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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines automatischen Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, bei dem Straßenverkehrsfahrzeuge über fahrzeugeigene Kommunikationseinheiten eine automatische Datenkommunikation untereinander und/oder mit Infrastruktureinrichtungen und/oder anderen Verkehrsteilnehmern durchführen, und wobei Daten über einen Verkehrsunfall, an dem wenigstens ein erstes Straßenverkehrsfahrzeug, das als Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgebildet ist, beteiligt ist, automatisch erfasst und automatisch an eine Rettungsleitstelle übermittelt werden. Die Erfindung betrifft außerdem ein Straßenverkehrsfahrzeug sowie eine Infrastruktureinrichtung als Teilnehmer eines solchen Fahrzeug-Datenkommunikationssystems sowie ein Computerprogramm zur Durchführung des Verfahrens.
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In der Europäischen Union steht ein automatisches Notrufsystem für Straßenfahrzeuge, der sogenannte eCall, vor der Einführung. Im Straßenfahrzeug vorgesehene eCall-Geräte sollen einen Verkehrsunfall automatisch an eine Rettungsleitstelle übermitteln. Im Falle eines Verkehrsunfalls wird ein standardisierter Datensatz per Mobilfunknetz an die Rettungsleitstelle übertragen. Aus der
DE 10 2012 211 568 A1 ist ferner ein Verfahren zum Bestimmen von Unfallreaktionsdaten zum Einleiten zumindest einer Maßnahme als Reaktion auf einen Unfall bekannt. Die bekannten Verfahren und Systeme decken jedoch noch nicht alle Problemstellungen im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen ab, z.B. ein gestörtes Mobilfunknetz oder einen Defekt am eCall-System des verunfallten Fahrzeugs selbst, z.B. in Folge eines besonders schweren Unfalls.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Maßnahmen zur automatischen Information der Rettungsleitstelle über einen Verkehrsunfall weiter zu verbessern.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb eines automatischen Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, bei dem Straßenverkehrsfahrzeuge über fahrzeugeigene Kommunikationseinheiten eine automatische Datenkommunikation untereinander und/oder mit Infrastruktureinrichtungen und/oder anderen Verkehrsteilnehmern durchführen, und wobei Daten über einen Verkehrsunfall, an dem wenigstens ein erstes Straßenverkehrsfahrzeug, das als Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgebildet ist, beteiligt ist, automatisch erfasst und automatisch an eine Rettungsleitstelle übermittelt werden, wobei die Unfallbeteiligung und/oder sonstige den Verkehrsunfall charakterisierende Daten des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs von wenigstens einem anderen Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, der nicht an dem Verkehrsunfall beteiligt ist, direkt oder indirekt aufgrund einer Erkennung von in Systemen des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs enthaltenen Daten erfasst und an die Rettungsleitstelle übermittelt wird.
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Die Erfindung hat den Vorteil, dass ein weiterer Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, der nicht unfallbeteiligt ist und dementsprechend mit hoher Wahrscheinlichkeit funktionsfähige Systeme hat, in die Übermittlung der Daten an die Rettungsleitstelle einbezogen wird. Auf diese Weise können verschiedene Fälle, in denen das unfallbeteiligte Straßenverkehrsfahrzeug nicht mehr selbst die Daten an die Rettungsleitstelle übermitteln kann, kompensiert werden, wie z.B. entsprechende Defekte am unfallbeteiligten Straßenverkehrsfahrzeug aufgrund des Unfalls, sonstige Störungen der Systeme des unfallbeteiligten Straßenverkehrsfahrzeug, einschließlich Störungen im für den eCall verwendeten Mobilfunknetz. Auch Fälle unzureichender Netzabdeckung, z.B. in abgelegenen Gegenden, können hiermit in vielen Fällen kompensiert werden, da für die Übermittlung der Daten an die Rettungsleitstelle nicht allein auf die eCall-Infrastruktur zurückgegriffen werden muss, sondern ergänzend die Kommunikationspfade des Fahrzeugs-Datenkommunikationssystems genutzt werden können. So können die an die Rettungsleitstelle zu übertragenden Daten beispielsweise auch über mehrere Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems im Sinne von Relaisstationen weitergegeben werden, bis sie an eine Rettungsleitstelle gelangen.
