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Die Erfindung betrifft eine mechanische Adaptionsbaugruppe zur Einstellung von Adaptivrollstühlen, insbesondere bei Klinikrollstühlen, zur Positionierung und Nutzung ohne Patiententransfer für Rollstuhlnutzer mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern und Defiziten in ihrer Mobilität.
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Das wichtigste Kriterium bei der Konstruktion, aber auch bei der Auswahl eines Rollstuhles ist dessen Einstellbarkeit auf den Nutzer. Nur ein perfekt an den Nutzer angepasster Rollstuhl gewährleistet ein sicheres Positionieren und die Möglichkeit eines aktiven Fahrens, so dass ein möglichstes selbständiges Bewegen des Nutzers ermöglicht wird.
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Der bekannte und übliche Hand-Rollstuhl dient allen Menschen als Transport- und Sitz-Hilfe bei körperlich eingeschränkter Mobilität. Man unterscheidet folgende Typen von Hand-Rollstühlen:
- – Standardrollstuhl
- – Modular-/Leichtgewichtsrollstuhl
- – Aktivrollstuhl
- – Adaptivrollstuhl
- – Komfort-/Spezial Rollstuhl
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Der Standardrollstuhl ist schwer, bedingt anpassbar und nur für kurzzeitige Nutzung ausgelegt. Er ist nicht geeignet für unbefestigte Wege und ausschließlich für den kurzen Transport z. B. für den Arztbesuch oder auf Reisen mit dem Flugzeug oder mit der Bahn gedacht. Aufgrund der Konstruktion ist er nur für flache und glatte Bodenbeläge geeignet.
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Der Standardrollstuhl ist ein einfacher Rollstuhl ohne oder nur mit geringfügigen Einstellmöglichkeiten des Sitzwinkels bzw. Veränderungsmöglichkeit der Radpositionen. Er sollte vor allem bei nicht dauerhaftem Gebrauch als Mobilitätshilfe eingesetzt werden.
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Der Standardrollstuhl ist vor allem für Nutzer geeignet, welche nicht den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen müssen, sondern zwischen Rollstuhl und anderen Sitzgelegenheiten immer wieder transferiert werden.
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Der Leichtgewichtsrollstuhl oder Modularrollstuhl lässt sich vielseitig einstellen, ein breites Zubehörprogramm ermöglicht eine optimale Einstellung des Rollstuhles auf die Bedürfnisse des Benutzers unter Berücksichtigung der medizinischen Indikation.
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Der Aktiv- und Adaptivrollstuhl ist ebenfalls ein sehr gut einstellbarer Rollstuhl, jedoch aufgrund seiner Konstruktion und der daraus resultierenden Leichtigkeit- und Wendigkeit wird er für behinderte Menschen verwendet, welche sich damit selbständig fort bewegen können.
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Der Komfort-Rollstuhl oder Spezialrollstuhl weist eine Rücken- und Sitzwinkelverstellung auf. Diese wird vor allem bei Patienten mit einer sehr starken Behinderung eingesetzt. Die Verstellmöglichkeit erlaubt es dem Patienten während des Tages verschiedene Sitzpositionen einzunehmen und dadurch Druckstellen zu vermeiden und schmerzfreies Sitzen oder Liegen zu gewährleisten.
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Auf Grund der Behinderungen oder Einschränkungen der Nutzer sollen die zur Anwendung kommenden Rollstühle folgende Eigenschaften bieten:
- • so leicht wie möglich;
- • so stabil wie möglich;
- • so viel Bewegungsmöglichkeit wie möglich und
- • so passend wie möglich
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Grundsätzlich gilt, dass ein Adaptivrollstuhl anderen Bauformen vorzuziehen ist.
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Er ist gekennzeichnet durch große Hinterräder mit Greifreifenantrieb und kleine Vorderräder.
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Bei Stühlen dieser Art gibt es vielfältige Einstellmöglichkeiten, so z. B. die Achsaufnahme, Sitzbreite und -tiefe, Höhe der Rückenlehne, Art und Lage der Fußstützen und vieles mehr.
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Alle Anbieter bieten Rollstühle dieser Art an und sie haben sich mittlerweile am Markt etabliert.
