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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und ein System zum Schutz der Privatsphäre bei der Vorbereitung eines Telefongesprächs zwischen einem Fahrzeuginsassen eines Fahrzeugs und einem entfernten Gesprächspartner sowie ein Kraftfahrzeug mit einem solchen System.
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Hintergrund
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Bei einem Telefon- oder Videogespräch zwischen einem Fahrzeuginsassen, z.B. einem Fahrer, und einem entfernten Gesprächspartner ist es für den entfernten Gesprächspartner in der Regel nicht möglich, vor dem Verbindungsaufbau zu wissen, ob sich weitere Insassen im Fahrzeug befinden oder nicht. Solche potenziellen zusätzlichen Zuhörer können jedoch zu unangenehmen Situationen führen, wenn ein Telefonat ohne Vorwarnung durchgestellt wird. So können beispielsweise bei Geschäftsgesprächen vertrauliche Informationen unbeabsichtigt weitergegeben werden, wenn ein Gespräch begonnen wird, ohne zu prüfen, ob sich Unbefugte im Fahrzeug befinden. Außerdem könnte es für weitere Fahrzeuginsassen, z. B. Familienmitglieder, Kinder, Freunde usw., unangenehm sein, wenn der Fahrer dem Anrufer, z. B. einem Geschäftspartner oder Vorgesetzten von der Arbeit, offen ankündigt, dass er das Gespräch aufgrund der zusätzlichen Zuhörer im Fahrzeug nicht entgegennehmen kann.
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Diese Aspekte können auch für verschiedene Fahranwendungen von Bedeutung sein, z. B. für Taxifahrten, Ride Hailing, Ride Pooling, Ride Sharing und andere Car Sharing-Konzepte, bei denen Fahrgäste mit ähnlichen Abhol- und Zielorten gemeinsam eine Fahrt antreten. Professionelle Taxifahrer möchten beispielsweise ihren Fahrgästen bei Telefongesprächen keine privaten oder geschäftlichen Informationen mitteilen. Ein weiteres Beispiel: Kommerzielle Pooling-Dienste müssen die Allgemeine Datenschutzverordnung (GDPR) oder ähnliche Vorschriften zum Datenschutz und zum Schutz der Privatsphäre einhalten, die vorschreiben, wie personenbezogene Daten übertragen und weitergegeben werden dürfen, was problematisch sein kann, wenn ein Anrufer in der Lage wäre, sich über den Belegungsstatus eines Fahrzeugs zu informieren.
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Die Smartphone-Anwendung Truecaller bewirbt ein System, welches eine Person, die einen Anruf von einer unbekannten Nummer erhält, über die Identität des Anrufers informiert, bevor der Anruf durchgestellt wird.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Somit besteht ein Bedarf, Lösungen zu finden, um den Schutz der Privatsphäre bei Telefongesprächen im Fahrzeug vor potenziellen zusätzlichen Zuhörern im Fahrzeug zu verbessern.
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Zu diesem Zweck stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren gemäß Anspruch 1, ein System gemäß Anspruch 7 und ein Kraftfahrzeug gemäß Anspruch 13 bereit.
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Gemäß einem Aspekt der Erfindung umfasst ein Verfahren zum Schutz der Privatsphäre bei der Vorbereitung eines Telefongesprächs zwischen einem Fahrzeuginsassen eines Fahrzeugs und einem entfernten Gesprächspartner Erkennen von zusätzlichen Zuhörern innerhalb des Fahrzeugs durch ein Insassenerkennungssystem des Fahrzeugs; Empfangen einer Gesprächsanfrage mit einem Telekommunikationssystem in dem Fahrzeug für ein Telefongespräch zwischen dem Fahrzeuginsassen und dem entfernten Gesprächspartner, wobei das Telefongespräch ein abgehendes Gespräch oder ein ankommendes Gespräch ist; und Senden einer Benachrichtigung an den entfernten Gesprächspartner mit dem Telekommunikationssystem vor dem Aufbau des angefragten Telefongesprächs, welche den Gesprächspartner über das Vorhandensein von erkannten zusätzlichen Zuhörern informiert.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung umfasst ein System zum Schutz der Privatsphäre bei der Vorbereitung eines Telefongesprächs zwischen einem Fahrzeuginsassen eines Fahrzeugs und einem entfernten Gesprächspartner ein Insassenerkennungssystem, das dazu ausgebildet ist, zusätzliche Zuhörer innerhalb des Fahrzeugs zu erkennen; und ein Telekommunikationssystem, das dazu ausgebildet ist, eine Gesprächsanfrage für ein Telefongespräch zwischen dem Fahrzeuginsassen und dem entfernten Gesprächspartner zu empfangen, wobei das Telefongespräch ein abgehendes Gespräch oder ein ankommendes Gespräch ist; wobei das Telekommunikationssystem dazu ausgebildet ist, vor dem Aufbau des angefragten Telefongesprächs eine Benachrichtigung an den entfernten Gesprächspartner zu senden, welche den Gesprächspartner über das Vorhandensein von erkannten zusätzlichen Zuhörern informiert.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung umfasst ein Kraftfahrzeug ein System gemäß der Erfindung.
