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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Durchführen einer dentalen Abformung sowie einen Kit zum Durchführen einer dentalen Abformung gemäß den Patentansprüchen.
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Für die Vorbereitung der Anfertigung von Zahnersatz, kieferorthopädischer Maßnahmen oder verschiedener restaurativer Maßnahmen ist es erforderlich, eine Abformung einzelner oder mehrerer Zähne bzw. des gesamten Kiefers durchzuführen. Zu diesem Zweck werden Abformlöffel verwendet, die aus Metall oder einem harten Kunststoff gefertigt sind und mit einer elastomeren Abformmasse befüllt werden. Bei der Durchführung der Abformung umschließt der Löffel den Zahn bzw. die Zähne etwa U-förmig und drückt so die Abformmasse an den abzuformenden Kieferbereich.
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Aus
US-A-4,689,010 und
US-A-5,513,985 sind bereits Trays bekannt, die eine Abformung zweier gegenüberliegender Kieferseiten in einem Arbeitsgang erlauben. Diese Trays weisen der Kieferform angepaßte Seitenwände auf, die so ausgebildet sind, daß sie bei der Durchführung der Abformung die Seiten der abzuformenden Zähne sowohl im Ober- als auch im Unterkiefer wenigstens teilweise umschließen. Etwa auf halber Höhe dieser Seitenwände ist zwischen diesen ein Trayboden aus einem Kunststoffasermaterial gespannt. Der Tray wird beidseitig mit einer elastomeren Abformmasse befüllt und kann so zur gleichzeitigen Abformung der gegenüberliegenden Kieferseiten verwendet werden.
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Grundsätzlich erlauben diese Trays durch die gleichzeitige Abformung von Ober- und Unterkiefer eine genauere Erfassung der Situation für teilweise oder vollständige Gebißerneuerungen. Insbesondere die für eine Gebißerneuerung wichtige Registrierung des Gegenbisses wird vorgenommen. In der Praxis ist die Verwendung des Trays jedoch mit Problemen verbunden. Der Tray ist konstruktiv bedingt (der Boden besteht lediglich aus Fasermaterial) nicht hinreichend starr. Bei der Durchführung der Abformung sowie insbesondere bei der Entnahme der fertigen Abformung aus dem Mund kann sich der Tray verformen, so daß die fertige Abformung nicht mehr den Verhältnissen im Mund entspricht. Insbesondere die Entnahme aus dem Mund kann problematisch sein, da ausgehärtetes Abformmaterial häufig mit hoher Haftkraft an Zähnen haftet. Ferner kann bei der Durchführung der Abformung bis auf den Fasermaterialboden des Trays gebissen bzw. dieser sogar durchgebissen werden, so daß Zähne des Ober- und Unterkiefers direkt zueinander in Kontakt treten und es zu keiner exakten Situationsabformung mehr kommt.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren, das eine genaue und zuverlässig durchführbare Zahn- bzw. Kieferabformung gestattet, sowie ein Kit zur Durchführung dieses Verfahrens zu schaffen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Durchführen einer dentalen Abformung und gleichzeitigen Registrierung des Gegenbisses weist folgende Schritte auf:
- a) zur Verfügung stellen eines thermoplastische Materials zur Bissregistrierung, wobei das thermoplastische Material bei einer Temperatur von 37°C hinreichend formstabil zur Konservierung der Bissregistrierung ist, einer Abformmasse zur Abformung eines Zahn- oder Kieferbereichs und eines Trays zur Aufnahme des thermoplastische Materials einerseits und der Abformmasse andererseits auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Trays, wobei der Tray zwei einander gegenüberliegende Seitenwände und eine sich zwischen den Seitenwänden erstreckende flexible Membran aufweist, wobei die flexible Membran einen ersten Aufnahmebereich und einen zweiten Aufnahmebereich bildet,
- b) Erwärmen des thermoplastischen Materials auf wenigstens die Erweichungstemperatur,
- c) Einsetzen des thermoplastischen Materials in den ersten Aufnahmebereich des Trays, so daß das thermoplastische Material eine Seite der flexiblen Membran bedeckt und sich über die Kanten der Seitenwände des Trays hinaus erstreckt,
- d) Einsetzen des Abformmaterials in die gegenüberliegende Seite des Trays,
- e) Durchführen der Abformung und Registrierung des Gegenbisses.
