-
Richtvorrichtung für Pivotgeschütze in Fahrzeugen, insbesondere Schiffen
Die Erfindung bezieht sich auf eine Richtvorrichtung für Pivotgeschütze in Fahrzeugen,
insbesondere Schiffen, mit zwei ein Kardangelenk bildenden Achsen sowie mit einer
Schulterstützen tragenden Vorrichtung zum Richten, welche ebenfalls in bezug auf
das Fahrzeug um zwei ein Kardangelenk bildende Achsen schwenkbar ist, die mit den
Waffenachsen zusammenfallen können. Die Erfindung befaßt sich dabei vor allem mit
kleinkalibrigen Geschützen (z. B. zwischen 20 und 50 mm) für die Marine, die zur
Bekämpfung von sich im wesentlichen auf der Höhe des Wasserspiegels befindlichen
Zielen dienen.
-
Es ist bekannt, bei Schußwaffen mit unabhängiger Richtlafette die
Visiervorrichtung durch ein Parallelogramm mit der Waffe zu verbinden. Die Richtvorrichtung
besteht dabei aus Richtgriffen, die mit der Waffe fest verbunden sind, und aus Schulterstützen,
die um eine Achse in einer vertikal durch die Schußachse gelegten Ebene schwenkbar
sind. Die Orientierung in dieser Ebene ist jedoch frei. Dabei hat der Schütze zwar
die Möglichkeit, die Lage seiner Schultern unverändert beizubehalten, wenn sich
die Lafette neigt, aber der Schütze ist gezwungen, dabei den Kopf gegenüber dem
Körper zu neigen, um sein Auge in Richtung der Visiervorrichtung zu behalten.
-
Es ist weiter bekannt, dem Schützen zu ermöglichen, daß er seine horizontale
Schulterlinie durch eine Parallelogrammlagerung aufrechterhalten kann, wenn sich
der Sockel der Lafette durch. Stampf- oder Rollbewegungen des Schiffes neigt. In
solchen Fällen muß aber der Schütze die Reaktionen, die durch die Waffe ausgelöst
werden, sobald die letztere wegen der Bewegung des Schiffes zu schwingen versucht,
voll mit seinen Schultern aufnehmen, wenn die Waffe mit einer Richtvorrichtung ausgerüstet
wird.
-
Gegenüber diesem Bekannten besteht die Erfindung darin, daß bei der
eingangs erwähnten Richtvorrichtung das Visier und wenigstens die Schulterstützen
der Richtvorrichtung auf einem einzigen Rahmen sitzen, der um eine zur Rohrachse
parallele Achse drehbar ist.
-
Dadurch wird es dem Schützen möglich, bei Neigungen der Lafette bzw,
eines Schiffes nicht nur seine horizontale Schulterlinie, sondern auch die Lage
seines Kopfes gegenüber dem Körper unverändert beizubehalten, und weiter braucht
der Schütze nun nicht mehr die starken Reaktionskräfte der Waffe bei Roll- oder
Stampfbewegungen des Schiffes od. dgl. aufzunehmen, sondern hat mit seinen Schultern
lediglich die schwingende Ausrüstung, bestehend aus Richt-und Visiervorrichtung,
zu halten, d. h., er braucht nur Kräfte bzw. Trägheitskräfte aufzunehmen, die sehr
viel kleiner sind als die Trägheitskräfte, die durch die Waffe selbst hervorgerufen
werden. Die Erfindung ist unter Bezugnahme auf die Zeichnung beispielshalber erläutert.
-
Fig. 1 zeigt schaubildlich ein zum Einbau in ein Schiff bestimmtes
Pivotgeschütz mit einer erfindungsgemäßen Richtvorrichtung; Fig. 2 zeigt das gleiche
Geschütz mit Richtvorrichtung von hinten bei einer Neigung des Schiffes quer zu
der Schußachse; Fig.3 zeigt schließlich unter den gleichen Bedingungen wie Fig.
2 eine erfindungsgernäße Anordnung, welche an Stelle eines selbsttätigen Geschützes
Raketenausstoßrohre enthält.
-
Das Ausführungsbeispiel zeigt eine Richtvorrichtung für Pivotgeschütze
für ein Schiff X, z. B. ein Schnellboot.
-
Nach der Erfindung ist wenigstens eine Abschußwaffe vorgesehen, z.
