Bei
der Instrumentendesinfektion werden insbesondere im klinischen Bereich
maschinelle Desinfektionsverfahren eingesetzt. Dabei wird, üblicherweise
bei erhöhter
Temperatur, eine wässrige
Zusammensetzung auf die zu desinfizierende Oberfläche einwirken
gelassen, vgl. Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung
bei Medizinprodukten, Bundesgesundheitsblatt 44 (2001), 1115-1126.
Zubereitungen,
die derzeit in chemothermischen Desinfektionsverfahren eingesetzt
werden, lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:
- – Mittel,
die kurzkettige organische Säuren
wie Ameisensäure,
Essigsäure
oder Zitronensäure
enthalten.
Die Wirkung solcher ein- oder mehrwertiger Säuren ist
unter anderem aus der EP-A-0 505 763 und der AT-A-382 310 bekannt,
siehe auch Hygiene+Medizin 1989, 14, Seiten 69 ff., GB-A-2 103 089 und Tierärztliche
Umschau 1988, 43, Seiten 646 ff. Außerdem wird in der DE-C2-42
00 066 vorgeschlagen, zur Inaktivierung von Hepatitis-B-Viren eine
1,5 gew.-%ige wässrige
Zitronensäurelösung einzusetzen,
gegebenenfalls unter Zusatz von Äpfelsäure oder
Milchsäure.
Als nachteilig hat sich jedoch herausgestellt, dass derartige Desinfektionsmittel
zwangsläufig
einen geringen pH-Wert aufweisen und demnach, insbesondere bei der
Anwendung bei höheren
Temperaturen bei der Instrumentendesinfektion, stark korrodierend
wirken.
- – Mittel,
die quartäre
Ammoniumverbindungen enthalten.
Diese haben sich, insbesondere
in Desinfektionsmitteln mit sehr hohem Alkoholgehalt, z.B. in wasserfreiem Isopropanol/n-Propanol
bzw. 80%igem Ethanol, als wirksame Händedesinfektionsmittel erwiesen
(siehe u.a. Wallhäußer, Praxis
der Sterilisation, Henkel Chemische Bibliothek, 4. Auflage, 1988,
Seiten 75 ff.). Desinfektionsmittel mit hohem Alkoholgehalt sind
aber nicht zur Instrumentendesinfektion geeignet, weil sie Kunststoffmaterialien
angreifen. Darüber
hinaus sind Desinfektionsmittel, die quartäre Ammoniumverbindungen enthalten,
stark schäumend,
was ihre Anwendung einschränkt,
insbesondere bei der Instrumentendesinfektion.
- – Mittel,
die Aldehyde wie Formaldehyd, Acetaldehyd und Glutaraldehyd enthalten.
Wegen
der für
den Menschen gesundheitsschädigenden
Wirkungen, insbesondere von Formalin, und wegen ihres unangenehmen
Geruchs sind aldehydhaltige Desinfektiosmittel seit einigen Jahren
unerwünscht.
Viele
Materialien (z.B. Metall) der Oberflächen von Geräten (z.B.
Endoskopen) sind außerdem
nur eine begrenzte Zeit und in einem begrenzten Temperaturbereich
gegen die Wirkstoffe beständig,
die in bekannten Zusammensetzungen für die chemothermische Desinfektion
verwendet werden. So führen
bekannte Gebrauchslösungen
für die
chemothermische Desinfektion bei den notwendigen Einsatztemperaturen
zur Korrosion der Oberflächen
von behandelten Gegenständen,
z.B. zum Rosten von Metall, zur Trübung von Glas, Kunststoff oder
Keramik oder zu spröden
Kunststoffen. Der Austausch der Wirkstoffe, die Senkung der Einsatzkonzentration
und/oder die Senkung der Desinfektionstemperatur sind jedoch Beschränkungen
unterworfen, weil die Oberfläche
zuverlässig
gereinigt und sicher desinfiziert und dabei eine Vielzahl von Mikroorganismen
beseitigt werden muss.
Die
konventionell eingesetzten Desinfektionslösungen und entsprechenden Konzentrate
weisen aber Nachteile auf:
- 1. Viele bekannte
Wirkstoffe sind teuer, was insbesondere bei hohen notwendigen Einsatzkonzentrationen zu
einer Unwirtschaftlichkeit des jeweiligen Desinfektionsverfahrens
führt.
