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Stand der Technik
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Warnung von Verkehrsteilnehmern vor einer Verkehrsgefährdung. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung eine Warnung, welche durch ein Sondereinsatzfahrzeug bei Inanspruchnahme von Sonderrechten und/oder Absichern einer temporären Gefahrenstelle an im Umfeld des Sonderfahrzeugs befindliche Verkehrsteilnehmer ausgegeben wird.
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Im Stand der Technik werden zur Warnung von Verkehrsteilnehmern im Umfeld einer temporären Gefahrenstelle unterschiedliche Lösungen vorgeschlagen. Beispielsweise werden Warnblinkeinrichtungen durch Anwender eines Fahrzeugs manuell aktiviert, sobald der Anwender eine Gefahrenstelle als solche identifiziert hat. Dies kann beispielsweise ein Unfall oder das Erreichen eines Stauendes auf einer Autobahn sein. Für Sondereinsatzfahrzeuge ergeben sich weitere Möglichkeiten, im Umfeld befindliche Verkehrsteilnehmer vor solchen Gefahrenstellen zu warnen. Darüber hinaus begründen bei Inanspruchnahme von Sonderrechten die Sondereinsatzfahrzeuge selbst eine erhöhte Verkehrsgefährdung, da sie für die übrigen Verkehrsteilnehmer geltende Regeln brechen und insbesondere geltende Geschwindigkeitsbeschränkungen überschreiten. Hierzu haben Sondereinsatzfahrzeuge Sonderlichtzeichen und/oder Sirenen zumeist in Form eines Dachbalkens vorgesehen, deren Funktion durch Schalter im Innenraum des Sondereinsatzfahrzeugs aktiviert wird.
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Über diese altbekannten Signalisierungsformen hinaus werden im Stand der Technik weitere Verfahren vorgeschlagen, um unabhängig von einer akustischen und/oder optischen Reichweite Verkehrsteilnehmer sondereinsatzbasiert zu warnen. Beispielsweise wird ein Versenden spezifischer Nachrichten vorgesehen, welche mittels entsprechender Empfangseinrichtungen durch Verkehrsteilnehmer empfangen und interpretiert werden.
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EP 2 144 215 A2 offenbart ein Verfahren und ein System für Sonderfahrzeuge, die eine Fahrt mit Blaulicht und Martinshorn durchführen. Sobald die Zielkoordinaten einer Sondereinsatzfahrt (Fahrt unter Inanspruchnahme von Sonderrechten) definiert sind, sendet das Sondereinsatzfahrzeug die aktuelle Position und Zielkoordinaten über eine C2X-Kommunikation an andere Fahrzeuge. Diese Fahrzeuge berechnen dann jeweils für sich mögliche Sonderfahrzeugrouten und können der berechneten Route ausweichen.
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DE 10 2005 035 206 A1 offenbart ein Straßenkommunikationssystem, bei welchem ein Einsatzfahrt-Signal eine Bereitstellung eines Informationssignals an solche Fahrzeuge zur Folge hat, deren Fahrwege den Fahrweg des Sondereinsatzfahrzeugs kreuzen könnten. Im Ansprechen auf einen Empfang des Informationssignals wird ein entsprechender Hinweis an Benutzer der Fahrzeuge ausgegeben, so dass diese ihre Route ändern können.
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DE 10 2009 006 218 A1 offenbart eine Warnvorrichtung für Verkehrsobjekte zum Einsatz am ruhenden Verkehrsobjekt. Ein Sensor ist zum Erfassen der Entfernung und der Geschwindigkeit eines sich nähernden Fahrzeugs eingerichtet. Eine optische und/oder akustische Warnmeldung wird durch Warnmittel von der Warnvorrichtung ausgegeben, sofern ein Auffahren des Fahrzeugs auf das ruhende Verkehrsobjekt droht.
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DE 198 30 626 A1 offenbart eine Einrichtung zur Erhöhung der Verkehrssicherheit umfassend Sender geringer Reichweite, die sicherheitsrelevante Daten aussenden, die von Empfängern in anderen auf oder an der Straße befindlichen Objekten empfangbar sind. Zudem wird vorgeschlagen, Fahrzustände von Fahrzeugen des fließenden Verkehrs über drahtlose Meldungen zu ermitteln, zu sammeln und Rückschlüsse auf Verkehrsgefährdungen zu ziehen.