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Aber auch wenn man sich für ein solches Modell entschieden hat, können noch viele Fehler begangen werden, denn gerade bei diesen Stühlen kommt es darauf an, wie die Einstellungen gemacht werden.
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Die Achsaufnahme für die Hinterräder sollte vor der hinteren senkrechten Rückenstange liegen.
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Eine solche Lage fördert die Kippwilligkeit des Rollstuhles, welches das Fahren mit dem Stuhl für geübte Nutzer erleichtert.
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Diese Kippwilligkeit ist hauptsächlich durch die Hinterachsposition einstellbar. Dies wird bei bekannten technischen Lösung realisiert durch die Verwendung von Lochplatten als Rastervorlage, bei einigen neuen Modellen mit fest verschweißtem Fahrgestellen ist auch ein Versetzen der gesamten Sitzeinheit möglich.
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Ist der Betroffene nicht oder noch nicht routiniert im Umgang mit dem Rollstuhl, so dass ein Umkippen befürchtet werden muß, gibt eine Kippsicherung in Form eines oder zweier Stützräder die benötigte Sicherheit.
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Ein Versetzen der Räder nach hinten sollte auf keinen Fall vorgenommen werden, denn das behindert nicht nur das Kippverhalten, sondern auch das Drehen und Lenken des Rollstuhles und erzeugt dadurch Einschränkungen für den Nutzer.
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Zudem wird der Hebel zwischen Arm und Greifreifen verschlechtert. Die Folge davon ist, dass die erreichbare Geschwindigkeit bei größerer Anstrengung und Belastung der Gelenke abnimmt.
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Eine Besonderheit dabei ist der Einsatz von Aktiv- und Adaptionsrollstühlen, welche in Kliniken oder Reha-Einrichtungen eingesetzt werden, da die Anpassung des Rollstuhles regelmäßig nur für einen relativ kurzen Zeitraum erfolgt und dann für einen Nutzer der Rollstuhl wieder neu eingestellt und angepasst werden muss.
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Zur Anpassung von Aktiv- und Adaptionsrollstühlen nach den anthropometrischen Daten der Nutzer ist es notwendig, diese Personen in den Rollstühlen zu positionieren, nur so ist eine optimale und effiziente Rollstuhlversorgung möglich.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sitzbreite
- 2
- Sitztiefe
- 3
- Rückenhöhe
- 4
- Rückenwinkel
- 5
- Sitzwinkel
- 6
- Unterschenkellänge
- 7
- Gesamte Sitzhöhe zum Boden
- 8
- Abstand des Unterarm zur Sitzfläche
- 9
- Abstand der Antriebsräder zur Schulter
- 10
- Energiebilanz 4 Punkt Waage
- 11
- Vertikale Positionierung
- 12
- Sitzstabilität
- 13
- Horizontale Positionierung bei Beckenschiefstand
- 14
- Laterale Führung
- 15
- Ermittlung des Sitzdruck
- 16
- Fußstellung
- 17
- Korrektur bei Ab oder Adduktion im Oberschenkelbereich
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Nachteilig ist dabei, dass eine Beurteilung der gesamten Einstellung und Anpassung erst erfolgen kann, wenn der Nutzer im Rollstuhl sitzt, wozu ein Transfer notwendig ist. Dazu ist ein selbständiger oder ein nichtselbständiger Transfer des Nutzers in den Rollstuhl erforderlich. Anschließend erfolgt die Positionierung im Rollstuhl, welche selbständig oder mit Hilfestellung erfolgt. Im Ergebnis dieser Positionierung können nun alle Parameter ermittelt werden. Die anschließende Montage erfolgt manuell ohne Nutzung des Rollstuhls. Dieser Arbeitsablauf ist zeitaufwendig, kostenintensiv und physisch wie auch psychisch für die Nutzer und die Pfleger eine Herausforderung.
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Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, diese Arbeitsläufe völlig neu zu gestallten, welche die physischen wie auch psychischen Belastungen für Nachteile für Nutzer und die Pfleger minimiert.
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Die Aufgabe wird durch die erfindungsgemäße mechanische Adaptionsbaugruppe gemäß des Hauptanspruchs gelöst. Weitere Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Lösungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
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Die erfindungsgemäße Adaptionsbaugruppe wird anhand der gezeigt und nachfolgend näher erläutert.
