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Die vorliegende Erfindung betrifft eine versenkbare Handhabe für Möbelplatten, Bauelemente, mobile Behältnisse, Türen, Fenster und dgl. mehr gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1.
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Im Industrie-, Wohn- und Büromöbelbereich sowie bei Hausgeräten hat sich eine ergonomisch komfortabel bedienbare Handhabenform durchgesetzt, die im Fachjargon als Bügelgriff bezeichnet wird. Diese U-förmige Handhabe ist gleichermaßen bei allen möglichen Transportbehältnissen verbreitet und war bereits vor 80 Jahren Gegenstand der
DE 669 679 .
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So beliebt und „griffig“ die Handhabe auch ist, so störend ist deren aus dem zu handhabenden Gegenstand „hervorragende“ Kontur, wenn man sie nicht braucht. Dem half eine in der
DE 362 656 beschriebene technische Lösung mit einem „abnehmbaren Bügelgriff“ ab. Auch wenn dies eine unvollkommene Bauart ist, so stellt sie doch den grundsätzlichen Wunsch unter Beweis, dass zwar im Bedarfsfall der Bügelgriff leicht handhabbar sein soll, jedoch bei Nichtbenutzen nicht stören soll. Deshalb mangelte es nicht an Lösungen, den Bügelgriff bei Nichtgebrauch möglichst dicht an seine ihn tragende Unterkonstruktion anzuschmiegen.
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Dazu zeigt die
DE 23 64 647 eine Backofentür, die einen „einschwenkbaren Bügelgriff“ aufweist. Auch die
DE 10 2008 043 365 macht von einem „verschwenkbar angeordneten Bügelgriff“ Gebrauch, der „zumindest teilweise in einer Türfront der Hausgerätetür versenkbar ist“. Dazu ist diese mit einer entsprechenden Ausnehmung versehen. Dieselbe Zielsetzung verfolgt die
DE 10 2008 043 364 , in der „die Hausgerätetür mit einem daran geradlinig verfahrbar angeordneten Türgriff in Form eines Bügelgriffs“ ausgestattet ist.
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Und die
DE 700 62 42 „betrifft einen Bügelgriff für Koffer, Mappen oder dgl. mit einem an seinen Enden klappbar gelagerten Griffbügel, ...“.
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Ein Kompromiss zwischen starrem Bügelgriff und dessen kollisionsgeminderter Anordnung findet sich in der
DE 201 18 371 bei einem „Möbelgriff mit einem Gehäuse zum Einsetzen in eine Ausnehmung einer Frontplatte, ...“.
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So vielfältig der Stand der Technik auch ist, so offenbart er doch Lösungen, die entweder unansehnliche Frontplattenausnehmungen zum Versenken des (schwenkbaren) Bügelgriffs aufweisen, oder zu dessen linearem Versenken Freiraum auf der Frontplattenrückseite erfordern, der oft nicht zur Verfügung steht.
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Dieser scheinbar widersprüchlichen Aufgabenstellung begegnete eine in der Möbelindustrie unter dem Fachbegriff „TIP-ON“ verbreitete Handhabungstechnik nach dem Kugelschreiberfunktionsprinzip als mechanische Öffnungsunterstützung für Möbeltüren und -klappen, Schubläden, Auszüge und dgl. mehr. Allerdings fand sie nicht ungeteilte Zustimmung, da sie einerseits in ihrer Justierung sehr anspruchsvoll und im Dauergebrauch anfällig ist. Zudem ist sie durch ihre unerwünschte Eigenschaft gekennzeichnet, dass - beispielsweise bei beengten Platzverhältnissen - das unbeabsichtigte Anstoßen an die Frontplatten zu deren ungewolltem Aufspringen führt. Somit vermochte es diese Technik nicht, Bügelgriffe für Möbel signifikant zu substituieren.
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Ziel der Erfindung ist es, diese und weitere Nachteile des Standes der Technik zu überwinden und eine versenkbare Handhabe zu schaffen, die einerseits in Bedienstellung komfortabel handhabbar ist und andererseits aus praktischen Gründen und - insbesondere bei Küchenmöbeln - zur leichten Pflege der Möbelplatten bei Nichtgebrauch möglichst flächenbündig und unauffällig in diesen versenkbar ist. Darüber hinaus soll aus ästhetischen Gründen die Handhabe im versenkten Zustand nicht als solche erkennbar sein und sich unaufdringlich schlicht in Frontplatten fügen.