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DE 695 13 402 T2 offenbart ein System zum Bereitstellen einer Vorwarnung über die Annäherung eines Notfallfahrzeugs. Wenn das System zuerst eingeschaltet wird, prüft es den Park/Neutral-Schalter, um festzustellen, ob das Fahrzeug stillsteht oder sich bewegt, und es wählt eine passende primäre oder sekundäre Betriebsart.
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DE 10 2008 041 091 A1 offenbart eine Vorrichtung zur Bevorrechtigung eines Fahrzeuges an einer durch eine Lichtsignalanlage geregelten Kreuzung, mit einer Einrichtung zum Empfangen von Daten zum Ermitteln einer Position des Fahrzeuges, einer weiterer Einrichtung zum Erfassen, ob die ermittelte Position des Fahrzeuges innerhalb eines Meldebereichs liegt, und einem Sender zum Senden eines Signals an die Lichtsignalanlage, wenn erfasst ist, dass die Position des Fahrzeuges innerhalb des Meldebereichs liegt.
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DE 10 2004 012104 A1 offenbart ein Verfahren zur Frühwarnung für Kraftfahrzeuge und Verkehrssteuerung, bei dem von einem Einsatzfahrzeug mit Sondersignal aus mittels eines Senders elektromagnetische Signale ausgesandt werden, die von anderen Fahrzeugen mittels eines Empfängers empfangen werden, wobei in den empfangenden Fahrzeugen ein optisches oder akustisches Signal gegeben wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Signalisierung im empfangenden Fahrzeug über eine im Spiegel integrierte Anzeige und/oder einen im Spiegel integrierten Lautsprecher und/oder über einen Bordcomputer, der eine Anzeige im Armaturenbrett ansteuert, erfolgt. Der Sender strahlt die Koordinaten des Einsatzfahrzeuges aus und mindestens ein Empfänger ermittelt daraus die relativen Positionen von Einsatzfahrzeug und empfangender Instanz.
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Ein Problem der bekannten Systeme besteht darin, dass die Gesamtsystemlast in Bezug auf empfangene und zu verarbeitende Nachrichten einen erheblichen Aufwand mit sich bringt. Beispielsweise müssen die empfangenen Nachrichten geprüft und anhand von Signaturen ihr Urheber (Absender) identifiziert und als autorisiert kategorisiert werden. Zudem ist empfangsseitig spezielle Software erforderlich, die einerseits bei gemeinsamer Verwendung mit anderen Funktionen größere Prozessoren oder sogar eigene Hardware erforderlich macht. Zusätzlich entstehen Kosten durch Entwicklung und Erprobung solcher Systeme im Gesamtfahrzeugverbund. Bedieneinrichtungen zur Bedienung der Funktionen, welche im jeweiligen Fahrzeug zu verbauen sind, mindern zudem den
Wiederverkaufswert und beeinträchtigen die Wirtschaftlichkeit von Umrüstung bzw. Aktualisierung.
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Zudem setzt eine Warnung der Verkehrsteilnehmer stets eine dedizierte Handlung der Besatzung des Sondereinsatzfahrzeugs voraus, obwohl diese in Gefahrensituationen ohnehin viele wichtige Schritte innerhalb kurzer Zeit durchzuführen haben. Es ist daher eine Aufgabe, die Besatzung eines Sondereinsatzfahrzeugs bei der Absicherung einer Gefahrenquelle zu entlasten.