B. ein selbsttätiges kleinkalibriges Geschütz 1, welches an dem Schiff N in bekannter
Weise mit Hilfe von zwei ein Kardangelenk bildenden Achsen angebracht ist, wodurch
das Seiten- und Höhenrichten der Waffe ermöglicht wird.
-
Hierfür sitzt gemäß Fig. 1 z. B. auf einem an dem Schiff N befestigten
festen Grundsockel 2 ein schwenkbarer Drehsockel 3, welcher gegenüber dem
Grundsockel 2 um eine Achse X-X' (Seitenrichtung) drehbar ist, wobei diese Schwenkachse
X-X' des Drehsockels zweckmäßig etwa senkrecht liegt, wenn sich das Schiff in ruhigem
Wasser befindet.
-
Der Drehsockel 3 trägt ein Paar Schildzapfen 4, welche die Höhenrichtachse
Y-Y' des Geschützes 1 bilden. Das Geschütz kann gegen ein Dämpfersystem
auf
einem von den Schildzapfen 4 getragenen Halter oder einer Wiege 5 gleiten, wobei
die Schußachse (Symmetrieachse des Geschützes 1) senkrecht zu der Achse Y-Y' der
Schildzapfen 4 liegt.
-
Die Anordnung enthält in bekannter Weise auch eine Vorrichtung zum
Richten des Geschützes 1, welche ebenfalls in bezug auf -das Schiff 1' an einem
Kardangelenk angebracht ist, wobei die Schwenkachsen dieser Richtvorrichtung mit
den Schwenkachsen X-X' und Y-' der eigentlichen Waffe zusammenfallen können, wie
nachstehend angenommen ist.
-
Wenn die Richtvorrichtung z. B. dem Scliützeii ermöglichen soll, unmittelbar
die Seiten- und Höhenrichtmanöver vorzunehmen, indem er hierfür seine eigene Körperkraft
benutzt, kann diese Richtvorrichtung durch einen starren Gestängerahmen 6 gebildet
werden, der einen Halter für Stützteile bildet, z. B. zwei Schulterstützen 7 und
zwei Handgriffe B. von denen einer zweckmäßig mit dem Abzug 8a versehen ist.
-
Wenn nun der Gestängerahmen der Richtvorrichtung starr mit der Wiege
5 der Waffe verbunden wäre, würde sie zwar dem Schützen gestatten, die gewünschten
Richtmanöver vorzunehmen, die Schulterlinie des Schützen müßte dann aber den etwaigen
Neigungen des Schiffes in der Richtung X-' (welche waagerecht liegt, wenn sich das
Schiff in ruhigem Wasser befindet) folgen. Der Schütze wäre daher gezwungen, bei
einer Lagenänderung des Schiffes zur Aufrechterhaltung der Berührung seiner Schultern
mit den Schulterstützen gewisse seitliche Beugebewegungen auszuführen, welche ihn
schließlich nötigen, eine unnatürliche Stellung einzunehmen, die jedenfalls nicht
der Haltung entspricht, welche man instinktmäßig zum Ausgleich der durch die Lagenänderung
des Schiffes bewirkten Gleichgewichtsstörung einzunehmen sucht.
-
Eine derartige Abhängigkeit ist besonders beim Richten nachteilig,
bei welchem der Schütze seine ganze Energie darauf konzentrieren muß, die Visierlinie
auf das Ziel zu halten, wobei die erforderliche Konzentration offenbar nicht erreicht
werden kann, wenn sich der Schütze in einer unbequemen Stellung befindet.
-
Dementsprechend wird von dem Rahmen 6 der Richtvorrichtung das Visiergerät
9 der Anlage getragen, welches zweckmäßig als Kreiskorn ausgebildet ist, wobei die
optische Achse des Visiergeräts, welche durch die Visierspitze 9a und die Mitte
des Kreiskornes geht, entweder beständig zu der Schußachse parallel liegen oder
durch einen Aufsatz so eingestellt werden kann, daß sie mit der Schußachse einen
von der Form der Geschoßbahn abhängenden vorausbestimmten Winkel bildet.
-
Erfindungsgemäß wird der Gestängerahnien 6 der Richtvorrichtung so
ausgebildet, d.aß er in bezug auf das Geschütz 1 um eine Achse Z-Z' schwenkbar ist.
welche zu der Schußachse beständig parallel bleibt, wobei diese Achse reell (wie
in der Zeichnung) oder virtuell sein kann.