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Hauptmerkmale der Erfindung sind im kennzeichnenden Teil von Anspruch 1 angegeben. Ausgestaltungen sind Gegenstand der Ansprüche 2 bis 18.
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Bei einer Handhabe wird die gemeinhin einteilige und/oder formstarre U-Form von Bügelgriffen verlassen und zum manuellen Durchgriff erfindungsgemäß ein aus 2 Fachwerkbalken gebildeter Bügel genutzt. Beide Balken sind an ihren einander zugewandten Stirnseiten durch ein Scharnier miteinander drehverbunden. Die beiden freien Enden der Balken sind schwenkbar in einem Rahmen gelagert. Dazu ist dieser beispielsweise quaderförmig oder langlochartig gestaltet. Beide Balken sind im Rahmen versenkbar gelagert, aus dem sie zur bügelgriffartigen Handhabung herausschwenkbar sind. Die herausgeschwenkten beiden Balken bilden mit dem Rahmen ein Dreieck. Der Rahmen ist seinerseits in der Frontplatte des zu bedienenden Möbel- oder Bauelementes bevorzugt flächenbündig eingelassen, sodass die beiden Balken, die bedienseitige Rahmenmündung sowie die Elementoberfläche im Idealfall eine gemeinsame Ebene bilden.
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Neben diesem flächenbündigen Einbau ist - analog zur UP- und AP-Elektroinstallation - auch eine Anbauvariante denkbar: Hier wird der Rahmen mit dem Balkenpaar auf der Elementoberfläche aufliegend - oder teilweise in diese eingelassen - befestigt.
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Abgesehen von beim erfinderischen Gegenstand zum Einsatz kommenden Normteilen, wie Bolzen, Schrauben und Federn, besteht er bloß aus 3 Teilen, nämlich dem Rahmen und den beiden Balken. Letztere können aus fertigungstechnischen und logistischen Gründen formgleich sein. In dieser Bauart liegt mit dem Rahmen ein im Wesentlichen gleichschenkliges Dreieck vor, in dessen Scheitelpunkt die Scharnierachse beider Balken liegt. In dieser Anordnung ist sowohl beim im Rahmen versenkten Balkenpaar, als auch zur Handhabung dachförmig aufgestellten Balkenpaar die Gesamtbaugruppe im Wesentlichen - mit Ausnahme des punktsymmetrisch gestalteten Scharniers - spiegelsymmetrisch aufgebaut, wobei die Symmetrieebene durch die Scharnierachse verläuft. Ebenfalls spiegelsymmetrisch angeordnet ist die Befestigung der beiden Balken im Rahmen: Dazu sind diese an ihren beiden freien Enden längsbeweglich und dennoch winkelbegrenzt schwenkbar im Rahmen gelagert. Das ist erforderlich, um das Balkenpaar aus der Ebene heraus zu einem Dreieck aufzurichten und gelingt beispielsweise mit jeweils einem (geraden oder gekrümmten) Langloch am freien Balkenende. Beide Langlöcher werden von 2 gleichermaßen spiegelsymmetrisch angeordneten Rahmenbolzen geführt. Auch die kinematische Umkehr dieser Anordnung ist denkbar, wobei dann der Rahmen mit Langlöchern und das Balkenpaar mit Lagerbolzen versehen sind. Allerdings hat diese Bauart den Nachteil, dass die freien Enden der beiden Balken eine höhere Rahmenkonstruktion erfordern, als jene, bei der die Langlöcher kinematisch vorteilhafter in den Balken angeordnet sind. Desweiteren ist eine Bauart denkbar, bei der - anstatt der Balken- oder rahmenseitigen Langlöcher - mindestens zwei (beispielsweise rechteckbügelartige) Kettenglieder zum Einsatz kommen, die das Balkenpaar spiegelsymmetrisch mit dem Rahmen verbinden. Deren Nachteile bestehen zum einen darin, dass ein zusätzlicher Bauteil- und Montageaufwand anfällt und zum anderen, dass die Kettenglieder eine bei ausgeschwenkten Balken labile Handhabe bedingen, die nicht nur als haptisch schlaff empfunden wird, sondern zudem bei lotrechter Anordnung des Rahmens ein schwerkraftbedingtes - wenn auch wegbegrenztes - „Herunterfallen“ des Balkenpaares zur Folge haben.