- 2. Die bekannten Gebrauchslösungen
müssen
(i) vergleichsweise hohe Konzentrationen an Wirkstoffen enthalten,
(ii) bei vergleichsweise hohen Temperaturen und (iii) für einen
vergleichsweise langen Zeitraum eingesetzt werden, um alle relevanten
Mikroorganismen zuverlässig
zu beseitigen. Diese drei Parameter sind mit einer materialschonenden
Desinfektion nicht uneingeschränkt
vereinbar und können
zu einer Belastung von Personal und/oder Umwelt durch die Gebrauchslösungen führen.
- 3. Desinfektionsmittelkonzentrate sind oft nicht kälte- oder
lagerstabil und neigen zu Verfärbungen
und zum Schäumen
der durch Verdünnen
mit Wasser hergestellten Gebrauchslösungen. Zum Ausschluss dieser Nachteile
der Konzentrate müssen
den Konzentraten Hilfsstoffe zugesetzt werden, die ebenfalls den
für die Wirkstoffe
beschriebenen Beschränkungen
unterliegen.
- 4. Viele Wirkstoffe erfordern, damit sie in verdünnten Gebrauchslösungen handhabbar
sind (und beispielsweise in der Anwendungskonzentration klare Gebrauchslösungen ergeben)
den Zusatz von entsprechenden Hilfsstoffen.
- 5. Viele Wirkstoffe sind nur gegen bestimmte Mikroorganismen
wirksam. Die Formulierung von Desinfektionsmitteln (Gebrauchslösungen,
Konzentraten) mit drei oder mehr Komponenten, um eine Wirksamkeit
gegen alle relevanten Keime sicherzustellen, führt jedoch zu zusätzlichen
Problemen.
- 6. Viele Wirkstoffe sind als Rückstände selbst in geringen Mengen
inakzeptabel, weshalb ein sorgfältiges Abspülen der
desinfizierten Oberfläche
mit Wasser notwendig ist. Dieses Vorgehen ist unwirtschaftlich,
zeitaufwendig, wenig umweltfreundlich und kann durch das Spülwasser
zur Rekontamination mit unerwünschten
Mikroorganismen führen.
Die
DE-A-40 26 756 betrifft Konservierungsmittel, die als synergistische
Wirkstoffe eine Mischung aus a) einer organischen Säure, b)
einem Monophenylglykolether und c) einem Guanidinderivat enthalten.
Die Beispiele 13 und 14 sind Konzentrate mit mehr als 60 Gew.-%
Phenoxyethanol und 15 bzw. 10 Gew.-% Glycerinmonoalkylether. Die
Konservierungsmittel der DE-40 26 756 sind gegenüber verschiedenen Bakterien
und Hefen wirksam. Die nachveröffentlichte
DE-A-102 24 979 der Anmelderin offenbart Gemische von Glycerinethern mit
aromatischen Alkoholen zur Bekämpfung
von Mykobakterien. Ein Einsatz der Gemische bei erhöhter Temperatur
wird nicht beschrieben.
Die
DE-A-41 40 474 betrifft die Verwendung von Glycerinmonoalkylethern
als rückfettende
Hautpflegeadditive. Die DE-A-100 25 122, DE-A-100 25 123 und DE-A-100
25 124 offenbaren Zubereitungen mit einem Gehalt an Glycerinmonoalkylether.
Die Zubereitungen dienen zur Konservierung von kosmetischen und
dermatologischen Zubereitungen.
Die
DE-C-42 40 674 offenbart, dass Glycerinmonoalkylether der Formel
R-O-CH2-CHOH-CH2OH
eine desodorierende Wirkung aufweisen. Darüber hinaus wird eine Kombination
von 0,15 Gew.-% Phenoxyethanol mit 0,135 Gew.-% 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether
(Handelsname Sensiva SC 50) beschrieben, die darüber hinaus 40 Gew.-% Ethanol
und 0,015 Gew.-% Dibromdicyanobutan enthält. Die Mittel dienen zur Konservierung kosmetischer,
pharmazeutischer oder reinigender Produkte. Eine Anwendung bei einem
chemothermischen Desinfektionsverfahren wird nicht offenbart.