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Ein weiterer Vorteil ist, dass durch die Beteiligung eines anderen Teilnehmers, z.B. eines anderen Straßenverkehrsfahrzeugs, weitere Informationen über den Verkehrsunfall gewonnen werden können, z.B. von Sensoren des weiteren Straßenverkehrsfahrzeugs, und ebenfalls an die Rettungsleitstelle übermittelt werden können.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass auch die Anzahl der am Verkehrsunfall beteiligten Straßenfahrzeuge ermittelt oder zumindest abgeschätzt werden kann, falls alle unfallbeteiligten Straßenverkehrsfahrzeuge die automatische Datenkommunikation im Fahrzeug-Datenkommunikationssystem durchführen.
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Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass sie kostengünstig realisiert werden kann. Zukünftige Straßenverkehrsfahrzeuge werden ohnehin als Teilnehmer eines automatischen Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgestattet sein, d.h. mit einer fahrzeugeigenen Kommunikationseinheit. Dementsprechend ist kein zusätzlicher apparativer Aufwand zu betreiben. Die Erfindung lässt sich daher in vielen Fällen durch Erweiterung einer Steuersoftware, d.h. eines Computerprogramms einer Steuereinrichtung eines Teilnehmers des Fahrzeugs-Datenkommunikationssystems, implementieren.
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Die Erfindung betrifft allgemein das Gebiet der automatischen Fahrzeugkommunikation, insbesondere von Fahrzeugen des Straßenverkehrs. Fahrzeuge, die mit einer entsprechenden Fahrzeugkommunikationseinheit ausgestattet sind, sind in der Lage, über die Fahrzeugkommunikationseinheit mit anderen Fahrzeugen mit entsprechender Ausstattung eine automatische Datenkommunikation durchzuführen, und ferner eine automatische Datenkommunikation mit Infrastruktureinrichtungen und/oder anderen Verkehrsteilnehmern durchzuführen, wie zum Beispiel mit Lichtsignalanlagen, Verkehrszeichen, anderen fest installierten Einrichtungen, Fußgängern und Radfahrern. Entsprechende, derzeit in der Entwicklung befindliche Systeme werden auch als Car-to-Car-Systeme, Car-to-Infrastructure-Systeme oder Car-to-X-Systeme bezeichnet, wobei das „X“ als Platzhalter für beliebige Infrastruktureinrichtungen, andere Fahrzeuge und andere Verkehrsteilnehmer steht. Weitere übliche Bezeichnungen sind Car2C-, Car2X-, C2C- bzw. C2X-Systeme, Vehicle-to-Vehicle-Systeme, Vehicle-to-Infrastructure-Systeme, Vehicle-to-X-Systeme oder weiter abgekürzt V2V-Systeme, V2I-Systeme, V2X-Systeme.
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Infrastruktureinrichtungen sind insbesondere stationäre Einrichtungen, die z.B. Teil der Verkehrsinfrastruktur sind, wie z.B. Lichtsignalanlagen. Insofern bezeichnet der Begriff „Infrastruktur“ insbesondere stationäre Einrichtungen.
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Die an die Rettungsleitstelle übertragenen Daten können entweder direkt von dem anderen, nicht unfallbeteiligten Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems durch eigene Sensorik erfasst werden. Sie können auch ganz oder teilweise von dem anderen Teilnehmer aufgrund von im System des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs enthaltenen Daten erfasst werden, z.B. durch in dem ersten Straßenverkehrsfahrzeug bereits ermittelten eCall-Daten, die aber aufgrund technischer Probleme nicht direkt vom ersten Straßenverkehrsfahrzeug an die Rettungsleitstelle übermittelt werden können. Diese können dann über das Fahrzeug-Datenkommunikationssystem an den anderen Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems übertragen werden, der für die Weiterleitung an die Rettungsleitstelle sorgt.
