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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Rundstrickmaschine mit geringerem Verschleiß von Maschinenteilen, insbesondere maschenbildenden Elementen, sowie einer größeren Bandbreite möglicher Maschenbildungstechniken.
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Herkömmliche Rundstrickmaschinen verwenden Zungennadeln als zentrale Maschenbildungselemente. Diese werden auf einem rotierenden Nadelzylinder geführt und dabei gemäß ihrer Führung in den Schlossteilen ausgetrieben und abgezogen (nach oben bzw. nach unten bewegt).
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Bei der Maschenbildung an einem Stricksystem einer solchen Rundstrickmaschine wird die Zunge einer passierenden und nach oben ausgetriebenen Zungennadel von einer am Nadelschaft relativ zu diesem abwärts rutschenden zuvor gebildeten Masche zunächst geöffnet und dann anschließend bei der Kulierung und dem Abziehen der Nadel von der am Nadelschaft relativ zu diesem nach oben rutschenden Masche wieder geschlossen. Die Öffnungs- und Schließvorgänge der Zungennadel finden über ein Zungenscharnier statt. Aufgrund der Häufigkeit ihrer andauernden Betätigung, unter Umständen bei Einwirkung beträchtlicher Fadenspannungen, sind die Zungenscharniere der Zungennadeln und mit ihnen die Zungennadeln selbst naturgemäß besonders verschleißanfällige Teile innerhalb einer Strickmaschine.
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Der Ausfall eines Zungenscharniers führt zu fehlerhafter Maschenbildung und damit zu Fehlern im Gestrick. Der Austausch der betroffenen Zungennadel erfordert das Anhalten der Strickmaschine. Aufgrund der Vielzahl von Zungennadeln im Nadelzylinder können solche Ausfälle den Betrieb der Strickmaschine in nicht unbeträchtlichem Maße beeinträchtigen. Problematisch sind jedoch nicht nur die resultierenden Betriebsunterbrechungen sondern auch die relativ hohen Kosten für Zungennadeln, deren Herstellung aufgrund der erforderlichen mechanischen Belastbarkeit teuer ist.
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Von daher ist der Einsatz einfacherer und weniger anfälliger Nadeltypen in Strickmaschinen von besonderem Interesse. Ein Nadeltyp mit einfacherem Aufbau, insbesondere ohne ein mechanisch bewegliches Gelenk, ist die Spitzennadel, deren Haken am oberen Ende der Nadel nach unten hin geöffnet ist. Der Nadelhaken kann elastisch durch Druck von außen in Richtung Nadelschaft geschlossen werden.
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Solche mit Spitzennadeln arbeitende Rundstrickmaschinen sind in den Druckschriften
DE 1 635 878 A und
DE 361 135 beschrieben.
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Beim Strickvorgang in einer Rundstrickmaschine mit Spitzennadeln muss beim Abziehen der Nadel (während der Kulierung) der Nadelhaken mittels eines Pressrads von außen elastisch geschlossen werden, damit er neben dem neuen Faden nicht auch noch die alte Masche aufnimmt. Ein solches Pressrad ist außerhalb des Nadelzylinders und, um Reibungskräfte zwischen den passierenden Nadelhaken und dem Pressrad zu minimieren, vorzugsweise aktiv oder passiv mitdrehend vorgesehen. Aufgrund der unterschiedlichen Durchmesser des großen Nadelzylinders und des deutlich kleineren Pressrads lassen sich auf die Nadel wirkende Tangentialkräfte jedoch nicht gänzlich vermeiden. Da an jedem Stricksystem ein solches Pressrad vorzusehen ist, ist der Platzbedarf der Pressräder zudem nicht unbeträchtlich, was insbesondere die mögliche Systemdichte, d.h. die Anzahl der Stricksysteme pro Zoll des Nadelzylinderumfangs, beschränkt.
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Alternativ kann auch jede Spitzennadel einer solchen Rundstrickmaschine mit einer parallel zum Nadelschaft verlaufenden Nadelpresse versehen sein, die bei der Kulierung von außen auf den Nadelhaken drückt und diesen schließt. Das Vorhandenseinen einer Vielzahl von Paaren aus Spitzennadel und Nadelpresse auf dem Nadelzylinder kann jedoch wieder Probleme bezüglich der Verschleißanfälligkeit mit sich bringen.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher das Problem zugrunde, eine mit Spitzennadeln statt Zungennadeln arbeitende Rundstrickmaschine zu schaffen, die mit einem möglichst einfachen Aufbau eine geringere Verschleißanfälligkeit, insbesondere bei den Nadeln, aufweist als die herkömmliche mit Zungennadeln arbeitende Rundstrickmaschine.
