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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Aufsatz für Operationstische zum Rotieren eines Patienten. Die Erfindung beschäftigt sich ganz allgemein mit einer Vorrichtung, die sich dazu eignet, den Körper eines Patienten, insbesondere einen Tierkörper, vor und/oder während einer Operation zu fixieren und in einem gewünschten Winkel zu rotieren und auszurichten. Bei dem Patienten kann es sich um Menschen, insbesondere jedoch um Tiere, beispielsweise Hunde, handeln.
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Insbesondere bei minimal invasiven Operationen im Bauchraum eines Patienten ist die Lage des Patientenkörpers von großer Bedeutung. Gleiches gilt auch für andere, nicht chirurgische Behandlungen, wie beispielsweise bildgebende Verfahren. Üblicherweise liegen Patienten bei solchen Behandlungen auf dem Rücken. Zur Durchführung von minimalinvasiven Operationen oder bildgebende Verfahren wird der Bauchraum eines Patienten meist mit Gas gefüllt und werden Endoskopische Instrumente und/oder Kameras durch die Bauchdecke hindurch in den mit Gas gefüllten Bauchraum eingeführt. Dabei ordnen sich aufgrund der Schwerkraft das Gas im oben liegenden Bereich und die beweglichen Organe, wie Darm, Blase, etc., im unteren Bereich des Bauchraums an. Nicht oder nur wenig bewegliche Organe, wie beispielsweise der Ovar eines Hundes, werden in dieser Position von beweglichen Organen umschlossen oder zumindest bedeckt, so dass ein direkter Zugang aus dem mit Gas gefüllten Bauchraum nicht möglich ist. Daher ist es erforderlich, dass der Körper des Patienten zur Seite hin ein Stück weit rotiert und in eine Seitenlage gebracht wird. Dabei folgen die beweglichen Organe der Schwerkraft und verschieben sich derart zur Seite, dass andere zuvor verdeckte Organe aus dem mit Gas gefüllten Raum frei zugänglich sind. Auch bei Komplikationen während einer Operation, wie beispielsweise einer Blutung, ist es besonders wichtig, dass der Operateur aus dem mit Gas gefüllten Bauchraum direkte Sicht und schnellen Zugriff auf bestimmte Stellen und Organe erlangt. Das Erfordernis der Seitenlage tritt vor allem in der Weichteilchirurgie, insbesondere in der Veterinärchirurgie, auf, ist jedoch auch bei anderen Behandlungen und Verfahren von besonderer Bedeutung, bei denen bestimmte Organe unverdeckt sein müssen.
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In der Praxis ist zum Umlagern bzw. Rotieren eines Patienten meist zusätzliches Personal, nämlich ein zusätzlicher steriler Helfer erforderlich. In der Veterinärmedizin sind alternativ Operations-Tische mit in ihrem Winkel verstellbaren Tischplatten bekannt. Eine mechanische Kippvorrichtung, durch die ein Kippen in eine oder mehrere Richtungen realisierbar ist, ist häufig über ein Fußpedal elektrisch steuerbar. Die Anschaffungs- und Instandhaltungskosten sind äußerst hoch. Auch sind konstruktiv aufwendige Aufsätze bekannt, die auf herkömmliche OP-Tische, im konkreten an Tischplatten, montierbar sind. Über eine Kurbel kann eine Auflagefläche geneigt werden. Dies erfordert einen gewissen Kraft- und Zeitaufwand und muss die meist unsterile Kurbel bedient werden. Die Montage und Demontage dieser Aufsätze, und damit ein Umrüsten des Operationstisches, ist sowohl aufgrund der sicheren Befestigung an eine Tischplatte als auch aufgrund des Eigengewichts ebenfalls äußerst Zeit- und Kraftaufwendig. Im Ergebnis sind alle bekannten Lösungen, um einen Patienten vor und/oder während einer Operation zu rotieren, äußerst umständlich und/oder zeit- und/oder kostenaufwendig.
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Die erforderlichen technischen Maßnahmen müssen sich daher auf Rotation eines Patientenkörpers als auch auf das Umrüsten des Operationstisches beziehen.
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Der vorliegenden Erfindung liegt daher die objektive Aufgabe zugrunde, eine Möglichkeit anzubieten, einen Patientenkörper einfach und schnell zu rotieren und den Operationstisch einfach und schnell umzurüsten.
