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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Artikels, bei der eine mittels 3D-Druck individuell hergestellte Schablone, vorzugsweise unter Anwendung der Makramee-Knotentechnik, umknotet wird.
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Des Weiteren betrifft die Erfindung ein Set zur Anwendung des Verfahrens.
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Makramee bezeichnet eine aus dem Orient stammende Knotentechnik, bei der ein Garn mittels einer speziellen Knotentechnik zu kunstvollen, dekorativen Gebilden geknotet wird. Durch eine geschickte Knotenwahl können eine Vielzahl von Formen und Ausgestaltungen realisiert werden.
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Dabei kann der Makramee-Artikel vollständig aus Garn bestehen, oder eine stabile Grundform aus Metall, Holz, Kunststoff, o. Ä. im Sinne eines Trägers aufweisen, die als Stütze oder Schablone dient.
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Durch die Verwendung von Schablonen wird sichergestellt, dass auch größere Makramee-Artikel Ihre Form bewahren. Zusätzlich können sie als Vorlage dienen, um auf einfache Weise komplizierte Gebilde zu knoten.
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Beispielsweise ist aus der
US 293 973 S ein Design für einen Makramee-Engel bekannt. Das Gerüst dient als Schablone im Sinne einer Stütze, sodass der Engel im umknoteten Zustand seine Form behält. Außerdem ist durch die Schablone die Herstellung vereinfacht.
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Aus der ist ein Verfahren zur Herstellung einer Makrameeblume bekannt, bei der als Grundgerüst ein Metallring dient, der anschließend umknotet wird.
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Jedoch ist die Herstellung von Schablonen aufwendig und teuer. Metallgerüste müssen kompliziert gebogen und gelötet bzw. verklebt werden, sodass die gewünschte Form und die benötigten Streben erzielt werden können. Außerdem muss der Herstellprozess für jede neue Form angepasst werden, sodass Einzelanfertigungen und Kleinserien nur eingeschränkt wirtschaftlich sind. Zudem ist der Zeitaufwand bei jedem Wechsel der Grundform erheblich. Gleiches gilt für Kunststoffdrucke, bei denen die Extruder für jedes neue Design neu eingestellt werden müssen. Somit ist es nicht möglich, individuelle Schablonen herzustellen Dies ist insbesondere problematisch für kommerzielle Anbieter von Dekorationsartikeln aus Makramee, da diese schnell auf sich verändernde Kundenwünsche reagieren müssen. Gleichzeitig ist es unvorteilhaft für Kunden, da sie sich auf die bestehende Auswahl von Schablonen und Artikeln einschränken müssen.
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Außerdem kann der Artikel nur schwierig umknotet werden, wenn herstellungsbedingte Streben zu eng aneinander liegen oder in spitzen Winkeln aufeinandertreffen. In diesem Fall müssen gröbere Knoten verwendet werden, oder mehrere Streben zusammen umknotet werden, sodass die Feinheit des Artikels leidet.
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Weiterhin können kunstvolle, verschlungene oder ungewöhnliche Schablonen mit konventionellen Herstellungsmethoden nur mit erheblichem Mehraufwand im Vergleich zu einfachen Formen hergestellt werden. Einfache und simple Formen sind allerdings bei Dekorationsartikeln häufig unerwünscht.
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Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines Artikels, vorzugsweise unter Anwendung der Makramee-Knotentechnik, derart auszugestalten und weiterzubilden, dass eine kostengünstige Herstellung ermöglicht wird, bei der die Form der Schablone individuell geändert werden kann. Außerdem soll ein Set zur Anwendung des Verfahrens bereitgestellt werden.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Danach ist ein Verfahren zur Herstellung eines Artikels beansprucht, bei dem eine Schablone mit einem Garn, vorzugsweise unter Anwendung der Makramee-Knotentechnik umknotet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Schablone mittels 3D-Druck individuell hergestellt wird, wobei die Schablone einstückig ausgebildet ist.