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Der andere Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems im Sinne der Erfindung kann ein anderes Straßenverkehrsfahrzeug sein, eine Infrastruktureinrichtung oder ein anderer Verkehrsteilnehmer, der aufgrund technischer Ausrüstung ebenfalls an der automatischen Datenkommunikation teilnimmt, z.B. ein von einem Fußgänger oder Radfahrer mitgeführtes System.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird die Unfallbeteiligung und/oder sonstige den Verkehrsunfall charakterisierende Daten des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs bereits vor Eintritt des Verkehrsunfalls automatisch erfasst. Hierfür können z.B. Daten oder Signale einer im ersten Straßenverkehrsfahrzeug vorhandenen Precrash-Sensorik herangezogen werden. Bei entsprechend ausgerüsteten Straßenverkehrsfahrzeugen besteht dann die Möglichkeit, eine unvermeidliche Kollision bereits im Voraus zu erfassen. Diese Weiterbildung der Erfindung hat den Vorteil, dass der Notruf an die Rettungsleitstelle besonders frühzeitig ausgelöst werden kann. Zudem können zum Zeitpunkt vor dem Verkehrsunfall noch funktionsfähige Systeme für die Ermittlung der erforderlichen Daten herangezogen werden, was nach Eintritt des Unfallereignisses ggf. nicht mehr möglich ist.
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Ferner kann eine nachträgliche Erkennung bzw. Bestätigung eines prädizierten Verkehrsunfalls durchgeführt werden, sofern die Systeme im am Verkehrsunfall beteiligten ersten Straßenverkehrsfahrzeug noch soweit funktionsfähig sind.
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Für die Precrash-Erkennung können zudem die Daten von Nachrichten der Datenkommunikation ausgewertet werden, die die Fahrzeugposition, Geschwindigkeit und/oder Lenkwinkel/Kurs beinhalten. Durch eine entsprechende Auswertesystematik können die erkannten Fahrzeugbewegungen relativ zueinander überwacht und kritische Situationen klassifiziert werden, insbesondere unvermeidbare Kollision und bestätigte Kollisionen.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden die Daten über den Verkehrsunfall an die Rettungsleitstelle von dem anderen nicht unfallbeteiligten Teilnehmer durch Absenden eines elektronischen Notrufs über seine fahrzeugeigene Notrufeinheit, z.B. einen eCall, über seine eigene fahrzeugeigene Kommunikationseinheit des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems und/oder nach Art einer Relaisstation über andere Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems übermittelt. Auf diese Weise werden vorhandene, redundante Kommunikationsmöglichkeiten zur Erhöhung der Sicherheit in synergistischer Weise miteinander kombiniert. Hierdurch kann die Wahrscheinlichkeit, dass frühzeitig Daten an die Rettungsleitstelle übermittelt werden, weiter erhöht werden.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden die die Unfallbeteiligung und/oder sonstige den Verkehrsunfall charakterisierende Daten des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs in einem Speicher des anderen nicht unfallbeteiligten Teilnehmers zunächst gespeichert. Die Übermittlung dieser Daten an die Rettungsleitstelle erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt, wenn geänderte Übertragungsbedingungen für die Übertragung der Daten vorliegen, und/oder von einem anderen Standort als dem Standort der Erfassung der Daten. So kann z.B. der nicht unfallbeteiligte Teilnehmer die zu übermittelnden Daten „mitnehmen“ und später automatisch (ohne Interaktion und ggf. ohne Kenntnis des Fahrers) übermitteln, z.B. wenn die Übertragungsbedingungen im Mobilfunknetz wieder ausreichend sind, oder wenn der Teilnehmer eine Infrastruktureinrichtung passiert und auf diesem Wege die Daten in ein festes Übertragungsnetz einspeisen kann. So können insbesondere andere Straßenverkehrsfahrzeuge als nicht unfallbeteiligte Teilnehmer die Daten leicht von dem Unfallort zu einem anderen Ort transportieren, an dem die gewünschte Übermittlung der Daten an die Rettungsleitstelle gelingt.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung werden zur genaueren Beschreibung der Unfallbeteiligung und/oder des Unfallereignisses von wenigstens einem anderen Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, der nicht an dem Verkehrsunfall beteiligt ist, Zusatzinformationen über eigene Sensoren erfasst und an die Rettungsleitstelle übermittelt. Hierdurch kann der Rettungsleitstelle ein besseres Bild der Unfallsituation gegeben werden, insbesondere weitergehende Daten, als sie im Minimaldatensatz des eCall definiert sind. So kann z.B. von einem anderen Straßenverkehrsfahrzeug oder einer Infrastruktureinrichtung eine Fotografie des Unfallorts als Zusatzinformation übermittelt werden, oder Daten über Masse, Ladung, Gefährdungsgrad eines unfallbeteiligten Fahrzeugs, was insbesondere in dem Fall vorteilhaft ist, wenn ein Gefahrguttransportfahrzeug an dem Verkehrsunfall beteiligt ist. Ferner können Informationen über weitere Unfallbeteiligte als Zusatzinformationen übermittelt werden. Bei Gefahrguttransporten sind somit die frühzeitige Alarmierung von Spezialkräften sowie die Bereitstellung der speziellen Beseitigungsmittel möglich.