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Offenbarung der Erfindung
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Die vorstehend genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 und eine Vorrichtung mit den Merkmalen gemäß Anspruch 6. Weiter wird die Aufgabe durch ein Fortbewegungsmittel mit den Merkmalen gemäß Anspruch 9 gelöst. Entsprechend wird ein Verfahren zur Warnung von Verkehrsteilnehmern vor einer Verkehrsgefährdung vorgeschlagen. Die Verkehrsgefährdung ist dabei insbesondere von zeitlich beschränkter Dauer, so dass beispielsweise ein Aufstellen vordefinierter Warnschilder nicht schnell genug den gewünschten Effekt hätte. Im Falle einer mobilen Gefährdung, wie sie beispielsweise durch einen Schwerlasttransport oder bei der Inanspruchnahme von Sonderrechten durch ein Sondereinsatzfahrzeug selbst auftritt, ist die Verkehrsgefährdung an einem gegebenen Ort von besonders kurzer Dauer, da sie den Ort lediglich passiert. Das erfindungsgemäße Verfahren schlägt dabei weiter vor, dass im Ansprechen auf ein Aktivieren einer Sondersignaleinrichtung (beispielsweise Martinshorn/ Rundumkennleuchten/ Warnblinker) und/oder eines Sondereinsatzfahrzeugmoduls des Fortbewegungsmittels mindestens eine zusätzliche Bedingung verifiziert und im Ansprechen darauf automatisch eine vordefinierte Nachricht zur Warnung der Verkehrsteilnehmer durch das Fortbewegungsmittel gesendet wird. Ein Sondereinsatzfahrzeugmodul ist dabei als elektronisches Steuergerät zu verstehen, welches bestimmte Funktionen von Sondereinsatzfahrzeugen ermöglicht, die in Serienfahrzeugen nicht vorgesehen sind (z.B. Sondersignaleinrichtungen an/aus). Einerseits kann ein Unterschreiten oder Überschreiten einer vordefinierten Geschwindigkeit durch das die Nachricht versendende Fortbewegungsmittel als zusätzliche Bedingung überprüft und herangezogen werden. Beispielsweise kann bei einem Überschreiten einer Geschwindigkeit von 50, 55 oder 60 km/h erkannt werden, dass eine erhöhte Gefahr von dem Fortbewegungsmittel ausgeht und die vordefinierte Nachricht im Bedarfsfall automatisch ausgesendet werden. Alternativ oder zusätzlich kann das Einlegen einer vordefinierten Fahrstufe für das Fortbewegungsmittel überprüft und als Kriterium herangezogen werden. Wird beispielsweise die Fahrstufe „P“ bei einem Automatikgetriebe gewählt, handelt es sich bei der Verkehrsgefährdung um eine (temporäre) statische Gefahrenstelle. Eine solche Information kann in die vordefinierte Nachricht inkludierte werden. Ist die eingelegte Fahrstufe eine zur Fortbewegung geeignete Fahrstufe („1“, „2“, „3“, „D“ o.ä.), so kann auf das Vorliegen einer mobilen Verkehrsgefährdung (Stauende, Schwerlasttransport, Sondereinsatzfahrt etc.) geschlossen und entsprechende Informationen in die vordefinierte Nachricht inkludiert werden. Entsprechende Überlegungen ergeben sich für ein handgeschaltetes Getriebe. Weiter kann der Status einer Feststellbremse des Fortbewegungsmittels geprüft werden, d.h. verifiziert werden, dass selbige aktiv ist. Zudem kann überprüft und ausgewertet werden, ob eine Motorweiterlaufschaltung des Fortbewegungsmittels aktiviert worden ist. Alternativ oder zusätzlich kann für den Fall, dass die Verifikation im Ansprechen auf ein Aktivieren der Sondersignaleinrichtung erfolgt, der „aktiv“-Status des Sondereinsatzfahrzeugmoduls verifiziert werden. Alternativ kann für den Fall, dass die Verifikation im Ansprechen auf ein Aktivieren des Sondereinsatzfahrzeugmoduls erfolgt, der „aktiv“-Status der Sondersignaleinrichtung zusätzlich verifiziert werden. Da das Aktivieren eines Sondereinsatzfahrzeugmoduls im Falle einer Absicherung einer Verkehrsgefährdung eine übliche Maßnahme darstellt, kann auf diese Weise plausibilisiert werden, dass der Versand einer vordefinierten Nachricht angezeigt ist. Die vorgenannten weiteren Bedingungen bieten Möglichkeiten zur Überprüfung des Erfordernisses zum Senden einer vordefinierten Nachricht und zur Konkretisierung der in ihr enthaltenen Informationen. Selbstverständlich kann eine beliebige Kombination der vorstehend genannten Bedingungen angewendet werden. Indem die Nachricht (beispielsweise eine drahtlose Nachricht mit digital codierten Informationen) automatisch im Ansprechen auf das Aktivieren einer mit einer Sondersituation verknüpften Fahrzeugfunktion erfolgt, ist ein weiterer Bedienschritt durch den Fahrzeuganwender ebenso wenig erforderlich, wie eine zusätzliche Aktivierungseinrichtung für das Versenden der vordefinierten Nachricht.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Weiter bevorzugt kann die vordefinierte Nachricht einen Ort als Gefahrenstelle kennzeichnen und/oder das die Nachricht versendende Fortbewegungsmittel als in einem Sondereinsatz befindlich kennzeichnen. Hierzu kann eine Information in die vordefinierte Nachricht integriert werden, welche den Ort (beispielsweise in Form von Koordinaten, Straßennamen, Längen- und/oder Breitengrad etc.) und/oder das Fortbewegungsmittel (z.B. in Form eines amtlichen Kennzeichens, einer laufenden Nummer, welche innerhalb der Fahrzeugflotte vergeben wird, etc.) kennzeichnen. Auf diese Weise können Empfänger nicht ausschließlich über das Vorhandensein irgendeiner Gefahrenstelle hingewiesen werden, sondern können in Abhängigkeit ihres eigenen Bewegungszustandes erkennen, ob und in welchem Maße die empfangene vordefinierte Nachricht für sie von Relevanz ist. Auch kann eine Information über die konkreten Umstände der Gefahrenstelle enthalten sein und/oder inwiefern Hilfe noch erforderlich ist.