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Diese Aufgabe wird durch die in Patentanspruch 1 definierte Rundstrickmaschine der vorliegenden Erfindung gelöst. Weitere vorteilhafte Ausfertigungen finden sich in den abhängigen Patentansprüchen.
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Die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine weist einen um eine vertikale Achse rotierendem Nadelzylinder und einen mit dem Nadelzylinder rotierenden Platinenring auf. Der Nadelzylinder ist in seinem Außenrandbereich mit vertikal steuerbaren, insbesondere nach oben austreibbaren, Spitzennadeln mit nach unten geöffneten Nadelhaken als maschenbildenden Elementen versehen, und für jede Spitzennadel wird auf dem Nadelzylinder eine die Maschenbildung unterstützende Einschließplatine auf dem Platinenring in radialer Richtung horizontal verschiebbar gehalten. Ferner wird für jede Spitzennadel auf dem Nadelzylinder eine Pressplatine auf dem Platinenring in radialer Richtung horizontal verschiebbar gehalten, um die Hakenspitze der Spitzennadel durch Andrücken der Nadelspitze an den Nadelschaft zu verschließen. Die Pressplatinen sind dabei auf dem Platinenring jeweils zwischen zwei benachbarten Einschließplatinen angeordnet, möglichst platzsparend und mit wenig oder geringstmöglichem Spiel.
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Bei der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine werden die Maschen durch die aufeinander abgestimmten vertikalen bzw. horizontalen Bewegungen der Nadeln und der entsprechenden Einschließplatinen zum Andrücken des Fadens an die Nadelschäfte gebildet. Jede Einschließplatine weist in ihrem der entsprechenden Nadel zugewandten Profil zwei horizontale Ebenen mit einer dazwischenliegenden zur Nadel hin vorstehenden Nase auf. Die untere der zwei Auflageebenen dient als Abschlagebene, auf der das Gestrick aufliegt, während die obere Auflageebene den neu einzulegenden Faden in Richtung Nadelschaft führt und an diesen anlegt. Der vertikale Abstand zwischen beiden Ebenen dient dazu, den Maschenkopf der alten Masche auf der Abschlagebene vom neuen Faden in der Höhe zu trennen und so einen Sicherheitsabstand zu schaffen, über den beim vertikalen Abziehen der Nadel der Nadelhaken geschlossen werden kann, so dass nur der neue Faden in den Nadelhaken gelangt.
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Des Weiteren weist die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine für jede Nadel eine weitere Platine, nämlich die Pressplatine, auf. Die Pressplatine dient dazu, beim Abziehen der Nadel auf den Nadelhaken zu drücken und diesen elastisch zu verschließen. Die Pressplatinen drehen sich mit den Nadeln und den Einschließplatinen mit, so dass beim Andrücken des Nadelhakens keine Tangentialkräfte zwischen der Pressplatine und dem Nadelhaken auftreten.
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Die Pressplatinen werden gemeinsam mit den Einschließplatinen auf dem mit dem Nadelzylinder rotierenden Platinenring geführt. Dabei liegen die einander alternierend benachbarten Einschließplatinen und Pressplatinen möglichst eng, d.h. mit geringstmöglichem Spiel, aneinander. Wenn zwischen den Einschließplatinen zu deren verbesserter Führung beim Austreiben und Abziehen Trennstege vorgesehen sind, können die Pressplatinen auch auf diesen Trennstegen gelagert sein. Das Austreiben und Abziehen der Einschließplatinen einerseits und der Pressplatinen andererseits werden dabei unabhängig voneinander gesteuert.
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Der äußere Aufbau der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine unterscheidet sich von dem herkömmlicher Rundstrickmaschinen einerseits durch die Verwendung von Spitzennadeln an Stelle von Zungennadeln und andererseits durch das zusätzliche Einfügen von Pressplatinen in die Zwischenräume zwischen den Einschließplatinen. Der zusätzliche Platzbedarf ist somit insbesondere wegen der engen Anordnung der Pressplatinen zwischen den Einschließplatinen, beispielsweise auf deren Trennstegen, vergleichsweise gering. Die Pressplatinen sind weitestgehend ohne seitliches Spiel zwischen jeweils zwei benachbarten Einschließplatinen angeordnet und üben aufgrund ihrer Rotation mit den Nadeln bei ihrer radialen Austreibung gegen die Nadelspitze keine Tangentialkräfte auf diese aus. Dies wirkt somit einem übermäßigen Verschleiß an den Nadeln und an den Einschließ- und Pressplatinen der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine entgegen.
