-
Die Erfindung betrifft ein System zum Handling von Gitterstücken eines zumindest teilweise aus einzelnen Gitterstücken zusammengesetzten Kranes, vorzugsweise eines Turmdrehkranes.
-
Es existieren verschiedene Arten von Krantypen. Bekannt sind beispielsweise Turmdrehkrane, die entweder als Obendreher oder auch als Untendreher ausgeführt sein können. Diese Krankonstruktionen sind zwar für bestimmte Traglasten, Höhen und hohe Ausladungen ausgelegt, jedoch gestaltet sich der Kraneinsatz aufgrund der mangelnden Mobilität oftmals unflexibel.
-
Als alternative Krantypen sind Telekrane oder auch Gittermastkrane bekannt, die einen wippbaren Telehauptausleger mit optionaler Gitter- oder Wippspitze aufweisen können. Ebenso existieren Gittermastkrane mit Raupenfahrgestellen und Gittermastauslegern mit Wippspitzen. Um lange Gitterkombinationen zu erreichen, benötigen diese Krane in der Regel viel Platz und einen sogenannten Derrickballast. Sie verursachen entsprechend hohe Transportkosten und benötigen einen großen Platzbedarf für den Kranaufbau. Diese Krantypen sind derzeit auch als mobile Version verfügbar.
-
Aus der
DE 10 2015 016 279 A1 ist ein Kran bekannt, der die Vorteile der vorgenannten Krantypen, nämlich diejenigen des Turmdrehkrans und diejenigen des Mobilkrans vereinen soll und gleichzeitig die Nachteile reduzieren soll. Hier wird ein Kran vorgeschlagen, der einen Unterwagen umfasst, auf dem ein aus einzelnen Gitterstücken zusammengesetzter Kranturm aufgebaut ist. Zudem ist eine Klettereinrichtung vorgesehen, die entlang der Turmachse vertikal verfahrbar ist, sodass diese vom Turmfuß bis hinauf zur Turmspitze beliebig bewegt werden kann. An dieser Klettereinrichtung ist zumindest mittelbar ein Kranausleger montiert, der folglich zusammen mit der Klettereinrichtung entlang eines Zahnstangenantriebs am Kranturm verfahrbar ist. Hierüber wird eine unkomplizierte und exakte Positionierung der Klettereinrichtung ermöglicht, was für den Rüstvorgang des Turmdrehkrans von besonderer Bedeutung ist. Zum Aufbau des Kranes werden über die Klettereinrichtung die als Gitterstücke ausgebildeten Turmelemente eingeklettert. Hierzu müssen die Turmelemente beispielsweise von einem Transportwagen aufgenommen, in die entsprechende Position am Kran bewegt und dort befestigt, in der Regel verbolzt, werden. Zum Transport muss die Klettereinrichtung von ihrem Haken aus über vier Seile mit den jeweiligen Eckstielen des Gitterstücks verbunden werden. Dieses manuelle Anschlagen der Seile ist recht arbeitsintensiv und aufwändig.
-
Die
JP 2011 -
37 610 A offenbart hierzu ein System zum Handling von Gitterstücken eines zumindest teilweise aus einzelnen Gitterstücken zusammengesetzten Kranes, vorzugsweise eines Turmdrehkranes mit einem kranseitigen Haken und einem mit diesem lösbar verbindbaren gitterstückseitigen Kopplungsmittel. Das System ist leicht montierbar, wobei das System in der Lage ist, Hebearbeiten effizient auszuführen und ferner die Gefahr bei Arbeiten in großer Höhe reduziert.
-
Ferner offenbart die
DE 40 13 228 C1 eine Lasthebevorrichtung, die eine Mehrzahl von Kupplungsvorrichtungen aufweist, von denen jede ein an dem zu hebenden Teil anbringbares pilzförmiges Halteelement und ein mit der Transporttraverse verbundenes, im Wesentlichen glockenförmiges Greifelement, das auf das Halteelement stülpbar und mit diesem verriegelbar ist, aufweist.
-
Aufgabe der Erfindung ist es ein System für ein verbessertes Handling von Gitterstücken zu schaffen.