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Straßenverkehrsfahrzeuge mit eingebauter Frontsensorik, z.B. Radarsensoren, Laserscanner und/oder Kameras, können ebenfalls eine Klassifikation des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs durchführen und entsprechende Daten über das erste Straßenverkehrsfahrzeug an die Rettungsleitstelle übertragen. Auf diese Weise verbessert die Erfindung auch das Hilfeleistungspotenzial für Straßenverkehrsfahrzeuge, die nicht als Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgerüstet sind sowie auch für andere Verkehrsteilnehmer, insbesondere für die nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer und Fußgänger.
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Bei entsprechender Sensorik im ersten Straßenverkehrsfahrzeug, z.B. Drucksensoren in den Sitzen für den Gurtstraffer und Airbag oder Sensorik für die Innenraumüberwachung bei Diebstahlwarnanlagen, kann auch die Anzahl der Personen im ersten Straßenverkehrsfahrzeug erfasst und an die Rettungsleitstelle übermittelt werden. Die Erfassung der Daten kann bereits vor Eintritt des Verkehrsunfalls erfolgen, so dass die entsprechenden Daten schon vorhanden sind und damit unabhängig von einer Beschädigung der entsprechenden Sensorik noch verfügbar sind.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung erfolgt eine Warnung von am Verkehrsunfall beteiligten Verkehrsteilnehmern und/oder weiteren Verkehrsteilnehmern, insbesondere anderen Straßenverkehrsfahrzeugen.
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Die eingangs genannte Aufgabe wird ferner gelöst durch ein Straßenverkehrsfahrzeug mit wenigstens einer fahrzeugeigenen Kommunikationseinheit, über die das Straßenverkehrsfahrzeug als Teilnehmer eines Fahrzeug-Datenkommunikationssystems zur automatischen Datenkommunikation mit anderen Teilnehmern des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems in Form von Straßenverkehrsfahrzeugen, Infrastruktureinrichtungen und/oder sonstigen Verkehrsteilnehmern eingerichtet ist, wobei das Straßenverkehrsfahrzeug wenigstens eine Steuereinrichtung aufweist, die zur Ausführung der fahrzeugseitigen Schritte eines Verfahrens der zuvor erläuterten Art eingerichtet ist. Auch hierdurch können die zuvor genannten Vorteile realisiert werden.
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Die fahrzeugseitigen Schritte des eingangs genannten Verfahrens können z.B. folgende sein.
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Erster Fall: Straßenverkehrsfahrzeug ist das erste Straßenverkehrsfahrzeug, das an dem Verkehrsunfall beteiligt ist
- – Erfassen der eigenen Unfallbeteiligung und/oder sonstiger den Verkehrsunfall charakterisierender Daten durch eigene Sensorik
- – Erfassen der eigenen Unfallbeteiligung vor dessen Auftreten durch Precrash-Sensorik
- – Übertragen der erfassten Daten über die fahrzeugeigene Kommunikationseinheit des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems an andere Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems
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Zweiter Fall: Straßenverkehrsfahrzeug ist ein anderer, nicht unfallbeteiligter Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems
- – Empfangen von die Unfallbeteiligung und/oder sonstige den Verkehrsunfall charakterisierenden Daten des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs oder Auslesen solcher Daten über das Fahrzeug-Datenkommunikationssystem aus einem Speicher des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs
- – Erfassen der Unfallbeteiligung des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs und/oder sonstiger den Verkehrsunfall charakterisierender Daten durch eigene Sensorik
- – Erfassen von Zusatzinformationen zur genaueren Beschreibung der Unfallbeteiligung des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs und/oder des Unfallereignisses durch eigene Sensoren
- – Übermitteln eines Notrufs bzw. der Unfallbeteiligung und/oder sonstigen den Verkehrsunfall charakterisierenden Daten sowie ggf. der Zusatzinformationen an eine Rettungsleitstelle, z.B. durch eCall und/oder über die fahrzeugeigene Kommunikationseinheit des Fahrzeugs-Datenkommunikationssystems
- – Übertragen dieser Daten an wenigstens einen anderen Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems.