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Weiterhin wird ein Set zur Anwendung des Verfahrens beansprucht, bestehend aus einer Schablone und einem Garn, wobei die Schablone, vorzugsweise unter Anwendung der Makramee-Knotentechnik, mit dem Garn umknotet wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Schablone mittels 3D-Druck hergestellt wird.
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Dabei wird explizit darauf hingewiesen, dass sämtliche Verfahrensmerkmale auch ausdrücklich für das oben genannte Set gelten.
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Dabei bezeichnet der Begriff „umknoten“ den Vorgang, dass die Schablone mit einem Garn umwickelt wird und dabei das Garn regelmäßig verknotet wird.
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In erfindungsgemäßer Weise ist zunächst erkannt worden, dass die zugrundeliegende Aufgabe in überraschend einfacher Weise gelöst werden kann, indem die Schablone mittels 3D-Druck hergestellt wird. Auf diese Weise kann die Form der Schablone individuell geändert werden, indem dem 3D-Drucker eine neue Vorlage, insbesondere eine CAD-Zeichnung der Schablone, übermittelt wird. Somit können auch Kleinserien kostengünstig und effektiv hergestellt werden. Hierdurch können sogar Maßanfertigungen und individuelle Designs günstig angeboten werden, indem potentielle Kunden ihre eigenen Designs übermitteln und diese anschließend gedruckt und mit Makramee versehen werden.
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Weiterhin haben 3D-Drucker im Vergleich zu konventionellen Herstellungsmethoden mehr Freiheiten bei der Formgestaltung, sodass es nur wenig Restriktionen bezüglich der Gestaltung gibt. Somit können auch komplizierte Geometrien einfach umgesetzt werden. Insbesondere können auch dreidimensionale, komplexe Geometrien gedruckt werden.
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In vorteilhafter Weise wird die Schablone weitestgehend vollständig umknotet. Dadurch ergibt sich ein ebenmäßiges Aussehen, da der Artikel von dem Erscheinungsbild der Makramee-Knoten dominiert wird.
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In besonders vorteilhafter Weise ist die Schablone nach dem Umknoten weitestgehend unsichtbar. Dies lässt sich erreichen, indem der Artikel nahezu vollständig mit Garn umknotet wird und gleichzeitig die Knoten sehr dicht liegen, sodass sie die Schablone nahezu vollständig bedecken. Hierdurch ergibt sich ebenfalls ein ebenmäßiges Aussehen. Zusätzlich kann die Farbe und Textur des 3D-Druck Materials frei gewählt werden, da dieses im Makramee-Artikel kaum bzw. gar nicht erkennbar ist. Somit kann ein kostengünstigeres 3D-Druck Verfahren gewählt werden, bei dem nur eine Farbe genutzt wird.
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In einer Ausführungsform verbleibt die Schablone nach dem Umknoten in dem Artikel und kann nicht mehr entnommen werden. Hierdurch kann die Stabilität des Artikels garantiert werden, sodass selbst größere oder breit gezogene Artikel sich nicht unter ihrem Gewicht verformen.
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In einer vorteilhaften Ausgestaltung liegt jeder Makramee-Knoten direkt an der Schablone an. Indem die Knoten direkt an der Schablone anliegen und nicht ausschließlich an anderen bereits bestehenden Knoten, kann die Festigkeit des Artikels verbessert werden, da die Schablone als Gerüst für alle Knoten fungiert. Hierdurch kann zusätzlich ein, ggf. automatisiertes, Umknoten der Schablone erleichtert werden, da keine neuen Knoten an bereits bestehende Knoten angeknüpft werden müssen und der Prozess somit vereinfacht wird. Außerdem korreliert hierdurch die Form der Schablone direkt mit der Form des hergestellten Artikels, da keine Fläche außerhalb der Schablone mit Makramee-Knoten versehen wird.