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Voranstehende Aufgabe ist erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Danach weist ein Aufsatz für Operationstische zum Rotieren eines Patienten, insbesondere eines Tieres, eine Schale auf, die im Wesentlichen die Form eines linearen Halbrohrs aufweist, wobei die Schale mit ihrer Außenseite auf einen Operationstisch positionierbar ist und die Innenseite eine Liegefläche für einen Patienten bildet.
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In erfindungsgemäßer Weise ist erkannt worden, dass es weder notwendig ist einen konstruktiv aufwendigen und kostspieligen Operationstisch mit Kippfunktion zu verwenden oder einen ebenfalls konstruktiv aufwendigen Aufsatz kraft- und zeitaufwendig an OP-Tische zu montieren. Ganz im Gegenteil geht die Erfindung einen völlig anderen Weg, wird nämlich eine Schale in Form eines linearen Halbrohrs lediglich auf ihrer Außenseite auf eine Tischplatte jeglicher Art freibeweglich positioniert. Die Innenseite des Halbrohrs bildet dabei – direkt oder indirekt – eine Liegefläche für den Patienten.
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Der erfindungsgemäße Aufsatz erfordert keine zeit- und kraftaufwändige Montage und Demontage vor und nach dem Gebrauch. Auch können jegliche Operations- und/oder andere Tische verwendet werden. Ein zusätzlicher steriler Helfer für das Umlagern während der Operation ist nicht erfoderlich. Eine Fixierung, Verschraubung oder Ähnliches und somit eine langfristige Beschädigung der Tischplatte entfallen. Ein aufwendiger integraler Kippmechanismus, der über eine Kurbel manuell oder elektrisch gesteuert wird, ist nicht erforderlich. Die einfache Konstruktion der Schale in Form eines im Wesentlichen linearen Halbrohres ermöglicht geringe Herstellungskosten. Die Form eines im Wesentlichen linearen Halbrohres ermöglicht des Weiteren ein stufenloses seitliches Neigen des Aufsatzes. Je nach Größe der Schale bzw. ihres Durchmessers ist der Aufsatz für unterschiedlich große Patienten geeignet. Eine Nutzung des Aufsatzes auf dem Boden oder auf anderen geeigneten Flächen, beispielsweise bei der Behandlung von großen und schweren Tieren, ist ebenfalls denkbar.
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Folglich ist mit dem erfindungsgemäßen Aufsatz eine Möglichkeit angeboten einen Patientenkörper einfach und schnell zu rotieren und den Operationstisch einfach und schnell umzurüsten.
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Denkbar ist es, dass das lineare Halbrohr oval ausgeführt ist. In vorteilhafter Weise entspricht der Querschnitt der Schale jedoch im Wesentlichen einem Halbkreis. Dies begünstigt die Rotation und Positionierung der Schale. Auch ein mehrreckiger Querschnitt zur stabileren Positionierung auf den Kanten ist denkbar.
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Des Weiteren ist es besonders vorteilhaft, wenn die Schale zumindest bereichsweise in Leichtbauweise hergestellt ist. Denkbar sind kohlenfaserverstärkte Materialien und/oder Aluminium aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer Unempfindlichkeit.
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Um Patienten unterschiedlicher Größe, insbesondere unterschiedlichen Volumens, mit dem gleichen Aufsatz zu operieren, ist es von besonderem Vorteil, wenn auf der Innenseite der Schale mindestens eine Einlage zur Erhöhung und/oder zur Verkleinerung der Liegefläche, insbesondere des Innenradius der Liegefläche, anordenbar ist. Die Einlage kann im Wesentlichen der Form der Schale entsprechen. Dadurch ist nicht nur eine schonende, sondern auch eine sichere und stabile Positionierung des Patienten realisierbar.
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Um die Höhe und/oder den Innenradius der Liegefläche beliebig zu verändern, ist es von besonderem Vorteil, wenn mehrere Einlagen mit unterschiedlicher und/oder gleicher Dicke übereinander anordenbar sind. Idealerweise füllt der Körper des Patienten die Liegefläche des Aufsatzes nahezu vollständig aus, wodurch eine sichere Positionierung des Patientenkörpers auch bei seitlicher Neigung der Schale gewährleistet ist.