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Die eingangs genannte Aufgabe wird ferner gelöst durch eine Infrastruktureinrichtung mit wenigstens einer eigenen Kommunikationseinheit, über die die Infrastruktureinrichtung als Teilnehmer eines Fahrzeug-Datenkommunikationssystems zur automatischen Datenkommunikation mit anderen Teilnehmern des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems in Form von Straßenverkehrsfahrzeugen, Infrastruktureinrichtungen und/oder sonstigen Verkehrsteilnehmern eingerichtet ist, wobei die Infrastruktureinrichtung wenigstens eine Steuereinrichtung aufweist, die zur Ausführung der Infrastruktureinrichtungs-seitigen Schritte eines Verfahrens der zuvor erläuterten Art eingerichtet ist. Auch hierdurch können die eingangs genannten Vorteile realisiert werden.
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Die Infrastruktureinrichtungs-seitigen Schritte können insbesondere einer oder mehrere der folgenden Schritte sein.
- – Empfangen von die Unfallbeteiligung und/oder sonstige den Verkehrsunfall charakterisierenden Daten vom ersten Straßenverkehrsfahrzeug oder Auslesen solcher Daten über das Fahrzeug-Datenkommunikationssystem aus einem Speicher des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs
- – Erfassen der Unfallbeteiligung des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs und/oder sonstiger den Verkehrsunfall charakterisierender Daten durch eigene Sensorik
- – Erfassen von Zusatzinformationen zur genaueren Beschreibung der Unfallbeteiligung des ersten Straßenverkehrsfahrzeugs und/oder des Unfallereignisses durch eigene Sensoren
- – Übermitteln eines Notrufs bzw. der Unfallbeteiligung und/oder sonstigen den Verkehrsunfall charakterisierenden Daten sowie ggf. der Zusatzinformationen an eine Rettungsleitstelle, z.B. durch eCall und/oder über die eigene Kommunikationseinheit des Fahrzeugs-Datenkommunikationssystems
- – Übertragen dieser Daten an wenigstens einen anderen Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems.
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Die eingangs genannte Aufgabe wird ferner gelöst durch ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln eingerichtet zur Durchführung eines Verfahrens der zuvor erläuterten Art, wenn das Computerprogramm auf einem Rechner einer Steuereinrichtung eines Teilnehmers des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgeführt wird. Auch hierdurch können die eingangs genannten Vorteile realisiert werden.
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Durch die Erfindung werden damit erheblich erweiterte Möglichkeiten einer frühzeitigen Analyse des Verkehrsunfalls möglich, da insbesondere detaillierte Informationen über den Unfallhergang, die Anzahl der beteiligten Personen und Fahrzeuge sowie über die Art der beteiligten Fahrzeuge übermittelt werden können. Es kann insbesondere eine Information über eine gefährliche Ladung (Gefahrguttransport) oder schwächere Verkehrsteilnehmer übermittelt werden, z.B. Radfahrer, Motorradfahrer, Fußgänger.
