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Es sind verschieden größere Rucksäcke bekannt, die insbesondere für den Trekking-Bereich vorgesehen sind. Typischerweise besitzen derartige Rucksäcke ein Packvolumen von 35-130 I. Der Anwender trägt bei einem vollgepackten Trecking Rucksack zwischen 8 kg- 25 kg. Aufgrund des hohen Gewichts weisen diese Rucksäcke neben zwei Schultergurten noch einen Beckengurt auf, der den Rucksack zum einen im Beckenbereich des Anwenders fixiert und zum anderen einen relativ großen Anteil des Rucksackgewichts aufnimmt.
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Moderne Rucksack-Systeme zeigen, dass mit Hilfe eines funktionellen Beckengurts ca. 70% der Rucksack-Last vom Becken aufgenommen werden kann. Ca. 30% der Rucksack-Last werden von den Schultern getragen.
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Um die erhöhte Rucksack-Last im Beckenbereich und den damit verbunden höheren Druck aufgrund der straffen Fixierung des Beckengurts aufzunehmen, weisen zum einen die Beckengurte (Beckenflossen) aber insbesondere der unterer Wirbelsäulenbereich einschließlich des Übergangs zum Sakrum (Kreuzbein) eine ausgeprägte Polsterung auf. Insbesondere der Übergangsbereich der unteren Wirbelsäule zum Sakrum bzw. den Beckenschaufeln eignet sich aufgrund seiner anatomischen Form (bogenförmige Ausprägung dorsal gerichtet) für eine Lastaufnahme. Daher findet man fast ausnahmslos bei allen am Markt befindlichen Trekking-Rucksäcke in diesem Bereich eine starke Polsterung, die den Druck der Rucksack-Last kompensieren soll. Diese Polsterung wird auch als „Lumbalpolster“ bezeichnet (12, 12a).
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Eine Vielzahl von Rucksackträger leiden wie andere Menschen auch unter Rückenproblemen bzw. Rückenschmerzen.
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Aufgabe der Erfindung ist es einen Rucksack anzugeben, der die oben genannten Nachteile nicht aufweist, der insbesondere einen hohen Tragekomfort bietet, der insbesondere für Rucksackträger mit Rückenproblemen geeignet ist.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale.
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Vorteilhafte Weiterentwicklungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Die wesentliche Idee der Erfindung ist es, das Lumbalpolster differenziert zu gestalten, so dass das Risiko von lumbalen Rückenschmerzen beim Rucksacktragen vermieden zumindest aber reduziert wird. Durch die erfindungsgemäße spezielle Gestaltung des Lumbalposters werden folgende Vorteile gewährleistet:
- Reduzierung der Kompressions- und Scherkräfte im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) sowie Reduzierung der Belastung im lumbosakralem Übergang (L5-S1).
- Entlastung des Iliosakralgelenk (Gelenk zwischen Sakrum und Darmbeinschaufeln)
- Gewährleistung der Bewegungsfreiheit des lliosakralgelenk ISGs bzw. des Beckens
- Neben der differenzierten Gestaltung des Lumbalposters werden in einer Weiterentwicklung der Erfindung die Übergangsbereiche zum Beckengurt (Beckenflosse) und zu den seitlichen Anteilen des unteren Rückenbereichs so gestaltet, so dass das Tragen eines schweren Trekking-Rucksacks erleichtert wird.
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Nachfolgend ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- 1 Aufsicht auf den Rückenbereich eines erfindungsgemäßen Rucksacks
- 2 perspektivische Schrägansicht auf den Rückenbereich des Rucksacks gemäß 1
- 3 verschiedene Ansichten auf die Rückenpolster gemäß 1 bzw. 2.
- 4 Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit verkürztem Rückenpolster
- 5 Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit verkürztem Rückenpolster in dreidimensionaler Darstellung
- 6 Detailansicht der verkürzten Rückenpolster mit einer Sakrum- und Wirbelsäulenaussparung
- 7: Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit Platzierung ausschließlich im Lumbosakral Bereich - frontal
- 8: Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit Platzierung ausschließlich im Lumbosakral Bereich (3D-Perspektive)
- 9: Detailansicht der Rückenpolsterung, welche ausschließlich im Lumbosakral Bereich
- 10: Detailansicht (Cross Section) der Rückenpolsterung, die verschiedene Nachgiebigkeitseigenschaften aufweist (Sandwich-Konstruktion)
- 11a-11d Rückenbereich des Rucksacks mit verschieden Varianten der Ausnehmung am Rückenpolster
- 12 herkömmlichen Rucksack mit einem Lumbalposter
- 12 a herkömmlicher Rucksack mit einem Lumbalposter in schematischer Darstellung
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1 zeigt eine Aufsicht auf den Rückenbereich eines erfindungsgemäßen Rucksacks. der zwei Schultergurten SG, einem Rucksackkörper 200 und einen Beckengurt 300 aufweist. Der Rucksackkörper 200 umschließt im Wesentlichen einen Packsack PS, zur Aufnahme von verschiedenen Trekkingutensilien. Typischerweise weist der Packsack PS ein Volumen von bis zu 25 I auf.