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Neben dieser spiegelsymmetrischen Konstruktion ist eine Konfiguration denkbar, bei der - unter Beibehaltung des stirnseitig gemeinsamen Scharniers beider Balken - der eine Balken weiterhin mit seinem freien Ende in oben geschilderter Weise mittels Langloch (längsverschieblich und schwenkbar) im Rahmen gelagert ist, der andere jedoch mit seinem freien Ende (beispielsweise mit einer Querbohrung auf einem im Rahmen angeordneten Achsbolzen) „nur“ um eine starre Achse pleuelartig schwenkbar ist.
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Vom konstruktiven Aufbau her kann das dachförmig aufgestellte oder gestreckte Balkenpaar als Kniehebelanordnung verstanden werden, wobei das Scharnier dem Kniegelenk entspricht. Um das Kniegelenk haptisch attraktiv aus seiner gestreckten (oder leicht „überstreckten“) Versenkposition in die dachartige Bedienposition springen zu lassen, bedient sich der Erfindungsgegenstand energiespeichernder Funktionselemente, wie beispielsweise Federn oder Magneten, die derart angeordnet sind, dass sie zwar bestrebt sind, das Knie zu beugen, ihre Wirkung jedoch bei gestrecktem Knie verlieren.
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Um aus der gestreckten Totlage heraus das Knie in seine „Anfangsbeuge“ zu bringen, aus der heraus sich beispielsweise eine oder mehrere Druckfeder/n als mechanische/r Energiespeicher entspannt/entspannen, um im weiteren kinematischen Verlauf das „Bediendreieck“ selbsttätig und „satt“ aufspringen zu lassen, ist bei der Bauart mit formgleichen Balken das freie Ende beider Balken „zweifingerbreit“ über deren rahmenseitige Lagerstelle (Langloch) hinaus kragend fortgesetzt. Wird nun bei gestrecktem Knie einer der beiden Kragarme leicht mit einem Finger wippenartig senkrecht zur Frontfläche des Möbel- oder Bauelementes angetippt, gelangt das Kniegelenk in seine „Anfangsbeuge“, die ausreicht, das Bediendreieck federkraftbedingt in seine bügelgriffartige Bedienposition schnappen zu lassen, wo es eine statisch bestimmte und deshalb stabile und wackelfreie Endlage einnimmt.
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Bei der asymmetrischen Konfiguration wirkt nur ein Balken wie einer der spiegelsymmetrischen Bauart (mit Langlochlagerung und Federbestückung). Der andere Balken verfügt spartanisch wie ein Pleuel nur über jeweils ein Drehgelenk an seinen beiden Enden, wovon eines das gemeinsame Scharnier beider Balken ist. Damit ist dieser Balken im engeren mechanischen Sinne ein Stab. Auch dieser kann mit einem an seinem freien Ende angeordneten Kragarm zur Auslösung des federvorgespannten „gestreckten Knies“ zum „gebeugten Knie“ genutzt werden. Allerdings beschreibt das dann um eine starre Achse rotierende Ende des Kragarms einen Kreisbogen, der sich bei geschlossenem Boden des Rahmens nachteilig auf dessen Höhe auswirkt, da stets niedrige Bauhöhen erwünscht sind. Dennoch soll konstruktiv nicht unterschlagen werden, dass es Bauarten geben mag, wo bei durchbrochenem Boden des Rahmens ein dort bei „gebeugtem Knie“ hervortretendes Teilstück des Kragarms für z.B. Riegelzwecke erwünscht ist.
