes entstehenden Schub entgegenzuwirken. Es ist bekannt, den Innenraum dieses Dammes mit Wasser zu befüllen und den bei der Sprengung herabfallenden Schutt praktisch in einer Art See zu versenken, um auch in dieser Weise zu versuchen, die Staubentwicklung einzudämmen.
- Bei Baukörpern, die aus nicht gesundheitsgefährdenden Baumaterialien errichtet wurden, wie Ziegelmauerwerk, Beton usw., sind die vorstehend beschriebenen Maßnahmen zumeist ausreichend, um die durch die Sprengung entstehenden Belastungen der Umgebung auf ein erträgliches Maß zu beschränken.
- Anders ist dies bei Bauwerken, welche unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen mit kanzerogenen Fasern wie Asbest, Mineralwolle oder dergleichen errichtet wurden. Hier musste bisher auf Sprengungen verzichtet werden, weil die Partikel der Faserstäube außerordentlich klein und leicht sind, und in der Luft lange Zeit in Schwebe gehalten werden, so dass sie sich weit verbreiten und deshalb in einer weiten Umgebung für lange Zeit ihren gesundheitsschädlichen Einfluss ausüben können.
- Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zur Sprengung von Baukörpern zu entwickeln, mit welchem auch die Sprengung von Baukörpern möglich ist, die unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurden.
- Vorstehende Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.
- Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung bilden die kennzeichnenden Merkmale der Unteransprüche 2 bis 13.
- Die Erfindung soll nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles in Verbindung mit den Zeichnungen nach den
1 und2 näher erläutert werden. Die Zeichnungen zeigen: -
1 ist die schematische Seitenansicht eines zu sprengenden Schornsteines, der unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurde; -
2 ist ein Ausschnitt aus der Seitenansicht nach1 mit der schematischen Darstellung des zur Durchführung des Verfahrens zu installierenden Leitungs- und Ventilsystems. - In
1 ist ein Schornstein als zu sprengender Baukörper1 , welcher unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurde, dargestellt. Wie die2 vor allem in den Schnittdarstellungen A-A und B-B deutlich zeigt, umfasst der Schornstein1 im Wesentlichen einen Stahlbeton-Außenschaft3 , ein Futtermauerwerk5 sowie eine in einen Zwischenraum zwischen dem Außenschaft3 und dem Futtermauerwerk5 eingebrachte Wärmedämmung6 . Diese Wärmedämmung6 wurde durch Einbringen von Mineralfaserdämmplatten in den Zwischenraum hergestellt. Um ein Zusammendrücken der Dämm platten in dem Zwischenraum durch ihr Eigengewicht niedrig zu halten, wurde die Gesamthöhe des Zwischenraumes im Schornstein1 im konkreten Fall dieses Ausführungsbeispieles in siebzehn Kammern2 von je etwa 15 m Höhe unterteilt. Der Abstand Z zwischen der Außenseite des Futtermauerwerkes5 und der Innenseite des Außenschaftes3 beträgt etwa 8 bis 10 cm. Um einen solchen mit Mineralfaserplatten gedämmten Schornstein sprengen zu können, wird das erfindungsgemäße Verfahren wie folgt realisiert:
Am Außenschaft3 des Schornsteines1 wird eine Steigleitung9 zur Zuführung von Wasser zwecks Benetzung der vor allem gesundheitsgefährdenden Baustoffe des Schornsteines1 vor seiner Sprengung mit Wasser installiert. Die Steigleitung9 wird in dieser vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung am Steigleitergang11 des Schornsteines1 befestigt, wobei die Steigleiterbefestigungselemente, mit welchen die Steigleiter15 im Außenschaft3 des Schornsteines1 verankert ist, als Befestigungsstützpunkte für die (nicht dargestellten) Montageelemente der Steigleitung9 dienen, um das Gewicht der Steigleitung9 in den Außenschaft3 des Schornsteines1 abzutragen. In dem Ausführungsbeispiel, welches in den1 und2 dargestellt ist, dient eine einzige Steigleitung9 zur Zuführung des Wassers, um die Baustoffe vor der Sprengung des Schornsteines1 mit Wasser zu benetzen. Bei großen Gebäuden können selbstverständlich auch zwei oder mehr Steigleitungen9 zur Zuführung des erforderlichen Wassers installiert werden. - Mit der Steigleitung
