DE10223934A1 - Desinfektionsmittel mit Wirksamkeit gegen Hepatitis B-Virus - Google Patents
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Abstract
Desinfektionsmittel auf wässriger Basis, das DOLLAR A a) mindestens ein Alkylamin und/oder mindestens eine quartäre Ammoniumverbindung und DOLLAR A b) mindestens eine Fettsäure RCOOH und/oder deren Salz umfasst, wobei R eine Gruppe mit mindestens 7 Kohlenstoffatomen ist, DOLLAR A sowie Verwendung des Desinfektionsmittels zur Inaktivierung von Hepatitis B-Virus.
Description
- Die Erfindung betrifft Desinfektionsmittel sowie deren Verwendung zur Inaktivierung von Hepatitis B-Virus.
- Zur Inaktivierung von Viren wie Hepatitis B-Virus mittels Flächen (Haut, Fußboden)- und Instrumentendesinfektionsmitteln werden bisher vor allem drei Stoffgruppen verwendet:
- - Kurzkettige organische Säuren wie Ameisensäure, Essigsäure,
Zitronensäure.
Die Wirkung solcher ein- oder mehrwertiger Säuren ist unter anderem aus der EP-A-0 505 763 und der AT-A-3823190 bekannt, siehe auch Hygiene + Medizin 1989, 14, S. 69 ff., GB-A-2 103 089 und Tierärztliche Umschau 1988, 43, Seiten 646 ff. Als nachträglich hat sich jedoch herausgestellt, dass derartige Desinfektionsmittel zwangsläufig einen geringen pH-Wert aufweisen und demnach, insbesondere bei der Anwendung bei höheren Temperaturen bei der Instrumentendesinfektion, stark korrodierend wirken. - - Quartäre Ammoniumverbindungen.
Diese haben sich, insbesondere in Desinfektionsmitteln mit sehr hohem Alkoholgehalt, z. B. in wasserfreiem Isopropanol/n-Propanol bzw. 80-%igem Ethanol, als wirksame Händedesinfektionsmittel erwiesen (siehe unter anderem Wallhäuser, Praxis der Sterilisation, Henkel Chemische Bibliothek, 4. Auflage, 1988, S. 75 ff.). Versuche der Anmelderin haben aber gezeigt, dass quartäre Ammoniumverbindungen in Lösungen mit geringerem Alkoholgehalt gegenüber HBV nicht zuverlässig wirksam sind. Andererseits sind Desinfektionsmittel mit hohen Alkoholkonzentrationen u. a. deshalb nicht zur Instrumentendesinfektion geeignet, weil sie Kunststoffmaterialien angreifen. Darüber hinaus sind Desinfektionsmittel, die quartäre Ammoniumverbindungen enthalten, stark schäumend, was ihre Anwendung einschränkt, insbesondere bei der Instrumentendesinfektion. - - Aldehyde wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Glutaraldehyd.
Aldehydhaltige Produkte zeigen eine ausgezeichnete Wirksamkeit gegenüber HBV. Wegen der für den Menschen gesundheitsschädigenden Wirkungen, insbesondere von Formalin, sind aldehydhaltige Desinfektionsmittel aber seit einigen Jahren unerwünscht. - Demzufolge hat der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde gelegen, Desinfektionsmittel zur Verfügung zu stellen, die
- 1. aus Kostengründen und für eine gute Verträglichkeit bei eventuellem Kontakt des Anwenders mit dem Desinfektionsmittel wirkstoffarm und für den Menschen gut verträglich (nicht reizend) sind,
- 2. nicht zwangsläufig stark sauer und korrodierend sind,
- 3. nicht schäumend wirken,
- 4. alkoholarm formuliert werden können,
- 5. nicht zwangsläufig das Vorhandensein von Aldehyd voraussetzen,
- 6. mit weiteren, fakultativen Bestandteilen verträglich sind und
- 7. auch in geringer Anwendungskonzentration den Hepatitis B- Virus hervorragend inaktivieren.
