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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Fadenmaterial, das aus einem Faserbündel, in dem Stapelfasern unverdreht in Längsrichtung des Fadenmaterials nebeneinander verlaufen, und wenigstens einem in der Längsrichtung des Fadenmaterials durch das Faserbündel verlaufenden Hilfsfaden ausgebildet ist, sowie ein daraus ausgebildetes textiles Flächengebilde und/oder eine aus dem Fadenmaterial ausgebildete textile Applikation.
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Ein Fadenmaterial und ein textiles Flächengebilde der oben genannten Gattung sind beispielsweise aus der Druckschrift
WO 2004/079068 A2 bekannt. Diese Druckschrift beschreibt ein zur Ausbildung von Maschen einer Maschenware eingesetztes Fadenmaterial, das einen durchgehenden Faserverband enthält, in dem Stapelfasern unverdreht und im Wesentlichen parallel zueinander angeordnet sind. Parallel zu dem Faserverband verläuft in diesem ein ebenfalls nicht verdrehter Hilfsfaden.
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Dieses nicht verfestigte Fadenmaterial hat zwar den Vorteil, dass eine damit hergestellte Maschenware sehr weich ist, ist aber kein konventionelles, in sich stabiles Garn und kann daher nur in unmittelbarer Nähe einer Strickstelle erzeugt und dieser zugeführt werden. Befindet sich daher die Strickstelle in einer größeren Entfernung von der Stelle der Fadenmaterialerzeugung, also einem Streckwerk, wird in der Druckschrift
WO 2004/079068 A2 das Fadenmaterial direkt nach dessen Austritt aus dem Streckwerk entweder einer Spinnvorrichtung zugeführt, in der es zu einem Bündel- oder Umwindegarn versponnen, wobei ein zentrales Garn von einem zweiten Garn umwickelt und dadurch verfestigt wird, oder es wird von einem Drallorgan zu einem temporären, echt gedrehten klassischen Garn versponnen, das in einem Spinnrohr rotiert und durch dieses hindurch bis an die Strickstelle transportiert wird.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Fadenmaterial zur Verfügung zu stellen, das derart stabil ist, dass es auch über längere Strecken zu einer textilen Verarbeitungsstelle transportiert werden kann, und das dennoch die Ausbildung von textilen Flächengebilden mit hoher Weichheit ermöglicht.
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Die Aufgabe wird durch ein Fadenmaterial, das aus einem Faserbündel, in dem Stapelfasern unverdreht in Längsrichtung des Fadenmaterials nebeneinander verlaufen, und wenigstens einem in der Längsrichtung des Fadenmaterials durch das und/oder entlang dem Faserbündel verlaufenden, unverdrehten Hilfsfaden ausgebildet ist, gelöst, wobei das Faserbündel mit dem Hilfsfaden durch aus dem gleichen Material wie die Stapelfasern ausgebildete Umschlingungsfaserbänder quer zur Längsrichtung des Fadenmaterials umwunden ist, wobei die Umschlingungsfaserbänder einzelne, in der Längsrichtung des Fadenmaterials voneinander beabstandete und nicht miteinander verbundene Fasergruppen sind.
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Das erfindungsgemäße Fadenmaterial ist ebenfalls kein konventionelles Garn, hat aber gegenüber dem in der Druckschrift
WO 2004/079068 A2 beschriebenen Fadenmaterial den Vorteil, dass das Faserbündel durch die quer verlaufenden Umschlingungsfaserbänder umschlungen ist und dadurch, ohne wie ein Garn verfestigt zu sein, eine erhöhte Stabilität aufweist. Die Umschlingungsfaserbänder halten die um den Hilfsfaden angeordneten Stapelfasern des Faserbündels temporär über einen ausreichenden Weg hinweg zusammen, um einen sicheren Transport des Fadenmaterials zu einer textilen Verarbeitungsstelle zu gewährleisten. Die Umschlingungsfaserbänder des erfindungsgemäßen Fadenmaterials bestehen aus einzelnen, nicht miteinander verbundenen Fasergruppen, sodass ein aus dem erfindungsgemäßen Fadenmaterial ausgebildetes, fertiges textiles Flächengebilde oder eine aus dem erfindungsgemäßen Fadenmaterial ausgebildete, fertige textile Applikation aus vorwiegend unverfestigtem Fadenmaterial ausgebildet ist und dadurch eine hohe Weichheit aufweist.