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Auch ist es denkbar, dass eine oder mehrere Knotensorten bei einer Schablone verwendet werden können, beispielsweise der Kreuzknoten und der Lerchenkopfknoten. Durch eine geeignete Knotenwahl und Knotenkombination kann ein ebenmäßiges Gesamtbild erzeugt werden.
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In weiter vorteilhafter Weise weist die Schablone Rippen, Streben, Stege oder Verbindungselemente auf, wobei alle Rippen, Streben, Stege oder Verbindungselemente einzeln umknotet sind. Die Rippen, Streben oder Verbindungselemente können dabei sowohl eine dekorative als auch eine stabilitätsgebende Funktion haben. Hierdurch ergibt sich ein feineres Gesamtbild des Artikels, da die Form der Schablone direkt der Form des endgültigen Artikels entspricht.
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Ebenso könnte es von Vorteil sein, wenn an der Schablone zumindest eine Kerbe, ein Spalt, ein Loch, ein Haken und/oder eine Öse zum Verankern des Garns, insbesondere des Garnendes, ausgebildet ist. Hierdurch kann das Garn zuverlässig an der Schablone befestigt werden, ohne dass die Gefahr besteht, dass das Garn während des Knotvorgangs abrutscht. Gleichzeitig kann der Verankerungsbereich, der ggf. das ansonsten einheitliche Bild stört, effektiv versteckt werden.
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In vorteilhafter Weise ist die Schablone weitestgehend starr. Hierdurch kann einerseits die Form des Artikels besser gehalten werden, andererseits erlaubt es die Verwendung vieler 3D-Druck Materialien. Alternativ können aber auch weiche Schablonen gedruckt werden, die einen gewissen Bewegungsspielraum des Makramee-Artikels zulassen.
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Durch die Verwendung von 3D-Druck können auch komplexe Schablonen einstückig erstellt werden, die mit konventionellen Herstellungsmethoden als Verbund mehrerer Bauteile hergestellt werden müssten. Durch die Möglichkeit die Schablone einstückig ausbilden zu können, wird der Herstellungsprozess verschlankt und die Stabilität erhöht.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung besteht die Schablone aus einem Kunststoff, vorzugsweise aus einem Kunststoff, der für 3D-Druck geeignet ist. Hierdurch kann eine hohe Festigkeit der Schablone bei gleichzeitig niedrigen Kosten garantiert werden.
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Vorzugsweise ist das Garn gedreht und/oder geflochten. Hierdurch können verschiedene Texturen in dem Artikel erzeugt werden und somit das Aussehen des Artikels variiert bzw. angepasst werden.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung besteht das Garn aus Baumwolle, Wolle, Jute, Hanf, Kokos, Acryl, Polyester oder Nylon. Durch die geeignete Wahl des Garnmaterials kann sowohl das Aussehen als auch die Festigkeit und Textur des Artikels festgelegt werden. Es ist auch möglich verschiedene Garne aus verschiedenen Stoffen innerhalb eines Makramee-Artikels zu verwenden und somit mehr Gestaltungsräume bei dem Design des Artikels zu erhalten.
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In vorteilhafter Weise sind zusätzlich zu Schablone und Garn weitere Elemente wie Perlen, Kugeln, Schmuck, Stangen, o. Ä. in den Artikel eingearbeitet. Hierdurch kann die dekorative Wirkung des Artikels verbessert werden. Durch die Verwendung von 3D-Druck zur Herstellung der Schablone kann diese in vorteilhafter Weise derart konstruiert sein, dass die zusätzlichen Elemente sich ästhetisch günstig in die Schablone integrieren lassen. Z. B. können in der Schablone Rundungen vorhanden sein, die komplementär zu entsprechenden Kugeln ausgestaltet sind, sodass sich die Kugeln passend einsetzen lassen.
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Auch ist es denkbar, dass der Artikel primär eine dekorative Funktion hat. Durch die Verwendung einer 3D-gedruckten Schablone kann zielgenau eine ästhetisch ansprechende Form hergestellt werden und somit die dekorative Wirkung erzielt werden.