9 sind, über die räumliche Ausdehnung des Bauwerkes1 verteilt, Stich- oder Ringleitungen13 verbunden, welche der Zuführung des Wassers in die im Baukörper vorhandenen Hohlräume dienen. Zur Einleitung des Wassers aus den Stich- oder Ringleitungen13 werden mit den Stich- oder Ringleitungen verbundene Injektorventile19 verwendet. Die Injektorventile19 können selbsttätige Rückschlagventile sein, die ein Einströmen des Wassers in die Hohlräume ermöglichen, jedoch einen Rückfluss verhindern. Es können jedoch auch andere Ventile, z. B ferngesteuerte Ventile, verwendet werden. Die Schnittdarstellung B-B in2 zeigt die Lage eines Injektorventils19 im Baukörper1 . Von der Steigleitung9 zweigt die Ringleitung13 ab, an welcher in gleichmäßigen Abständen, in diesem Falle im Abstand von etwa einem Viertel des Umfanges der Ringleitung13 , je ein Injektorventil19 angeordnet ist. Zur Befestigung des Injektorventils19 wird der Außenschaft3 bis zur Wärmedämmung6 durchbohrt. Bohrmehl und eventuell freigesetztes Dämmmaterial werden deponiert. Es ist darauf zu achten, dass beim Bohren das Futtermauerwerk nicht beschädigt wird. Die Injektorventile19 werden in den Bohrungen in der Weise dicht befestigt, dass die Ventilmündung in das Dämmmaterial6 hineinragt. Im dargestellten Ausführungsbeispiel sind die von der Steigleitung9 abgehenden Ringleitungen13 jeweils in solcher Höhe befestigt, dass die von der Ringleitung13 abgehenden Injektorventile in einer Höhe von 80 % der Gesamthöhe einer Kammer2 in den Zwischenraum ragen. Nachdem das aus Steig- und Ring- bzw. Stichleitungen bestehende Leitungssystem am Baukörper fest jedoch lösbar installiert ist, kann z. B. über eine in1 dargestellte Pump- bzw. Druckerhöhungsstation P Wasser in die im Baukörper1 vorhandenen Hohlräume, z. B. in die als Kammern2 ausgebildeten Zwischenräume zwischen dem Außenschaft3 und dem Futtermauerwerk5 , eingeleitet werden. Durch das Einleiten sollen die Baustoffe, insbesondere die gesundheitsgefährdenden Baustoffe gleichmäßig befeuchtet werden. Eine vollständige Flutung der im Baukörper1 vorhandenen Hohlräume ist wegen eventuell vorhandener Bauschäden oder anderer vorhandener Öffnungen meist nicht möglich und wird aus statischen Gründen, d. h. wegen des sich bildenden hohen Gewichtes der mit Wasser gefüllten Hohlräume im Bauwerk, auch nicht angestrebt. Günstig ist, wenn die zugeleitete Wassermenge an den Injektorventilen zu den einzelnen Hohlräumen des Baukörpers, zumindest aber die Gesamtmenge an der Pump- oder Druckerhöhungsstation, kontrolliert werden kann. Der zur Wasserverteilung erforderliche Druck sollte stufenlos regelbar sein. - Wenn die für die Bindung der gesundheitsgefährdenden Baustoffe erforderliche Befeuchtung erreicht ist, wird das am Baukörper
1 fest installierte Leitungssystem zur Wiederverwendung weitestgehend demontiert, um dessen Zerstörung durch die Sprengung zu vermeiden. Die im Baukörper1 dicht befestigten Injektorventile19 verbleiben im Baukörper, damit die zugeführte Menge Wasser bis zur Sprengung aufrechterhalten wird. - Um ein Freisetzen der gesundheitsgefährdenden Baustoffe bei der Sprengung noch sicherer zu vermeiden, ist in dem hier beschriebenen Ausführungsbeispiel eine zusätzliche großflächige Beregnung des Baukörpers und des durch die Sprengung zerteilten Baumaterials vor, während und nach der Sprengung vorgesehen. Dazu wird um den Baukörper