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Bei beiden Bauarten ist das dreieckförmig aus dem Rahmen herausgeschnappte Balkenpaar ergonomisch komfortabel vom Bediener zu durchgreifen und eine Zugkraft auf das Möbel- oder Bauelement aufzubringen. Geschlossen wird das Bauelement entweder mit dem Fingerrücken der Bedienhand bei durchgegriffenem Balkenpaar oder durch Druck auf die Frontplatte selbst. Zum Schließen und Versenken des Balkenpaars genügt ein sanfter Druck auf einen der beiden Balken neben dem Scharnier, worauf mit fortschreitendem Strecken des Knies der oder die Energiespeicher wieder vorgespannt werden. Die Flächenbündigkeit der Sichtflächen der beiden Balken (bzw. des einen Balkens im Zusammenspiel mit der Pleuelstange) mit der Rahmenmündung und ggf. der Frontplatte ist erreicht, sobald das Scharnier auf dem Rahmenboden zur Anlage kommt.
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Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus dem Wortlaut der Ansprüche, sowie aus der folgenden Beschreibung zweier Ausführungsbeispiele der 1 bis 3. Es zeigen:
- 1 eine perspektivische und teilgeschnittene Ansicht einer versenkten Handhabe mit als gestrecktem Knie angeordnetem, spiegelsymmetrischem Balkenpaar;
- 2 eine perspektivische und teilgeschnittene Ansicht der versenkbaren Handhabe aus 1 mit als gebeugtem Knie zum Bügelgriff angeordneten, spiegelsymmetrischen Balkenpaar;
- 3 eine perspektivische und teilgeschnittene Ansicht ähnlich der versenkbaren Handhabe aus 2, jedoch mit einem längsverschieblichen und mit einem pleuelartig wirkenden Balken.
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Eine Ausführungsform sieht gemäß 1 vor, dass eine aus zwei im Wesentlichen formgleichen Balken BA bestehende Handhabe HH im Wesentlichen flächenbündig versenkbar in einem Rahmen RA angeordnet ist. Der Rahmen RA selbst ist bevorzugt in dieser Ausführungsform von der Rückseite der Frontplatte FP eingelassen, sodass die Rahmenmündung ihrerseits flächenbündig mit der Frontseite der Frontplatte FP ist. Um das sicher zu gewährleisten, ist der Rahmen RA gegenüber seiner Mündung mit einem Rahmenflansch RF versehen, der durch die Schraublöcher SL hindurch an der Rückseite der Frontplatte FP verschraubt und/oder verklebt oder andersartig befestigt ist. Auch kann der Rahmenflansch RF flächenbündig mit der Rahmenmündung oder umlaufend mittig angeordnet sein, sodass sich mit dessen Abstand zum Rahmenboden oder zur Rahmenmündung sowie der Flanschdicke das Auflagemaß oder die Einlasstiefe des Rahmens RA im zu bedienenden Bauelement BE in weiten Grenzen variieren lässt. Die Lagerung der beiden Balken BA im Rahmen erfolgt durch ein in entsprechende Rahmenbohrungen eingelassenes Bolzenpaar BO. Rahmenseitig werden beide Balken BA mit Langlöchern LL nach 2 auf ihrem jeweiligen Bolzen BO geführt. Beide Balken haben ein gemeinsames Scharnier SR.
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Abweichend von 2 zeigt 3 eine Anordnung, bei der nur einer der beiden Balken BA mit einem Langloch LL und einer (Druck-)Feder DF versehen ist. Der andere Balken ist als Pleuel PL ausgeführt - also mit 2 (parallelen) Achsbohrungen an seinen beiden Enden. Ein Ende ist schwenkbar auf einem starr im Rahmen RA angeordneten Achsbolzen BO gelagert. Das andere Ende bildet mit dem zweiten Balken BA das gemeinsame Scharnier SR. Dieses kann in einer besonderen Ausführungsform (für die Großserie) wirtschaftlich bolzenlos gestaltet sein, wobei die Scharnierachse SA davon unberührt bleibt.