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Weiter wird vorgeschlagen, dass die vordefinierte Nachricht eine so genannte „cooperative awareness message (CAM)“ und/oder eine „decentralized environmental notification message (DENM)“ gemäß dem ETSI-Standard ist (siehe z.B. ETSI TS 102 637-3: „Intelligent Transport Systems (ITS); Vehicular Communications; Basic Set of Applications; Part 3: Specifications of Decentralized Environmental Notification Basic Service“ und „ETSI TS 102 637-2 V1.1.1 (2010-04) Basic Set of Applications;Part 2: Specification of Cooperative Awareness Basic Service“). Diese Nachrichten sind standardisiert und daher durch allgemeine Empfangseinrichtungen auswertbar. Dies bringt Stabilitätsvorteile mit sich, da die erfindungsgemäße Verwendung von DENM und/oder CAM auf eingehend erprobten und universell standardisierten Protokollen basiert.
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Weiter bevorzugt umfasst das Verfahren ein Empfangen und Auswerten einer Signalisierung innerhalb einer physikalischen Ebene und/oder in einer Media Access Control (MAC)-Ebene. Dies kann z.B. zur Ermittlung einer Kanallast vor dem Senden der vorbestimmten Nachricht geschehen. Bevorzugt werden Nachrichten höherer Ebenen nicht empfangen und ausgewertet, sondern ignoriert. Auf diese Weise verringert sich die Gesamtsystemlast in Bezug auf empfangene zu verarbeitende Nachrichten. Es ergeben sich daher die folgenden Vorteile hinsichtlich Kosten und Bauraumerfordernis. Es ist keine spezielle Sicherheits-Hardware, wie z.B. ein Application Specific Integrated Circuit (ASIC) oder ein Field Programmable Gate Array (FPGA) zur Prüfung von Signaturen empfangener Nachrichten erforderlich. Dabei können kleinere und leistungsschwächere Prozessoren verwendet werden, um die Nachrichten zu verarbeiten, was Bauraum, Abwärme und Energiebedarf verringert. Schließlich ist keine bzw. verringerte Software-Implementierung für die Empfangsseite erforderlich. Dies Alles verringert die Systemkomplexität und den Bauraumbedarf drastisch, so dass eine Integration der gesamten erfindungsgemäßen Vorrichtung in einen Dachbalken eines Sonderfahrzeugs möglich wird.
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Weiter bevorzugt kann auch das Aktivieren der Sondersignaleinrichtung und/oder des Sondereinsatzfahrzeugmoduls des Fortbewegungsmittels im Ansprechen auf einen Empfang einer fortbewegungsmittelexternen Nachricht erfolgen. Mit anderen Worten kann eine Nachricht (beispielsweise aus einer Einsatzleitzentrale) durch das Fortbewegungsmittel empfangen werden und ohne Interaktionserfordernis durch den Fahrer bzw. Anwender des Fortbewegungsmittels die Sondersignaleinrichtung und/oder das Sondereinsatzfahrzeugmodul in einen anderen Arbeitsmodus versetzt werden. Auf diese Weise ist eine schnelle Aktivierung der Sondersignaleinrichtung und/oder des Sondereinsatzfahrzeugmoduls möglich, ohne dass die Fahrzeugbesatzung von anderen Aufgaben abgelenkt wird. Somit wird die Verkehrssicherheit erhöht.