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Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine besteht in ihrer Verwendbarkeit zur Herstellung von Maschenwaren sowohl nach dem Strickprinzip als auch nach dem Wirkprinzip. Tatsächlich kann die Rundstrickmaschine auf beide Maschenbildungstechniken umgeschaltet oder zumindest voreingestellt werden. Je nachdem, ob bei ausgetriebener Nadel der neue Faden von der Einschließplatine nur an den Nadelschaft herangeführt wird oder ob die Einschließplatine über die radiale Nadelposition hinaus ausgetrieben wird und so mit dem Faden eine Masche vorlegt, werden die von der Maschine gebildeten Maschen nämlich nach dem Strick- oder nach dem Wirkprinzip erzeugt. Während beim Stricken der Faden vor der Kulierung unter Spannung am Nadelschaft gehalten wird, werden beim Wirken Fadenschleifen unter geringerer Spannung vorgelegt. Auch beim Kuliervorgang selbst ist die Fadenspannung geringer als beim Stricken.
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Die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine kann daher mit einer Steuerungseinrichtung zum Steuern der Positionierung der einzelnen Einschließplatinen, der einzelnen Pressplatinen oder beider Platinentypen ausgestattet sein. Auf diese Weise können die radialen Verschiebungen von Einschließplatinen so gesteuert werden, dass sie den neuen Faden vor dem Abziehen der jeweiligen Spitzennadeln an den Nadelschaft heranführen, so dass an den entsprechenden maschenbildenden Systemen gestrickt wird. Die Einschließplatinen können auf der anderen Seite auch so gesteuert werden, dass sie den neuen Faden vor dem Abziehen der jeweiligen Spitzennadeln in radialer Richtung am Nadelschaft vorbeiführen und damit eine Masche vorlegen, so dass an den maschenbildenden Systemen gewirkt wird.
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Die Rundstrickmaschine kann durch geeignete Steuerung einerseits der Fadenspannung und andererseits der radialen Einziehbewegung ihrer Einschließplatinen als Wirkmaschine betrieben werden (bei entsprechend fester Einstellung der Schlossteile der Einschließplatinen kann die erfindungsgemäße Maschine gewissermaßen auch als eine reine Rundwirkmaschine betrieben werden). Die wahlweise Umschaltung zwischen Strick- und Wirkprinzip kann beispielsweise durch einstellbare Schieber, die die Einschließplatinen jeweils in Radialrichtung bewegen, erfolgen. Durch entsprechende Einstellung der Schieber und damit der Positionierung der Einschließplatinen in radialer Richtung kann die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine an ihren verschiedenen Systemen auch gleichzeitig Maschen nach dem Strick- und nach dem Wirkprinzip erzeugen.
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Die maschenbildenden Systeme der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine können vorab so eingestellt oder während des Betriebs so gesteuert bzw. umgeschaltet werden, dass die jeweiligen Spitzennadeln aus dem jeweils zugeführten Faden Maschen nach dem Strickprinzip oder dem Wirkprinzip bilden, den zugeführten Faden fangen oder im Rundlauf verbleiben.
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Beim Fangvorgang werden die Spitzennadeln des entsprechenden maschenbildenden Systems zu einem früheren Zeitpunkt wieder eingezogen als im Strick- oder Wirkvorgang, so dass die Pressplatinen die Haken der jeweiligen Spitzennadeln erst verschließen, wenn sowohl der zugeführte Faden als auch eine vorherige Masche innerhalb des Hakens aufgenommen worden sind. Alternativ kann der Fangvorgang ausgeführt werden, indem die Pressplatinen nicht so nah an den Haken der jeweiligen Nadel verschoben werden, dass sie ihn verschließen, so dass sowohl der zugeführte Faden als auch die alte Masche innerhalb des Hakens aufgenommen werden können.