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Eine Idee der vorliegenden Erfindung besteht darin, den entfernten Gesprächspartner vor dem Aufbau einer Gesprächsverbindung über die Anwesenheit weiterer Zuhörer im Fahrzeug zu informieren, indem das Telekommunikationssystem im Fahrzeug, z.B. ein bordeigenes Infotainmentsystem, eine entsprechende Nachricht an das jeweilige Telekommunikationssystem des entfernten Gesprächspartners sendet, z.B. ebenfalls ein bordeigenes Infotainmentsystem oder ein Telefon, ein Computer, ein Videokonferenzsystem etc. Der entfernte Gesprächspartner erhält damit die Möglichkeit, das Gespräch abzubrechen, bevor die Sprachverbindung tatsächlich zustande kommt. Das Infotainmentsystem oder das Telefon des entfernten Gesprächspartners kann z.B. eine entsprechende Meldung anzeigen und/oder eine entsprechende Audiodatei über ein Lautsprechersystem abspielen (z.B. „die Person, die Sie anrufen, wird von anderen Personen begleitet“ oder „die Person, die Sie anruft, ist nicht allein“) und dann eine vordefinierte Zeitspanne (z.B. 3 bis 5 Sekunden) warten, bis die Verbindung tatsächlich hergestellt wird. Das System des entfernten Gesprächspartners kann auch eine aktive Bestätigung des entfernten Gesprächspartners anfordern, um das Gespräch fortzusetzen, welches ansonsten nach einer vordefinierten Zeitspanne automatisch abgebrochen würde, falls weitere Zuhörer erkannt worden sind. Der entfernte Gesprächspartner kann dann entscheiden, das Gespräch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass weitere Zuhörer anwesend sind, anzunehmen und den Inhalt des Gesprächs entsprechend anzupassen.
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Dadurch wird die Privatsphäre der Person im Fahrzeug und des entfernten Gesprächspartners für den Fall geschützt, dass Dritte das Gespräch mithören könnten, sodass es im Ermessen der beiden liegt, ob sie das Gespräch fortsetzen oder nicht. Unangenehme Gespräche und peinliche Situationen können so vermieden werden, mit Vorteilen nicht nur für beide Parteien, sondern auch für die zusätzlichen Zuhörer, die nicht in unangenehme Situationen geraten. Stattdessen wird die Kommunikation transparent gemacht, indem die entfernte Person eine angemessene Sprechweise und einen angemessenen Inhalt wählen kann. Eine ungewollte Informationsweitergabe ist damit praktisch ausgeschlossen. Die Erfindung erfordert keine spezielle Hardware, sondern kann als Software-Update für Smartphones, Autotelefone, Infotainment-Systeme etc. realisiert werden.
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Es versteht sich, dass das vorliegende Verfahren und System nicht nur auf der Grundlage von Infotainment-Systemen im Fahrzeug realisiert werden können, die die Fahrer oder andere Insassen eines Fahrzeugs mit einem anderen verbinden. Darüber hinaus können für den gleichen Zweck auch Mobiltelefone verwendet werden, z.B. das Smartphone der Fahrer und/oder der Insassen zweier Fahrzeuge. Diese können zu diesem Zweck auch mit einem entsprechenden Infotainmentsystem im Fahrzeug kommunikativ gekoppelt werden. Ein entfernter Gesprächspartner im Sinne der Erfindung ist somit eine Person an einem entfernten Ort, z. B. einem anderen Fahrzeug, einem Gebäude usw., die über ein beliebiges Gerät, z. B. ein Smartphone, ein Videokonferenzsystem, einen Computer, ein Infotainmentsystem, ein Autotelefon usw., eine Person im Fahrzeug anruft oder einen Anruf von einer Person im Fahrzeug erhält.