Die
DE-C-41 40 473 offenbart als Hautantiseptika und Händedesinfektionsmittel
verwendbare Zusammensetzungen, die eine Kombination aus einer aliphatischen
C1- bis C6-Alkylalkoholkomponente
und mindestens einem Glycerinmonoalkylether in wässriger Lösung enthalten. Ein bevorzugter
Glycerinether ist der 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether (Sensiva SC
50). Wegen des hohen Gehalts an aliphatischer C1-
bis C6-Alkylalkoholkomponente und der damit
insbesondere bei erhöhter
Temperatur verbundenen Korrosionswirkung erscheint die Verwendung
des Mittels bei einem chemothermischen Desinfektionsverfahren ausgeschlossen.
In
der DE-A-41 24 664 werden antimikrobiell wirksame Gemische beschrieben,
die eine synergistische Kombination von arylsubstituiertem Alkanol
mit Diol enthalten. Beispielhafte Diole sind Glycerinmonoalkylether.
Die Gemische werden zur Konservierung wässriger Zubereitungen mikrobiell
abbaubarer Stoffe (Öle,
Fette, Proteine, Kohlenhydrate oder Derivate davon) verwendet.
Die
Patentschrift DRP 649 206 vom 5. August 1937 betrifft ein Desinfektionsverfahren,
bei dem ein Glycerinmonoalkylether als wässrige Lösung bzw. Emulsion verwendet
wird, beispielsweise um Apparate der Nahrungs- und Genussmittelindustrie
zum Desinfizieren zu behandeln. Untersucht wurde beispielsweise
die Einwirkung der Glycerinether bei einer Temperatur von 50 °C auf die
Hefe Mycoderma und den Schimmelpilz Oidium lactis. Es wird als vorteilhaft
herausgestellt, die keimtötende
Wirkung mit der Wirkung bekannter Desinfektionsmittel zu verbinden,
wie Hypochloriten, Perverbindungen, Metallen und Metallsalzen oder
organischen Stoffen wie Phenolen. Eine Kombination von Glycerinether
mit Alkohol wird nicht offenbart. Ferner betrifft die DRP 649 206
keine Wirksamkeit gegen Keime, die im Krankenhausbereich bekämpft werden
müssen.
Es
sind keine glycerinetherhaltigen Mittel für die chemothermische Desinfektion
im Markt bekannt. Ferner wurde bei im Rahmen der vorliegenden Erfindung
durchgeführten
Versuchen festgestellt, dass Glycerinether wie Sensiva SC 50 oberhalb
von 25 °C
besonders gegen Bakterien (grampositive und gramnegative) und Mykobakterien
wirksam sind, aber die Wirksamkeit in einer Anwendungskonzentration
von 0,1 Gew.-% gegen Hefen (z.B. Candida albicans) und insbesondere
gegen Schimmelpilze (z.B. Aspergillus niger) noch verbessert werden
muss.
Der
vorliegenden Erfindung lag somit die Aufgabe zugrunde, eine Zusammensetzung
zur chemothermischen Desinfektion von Oberflächen von Gegenständen wie
Instrumenten und thermolabilen Materialien zur Verfügung zu
stellen, die die genannten Anforderungen erfüllt und die Nachteile des Standes
der Technik vermeidet. Insbesondere bestand die Aufgabe darin, eine
Zusammensetzung für
ein chemothermisches Desinfektionsverfahren bereitzustellen, die
- – Materialien,
die im Krankenhausbereich als Oberflächen von Gegenständen verwendet
werden und die desinfiziert werden müssen, auch oberhalb Raumtemperatur,
d.h. oberhalb 25 °C,
nicht oder nicht ausgeprägt
angreift und
- – im
Kontakt mit der menschlichen Haut nicht reizend und nicht entfettend
wirkt (also nicht zwangsläufig einen
hohen Gehalt an niederen Alkoholen wie Ethanol oder Isopropanol
aufweist).