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In besonders vorteilhafter Weise ist die Einlage oder sind die Einlagen derart dimensioniert und für die Behandlung derart wählbar, dass der Schwerpunkt von Schale und dem darin positionierten Patienten im Wesentlichen in der Kreismitte der Schale liegt. Dies ist insbesonders dann günstig, wenn es sich bei der Schale im Wesentlichen um einen Halbkreis handelt. Dies führt dazu, dass der Schwerpunkt von Schale und dem darin positionierten Patienten in jeder Winkellage der Schale im Wesentlichen unverändert, nämlich in der Kreismitte der Schale verbleibt. Dadurch kann der Patient mit äußerst geringem Kraftaufwand geneigt werden und verbleibt der Aufsatz im Wesentlichen in dieser Position, ohne aufgrund der Schwerkraft zurückfallen zu wollen.
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Um eine für den Patienten besonders schonende und sichere Positionierung in der Schale zu realisieren, ist es von besonderem Vorteil, wenn die Einlagen zumindest bereichsweise aus Schaumstoff hergestellt sind, sie nämlich wie ein Polster ausgeführt sind.
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Denkbar ist es, dass die Schale Mittel zum Fixieren und/oder Strecken des Patientenkörpers, insbesondere der Gliedmaßen und/oder des Rumpfes aufweist. Diese sind vorzugsweise im Bereich der Außenkanten der Schale, insbesondere an den distalen Enden des Halbrohrs, angeordnet. Dabei kann es sich beispielsweise um Ösen, Klemmen, Haken oder andere Mittel zum Anbringen von Seilen und/oder Schnüren und/oder Schlaufen und/oder Gurten und/oder Spanngurten handeln. Der Rumpf eines Patienten kann beispielsweise anhand eines Spanngurts in der Liegefläche der Schale gehalten werden. Die Gliedmaßen werden in vorteilhafter Weise in Richtung der distalen Enden des Halbrohrs mittels Klettgurten gestreckt. Dies begünstigt den Zugang des Rumpfes des Patienten, insbesondere der Bauchhöhle.
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Durch eine ausreichende Fixierung des Patientenkörpers ist eine sichere Positionierung auch bei unterschiedlichen Neigungswinkeln der Schale gewährleistet.
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Des Weiteren ist es denkbar, dass die Außenseite der Schale Mittel zur Unterstützung der Positionierung und Stabilisierung in einem bestimmten Winkel aufweist. Dabei kann es sich insbesondere um Noppen und/oder Rippen oder Ähnlichem handeln.
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Alternativ oder zusätzlich ist es denkbar, dass die Schale durch ein Halteelement positionierbar ist. Dabei kann es sich insbesondere um Stäbe, Blöcke, Keile und/oder eine Hängematten handeln, die entweder zwischen Tisch und Schale positioniert werden und/oder die Teil des Tisches sind und auf die die Schale positionierbar ist.
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Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vorliegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die dem Anspruch 1 nachgeordneten Ansprüche und andererseits auf die nachfolgende Erläuterung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung des bevorzugten Ausführungsbeispiels der Erfindung anhand der Zeichnung werden auch im Allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert. In der Zeichnung zeigen
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1 in einer schematischen Ansicht das Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Aufsatzes ohne Einlagen,
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2 in einer schematischen Ansicht den Gegenstand aus 1 mit Einlagen,
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3 einen schematischen Querschnitt des Gegenstandes aus den vorangegangenen Figuren, wobei ein Patient in der Liegefläche der Schale positioniert ist, und
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4 in einem schematischen Querschnitt den Gegenstand aus den vorangegangenen Figuren, wobei der in dem Aufsatz positionierte Patient zur Seite geneigt ist.
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1 zeigt in schematischer Ansicht ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Aufsatzes für Operationstische zum Rotieren eines hier nicht gezeigten Patienten, im Konkreten eines Tieres. Der Aufsatz weist eine Schale 1 auf, die im Wesentlichen die Form eines linearen Halbrohrs aufweist. Der Querschnitt der Schale entspricht einem Halbkreis. Die Schale 1 liegt mit ihrer Außenseite 2 auf einem Operationstisch 3 auf. Die Innenseite 4 der Schale 1 bildet eine Liegefläche 5 für einen hier nicht gezeigten Patienten.
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An den distalen Enden des Halbrohrs sind Durchgänge 6 zur Anbringung von Mitteln zum Fixieren des Rumpfes und Strecken der Gliedmaßen des Patienten angeordnet. Bei den Mitteln zum Fixieren des Rumpfes handelt es sich um einen Gurt 7a. Bei den Mitteln zum Spannen und Strecken der Gliedmaßen handelt es sich um Schlaufen 7b. Alternativ oder zusätzlich zu den Durchgängen 6 sind auch Klemmen vorstellbar, in denen Seile und/oder Bänder fixierbar sind. Diese können vorzugsweise auf der Innenseite 4 der Schale angebracht sein.