1 , außerhalb aber nahe der geplanten Einsturzfläche, am Boden eine zweitteilige Ringleitung installiert, die in gleichmäßigen Abständen mit Beregnungsköpfen versehen ist, welche die Einsturzfläche innerhalb der Ringleitung unterbrechungsfrei abdeckend beregnen. Der von jedem Beregnungskopf erzeugte Wasserstrahlfächer sollte mindestens die Hälfte der Einsturzfläche erreichen. Die Zweiteilung der Ringleitung ist vorgesehen, damit im Falle der Zerstörung des einen Teiles der Ringleitung infolge der Sprengung die Beregnung durch den anderen Teil dennoch aufrecht erhalten bleibt. - Nachdem das fest installierte Leitungssystem nach optimaler Durchfeuchtung der Baustoffe wieder entfernt und die für die Beregnung vorgesehene Anlage in Betrieb gesetzt wurde, erfolgt die eigentliche Sprengung des Baukörpers, welche zweckmäßigerweise als Kollapssprengung durchgeführt wird, wodurch das durch die Sprengung zerteilte Baumaterial zu einem Schuttberg in sich zusammenfällt. Die im Schutt enthaltenen gesundheitsgefährdenden Baustoffe, welche im trockenen Zustand freigesetzt und in der Umgebungsluft für lange Zeit in Schwebe gehalten würden, werden durch das vor der Sprengung in den Baukörper eingeleitete Wasser und die vor, während und nach der Sprengung erfolgende Beregnung gebunden.
- Zur besseren Benetzung oder Bindung der Baustoffe durch das Wasser können diesem bestimmte Stoffe, z. B. Tenside zugesetzt werden.
- Durch die vorstehend beschriebene Erfindung können auch Baukörper, die unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurden, mittels Sprengung abgetragen werden. Dies ist ein großer Vorteil gegenüber der bisher geübten Praxis, bei welcher solche Bauwerke durch Abbruch beseitigt werden mussten.
Claims (13)
- Verfahren zur Sprengung von Baukörpern (
1 ), die unter Verwendung von gesundheitsgefährdenden Baustoffen errichtet wurden, bei welchem die Baustoffe vor der Sprengung und gegebenenfalls während und/oder nach der Sprengung mit Wasser benetzt werden, und bei welchem über ein am Baukörper (1 ) installiertes Leitungssystem dem Baukörper (1 ) Wasser zugeführt und über Injektorelemente (19 ) in im Baukörper vorhandene Hohlräume (6 ) eingeleitet wird und die Sprengung nach weitgehender Befeuchtung vor allem der gesundheitsgefährdenden Baustoffe ausgelöst wird. - Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das am Baukörper (
1 ) installierte Leitungssystem fest aber lösbar mit dem Baukörper (1 ) verbunden ist. - Verfahren nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Injektorelemente (
19 ) Ventile, vorzugsweise Rückschlag- oder ferngesteuerte Ventile sind. - Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Sprengung als Kollapssprengung durchgeführt wird.
- Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dem Wasser ein oder mehrere Stoff(e), z. B. ein oder mehrere Tenside) beigemischt werden.
- Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Sprengung das fest am Baukörper (
1 ) installierte Leitungssystem zumindest teilweise demontiert wird. - Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Baukörper und das durch die Sprengung zerteilte Baumaterial vor, während und nach der Sprengung großflächig beregnet werden.
- Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Beregnung des Baukörpers (
1 ) und des durch die Sprengung zerteilten Baumaterials durch eine zweiteilige Ringleitung erfolgt, die außerhalb aber nahe der geplanten Einsturzfläche angeordnet ist. - Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Ringleitung mit Beregnungsköpfen versehen ist, welche die Einsturzfläche innerhalb der Ringleitung unterbrechungsfrei abdeckend beregnen.
- Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Beregnungsköpfe eine Reichweite besitzen, welche mindestens die Hälfte der Einsturzfläche erreicht.
- Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wasserzuführung zur Einleitung in den Baukörper über mindestens eine Steigleitung (
9 ) und mit dieser verbundene Stich- oder Ringleitungen (13 ) erfolgt. - Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Wasserzuführung zu höher gelegenen Bereichen des Bauwerkes über eine oder mehrere andere Steigleitungen) erfolgt als zu den tiefer gelegenen Bereichen.
- Verfahren nach Anspruch 11 und/oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Wasserzuführung zumindest zu den höher gelegenen Bereichen des Bauwerkes über eine Druckerhöhungsanlage (P) vorgenommen wird.
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