-
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein System mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Hierzu ist ein System zum Handling von Gitterstücken eines zumindest teilweise aus Gitterstücken zusammengesetzten Kranes, vorzugsweise eines Turmdrehkranes, mit einem kranseitigen pilzförmigen Aufnahmemittel und einem mit diesem lösbar verbindbaren gitterstückseitigen Kopplungsmittel vorgeschlagen, wobei das gitterstückseitige Kopplungsmittel über Streben an einem Ende des Gitterstücks angeordnet ist und wobei das gitterstückseitige Kopplungsmittel um einen an den Streben vorgesehenen Schwenkpunkt schwenkbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass das Kopplungsmittel ein Gegengewicht derart aufweist, dass es sich bei Lageveränderung des Gitterstücks aufgrund der Schwerkraft um den Schwerpunkt dreht.
-
Dieses System ermöglicht es entsprechend zu transportierende Gitterstücke sehr schnell und einfach anzukoppeln. Durch die pilzförmige Ausgestaltung des Aufnahmemittels und einer entsprechenden Ausformung des Kopplungsmittels zur Aufnahme des pilzförmigen Aufnahmemittels ist eine Selbstzentrierung des pilzförmigen Aufnahmemittels im Kopplungsmittel sichergestellt, sodass es während des Transportes des Gitterstücks, d.h. während des Hebens, Senkens und Verschwenkens des Kranhakens zu einer sicheren Verbindung zwischen dem Kranhaken und dem Gitterstück kommt.
-
Insbesondere leistet es das erfindungsgemäße System, ein Kranbauteil von einer horizontalen Lage (insbesondere einer Transportlage) in eine vertikale Arbeitslage zu überführen. Dieses Kranbauteil ist in der erfindungsgemäßen Vorrichtung in einfacher Art und Weise vom Boden aus mit dem Kranhaken verbindbar. Nach dem Wenden in die Arbeitslage kann die Verbindung sehr einfach wieder gelöst werden. Ein „Arbeiten in der Höhe“ ist sowohl beim Anschlagen als auch beim Trennen vermeidbar. Damit kann das gefahrengeneigte Arbeiten in großen Höhen vermieden werden. Unter Handling im Sinne der Erfindung ist insbesondere auch das Wenden eines Bauteils von einer horizontal ausgerichteten Lage in eine vertikal ausgerichtete Lage zu verstehen.
-
Ferner ist es von besonderem Vorteil, wenn das gitterstückseitige Kopplungsmittel des erfindungsgemäßen Systems um einen an den Streben vorgesehenen Schwenkpunkt schwenkbar ist. Hierdurch kann erreicht werden, dass das Kopplungsmittel je nach Lage des Gitterstücks in eine für die Aufnahme des pilzförmigen Aufnahmemittels geeignete Position verschwenkt werden kann.
-
Dabei ist es von ganz besonders großem Vorteil, wenn das Kopplungselement noch ein Gegengewicht derart aufweist, dass es sich bei der Lageveränderung des Gitterstücks aufgrund der Schwerkraft um den Schenkpunkt dreht. Hierzu wird der Schwenkarm des Kopplungsmittels über den Schwenkpunkt hin verlängert, sodass an dem freien Ende des so entstandenen Hebels ein Gegengewicht ausgebildet wird. Dieses Gegengewicht wiederum bewirkt, dass das Kopplungselement unabhängig von der Lage des Gitterstücks vertikal nach oben steht und in dieser Position von dem am Kranseil senkrecht nach unten hängenden pilzförmigen Aufnahmeelement erfasst werden kann. Dadurch kann ein besonders einfaches und schnelles Koppeln sichergestellt werden.
-
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den sich an dem Hauptanspruch anschließenden Unteransprüchen.
-
Vorteilhaft ist in dem gitterstückseitigen Kopplungsmittel eine an das pilzförmige Aufnahmemittel formangepasste Ausnehmung vorgesehen. Dadurch kann das pilzförmige Aufnahmemittel in diese formangepasste Ausnehmung eintauchen und fest an die formangepasste Wandung der Ausnehmung anlegen. Ein seitliches Verrutschen wird hierdurch wirkungsvoll verhindert.
-
Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung kann das pilzförmige Aufnahmemittel unmittelbar an einer Hakenflasche eines Kranes angehängt sein.
-
Alternativ kann das pilzförmige Aufnahmemittel an einer eigens hierfür vorgesehenen Hakentraverse angehängt sein, die wiederum mit der Hakenflasche verbindbar ist.
-
Die Hakentraverse dient vorzugsweise zur gesteuerten Manipulation des pilzförmigen Aufnahmemittels. Hierzu kann diese einen hydraulisch angetriebenen, drehbaren und transversal entlang der Hakentraverse verschiebbaren Haken aufweisen. An diesen in der Hakentraverse geführte Haken ist dann das pilzförmige Aufnahmemittel angehängt.