Überraschenderweise
wurde nun erfindungsgemäß gefunden,
dass zur Desinfektion der Oberfläche eines
Gegenstandes bei einer Temperatur oberhalb von Raumtemperatur (Raumtemperatur
definiert als 25 °C),
vorzugsweise einer Temperatur von 30 °C oder darüber, bevorzugter 35 °C oder darüber, insbesondere 40 °C oder darüber, am
meisten bevorzugt 50 °C
oder darüber
eine Zusammensetzung verwendet werden kann, die (a) einen oder mehrere
1- oder 2-(C3- bis C24-Alkyl)glycerinether
und (b) einen oder mehrere aromatische Alkohole enthält.
In
einer Ausführungsform
wird die Desinfektion ohne erhöhten
Druck durchgeführt.
Dann liegt die Desinfektionstemperatur vorzugsweise bei 40 bis 80 °C, bevorzugter
45 bis 60 °C,
insbesondere 45 bis 55 °C,
beispielsweise bei etwa 50 °C.
In
einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung wird die Desinfektion unter erhöhtem Druck durchgeführt. Dann
beträgt
die Desinfektionstemperatur bis zu 170 °C und liegt vorzugsweise im
Bereich von 80 bis 160 °C,
bevorzugter 100 bis 150 °C,
insbesondere 120 bis 140 °C,
beispielsweise 130 bis 135 °C.
Derzeit wird z.B. zur Inaktivierung von Prionen eine Höchsttemperatur
von 134 °C
für einen
Zeitraum von 20 Minuten als ausreichend angesehen, wenn thermisch
inaktiviert wird.
Eine
Sterilisation (Freimachen von vermehrungsfähigen Keimen) von unbelebten
Oberflächen
oberhalb von 100 °C
kann z.B. im Autoklaven mit gespanntem, gesättigtem Wasserdampf oder einem Dampf-Luft-Gemisch unter
erhöhtem
Druck erfolgen. So kann z.B. eine Dampfsterilisation oder Autoklavierung bei
mindestens 120 °C,
entsprechend 1 bar Überdruck,
und einer Einwirkzeit von 15 bis 20 Minuten unter Zusatz einer erfindungsgemäßen Zusammensetzung
erfolgen.
Die
Anwendung erfolgt auf unbelebten Flächen, z.B. im Rahmen der chemothermischen
Desinfektion und/oder Reinigung von Instrumenten, thermostabilen
Materialien und thermolabilen Materialien, wie Endoskopen.
Die
erfindungsgemäße Anwendung
kann dadurch erfolgen, dass die Oberfläche mit der Zusammensetzung
benetzt, besprüht,
eingerie ben, abgewischt oder befeuchtet wird, die Oberfläche in die
Zusammensetzung eingetaucht wird oder die Oberfläche durch Vernebeln der Zusammensetzung
desinfiziert wird. Dabei ist die behandelte Oberfläche des
Gegenstandes ein beliebiges anorganisches oder organisches Material,
insbesondere ein thermoempfindliches Material, beispielsweise aus
Metall, Glas, Holz, Kunststoff, Textil oder Keramik. Der Gegenstand
kann ein medizinisches Instrument oder Laborgerät sein, eine Produktanlage
oder ein Teil davon, beispielsweise eine Rohrleitung oder ein Lagertank,
ein Lebensmittelbehälter
wie eine Flasche, ein Produkt, das dem Medizingerätegesetz
unterliegt, eine Klimaanlage, eine Membran, ein Ionenaustauscher oder
ein Kühlwasserkreislauf.
Die Anwendung erfolgt beispielsweise bei der manuellen und maschinellen
Desinfektion und Aufbereitung von medizinischen Instrumenten und
Geräten,
insbesondere thermolabilen Instrumenten wie flexiblen Endoskopen.
Die
hier als Desinfektion bezeichnete Anwendung kann jede beliebige
Reinigung, Konservierung, Sterilisation, Instrumentenaufbereitung,
Anlagendesinfektion oder -wartung sein, ist aber vorzugsweise eine
maschinelle Anwendung. Die Desinfektionszeit beträgt beispielsweise
10 Sekunden bis 1 Stunde, bevorzugter 1 Minute bis 30 Minuten, insbesondere
5 bis 15 Minuten.
Die
chemothermische Desinfektion von Instrumenten, insbesondere von
thermolabilen Instrumenten wie flexiblen Endoskopen, wird in speziellen
Reinigungs- und Desinfektionsautomaten durchgeführt. Ein beispielhafter erfindungsgemäßer Programmablauf,
bei dem die Zusammensetzung in Form eines Instrumentendesinfektionsmittels
vorteilhaft eingesetzt wird, ist wie folgt:
- 1.