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Die erfindungsgemäße Baugruppe ist eine selbständig einstellbare Mechanik, welche alle Parameter zur Positionierung und Nutzung bzw. zum Testen ermöglicht, ohne dass ein Personentransfer notwendig ist.
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Die erfindungsgemäße Lösung ist für alle Rollstühle einsetzbar, welche eine adaptive Sitzeinheit auf einem Fahrrahmen verwenden.
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Die erfindungsgemäße Adaptionsbaugruppe wird auf dem Fahrrahmen eines handelsüblichen Rollstuhles aufgesetzt.
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Der grundlegende Aufbau der Adaptionsbaugruppe wird durch ein Spindelsystem realisiert. Dazu werden Festpunkte 4 an der Unterseite der Sitzplatte 1 als Lagerpunkte für Gewindespindeln 5 und am Rahmen angeordneten Führungen 3 als Gegenlager geschaffen, wobei die Gewindespindeln 5 mit ihrem einen Ende in den Festpunkten 4 gelagert sind und durch die Führungen 3, welche ein den Gewindespindeln 5 entsprechendes Gewinde aufweisen, geführt sind.
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Bei Drehen der Gewindespindeln 5 werden die Festpunkte 4 zu ihren jeweiligen Führungen 3 verschoben und somit die Sitzplatte 1 in ihrem Abstand zum Fahrrahmen 2 und somit in ihrer Höhe verschoben.
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Nachfolgend wird eine konkrete Ausführungsform beispielhaft beschrieben.
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Zur Anwendung der Adaptionsbaugruppe werden unter der Sitzplatte 1, welche wiederum auf die Adaptionsbaugruppe aufgesetzt wird, vorzugsweise 4, jeweils 2 auf jeder Seite, Führungsblöcke 3 angeordnet und fest, jedoch vorzugsweise lösbar, mit dem Fahrrahmen 2 verbunden.
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An der Unterseite der Sitzplatte 1 sind zu jedem Führungsblock 3 zugeordnet jeweils eine, in endgültiger Lage über dem Führungsblock 3 befindliche Spindelaufnahme 4 angeordnet.
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Diese Spindelaufnahmen 4 sind so ausgeführt, dass sie die Aufnahme des Spindelkopfes ermöglichen. Vorzugsweise ist dabei der Kopf der Spindel 5 in der Spindelaufnahme 4 mit einem Splint fixiert, so dass eine feste Verbindung mit dem Untergestänge der Sitzplatte 1 gegeben ist.
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Diese Bauweise ermöglicht die Veränderung der Gesamtsitzhöhe zum Untergrund, gleichzeitig ist die Einstellung der vorderen und hinteren Sitzhöhe A/B und damit die Einstellung des Sitzwinkels resultierend aus den Sitzhöhenseinstellungen A/B zu realisieren.
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Des Weiteren können damit verschiedene seitliche Höhenpositionen eingestellt werden.
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In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der erfindungsgenäßen Lösung sind die Führungsblöcke 3 miteinander auf einem auf dem Fahrrahmen 2 verschiebbar angeordneten Positionierungsgestänge 6 angeordnet.
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Dieses Positionierungsgestänge 6 ist mittels zweier weiterer Gewindespindeln 5a mit zusätzlichen Festpunkten 4a verbunden, welche direkt auf dem Fahrrahmen 2 angeordnet sind.
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Vorzugsweise sind diese Festpunkte 4a in Fahrtrichtung vor den vorderen Festpunkten 4, jeweils rechts und links, angeordnet. Mittels dieser Gewindespindeln 5a ist eine Verschiebung C der Adaptionsbaugruppe in Fahrtrichtung des Rollstuhles nach vorn bzw. hinten realisiert.
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Dazu wird die Klemmung des Positionierungsgestänges 6 auf dem Fahrrahmen gelockert und durch die Drehung der Gewindespindeln 5a die Adaptionsbaugruppe auf dem Fahrrahmen 2 verschoben.
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Bei sehr genauer Anpassung zwischen Führungsblöcken 3 und Fahrrahmen 2 ist eine Fixierung des Positionierungsgestänges 6 nicht notwendig, da die Fixierung des Positionierungsgestänges 6 mittels der vorderen Festpunkte 4a realisiert wird.
