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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Luftspitze
mittels Ätzstickerei,
wobei die Spitzentextur nach dem Herauslösen des Stickgrunds gebildet
wird und die einzelnen Musterformen über fortlaufende Arbeitsfäden miteinander
verbunden sind, sowie einzelne Abschnitte der Muster oder Musterteile
auch nach dem Entfernen des Stickgrunds einen formstabilen Zustand
beibehalten, gemäß Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
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Bei
der Herstellung einer Stickerei ist in jedem Fall ein Stickboden,
d.h. ein Medium vorhanden, um ein Muster gestalten zu können. Je
nach Ausführung
und Sortiment bleibt dieser Stickboden erhalten oder wird ganz bzw.
teilweise entfernt.
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Stickereien
mit Durchbrucheffekten können durch
verschiedene technologische Verfahren gebildet werden. Einerseits
gibt es Stickereien, bei denen nach dem Sticken bestimmte Musterteile
herausgeschnitten werden. Auch kann durch Bohren eine gezielte Ausbildung
von Öffnungen
oder Löchern
im Stoff vorgenommen werden. Der Stickgrund wird dann beim Sticken
zerstört
und mit Stichen anschließend
versäubert.
Bei diesen Techniken bleibt der Stickgrund im wesentlichen erhalten
und wird wie vorerwähnt
nur an bestimmten, zur Musterbildung vorgegebenen Stellen entfernt.
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Im
Gegensatz hierzu wird der Stickgrund bei der sogenannten Ätzstickerei
vollständig
entfernt (
DE 196 35
171 C1 ).
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Ein
wesentliches Merkmal der Ätzstickerei besteht
darin, dass die Spitzentextur einer Luftspitze nach dem Herauslösen des
Stickgrunds entsteht. Zur Her stellung einer Luftspitze muss allerdings
der Stickboden zunächst
vorhanden sein. Dieser Stickboden wird erst mit Hilfe der Ätztechnik
zu einem späteren
Zeitpunkt entfernt. Da der Stickboden als Träger der Stickerei beim Ätzen entfernt
wird, muss die Stickerei so ausgeführt werden, dass auch nach dem Ätzen alle
Musterteile zusammenhängen
und die Stickerei nicht auseinanderfällt. Dies bedeutet, dass das
Muster so anzulegen ist, dass alle Musterformen mittels fortlaufender
Arbeitsfäden
miteinander verbunden werden.
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Obwohl
grundsätzlich
durch eine Vielzahl von Sticharten und Möglichkeiten der Stichlegung Stickereien
in ganz unterschiedlicher Form je nach Anwendungszweck und ästhetischen
Erfordernissen gefertigt werden können, ist es gemäß dem bekannten
Stand der Technik nicht möglich,
raumgreifende dreidimensionale Gebilde zu erzeugen, die in der dritten
Dimension Abmessungen aufweisen, die ein Vielfaches der üblichen
Dicke einer Stickerei aufweisen.
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Aus
der
DE 42 14 636 A1 ist
ein formbares, multiaxiales Verstärkungsgebilde vorbekannt, welches
durch Sticken hergestellt wird und bei welchem gestickte Fäden oder
Teile davon in eine dreidimensionale Struktur überführt werden. Weiterhin sind eine
Fadenreserve bildende Fäden
oder Fadenabschnitte vorgesehen, welche durch Krafteinwirkung lediglich
ihre Lage verändern.
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Die
DE 198 17 694 A1 betrifft
ein Verfahren zur Herstellung einer dreidimensionalen Stickerei. Dort
wird der Stickgrund nicht vollständig
aufgelöst. Vielmehr
entsteht die räumliche
Struktur durch eine Kombination von Bindungstechnik, Stichfolge
und Rapport, d.h. es findet keine mechanische oder fluide Krafteinwirkung
statt. Auch wird keine Fixierung des räumlichen Gebildes vorgenommen.
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Letztendlich
betrifft die
DE 199
10 783 A1 ein Verfahren zur Herstellung von transparenten
Stickereierzeugnissen unter Verwendung eines Schnurgerüstes. Gemäß diesem
Stand der Technik werden unter Verwendung der Ätzsticktechnologie transparente textile
Gebilde erzeugt, die einen verstärkten
dreidimensionalen Charakter besitzen.
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Aus
dem Vorgenannten ist es daher Aufgabe der Erfindung, ein weiterentwickeltes
Verfahren zur Herstellung einer Luftspitze mittels Ätzstickerei anzugeben,
wobei die Spitzentextur nach dem Herauslösen des Stickgrunds gebildet
wird und das gesamte Muster mit einer einfachen und beherrschbaren Technologie
in eine dreidimensionale Struktur überführt werden kann, so dass sich
neben besonderen ästhetischen
Wirkungen auch neue Anwendungsgebiete, z.B. im Bereich der Medizintechnik,
des Bauwesens, als abstandhaltende Strukturen oder Ähnliches
ergeben.