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Das große Volumen des Rucksacks bedingt bei einem vollgepackten Rucksack ein entsprechend hohes Gesamtgewicht des Rucksacks. Am Rucksack sind deshalb ein Beckengurt 300 mit zwei Beckengurtabschnitten 300a, 300b vorgesehen. Da der Beckengurt 300 bis zu 70% des Gesamtgewichts aufnimmt, ist eine gute Polsterung am Beckengurt erforderlich. Der Beckengurt 300 weist deshalb an den beiden Beckengurtabschnitten 300a, 300b jeweils Seitenpolster SP auf, die den Beckenbereich des Anwenders überdecken.
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Zusätzlich ist ein Rückenpolster 100 vorgesehen, das sich vom Bereich, an dem die Schultergurte SG am Rucksackkörper 200 fixiert sind, bis auf Höhe der Unterkante des Rucksackkörpers 200 erstreckt.
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Das Rückenpolster 100 ist zweigeteilt. Es weist eine Aussparung 210 auf, die sich über die gesamte Länge des Rückenpolsters 100 erstreckt auf. Die Aussparung 210 verläuft entlang der Wirbelsäule und erweitert sich in Richtung des Sakkrumbereichs. Durch diese Aussparung 210 wird erfindungsgemäß eine erhebliche Entlastung des lumbosakralen Bereichs sowie der Wirbelsäule erzielt.
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2 zeigt eine perspektivische Schrägansicht auf den Rückenbereich des Rucksacks nach 1. In dieser Darstellung wird die Stärke der einzelnen Polster insbesondere in der Übergangszone 600 besser erkennbar. Der Übergang vom Rückenpolster 100 zur Polsterung des Beckengurts 300 verläuft quasi „flüssig“.
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3 zeigt verschiedene Ansichten auf ein Rückenpolster 100 gemäß 1 bzw. 2.
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Das Rückenpolster 100 ist in verschiedene Designvarianten der Außenkontur 115, 150',115'',115''' dargestellt. Es ist einen relativ schmale Variante B und eine breite Variante A im Lumbosakralen Übergangsbereich erkennbar. Die beiden Varianten sind in den 11a- 11d nochmals in einer etwas schematischeren Form dargestellt
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4 zeigt eine Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit verkürztem Rückenpolster 100 in frontaler Darstellung
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Diese Designvariante weist ein verkürztes Rückenpolster 100 auf. Die Aussparung 220 erstreckt sich nur noch auf das Becken sowie den unteren und mittleren Rückenabschnitt. Der Bereich des oberen Rückens kann für variable Schultergurtlängenverstellung benutzt werden. Der schräg gestrichelte Bereich illustriert die „Aussparungen“ für die Entlastung des lumbosakralen Bereichs sowie der Wirbelsäule
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5 zeigt eine Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit verkürztem Rückenpolster 100 gemäß 4 in 3D-Perspektive.
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6 zeigt eine Detailansicht der verkürzten Rückenpolster 100 gemäß 4 bzw. 5 mit der Sakrum- und Wirbelsäulenaussparung. Die gestrichelten Linien zeigen wie oben unterschiedliche Designvarianten der Außenkontur. Auch hier gibt es eine relativ schmale Aussparung (entspricht Variante B) vs. breite Ausführung (entspricht Variante A) Die unterschiedlichen Breiten sind insbesondere im lumbosakralem Übergangsbereich vorgesehen.
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7 zeigt eine Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks mit einem sehr verkürztem Rückenpolster 100 in frontaler Darstellung. Die Polsterung bzw. die Aussparung 230 (gestrichelt dargestellt) erstreckt sich über den Lumbosakral Bereich und den unteren Wirbelsäulenbereich. Die Aussparung 230 sorgt somit für Entlastung des lumbosakralen Bereichs sowie der unteren Wirbelsäule
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8 zeigt eine Gesamtansicht des erfindungsgemäßen Rucksacks gemäß 7 in 3D-Perspektive.