Gegebenenfalls Vorreinigen mit kalten Wasser,
- 2. Reinigen bei 55 bis 60°C
mit einem neutralen Reiniger (z.B. als 0,5%ige Lösung),
- 3. Chemothermische Desinfektion bei 55 bis 60°C und einer
Einwirkzeit von 1 bis 20 Minuten, z.B. etwa 5 Minuten, mit einem
Desinfektionsmittel (z.B. 1 bis 3%ig bezogen auf das Konzentrat),
- 4. Spülen
mit kaltem Wasser und
- 5. Trocknen.
Alternativ
ist ein Verfahren, das die Schritte umfasst:
- 1)
gegebenenfalls Vorreinigen mit kaltem Wasser,
- 2) Reinigen unter Temperatursteigerung auf 90 bis 100°C, bevorzugt
90 bis 95 °C,
wie etwa 93 °C,
mit einem neutralen Reiniger,
- 3) chemothermische Desinfektion bei 90 bis 100°C, bevorzugt
90 bis 95 °C,
wie etwa 93 °C,
und einer Einwirkzeit von 1 bis 20 Minuten mit der Zusammensetzung,
- 4) Spülen
mit Wasser und
- 5) Trocknen, gegebenenfalls bei 40 bis 60°C.
Die
Ausführungen
zur erfindungsgemäßen chemothermischen
Desinfektion beziehen sich vorzugsweise auf Schritt 3 der vorstehend
dargestellten Verfahren.
In
einer Ausführungsform
der Erfindung liegt die verwendete Zusammensetzung als flüssiges Konzentrat
vor und wird zur Anwendung mit Wasser zu einer wässrigen Gebrauchslösung verdünnt. Ein
solches Konzentrat enthält
beispielsweise (a) 5 bis 20 Gew.-%, wie 10 Gew.-%, Glycerinether
und (b) 70–95
Gew.-%, wie 80 oder 90 Gew.-%, aromatischen Alkohol und gegebenenfalls
bis 10 Gew.-% Wasser. Beispielhafte Konzentrate bestehen aus (i)
10 Gew.-% 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether und 90 Gew.-% Phenoxy ethanol,
(ii) 10 Gew.-% 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether, 80 Gew.-% Phenoxyethanol
und 10 Gew.-% Wasser und (iii) 6 Gew.-% 1-(2-Ethylhexyl)glycerinether, 90 Gew.-%
Phenoxyethanol und 4 Gew.-% Wasser. Der Fachmann ist in der Lage,
entsprechende wasserverdünnbare
Konzentrate unter Zuhilfenahme geeigneter Lösungsmittel (Glykole wie Propylenglykol),
Lösungsvermittler,
Säuren,
Alkalisierungsmittel oder Tenside zu formulieren. Ein bevorzugtes
Konzentrat ist wasserfrei. Obwohl Konzentrate üblicherweise flüssig sind,
können
durch geeignete Maßnahmen
pastöse
oder feste Konzentrate hergestellt werden.
In
einer Ausführungsform
wird die Zusammensetzung als wässrige
Gebrauchslösung
eingesetzt und enthält
dann (a) 0,01 bis 1,0 Gew.-%, bevorzugter 0,025 bis 0,5 Gew.-%,
insbesondere 0,05 bis 0,2 Gew.-%, besonders bevorzugt etwa 0,1 Gew.-%
Glycerinether und (b) 0,1 bis 10 Gew.-%, bevorzugter 0,25 bis 5 Gew.-%,
insbesondere 0,5 bis 2 Gew.-% aromatischen Alkohol. Eine solche
Gebrauchslösung
kann 89 Gew.-% oder mehr, bevorzugter 94,5 bis 99,725 Gew.-%, insbesondere
97,8 bis 99,45 Gew.-% Wasser enthalten. Dabei sind Gebrauchslösungen bevorzugt,
die einen pH-Wert von 3 bis 10 aufweisen.