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Die
Lösung
der Aufgabe der Erfindung erfolgt verfahrensseitig mit einer Lehre
gemäß der Definition
nach Patentanspruch 1, wobei Patentanspruch 12 auf ein entsprechend
realisiertes Stickprodukt abstellt.
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Demnach
erfolgt die Herstellung der dreidimensionalen Strukturen, ob als
einzelne Form oder Fläche,
nach dem an sich bekannten Prinzip der Ätzstickerei, deren Ergebnis
eine Luftspitze ist. Im Unterschied zur bekannten Sticktechnologie
sind erfindungsgemäß bestimmte
Musterteile verformbar, wobei hierfür ein Teil der gestickten Fläche so angelegt ist,
dass diese in eine dritte Dimension überführt werden kann.
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Durch
den Einsatz definierter Sticharten und der Stichlegung ändert sich
die gestickte Fläche
nach dem Auslösen
des Stickgrunds und Einwirkung mechanischer oder fluider Kräfte, und
zwar von einer zweidimensionalen Fläche hin zu einem dreidimensionalen
Körpergebilde.
In dieser Dimension findet demnach eine Variation der Flächengröße und eine Änderung
der Flächendichte
statt. Dies führt
wiederum zu einer Oberflächenänderung
einschließlich
einem geänderten
optischen Erscheinungsbild.
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Durch
die definierte Abfolge von Sticharten und der Stichlegung wird die
Grundlage für
die individuelle Änderung
der Dichte der Fläche
in Abhängigkeit
von der endgültigen
Passform gebildet. Hierzu gehört
die Entwicklung der notwendigen Stickvorlage, welche so angelegt
ist, dass der Faden, der nach dem Auslösen des Stickgrunds der dreidimensionalen
Größenänderung
dient, in die Fläche
integriert wird. Die Stichlegung, also der Weg, den der Faden auf
dem Stickgrund zurücklegt,
enthält
die notwendige Fadenreserve. Diese Reserve dient nach dem Auslösen des
Stickgrunds der gewünschten
und angestrebten Größenänderung
der Flächengebilde. Wird
in der Fläche
ein Fixieren definierter Stellen ähnlich der klassischen Spitze
vorgenommen, so entstehen Kontraste zwischen offenen und dichteren Strukturen
oder Formen, die zu musterlichen Gestaltungszwecken nutzbar sind.
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Die
Größe der entstandenen
dreidimensionalen Gebilde läßt sich
mit einer entsprechenden Veredelung an die endgültigen Anwendungszwecke anpassen.
Durch die Fixierung der dreidimensionalen Gebilde, z.B. durch Aktivieren
einer Beschichtung oder auf thermischen Wege, bleiben die entstandenen
Formen erhalten.
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Anwendungsaspekte
der Erfindung sind z.B. auch Flächenkonstruktionen,
die sich quasi als Gardine oder Bespannung an die Raum- und Geometrieverhältnisse
anpassen lassen.
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Zusammenfassend
werden verfahrensseitig Teile der gestickten Flächen und sich hieraus ergebenden
Muster oder Musterteile aus der dicht gestickten zweidimensionalen
in eine offenere dreidimensionale Struktur überführt und anschließend das so
entstandene räumliche
Stickgebilde fixiert. Die Umformung erfolgt über eine definierte Fläche füllende Fädenausbildung,
die eine Fadenreserve darstellen und wobei bei der Umformung die
Fäden durch mechanische
oder fluide Krafteinwirkung lediglich ihre Lage, nicht jedoch ihre
Länge verändern.
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Die
sich nach dem Auslösen
des Stickgrunds verformenden Strukturen werden aus einer Kombination
von Füllungen,
die aus fortlaufenden Linien bestehen, gebildet. Diese Füllungen
können
als Steppstichlinien ausgeführt
werden.
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Zuerst
wird erfindungsgemäß eine Füllung der
definierten Flächen
und anschließend
das Verbinden der Flächen
untereinander vorgenommen.
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Nach
den Flächenfüllungen
können
als Verbindung über
die bereits gestickten Flächen
Plattstichpartien aus Zick-Zack oder Füllungen aus Steppstich gelegt
werden, wobei grundsätzlich
die Stichrichtung der verbindenden Teile nicht gegenläufig ausgeführt wird.
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Zur
Begrenzung der Dreidimensionalität
ist es in Ausgestaltung der Erfindung möglich, einzelne Strecken in
der Fläche,
Punkte oder Abschnitte vorzusehen, deren Stickrichtung bezogen auf
die Verbindung in entgegengesetzter Richtung verläuft.