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Die Reihenfolge der Verfahrensschritte b), c) und d) ist dabei nicht kritisch. Es kommt lediglich darauf an, daß vor dem Einsetzen des Trays in den Mund die Abformmasse auf der einen Seite und das hinreichend erwärmte thermoplastische Material auf der anderen Seite des Trays angeordnet ist. Somit ist es ohne weiteres möglich, die Abformmasse vor dem thermoplastischen Material in den Tray zu geben oder aber das thermoplastische Material erst nach dem Einfügen in den Tray zu erwärmen.
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Der erfindungsgemäße Kit weist drei wesentliche Bestandteile auf:
- – ein thermoplastisches Material zur Bißregistrierung einer Kieferseite,
- – eine Abformmasse zu Abformung der gegenüberliegenden Kieferseite,
- – einen Tray zur Aufnahme von thermoplastischem Material einerseits und Abformmasse andererseits auf gegenüberliegenden Seiten dieses Trays. Der Tray weist zwei einander gegenüberliegende Seitenwände und eine sich zwischen den Seitenwänden erstreckende flexible Membran auf. Die Membran bildet einen ersten und einen zweiten Aufnahmebereich auf den einander gegenüberliegenden Seiten dieser Membran. Das thermoplastische Material ist bei einer Temperatur von 37°C hinreichend formstabil zur Konservierung der Bissregistrierung, es weist eine Erweichungstemperatur von 45–75°C auf und ist derart vorgeformt, dass es beim Einlegen in den ersten Aufnahmebereich des Trays eine Seite der flexiblen Membran bedeckt und sich über die Seitenwände und über die Kanten der Seitenwände hinaus erstreckt, um dem Tray so hinreichende Festigkeit zu verleihen.
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Zunächst seien einige im Rahmen der Erfindung verwendete Begriffe erläutert.
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Als Basis zur Aufnahme von Abformmasse einerseits und thermoplastischem Material andererseits dient erfindungsgemäß ein Tray. Dieser Begriff bezeichnet jegliche Einrichtung, die als Träger zur Aufnahme dieser beiden Materialien und deren Verbringung in den Mund dienen kann. Es handelt sich dabei also um eine Handhabungshilfe, die Vorbereitung und Durchführung der Abformung ermöglicht bzw. erleichtert. Der Tray übt somit eine Haltefunktion für die Abformmasse (insbesondere wenn diese vor der Verformung fließfähig und plastisch verformbar ist) und für das thermoplastische Material (insbesondere in dessen erwärmten Erweichungszustand) aus. Der Tray besteht aus einem Material oder mehreren Materialien, die unter den Bedingungen der Durchführung der Abformung ihre Eigenschaften, insbesondere Festigkeit, nicht oder nur unwesentlich ändern.
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Der Begriff thermoplastisches Material bezeichnet jedes Material, das durch Erwärmen auf eine noch für das Mundgewebe verträgliche Temperatur hinreichend weich wird, so daß eine Bißregistrierung auf diesem thermoplastischen Material vorgenommen werden kann. Bißregistrierung bedeutet, daß nicht etwa eine vollständige Zahnabformung vorgenommen werden soll, sondern daß lediglich die Stellung der Zähne relativ zu den (vollständig abzuformenden) Zähnen der gegenüberliegenden Kieferseite erfaßt wird. Es kann sich insbesondere um einen thermoplastischen Kunststoff handeln. Besonders geeignet sind thermoplastische Kunststoffe auf der Basis von Polycaprolacton oder Polyvinylacetat. Geeignete thermoplastische Materialien sind dem Fachmann geläufig und werden bspw. detailliert beschrieben in
US-A-5,066,231 und
JP-A-63270759 .
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Unter Abformmasse versteht man jedes zur vollständigen Abformung eines Zahn- oder Kieferbereichs geeignete Material. Geeignete fließfähige Elastomere auf Basis bspw. von Alginaten, additions- oder kondensationsvernetzenden Silikonen, Polyethern oder Polysulfiden sind dem Fachmann geläufig und bedürfen hier keiner näheren Erläuterung. Beispielhaft wird verwiesen auf Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, 5. Auflage, Band A8, dort ”Dental Impression Materials” im Kapitel ”Dental Materials”.