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Es versteht sich, dass der hierin verwendete Begriff „Fahrzeug“ oder ein anderer ähnlicher Begriff Kraftfahrzeuge im Allgemeinen wie beispielsweise Personenkraftwagen umfasst, einschließlich Sport Utility Vehicles (SUV), Bussen, Lastkraftwagen, verschiedenen Nutzfahrzeugen und dergleichen, und Hybridfahrzeuge, Elektrofahrzeuge, Plug-in-Hybridfahrzeuge, wasserstoffbetriebene Fahrzeuge und andere Fahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen beinhaltet (z.B. Kraftstoffe, die aus anderen Ressourcen als Erdöl stammen). Vorliegend wird unter einem Hybridfahrzeug ein Fahrzeug verstanden, welches zwei oder mehr Energiequellen aufweist, zum Beispiel sowohl benzinbetriebene als auch elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Darüber hinaus gehören auch Züge, Flugzeuge, Wasserfahrzeuge usw. zu Fahrzeugen im Sinne der Erfindung.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das Insassenerkennungssystem dazu ausgebildet sein, die zusätzlichen Zuhörer unter Verwendung einer Kamera, einem Mikrofon, einem Nahfeldradar, einem Sitzbelegungssensor, einem Sicherheitsgurtsensor und/oder von Passagierbuchungsinformationen zu erkennen.
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Die Erkennung kann also mit verschiedenen Sensorsystemen erfolgen, wie sie dem Fachmann aus anderen Anwendungen bekannt sind, bei denen ebenfalls festgestellt werden muss, ob ein oder mehrere Sitze besetzt sind oder nicht. Das System kann z.B. Sitzerkennungsmatten, Gurtsensoren, Kameras, Mikrofone, Radargeräte, Gewichtssensoren umfassen. Es versteht sich von selbst, dass diese Erfassungsmethoden kombiniert werden können.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das Telekommunikationssystem dazu ausgebildet sein, auf eine Kontaktsperrliste zuzugreifen, in welcher Kontakte aufgelistet sind, für die die Benachrichtigung durch das Telekommunikationssystem unabhängig von erkannten zusätzlichen Zuhörern unterdrückt wird, falls der jeweilige Kontakt als entfernter Gesprächspartner dient.
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Bei der Sperrliste kann es sich beispielsweise um eine persönliche Sperrliste des Fahrers oder eines anderen Fahrzeuginsassen handeln, um das System speziell für bestimmte Kontakte zu deaktivieren. Anstatt also das gesamte System zu deaktivieren, um das Senden der Benachrichtigung zu unterdrücken, kann der Benutzer bestimmte Kontakte aus seiner Kontaktliste manuell auf die Sperrliste setzen. Das System greift dann bei eingehenden und/oder ausgehenden Anrufen automatisch auf die Sperrliste zu. Stellt sich heraus, dass der entsprechende entfernte Gesprächspartner auf der Liste steht, wird er nicht über den aktuellen Belegungsstatus des Fahrzeugs informiert, so dass das System bei diesen Personen automatisch deaktiviert wird.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das Besetzungserkennungssystem dazu ausgebildet sein, jedem erkannten zusätzlichen Zuhörer einen Insassenstatus zuzuordnen, wobei der Insassenstatus Privatsphäre-Einstellungen für den jeweiligen zusätzlichen Zuhörer definiert. Das Telekommunikationssystem kann dazu ausgebildet sein, die Benachrichtigung an den Gesprächspartner in Abhängigkeit von den zugeordneten Insassenstatus der erkannten zusätzlichen Zuhörer zu senden.
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So kann die Benachrichtigung beispielsweise an den Status der jeweiligen Insassen angepasst werden. In einem Beispiel kann der Status des Insassen angeben, dass Familienmitglieder, z. B. Kinder, anwesend sind. Der entfernte Anrufer kann dann entsprechend informiert werden, dass die Familie oder Kinder des Empfängers anwesend sind. In einem anderen Beispiel kann der Insassenstatus angeben, dass Fahrgäste in einem kommerziellen Ride-Hailing-Fahrzeug anwesend sind. Das System des entfernten Gesprächspartners kann über diesen Status informiert werden, und die dem entfernten Gesprächspartner vorgespielte Nachricht kann entsprechend angepasst werden, um diese zusätzlichen Informationen zu berücksichtigen.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das Telekommunikationssystem dazu ausgebildet sein, die Benachrichtigung zu unterdrücken, wenn die Insassenstatus eine Privatsphäre-Ausnahme für mindestens einen der zusätzlichen Zuhörer definieren.