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Es zeigt sich, dass die Verwendung von Spitzennadeln in der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine weitere Vorteile mit sich bringt. So ist der Nadelkopf einer Spitzennadel im Allgemeinen kleiner als der einer Zungennadel, so dass eine unerwünschte Aufweitung der Maschen durch den Nadelkopf ein geringeres Problem ist. Bei gleicher Feinheit sind kleinere Maschen möglich. Die Maschen können zudem auch nicht durch die sich öffnenden und schließenden Nadelzungen und deren Scharniere beschädigt werden. Aufgrund der geringeren Garnbelastung werden auch unerwünschte Effekte wie Verflaumung, übermäßige Pilling-Neigung, ungleiche Höhen von Henkeln bei Plüsch oder Futter sowie Verdrehen der Fäden bei Plattierung (durch den kleineren Nadelkopf) weitgehend vermieden.
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Die Verwendung von Spitzennadeln ermöglicht darüber hinaus eine Erhöhung der Drehzahl des Nadelzylinders, da die Notwendigkeit entfällt, die Absorption der kinetischen Rotationsenergie der Nadelzungen zu gewährleisten.
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Durch die Verwendung von elastisch schließbaren Spitzennadeln an Stelle der über ihr Zungenscharnier schließbaren Zungennadeln lassen sich auch die Strickenergie und damit die Gesamtleistungsaufnahme der Rundstrickmaschine reduzieren.
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Kostenvorteile liegen vor allem im günstigeren Preis für Spitzennadeln gegenüber dem für Zungennadeln; aber auch die längere Nadelstandzeit von Spitzennadeln aufgrund ihres einfacheren, weniger anfälligen Aufbaus ist ein weiterer vorteilhafter Kostenfaktor. Von Vorteil ist zudem, dass der Anstrickvorgang nach einer Betriebsunterbrechung vereinfacht wird, wenn Spitzennadeln an Stelle von Zungennadeln verwendet werden; letztere müssen nämlich vor dem Anstricken dahingehend überprüft werden, ob sich ihre Zungen im richtigen Öffnungs- bzw. Schließungszustand befinden.
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Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel sowie weitere Vorteile und Einzelheiten der vorliegenden Erfindung beschrieben.
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Die 1 a bis 1h (mit vergrößerter Darstellung in 1a) zeigen dabei die Abfolge des Maschenbildungsverfahrens nach dem Strickprinzip bei der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine.
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Die 2a und 2b zeigen jeweils die unterschiedlichen Stellungen der Maschenbildungselemente vor dem Abziehen der Nadel beim Wirken und beim Stricken mit der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine.
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Die 3a zeigt die Stellung der Maschenbildungselemente während des Abziehens der Nadel beim Fangvorgang, während die 3b die Nadelbewegungskurve während des Fangvorgangs zeigt.
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Die 4a zeigt eine perspektive Nahansicht des Randbereichs des Nadelzylinders mit Nadeln sowie entsprechenden Einschließ- und Pressplatinen und den entsprechenden Platinenschlössern (im Gegensatz zur Rundstrickmaschine der 2a und 2b sind hier Platinenschloss und Platinenschlossteil integriert). Die 4b zeigt eine detaillierte Ansicht des Strick- bzw. Wirksystems in der 4a.
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Die 5 zeigt eine Querschnittsansicht des Platinenrings und der darauf gelagerten Einschließ- und Pressplatinen in einer zur Tangentialrichtung am Nadelzylinder parallelen Schnittrichtung.
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Die 6 zeigt eine Variante einer zweiteiligen Spitzennadel, die in der Rundstrickmaschine eingesetzt werden kann, in zwei Ansichten, eine mit den beiden Nadelteilen getrennt voneinander und eine im zusammengesetzten Zustand.
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In den 1 a bis 1h ist die Maschenbildung nach dem Strickprinzip an einem maschenbildenden System der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine gezeigt. Die 1a zeigt in vergrößerter Darstellung die Spitzennadel 2 im Nadelzylinder. Durch entsprechende Führung ihres Steuerfußes 6 in einem Zylinderschlossteil 14 wird die Nadel in vertikaler Richtung ausgetrieben und abgezogen. In 1a befindet sie sich im abgezogenen Zustand. In ihrer Hakenspitze hängt die zuletzt gebildete „alte“ Masche des bereits erzeugten Gestricks. Die Nadel 2 wird nun nach oben ausgetrieben, während die alte Masche auf der Abschlagebene (der unteren Auflageebene) 3a der Einschließplatine 3 liegen bleibt und von der Nase 3c des Platinenprofils zurückgehalten wird. Sobald die Nadel 2 ihre höchste Position erreicht hat, wird die auf dem Platinenring 19 gelagerte Einschließplatine 3 durch die Führung ihres Steuerfußes 8 im Platinenschlossteil 10 nach außen (nach rechts in der Zeichnung) ausgefahren, siehe 1b.