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Um das Balkenpaar BA gemäß 2 zur bügelgriffartigen Handhabe HH „aufspringen“ zu lassen, ist in der geschilderten Ausführungsform mindestens einer der beiden Balken BA mit mindestens einer sich im Wesentlichen in dessen Längsrichtung erstreckenden Druckfeder DF ausgestattet. Diese wird in einer - das Langloch LL mittig durchsetzenden - Balkenlängsbohrung BB geführt und stützt sich radial elegant auf dem Zylindermantel des Rahmenbolzens BO ab. Dazu kreuzen sich die Balkenlängsbohrungs- und Bolzenachse in jedem Schwenkwinkel des Balkenpaars BA! Ebenso ist in einer anderen Ausführungsform eine Zugfeder denkbar, die beide Balken BA (oder den einen Balken BA und das Pleuel PL) weitestgehend spiegelsymmetrisch und damit im Wesentlichen parallel zum Rahmen RA bzw. zum Bauelement zugfederbeaufschlagt. Auch sind sich in Balkenlängsrichtung erstreckende Zugfedern denkbar.
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Zur definierten Lagefixierung des gemäß 2 siegelsymmetrisch angeordneten Balkenpaares BA in Längsrichtung des Rahmens RA dient das Zusammenwirken des Bolzenpaars BO mit dem Langlochpaar LL: Bei „gebeugtem Knie“ drückt ein Druckfedernpaar DF die beiden Langlöcher LL der beiden Balken BA mit ihren balkenendseitigen Lochenden (lochleibend) an die komplementären (vorzugsweise kreiszylindrischen) Mantelflächen der Bolzen BO an. Bei „gestrecktem Knie“ der beiden Balken BA bilden die beiden scharnierseitigen Lochenden der Langlöcher LL mit den beiden Bolzen BO einen (mit geringfügigem Fügespiel eingestellten) Längsanschlag in beiden Längsrichtungen. Diese Bauart ist jener Alternative vorzuziehen, bei der die beiden freien Balkenenden bei „gestrecktem Knie“ an den beiden schmalen Innenseiten des Rahmens RA schabend anschlagen, wenn die Langlöcher LL zum Scharnier SR hin „zu lang“ sind.
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Diese (seitliche) Maßanpassung entfällt vorteilhaft in der Anordnung nach 3, da die Längenposition des einen Balkens BA und des Pleuels PL in versenktem Zustand im Rahmen RA vom Achsbolzen BO, der Pleuel PL und Rahmen RA drehverbindet, definiert ist.
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Der in 2 dargestellte Bedienzustand der Handhabe wird elegant ausgelöst durch leichten Druck auf den Kragarm KA, worauf das gestreckte Knie beider Balken BA aus 1 infolge der sich entspannenden Druckfeder(n) DF schlagartig in die Bedienposition It. 2 (gebeugtes Knie) schnappt. Dabei nimmt der manuell ausgelöste Balken BA über das Scharnier SR seinen Nachbarbalken BA mit. Damit liegt ein stabiles Gebilde vor, welches in der Statik als sog. „Dreigelenkrahmen“ bezeichnet wird und deshalb seine mechanische Funktion als robuster Bügelgriff erfüllt und dennoch unauffällig versenkbar ist.
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In der Bauart nach 3 muss sich das Balken-Pleuel-Dreieck seine „aufgestellte Länge“ komplett aus dem einen Langloch LL des Balkens BA (oder ggf. des Langlochs im Rahmen) rekrutieren. Das hat zur Folge, dass sich in dieser Konstellation der „Dreiecksbügel“ kinematisch der zwangsläufigen Drehlagerung des Pleuels unterwirft, und deshalb der Balken BA mit seinem freien (langlochbestückten) Ende soweit zum Pleuel hin gleitet, wie es das Langloch LL erlaubt. Damit entsteht am balkenseitigen Ende im Rahmen eine „Lücke“, die sich für ein beispielsweise im Boden des Rahmens RA angeordnetes Schließmittel anbietet. Dieses ist dort (neben dem „abgeknickten“ Balken BA) bequem zugänglich und bei zugeklapptem Balken BA (von diesem) gegen Witterungseinflüsse geschützt und ästhetisch elegant verdeckt.