In
einer weiteren Ausführungsform
liegt die Gebrauchslösung
salzhaltig vor. Beispielsweise können salzhaltige
Zusammensetzungen die Steuerung der Wirkstoffkonzentration über das
elektrische Leitvermögen ermöglichen.
Bei der Inaktivierung von Prionen werden darüber hinaus sogenannte chaotrope
Salze eingesetzt. Korrosionsschutzsalze können die Materialverträglichkeit
der Zusammensetzungen verbessern.
Die
Alkylgruppe des Glycerinethers ist vorzugsweise ausgewählt aus
verzweigtem oder unverzweigtem gesättigtem Alkyl. Bevorzugt sind
1-Monoalkylglycerinether mit gesättigtem
(unverzweigtem oder bevorzugt verzweigtem) C3-
bis C18-Alkyl, besonders bevorzugt gesättigtem
und verzweigtem C6- bis C12-Alkyl.
Beispielhafte 1- oder
2-Alkylglycerinether sind 1- oder 2-Propylglycerinether, -Octylglycerinether,
-Decylglycerinether, -Dodecylglycerinether, -Hexadecylglycerinether,
-Octadecylglycerinether und -Octadecenylglycerinether. Ganz besonders
bevorzugt ist 1-(2-Ethylhexyl)-glycerinether
(Sensiva® SC
50).
Bevorzugte
aromatische Alkohole sind ausgewählt
aus Aryloxyalkanolen (Glykolmonoarylethern), Oligoalkanolarylethern
und Arylalkanolen.
Erfindungsgemäß eingesetzte
Aryloxyalkanole besitzen die Formel Ar-O-(CHR)n-OH
mit R = unabhängig
H (für
n ≥ 2) oder
C1- bis C6-Alkyl,
wobei n eine ganze Zahl und bevorzugt 2 bis 10 ist, bevorzugter
2 bis 6 und insbesondere 2 oder 3. Während die Gruppe Ar eine kernsubstituierte
Arylgruppe sein kann, ist unsubstituiertes Aryl, z.B. Phenyl oder
Naphthyl, bevorzugt. Beispielhafte erfindungsgemäß eingesetzte Aryloxyalkanole
sind Phenoxyethanol und Phenoxypropanole. Bevorzugte Phenoxypropanole
sind 1-Phenoxypropanol-2, 2-Phenoxypropanol-1 oder Gemische derselben
sowie 3-Phenoxypropanol-1. Zu den Oligoalkanolarylethern gehören beispielsweise
Phenoxy-di-, -tri- und -oligoethanol und Phenoxydi-, -tri- und -oligopropanol.
Erfindungsgemäß eingesetzte
Arylalkanole besitzen die Formel Ar-(CHR)n-OH
mit R = unabhängig
H (was bevorzugt ist) oder C1- bis C6-Alkyl,
wobei n eine ganze Zahl und bevorzugt 1 bis 10 ist, bevorzugter
1 bis 6 und insbesondere 1, 2, 3 oder 4. Während die Gruppe Ar eine kernsubstituierte
Arylgruppe sein kann, ist unsubstituiertes Aryl, z.B. Phenyl oder
Naphthyl, bevorzugt. Beispielhafte Arylalkanole sind 3-Phenylpropanol-1,
Phenethylalkohol, Veratrylalkohol (3,4-Dimethoxyphenylmethylalkohol),
Benzylalkohol und 2-Methyl-1-phenyl-2-propanol.
In
einer Ausführungsform
ist das Gewichtsverhältnis
x von Komponente (a) zu Komponente (b) in der erfindungsgemäß eingesetzten
Zusammensetzung 0,15 oder kleiner, bevorzugt 0,09 oder kleiner,
bevorzugter 0,08 bis 0,03 und insbesondere 0,07 bis 0,04.
Besonders
bevorzugt ist die Verwendung einer Gebrauchslösung, die (a) 0,05 bis 0,2
Gew.-%, wie etwa 0,1 Gew.-% 1-(2-Ethylhexyl)-glycerinether und (b) 0,5 bis 2,0 Gew.-%,
wie etwa 0,5 oder etwa 1,0 Gew.-% Phenoxyethanol und/oder Phenoxypropanol
umfasst.