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In 1c passiert die Nadel 2 nun auf ihrem Rotationsweg den Fadenführer 5. Nun wird die Einschließplatine 3 in 1d in Radialrichtung nach innen (nach links in der Zeichnung) in Richtung der Nadel ausgefahren und der neue Faden 1 von der Einschließplatine 3 oberhalb ihrer oberen Auflageebene 3b in Richtung des Schafts der ausgetriebenen Nadel 2 bis an diesen heran geschoben.
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Die Nadel 2 wird daraufhin in 1e nach unten abgezogen, so dass der auf der oberen Auflageebene 3b der Einschließplatine 3 aufliegende Faden im Nadelhaken aufgenommen wird. Daraufhin wird in 1f die Pressplatine 4 durch entsprechende Führung ihres Steuerfußes 7 nach innen in Richtung der Nadel ausgefahren, so dass sie den Nadelhaken durch Druck von außen elastisch verschließt. Nun wird in 1g die Einschließplatine 3 so weit zurückgezogen, dass ihre obere Auflageebene 3b den neuen Faden 1 freigibt, während die Nadel 2 zugleich weiter nach unten abgezogen wird, so dass der Nadelhaken und mit ihm der Faden 1 darin durch die weiterhin auf der Abschlagsebene 3a aufliegende alte Masche gezogen wird. Anschließend wird in 1h die Pressplatine 4 zurückgefahren und der Abziehvorgang der Nadel 2 beendet (Kulierung), wodurch der Maschenbildungsvorgang vollendet ist und wieder von Neuem in der Stellung der 1a beginnen kann.
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Die 2a und 2b zeigen zwei Momentaufnahmen eines Strick- bzw. eines Wirkvorgangs in der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine. Die 2b zeigt die Stellung der Maschenbildungselemente im Strickvorgang unmittelbar vor dem Abziehen der Nadel 2 und entspricht somit ungefähr der Stellung in der 1d (die Nadeln und Platinen der Maschine in den 2a und 2b unterscheiden sich leicht von denen in 1 a bis 1h). In der 2a ist die entsprechende Momentaufnahme im Wirkvorgang abgebildet. Die Einschließplatine 3 ist im Vergleich zum Strickvorgang weiter nach innen ausgefahren (nach links in der Zeichnung) und legt damit eine vom Nadelschaft bis zur oberen Auflageebene 3b reichende Fadenschleife vor. Während der Faden beim Strickvorgang in 2b im Hinblick auf eine gute Qualität des erzeugten Gestricks durch entsprechende Mittel (wie einen geeigneten Fournisseur) möglichst kontinuierlich unter gleichmäßiger Spannung gehalten wird, kann die Fadenspannung beim Wirkvorgang in 2a geringer sein und dabei auch variieren. Das Vorlegen der Fadenschleife durch das weitere Einrücken der Einschließplatine sorgt für einen sicheren Kuliervorgang.
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Sowohl in der Situation des Wirkvorgangs in 2a als auch in der des Strickvorgangs in 2b werden in den nächsten Schritten der Nadelhaken von der Pressplatine 4 geschlossen, die Nadel 2 abgezogen und damit der am Nadelschaft anliegende neue Faden 1 bzw. die vorgelegte Fadenschleife aufgenommen, um dann durch die alte Masche gezogen zu werden.
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Die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine eignet sich somit sowohl zum Stricken als auch zum Wirken. Tatsächlich kann die Maschine ein Stellglied 15 auf dem Platinenschloss 9 aufweisen, mit dem ein Platinenschlossteil 10 verschoben werden kann, wodurch die Länge des Ausfahrwegs der Einschließplatine 3 zwischen einem weiteren Weg für das Wirken und einem kürzeren für das Stricken umgeschaltet wird. Das Platinenschloss 9 ist mit dem Platinenschlosstragring 12 verschraubt.
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Dank der Umschaltbarkeit von Strick- und Wirkfunktion erlaubt die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine eine effiziente und sichere Verarbeitung einer Vielzahl verschiedener Garne. Insbesondere die Wirkfunktion ermöglicht aufgrund der geringeren Fadenspannung im Verfahren die Verwendung empfindlicherer Garne. Tatsächlich erfolgt die Maschenbildung im Wirkverfahren nach 2a in den zwei Schritten des Vorlegens einer Fadenschleife und des Durchziehens der vorgelegten Fadenschleife durch die alte Masche. Im ersten Schritt steigt die Fadenspannung in der Fadenschleife zunächst von Reibstelle zu Reibstelle aufgrund des Seilreibungsprinzips an und fällt dann, wenn die Fadenschleife vorgelegt ist, wieder auf Null ab. Im zweiten Schritt, beim Durchziehen der Fadenschleife durch die alte Masche, reiben jeweils Fadenabschnitte der Fadenschleife und der alten Masche aneinander, wodurch sich die Fadenspannung wieder erhöht.
