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Die Erfindung betrifft ein automatisches Rückstellsystem für die Schließnase elektronischer Schließzylinder – vorzugsweise im Einsatz mit Panikschlössern.
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Panikschlösser zeichnen sich dadurch aus, dass von der Türinnenseite her durch bloße Drückerbetätigung sowohl Riegel als auch Falle ins Schloss eingezogen werden. Panikschlösser stellen deshalb an den Zylinder die Anforderung, dass die Schließnase immer in einer unteren neutralen Position stehen muss, anderenfalls die Schließnase eine Betätigung durch den türinnenseitigen Drücker blockieren kann. Bei schlüsselbetätigten Zylindern wird diese Forderung immer dadurch erfüllt, dass zum Schlüsselabzug der Zylinder in eine definierte Position gedreht werden muss, die für die Schließnase die untere neutrale Position darstellt.
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Bei elektronischen Schließzylindern, die entweder gar keinen Einschubschlüssel benötigen oder – falls doch – zumindest keine definierte Abzugsposition fordern, kann dagegen die Schließnase nach Schlossbetätigung in fast jeder beliebigen Position stehen. Diese Schließzylinder sind deswegen zum Einsatz an Panikschlössern nicht geeignet.
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Beim Verriegeln von Panikschlössern greift die Schließnase einseitig in den zu verschiebenden Riegel ein, um nach einer gewissen Drehbewegung den dann verschobenen Riegel an der entgegengesetzten Seite wieder zu verlassen. Von dem Punkt aus, wo die Schließnase den Riegel verlässt, ist eine Weiter- bzw. Rückdrehung der Schließnase erforderlich, um die Schließnase zuverlässig aus dem Bereich weg zu bewegen, wo er eine Blockierung des drückerbetätigten Öffnungsvorgangs bewirken könnte.
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Stand der Technik:
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Von sperrenden elektronischen Schließsystemen her, bei denen im Ruhezustand des Systems die Achse gesperrt ist, sind Lösungen bekannt, die ein Weiterdrehen oder ein Zurückdrehen der zu sperrenden Achse bewirken, zum Zweck, ein Sperr-Rad immer in eine definierte Position zu führen, in der dann ein Sperrelement eingreifen kann.
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Ein Ausführungsbeispiel ist in der
DE 296 02 962 U1 beschrieben. Eine Kurvenscheibe liegt in einer Ebene mit einer Sperrplatte, die durch eine Feder gegen die Kurvenscheibe gezogen wird.
17 zeigt die Wirkung der unter Federspannung stehenden Sperrplatte auf die Kurvenscheibe. Wird die Kurvenscheibe nach links oder rechts aus ihrer Anfangslage herausgedreht, so bewirkt die Federkraft ein Weiterdrehen der Kurvenscheibe um einen Winkel von ca. 45°.
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Diese Lösung hat den Nachteil, dass sie nur ein Vor- oder Zurückdrehen der Achse um ca. 45° bewirkt, was für Panikschlösser nicht immer ausreichend ist und ganz wesentlich ist, weil Panikschlösser verschiedener Fabrikate unterschiedliche Winkelstellungen des Nockens beim Eingriff in den Riegel und beim Austritt aus dem Riegel haben. Es wäre demnach für jedes Schlossfabrikat eine aufwendige Einstellung des Rückstellelementes relativ zum Nocken durchzuführen.
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In der
EP 2 345 782 A1 wird ein Anti-Panik-Zylinder vorgestellt, bei dem der Rückstellmechanismus aus einer vom Zylindergehäuse aufgenommenen drehbar angeordneten Hülse und einem Stellelement gebildet ist. Die Hülse umgibt einen sich in axialer Richtung erstreckenden Abschnitt des Zylinderkerns, ist auf einer Seite mit der Schließnase verbunden und weist eine schräg um die Längsachse der Hülse verlaufende Nut auf. Das Stellelement ist vom Zylindergehäuse aufgenommen und in diesem axial verschieblich angeordnet, ist gegen die Kraft einer Feder gelagert, greift in die Nut der Hülse ein und dreht die Schließnase in die vorbestimmte Position. Nachteilig ist an dieser Lösung zu werten, dass ein Bohrschutz nur mit großem Aufwand möglich ist, dass das Stellelement wegen kurzer Führung zum Kippen neigen könnte, dass keine Verlängerung des Zylinderkörpers möglich ist und dass die Herstellung relativ aufwändig ist.