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So kann das System erweitert werden, indem für bestimmte Fahrzeuginsassen Ausnahmen in Bezug auf die zusätzlichen Zuhörer festgelegt werden. Zum Beispiel kann ein Fahrer eine Ausnahme für bestimmte Insassen hinzufügen, sobald diese zum ersten Mal im Fahrzeug erkannt werden. Wird ein Insasse mit einer definierten Ausnahmeregel im Fahrzeug identifiziert oder erkannt, kann die entsprechende Meldung unterdrückt werden (unabhängig davon, ob weitere Insassen vorhanden sind oder nicht). Das System wird somit automatisch für diesen speziellen Insassen deaktiviert. Infolgedessen ist es nicht mehr möglich, den Belegungsstatus des Fahrzeugs durch einen Anruf beim Fahrer zu ermitteln. Der Fahrer kann eine Benachrichtigung über das deaktivierte System erhalten, z. B. über ein Head-Up-Display (HUD) oder Richtungsschalltechnologie. Die anderen Fahrzeuginsassen bemerken die Deaktivierung oder das Vorhandensein des Sichtschutzsystems damit nicht.
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Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das Insassenerkennungssystem dazu ausgebildet sein, die Insassenstatus zuzuordnen, indem es die jeweiligen zusätzlichen Zuhörer Identifizieren eines persönlichen elektronischen Geräts innerhalb des Fahrzeugs, Anwenden von Gesichtserkennung, Anwenden von Stimmerkennung, Analysieren von Einsteigemustern, Verifizieren von Passagierbuchungsinformationen und/oder Auswerten einer Belegungshistorie des Fahrzeugs identifiziert.
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Daher kann jedes Mal, wenn ein neuer Insasse im Fahrzeug erkannt wird, automatisch ein Insassenidentifizierungsprozess durchgeführt werden. Die Identifizierung kann dann z. B. dazu verwendet werden, bestimmten Fahrgästen Ausnahmen zuzuweisen, welche festlegen, wie das System bei Anrufen reagiert, wenn sich diese Fahrgäste im Fahrzeug befinden.
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Bei einer Ride-Pooling-Anwendung kann das System zum Beispiel jedes Mal feststellen, wenn ein Fahrgast in das Fahrzeug einsteigt oder es verlässt. Darüber hinaus kann jedem Fahrgast ein bestimmter Sitzplatz zugewiesen werden, z. B. der Sitzplatz, dessen Sensorsignal vom Sensorsystem unmittelbar nach dem Einsteigen des Fahrgastes in das Fahrzeug aufgefangen wird. Die Identität des Fahrgastes kann bekannt sein, z. B. aufgrund von Buchungs-/Reservierungsinformationen und der Zeit/des Ortes der Abholung, aufgrund von Gesichtserkennung, Stimmerkennung usw., und kann daher dem jeweiligen Sitzplatz zugewiesen werden.
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In ähnlicher Weise kann z. B. ein Taxifahrer neue Fahrgäste manuell in das jeweilige System einchecken, möglicherweise einschließlich Fahrgastidentifizierung. Es sollte jedoch klar sein, dass die Fahrgastinformationen bereits im Voraus auf der Grundlage der Buchungsdaten verfügbar sein können.
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In einer allgemeinen Anwendung, z.B. im privaten Straßenverkehr, kann die Erkennung von Fahrgästen und ggf. die Sitzplatzzuweisung z.B. auch über ein Kamerasystem erfolgen, das jeden Fahrgast auf seinem jeweiligen Sitzplatz identifiziert, der somit durch optische Bestätigung direkt den Fahrgästen zugeordnet werden kann.
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Im Allgemeinen können verschiedene Technologien für den oben genannten Zweck eingesetzt werden. So kann beispielsweise eine Innenraumkamera zur visuellen Bestätigung eines Fahrgastes durch Gesichtserkennung oder ähnliches verwendet werden. Innenmikrofone können ebenfalls zur Analyse von Sprachmustern verwendet werden, um die Stimme bestimmter Passagiere zu erkennen. Außen- und/oder Innenkameras können verwendet werden, um das Einsteigeverhalten von Personen zu analysieren, z. B. kann eine Schrittfolge zur Identifizierung bestimmter Personen verwendet werden.
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In einem konkreten Beispiel kann das System initialisiert werden, sobald ein Fahrgast in das Fahrzeug einsteigt (z. B. wenn die Tür geöffnet wird, der Sicherheitsgurt geschlossen wird, der Sitzgewichtssensor ein Signal erhält usw.). Das System kann dann damit beginnen, Informationen über den Fahrgast zu sammeln, z. B. durch Abrufen von Daten aus einer Datenbank, einer Belegungshistorie und/oder einer Fahrhistorie des Fahrzeugs. Zusätzlich oder alternativ können verschiedene Sensorsysteme verwendet werden, um weitere Informationen über den Fahrgast und den belegten Sitz zu sammeln (z. B. Namen persönlicher elektronischer Geräte, Bilder, Stimmen, Zeit/Wochentag/Ort des Einsteigens/Ausstiegs).