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Die
die definierte Fläche
füllenden
Fäden bilden
eine erste Stichlage, wobei diese Fläche durch eine zweite Stichlage
verbunden und teilweise überdeckt
wird. Die Stichrichtungsänderung
zwischen erster und zweiter Lage soll einen vorbestimmten Winkel,
insbesondere 45° nicht überschreiten.
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Es
liegt im Sinne der Erfindung, dass die Ausbildung der dreidimensionalen
Form auch erst durch den Endanwender des textilen Gebildes vorgenommen
werden kann.
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Die
Erfindung soll anhand eines Ausführungsbeispiels
sowie unter Zuhilfenahme von Figuren näher erläutert werden.
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Hierbei
zeigen:
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1 eine
Punchvorlage für
einen Stickverlauf, wobei das letztendlich hieraus entstehende dreidimensionale
Gebilde eine quasi Pyramidenform aufweist;
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2 eine
weitere Punchvorlage mit geänderter
Musterstruktur, wobei die Punchvorlage nach 1 vergrößert dargestellt
ist;
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3 eine
gestickte Fläche
vor dem Auslösen
des Stickgrunds;
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4 die
gestickte Fläche
aus 3 nach dem Auslösen des Stickgrunds;
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5 eine
zeichnerische Darstellung eines gestickten Flächengebildes nach dem Verformen
und Fixieren;
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6 eine
zeichnerische Darstellung eines weiteren gestickten Gebildes nach
dem Verformen und Fixieren als einzelne gestickte Form und
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7 bis 9 verschiedene
Ausführungsformen
dreidimensionaler gestickter Strukturen mit deutlich erkennbaren
Verhältnissen
zwischen der Flächigkeit
und der die dreidimensionale Gestalt bestimmenden Höhe des jeweiligen
Musters.
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Wie
in den 1 und 2 prinzipiell gezeigt, erfolgt
zunächst
die Ermittlung einer Stickvorlage und das Festlegen des Stickverlaufs,
wobei Stichzahl, Gatterbewegungen und Rapportgröße bestimmt werden.
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Die
Stichlage und der Stickverlauf sind entscheidend für die maßgebliche
Verformung des Gebildes in die dritte Dimension (Höhendimension).
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Durch
die Kombination von Füllungen,
die aus fortlaufenden Linien bestehen, entstehen Strukturen, die
sich nach dem Auslösen
des Stickgrunds verformen lassen. Die Füllungen bestehen gemäß Ausführungsbeispiel
aus Steppstichlinien und füllen eine
definierte Fläche,
die von Muster zu Muster unterschiedlich sein kann, aus. Maßgeblich
ist, dass zunächst
die Flächen
gefüllt
werden und anschließend diese
Flächen
mit weiteren Flächen
zu verbinden sind.
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Der
Faden, der in die Fläche
integriert ist und welcher anschließend zur Verformung dient,
bildet eine Fadenreserve. Dieser Faden verändert nicht seine Länge, aber
im Ergebnis der Verformung seine Lage. Es wird also aus einer zweidimensionalen
dicht gestickten Fläche
eine dreidimensionale offene Form, wie dies insbesondere anhand
der 5 und 6 sowie 7 bis 9 deutlich
wird.
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Je
dichter die Fadenreserve angelegt wird, umso höher können sich die dreidimensionalen
Formen ausbilden, jedoch ist auch die Stichanzahl entsprechend zu
erhöhen.
Die Fadenreserve ist in den definierten Flächen mit Steppstichfüllungen 2, 3 integriert.
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Sticktechnisch
werden zunächst
die Flächenfüllungen
mit Steppstich ausgeführt.
Im Anschluss werden als Verbindung über die bereits gestickten
Flächen
Plattstichpartien aus Zick-Zack oder auch aus Füllungen aus Steppstich gelegt.
Die Fläche
wird hierdurch geschlossen.
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Grundsätzlich ist
die Stichrichtung der verbindenden Teile nicht gegenläufig, da
ansonsten die Stiche so fixiert werden, dass eine Veränderung
der Dreidimensionalität
nicht möglich
ist.
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Um
in der gegebenen Fläche
einzelne Strecken bei der Veränderung
hin zur Dreidimensionalität zu
begrenzen, können
Punkte oder Abschnitte eingebracht werden, deren Stickrichtung in
entgegengesetzter Richtung verläuft.
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Gemäß 1 wird
auf einem Stickgrund 1 eine definierte Fläche mit
Steppstichlinien 2 gestickt.