- Erfindungsgemäß wird zur Inaktivierung von HBV ein Desinfektionsmittel auf wässriger Basis vorgeschlagen, das
- a) mindestens ein Alkylamin und/oder mindestens eine quartäre Ammoniumverbindung und
- b) mindestens eine Fettsäure RCOOH und/oder deren Salz umfasst, wobei R eine Gruppe mit mindestens 7 Kohlenstoffatomen ist.
- Beispielhafte erfindungsgemäß einsetzbare quartäre Ammoniumverbindungen (Quats) und Alkylamine sind Benzalkoniumchlorid, Didecyldimethylammoniumchlorid und Dioctyldimethylammoniumchlorid sowie Bis(3-aminopropyl)octylamin, Aminopropyldodecylamin, Dodecylpropylendiamin, Kokosfettamin-2EO und Dimethylkokosfettamin. Es können Quatmischungen, Aminmischungen und auch Mischungen aus Quat(s) und Amin(en) eingesetzt werden. Eine Mischung von Dioctyldimethylammoniumchlorid mit Bis(3-aminopropyl)octylamin ist besonders bevorzugt.
- Als besonders wirksam haben sich Desinfektionsmittel erwiesen, die 1 bis 40 Gew.-%, bevorzugt 3 bis 25 Gew.-%, insbesondere 5 bis 20 Gew.-% Alkylamin und/oder guartäre Ammoniumverbindung umfassen, bezogen auf das Desinfektionsmittel.
- In einem erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel ist die Gruppe R der Fettsäure vorzugsweise gesättigtes oder ungesättigtes, unverzweigtes oder verzweigtes, unsubstitiertes oder substituiertes C9- bis C25-Alkyl, bevorzugt C11- bis C23-Alkyl. Insbesondere bevorzugt ist R einfach ungesättigtes C13- bis C21-Alkyl, z. B. ist RCOOH Ölsäure.
- Dem Fachmann ist bekannt, dass Fettsäuren und deren Salze in wässrigen Lösungen teilweise dissoziiert vorliegen. Bevorzugt werden Salze der Fettsäuren eingesetzt, um die erfindungsgemäß eingesetzten Desinfektionsmittel zu formulieren, wie Alkali- oder Ammoniumsalze, insbesondere Natriumsalze, beispielsweise Natriumoleat.
- Vorzugsweise liegt der Gehalt an Komponente b) bei 0,05 bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 3 Gew.-% wie 0,5 bis 2 Gew.-%, bezogen auf das Desinfektionsmittel (berechnet als freie Säure RCOOH). In einer besonders bevorzugten Ausführungsform umfasst ein Desinfektionsmittel 5 bis 20 Gew.-% quartäre Ammoniumverbindung und/oder Alkylamin und 0,5 bis 2 Gew.-% Natriumoleat.
- Neben den erfindungsgemäß zwingend vorgeschriebenen Komponenten umfasst das erfindungsgemäß verwendete Desinfektionsmittel darüber hinaus gegebenenfalls eine oder mehrere weitere Substanzen wie nichtionische Tenside, kurzkettige organische Säuren wie Milchsäure, Glykolsäure, Zitronensäure, Äpfelsäure, Bernsteinsäure, Weinsäure, Ameisensäure, Essigsäure, Propionsäure oder deren Salze, Korrosionsschutzmittel, Parfüm, Farbstoff und Alkohole. Die kurzkettigen organischen Säuren werden insbesondere zur Einstellung der Aminformulierungen auf den bevorzugten pH- Wert von 9,0 bis 9,5 eingesetzt. Bei den Quatformulierungen ist gegebenenfalls eine Einstellung mit alkalisierenden Substanzen auf den gewünschten pH-Wert von 9,0 bis 9,5 notwendig. Dies ist z. B. mit Natronlauge möglich, besonders geeignet ist aber N,N,N',N'-Tetrakis(2-hydroxypropyl)ethylendiamin. Jede einzelne der weiteren Substanzen ist vorzugsweise bis 5 Gew.-% enthalten.