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Beispielsweise kann der Fahrgast beim Einsteigen durch Abgleich von Ride-Pooling-/Hailing-Informationen mit dem Gurtstatus oder dem Status eines anderen Belegungssensors (z. B. einer Sitzerkennungsmatte) identifiziert werden. Auch (drahtlose) elektronische Netzwerke können zur Identifizierung der Insassen verwendet werden, indem elektronische Geräte verfolgt und abgeglichen werden, sobald ein Insasse in ein Fahrzeug einsteigt (Gerätenamen, Signalstärke in Abhängigkeit von der Position, Zeitstempel beim Einsteigen usw.). Die Gesichtserkennung kann zur Identifizierung von Insassen auf der Grundlage von Kameradaten verwendet werden, die mit Bildern aus einer Datenbank und/oder einer Fahrhistorie abgeglichen werden. In ähnlicher Weise können Innenraummikrofone verwendet werden, um die Stimme einzelner Fahrgäste auf der Grundlage eindeutiger Frequenzmuster zu identifizieren. Auf der Grundlage von Richtungsinformationen können den Fahrgästen dann die entsprechenden Sitze zugewiesen werden. Die prädiktive Navigation kann genutzt werden, um sich an die Fahrgäste in Abhängigkeit von der Zeit und/oder der Position (Zielort, Abholort) zu erinnern, z. B. durch Verwendung von GPS-Daten. Dem Fachmann fallen ohne weiteres weitere Beispiele ein, die auf Sensor- und Ortungstechnologien basieren, wie sie aus anderen Anwendungen bekannt sind.
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Das Insassenerkennungssystem kann dazu ausgebildet sein, Änderungen in der Belegung einzelner Sitze zu verfolgen, wenn ein Fahrgast in das Fahrzeug einsteigt oder es verlässt. Beispielsweise kann das System jedes Mal, wenn ein Fahrzeug mit Fahrgemeinschaften an einer Abholposition ankommt und eine seiner Türen geöffnet wird, anhand der Erkennung von Sitzmatten und/oder Sicherheitsgurtsensoren feststellen, welchen Sitz der neue Fahrgast einnimmt. Der entsprechende Sitzplatz kann dann dem jeweiligen Fahrgast zugewiesen werden. In ähnlicher Weise kann jedes Mal, wenn ein Fahrgast das Fahrzeug an einem Zielort verlässt, der entsprechende Sitzplatz aus der Liste der zugewiesenen Plätze entfernt werden.
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Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert.
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Figurenliste
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Die beiliegenden Figuren sollen ein weiteres Verständnis der Erfindung vermitteln und bilden einen Bestandteil der vorliegenden Offenbarung. Sie veranschaulichen Ausführungsformen der Erfindung und dienen im Zusammenhang mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere Ausführungsformen der Erfindung und viele der genannten Vorteile der Erfindung ergeben sich im Hinblick auf die folgende detaillierte Beschreibung. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu zueinander gezeigt. In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder funktionsgleiche Elemente, sofern nichts anderes ausgeführt ist.
- 1 zeigt schematisch ein System gemäß einer Ausführungsform der Erfindung zum Schutz der Privatsphäre bei der Vorbereitung eines Telefonats zwischen einem Fahrzeuginsassen und einem entfernten Gesprächspartner.
- 2 zeigt schematisch ein Kraftfahrzeug mit dem System aus 1.
- 8 zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens zum Schutz der Privatsphäre mit dem System aus 1.
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Obwohl hierin spezifische Ausführungsbeispiele veranschaulicht und beschrieben werden, wird dem Fachmann klar sein, dass eine Vielzahl von alternativen und/oder gleichwertigen Implementierungen die dargestellten und beschriebenen spezifischen Ausführungsbeispiele ersetzen können, ohne vom Umfang der vorliegenden Erfindung abzuweichen. Im Allgemeinen deckt die Anmeldung sämtliche Anpassungen oder Variationen der hierin beschriebenen spezifischen Ausführungsbeispiele ab.
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Detaillierte Beschreibung der Ausführungsbeispiele
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1 zeigt schematisch ein System 10 gemäß einer Ausführungsform der Erfindung zum Schutz der Privatsphäre bei der Vorbereitung eines Telefonats zwischen einem Fahrzeuginsassen D eines Fahrzeugs 100, z.B. des in 2 beispielhaft dargestellten Kraftfahrzeugs 100, und einem entfernten Gesprächspartner R. Ein Flussdiagramm eines Verfahrens M zum Schutz der Privatsphäre mit dem System 10 aus 1 ist in 3 dargestellt.