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Anschließend werden
die Flächen
durch eine zweite Stichlage 3 miteinander verbunden. Maßgeblich
für die
anschließende
Verformung ist, dass die Stichrichtung 4, in der die Stiche
gelegt werden, sich nur um ca. 45° ändert. Zur
Fixierung der Form wird der Mittelpunkt sowie die Außenkanten
in entgegengesetzter Stichrichtung ausgeführt. Das heißt, die Musterteile,
die sich in ihrer Form nicht verändern sollen,
dienen der Stabilisierung des Gesamtgebildes.
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Die
Stichdichte 6 der Füllung
ist für
die Höhe der
dritten Dimension und die Dichte der Struktur ausschlaggebend. Durch
die Erhöhung
der Stichdichte erhöht
sich auch die Stichzahl.
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Die
Veränderung
von der zweidimensionalen Fläche
hin zu einem dreidimensionalen Stick-Körpergebilde erfolgt zunächst durch
das Auslösen
des Stickgrunds. Dieser besteht aus einem Trägerstoff, z.B. Vlies oder Gewebe
aus Polyvinylalkohol, der durch Behandlung mit Wasser auflösbar ist.
Im Ergebnis dieses Auflöseprozesses
wird der Stickgrund vollständig
entfernt. Nach dem Auslösen
des Stickgrunds wird durch eine mechanische oder fluide Behandlung
ein Verformen der Fläche
hin zum dreidimensionalen Körper
vorgenommen. Im Anschluss erfolgte eine Fixierung, um den Körper in
seiner gegebenen Struktur permanent zu erhalten.
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Die
entstandenen dreidimensionalen Formen oder Flächengebilde bestehen aus Fadenmaterial
ohne Hilfsmittel zur Stabilisierung. Durch die Anordnung der Stichfolgen
und der Stichrichtung erfolgt die Verformung. Die nach der Herausbildung
zu dreidimensionalen Körpern
entstandenen Formen werden einem Fixierprozess unterzogen, wobei
dieses Fixieren z.B. über
Wärmeeinwirkung,
d.h. thermisch ausführbar
ist. Die optimale Fixiertemperatur wird durch die Materialeigenschaften
bestimmt. Beim gegebenen Beispiel, bei dem mit einem Polyestergarn gestickt
wurde, beträgt
die Fixiertemperatur ca. 210°C.
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Eine
weitere Möglichkeit
der Fixierung besteht in einer Beschichtung, d.h. dem Auftragen
bestimmter Substanzen auf die Stickfläche.
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Um
die Oberfläche
zu verändern
sowie um eine geänderte
Optik oder Haptik zu erzeugen oder aber auch zum Aufbringen einer
zusätzlichen
Stabilisierung, können
verschiedene Beschichtungen, z.B. in Schaumform aufgetragen werden.
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Es
hat sich bei verschiedenen Versuchen herausgestellt, dass auch mehrere,
unterschiedliche Varianten zur Fixierung auf einem einzigen Substrat angewendet
werden können.
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Grundsätzlich wird
der Stickgrund vor dem Beschichten herausgelöst. Alternativ ist es aber
auch möglich,
den Stickgrund erst nach dem Beschichten zu entfernen.
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Durch
das Auftragen von Beschichtungen wird die erhaltene Fläche bzw.
der Körper
formstabil, lässt
sich aber in gewissem Maße
noch verbiegen, so dass eine gewisse Druckelastizität gegeben
ist, die einer Berührung
entgegenwirkt. In dieser Weise entstandene dreidimensionale Gebilde
können
zu Massagezwecken genutzt werden.
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Mittels
der Erfindung ist es möglich,
die Gesticke als einzelne Gebilde oder aber auch als größere Flächen auszuführen, wobei
das Prinzip der dreidimensionalen Verformung bei entsprechender
Anwendung der beschriebenen Vorgehensweise, dem entsprechenden Einsatz
von Sticharten und Stichlegungen auch auf andere von den bildlichen
Darstellungen abweichende Muster übertragbar ist. Derartige Gebilde
können
auf Groß-
oder Mehrkopfstickmaschinen industriell hergestellt werden.
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Die
Möglichkeit
der Ausbildung der dreidimensionalen Form durch den Endverbraucher
des textilen Gebildes ergibt sich dadurch, dass nach dem Auslösen des
Stickgrunds die Fläche
in ihrer zweidimensionalen Form besteht und dass das Gesticke dann
individuell durch entsprechende Krafteinwirkung verformbar ist,
und zwar in der Ausprägung,
wie es für
den jeweiligen Einsatzzweck optimal ist.
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- 1
- Stickgrund
- 2
- Steppstichlinien
- 3
- zweite
Stichlage
- 4
- Stichrichtung
- 5
- entgegengesetzte
Stichrichtung
- 6
- Stichdichte