-
Vorteilhaft kann die Hakentraverse ein Powerpack, ein Öltank, mindestens ein Hydraulikanschluss sowie Antriebe zur Rotation und translatorischen Verschiebung des Hakens aufweisen.
-
Darüber hinaus kann die Hakentraverse vorteilhaft auch eine Kamera sowie vorzugsweise einen Sender zur Übermittlung der Bilddaten und anderer Steuerbefehle aufweisen. Die Kamera dient zur leichteren Positionierung des pilzförmigen Aufnahmemittels gegenüber dem gitterstückseitigen Kopplungsmittels. Der Sender wiederum dient zur Übertragung entsprechender Steuerbefehle bzw. aufgenommener Bilddaten.
-
Der Haken an der Hakentraverse kann vorteilhaft über eine Funkfernsteuerung in der Hakentraverse drehbar und/oder verfahrbar sein.
-
Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung können die Streben zur Aufnahme des Kopplungsmittels fest mit dem Gitterstück verbunden sein, vorzugsweise mit diesem verschweißt sein.
-
Eine alternative Lösung besteht darin, dass die Streben zur Aufnahme des Kopplungsmittels mit dem Gitterstück wieder lösbar verbolzt sind.
-
Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus einem anhand der Figuren erläuterten Ausführungsbeispiel. Es zeigen:
- 1: einen Turmdrehkran mit einer Klettereinrichtung zum Einklettern von Gitterstücken gemäß dem Stand der Technik,
- 2: ein System zum Handling von Gitterstücken gemäß der vorliegenden Erfindung ,
- 2a): eine zur 2 alternative Ausführungsform,
- 3: eine schematische Darstellung einer Hakentraverse gemäß der vorliegenden Erfindung,
- 3a): die Anwendung des pilzförmigen Aufnahmemittels an einer Hakenflasche eines Kranes,
- 4a, 4b, 4c: verschiedene Darstellungen des Kopplungsmechanismus zwischen dem pilzförmigen Aufnahmemittel und dem gitterstückseitigen Kopplungsmittels und
- 5: ein Gitterstück in Transportstellung mit angekoppeltem pilzförmigem Aufnahmeelement vor dem Abheben von einem Tieflader.
-
Die
1 zeigt beispielhaft einen Turmdrehkran
1 entsprechend der
DE 10 2015 016 279 A1 . Der Turmdrehkran weist einen Unterwagen
2, einen Oberwagen
3 und einen Turm
4 auf. Der Oberwagen
3 klettert zur Montage bzw. Demontage am Turm
4 herauf bzw. herab und nimmt seine eigenen Turmsegmente
5 am Ausleger auf.
-
Hierzu ist das Turmsegment 5, das hier als Gitterstück ausgebildet ist, an seinen eckstielseitigen Verbolzpunkten über Seile am Kranhaken angeschlagen.
-
Der Oberwagen 3 klettert über die Klettereinrichtung 6 entlang des Turms 4 in die jeweils gewünschte Stellung. Das Verfahren des Kletterrahmens 6 erfolgt über Ritzel 9, die mit entsprechenden Zahnstangen, welche am Turm 4 angeordnet sind, kämmen. Im hier dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Unterwagen 2 mit einem Raupenfahrwerk versehen. Dabei kann der Hydraulirmotor, der üblicherweise zum Antrieb des Raupenfahrwerkes dient, als Antrieb für die Klettereinrichtung (also die Vertikalbewegung des Oberwagens) verwendet werden. Ion diesem Fall könnte es notwendig sein, das bekannte Antriebsrad zu ändern oder auszutauschen. Während des Betriebs erfolgt die Abstützung in üblicher Weise über die Abstützungen 15.
-
In der 2 ist das erfindungsgemäße System zum Handling von Gitterstücken 5 dargestellt. Hierzu ist über die mit dem Gitterstück 5 verbundene Streben 20 ein gitterstückseitiges Kopplungsmittel 22 angeschlagen. Dabei ist das Koppiungsmittel 22 um einen an den Streben 20 vorgesehen Schwenkpunkt 24 verschwenkbar angeordnet. In der 2 sind die Streben 20, die einseitig über das Ende des Gitterstücks hinausragen, fest mit dem Gitterstück 5 verschweißt. Die Streben 20 bilden, wie hier dargestellt, ein umgedrehtes V, sodass der Schwenkpunkt 24 in der Symmetrieachse des Gitterstücks positioniert ist.