- Ein bevorzugter Alkohol ist Isopropanol. Neben oder anstelle von Isopropanol können auch weitere Alkohole wie Ethanol oder n- Propanol oder Glykole oder aromatische Alkohole wie Phenoxypropanole eingesetzt werden, die als Lösungsvermittler zur Stabilisierung des Konzentrats dienen. Die Alkohole verhindern Kristallisationen, verbessern die Kältestabilität und dienen als weitere Wirkstoffe; ihre Konzentration kann 5 Gew.-% auch deutlich überschreiten und beispielsweise bei 10 bis 50 Gew.-% liegen, wie 20 bis 40 Gew.-%.
- In einer besonders bevorzugten Ausführungsform weist das Desinfektionsmittel als 2 Gew.-%ige wässrige Lösung ein Schäumungsvermögen von weniger als 45 ml auf, bevorzugt weniger als 42 ml, insbesondere weniger als 39 ml oder sogar 37 ml oder weniger, bestimmt nach dem folgenden Verfahren:
- 1. Schaumfreies Einfüllen von 30 ml Lösung in einen 100 ml- Meßzylinder bei 20 bis 25°C,
- 2. Aufsetzen eines Stopfens auf den Meßzylinder,
- 3. zehnmaliges kräftiges Schütteln und
- 4. nach Ende des Schüttelns sofortiges Bestimmen der Schaumhöhe, angegeben als Volumen der Lösung einschließlich Schaum.
- Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung des Desinfektionsmittels bei der Flächen- oder Instrumentendesinfektion. Flächendesinfektionen werden im allgemeinen im Scheuer- oder Wischverfahren durchgeführt. Die Instrumentendesinfektion erfolgt durch manuelles Einlegen der Instrumente oder in maschinellen Verfahren in Aufbereitungsautomaten. Typischerweise wird in den genannten Verfahren eine Gebrauchslösung eingesetzt, die eine wässrige Lösung des Desinfektionsmittels darstellt und 0,3 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,5 bis 5 Gew.-%, insbesondere 1 bis 3 Gew.-%, z. B. 2 Gew.-% des Desinfektionsmittels umfasst.
- Die chemothermische Desinfektion von Instrumenten, insbesondere von thermolabilen Instrumenten wie flexiblen Endoskopen, wird in speziellen Reinigungs- und Desinfektionsautomaten durchgeführt. Ein beispielhafter Programmablauf, bei dem das erfindungsgemäße Desinfektionsmittel in Form eines Instrumentendesinfektionsmittels vorteilhaft eingesetzt werden kann, ist wie folgt:
- 1. Gegebenenfalls Vorreinigen mit kalten Wasser,
- 2. Reinigen bei 55 bis 60°C mit einem neutralen Reiniger (z. B. als 0,5%ige Lösung),
- 3. chemothermische Desinfektion bei 55 bis 60°C und einer Einwirkzeit von 1 bis 20 Minuten, z. B. etwa 5 Minuten, mit einem erfindungsgemäßen Desinfektionsmittel (z. B. 1 bis 3%ig),
- 4. Spülen mit kaltem Wasser und
- 5. Trocknen.
- Bei der chemothermischen Desinfektion werden die drei Parameter Konzentration, Einwirkzeit und Temperatur vom Fachmann geeignet gewählt. Besonders bevorzugte Desinfektionsmittel enthalten die folgenden Komponenten in den folgenden Mengen: (i) Flächendesinfektionsmittel (Angaben in Gew.-%)
(ii) Instrumentendesinfektionsmittel (Angaben in Gew.-%)
- Die Vorteile der Erfindung ergeben sich insbesondere aus den folgenden Beispielen. Wenn nicht anders angegeben beziehen sich in den Beispielen alle Prozentangaben auf das Gewicht.