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Im Gegensatz dazu laufen beim Stricken die Förderung des neuen Fadens durch den Fadenführer und das Durchziehen des Fadens durch die alte Masche gleichzeitig ab, wodurch sich die entsprechenden Fadenreibungskräfte addieren und zusammen zu einer deutlich höheren Fadenspannung führen. Eine solche Addition von Fadenkräften findet beim Wirken aufgrund des zeitlichen Versatzes der beiden Verarbeitungsschritte nicht statt, wodurch die maximal auftretenden Fadenspannungen geringer sind. Die Wirkverarbeitung ist damit schonender sowohl für das zu verarbeitende Garn als auch für die maschenbildenden Elemente der Rundstrickmaschine.
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Das Vorlegen der Fadenschleife im Wirkverfahren hat zudem den Vorteil, dass das Kulierteil im Zylinderschloss entlastet wird. Die Kulierwinkel darin sind beim Wirken weniger steil als beim Stricken, was wiederum die Belastung der im Kulierteil geführten Nadel verringert. Durch die Verwendung einfacherer Kulierteile können Nadelfuß- und Nadelkopfbrüche vermieden werden.
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Um auch Musterungen zu erlauben, sollten die Strick- bzw. Wirksysteme einer für Stricken und Wirken verwendbaren Rundstrickmaschine auch für den Rundlauf und das Fangen eingestellt werden können.
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Beim Rundlauf verharrt die Nadel 2 durch entsprechende Steuerung der Schlossteile einfach in ihrer Rundlaufposition und wird überhaupt nicht ausgetrieben. Der neue Faden 1 wird vom Nadelhaken gar nicht erst aufgenommen.
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3a zeigt die Stellung des Stricksystems im Fangvorgang, genauer während des Abziehens der Nadel 2. Nachdem die Nadel 2 zuvor noch so weit ausgetrieben worden ist, dass sie den neuen Faden 1 aufgenommen hat, verbleiben beim Abziehen sowohl der neue Faden 1 als auch die alte Masche im Nadelhaken.
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Der Fangvorgang kann durch entsprechende Steuerung entweder des Nadelabzugs oder der Verschiebung der Pressplatine 4 gesteuert werden. So kann ein früheres Abziehen der Nadel 2 so eingestellt werden, dass die Pressplatine 4 den Nadelhaken erst verschließt, wenn die Öffnung des Nadelhakens die auf der Abschlagebene 3a aufliegende alte Masche bereits passiert hat (und sich diese somit bereits innerhalb des Nadelhakens befindet).
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Die 3b zeigt hier die Nadelbewegungskurven für den Strickvorgang und den Fangvorgang nebeneinander. Während die durchgezogene Linie 16 die Nadelbewegung entlang der Zeitachse beim Strickvorgang darstellt, zeigt die unterbrochene Linie 17 das frühere Abziehen der Spitzennadel 2 beim Fangvorgang.
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Eine weitere Möglichkeit zur Implementierung des Fangvorgangs mit der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine besteht darin, die Pressplatine 4 an einem ausgewählten Stricksystem gar nicht zum Verschließen der Hakennadel auszufahren sondern sie in ihrer eingefahrenen Stellung ohne Druckkontakt zum Nadelhaken verbleiben zu lassen. Die entsprechende Steuerung der Pressplatine 4 geschieht beispielsweise über eine geeignete Einstellung der Platinenschlösser an den jeweiligen Systemen.