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Das System 10 umfasst ein fahrzeugintegriertes Telekommunikationssystem 2, z. B. ein Infotainmentsystem oder ein Autotelefon, das im Fahrzeug 100 installiert ist und es ermöglicht, Telefon- und/oder Videoanrufe nach außen zu tätigen und zu empfangen. Zu diesem Zweck kann das Telekommunikationssystem 2 mit einem Mobiltelefon des Fahrzeuginsassen D kommunikativ gekoppelt sein. Es versteht sich jedoch, dass auch Mobiltelefone, tragbare Computer, Smartphones, Smartwatches oder ähnliche persönliche elektronische Geräte, die von Personen innerhalb des Fahrzeugs 100 verwendet werden, in ähnlicher Weise direkt in anderen Ausführungsformen der Erfindung verwendet werden können und dass das Telekommunikationssystem 2 nicht notwendigerweise fest in das Fahrzeug 100 integriert sein muss.
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Das System 10 dient dazu, bei Telefongesprächen zwischen dem Fahrzeuginsassen D, z.B. einem Fahrer, und dem entfernten Gesprächspartner, z.B. einem Geschäftspartner des Fahrers D, potenziell kompromittierende Situationen zu vermeiden, die dadurch entstehen können, dass sich im Fahrzeug 100 weitere Zuhörer L befinden, die möglicherweise nicht für sie bestimmte Aussagen, z.B. vertrauliche Informationen, mitbekommen können. Da dem entfernten Gesprächspartner R diese zusätzlichen Zuhörer L in der Regel nicht bekannt sind, kann es sein, dass er sofort nach dem Durchstellen des Anrufs das Gespräch beginnt und kompromittierende Aussagen macht, bevor der Fahrer D eingreifen kann. Außerdem kann es den zusätzlichen Zuhörern unangenehm sein, wenn der Fahrer D dann offen ankündigt, dass zusätzliche Zuhörer L in der Nähe sind und der entfernte Gesprächspartner R dies berücksichtigen sollte.
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Die oben beschriebene Situation könnte jedoch vermieden werden, wenn der entfernte Gesprächspartner R vor dem eigentlichen Verbindungsaufbau vor den potenziellen Zuhörern L gewarnt würde. Um diese Probleme zu überwinden, verwendet das vorliegende System 10 ein Insassenerkennungssystem 1 des Fahrzeugs 100, um zusätzliche Zuhörer L innerhalb des Fahrzeugs 100 zu erkennen und dann vor dem Aufbau des angefragten Telefongesprächs eine Benachrichtigung 9 an den entfernten Gesprächspartner R zu senden, d.h. an das jeweils verwendete entfernte Telekommunikationssystem 11 des Gesprächspartners R, z.B. ein Telefon oder ein Infotainmentsystem eines anderen Fahrzeugs usw., welche den Gesprächspartner R über die Anwesenheit von erkannten zusätzlichen Zuhörern L informiert. Auf diese Weise werden der Fahrer D, der entfernte Gesprächspartner R und die zusätzlichen Zuhörer L vor unangenehmen Gesprächen und/oder der unbeabsichtigten Verbreitung von geschäftlichen und/oder vertraulichen Informationen geschützt.
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Das Insassenerkennungssystem 1 kann für diesen speziellen Zweck bereitgestellt werden oder bereits für andere Anwendungen in das Fahrzeug 100 integriert sein. Das Insassenerkennungssystem 1 kann unter anderem eine oder mehrere Kameras 3 (z. B. eine Innenraumkamera), ein oder mehrere Mikrofone 4 (z. B. ein Innenraum-Richtmikrofon), Nahfeldradar 5, Sitzbelegungssensoren 6 (z. B. Sitzerkennungsmatten), Gurtsensoren usw. umfassen. Bei kommerziellen Fahrdiensten (Taxis, Fahrgemeinschaften usw.) können Informationen über Fahrgastbuchungen verfügbar sein, die ebenfalls für diesen Zweck verwendet werden könnten.
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Sobald das Telekommunikationssystem 2 eine Gesprächsanforderung für ein Telefongespräch zwischen dem Fahrzeuginsassen D und dem entfernten Gesprächspartner R erhält, kann eine Systemsteuerung 12 (z. B. eine Softwareanwendung, die auf einem Prozessor des Telekommunikationssystems 2 läuft) zunächst die von dem Insassenerkennungssystem 1 bereitgestellten Informationen auslesen, bevor das Gespräch tatsächlich durchgestellt wird.