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Ein weiteres Ausführungsbeispiel ist in der deutschen Patentanmeldung
DE 102 43 615 A1 beschrieben. Eine Scheibe ist drehfest auf die Achse aufgesetzt. Die Scheibe trägt einen Zapfen, in den einseitig eine Zugfeder eingesetzt ist. Die andere Seite der Zugfeder ist gegen das Türblatt oder gegen eine Montageplatte verankert. Die Zugfeder sorgt dafür, dass die Schließnase nach Austritt aus dem Riegel mindestens 60° weitergedreht wird bis zu einer definierten Position, in welcher eine Blockierung der Panikfunktion durch die Schließnase ausgeschlossen ist. Diese Lösung hat den Nachteil, dass sie ein relativ großes Bauvolumen beansprucht, so dass das elektronische Zylindersystem nicht in der vom Markt gewünschten Kompaktheit gebaut werden kann.
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In der
DE 103 16 522 B3 wird ein automatisches Rückstellsystem für elektronische Schließsysteme vorgestellt. Eine leichtgängig gelagerte Achse trägt einen exzentrischen Kern, auf den ein Kugellager aufgesetzt ist. Eine Feder übt radiale Druckkräfte auf das Kugellager aus. Die Feder ist in einem Gehäuse verankert, das fest an den Schließzylinder angebunden oder selbst Bestandteil des Schließzylinders ist. Dieses Rückstellsystem bewirkt, dass die Schließnase nach Austritt aus dem Riegel weiter- bzw. zurück gedreht wird bis zu einer definierten Position, in welcher eine Blockierung der Panikfunktion durch die Schließnase ausgeschlossen ist. Diese Lösung hat den Nachteil, dass durch den erhaben aufgebauten exzentrischen Bereich und durch das aufgesetzte Kugellager innerhalb des Zylinderkörpers viel Bauraum verbaut wird, so dass deshalb der verbleibende und für andere Funktionen nutzbare Freiraum innerhalb der Achse arg reduziert ist.
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Aufgabenstellung:
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Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein automatisches Rückstellsystem für elektronische Schließzylinder im Einsatz mit Panikschlössern zu entwickeln, das ein Weiter- oder Zurückdrehen der Zylinderachse (und damit der Schließnase) bis zu einer definierten Endposition bewirkt, in welcher die Schließnase in ihrer Ruheposition steht und somit eine Blockierung der Panikfunktion – unabhängig vom Schlossfabrikat und seiner jeweiligen Gestaltung – ausgeschlossen ist. Die Aufgabe der Erfindung besteht weiterhin darin, dieses Rückstellsystem so kompakt zu gestalten, dass der Durchmesser der Zylinderachse und damit der nutzbare Freiraum innerhalb der Achse deutlich größer als nach dem bisherigen Stand der Technik realisiert werden kann.
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Es wird eine Lösung vorgestellt:
- – Lösung 1 umfasst den Patentanspruch 1
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Lösung 1
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Die Aufgabe wird vorteilhaft gelöst durch die im Patentanspruch 1 aufgeführten Maßnahmen. Eine Achse ist durch ein elastisches Verbindungselement drehfest mit einem drehbaren Gegenlager-Element verbunden, das im oder auf dem Zylinderkörper angeordnet ist. Ein exzentrischer Bereich ist entweder drehfest mit der Achse verbunden (als Einstich in der Achse oder erhaben auf der Achse oder separat von der Achse im Zylinderkörper gelagert) oder er ist auf dem Gegenlager-Element aufgesetzt.
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Betrachten wir zunächst die Version, bei welcher der exzentrische Bereich als Einstich in der Achse ausgeführt ist. Das elastische Verbindungselement wird gedehnt und in gedehntem Zustand drehfest auf den exzentrischen Bereich und auf das drehbare Gegenlager-Element aufgespannt und übt in diesem aufgespannten Zustand radiale Druckkräfte auf den exzentrischen Bereich aus.