- Es wurden die folgenden Substanzen verwendet:
- - Bardac LF: Dioctyldimethylammoniumchlorid (50%ig),
- - Lonzabac LF: Bis(3-Aminopropyl)octylamin und
- - Nichtionisches Tensid: Alkylpolyoxyalkylenglykolether (schaumarmes Tensid).
- Für die Untersuchungen mit den Formulierungen wurde die Zerstörung der Antigenität des Oberflächenantigens (Hepatitis B surface antigen = HBsAg) als indirekter Marker für die Hepatitis B-Wirksamkeit herangezogen. Die Formulierungen wurden jeweils unmittelbar vor den Inaktivierungsversuchen mit sterilem Aqua bidest. auf die gewünschten Konzentrationen (1 Gew.-%, 2 Gew.-% und 3 Gew.-%) verdünnt.
- Die Desinfektionsmittelversuche erfolgten im Suspensionsversuch bei Raumtemperatur, wobei die Volumenverhältnisse und die Eiweißbelastung entsprechend der Richtlinie des Bundesgesundheitsamtes (BGA) und der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e. V. (DVV) zur Prüfung von chemischen Desinfektionsmitteln auf Wirksamkeit gegen Viren vorgenommen wurden, siehe Bundesgesundheitsblatt 25, 1982, Seiten 397-8. Der Versuchsansatz bestand aus einem Teil eines HBsAg-haltigen Serums (HBsAg und HBeAg pos., DNS-Polymerase nachweisbar, HBV-PCR pos., Virus-Genome ≥ 108/ml)., einem Teil der Aqua bidest. bzw. einem Teil einer 2%igen Serumalbuminlösung bzw. einem Teil fötalen Kälberserums (FKS) und acht Volumenteilen der zu prüfenden Formulierung (Desinfektionsmittel) in der 1,25fachen der gewünschten Konzentration. Unmittelbar nach Ablauf der Einwirkzeit erfolgte eine 1 : 100 Verdünnung des Versuchsansatzes mit PBS, das 10% FKS enthielt, um die Wirkung des Desinfektionsmittels durch Verdünnung aufzuheben. Anschließend ist jeder Ansatz als Doppelbestimmung auf HBsAg in einem Radioimmunoassay (RIA) (Ausria II, Abbott Lab., North Chicago, I11., USA) untersucht und der Mittelwert der Radioaktivität errechnet worden.
- Folgende Kontrollen sind überdies mitgeführt worden. Ein Versuchsansatz, der Aqua bidest. anstelle des Desinfektionsmittels enthielt und der nach der längsten der geprüften Einwirkzeiten auf HBsAg untersucht wurde. Dieser Ansatz, der auch mit Serumalbumin und FKS vorgenommen wurde, stellte die Ausgangswerte für die Berechnung der Abnahme des HBsAg dar. Ferner erfolgte ein Versuchsansatz ohne Viruszugabe (Desinfektionsmittel-Kontrollen) sowie ein Versuchsansatz ausschließlich mit dem Verdünnungsmittel, um auf diese Weise durch einen Vergleich der Werte eine Unspezifität durch vorhandenes Desinfektionsmittel zu erkennen (siehe beiliegende Legende).
- Auch sind positive und negative Kontrollen aus dem Testkit des Herstellers mitgeführt worden.
- Entsprechend dem von G. Frösner, G. Jentsch, H. Uthermann in Zbl. Bakt. Hyg. I. Abt. Orig. B 176, 1, (1982) "Zerstörung der Antigenität und Beeinflussung der immunochemischen Reaktivität von Antigenen des Hepatitis-B-Virus (HbsAg, HbcAg und HbeAg) durch Desinfektionsmittel im Prüfmodell" beschriebenen Verfahren wurde dann von einer völligen Inaktivierung des HBsAg ausgegangen, wenn die Radioaktivität (cpm) nach Einwirkung des Desinfektionsmittels unter dem 2,1fachen der Radioaktivität (cpm) der Versuchsansätze ohne Viruszugabe lag. In diesen Versuchsansätzen handelte es sich um das Desinfektionsmittel versetzt mit Aqua bidest., Serumalbumin bzw. FKS, welches entsprechend der obigen Beschreibung anschließend 1 : 100 in PBS mit 10% FKS verdünnt worden war.