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Leitet der Fahrer D beispielsweise einen abgehenden Anruf an den entfernten Gesprächspartner R ein, prüft das System 10 zunächst, ob weitere Zuhörer L vorhanden sind. Das Telefon (oder ein ähnliches Gerät) des Partners kann jedoch normal klingeln. Werden innerhalb des Fahrzeugs 100 keine weiteren Zuhörer L gefunden, wird die Verbindung hergestellt, sobald der Partner R den eingehenden Anruf des Fahrers D entgegennimmt.
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Sind jedoch zusätzliche Hörer L vorhanden, sendet die Systemsteuerung 12 vor dem Aufbau des gewünschten Telefongesprächs zunächst eine Benachrichtigung 9 an das entfernte Telekommunikationssystem 11 des entfernten Gesprächspartners R, um diesen über das Vorhandensein zusätzlicher Zuhörer L zu informieren. So kann beispielsweise das Mobiltelefon des Gesprächspartners R eine Audiodatei abspielen, die ihn darüber informiert, dass der Fahrer D versucht, ihn anzurufen, während im Hintergrund zusätzliche Hörer L vorhanden sind. Ein anderes Beispiel: Das Mobiltelefon kann wie üblich klingeln und gleichzeitig eine Meldung und/oder einen grafischen Hinweis anzeigen, dass während des Telefonats weitere Zuhörer zu erwarten sind. Der Gesprächspartner R kann dann entscheiden, ob er das Gespräch annehmen will oder nicht. In jedem Fall kann der Gesprächspartner R jedoch gleich zu Beginn des Telefonats darauf achten, den Fahrer D nicht durch möglicherweise problematische Äußerungen vor den zusätzlichen Zuhörern L zu kompromittieren.
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Alternativ kann der entfernte Gesprächspartner R versuchen, den Fahrer D anzurufen. Das Telekommunikationssystem 2 des Fahrzeugs 100 mag in diesem Fall nicht sofort eine Audio- und/oder Videoverbindung zum Fahrer D (z.B. zum Mobiltelefon des Fahrers D) aufbauen und den Fahrer D zunächst nicht einmal über den Anruf informieren. Die Systemsteuerung 12 kann zunächst prüfen, ob weitere Zuhörer L vorhanden sind, wenn die Telekommunikationsanlage 2 einen solchen Anruf des entfernten Gesprächspartners R empfängt, und kann den Gesprächspartner R anschließend über das Ergebnis informieren. Nur wenn der entfernte Gesprächspartner R daraufhin zustimmt, das Gespräch fortzusetzen, kann der Fahrer D angeläutet und die Verbindung anschließend aufgebaut werden. Der entfernte Gesprächspartner R kann sein Einverständnis geben, indem er einfach in der Leitung bleibt. Der Verbindungsaufbau kann z. B. eine vordefinierte Zeitspanne nach dem Senden der Benachrichtigung 9 erfolgen. Alternativ kann der entfernte Gesprächspartner R aufgefordert werden, aktiv die Absicht zu bestätigen, mit dem Anruf fortzufahren.
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Um potenzielle GDPR-Konflikte zu vermeiden, kann das vorliegende System 10 eine zusätzliche Deaktivierungsfunktion bereitstellen, um einem Benutzer die Möglichkeit zu geben, das System jederzeit manuell auszuschalten. Darüber hinaus bietet das vorliegende System 10 jedoch auch automatische Deaktivierungsfunktionen, wie im Folgenden beschrieben wird.
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Das Telekommunikationssystem 2 ist ferner dazu ausgebildet, auf eine Kontaktsperrliste zugreifen, in welcher Kontakte aufgelistet sind, für die die Benachrichtigung 9 durch das Telekommunikationssystem 2 unabhängig von erkannten zusätzlichen Hörern L unterdrückt wird, wenn der jeweilige Kontakt als entfernter Gesprächspartner R dient. Diese Personen werden dann nicht über den aktuellen Belegungsstatus des Fahrzeugs informiert.
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Durch die Schaffung weiterer Ausnahmen kann das Senden der Benachrichtigung 9 durch das System 10 ebenfalls unterdrückt werden, wenn bestimmte Personen als zusätzliche Zuhörer L im Fahrzeug 100 anwesend sind. Das Telekommunikationssystem 2 kann dann dazu ausgebildet sein, die Benachrichtigung 9 an den Gesprächspartner R in Abhängigkeit von den zugewiesenen Insassenstatus der erfassten zusätzlichen Zuhörer L zu senden. Beispielsweise kann das Telekommunikationssystem 2 dazu ausgebildet sein, die Benachrichtigung 9 zu unterdrücken, wenn die Insassenstatus eine Privatsphäre-Ausnahme für mindestens einen der zusätzlichen Zuhörer L definieren.