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Die 4a zeigt eine perspektivische Ansicht des Nadelzylinders 11 von der Seite (in der hier gezeigten Variante sind Platinenschloss 9 und Platinenschlossteil 10 integriert). In der 4b ist der das Stricksystem mit Fadenführer 5 zeigende Ausschnitt detailliert dargestellt. In beiden Figuren sind die Spitzennadeln 2, die im gesamten Umfangsbereich des Nadelzylinders 11 angeordnet sind, lediglich der Übersichtlichkeit halber nur in einem Teilabschnitt des Zylinderumfangs gezeigt. Die Figuren, insbesondere 4b, zeigen neben den Nadeln 2 und den Einschließplatinen 3 und Pressplatinen 4 auch den zu der Strickstelle in dem ausgewählten Teilabschnitt des Zylinderrandes gehörigen Fadenführer 5. Die Einschließplatinen 3 verlaufen vom Platinenring 19 aus von außen nach innen zwischen den Nadeln 2 hindurch in innen auf dem Nadelzylinder angeordneten Platinenführungen. Die Pressplatinen 4 sind jeweils zwischen zwei benachbarten Einschließplatinen 3 weitestgehend spielfrei angeordnet (siehe auch 5) und so der entsprechenden Spitzennadel unmittelbar zugewandt. Auch die Spitzennadeln sind zwischen den zu den Platinenführungen hin verlaufenden Einschließplatinen angeordnet, so dass letztere als Führungen sowohl für die Pressplatinen als auch für die Nadeln dienen.
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Wie in der 5 gezeigt nehmen die Pressplatinen 4 auf diese Weise wenig zusätzlichen Platz in Anspruch, denn auch bei einer herkömmlichen Rundstrickmaschine, die Zungennadeln aber keine Pressplatine verwendet, sind die Einschließplatinen 3 voneinander beabstandet vorgesehen (damit sie beim Austreiben an den Nadeln vorbeigeführt werden können). In den Zwischenräumen zwischen den Einschließplatinen 3 sind bei einer solchen herkömmlichen Rundstrickmaschine üblicherweise zur Vermeidung von Spiel zwischen den Einschließplatinen 3 Trennstege 18 auf dem Platinenring 19 vorgesehen. Eine solche Maschine kann zu einer erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine modifiziert werden, indem die Pressplatinen 4 auf den Trennstegen 18 angeordnet werden, sinnvollerweise mit möglichst geringem Spiel bezüglich der benachbarten Einschließplatinen 3. Alternativ könnten sich auch jeweils eine Einschließ- und eine Pressplatine einen durch entsprechende Trennstege begrenzten Kanal teilen. Dies hätte jedoch den Nachteil, dass die Trennstege im Hinblick auf eine hohe Feinheit möglichst dünn auszuführen wären, was eine erhöhte Bruchgefahr der Trennstege mit sich brächte.
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Ebenso wie die Spitzennadeln 2 Nadelfüße 6 aufweisen, die bei der Rotation durch entsprechend voreingestellte Schlosskanäle laufen, haben auch die Einschließplatinen 3 und Pressplatine 4 jeweils Platinenfüße 7 und 8, die in entsprechenden Kanälen des Platinenschlossteils 10 geführt werden. Durch geeignete Voreinstellung der Nadel- und Platinenschlösser kann jedes Stricksystem wahlweise so eingestellt werden, dass es Maschen entweder nach dem Strickprinzip oder nach dem Wirkprinzip bildet, den neuen Faden nur fängt oder in Rundlaufposition verharrt. In den 4a und 4b erfolgt die Umstellung zwischen Strick- und Wirkfunktion durch das Stellglied 15 auf dem Platinenschloss mit integriertem Platinenschlossteil.
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Die platzsparende Anordnung der Pressplatinen 4 zwischen den Einschließplatinen 3 erlaubt eine relative hohe Feinheit der Rundstrickmaschine, d.h. eine große Anzahl von Nadeln pro Zoll am Zylinderumfang. Ein weiterer Vorteil dieser platzsparenden Anordnung ist, dass auch eine hohe Anzahl von Stricksystemen entlang des Umfangs des Nadelzylinders angebracht werden kann. So können bei einer Rundstrickmaschine mit einem Nadelzylinderumfang von 30 Zoll über 88 Stricksysteme vorgesehen werden, was einer hohen Systemdichte von 2,9 Systemen pro Zoll entspricht (wobei auch höhere Systemdichten bis beispielsweise 3,2 vorstellbar sind).