- I Serum + Aqua bidest. + Aqua bidest.
II Serum + 2% Albumin + Aqua bidest.
III Serum + FKS + Aqua bidest. Desinfektionsmittel-Kontrollen I Aqua bidest. + Aqua bidest. + Desinfektionsmittel
II Aqua bidest. + 2% Albumin + Desinfektionsmittel
III Aqua bidest. + FKS + Desinfektionsmittel Verdünnungsmittel-Kontrolle I 10%iges FKS in PBS Inaktivierungsansatz I Serum + Aqua bidest. + Desinfektionsmittel
II Serum + 2% Albumin + Desinfektionsmittel
III Serum + FKS + Desinfektionsmittel - Der folgende Test dient zur Beurteilung des Schäumungsvermögens einer Formulierungslösung (Desinfektionsmittellösung).
- Es werden ein 100 ml-Meßzylinder (hohe Form mit Graduierung und Beschriftung) mit einem passenden Stopfen und eine Stop-Uhr benötigt. Zur Untersuchung werden 30 ml der zu prüfenden Formulierungslösung möglichst unter Vermeidung einer Schaumbildung in den Meßzylinder eingefüllt (Sollte sich beim Einfüllen der Formulierungslösung Schaum gebildet haben, wird erst geprüft, wenn der Schaum verschwunden ist.) Dann wird der Stopfen aufgesetzt. Der Meßzylinder wird zehnmal kräftig geschüttelt und dann abgestellt, während gleichzeitig die Stop-Uhr gestartet wird. Dann wird die Schaumhöhe im Meßzylinder (Volumen der Probe einschließlich Schaum) nach vorher festgelegten Zeiten abgelesen. Die Untersuchungsergebnisse werden unter Angabe der Probentemperatur protokolliert.
- Die Formulierung 1B wurde bei den Inaktivierungsversuchen als 1,0%ige, 2,0%ige und 3,0%ige Lösung untersucht. Die Einwirkzeiten betrugen 5, 15 und 30 Minuten. Die Ergebnisse sind in den folgenden Tabellen 1-3 dargestellt. Tabelle 1 Hepatitis B-inaktivierende Eigenschaften von Formulierung 1B (1,0%) im Antigentest. Dargestellt sind die cpm
n. d. = nicht durchgeführt
Verdünnungsmittel-Kontrolle. 186,0
Untere Nachweisbarkeitsgrenze des HBsAg I: 262,5
in den einzelnen Ansätzen (cut off) II: 275,1
III: 279,3 Tabelle 2 Hepatitis B-inaktivierende Eigenschaften von Formulierung 1B (2,0%) im Antigentest. Dargestellt sind die cpm.
Verdünnungsmittel-Kontrolle. 186,0
Untere Nachweisbarkeitsgrenze des HBsAg I: 245,7
in den einzelnen Ansätzen (cut off) II: 241,5
III: 254,1 Tabelle 3 Hepatitis B-inaktivierende Eigenschaften von Formulierung 1B (3,0%) im Antigentest. Dargestellt sind die cpm.
Verdünnungsmittel-Kontrolle. 186,0
Untere Nachweisbarkeitsgrenze des HBsAg I: 254,1
in den einzelnen Ansätzen (cut off) II: 231,0
III: 266,7 - Eine Störung des Nachweisverfahrens durch vorhandenes Desinfektionsmittel war nicht zu erkennen, da die Ergebnisse der Desinfektionsmittel-Kontrollen im Bereich des Wertes des Verdünnungsmittels lagen (cpm = 186,0).