-
Bei dieser Ausbildung bewirken die Schwenkbewegungen der Richtvorrichtung
um die Achsen X -X' bzw. Y-Y das Seiten- bzw. Höhenrichten des Geschützes
1, während die Schwenkbewegungen der Vorrichtung um die Achse Z-Z' ohne Einfluß
auf die Einstellung der Schußachse bleiben und nur dazu bestimmt sind, dem Schützen
zu gestatten, bei einer Lagenänderung des Schiffes seine Schulterlinie durch einen
natürlicheren Reflex etwa waagerecht zu halten. Bei einer derartigen Anordnung muß
der Schütze folgendermaßen verfahren, wenn Stampf- und/oder Rollbewegungen auftreten,
welche die Einstellung des Geschützes 1 beeinträchtigen würden: er hält durch eine
entsprechende Bewegung der Beine und des Körpers seine Schulterlinie im wesentlichen
waagerecht und versucht mittels der Richtvorrichtung das zu erreichende Ziel auf
der gewählten Visierlinie zu halten (und zwar unter Berücksichtigung der Entfernung
und der Geschwindigkeit des Ziels sowie der Form der Geschoßbahii), ohne sich um
die Lagenänderungen zu kümmern, welche die Schußachse durch die Bewegungen des Schiffes
und durch die Betätigung der Richtvorrichtung erfährt.
-
Die anfänglichen Richtbedingungen bleiben daher, wenn es dem Schützen
gelingt, die Visierlinie auf das Ziel zu halten, von den Roll- und/oder Stampfbewegungen
des Schiffes unbeeinflußt.
-
Eine derartige Anordnung gestattet dem Schützen, die Richtbewegungen
unter besonders günstigen Bedingungen vorzunehmen, da er jederzeit bei Lagenv eränderungen
des Schiffes (in Fig. 2 dargestellte Lage der Anlage) die bequemste Haltung beibehalten
kann, und da die auf die Schultern des Schützen ausgeübten Rückwirkungen verhältnismäßig
klein sind (oder sogar Null im Falle einer tadellosen Auswuchtung), da ja der Schütze
keinesfalls einer seitlichen Kippbewegung der durch das Geschütz, seine Wiege und
seine Geschoßzuführungsvorrichtung gebildeten Anordnung Widerstand zu leisten braucht,
wie dies bei derartigen Anlagen der Fall ist, bei welchen diese Anordnung an einem
Gelenkparallelogramm angebracht ist, welches -zusammenzusacken sucht, sobald die
Seitenrichtachse eine Schräglage einnimmt. Bei derartigen Anlagen mit Gelenkparallelogramm
treten dann infolge des Rückstoßes der seitlich verschobenen Waffe erhebliche Reaktionsmomente
auf, welche auf den den Drehteil der Anlage bildenden Teil übertragen werden. Bei
einer erfindungsgemäßen Anlage wird dagegen der Rückstoß vollständig von den die
Waffe tragenden Schwenkachsen aufgenommen.
-
Zwecks Entlastung der Schultern des Schützen ist es vorteilhaft, die
schwenkbaren ?Massen so weit wie möglich auszuwuchten, was in bekannter Weise dadurch
erzielt werden kann, daß die Anlage so ausgebildet wird, daß sich die Richtachsen
X-X' Y-Y' schneiden, und daß der Schwerpunkt der zu richtenden Anordnung praktisch
mit dem Schnittpunkt dieser Achsen zusammenfällt.
-
In der gleichen Weise kann auch eine Anordnung ausgebildet werden,
welche statt eines oder mehrerer selbsttätiger Geschütze Raketenausstoßrohre 10
aufweist. Wie schematisch in Fig. 3 gezeigt, müssen diese Raketenausstoßrohre dann
von einem Gestell 11 getragen werden. welches wie die Wiege 5 des vorhergehenden
Beispiels eine Kardanaufhängung hat, wobei der Rahmen 6 darin in bezug auf dieses
Gestell um eine zu der Schußachse der Raketenausstoßrohre parallele Achse Z-Z' schwenkbar
ist.
-
Es können auch die Richtachse der Waffe und die Achse der Richtvorrichtung
verschieden sein, wobei dann diese beiden Teile durch geeignete Verbindungsmittel
miteinander gekuppelt sind.