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Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sämtliche Merkmale einzeln oder in jedweder Kombination verwendet werden können, es sei denn, dies ist explizit in der Beschreibung untersagt, oder ist für einen Fachmann nicht sinnvoll.
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Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die dem Anspruch 1 nachgeordneten Ansprüche und andererseits auf die nachfolgende Erläuterung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung der bevorzugten Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung werden auch im Allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert. In der Zeichnung zeigen:
- 1 in schematischer Ansicht ein Ausführungsbeispiel einer bevorzugten Schablone,
- 2 in schematischer Ansicht ein Ausführungsbeispiel einer alternativen Schablone ohne Streben, und
- 3 in schematischer Ansicht ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Schablone,
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In 1 ist eine CAD-Zeichnung einer bevorzugten Schablone (1) gezeigt. Diese kann einem 3D-Drucker übermittelt werden, sodass dieser ausgehend von der Zeichnung eine vollständige Schablone (1) drucken kann. Dabei wird explizit darauf hingewiesen, dass es sich bei den in den 1 bis 4 dargestellten Zeichnungen und Schablonen lediglich um Beispiele handelt und naturgemäß beliebige Formen mit dem 3D-Drucker gedruckt werden können.
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Die Schablone (1) besteht aus mehreren konzentrischen Rundbögen (2), die am unteren Ende über eine Verbindungsschiene (3) miteinander verbunden sind. Die Verbindungsschiene (3) kann dabei direkt mitgedruckt werden, sodass die Schablone (1) aus einem Stück gedruckt werden kann. Zwischen den Rundbögen (2) ist Platz vorhanden, sodass ein Garn (nicht gezeigt) hindurch gezogen werden kann, um so die Makramee-Knoten einarbeiten zu können. An den Enden der Rundbögen (4) sind Kerben (5) eingebracht, um das initiale Anbringen eines Garns zu erleichtern.
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Die gezeigte Schablone (1) hat eine konstante Dicke, sodass die Makramee-Knoten darauf sehr gleichmäßig verteilt werden können und der Druckvorgang schnell ist. Es ist aber auch denkbar, dass die Schablone (1) ein unterschiedliches Dickenprofil aufweist.
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Im umknoteten Zustand wird die Schablone (1) durch die Makramee-Knoten nahezu vollständig verdeckt ist. Die Rundbögen (2) werden jeweils einzeln umknotet, insbesondere umschließt ein Makramee-Knoten nicht mehrere Rundbögen (2) gleichzeitig. Außerdem liegen die Makramee-Knoten jeweils direkt an der Schablone an und nicht ausschließlich an einem benachbarten Makramee-Knoten, sodass die Makramee-Knoten sich direkt an die Form der Rundbögen (2) anpassen.
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2 zeigt eine CAD-Zeichnung einer alternativen Schablone (1), die ebenfalls mittels 3D-Druck hergestellt werden kann. Im Gegensatz zu der Schablone (1) nach 1, besteht die Schablone (1) in 2 lediglich aus einem Rahmen (6) und beinhaltet keine Querstreben oder Rundbögen.
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3 zeigt eine dritte CAD-Zeichnung einer Schablone (1). Die Schablone (1) hat ebenfalls eine konstante Dicke und besteht aus einem Rahmen (6) mit einer einzigen Querstrebe (7). Die Schablone weist eine einzige Kerbe (5) zum Anbringen des Garns auf.
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Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den allgemeinen Teil der Beschreibung sowie auf die beigefügten Ansprüche verwiesen.
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Schließlich sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die voranstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Vorrichtung lediglich zur Erörterung der beanspruchten Lehre dienen, diese jedoch nicht auf die Ausführungsbeispiele einschränken.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schablone
- 2
- Rundbogen
- 3
- Verbindungsschiene
- 4
- Ende eines Rundbogen
- 5
- Kerbe
- 6
- Rahmen
- 7
- Querstrebe