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9 zeigt eine Detailansicht der Rückenpolsterung, welche ausschließlich im Lumbosakral Bereich platziert ist
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Gestrichelte Linien illustrieren mögliche Form- bzw. Designvarianten der Polsterelemente: schmal (entspricht Variante B) vs. breite (entspricht Variante A) Ausführung
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10 zeigt eine Detailansicht (Cross Section) des Aufbaus der Rückenpolster mit verschiedenen Nachgiebigkeitseigenschaften in einer Sandwich-Konstruktion. Im Bereich 600 ist ein härteres Material vorgesehen als im Bereich 610. Der weichere Bereich orientiert sich zum Sakrum bzw. zum Rücken (körpernah) hin, der härtere Bereich zum Rucksack (körperfern).
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Durch das härtere Material wird sichergestellt, dass es nicht zu einer kompletten Deformation der Polsterung kommt und somit nicht zu einer Belastung der eigentlich zu entlastenden Strukturen/Bereiche.
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Durch das weichere Material wird sichergestellt, dass sich das Sakral-Pad an die individuelle Ausprägung der Becken- bzw. der Gesäßform anpassen/anschmiegen kann
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In den 11a-11d sind verschieden Varianten des erfindungsgemäßen Rucksacks sehr schematisch dargestellt, wobei die Aussparungen jeweils in Schraffur hervorgehoben sind. Eine erste Variante A ist in 11a dargestellt. Um eine möglichst hohe Entlastung des ISG zu erreichen, soll die Sakralaussparung eine gewisse Breite aufweisen. Das Polster (padding) beginnt erst lateral der ISG-Linien. Die Hauptlast wird auf jeweils die äußere Hälfte der Darmbeinkante umverteilt. Die Sakrumaussparung ist 8-13 cm breit bei einer Polsterstärke von mindestens 15-20 mm. Die Sakrumaussparung kann außerdem ein zusätzliches ein Basispolster aufweisen.
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Fig. 11d zeigt die Variante B
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Um eine minimale Entlastung des ISG zu erzielen, ist es notwendig zumindest den Bereich der Crista sacralis mediana als Sakralaussparung zu berücksichtigen. Die Hauptlast soll dabei auf den Darmbeinkamm umverteilt werden. Die Sakrumaussparung ist hier nur 3-5 cm breit und die Polsterstärke mit 10-15 mm etwas geringer. Die Sakrumaussparung kann auch hier ein zusätzliches Basispolster aufweisen.
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12a zeigt eine sehr schematisierte Darstellung eines herkömmlichen Rucksacks. Mit einem durchgehenden Lumbalposter an das sich ein Beckengurt mit einer entsprechenden Polsterung anschließt.
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Der erfindungsgemäße Rucksack bietet folgende Vorteile mit der als SJP-Technologie (Sacroiliac Joint Protection Technology) bezeichneten Ausgestaltung des Lumbalposters:
- Reduzierung der Kompressions- und Scherkräfte im Bereich der LWS (Lendenwirbelsäule = lumbale Wirbelsäule = untere Wirbelsäule); Reduzierung der Belastung im lumbosakralem Übergang (L5-S1);
- Entlastung des ISG (Gelenk zwischen Sakrum und Darmbeinschaufeln); Gewährleistung der Bewegungsfreiheit des ISGs bzw. des Beckens.
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Neben der Entlastung des lumbosakralen Übergangs gewährleistet der erfindungsgemäße Rucksack eine hohe Bewegungsfreiheit des Beckens einschließlich des ISG. Dies betrifft alle Arten von Rucksäcken, die im Beckenbereich mittels Beckengurtes eine Lastaufnahme realisieren - insbesondere Trekking- und Militär-Rucksäcken mit hohem Gewicht. Prinzipiell lassen sich 3 Wirkweisen und somit Konstruktionsformen ableiten. Der Fokus der Erfindung liegt auf den differenzierten Lumbalpads. Zusätzlich sollten jedoch auch immer die Übergangsbereiche zum Beckengurt (Beckenflosse) und zu den seitlichen Anteilen des unteren Rückenbereichs angepasst werden.
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Die Erfindung ist für alle Wanderrucksäcke, die eine Lastaufnahme über das Becken besitzen einsetzbar (Rucksack-Länge reicht bis in den Beckenbereich und der Rucksack wird mittels eines Beckengurtes fest im Beckenbereich fixiert). Neben der Anwendung bei Trekking-Rucksäcken ist auch eine Anwendung für folgende Rucksack-Segmente denkbar: Hiking-Rucksäcke, Kletter-Rucksäcke, Kindertragen, Militär-Rucksäcke