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Weiter bevorzugt kann das erfindungsgemäße Verfahren eine Ermittlung einer vordefinierten Position des Fortbewegungsmittels umfassen. Dies kann beispielsweise Mobilkommunikations-gestützt und/oder mittels eines Satelliten-basierten Ortungssystems erfolgen. Die Position des Fortbewegungsmittels kann dabei beispielsweise durch einen dem Fortbewegungsmittel zugewiesenen Einsatzort vordefiniert sein. Dieser kann beispielsweise durch die Fahrzeugbesatzung und/oder durch eine Einsatzleitzentrale vordefiniert sein. Alternativ oder zusätzlich kann auch ein vordefinierter Abstand von einem Einsatzort bzw. ein Umkreis um den zukünftigen Einsatzort ermittelt und zur Aktivierung der Sondersignaleinrichtung und/oder des Sondereinsatzfahrzeugmoduls herangezogen werden. Auf diese Weise kann die Fahrzeugbesatzung von der zusätzlichen Aufgabe eines Aktivierens der Sondersignaleinrichtung und/oder des Sondereinsatzfahrzeugmoduls entbunden werden. Zudem ist eine irrtümliche oder missbräuchliche Betätigung der Sondersignaleinrichtung und/oder des Sondereinsatzfahrzeugmoduls vermeidbar, sofern zur Aktivierung ein Erreichen einer vordefinierten Position zur Voraussetzung gemacht wird.
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Bevorzugt wird die vordefinierte Nachricht zyklisch gesendet. Beispielsweise werden CAM üblicherweise zwei- bis zehnmal pro Sekunde versandt. DENM werden üblicherweise ca. zweimal pro Sekunde versandt. In Abhängigkeit der Verkehrslage, des oder der Adressaten und der Natur der Verkehrsgefährdung kann somit ein geeignetes Nachrichtenformat gewählt werden, um die Verkehrsteilnehmer zu warnen.
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Weiter bevorzugt ist die vordefinierte Nachricht eingerichtet, von Verkehrsteilnehmern im Umfeld des Fortbewegungsmittels empfangen zu werden. Hierzu kann die vordefinierte Nachricht beispielsweise ausschließlich an Verkehrsteilnehmer gerichtet und adressiert werden, welche sich im Umfeld des Fortbewegungsmittels aufhalten. Diese Bedingung kann beispielsweise ebenfalls über Ortungsalgorithmen unter Verwendung eines Mobilkommunikationssystems und/oder eines Satelliten-gestützten Ortungssystems erfolgen. Alternativ oder zusätzlich kann die Sendeleistung beim Versenden der vordefinierten Nachricht entsprechend schwer zu adressierenden Verkehrsteilnehmer angepasst und unter Berücksichtigung der Umgebungsbedingungen justiert werden.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird eine Vorrichtung zur Warnung von Verkehrsteilnehmern vor einer Verkehrsgefährdung vorgeschlagen. Die Vorrichtung ist dabei insbesondere zur Fortbewegungsmittel-basierten Anwendung vorgesehen. Mit anderen Worten ist die Vorrichtung eingerichtet, in/an/auf einem Fortbewegungsmittel montiert und betrieben zu werden. Beispielsweise kann die Vorrichtung in einem Dachbalken auf einem Fahrzeugdach eines Sondereinsatzfahrzeugs angeordnet werden. Die Vorrichtung umfasst dabei eine Verarbeitungseinrichtung, die beispielsweise einen Mikroprozessor umfassen kann, welcher mittels Programmcode eingerichtet wird, ein Verfahren, wie es oben eingehend vorgestellt worden ist, auszuführen. Der Prozessor kann beispielsweise grundsätzlich auch für andere Funktionen des Fortbewegungsmittels Verwendung finden. Weiter wird eine Sendeeinrichtung zum Versenden einer vordefinierten Nachricht vorgesehen. Die Sendeeinrichtung kann dabei von der Verarbeitungseinrichtung aktiviert bzw. betrieben werden. Die Verarbeitungseinrichtung kann mit anderen Worten im Ansprechen auf ein erfolgreiches Prüfen oben genannter Bedingungen den Versand einer vordefinierten Nachricht (z.B. CAM und/oder DENM) durch die Sendeeinrichtung veranlassen. Die Bedingungen können beispielsweise durch Auswerten über einen Fahrzeugbus erhaltener Informationen geprüft werden.
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Bevorzugt umfasst die Vorrichtung ein Ortungssystem zur Ermittlung einer Position der Vorrichtung bzw. des Fortbewegungsmittels, in welchem sie eingesetzt wird. Selbstverständlich kann jedoch das Ortungssystem auch außerhalb der Vorrichtung angeordnet sein und die Vorrichtung lediglich entsprechende Informationen vom Ortungssystem erhalten.