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Die Umschlingungsfaserbänder können beispielsweise durch zwei Spinndüsen, die auf das den monofilen oder multifilen Hilfsfaden enthaltende Faserbündel gerichtete Luftströmungen mit unterschiedlicher Drehrichtung erzeugen, ausgebildet werden. Während eine erste dieser Spinndüsen einen Falschdraht auf dem Faserbündel erzeugt, bewirkt die entgegengesetzte Drehrichtung der zweiten Spinndüse ein Aufdrehen von Randfasern des Faserbündels, wodurch es zu einem Abspreizen dieser Randfasern kommt, welche aufgrund der Drehungsbewegung der zweiten Spinndüse um das Faserbündel gewunden werden.
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Vorzugsweise ist bei der vorliegenden Erfindung die Umwinderichtung der Umschlingungsfaserbänder bei ein und demselben Fadenmaterial stets gleich.
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Ein besonders guter temporärer Halt der Umschlingungsfaserbänder an dem Faserbündel ergibt sich dann, wenn jeweils ein Ende der Umschlingungsfaserbänder zwischen die in der Längsrichtung des Faserverbandes verlaufenden Stapelfasern geklemmt ist. Typischerweise sind die Umschlingungsfaserbänder aus äußeren Stapelfasern des Faserbündels ausgebildet, da diese beispielsweise durch Druckluft leicht vom Rand des Faserbündel abgespreizt werden können und beim Fadenmaterialtransport um das Faserbündel gewunden werden können. Diese Stapelfasern hängen bzw. klemmen dabei mit ihrem einen Ende noch in dem Faserbündelverband, während ihr anderes Ende um das Faserbündel gewunden ist und nur durch den aufgeprägten Drall an diesem temporär gehalten wird.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Fadenmaterials entspricht die Menge der Umschlingungsfasern in den Umschlingungsfaserbändern 1 bis 10 % der Menge der in der Längsrichtung des Faserverbandes verlaufenden Stapelfasern.
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Günstigerweise sind die Umschlingungsfaserbänder in wenigstens einem Winkel, der in einem Bereich von 30° bis 90°, vorzugsweise in einem Bereich von 45° bis 90°, besonders bevorzugt in einem Bereich von 50° bis 85° zu der Längsrichtung des Fasermaterials liegt, ausgerichtet. De Winkelausrichtung der Umschlingungsfaserbänder quer zu der Längsrichtung des Fasermaterials ist im Wesentlichen durch Garntransportgeschwindigkeit der Maschine bestimmt, in der das erfindungsgemäße Fadenmaterial hergestellt wird. Die Umschlingungsfaserbänder weisen typischerweise, aber nicht zwingend über wenigstens 90 % der Gesamtlänge des erfindungsgemäßen Fadenmaterials im Wesentlichen die gleiche Winkelausrichtung mit Winkelabweichungen von weniger als 15 % zu der Längsrichtung des Fasermaterials auf
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In besonders zweckmäßigen Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung sind wenigstens 80 %, vorzugsweise wenigstens 90 %, besonders bevorzugt wenigstens 94 % der Umschlingungsfaserbänder aus Einzelstapelfasern, also jeweils aus einer einzigen Stapelfaser, ausgebildet.
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Das erfindungsgemäße Fadenmaterial ist, wie oben beschrieben, hinsichtlich seiner Grundstruktur nicht verfestigt, sodass es sich seine nur temporär wirksame Zwischenverfestigung typischerweise in einem daraus auszubildenden textilen Flächengebilde oder einer textilen Applikation auflöst. Für manche Anwendungen, in denen das erfindungsgemäße Fadenmaterial beispielsweise zwischengespeichert werden soll, ist jedoch sinnvoll, wenn das Fadenmaterial eine chemische und/oder thermische Verfestigung und/oder eine Beschichtung aufweist. Beispielsweise kann das Fadenmaterial eine auswaschbare Stärkebeschichtung aufweisen.
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Die Aufgabe wird ferner durch ein textiles Flächengebilde und/oder eine textile Applikation gelöst, das bzw. die aus einer Ausführungsform des oben beschriebenen, erfindungsgemäßen Fadenmaterials ausgebildet ist.
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Dabei kann das erfindungsgemäße textile Flächengebilde beispielsweise eine gestrickte oder gewirkte Maschenware und/oder ein Vlies und/oder ein Gewebe sein. Die erfindungsgemäß ausbildbare textile Applikation kann beispielsweise ein Gestick und/oder eine Naht oder andere genähte Struktur sein.
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Besonders bevorzugt ist das aus dem erfindungsgemäßen Fadenmaterial ausgebildete textile Flächengebilde ein Melange-Stoff und/oder ein Ausbrennerstoff.