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Die Erfindung ermöglicht eine besonders exakte Erfassung einer Gebißsituation. Zwar wird eine vollständige und exakte Abformung nur von einer Kieferseite pro Arbeitsgang durchgeführt (bzw. eines Teils einer Kieferseite), doch erfolgt gleichzeitig eine exakte Registrierung des Gegenbisses, was insbesondere für die Herstellung von Zahnersatz von großer Bedeutung ist. Das thermoplastische Material härtet unter den Bedingungen im Mund aus und versteift so die gesamte Konstruktion aus Thermoplast, Tray und Abformmaterial. Bei Bedarf kann das Aushärten gefördert oder beschleunigt werden durch Kühlung bspw. mittels Wassers, geeigneter Kühlpackungen oder dergleichen. Beim Herausnehmen der fertigen Abformung aus dem Mund ist die gesamte Konstruktion also wesentlich starrer als im Stand der Technik, so daß ein unbeabsichtigtes Verformen nicht oder kaum möglich ist. Ferner verhindert das thermoplastische Material bei der Durchführung der Abformung ein vollständiges Durchbeißen, so daß die Kauflächen der Zähne nicht aufeinandertreffen können und zu einer Verfälschung der Abformung führen. Der Thermoplast ist auch im erweichten Zustand hinreichend starr, um ein vollständiges Durchbeißen zu verhindern.
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Im Rahmen der Erfindung übt das thermoplastische Material demnach drei Funktionen gleichzeitig aus. Zum einen ermöglicht es die Registrierung des Gegenbisses der Antagonisten der abzuformenden Zähne. Zum zweiten verhindert es einen Durchbiß mit Aufeinandertreffen der Kauflächen der gegenüberliegenden Zähne, so daß eine Verfälschung der Abformung vermieden wird. Schließlich versteift es nach der Erstarrung im Mund den für sich genommen eher labilen Tray und verhindert so, daß die Abformung durch Verformung des Trays während des oder nach dem Herausnehmen aus dem Mund verfälscht wird.
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Vor dem Einsetzen des Trays in den Mund wird der Thermoplast auf oder über seine Erweichungstemperatur erwärmt, so daß er einerseits die Gegenbißregistrierung vornehmen kann, aber andererseits nur eine geringe Festigkeit aufweist. Hier sorgt dann der Tray selbst für eine hinreichende Festigkeit der Bestandteile des erfindungsgemäßen Kits, die zum Verbringen in den Mund ausreicht.
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Der Tray weist einen ersten Aufnahmebereich wie bspw. eine Vertiefung zur Aufnahme des Abformmaterials auf. Diese Vertiefung wird gebildet durch die Seitenwände und den vorzugsweise aus einem Kunststoffasermaterial geformten Boden. Die Seitenwände verhindern ein Wegfließen der ja fließfähigen Abformmasse vor und während der Durchführung der Abformung. Der Boden kann insbesondere aus einem Fasergewebe, einem Gewirke, einem gazeartigen Material oder dergleichen bestehen. Es kann statt eines Kunststoffasermaterial auch eine Kunststoffolie oder dergleichen verwendet werden.
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Das thermoplastische Material weist eine Erweichungstemperatur von 45 bis 75°C, vorzugsweise 50 bis 70°C, besonders bevorzugt 60 bis 65°C auf. Erweichungstemperatur bedeutet im Rahmen der Erfindung, daß das Material bei dieser Temperatur hinreichend weich ist zur Durchführung einer Bißregistrierung.
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Andererseits ist das thermoplastische Material erfindungsgemäß bei 37°C (Körpertemperatur) hinreichend formstabil zur Konservierung der Bißregistrierung. Hinreichende Formstabilität bedeutet, daß sich das thermoplastische Material beim Herausnehmen der Abformung aus dem Mund nicht oder nur in einem solchen Maße verformt, daß eine hinreichend akkurate Gegenbißregistrierung gewährleistet ist.