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Sowohl durch eigene Sensorik als auch durch periphere Einrichtungen (Sensoren, Steuergeräte, Signalleitungen, insbesondere Bussysteme) kann die Vorrichtung Informationen (z.B. Betriebskenngrößen des Fortbewegungsmittels) erhalten, welche im Sinne der vorliegenden Erfindung zur Entscheidung (in Form einer erfolgreichen Verifikation der jeweiligen Information) über den Versand einer vordefinierten Nachricht herangezogen werden. Solche Informationen können beispielsweise ein (Hand-/Feststell-) Bremsenstatus, ein Motorweiterlaufsignal, eine vordefinierte Geschwindigkeit, ein Zeitsignal, ein Status der Sondersignaleinrichtung etc. sein. Alternativ oder zusätzlich können außerhalb des Fortbewegungsmittels erzeugte Nachrichten durch Einrichtungen des Fortbewegungsmittels empfangen und deren Informationen der erfindungsgemäßen Vorrichtung als Eingabegrößen, z.B. drahtgebunden zur Verfügung gestellt werden. Solche Eingabegrößen können z.B. (geographische) Koordinaten bezüglich eines Einsatzortes und/oder einer Gefahrenstelle sowie diesbezügliche Zusatzinformationen zur Beschaffenheit der Einsatzortes und/oder der Gefahrenstelle sein.
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Bevorzugt kann die Vorrichtung auch eine Sondersignaleinrichtung (z.B. umfassend ein Signalhorn und/oder eine Rundumkennleuchte etc.) umfassen oder mit einer Fortbewegungsmittel-basierten Sondersignaleinrichtung wirkverbunden sein. Selbstverständlich kann die Sendeeinrichtung auch als Sendeempfangseinrichtung ausgestaltet sein oder eine entsprechende Empfangsfunktionalität innerhalb der Vorrichtung an anderer Stelle vorgehalten werden. Es ergeben sich die in Verbindung mit dem erstgenannten Verfahrensaspekt der vorliegenden Erfindung ausgeführten Vorteile und Einsatzszenarien.
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Auch die erfindungsgemäße Vorrichtung kann als Nur-Sende-Einheit ausgestaltet sein oder empfangene Nachrichten oberhalb der MAC Ebene und/oder der physikalischen Ebene ignorieren. Mit anderen Worten ist der Empfangszweig der Vorrichtung bevorzugt stark eingeschränkt, beispielsweise nur zum Auswerten empfangener Nachrichten mit Kanallastrelevanz eingerichtet. Auf diese Weise ergeben sich die oben genannten Vorteile hinsichtlich Kosten, Systemkomplexität und Bauraumerfordernis.
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Gemäß einem dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Fortbewegungsmittel, umfassend eine Sondersignaleinrichtung, eine Sendeeinrichtung und insbesondere ein Ortungssystem, vorgeschlagen. Das Fortbewegungsmittel ist erfindungsgemäß weiter eingerichtet, ein oben erläutertes Verfahren durchzuführen. Hierbei kann das Fortbewegungsmittel auf eine Verarbeitungseinheit des ohnehin im Fortbewegungsmittel vorhandenen Ortungssystems (Navigationssystem) zurückgreifen. Bevorzugt ist das Fortbewegungsmittel durch eine Vorrichtung gemäß dem zweitgenannten Aspekt der vorliegenden Erfindung eingerichtet, das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen. Es ergeben sich die in Verbindung mit dem erstgenannten Verfahrensaspekt der vorliegenden Erfindung ausgeführten Vorteile und Einsatzszenarien.
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Figurenliste
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen im Detail beschrieben. In den Zeichnungen ist:
- 1 eine schematische Übersicht über Bestandteile einer Vorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
- 2 eine schematische Darstellung von Eingabe- und Ausgabegrößen einer Verarbeitungseinrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung;
- 3 ein Flussdiagramm, veranschaulichend Schritt gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung; und
- 4 eine schematische Ansicht eines Fortbewegungsmittels gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung.