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Die Übertragung der Daten an die Rettungsleitstelle kann z.B. durch einen Teilnehmer in Form einer Infrastruktureinrichtung (Road Side Unit) des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems erfolgen, die z.B. an einer Lichtsignalanlage oder einer Schilderbrücke montiert ist. Durch die Infrastruktureinrichtung können die Daten empfangen, ausgewertet und im Bedarfsfall z.B. kabelgebunden oder drahtlos, z.B. über Mobilfunk, an die Rettungsleitstelle übermittelt werden. Ebenso können andere am Verkehrsunfall nichtbeteiligte Straßenverkehrsfahrzeuge eine solche Datenauswertung oder, z.B. aus technischen oder Kostengründen eine reduzierte Klassifikation, ausführen und die erhaltenen Daten an die Rettungsleitstelle übermitteln.
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Die Übermittlung der Daten an die Rettungsleitstelle kann direkt oder indirekt erfolgen, z.B. indem die Daten zunächst an ein Service-Center übertragen werden und von diesem an eine Rettungsleitstelle, ggf. nach einer weiteren Auswertung der Daten, übermittelt werden.
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Das erste Straßenverkehrsfahrzeug und/oder andere Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, insbesondere solche, die nicht an dem Verkehrsunfall beteiligt sind, können mit einer oder mehreren der folgenden Komponenten technisch ausgestattet sein:
- – Ortungssystem zur Feststellung der Geoposition, z.B. GPS oder GNSS
- – Kommunikationseinheit zur Teilnahme an der automatischen Datenkommunikation (Senden und Empfangen)
- – Steuereinrichtung bzw. Rechner zur Verarbeitung der Daten, insbesondere zur Berechnung von potenziellen Verkehrsunfällen sowie die deren Ort und Zeit
- – weitere Kommunikationseinheit speziell zum Absetzen eines Notrufs, z.B. eCall-Einrichtung, z.B. über ein Mobilfunknetz, Telefonnetz oder Internet
- – Notstromversorgung zur Weiterversorgung elektrischer Systeme bei Ausfall der bordeigenen Stromversorgung
- – Sensoren zur Erkennung von Insassen im Fahrzeug, z.B. Innenraum-Kamera, akustische Innenraumüberwachung, Drucksensoren in den Sitzen
- – Sensoren zur Erkennung von Fahrzeugtyp und ggf. Schäden eines unfallbeteiligten Straßenverkehrsfahrzeugs, z.B. Radarsensor und Laserscanner, Kameras
- – Schnittstelle zu einem vorhandenen eCall-System zur Nutzung der dort verfügbaren Daten und der Mobilfunknetzverbindung.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels unter Verwendung von Zeichnungen näher erläutert. Die Zeichnungen zeigen in schematischer Darstellung in
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1 einen Verkehrsunfall an einer Straßenkreuzung mit Übermittlung eines Notrufs an eine Rettungsleitstelle und
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2 einen Teil eines Fahrzeug-Datenkommunikationssystems.
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In den Figuren werden gleiche Bezugszeichen für einander entsprechende Elemente verwendet.
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In der 1 ist eine Kreuzung 7 von zwei Straßen 8, 9 aus der Vogelperspektive dargestellt. Auf der Straße 9 bewegt sich ein erstes Straßenverkehrsfahrzeug 1 auf die Kreuzung 7 zu, gefolgt von einem in derselben Richtung fahrenden dritten Straßenverkehrsfahrzeug 3. Ein zweites Straßenverkehrsfahrzeug 2 bewegt sich auf der Straße 8 auf die Kreuzung 7 zu. Es wird davon ausgegangen, dass eine Kollision zwischen dem ersten und dem zweiten Straßenverkehrsfahrzeug 1, 2 unvermeidlich ist und ein Verkehrsunfall an der Position 10 erfolgt.
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In der Nähe der Kreuzung 7 befindet sich eine Infrastruktureinrichtung 4 (Road Side Unit) eines automatischen Fahrzeug-Datenkommunikationssystems. Ferner sind die drei Straßenverkehrsfahrzeuge 1, 2, 3 jeweils als Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgebildet und weisen eine fahrzeugeigene Kommunikationseinheit hierfür auf. Die drei Straßenverkehrsfahrzeuge 1, 2, 3 weisen außerdem die in modernen Straßenverkehrsfahrzeugen vorhandene Sensorik und eine Steuereinrichtung zur Verarbeitung der Daten der Sensorik und für die Durchführung der automatischen Datenkommunikation und weiterer noch genannter Schritte auf. Insbesondere sei angenommen, dass alle drei Straßenverkehrsfahrzeuge 1, 2, 3 durch fahrzeugeigene Sensoren jeweils ihre Geoposition, ihre Fahrgeschwindigkeit sowie den Lenkwinkel erfassen und diese Daten über periodisch an alle Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems ausgesendete Nachrichten (Broadcast-Nachrichten) aussenden. Die Infrastruktureinrichtung 4 kann sämtliche Nachrichten empfangen und auswerten.