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Eine Feineinstellung der Sitzplatte 1 in dieser Richtung B kann erfolgen, wenn das Positionierungsgestänge 6 auf dem Fahrrahmen 2 fixiert ist und geringe Wege zur Einstellung in den Führungsblöcken 3 gerichtet werden. Vorzugsweise kann das freie Ende mit Bedienelementen 7 der Gewindespindeln 5 und 5a zur Bedienung für die Klinikversion so gestaltet werden, dass eine Drehung der Gewindespindeln 5 und 5a nur mit einem speziellen Werkzeug erfolgen kann, um eine selbständige Veränderung durch die Nutzer zu vermeiden.
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Für eine Variante, bei welcher der Nutzer eine Verstellung vornehmen darf, können diese Bedienelemente 7 an den freien Enden der Gewindespindeln 5 und 5a mit Rändelschraubenkopf versehen werden.
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Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Adaptionsbaugruppe wurden die unterschiedlichsten Materialen verwendet, um eine den auftreten Kräften entsprechende notwendige Festigkeit und sichere Funktion zu ermöglichen. Vorzugsweise empfiehlt sich die Verwendung von Aluminium, Messing und Edelstahl in einer Verarbeitung mit sehr geringen Fertigungstoleranzen.
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Die erfindungsgemäße Adaptionsbaugruppe kann vorteilhafterweise ohne Bindung an einen Hersteller auf den üblichen Rollstühlen eingesetzt werden und erlaubt eine millimetergenaue Einstellungen auf den Nutzer.
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Durch die Einstellung auf den Nutzer ohne diesen mehrfach aus dem Rollstuhl bewegen zu müssen, ist eine zeitnahe objektive Bewertung der Gesamtpositionierung möglich.
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Durch die Verwendung der Gewindespindeln 5 ist die Positionierung des Nutzers im Rollstuhl stufenlos möglich.
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Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass im Umgang mit einem Rollstuhl erfahrene Nutzer eine selbständige Einstellung vornehmen können. Durch die Verwendung der erfindungsgemäßen Positionierungshilfe kann die in der Rollstuhlversorgung notwendige Zusatzoption einer Radstandsverlängerung zum Hand-Bike-Betrieb ersetzt werden.
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Da eine einfache Veränderung der gesamten Sitzhöhe manuell durchführbar ist, ist eine bessere Nutzung des öffentlichen Raums, wie zum Beispiel die Unterfahrbarkeit von Tischen möglich.
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Für verschiedene Anwendungen der erfindungsgemäßen Baugruppe, wie zum Beispiel zum Einsatz in Kliniken und Krankenhäusern oder im Privat- oder Alltagsbetrieb sind auch verschiedene Ausführungen der Baugruppe möglich.
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So ist es möglich für den Aktivnutzer die Bedienelemente benutzerfreundlich mit Rändelradeinstellung auszustatten. Für eine Klinikversion wird eine Ausstattung mit geschützter Einstellmöglichkeit, welche nur unter Verwendung von Spezialwerkzeug vorgenommen werden kann.
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Eine schnellere Adaptierbarkeit des gesamten passiven Rollstuhlmobilisierungsprozesses von der passiven zur aktiven Versorgung ist möglich.
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Durch die Anwendung der erfindungsgemäßen Lösung ist ein positiver Einfluss auf alle medizinischen und therapeutischen Aktivitäten und Behandlungen zu erzielen.
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Auch wird durch die Anwendung der erfindungsgemäßen Lösung eine immense Herabsetzung der physischen und psychischen Belastung der Nutzer, sowie der Pflegekräfte und der Familie durch den Wegfall nunmehr unnötiger Transfers erreicht.
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Das Ergebnis ist ein neuer Rollstuhltyp für die unterschiedlichen Bereiche:
- – Therapierollstuhl für Ergo- und Physiotherapie
- – Positionierungsstuhl für den Sanitätsfachhandel
- – Klinikstuhl für temporäre Versorgungen
- – Klinikstuhl zur Ermittlung aller Positionierungsdaten zur effizienten Rollstuhlversorgung