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Zur Umsetzung der obigen Funktion kann das Insassenerkennungssystem 1 dazu ausgebildet sein, die Insassenstatus durch Identifizierung der jeweiligen zusätzlichen Zuhörer L im Fahrzeug 100 zuzuordnen. Zum Beispiel kann ein persönliches elektronisches Gerät 7 mit einem drahtlosen Netzwerk 8 innerhalb des Fahrzeugs 100 verbunden sein und kann somit identifiziert und verfolgt werden, um den entsprechenden Passagier zu identifizieren. Darüber hinaus können verschiedene andere Techniken eingesetzt werden, einschließlich, aber nicht beschränkt auf Gesichtserkennung (mit einer Kamera 3), Stimmerkennung (mit einem Mikrofon 4), Analyse von Einstiegsmustern (z. B. Schrittfolgen, die von einer Kamera 3 überwacht werden), Überprüfung von Fahrgastbuchungsinformationen und Auswertung einer Belegungshistorie des Fahrzeugs 100, die alle relevanten Informationen über Fahrgäste enthalten kann, die das Fahrzeug 100 in der Vergangenheit genutzt haben (einschließlich Abhol- und Absetzorte/-zeiten usw.).
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Wird ein Insasse zum ersten Mal erkannt, kann das System 10 einen Ausnahmeerstellungsprozess einleiten, bei dem der Fahrer D z. B. über eine Anzeige gefragt wird, ob eine neue Ausnahme für den Insassen festgelegt werden soll. Die Anzeige kann so gestaltet sein, dass sie für den/die anderen Insassen nicht sichtbar ist, z. B. HUD und/oder Kombiinstrument. Diese Ausnahmen (wie auch die oben erwähnte Sperrliste) können dann von der Systemsteuerung 12 in einer entsprechenden Datenbank gespeichert werden. Spezifische Ausnahmeregeln können dann geladen werden, sobald ein Insasse identifiziert wird, und das System kann prüfen, ob der entfernte Gesprächspartner auf der Sperrliste steht oder nicht.
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Das in 3 gezeigte entsprechende Verfahren M kann daher unter M1 Erkennen zusätzlicher Zuhörer L im Fahrzeug 100 durch das Insassenerfassungssystem 1 umfassen. Das Verfahren M kann ferner unter M2 Zuordnen eines Insassenstatus zu jedem erkannten zusätzlichen Zuhörer L durch das Insassenerkennungssystem umfassen. Das Verfahren M kann ferner unter M3 Empfangen einer Gesprächsanfrage mit dem Telekommunikationssystem 2 im Fahrzeug 100 für ein Telefongespräch zwischen dem Fahrzeuginsassen D und dem entfernten Gesprächspartner R umfassen. Das Verfahren M kann anschließend unter M4 Senden einer Benachrichtigung an den entfernten Gesprächspartner R mit dem Telekommunikationssystem 2 vor dem Aufbau des angeforderten Telefongesprächs umfassen, welche den Gesprächspartner R über das Vorhandensein von erkannten zusätzlichen Zuhörern informiert.
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In der vorangegangenen detaillierten Beschreibung sind verschiedene Merkmale zur Verbesserung der Stringenz der Darstellung in einem oder mehreren Beispielen zusammengefasst worden. Es sollte dabei jedoch klar sein, dass die obige Beschreibung lediglich illustrativer, nicht jedoch beschränkender Natur ist. Sie dient der Abdeckung aller Alternativen, Modifikationen und Äquivalente. Viele andere Beispiele werden dem Fachmann aufgrund seiner fachlichen Kenntnisse in Anbetracht der obigen Beschreibung unmittelbar klar sein. Die Ausführungsbeispiele wurden ausgewählt und beschrieben, um die der Erfindung zugrundeliegenden Prinzipien und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis darstellen zu können, sodass Fachleuten ermöglicht wird, die Erfindung und ihre verschiedenen Ausführungsbeispiele in Bezug auf den beabsichtigten Einsatzzweck optimal zu modifizieren und zu nutzen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Insassenerkennungssystem
- 2
- Telekommunikationssystem
- 3
- Kamera
- 4
- Mikrofon
- 5
- Nahfeldradar
- 6
- Sitzbelegungssensor
- 7
- persönliches elektronisches Gerät
- 8
- drahtloses Netzwerk
- 9
- Benachrichtigung
- 10
- System zum Schutz der Privatsphäre
- 11
- entferntes Telekommunikationssystem
- 12
- Systemsteuerung
- 13
- Sitz
- 100
- Kraftfahrzeug
- D
- Fahrzeuginsasse
- L
- zusätzlicher Zuhörer
- R
- entfernter Gesprächspartner
- M
- Verfahren
- M1-M4
- Verfahrensschritte