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Nun kann folgender Ablauf auftreten.
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Schritt 1: Alle Straßenverkehrsfahrzeuge 1, 2, 3 senden periodisch ihre Nachrichten mit den genannten Daten aus, zumindest ihre aktuelle Geoposition, einen Zeitstempel, die aktuelle Geschwindigkeit und den Lenkwinkel bzw. die Fahrtrichtung (Heading).
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Schritt 2: Ein Teilnehmer des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems, z.B. die Infrastruktureinrichtung 4, erkennt anhand der empfangenen Daten und daraus ermittelter Bewegungsvektoren des ersten und des zweiten Straßenverkehrsfahrzeugs 1, 2 eine bevorstehende, unvermeidliche Kollision und dementsprechend einen höchst wahrscheinlichen zukünftigen Verkehrsunfall. Die Infrastruktureinrichtung 4 berechnet zudem den Kollisionszeitpunkt und den Kollisionsort, d.h. die Geoposition des Unfallorts 10.
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Schritt 3: Die Infrastruktureinrichtung 4 erzeugt eine Warnmeldung und informiert weitere Straßenverkehrsfahrzeuge, wie hier das nichtunfallbeteilgte dritte Straßenverkehrsfahrzeug 3, über die bevorstehende Gefahr. Das Straßenverkehrsfahrzeug 3 kann diese Warnmeldung empfangen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, z.B. Einleitung einer automatischen Gefahrenbremsung, automatisches Ausweichmanöver, Warnung des Fahrers.
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Schritt 4: Die Infrastruktureinrichtung 4 setzt automatisch einen Notruf 6 ab und übermittelt alle die Unfallbeteiligung und/oder sonstige den Verkehrsunfall charakterisierende Daten, in diesem Fall des ersten und des zweiten Straßenverkehrsfahrzeugs 1, 2, an eine Rettungsleitstelle 5. Die auf diese Weise informierten Rettungskräfte können nun die erforderlichen Maßnahmen einleiten, wie z.B. weitere Information an die Feuerwehr, ein Rettungsfahrzeug und/oder die Polizei.
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Der Notruf 6 kann im dargestellten Beispiel aufgrund der Datenlage bereits vor Eintritt des Unfallereignisses übertragen werden. In einem weiteren Schritt kann die Infrastruktureinrichtung 4 feststellen, ob die vermutete Kollision eingetreten ist und bei bestätigter Kollision eine erneute Meldung an die Rettungsleitstelle 5 absetzen, da nun weitere, gesicherte Informationen vorliegen.
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Die 2 zeigt als Teile des Fahrzeug-Datenkommunikationssystems die Infrastruktureinrichtung 4 sowie das erste und das dritte Straßenfahrzeug 1, 3. Die Straßenfahrzeuge 1, 3 sind hinsichtlich ihrer technischen Ausstattung mit folgenden System bzw. Sensoren bestückt:
- – Fahrzeugeigene Kommunikationseinheit zur Teilnahme am Fahrzeug-Datenkommunikationssystem 11
- – Sensor 17 zur Erfassung der Geoposition
- – Frontkamera 15
- – Radarsensor 13
- – Steuereinrichtung 14 mit einem Rechner 16 und einem Speicher 12
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Die von den Sensoren 13, 15, 17 erfassten Daten werden durch die Steuereinrichtung 14 verarbeitet und, zumindest zum Teil, im Speicher 12 gespeichert. Es werden über die Kommunikationseinheit 11 periodisch Nachrichten, in denen solche Daten übertragen werden, an andere Teilnehmer des automatischen Fahrzeug-Datenkommunikationssystems übertragen, wie in der 2 durch die Pfeile dargestellt ist.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102012211568 A1 [0002]