- Formulierung 1B zeigte eine starke Wirkung auf die immunologische Reaktivität des HBsAg. Bei der Überprüfung der 1%igen Lösung zeigten sich allerdings erst nach 30 Minuten Einwirkzeit Counts, die über der unteren Nachweisbarkeitsgrenze lagen (siehe Tabelle 1). Eine HBV-Wirksamkeit zeigte sich insbesondere bei der 2%igen Verdünnung des Desinfektionsmittels (siehe Tabelle 2). Im Ergebnis kann festgestellt werden, daß eine 2%ige Lösung von Formulierung 1B beim 15-minütigen Einsatz als Flächendesinfektionsmittel zur HBV-Inaktivierung eingesetzt werden kann.
- Gemäß Deutsches Ärzteblatt 84, Heft 18, Seite B874 vom 30. April 1987 hat die Kommission für Fragen der Virusdesinfektion der Humanmedizin der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) und des Bundesgesundheitsamts (BGA) zusammengefaßt, daß alle Vorsichtsmaßnahmen gegen eine Übertragung von Hepatitis B auch präventiv gegen HIV sind.
- Die Beispielformulierung 1B zeigt, dass durch einen Einsatz von 1 Gew.-% Fettsäuresalz (Natriumoleat) die Wirksamkeit von quartären Ammoniumverbindungen gegen HBV erhöht wird. Ferner konnte die Gesamtwirkstoffmenge verringert werden.
- Die Formulierungen 2A und 2B wurden entsprechend hinsichtlich ihrer HBV-Wirksamkeit getestet. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle 4 dargestellt. Tabelle 4 HBV-Wirksamkeit von Formulierungen auf Basis von quartärer Ammoniumverbindung
- Die Durchführung erfolgte wie in den Beispielen 1 und 2, die Suspensionen wurden allerdings auf 55°C erwärmt. Tabelle 5 HBV-Wirksamkeit von Formulierungen auf Basis von Alkylamin (bei 55°C)
- Durch die Anwendung von Natriumoleat kann sowohl die Schaumbildung reduziert als auch die Wirkung gegen HBV verbessert werden. Beispiel 4 Verringerung der Schaumbildung Formulierungen auf Basis von quartärer Ammoniumverbindung
- Die Formulierungslösungen waren 2%ige Lösungen in Leitungswasser bei 22°C. Tabelle 6 Schaumbildung verschiedener Desinfektionsmittellösungen
Ergebnis Formulierung 4A zeigte Entschäumung
Formulierung 4B zeigte Entschäumung
Formulierung 4C zeigte keine Entschäumung
Formulierungen auf Basis von Alkylamin
Claims (15)
1. Desinfektionsmittel auf wässriger Basis, das
a) mindestens ein Alkylamin und/oder mindestens eine
quartäre Ammoniumverbindung und
b) mindestens eine Fettsäure RCOOH und/oder deren
Salz umfasst, wobei R eine Gruppe mit mindestens
7 Kohlenstoffatomen ist.
2. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die quartäre Ammoniumverbindung Benzalkoniumchlorid,
Didecyldimethylammoniumchlorid oder
Dioctyldimethylammoniumchlorid ist.
3. Desinfektionsmittel nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, dass das Alkylamin
Bis(3-Aminopropyl)octylamin, Aminopropyldodecylamin, Dodecylpropylendiamin,
Kokosfettamin-2-EO oder Dimethylkokosfettamin ist.
4. Desinfektionsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Gruppe R gesättigtes oder
ungesättigtes, unverzweigtes oder verzweigtes C9- bis C25-
Alkyl, bevorzugt C11- bis C23-Alkyl, insbesondere einfach
ungesättigtes C13- bis C21-Alkyl ist, wobei Ölsäure als
Fettsäure insbesondere bevorzugt ist.
5. Desinfektionsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Salz der Fettsäure Alkali-
oder Ammoniumsalz ist, bevorzugt Natriumsalz, insbesondere
Natriumoleat.
6. Desinfektionsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Desinfektionsmittel 1 bis
40 Gew.-%, bevorzugt 3 bis 25 Gew.-%, insbesondere 5 bis
20 Gew.-% Komponente a) umfasst, bezogen auf das
Desinfektionsmittel.
7. Desinfektionsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass das Desinfektionsmittel 0,05
bis 5 Gew.-%, bevorzugt 0,1 bis 3 Gew.-%, insbesondere 0,5
bis 2 Gew.-% Komponente b) umfasst, angegeben als freie
Säure RCOOH, bezogen auf das Desinfektionsmittel.
8. Desinfektionsmittel nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet,
dass es
a) 5 bis 20 Gew.-% quartäre Ammoniumverbindung
und/oder Alkylamin, insbesondere
Dioctyldimethylammoniumchlorid, und
b) 0,5 bis 2 Gew.-% Natriumoleat umfasst.
9. Desinfektionsmittel nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass es ferner ein oder mehrere
weitere Substanzen ausgewählt aus nichtionischen Tensiden,
kurzkettigen organischen Säuren ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Milchsäure, Glykolsäure, Zitronensäure,
Äpfelsäure, Bernsteinsäure, Weinsäure, Ameisensäure, Essigsäure,
Propionsäure oder deren Salzen, Korrosionsschutzmitteln,
Parfüm, Farbstoff und Alkoholen umfasst.
10. Desinfektionsmittel nach Anspruch 8 oder 9 in Form eines
Flächendesinfektionsmittels, dadurch gekennzeichnet, daß es
a) 5 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 6 bis 9 Gew.-% quartäre
Ammoniumverbindung, insbesondere
Dioctyldimethylammoniumchlorid,
b) 0,3 bis 3 Gew.-%, bevorzugt 0,8 bis 1,6 Gew.-%
Natriumoleat und
c) 0,2 bis 1,0, bevorzugt 0,3 bis 0,7 Gew.-%
nichtionisches Tensid umfaßt.
11. Desinfektionsmittel nach Anspruch 8 oder 9 in Form eines
Instrumentendesinfektionsmittels zur chemothermischen
Aufbereitung, dadurch gekennzeichnet, daß es
a) 10 bis 20 Gew.-%, bevorzugt 13 bis 17 Gew.-%
quartäre Ammoniumverbindung, insbesondere
Dioctyldimethylammoniumchlorid,
b) 2 bis 7 Gew.-%, bevorzugt 3 bis 5 Gew.-%
Natriumoleat,
c) 1 bis 3 Gew.-%, bevorzugt 1, 5 bis 2,5 Gew.-%
nichtionisches Tensid und
d) 10 bis 50 Gew.-%, bevorzugt 20 bis 40 Gew.-%
Alkohol umfaßt.
12. Verwendung eines Desinfektionsmittels nach einem der
vorhergehenden Ansprüche zur Inaktivierung von Hepatitis B-Virus.
13. Verwendung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass
das Desinfektionsmittel in einem Flächen- oder
Instrumentendesinfektionsverfahren eingesetzt wird.
14. Verwendung nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet,
dass das Desinfektionsmittel mit Wasser zu einer
Gebrauchslösung formuliert wird, die 0,3 bis 10 Gew.-%, bevorzugt 0,5
bis 5 Gew.-%, insbesondere 1 bis 3 Gew.-% des
Desinfektionsmittels umfasst.
15. Verwendung nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet,
dass die Verwendung in einem
Instrumentendesinfektionsverfahren erfolgt, das die folgenden Schritte umfasst:
a) gegebenenfalls Vorreinigen mit kalten Wasser,
b) Reinigen bei 55 bis 60°C mit einem neutralen Reiniger,
c) chemothermische Desinfektion bei 55 bis 60°C und einer
Einwirkzeit von 1 bis 20 Minuten mit einem
Desinfektionsmittel gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11,
d) Spülen mit kaltem Wasser und
e) Trocknen.
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