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Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Fadenmaterials, dessen Aufbau, Funktion und Vorteile werden im Folgenden anhand von 1 näher erläutert.
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1 zeigt schematisch eine möglich Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Fadenmaterials 1, wobei dessen Bestandteile der besseren Übersichtlichkeit halber nicht maßstabsgetreu dargestellt sind.
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Das Fadenmaterial 1 weist ein aus einer Vielzahl im Wesentlichen parallel zueinander in einer Längsrichtung A des Fadenmaterials 1 verlaufenden, unverdrehten Stapelfasern bestehendes Faserbündel 2 auf.
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In dem Faserbündel 2 verläuft in dem gezeigten Beispiel ein unverdrehter Hilfsfaden 3. Der Hilfsfaden 3 ist bei der gezeigten Ausführungsform ein unelastischer Faden, ein sogenannter Corefaden. In anderen, nicht gezeigten Ausführungsvarianten der vorliegenden Erfindung können grundsätzlich auch mehrere Hilfsfäden 3 vorgesehen sein. Ferner ist es möglich anstelle oder zusätzlich zu dem wenigstens einen unelastischen Hilfsfaden 3 auch einen oder mehrere elastische Hilfsfäden 3 in das Faserbündel 2 einzubinden. In wieder anderen Ausbildungen der vorliegenden Erfindung kann der wenigstens eine Hilfsfaden 3 auch an, also am Rand des Faserbündels 2 verlaufen.
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Um das Faserbündel 2 sind in Abständen voneinander, nicht miteinander verbundene einzelne Fasergruppen vorgesehen, die fadenförmig oder in Form dünner Binden das Faserbündel 2 quer zu der Längsrichtung A des Fadenmaterials 1 umwinden oder umschlingen. Diese Fasergruppen, die aus dem gleichen Material wie die Stapelfasern des Faserbündels 2 bestehen, bilden Umschlingungsfaserbänder 4, die die längs der Längsrichtung A verlaufenden Stapelfasern der Faserbündels 2 temporär zusammenhalten. Dabei sind Enden 5 der Umschlingungsfaserbänder 4 zwischen die in der Längsrichtung A des Fadenmaterials 1 verlaufenden Stapelfasern geklemmt. Die Umwinderichtung B aller Umschlingungsfaserbänder 4 ist bei dem Fadenmaterial 1 gleich. Die Umschlingungsfaserbänder 4 sind in dem gezeigten Ausführungsbeispiel in einem Winkel α, der in einem Bereich von etwa 40° bis 50° zu der Längsrichtung A des Fasermaterials 1 liegt, ausgerichtet. Einzelne, hier nicht gezeigte Umschlingungsfaserbänder 4, insbesondere solche, die an einem Ende eines Fadenmaterialstranges vorliegen, können in einem Winkel α, der in einem Bereich von etwa 80° bis 90° zu der Längsrichtung A des Fasermaterials 1 liegt, ausgerichtet sein. Es sind jedoch auch Winkelausrichtungen der Umschlingungsfaserbänder 4 relativ zu der Längsausrichtung A des Fadenmaterials 1 in Bereichen von 50° bis 80° möglich.
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In dem in 1 gezeigten Ausführungsbeispiel entspricht die Menge der Umschlingungsfasern in den Umschlingungsfaserbändern 4 1 bis 10 %, bevorzugt 3 bis 6 %, der Menge der in der Längsrichtung A des Fadenmaterials 1 verlaufenden Stapelfasern.
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Aus dem Fadenmaterial 1 lassen sich unterschiedliche textile Flächengebilde und/oder textile Applikationen ausbilden, welche sich durch eine sehr hohe Weichheit auszeichnen. Besonders eignet sich das erfindungsgemäße Fadenmaterial 1 zur Ausbildung einer gestrickten oder gewirkten Maschenware. Die hierfür eingesetzte Strick- oder Wirkmaschine kann sich hierzu in über drei Meter Entfernung von der Ausbildungsstelle des Fadenmaterials 1 befinden. Es ist jedoch auch möglich, aus dem erfindungsgemäßen Fadenmaterial besonders weiche Vliesstoffe oder Gewebe auszubilden. Unter textilen Applikationen werden in der vorliegenden Erfindung beispielsweise Gesticke und/oder genähte Strukturen verstanden, zu deren Ausbildung das erfindungsgemäße Fadenmaterial 1 verwendet werden kann.
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Ganz besonders gut eignet sich das erfindungsgemäße Fadenmaterial 1 zur Ausbildung von Melange-Stoffen und/oder Ausbrennerstoffen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- WO 2004/079068 A2 [0002, 0003, 0006]