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Das Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Aufsatzes ist in Leichtbauweise, nämlich aus kohlenfaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Durch seine Leichtbauweise ist der Aufsatz besonders komfortabel und einfach in seiner Handhabung und kann schnell und einfach auf den Tisch aufgelegt und wieder vom Tisch heruntergenommen werden.
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2 zeigt in einer schematischen Ansicht den Gegenstand aus 1, wobei in die Innenseite 4 der Schale 1 zwei Einlagen 8 übereinander angeordnet sind. Die innenliegende Einlage 8 bildet die Liegefläche 5 für einen hier nicht gezeigten Patienten. Die Einlagen 8 weisen in etwa die gleiche Dicke auf. Durch die Einlagen wird der Innenradius der Liegefläche 5 im Vergleich zu dem Innenradius der Schale deutlich verkleinert. Die Form der Einlagen 8 entspricht im Wesentlichen der Form der Schale 1, sind die Einlagen 8 nämlich im Wesentlichen in Form eines linearen Halbrohrs ausgebildet, wobei sie sich nicht ganz bis zu den Außenkanten des Rohrs erstrecken, um die Durchgänge 6 und die Mittel zum Fixieren und Strecken des Patienten 7a, 7b freizuhalten.
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3 zeigt in einem schematischen Querschnitt das Ausführungsbeispiel der vorangegangenen Figuren, wobei in die mit zwei Einlagen 8 ausgestattete Schale 1 ein Patient 9 positioniert ist. Bei dem Patienten 9 handelt es sich um einen Hund. Der Patient liegt mit seinem Rücken auf der Innenseite 4 der Schale 1 bzw. auf der Liegefläche 5 auf. Die Einlagen 8 umschließen rückenseitig seinen Körper, seine Wirbelsäule 13 liegt mittig in der Liegefläche 5. Der Bauchbereich des Patienten 9 zeigt nach oben und ist mit Gas gefüllt. Aufgrund der Schwerkraft liegen im unteren Bereich die beweglichen Organe 12 des Patienten 9, wie beispielsweise Darm und Blase. Diese verdecken ausgehend vom mit Gas 11 befüllten Bauchraum 10 sowohl die Wirbelsäule 13, als auch den Ovar 14. Wird von oben durch die Bauchdecke in den Bauchraum 10 eine Kamera 15 eingeführt, ist der Ovar 14 für eine Kastration nicht frei zugänglich. Hierfür ist es notwendig, den Patienten 9 ein Stück weit zur Seite zu rotieren, so dass sich durch die Schwerkraft die beweglichen Organe zur Seite bewegen und den Ovar nicht mehr verdecken.
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Eine seitliche Neigung von Schale 1 und Patient 9 ist in 4 gezeigt, wobei der Ovar 14 nicht weiter durch die beweglichen Organe 12 verdeckt ist. Die Kamera 15 kann durch den mit Gas 11 gefüllten Bauchraum 10 problemlos an den Ovar 14 herangeführt werden. Gleiches gilbt auch für Operationsinstrumente.
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Durch die Anordnung und Auswahl der Einlagen 8 liegt der Schwerpunkt von Schale 1 und Patient 9 im Wesentlichen in der Kreismitte, wodurch die Schale 1 auch in geneigter Position aufgrund der Schwerkraft in dieser Position verbleibt oder zumindest leichter verbleibt. Zusätzlich ist es denkbar, dass die Schale 1 durch in den Figuren nicht gezeigte Keile in einer bestimmten Position fixiert ist.
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Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf den allgemeinen Teil der Beschreibung sowie auf die beigefügten Ansprüche verwiesen.
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Schließlich sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die voranstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen Vorrichtung lediglich zur Erörterung der beanspruchten Lehre dienen, diese jedoch nicht auf die Ausführungsbeispiele einschränken.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Schale
- 2
- Außenseite der Schale
- 3
- Operationstisch
- 4
- Innenseite der Schale
- 5
- Liegefläche
- 6
- Durchgänge
- 7a
- Spanngurt
- 7b
- Schlaufen
- 8
- Einlagen
- 9
- Körper des Patienten/des Hundes
- 10
- Bauchraum
- 11
- Gas
- 12
- Bewegliche Organe
- 13
- Wirbelsäule
- 14
- Ovar
- 15
- Endoskopische Kamera