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Ausführungsformen der Erfindung
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1 zeigt ein System 1 mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, wie es zur Ausführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens eingesetzt werden könnte. Das System 1 umfasst einen Sondereinsatzfahrzeugassistenten 2 als Sondereinsatzfahrzeug (SEF)-Modul, der nicht notwendigerweise im Dachbalken 10 des Fortbewegungsmittels angeordnet sein muss. Der Sondereinsatzfahrzeugassistent 2 gibt beispielsweise Ortungsdaten (GPS), Sirene an/aus und andere Betriebskenngrößen aus. Es erhält Diagnosedaten, Eingaben von einer Benutzerschnittstelle, der Human-Machine-Interface (HMI), sowie Car-to-Car (C2C)-Funktionen. Über einen CAN-Bus ist der Sondereinsatzfahrzeugassistent 2 mit einem Multifunktionssteuergerät (MFG) 3 sowie mit einem Sondereinsatzfahrzeug (SEF)-Warnmodul 8 als Verarbeitungseinrichtung in einem Dachbalken 10 eines Sondereinsatzfahrzeugs verbunden. Das Multifunktionssteuergerät 3 stellt dabei ein Gateway zwischen dem CAN-Bus 4 und einem Komfort-CAN 6 dar.
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Beispielsweise kann es einen Motorweiterlauf trotz abgezogenem Zündschlüssel ermöglichen und/oder eine Verriegelung des Fortbewegungsmittels trotz laufendem Motor. Der Dachbalken 10 umfasst zwei Lichtsignaleinheiten 12 sowie Lautsprecher 11 als Sondersignaleinrichtung. Zudem steht dem SEF-Warnmodul 8 eine Antenne 5 zur Verfügung, um Nachrichten und Ortungssignale empfangen und vordefinierte Nachrichten in die Fahrzeugumgebung aussenden zu können. Das SEF-Warnmodul 8 beinhaltet weiter ein Funktionsmodul 13 zum Senden einer vordefinierten Nachricht (Cooperative Awareness Message „CAM“/ Decentralized Environmental Notification Message „DENM“). Das Funktionsmodul 13 greift hierzu auf einen Car-to-Car (C2C)-Stack 14, umfassend ein CAM-Modul 15 und ein DENM-Modul 16, zu. Das SEF-Warnmodul 8 ist im Innern des Dachbalkens 10 angeordnet, an dessen Vorderseite eine (zum Zwecke der Darstellung freigeschnittene) Anzeige 17 angeordnet ist.
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2 zeigt ein SEF-Warnmodul 8 in einer schematischen Ansicht, welche die Eingabegrößen 80-85 und die Ausgabegrößen 86-90 visualisiert. Das SEF-Warnmodul 8 erhält vom Sondereinsatzfahrzeugassistenten 2 Informationen einer Satelliten-gestützten Ortung. Dies kann beispielsweise ein GPS-System, ein Glonass-System oder ein anderes Ortungssystem sein. Eine weitere Eingangsgröße 81 umfasst eine Information über den Status der Handbremse, welcher dem SEF-Warnmodul 8 vom Multifunktionssteuergerät 3 zur Verfügung gestellt wird. Ebenso stellt das Multifunktionssteuergerät 3 ein Signal 82 bezüglich der Motorweiterlaufschaltung zur Verfügung. Weitere Eingabegrößen sind die Ego-Geschwindigkeit 83 des Fortbewegungsmittels, die aktuelle Zeit 84 sowie der Status 85 der Sonderfahrtsignale, z.B. der Lichtsignaleinheiten (Rundumkennleuchten) 12, der Sirene (Martinshorn) 11. Erfindungsgemäß generiert das SEF-Warnmodul 8 eine erste Ausgabegröße 86 zur Kennzeichnung des aktuellen Einsatzzweckes (Einsatzfahrt oder Absicherung einer Gefahrenstelle). Dieser Einsatzzweck kann auch als „Einsatztyp“ bezeichnet werden. Hierbei kann auch eine Ortsangabe zur Gefahrenstelle bzw. Daten zur Identifikation einer geplanten Route einer Einsatzfahrt in die vordefinierte Nachricht inkludiert werden. Die Ausgabegröße 87 repräsentiert eine aktuelle Position des Sondereinsatzfahrzeugs. Die Ausgabegröße 88 enthält Informationen zur Gültigkeitsdauer der Nachricht bzw. eine Gültigkeitsdauer spezifischer in ihr enthaltener Informationen. Als Ausgabegröße 89 wird das Übertragungsintervall zur Verfügung gestellt, in welchem eine vordefinierte Nachricht neu verschickt wird, da mögliche Inhalte dieser Nachricht, wie z.B. Position und Geschwindigkeit, sich mit der Zeit verändern können, so dass eine aktuellere Nachricht erstellt und übertragen wird. Als Ausgabegröße 90 wird das Wiederholungsintervall zur Verfügung gestellt, welches unabhängig von einer vorbeschriebenen Änderung möglicher Nachrichteninhalte einen erneuten Sendevorgang für eine (unveränderte) Nachricht anstößt. Die Ausgabedaten 86-90 können alle oder in geeigneter Kombination in Form einer vordefinierten Nachricht durch das SEF-Warnmodul 8 und die Antenne 5 an Verkehrsteilnehmer im Umfeld des Fortbewegungsmittels gesendet werden.