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Die 6 illustriert eine weitere mögliche Vereinfachung, die in der Verwendung zweiteiliger Spitzennadeln in der Rundstrickmaschine besteht. Eine solche zweiteilige Spitzennadel weist einen oberen Spitzennadelteil 2' und einen unteren Steuerfußteil 6' auf. Der Spitzennadelteil 2' erstreckt sich vom Nadelhaken am oberen Ende entlang des Nadelschafts bis zu einer seitlich vorstehenden Nase, während der Steuerfußteil 6' eine die Nase aufnehmende spaltartige Aussparung sowie das zur Aufnahme und Führung im entsprechenden Zylinderschlossteil benötigte Konturprofil aufweist. Der Nadelteil 2' kann dann vorzugsweise durch einfaches Formen eines Drahts gebildet werden, der am oberen Ende zum Nadelhaken und am unteren Ende zur Nase gebogen wird, während für das Steuerfußteil 6' auch ein anderes Verfahren wie das Ausstanzen eines Blechteils verwendet werden kann. Die Nase des Nadelsteils 2' und die Aussparung des Steuerfußteils 6' stehen miteinander in Eingriff, sind aber abgesehen von dieser Adapterfunktion in ihrer Form nicht beschränkt; insbesondere muss die Aussparung im Steuerfußteil keine Schlitz- oder Spaltform aufweisen.
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Der Einsatz zweiteiliger Spitzennadeln kann zudem weitere Kostenvorteile mit sich bringen, wenn nämlich nach Verschleiß vorwiegend nur die kostengünstiger herstellbaren Nadelteile 2' der Spitzennadeln ausgetauscht werden müssen. Je nach Auswahl der Herstellungsverfahren für die Nadelteile kann auch die gesamte Nadelbestückung der Rundstrickmaschine kostengünstiger ausfallen. Diese Zweiteilung der Nadel, gegebenenfalls zusammen mit der optionalen Einfügung der Pressplatinen 3 zwischen den Einschließplatinen 4, erlaubt zudem einen noch einfacheren Umbau einer Rundstrickmaschine mit Wirkfunktion in eine herkömmliche Rundstrickmaschine und zurück.
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Alternativ kann die vorliegende Erfindung auch bei Rundstrickmaschinen, die auf dem Prinzip der sogenannten Relativtechnik basieren, angewendet werden. Bei solchen Maschinen sind die Einschließplatinen im oberen Teil des Nadelzylinders zwischen den Nadeln gelagert. Daher benötigt dieser Maschinentyp auch keinen separaten Platinenring. Die Einschließplatinen können senkrecht in der Höhe gesteuert werden und führen gleichzeitig eine Schwenkbewegung um ihren Drehpunkt aus. Diese Schwenkbewegung ersetzt die horizontale Bewegung einer konventionellen Einschließplatine. Als Presselemente zum Schließen der Nadelhaken können hier außerhalb des Nadelzylinderumfangs angeordnete Pressräder (jeweils eines für jedes maschenbildende System) eingesetzt werden.
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Der Aufbau der erfindungsgemäßen Rundstrickmaschine basiert auf einer Weiterentwicklung herkömmlicher Rundstrickmaschinen. Die erfindungsgemäße Rundstrickmaschine kann als eigenständige Maschine hergestellt werden; denkbar ist aber beispielsweise auch der Ausbau einer herkömmlichen Rundstrickmaschine durch einfaches Hinzufügen von Pressplatinen in die bereits vorhandenen Zwischenräume zwischen den Einschließplatinen sowie das Ersetzen von Zungennadeln durch Spitzennadeln bzw. den Austausch von Nadelteilen entsprechender zweiteiligen Zungen- und Spitzennadeln.
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Die Erfindung bringt in jedem Fall beträchtliche Vorteile in Bezug auf die Problematik des Nadelverschleißes mit sich. Zudem ermöglicht die erfindungsgemäße Maschine die Auswahl zwischen Stricken und Wirken als Maschenbildungstechniken innerhalb einer einzigen Maschine.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Faden
- 2
- Nadel
- 2'
- Nadelteil
- 3
- Einschließplatine
- 3a
- untere Auflageebene
- 3b
- obere Auflageebene
- 3c
- Nase des Einschließplatinenprofils
- 4
- Pressplatine
- 5
- Fadenführer
- 6
- Steuerfuß der Nadel
- 6'
- Steuerfußteil
- 7
- Steuerfuß der Pressplatine
- 8
- Steuerfuß der Einschließplatine
- 9
- Platinenschloss
- 10
- Platinenschlossteil
- 11
- Nadelzylinder
- 12
- Platinenschlosstragring
- 13
- Zylinderschloss
- 14
- Zylinderschlossteil
- 15
- Stellglied für Stricken/Wirken
- 16
- Strickkurve
- 17
- Fangkurve
- 18
- Trennsteg
- 19
- Platinenring
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 1635878 A [0006]
- DE 361135 [0006]