Neben
den erfindungsgemäßen Komponenten
(a) und (b) kann die Zusammensetzung weitere Komponenten wie (c)
einen oder mehrere Hilfsstoffe enthalten. Bevorzugt liegt sie jedoch
tensidarm vor und enthält weniger
als 5 Gew.-% Tensid, bevorzugter weniger als 2 Gew.-%, besonders
bevorzugt weniger als 0,5 Gew.-% Tensid und ist insbesondere bevorzugt
tensidfrei (die Prozentangaben beziehen sich auf das Konzentrat).
Dabei
schließt
der Begriff Hilfsstoffe weitere Wirkstoffe ein. Bevorzugte weitere
Wirkstoffe sind Aldehyde, Amine, Phenole, Halogenverbindungen und
Carbonsäuren.
Weitere mögliche
Hilfsstoffe sind Netzmittel, Reinigungskomponenten, Korrosionsinhibitoren,
Tenside (nichtionische Tenside, anionische Tenside, Amphotenside),
Puffer, Säuren,
Alkalisierungsmittel, Parfüms,
Farbstoffe, Salze, Indikatoren, Marker, Komplexbildner und Entschäumer. Beispielhafte
Hilfsstoffe sind Natriumchlorid, o-Phenylphenol, Triclosan, o-Phthaldialdehyd, Lonzabac
12, Lonzabac LF und Natriumbenzoat.
Beim
erfindungsgemäßen Einsatz
der Zusammensetzung wird der Fachmann zwischen den Parametern Anwendungszeit,
Konzentration der Komponenten (a) und (b) sowie gegebenenfalls (c)
und Desinfektionstemperatur und -druck ein Optimum wählen, das
der gewünschten
desinfizierenden Wirkung entspricht, in Abhängigkeit von der Empfindlichkeit
des zu desinfizierenden Materials.
Der
Einsatz der Zusammensetzung führt
zur Beseitigung von Bakterien (gram-positive und gram-negative),
Hefen und Schimmelpilzen, Mykobakterien und Viren, beispielsweise
Propiono-Bakterien (Propionibacterum acnes), Kopfschuppen verursachenden
Keimen (Malassezia furfur), Prionen, behüllten und/oder unbehüllten Viren,
geruchsverursachenden Mikroorganismen, niederen Schad organismen,
Protozoen und Dauerformen. Erwähnenswert
ist insbesondere die in den Beispielen belegte Wirksamkeit der erfindungsgemäß eingesetzten
Zusammensetzungen gegen Pilze, denn der Einsatz von Glycerinether
allein bedurfte bei den Konzentrationen, die für Zusammensetzungen für die chemothermische
Desinfektion akzeptabel sind, einer Verbesserung.
Bei
der erfindungsgemäßen Verwendung
bieten die als Konzentrate vorliegenden Zusammensetzungen die folgenden
Vorteile:
- – Sie
können
flüssig
und mit einem hohen Wirkstoffanteil formuliert werden und bieten
dadurch Handhabungs- und Kostenvorteile, die bei einem Konzentrat
mit hohem Wassergehalt nicht gegeben wären.
- – Die
Konzentrate zeigen eine gute Farbstabilität.
- – Die
Konzentrate zeigen ein breites Wirkungsspektrum auch bei geringer
Einsatzkonzentration.
- – Die
Konzentrate sind kältestabil
und auch bei niedrigen Temperaturen (selbst bei –5 °C) flüssig und pumpbar.
- – Die
zwingend vorgeschriebenen Komponenten (a) und (b) sind in breiten
Bereichen miteinander mischbar und mit einer breiten Palette von
Hilfsstoffen (einschließlich
anderen Wirkstoffen) verträglich.
- – Glycerinether
wirken als Netzmittel und unterstützen die desinfizierende Wirkung
auch an Ecken und Kanten der Oberfläche des Gegenstandes.
- – Glycerinether
wie Sensiva SC 50 sind toxikologisch gut untersuchte Stoffe mit
guter Materialverträglichkeit.
- – Glycerinether
besitzen einen hohen Siede- und Flammpunkt, der Umgang mit den Konzentraten
ist also wenig problematisch.
Die
wässrigen
Gebrauchslösungen
sind:
klar, farblos,
schaumarm,
geruchs- und pH-neutral,
gut
benetzend sowie
oxidations-, pH- und temperaturstabil.