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3 zeigt ein Flussdiagramm, veranschaulichend die Schritte gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung. In Schritt 100 werden eine Sondersignaleinrichtung und/oder ein SEF-Warnmodul des Fortbewegungsmittels aktiviert. Dies kann durch eine Aktion der Besatzung des Fortbewegungsmittels erfolgen, alternativ oder zusätzlich jedoch auch den Empfang einer vordefinierten Nachricht (beispielsweise aus einer Einsatzleitzentrale) involvieren. Anschließend wird in Schritt 200 überprüft, ob eine zusätzliche Bedingung oder eine Vielzahl zusätzlicher Bedingungen erfüllt sind. Diese können beispielsweise Werte bzw. Wertebereiche für die Geschwindigkeit des Fortbewegungsmittels, ein Status einer Feststellbremse, eine Fahrstufe oder einen Status der Motorweiterlaufschaltung des Fortbewegungsmittels umfassen. In Schritt 300 wird entschieden, ob die zusätzliche Bedingung bzw. erforderliche Vielzahl zusätzlicher Bedingungen erfüllt ist. Ist dies nicht der Fall (N), so wird in Schritt 200 mit der Prüfung auf die zusätzliche Bedingung fortgefahren. Ist die zusätzliche Bedingung jedoch erfüllt (Y), so wird bzw. werden in Schritt 400 eine CAM und/oder eine DENM automatisch gesendet. Mit anderen Worten ist eine weitere Aktion der Besatzung des Fortbewegungsmittels nicht erforderlich. Die CAM und/oder die DENM können standardisiert sein, beispielsweise gemäß dem ETSI-Standard.
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4 zeigt ein Sondereinsatzfahrzeug 20 als Fortbewegungsmittel, welches auf dem Dach einen Dachbalken 10 aufweist. Bei geeignetem Aufbau kann der Dachbalken die Bestandteile der erfindungsgemäßen Vorrichtung komplett umfassen. Der Aufbau und die Wirkungsweise sind in Verbindung mit den vorstehenden Figuren eingehend beschrieben worden, weshalb auf eine tiefergehende Diskussion zur Vermeidung von Wiederholungen verzichtet wird.
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Es ist ein Kerngedanke der vorliegenden Erfindung, ein automatisches Versenden von Warnnachrichten an Verkehrsteilnehmer dadurch stabil und kostengünstig zu realisieren, indem im Ansprechen auf ein Aktivieren einer Fortbewegungsmittel-basierten Sondersignaleinrichtung und/oder eines für Behördenfunktionen des Fortbewegungsmittels vorgesehenen Moduls automatisch eine vordefinierte Nachricht zur Warnung der Verkehrsteilnehmer versendet wird. Die erforderliche Hardware kann vorteilhafterweise durch eine Vorrichtung bereitgestellt werden, die in einen Dachbalken eines Sondereinsatzfahrzeugs integrierbar ist. Hierzu wird außerdem vorgeschlagen, einen Empfangszweig für drahtlose Nachrichten lediglich hinsichtlich der MAC Ebene und der physikalischen Ebene vorzusehen, nicht jedoch für Nachrichten höherer Ebene, so dass letztere ignoriert werden.
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Auch wenn die erfindungsgemäßen Aspekte und vorteilhaften Ausführungsformen anhand der in Verbindung mit den beigefügten Zeichnungsfiguren erläuterten Ausführungsbeispiele im Detail beschrieben worden sind, sind für den Fachmann Modifikationen und Kombinationen von Merkmalen der dargestellten Ausführungsbeispiele möglich, ohne den Bereich der vorliegenden Erfindung zu verlassen, deren Schutzbereich durch die beigefügten Ansprüche definiert wird.