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Weiterhin ist ein Verfahren zum Vorbereiten eines Trays für das Durchführen einer dentalen Abformung und gleichzeitiger Registrierung des Gebisses möglich, das die folgende Schritte aufweist:
- a) zur Verfügung stellen eines thermoplastischen Materials zur Bissregistrierung, wobei das thermoplastische Material bei einer Temperatur von 37°C hinreichend formstabil zur Konservierung der Bissregistrierung ist, einer Abformmasse zur Abformung eines Zahn- oder Kieferbereichs und eines Trays zur Aufnahme des thermoplastische Materials einerseits und der Abformmasse andererseits auf zwei gegenüberliegenden Seiten des Trays, wobei der Tray zwei einander gegenüberliegende Seitenwände und eine sich zwischen den Seitenwänden erstreckende flexible Membran aufweist, wobei die flexible Membran einen ersten Aufnahmebereich und einen zweiten Aufnahmebereich bildet,
- b) Erwärmen des thermoplastischen Materials auf wenigstens die Erweichungstemperatur,
- c) Einsetzen des thermoplastischen Materials in den ersten Aufnahmebereich des Trays, so daß das thermoplastische Material eine Seite der flexiblen Membran bedeckt und sich über die Kanten der Seitenwände des Trays hinaus erstreckt,
- d) Einsetzen des Abformmaterials in die gegenüberliegende Seite des Trays.
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Auch hier ist die Reihenfolge der Schritt b), c) und d) nicht kritisch.
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Die erfindungsgemäßen Verfahren müssen nicht notwendigerweise mit einem erfindungsgemäßen Kit durchgeführt werden. Es ist ebensogut möglich, im Handel erhältliche Abformmassen, Trays und thermoplastische Materialien separat zu beziehen und miteinander zu kombinieren, um die erfindungsgemäßen Verfahren durchzuführen. Ein wesentliches Element des erfindungsgemäßen Verfahrens kann insbesondere ein Thermoplast sein, der in Form einer Platte vertrieben wird, deren Abmessungen sich besonders zum Einlegen in einen Tray eignen (siehe hierzu insbesondere die Zeichnung). Dabei erstrecken sich die Ränder der Platte über die Kanten der Seitenwände des Trays hinaus. Das thermoplastische Material muß hinreichend dimensioniert sein, um einen detaillierten Abdruck der gegenüberliegenden Zähne und Gewebestruktur des Mundes aufzunehmen. Vorzugsweise ist das thermoplastische Material wenigstens 0,35 cm dick. Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das thermoplastische Material vor dem Erwärmen und Erweichen länglich geformt und weist eine Dicke von ungefähr 0,4 cm, eine Breite von ungefähr 4 cm und eine Länge von ungefähr 7,25 cm auf. Bei einer anderen bevorzugten Ausführungsform ist das thermoplastiche Material vor dem Erwärmen und Erweichen gekrümmt, so daß es sich etwa der Form des abzuformenden Quadranten des Kiefers anpaßt.
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Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung erläutert, die einen Querschnitt durch einen erfindungsgemäß mit Abformmasse und thermoplastischen Material versehenen Tray zeigt.
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Ein dentaler Abformlöffel oder -tray weist Seitenwände 1 auf, zwischen denen ein Kunststoffnetz 4 als Boden gespannt ist. Solche Löffel oder Trays sind allgemein im Handel erhältlich. Eine Seite des Trays wird mit einem üblichen Abformmaterial 2 gefüllt. Ein in Form von Platten kommerziell erhältlicher Thermoplast 3 wird über die Erweichungstemperatur hinaus erwärmt und in die gegenüberliegende Seite des Trays eingelegt. Wie in der Zeichnung zu erkennen, wird er beim Einlegen an Boden 4 und die Seitenwände 1 angeformt und ragt über den unteren Rand der Seitenwände 1 hinaus.
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Mit dem so vorbereiteten Tray wird eine Abformung im Mund vorgenommen. Der Tray bleibt zur Durchführung der Abformung solange im Mund, bis die Abformmasse 2 hinreichend erstarrt ist und der Thermoplast 3 etwa auf Körpertemperatur abgekühlt und dadurch ebenfalls wieder erstarrt ist. In diesem erstarrten Zustand bildet der dem Verlauf von Boden 4 und Seitenwänden 1 des Trays folgende Thermoplast 3 eine die Steifigkeit des gesamten Trays (insbesondere auch der Seitenwände 1) erhöhende Verstärkungsschicht.
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Der Tray wird anschließend herausgenommen. In der Abformmasse 2 ist eine Kieferseite abgeformt, der Thermoplast hat den Gegenbiß registriert.