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Nach Ende einer Schließbetätigung bleibt die Schließnase nicht in undefinierter Position stehen: durch den radialen Druck des elastischen Bands auf den exzentrischen Bereich wird ein Weiter- bzw. Zurückdrehen der Achse bewirkt, bis die Position minimaler Auslenkung des exzentrischen Bereichs der Achse oben steht. Diese Drehposition des exzentrischen Bereichs der Achse bezeichnen wir als „Endposition”. Exzentrischer Bereich und Schließnase sind beide drehfest mit der Achse verbunden. Exzentrischer Bereich und Schließnase sind einander so zugeordnet, dass die Schließnase ihre untere neutrale Position erreicht, sobald der exzentrische Bereich in seiner „Endposition” steht. Steht die Schließnase in ihrer unteren neutralen Position, ist eine Blockierung der Schlossbetätigung durch die Schließnase ausgeschlossen.
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Das Rückstellsystem sorgt dafür, dass die Schließnase nach jeder Drehbetätigung zuverlässig in ihre untere neutrale Position zurückgeführt wird. Im Stand der Technik wurde dem exzentrischen Bereich ein Kugellager aufgesetzt und damit der mögliche Durchmesser der Achse verkleinert. In der erfindungsgemäßen Lösung wird kein solches aufgesetztes Kugellager benötigt. Stattdessen läuft nur ein schmales Verbindungselement im exzentrischen Einstich der Achse. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass der nutzbare Durchmesser der Achse verglichen mit dem Stand der Technik größer gestaltet werden kann. Auf diese Weise wird die Möglichkeit gewonnen, den Durchmesser der Achse und damit den anderweitig nutzbaren Freiraum innerhalb der Achse zu vergrößern. Damit ist die Aufgabe der Erfindung erfüllt.
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Ein weiterer Vorteil dieser Ausführung besteht darin, dass man bei Bedarf das geschilderte Rückstellsystem auch außerhalb des Zylinderkörpers realisieren könnte. Eine solche Version würde sich anbieten, wenn man im Zylinderkörper noch mehr freien Bauraum im Achsdurchmesser gewinnen möchte.
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Ausführungsbeispiele
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Ausführungsbeispiel der Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung beschrieben.
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1 zeigt einen geschnittenen Profilzylinder mit integriertem automatischen Rückstellsystem und eine geschnittene Seitenansicht.
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1 zeigt einen geschnittenen Profilzylinder mit integriertem automatischen Rückstellsystem und eine geschnittene Seitenansicht. Im Zylinderkörper (1) läuft eine Achse (2), die leichtgängig drehbar gelagert ist (Lagerung zeichnerisch nicht dargestellt). Die Achse (2) trägt drehfest einen exzentrischen Bereich, der einen exzentrischen Versatz (3) gegenüber der Achse (2) aufweist. Der exzentrische Bereich ist durch einen Einstich in die Achse (2) ausgeführt. Als Gegenlager im Zylinderkörper (1) ist ein Bolzen (6) fest angeordnet, dem ein Kugellager (5) aufgesetzt ist. Die Achse (2) ist durch ein elastisches Verbindungselement (4) drehfest mit dem Kugellager (5) des Bolzens (6) verbunden.
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Das elastische Verbindungselement (4) wird gedehnt und in gedehntem Zustand drehfest auf den exzentrischen Bereich der Achse (2) und auf das Kugellager (5) des Bolzens (6) aufgespannt und übt in diesem aufgespannten Zustand radiale Druckkräfte auf den exzentrischen Bereich der Achse (2) aus. Nach Ende einer Schließbetätigung bleibt die Schließnase nicht in undefinierter Position stehen: durch den radialen Druck des elastischen Verbindungselements (4) auf den exzentrischen Bereich wird ein Weiter- bzw. Zurückdrehen der Achse bewirkt, bis die Position minimaler Auslenkung des exzentrischen Bereichs oben steht. Diese Drehposition des exzentrischen Bereichs bezeichnen wir als „Endposition”. Exzentrischer Bereich und Schließnase sind beide drehfest mit der Achse verbunden. Exzentrischer Bereich und Schließnase sind einander so zugeordnet, dass die Schließnase ihre untere neutrale Position erreicht, sobald der exzentrische Bereich in seiner „Endposition” steht. Steht die Schließnase in ihrer unteren neutralen Position, ist eine Blockierung der Schlossbetätigung durch die Schließnase ausgeschlossen. Das Rückstellsystem sorgt dafür, dass die Schließnase nach jeder Drehbetätigung zuverlässig in ihre untere neutrale Position zurückgeführt wird.