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Der erfindungsgemäße Gegenstand ist sowohl in der Bauart nach 2 und 3 - wobei beide Bauarten in der „zugeklappten“ Anordnung das Erscheinungsbild nach 1 liefern - dadurch gekennzeichnet, dass über den „Dreiecksbügel“ bei aufgeklapptem Balkenpaar nach 2 bzw. aufgeklappter Balken-Pleuel-Anordnung nach 3 eine Zugkraft aufbringbar ist, die im Wesentlichen senkrecht auf die zu bedienende Frontplatte FP, Bauelement BE, Auszug oder Klapp- bzw. Flügeltür wirkt. Infolge dieser Zugkraft verfährt das zu bedienende Möbel oder Bauelement BE auch in Richtung dieser Zugkraft. Soll es (beispielsweise aus Sicherheitsgründen) verriegelt werden, wird man Riegel einsetzen, die im Wesentlichen quer zur Verfahrrichtung in Eingriff treten. Und eine solche Querbewegung liefert/liefern der/die Balken BA mit ihren rahmenseitigen Enden beim Übergang vom gebeugten ins gestreckte Knie. Auch das rahmenseitige Ende des Pleuels PL ist dafür geeignet, wenn dieses mit einem Riegelnocken versehen ist. Damit ist es naheliegend, diese kinematische/n Eigenschaft/en zu nutzen, um bei versenkter Handhabe HH, sprich zugeklapptem Bügelgriff, z.B. einen Auszug in einem Schrank durch form- oder reibschlüssige Verriegelung zu arretieren: Das ist eine überaus elegante Zusatzfunktion, da beim Schließen der Handhabe automatisch ihr Produktträger bewegungsgesichert wird. Anwendungsbeispiele sind Schubladen in Schiffs- oder Flugzeugmöbeln.
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Eine weitere, hier graphisch nicht dargestellte Ausführungsform betrifft die Verwendung des erfindungsgemäßen Gegenstandes auf einer Schiebetür, wobei sich bei mit dieser flächenbündig eingelassenem Rahmen RA bei versenktem Balkenpaar BA oder des einzelnen Balkens BA in Verbindung mit zugehörigem Pleuel PL deren ungehindertes Verschieben in eine entsprechende Wandtasche die lichte Weite des Mauerdurchbruchs maximal nutzen lässt. Dennoch ist die Schiebetür dank des griffigen „Dreiecksbügels“ im offenen Zustand weitaus komfortabler bedienbar, als mit herkömmlichen sog. Muschelgriffen, die nur einen unbefriedigenden und mühevollen Eingriff mit Fingerkuppen erlauben. Darüber hinaus erlaubt es gerade diese Applikation, dass beim Versenken des Balkenpaars BA oder der aus Balken BA und Pleuel PL bestehenden Anordnung das Schiebeelement in seiner ortsfesten Führung gegen unbeabsichtigtes Verschieben arretiert ist.
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Damit es nicht zu Bauteilbeschädigungen kommt, wenn die versenkbare Handhabe HH versenkt ist, bevor geöffnete Bauelemente BE, Auszüge, Schubladen, Türen, Fenster oder dgl. geschlossen werden, sieht eine weitere Ausführungsform vor, dass die entsprechenden Riegelelemente federrastartig (z.B. als Sperrklinke)ausgebildet sind. Dieses konstruktive Detail ist insbesondere dann unerlässlich, wenn in einer kinematisch umgekehrten Bauart die versenkbare Handhabe HH anstatt am bewegbaren Bauelement BE oder dgl. an beispielsweise ortsfesten Gehäusen, Wänden, Möbeln oder Türzargen angeordnet ist.
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Bezugszeichenliste
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- BA
- Balken
- BB
- Balkenlängsbohrung
- BE
- Bauelement
- BO
- Bolzen
- DF
- Druckfeder
- FP
- Frontplatte
- HH
- Handhabe
- KA
- Kragarm
- LL
- Langloch
- PL
- Pleuel
- RA
- Rahmen
- RF
- Rahmenflansch
- SA
- Scharnierachse
- SL
- Schraublöcher
- SP
- Sockelplatte
- SR
- Scharnier
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 669679 [0002]
- DE 362656 [0003]
- DE 2364647 [0004]
- DE 102008043365 [0004]
- DE 102008043364 [0004]
- DE 7006242 [0005]
- DE 20118371 [0006]