-
In der Darstellung gemäß 5 ist eine geringfügige Abwandlung dahingehend vorgesehen, dass hier die Streben 20 über Bolzpunkte 21 mit dem Gitterstück 5 lösbar verbolzt sind.
-
Wie den 2 und 5 zu entnehmen ist, ist das jeweilige Gitterstück 5 hier in jeweils unterschiedlichen Positionen dargestellt. In 2 ist das Gitterstück senkrecht hängend an einem Haken 26 eines hier nicht näher dargestellten Kranes angehängt. Demgegenüber liegt das Gitterstück 5 in der Darstellung gemäß 5 noch auf der Ladefläche eines Tiefladers 30, sodass das Gitterstück im Wesentlichen waagerecht angeordnet ist.
-
An dem gitterstückseitigen Kopplungsmittel, das um den Schwenkpunkt 24 verschwenkbar ist, ist ein Gegengewicht 28 ausgebildet, das, wie den 2 und 5 zu entnehmen ist, bewirkt, dass das gitterstückseitige Kopplungsmittel 22 immer vertikal ausgerichtet ist. Das Gegengewicht 28 dient also dazu, die Lage des gitterstückseitigen Kopplungsmittels von der Lage des Gitterstücks zu entkoppeln.
-
Mit dem gitterstückseitigen Kopplungsmittel geht ein pilzförmiges Aufnahmemittel 32, das kranseitig vorgesehen ist, in Eingriff. In der Darstellung gemäß 2 ist das Aufnahmemittel 32 unmittelbar mit einem Kranhaken 26 verbunden. Es kann, wie beispielsweise in 4a dargestellt, über einen entsprechend vorgesehenen Schlitz 23 in das gitterstückseitige Kopplungsmittel 22 eingefahren und dort in der entsprechenden Endposition gekoppelt werden. Die Kopplung erfolgt im Ausführungsbeispiel gemäß der 2 dadurch, dass das pilzförmige Aufnahmemittel 32 in der gewünschten Kopplungsendposition an dem gitterstückseitigen Kopplungsmittel anliegt und über einen kolbenzylinderbetätigten Schwenkhebel 34 in dieser Position fixiert wird. Eine alternative Ausführung hierzu ergibt sich aus der 2a, wo im gitterstückseitigen Kopplungsmittel 22 eine formangepasste Ausnehmung 25 vorgesehen ist, in welche das pilzförmige Aufnahmemittel 32 eintauchen kann. In der 2a ist diese formangepasste Ausnehmung mit einem flachen Boden ausgebildet. In der alternativen Ausgestaltung gemäß 4 ist dagegen die formangepasste Ausnehmung 25 kegelstumpfförmig geformt, sodass das entsprechend formangepasste pilzförmige Aufnahmemittel 32 sich beim Ankoppeln an das gitterstückseitige Kopplungsmittel selbst zentrieren kann.
-
Wie der 5 zu entnehmen ist, kann aufgrund des vorgesehenen Gegengewichts 28 das pilzförmige Aufnahmemittel 32 immer ohne weitere Manipulation in die in senkrechter Aufnahmeposition verschwenkte Ausnehmung des gitterstückseitigen Kopplungsmittels 22 eingefahren und aus dieser herausgefahren werden.
-
In den 2 und 5 ist das pilzförmige Aufnahmemittel 32 an einen Kranhaken 26 angehängt, wie dies schematisch auch aus der 3a ersichtlich ist.
-
Zur leichteren Manipulation des pilzförmigen Aufnahmeelements 32 kann aber auch eine eigens hierfür entwickelte Hakentraverse 40 vorgesehen sein, die einerseits am Kran aufgehängt wird und welche einen Haken 42 aufweist, der zum einen über einen Drehantrieb 44 rotierbar und andererseits über einen in der 3 nicht näher dargestellten Transversalantrieb transversal entlang der Hakentraverse in Doppelpfeilrichtung a in verfahrbar ist.
-
Das Handling des an dem Haken 42 angehängten Aufnahmemittels 32 kann über eine Kamera 46 beobachtet werden. Eine entsprechende Datenkommunikation beispielsweise der aufgenommenen Kameradaten aber auch sonstiger Steuerbefehle kann über einen Sender 48 erfolgen. An der Hakentraverse 40 kann ein Powerpack 50 vorgesehen sein und ein Öltank 52 integriert sein. Des Weiteren sind zwei Hydraulikanschlüsse 54 vorhanden. Die an der Hakentraverse angeordnete Aufnahmeösen 56 dienen zur Aufnahme eines hier nicht mehr dargestellten Arbeitskorbes.